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Turandot, Prinzessin von China

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Kalaf. Er hat mir Argwohn in mein Herz gepflanzt.

Wer könnte mich hier überfallen wollen?

Und laß die Teufel aus der Hölle selbst

Ankommen, dieses Herz wird standhaft bleiben. (Er tritt ans Fenster.)

Der Tag ist nicht mehr weit, ich werde nun

Nicht lange mehr auf dieser Folter liegen.

Indeß versuch' ich es, ob ich vielleicht

Den Schlaf auf diese Augen locken kann.

(Indem er sich auf das Ruhebette niederlassen will, öffnet sich eine von den Thüren.)

Achter Auftritt.

Kalaf. Skirina in männlicher Kleidung und mit einer Maske vor dem Gesicht.

Skirina (furchtsam sich nähernd).

Mein lieber Herr – Herr – O, wie zittert mir

Das Herz!

Kalaf (auffahrend). Wer bist du, und was suchst du hier?

Skirina (nimmt die Maske vom Gesicht).

Kennt Ihr mich nicht? Ich bin ja Skirina,

Des armen Hassans Weib und Eure Wirthin.

Verkleidet hab' ich durch die Wachen mich

Herein gestohlen – Ach! was hab' ich Euch

Nicht alles zu erzählen – Doch die Angst

Erstickt mich, und die Kniee zittern mir;

Ich kann vor Thränen nicht zu Worte kommen.

Kalaf. Sprecht, gute Frau. Was habt Ihr mir zu sagen?

Skirina (sich immer schüchtern umsehend).

Mein armer Mann hält sich versteckt. Es ward

Der Turandot gesagt, daß er Euch kenne.

Nun wird ihm nachgespürt an allen Orten,

Ihn ins Serail zu schleppen und ihm dort

Gewaltsam Euren Namen abzupressen.

Wird er entdeckt, so ist's um ihn geschehn;

Denn eher will er unter Martern sterben,

Als Euch verrathen.

Kalaf. Treuer, wackrer Diener!

– Ach, die Unmenschliche!

Skirina. Ihr habt noch mehr

Von mir zu hören – Euer Vater ist

In meinem Haus.

Kalaf. Was sagst du? Große Götter!

Skirina. Von Eurer Mutter zum trostlosen Wittwer

Gemacht —

Kalaf. O meine Mutter!

Skirina. Hört mich weiter!

Er weiß, daß man Euch hier bewacht; er zittert

Für Euer Leben; er ist außer sich;

Er will verzweifelnd vor den Kaiser dringen,

Sich ihm entdecken, kost' es, was es wolle;

Mit meinem Sohne, ruft er, will ich sterben!

Vergebens such' ich ihn zurück zu halten,

Sein Ohr ist taub, er hört nur seinen Schmerz;

Nur das Versprechen, das ich ihm gethan,

Ein tröstend Schreiben ihm von Eurer Hand

Mit Eures Namens Unterschrift zu bringen,

Das ihm Versichrung gibt von Eurem Leben,

Hielt ihn vom Äußersten zurück! So hab' ich mich

Hieher gewagt und in Gefahr gesetzt,

Dem kummervollen Greise Trost zu bringen.

Kalaf. Mein Vater hier in Peckin! Meine Mutter

Im Grab! – Du hintergehst mich, Skirina!

Skirina. Mich strafe Fohi, wenn ich Euch das lüge!

Kalaf. Bejammernswerther Vater! Arme Mutter!

Skirina (dringend). Kein Augenblick ist zu verlieren! Kommt!

Bedenkt Euch nicht; schreibt diese wen'gen Worte.

Fehlt Euch das Nöthige, ich bracht' es mit.

(Sie zieht eine Schreibtafel hervor.)

Genug, wenn dieser kummervolle Greis

Zwei Zeilen nur von Eurer Hand erhält,

Daß Ihr noch lebt und daß Ihr Gutes hofft.

Sonst treibt ihn die Verzweiflung an den Hof,

Er nennt sich dort, und Alles ist verloren.

Kalaf. Ja, gib mir diese Tafel!

(Er ist im Begriff zu schreiben, hält aber plötzlich inne und

sieht sie forschend an.)

Skirina!

Hast du nicht eine Tochter im Serail?

– Ja, ja, ganz recht. Sie dient Sklavin dort

Der Turandot; dein Mann hat mir's gesagt.

