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KAPITEL ZWEI

Obwohl Mackenzie ihren Wecker auf 8 Uhr gestellt hatte, wurde sie von der Vibration ihres Handys um 6:45 Uhr geweckt. Sie stöhnte als sie aufwachte. Wenn das Harry ist, der sich für etwas entschuldigen will, was er nicht einmal getan hatte, bringe ich ihn um, dachte sie. Immer noch im Halbschlaf griff sie nach ihrem Handy und las das Display durch ihre verschwommen Augen.

Sie war erleichtert zu sehen, dass es nicht Harry war, sondern Colby.

Verblüfft nahm sie ab. Colby war normalerweise keine Frühaufsteherin und sie hatten seit einer Woche nicht mehr miteinander gesprochen. Colby war wahrscheinlich aufgeregt wegen dem Abschluss und der ungewissen Zukunft. Colby war die einzige Freundin die Mackenzie hier in Quantico hatte, sie hatte getan was sie konnte, um diese Freundschaft am Leben zu erhalten – auch wenn das bedeutete einen frühen Anruf am Morgen der Abschlussfeier entgegenzunehmen, nachdem sie nur viereinhalb Stunden vorher eingeschlafen war.

“Hey Colby”, sagte sie. “Was ist los?”

“Hast du geschlafen?”, fragte Colby.

“Ja.”

“Oh mein Gott, das tut mir leid. Ich dachte du bist schon ganz früh auf, mit allem was hier los ist.”

“Es ist nur die Abschlussfeier”, sagte Mackenzie.

“Ha! Ich wünschte das wär alles”, sagte Colby in leicht hysterischem Tonfall.

“Geht’s dir gut?” frage Mackenzie und setzte sich langsam im Bett auf.

“Es geht schon”, sagte Colby. “Hör mal … kannst du zum Starbucks an der Fünften Straße kommen?”

“Wann?”

“Sobald du kannst. Ich gehe jetzt raus.”

Mackenzie wollte nicht gehen – sie wollte nicht einmal aufstehen. Aber sie hatte Colby noch nie so gehört. Und an einem solch wichtigen Tag dachte sie, müsste sie für ihre Freundin da sein.

“Gib mir 20 Minuten”, erwiderte Mackenzie.

Mit einem Seufzen stand Mackenzie auf und erledigte nur die schnellsten Dinge, um sich fertig zu machen. Sie putzte ihre Zähne, zog sich einen Kapuzenpulli und Laufhosen an, knotete ihr Haar in einen losen Ponyschwanz und ging los.

Als sie die sechs Blöcke zur 5. Straße lief, begann das Gewicht des Tages auf ihr zu lasten. Sie machte heute noch vor Mittag ihren Abschluss von der FBI Akademie, als eine der Top 5 ihrer Klasse. Anders als die anderen Absolventen die sie im Laufe der letzten 20 Wochen oder so kennengelernt hatte, würde sie keine Familie dabei haben, um ihre Leistung zu feiern. Sie wäre alleine, wie die meiste Zeit in ihrem Leben, seit sie 16 Jahre alt war. Sie versuchte sich selbst davon zu überzeugen, das ihr das nichts ausmachte, aber es machte ihr was aus. Es erschuf keine Traurigkeit in ihr, aber eine merkwürdige Art von Angst die so alt war, dass seine Kanten schon abgestumpft waren.

Als sie bei Starbucks ankam, bemerkte sie, dass der Verkehr ein wenig mehr als üblich war – wahrscheinlich die Angehörigen und Freunde von anderen Absolventen. Sie schüttelte den Gedanken dennoch ab. Sie hatte die letzten zehn Jahre ihres Lebens damit verbracht, sich nicht den Dreck darum zu scheren, was ihre Mutter und ihre Schwester von ihr dachten, warum sollte sie jetzt damit anfangen?

Als sie Starbucks betrat, sah sie, dass Colby bereits da war. Sie nippte an einer Tasse und schaute nachdenklich aus dem Fenster. Eine zweite Tasse stand vor ihr; Mackenzie nahm an, dass die für sie war. Sie setzte sich Colby gegenüber und machte eine Show daraus, wie müde sie war und verengte ihre Augen in mürrischer Weise als sie Platz nahm.

“Ist das meiner?” fragte Mackenzie und griff nach dem zweiten Becher.

“Ja”, sagte Colby. Sie sah müde, traurig und überhaupt mürrisch aus.

“Was ist den los?” fragte Mackenzie und erstickte damit jeden Versuch um den heißen Brei herumzureden.

“Ich mache keinen Abschluss”, sagte Colby.

“Was?” fragte Mackenzie ehrlich überrascht. “Ich dachte, du hast alles mit Bravour bestanden.”

“Hab ich. Es ist einfach … ich weiß nicht. Die Akademie alleine hat mich schon ausgebrannt.”

“Colby… das meinst du nicht im Ernst.”

Ihr Ton war ein wenig schärfer, aber das war ihr egal. Das war nicht Colby. So eine Entscheidung war mit tiefer Betrachtung daher gegangen. Das war kein Zufall, kein letzter dramatischer Atemzug einer Frau, die von Nervosität geplagt war.

Wie konnte sie jetzt einfach aufhören?

“Ich meine es ernst”, sagte Colby. “Ich war nicht mehr mit Leidenschaft dabei die letzten drei Wochen oder so. Ich bin manchmal nach Hause gegangen und habe geweint, weil ich mich so gefangen gefühlt habe. Ich will das einfach nicht mehr.”

Mackenzie war fassunglos; sie wusste kaum noch was sie sagen sollte.

“Tja, der Tag des Abschluss ist eine schwierige Zeit um eine Entscheidung zu treffen.”

Colby zuckt mit den Ackseln und schaute wieder aus dem Fenster. Sie sah fertig aus. Besiegt.

“Colby … du kannst nicht aufhören. Tu das nicht.” Was ihr auf der Zunge lag, sie aber nicht sagte war: Wenn du jetzt aufhörst, dann haben die letzten zwanzig Wochen keine Bedeutung gehabt. Es macht dich außerdem zum Aufgeber.

“Naja, aber ich höre nicht wirklich auf”, sagte Colby. “Ich werde zur Abschlussfeier heute gehen. Ich muss tatsächlich. Meine Eltern kommen aus Florida, also muss ich hingehen. Aber nach heute, wars das.”

Als Mackenzie an der Akademie begann, hatten die Lehrer sie gewarnt, dass die Abbrecher Rate unter den potenziellen Agenten während der zwanzigwöchigen Akademie Ausbildung bei zwanzig Prozent lag – und in der Vergangenheit auch bis auf dreißig angestiegen war. Aber das Colby jetzt dazu gehörte, machte einfach keinen Sinn.

Colby war zu stark – zu bestimmt. Wie zum Teufel konnte sie so eine Entscheidung auf so leichtfertige Art treffen?

“Was machst du dann?” fragte Mackenzie. “Wenn du all das jetzt hinter dir lässt, was sind deine neuen beruflichen Pläne?”

“Ich weiß nicht”, sagte sie. Vielleicht etwas mit Verhinderung des Menschenhandels. Forschung und Ressourcen oder so etwas. Ich meine, ich muss keine Agentin sein, stimmts?”

Es gibt viele andere Möglichkeiten. Ich will nur keine Agentin sein.”

“Du meinst das wirklich ernst”, sagte Mackenzie trocken.

“Ja, das meine ich ernst. Ich wollte dir das nur sagen, denn nach dem Abschluss werden meine Eltern mich voll in Beschlag nehmen.

Oh, du arme, dachte Mackenzie sarkastisch. Das muss schrecklich sein.

“Ich verstehe das nicht”, sagte Mackenzie.

“Das erwarte ich auch nicht. Du bist toll als Agentin. Du liebst es. Ich glaube du bist dafür gemacht, weisst du? Bei mir …. Ich weiß es nicht. Abgestürzt und ausgebrannt, glaube ich.”

“Gott, Colby… Es tut mir leid.”

“Das muss es nicht” erwiderte sie. “Wenn ich meine Eltern erst einmal zurück nach Florida geschickt habe, dann ist der ganze Druck weg. Ich werde ihnen sagen, das ich einfach nicht für diese Ausbildung gemacht war, die mir zugetragen wurde. Und dann kann ich machen was ich will, denk ich.”

“Tja,… dann viel Glück, sag ich mal”, sagte Mackenzie.

“Nichts davon bitte”, sagte Colby. “Du schließt als eine der Top 5 heute ab. Lasse dich nicht von meinem Drama herunterziehen. Du warst eine sehr gute Freundin, Mac. Ich wollte, dass du das von mir hörst und nicht erst in ein paar Wochen merkst, das ich nicht da bin.”

Mackenzie machte keinen Versuch ihre Enttäuschung zu verbergen. Sie hasste das Gefühl, dass sie auf kindische Taktiken zurückgreifen musste, aber sie bleib eine Weile still und nippte an ihrem Kaffee.

“Was ist mir dir?” fragte Colby. “Kommen Familie oder Freunde von dir?”

“Keiner”, sagte Mackenzie.

“Oh”, sagte Colby ein wenig peinlich berührt. “Das tut mir leid, dass wusste ich nicht—“

“Kein Grund sich zu entschuldigen”, sagte Mackenzie. Es war jetzt an ihr starr aus dem Fenster zu schauen, als sie hinzufügte: “Ich mag das eigentlich so.”

***

Mackenzie war unbeeindruckt von der Abschlusszeremonie. Es war wirklich nichts weiter als eine formalisierte Version ihres High School Abschlusses und nicht so klassisch und formal wie ihr College Abschluss. Während sie darauf wartete, dass sie aufgerufen wurde, hatte sie viel Zeit an diese Abschlüsse zurückzudenken und wie ihre Familie mit jedem Abschluss weiter und weiter in den Hintergrund gerückt war.

Sie konnte  sich darin erinnern fast geweint zu haben, als sie bei ihrem High School Abschluss auf die Bühne ging, traurig von der Tatsache, dass ihr Vate sie nie aufwachsen sehen würde. Sie hatte das schon während ihrer Teenager Jahre gewusst, aber es war die Tatsache die wie ein Stein einschlug, als sie zur Bühne ging, um ihr Diploma in Empfang zu nehmen. Es war nichts, was sie sehr im College aufgeregt hätte. Als sie bei ihrem College Abschluss auf die Bühne gegangen war, hatte niemand von ihrer Familie im Publikum gesessen. Es war, wie sie während der Zeremonie der Akademie erkannte, der ausschlaggebende Moment als sie ein für allemal entschied, dass sie es vorzog, bei den meisten Dingen in ihrem Leben alleine zu sein. Wenn ihre Familie kein Interesse an ihr hatte, dann hatte sie auch kein Interesse an ihnen.

Die Zeremonie endete ohne viel Fanfare und als sie vorbei war, entdeckte sie Colby die Fotos mit ihrer Mutter und ihrem Vater auf der anderen Seite der großen Lobby machte, die die Absolventen und ihre Gäste anschließend ausfüllten. Von dem was Mackenzie sagen konnte, machte Colby einen tollen Job dabei, ihren Unmut vor ihren Eltern zu verbergen. Die ganze Zeit strahlten ihre Eltern stolz.

Mit einem unwohlen Gefühl und mit nichts anderem zu tun fragte Mackenzie sich, wie schnell sie aus der Versammlung kommen, nach Hause gehen und aus ihrer Abschlussrobe steigen könnte und das erste, der wahrscheinlich mehreren Biere an dem Nachmittag öffnen könnte. Als sie zum Ausgang ging, hörte sie eine bekannte Stimme hinter ihr, die ihren Namen rief.

“Hey Mackenzie”, sagte die männliche Stimme. Sie wusste sofort, wer es war – nicht nur wegen der Stimme selbst, sondern auch weil es nur wenige Menschen gab, die sie Mackenzie in dieser Umgebung riefen, anstatt nur White.

Es war Ellington. Er trug einen Anzug und sah genauso unwohl aus, wie Mackenzie sich fühlte. Trotzdem war das Lächeln, dass er ihr schenkte ein bisschen zu angenehm. Aber in diesem Moment war ihr das egal.

“Hi, Agent Ellington.”

“Ich glaube, in so einer Situation ist es in Ordnung mich Jared zu nennen.”

“Ich bevorzuge Ellington”, sagte sie mit einem kurzen Lächeln.

“Wie geht es dir?” fragte er.

Sie zuckte mit den Achseln, erkannte gerade, wie gerne sie hier raus sein würde. Sie könnte sich selber alle Lügen die sie wollte erzählen, aber die Tatsache, dass sie keine Familie, Freunde oder einen Freund dabei hatte, begann auf ihr zu lasten.

“Nur ein Achselzucken?” fragte Ellington.

“Naja, wie sollte ich mich fühlen?”

“Erledigt. Stolz. Aufgeregt. Nur mal um ein paar Dinge zu nennen.”

“Ich bin all diese Dinge”, sagte sie. “Es ist nur …. Ich weiß nicht. Die ganze Zeremonie ist ein wenig viel.”

“Das kann ich verstehen”, antwortete Ellington. “Gott, ich hasse es Anzüge zu tragen.”

Mackenzie wollte gerade was erwidern – vielleicht darüber, wie gut ihm der Anzug stand – als sie McGrath hinter Ellington auftauchen sah. Er lächelte sie ebenfalls an, aber anders als Ellingtons Lächeln schien seins aufgesetzt. Er streckte die Hand nach ihr aus und sie nahm sie, überrascht davon wie schlaff sein Griff war.

“Ich freue mich, dass Sie es geschafft haben”, sagte McGrath. “Ich weiß, dass Sie eine glänzende und vielversprechende Karriere vor sich haben.”

“Kein Druck oder so, ja?” erwiderte Ellington.

“Die Top 5”, sagte McGrath und gab Mackenzie gar nicht die Gelegenheit irgendwas zu sagen. “Tolle Arbeit, White.”

“Danke Sir!”, war alles was sie sagen konnte.

Mc Grath lehnte sich ganz geschäftlich zu ihr herüber. “Ich möchte gerne, dass Sie am Montag, um 8 Uhr morgens in mein Büro kommen. Ich will Sie so schnell wie möglich einarbeiten. Ich habe bereits einen Entwurf für Ihre Papiere aufgesetzt – Ich habe mich schon vor langer Zeit darum gekümmert, sodass alles fertig ist, wenn der Tag kommt. So sehr habe ich an Sie geglaubt. Also … lassen Sie uns nicht länger warten. Montag um Acht. Ist das ok?”

“Natürlich”, sagte sie überrascht von dieser uncharakteristischen  Darstellung an begeisterter Unterstützung.

Er lächelte, schüttelte ihre Hand erneut und verschwand dann schnell in der Menge.

Als McGrath weg war, gab Ellington ihr einen perpexlen Blick und ein breites Grinsen.

“Er hat also gute Laune. Und ich kann dir sagen, das passiert nicht so oft.”

“Tja, es ist ein großer Tag für ihn, glaube ich”, sagte Mackenzie. “Ein ganz neuer Talentpool aus dem er wählen und auswählen kann.”

“Das stimmt”, sagte Ellington. “Aber Spaß beiseite, der Mann ist wirklich klug, wie er neue Agenten benutzt. Denk daran, wenn du dich mit ihm am Montag triffst.”

Eine merkwürdige Stille trat zwischen ihnen ein; es war eine Stille an die sie sich gewöhnt hatten und die eine Grundlage ihrer Freundschaft geworden war – oder was auch immer zwischen ihnen vor sich ging.

“Naja”, sagte Ellington. “Ich wollte dir einfach nur gratulieren. Und ich möchte, dass du weißt, dass du immer eingeladen bist mich anzurufen, wenn die Dinge zu real werden. Ich weiß, das hört sich blöd an – sogar für die berüchtigte Mackenzie White – du wirst jemanden brauchen, bei dem du Luft ablassen kannst. Es kann dich schnell erwischen.”

“Danke”, erwiderte sie.

Dann plötzlich wollte sie ihn fragen, ob er mit ihr kommen würde – nicht auf eine romantische Art, sondern einfach nur, um ein bekanntes Gesicht bei ihr zu haben. Sie kannte ihn relativ gut und obwohl sie zwiespältige Gefühle ihm gegenüber hegte, wollte sie ihn an ihrer Seite haben. Sie hasste es, es zuzugeben aber sie fühlte, dass sie etwas tun sollte, um diesen Tag und diesen Moment in ihrem Leben zu feiern. Auch wenn das ein paar merkwürdige Stunden mit Ellington bedeutete, wäre es besser (und wahrscheinlich produktiver) als herumzusitzen und sich selbst leid zu tun und alleine zu trinken.

Aber sie sagte nichts. Und sogar dann, wenn sie den Mut aufgebracht hatte, wäre es egal gewesen. Ellington gab ihr schnell ein Nicken und verschwand dann wie McGrath in der Menge.

Mackenzie stand für einen Moment so da und tat ihr bestes, um das ansteigende Gefühl des Alleinseins abzuschütteln.

KAPITEL DREI

Als Mackenzie an ihrem ersten Arbeitstag am Montag zur Arbeit ging, konnte sie Ellingtons Wörter nicht abschalten, sie liefen in ihrem Kopf wie ein Mantra: Der Mann ist wirklich klug, wie er neue Agenten benutzt. Denke daran, wenn du dich am Montag mit ihm triffst.

Sie versuchte sich damit zu beruhigen, denn wenn sie ehrlich war, war sie nervös. Es wurde auch nicht besser, als sie einen von McGraths Männern, Walter Hasbrook, traf, jetzt ihr Abteilungsleiter, der sie wie ein Kind zum Aufzug leitete. Walter sah aus wie sechzig und hatte ungefähr dreißig Pfund Übergewicht. Er hatte keine Persönlichkeit und obwohl Mackenzie nichts gegen ihn hatte, mochte sie trotzdem seine Art nicht, wie er ihr alles erklärte, als wenn sie blöd wäre.

Das änderte sich auch nicht, als er sie in den dritten Stock begleitete, wo ein Labyrinth von Kabinen, wie in einem Zoo verstreut waren. Agenten saßen in jeder Kabine, einige telefonierten, während andere am Computer tippten.

“Und das ist Ihre”, sagte Hasbrook und zeigte auf eine Kabine in der Mitte in der äußeren Reihe. “Das ist die Zentrale für Rercherchen und Beobachtung. Sie werden dort ein paar E-Mails finden, die Ihnen Zugang zum Server geben, sowie eine Kontaktliste für das Büro.”

Sie trat in ihre Kabine und fühlte sich ein wenig ernüchtert, aber immer noch nervös. Nein, das war nicht der aufregende Fall mit dem sie gehofft hatte ihre Karriere zu starten, aber es war trotzdem der erste Schritt auf einer Reise in Richtung alles, wofür sie gearbeitet hatte, seitdem sie die High School beendet hatte.

Sie zog den rollenden Stuhl heran und ließ sich in den Sitz fallen.

Der Laptop vor ihr, war jetzt ihrer. Das war eine der Stichpunkte die Hasbrook mit ihr durchgegangen war. Der Tisch war ihrer, die Kabine, der ganze Platz. Es war nicht glamourös, aber es war ihr Platz.

“In Ihrer E-Mail werden Sie die Details ihrer ersten Aufgabe finden,” erklärte Hasbrook. “Wenn ich Sie wäre, würde ich direkt anfangen. Sie müssten den aufsichtsführenden Agenten des Falls anrufen zum Abstimmen, aber Sie sollten am Ende des Tages da schon richtig drin sein.”

“Verstanden”, antwortete sie und machte den Computer an. Ein Teil von ihr war immer noch wütend, dass sie mit einem Schreibtischjob abgespeist worden war. Sie wollte etwas im Einsatzgebiet; nach allem was McGrath ihr gesagt hatte, hatte sie so etwas erwartet.

Egal, was für eine tolle Geschichte du hast, sagte sie zu sich selbst, du kannst nicht ewarten als Starbesetzung anzufangen. Vielleicht musst du so deine Schulden zahlen oder es war McGraths Art zu zeigen, wer der Chef ist, um sie so ihres Platzes zu verweisen.

Bevor Mackenzie noch weiter auf seine trockenen und montonen Anweisungen antworten konnte, hatte Hasbrook sich bereits weggedreht. Er ging schnell zurück zum Fahrstuhl, als wenn er froh wäre, mit den unbedeutenden Aufgaben des Tages fertig zu sein.

Als er weg war und sie in ihrer Kabine alleine war, loggte sie sich auf ihren Computer ein und fragte sich, warum sie so nervös war.

Weil es das ist, dachte sie. Ich habe hart gearbeitet um hier her zu kommen und jetzt bin ich da. Alle Augen ruhen jetzt auf mir, jetzt kann ich nichts mehr falsch machen – auch wenn es nur ein beliebiger Bürojob ist.

Sie überprüfte ihre E-Mails und schickte alle notwendigen Antworten ab, um an ihrer Aufgabe zu arbeiten. Innerhalb einer Stunde hatte sie alle nötigen Dokumente und Ressourcen zusammen. Sie wollte ihr bestes geben, um McGrath jeden Grund zu geben, dass er sah dass er ihr Talent hinter einem Schreibtisch verschwendete.

Sie vertieft sich in Karten, Handy Aufzeichnungen und GPS Daten und arbeitete daran, die Lage von zwei potenziellen Verdächtigen zu lokalisieren, die in einen Sexhandel verwickelt waren. Nach dem sie sich eine Stunde lang intensiv damit beschäftigt hatte, fühlte sie sich damit verbunden. Die Tatsache, dass sie nicht auf der Straße war und aktiv daran arbeitete, Männer wie diese zu Fall zu bringen, machte ihr in diesem Moment nichts aus. Sie war konzentriert und sie hatte ein Ziel im Auge; das war alles was sie brauchte.

Ja, ok es war untergeordnet und mega langweilig, aber sie würde sich davon in ihrer Arbeit nicht abhalten lassen. Sie machte Mittagspause und machte sich danach wieder daran, sie arbeitete mit Eifer und erzielte Ergebnisse. Als der Tag endete, mailte sie dem Abteilungsleiter ihre Ergebnisse und ging nach Hause. Sie hatte vorher noch nie einen Bürojob gehabt, aber dieser hier fühlte sich gerade genauso an. Das einzige was fehlte, war die Stechuhr für ihre Karte.

Als sie ihr Auto erreichte, erlaubte sie sich selbst, sich einen Moment erneut in Enttäuschung zu suhlen. Ein Schreibtischjob. Sie steckte hinter dem Computer fest und war gefangen zwischen Kabinenwänden. Das war nicht das, was sie sich vorgestellt hatte.

Trotzdem war sie stolz darauf, wo sie war. Sie würde ihr Ego oder ihre hohen Erwartungen nicht die Tatsache schmälern lassen, dass sie jetzt eine FBI Agentin war. Sie konnte dennoch nicht anders, als an Colby zu denken. Sie fragte sich wo Colby jetzt war und was sie sagen würde, wenn sie wüsste, dass Mackenzie einen Schreibtischjob zum Start ihrer Karriere angenommen hatte.

Und ein kleiner Teil von Mackenzie konnte nicht anders, als sich zu fragen, ob Colby mit ihrer Entscheidung aufzuhören die Klügere von beiden gewesen war.

Würde sie für Jahre am Schreibtisch versauern?

***

Mackenzie kam am nächsten Morgen mit der Absicht zur Arbeit einen schönen Tag zu haben. Sie hatte gute Fortschritte an ihrem Fall am Tag zuvor gemacht und sie fühlte, wenn sie prompte und wirksame Ergebnisse lieferte, McGrath es merken würde.

Sofort bemerkte sie, dass sie einen weiteren Fall zugewiesen bekommen hatte. Dieser beinhaltete Greencard Missbrauch. Die Anhänge an der E-Mail statteten sie mit mehr als dreihundert Seiten an Zeugenberichten, Regierungsdateien und Dokumente aus, sowie juristischem Jargon als Quellen. Es sah unglaublich langweilig aus.

Wütend schaute Mackenzie auf das Telefon. Sie hatte Zugang zu den Servern, was bedeutete, sie könnte McGraths Nummer bekommen. Sie fragte sich, was er wohl sagen würde, wenn sie ihn anrufen und fragen würde, warum er sie auf solche Art und Weise bestrafte.

Sie ermahnte sich selbst. Stattdessen druckte sie jedes einzelne Dokument aus und erstellte verschiedene Stapel auf ihrem Tisch.

Nach zwanzig Minuten bei dieser geistesbetäubenden Aufgabe, hörte sie ein leichtes Klopfen am Eingang ihrer Kabine. Als sie sich umdrehte, sah sie McGrath dort stehen, sie erstarrte einen Augenblick.

McGrath lächelte sie auf dieselbe Art und Weise an wie damals beim Abschluss. Etwas in seinem Lächeln sagte ihr, dass er ehrlich keine Idee davon hatte, dass sie sich erniedrigt davon fühlte in einer Kabine gefangen zu sein.

“Tut mir leid, das es so lange gedauert hat bis ich zu Ihnen gekommen bin”, sagte McGrath. “Aber ich wollte mal schauen und gucken wie Sie voran kommen.”

Sie schluckte die ersten Antworten die ihr einfielen herunter. Sie gab im ein halbherziges Achselzucken und sagte: “Mir gehts gut. Aber … naja ich bin ein wenig verwirrt.”

“Warum?”

“Naja, Sie haben mir bei mehreren Gelegenheiten gesagt, dass Sie es nicht abwarten könnten, mich als aktive Agentin hier zu haben. Ich dachte einfach das das nicht beinhaltet hinter einem Tisch zu sitzen und Green Card Dokumente auszudrucken.”

“Ach, ich weiß, ich weiß. Aber vertrauen Sie mir. Es gibt einen Grund für all das. Arbeiten Sie dran und strengen Sie Ihren Kopf an. Ihre Zeit wird kommen, White.”

In ihrem Kopf hörte sie wieder Ellington’s Stimme. Der Mann ist wirklich schlau, in dem wie er neue Agenten benutzt.

Wenn du das sagst, dachte sie.

“Wir werden bald sehen”, sagte McGrath. “Machen Sie es gut bis dahin.”

Wie Hasbrook am Tag zuvor, schien McGrath in großer Eile zu sein, sich von den Kabinen zu entfernen. Sie sah zu wie er ging und fragte sich, welche Art von Lehre oder Fähigkeiten sie dabei erlernen sollte. Sie hasste es zu bereuen, aber naja…

Was Ellington über McGrath gesagt hatte… sollte sie das wirklich glauben? Wenn sie an Ellington dachte, frage sie sich, ob er wusste welche Einzelheiten sie interessierten. Sie dachte dann an Harry und fühlte sich schuldig, dass sie ihn in den letzten Tagen nicht angerufen hatte. Harry hatte sich ruhig verhalten, denn er wusste, dass sie es hasste sich unter Druck gesetzt zu fühlen. Das war eine der Gründe, warum sie ihn immer noch traf. Kein Mann hatte sich bisher so geduldig mit ihr gezeigt. Sogar Zack hatte eine Geduldsgrenze und der einzige Grund warum es so lange bei ihnen gehalten hatte, war, weil sie sich an den anderen gewöhnt hatten und nicht die Unahnehmlichkeiten einer Veränderung durchmachen wollten.

Mackenzie machte einen letzten Stapel als es Mittag wurde. Bevor sie sich in den Wahnsinn der Notizen und Formulare stürzte die auf sie warteten, dachte sie wäre es besser Mittag zu machen und dazu einen großen Kaffee zu trinken.

Sie ging in die Halle und zu den Fahrstühlen. Als der Fahrstuhl kam und die Türen aufgingen, war sie überrascht das Bryers darin stand. Er schien ebenso überrascht sie zu sehen, aber lächelte breit.

“Wie geht’s dir?” fragte sie.

“Ich war eigentlich gerade auf dem Weg zu dir. Ich dachte, du willst vielleicht Mittag essen gehen.”

“Das wollte ich gerade tun. Hört sich gut an.”

Sie nahmen den Fahrstuhl zusammen ins Erdgeschoss und nahmen sich einen Tisch in einem kleinen Feinkostladen an der Ecke. Als sie mit ihren Sandwiches saßen, fragte Bryers:

“Wie läuft’s denn so?”

“Es … naja es läuft. Ich stecke hinter einem Schreibtisch fest, gefangen in einer Kabine und lese endlose Stapel von Papier, das ist nicht wirklich das, was ich mir vorgestellt hatte.”

“Wenn das von jedem anderen brandneuen Agent kommen würde, würde sich das ein wenig verwöhnt anhören”, meinte Bryers. “Aber da es nun mal gerade so ist, stimme ich dir zu. Das ist Verschwendung. Deswegen bin ich hier: Ich bin gekommen um dich zu retten.”

Sie schaute ihn fragend an.

“Welche Art von Rettung?”

“Ein weiterer Fall”, antwortete Bryers. “Ich meine, wenn du bei deiner aktuellen Arbeitsbelastung bleiben willst und weiterhin über Einwanderungsbetrug lesen willst, verstehe ich das. Aber ich glaube ich habe etwas, was dich mehr interessiert.”

Sie fühlte wie ihr Herz schneller schlug.

“Du kannst mich einfach so abziehen?” fragte sie argwöhnisch.

“Das kann ich tatsächlich. Anders als das letzte Mal werde ich die Unterstützung von allen haben. Ich habe vor einer halben Stunde einen Anruf von McGrath bekommen. Er ist nicht so wirklich davon begeistert, dass du direkt in Aktion kommst, aber ich habe ihn ein wenig dazu überredet.”

“Wirklich?” fragte sie. Sie fühlte sich erleichtert und wie Bryers angedeutet hatte, ein wenig verwöhnt.

“Ich kann dir meinen Anrufverlauf zeigen, wenn du willst. Er wollte anrufen und es dir sagen, aber ich habe ihn darum gebeten, es dir selbst sagen zu dürfen. Ich glaube, er weiß es schon seit gestern, dass du dafür rangezogen wirst, aber wir wollten sicher gehen, dass wir einen soliden Fall haben.”

“Und hast du?” fragte sie. Eine kleine Welle von Aufregung wuchs in ihrem Magen.

“Ja haben wir. Wir haben einen Körper in einem Park in Strasburg, Virgina gefunden. Es ist dem sehr ähnlich, den wir vor 2 Jahren in derselben Gegend gefunden haben.”

“Glaubst du da gibt es eine Verbindung?”

Er winkte ihre Frage ab und biss von seinem Sandwich ab.

“Ich erzähle es dir auf dem Weg. Lass uns jetzt essen. Genieß die Ruhe, solange du es noch kannst.”

Sie nickte und knabberte an ihrem Sandwich, obwohl sie plötzlich gar keinen Hunger mehr hatte.

Sie fühlte die Aufregung, aber auch Furcht und Traurigkeit. Jemand wurde ermordet. Und es würde an ihr liegen, die Dinge aufzuklären.

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Возрастное ограничение:
16+
Дата выхода на Литрес:
10 сентября 2019
Объем:
242 стр. 4 иллюстрации
ISBN:
9781640291201
Правообладатель:
Lukeman Literary Management Ltd
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