Skirina. Nun ja! Wie kommt Ihr darauf?

Kalaf. Skirina!

Geh nur zurück und sage meinem Vater

Von meinetwegen, daß er ohne Furcht

Geheimen Zutritt bei dem Kaiser fordre

Und ihm entdecke, was sein Herz ihn heißt.

Ich bin's zufrieden.

Skirina (betroffen). Ihr verweigert mir

Den Brief? Ein Wort von Eurer Hand genügt.

Kalaf. Nein, Skirina, ich schreibe nicht. Erst morgen

Erfährt man, wer ich bin – Ich wundre mich,

Daß Hassans Weib mich zu verrathen sucht.

Skirina. Ich Euch verrathen! Guter Gott! (Für sich.)

Adelma mag denn selbst ihr Spiel vollenden. (Zu Kalaf.)

Wohl, Prinz! Wie's Euch beliebt! Ich geh' nach Hause,

Ich richte Eure Botschaft aus; doch glaubt' ich nicht,

Nach so viel übernommener Gefahr

Und Mühe Euren Argwohn zu verdienen. (Im Abgehen.)

Adelma wacht, und Dieser schlummert nicht. (Entfernt sich.)

Kalaf. Erscheinungen! – Du sagtest recht, Brigella!

Doch, daß mein Vater hier in Peckin sei

Und meine Mutter todt, hat dieses Weib

Mit einem heil'gen Eide mir bekräftigt!

Kommt doch das Unglück nie allein! Ach, nur

Zu glaubhaft ist der Mund, der Böses meldet!

(Die entgegengesetzte Thüre öffnet sich.)

Noch ein Gespenst! Laß sehen, was es will!

Neunter Auftritt.

Kalaf. Zelima.

Zelima. Prinz, ich bin eine Sklavin der Prinzessin

Und bringe gute Botschaft.

Kalaf. Gäb's der Himmel!

Wohl wär' es Zeit, daß auch das Gute käme!

Ich hoffe nichts, ich schmeichle mir mit nichts;

Zu fühllos ist das Herz der Turandot.

Zelima. Wohl wahr, ich leugn' es nicht – und dennoch, Prinz,

Gelang es Euch, dies stolze Herz zu rühren.

Euch ganz allein; Ihr seid der Erste – Zwar

Sie selbst besteht darauf, daß sie Euch hasse;

Doch ich bin ganz gewiß, daß sie Euch liebt.

Die Erde thu' sich auf und reiße mich

In ihren Schlund hinab, wenn ich das lüge!

Kalaf. Gut, gut, ich glaube dir. Die Botschaft ist

Nicht schlimm. Hast du noch Mehreres zu sagen?

Zelima (nähertretend). Ich muß Euch im Vertrauen sagen, Prinz,

Der Stolz, der Ehrgeiz treibt sie zur Verzweiflung.

Sie sieht nun ein, daß sie Unmögliches

Sich aufgebürdet, und vergeht vor Scham,

Daß sie im Divan nach so vielen Siegen

Vor aller Welt zu Schanden werden soll.

Der Abgrund öffne sich und schlinge mich

Hinab, wenn ich mit Lügen Euch berichte!

Kalaf. Ruf nicht so großes Unglück auf dich her!

Ich glaube dir. Geh, sage der Prinzessin,

Leicht sei es ihr, in diesem Streit zu siegen;

Mehr als durch ihren glänzenden Verstand

Wird sich ihr Ruhm erheben, wenn ihr Herz

Empfinden lernt, wenn sie der Welt beweist,

Sie könne Mitleid fühlen, könne sich

Entschließen, einen Liebenden zu trösten

Und einen greisen Vater zu erfreun.

Ist dies etwa die gute Botschaft, sprich,

Die ich zu hören habe?

Zelima. Nein, mein Prinz!

Wir geben uns so leichten Kaufes nicht;

Man muß Geduld mit unsrer Schwachheit haben.

– Hört an!

Kalaf. Ich höre.

Zelima. Die Prinzessin schickt mich.

– Sie bittet Euch um einen Dienst – Laßt sie

Die Namen wissen, und im Übrigen

Vertraut Euch kühnlich ihrer Großmuth an.

Sie will nur ihre Eigenliebe retten,

Nur ihre Ehre vor dem Divan lösen.

Voll Güte steigt sie dann von ihrem Thron

Und reicht freiwillig Euch die schöne Rechte.

– Entschließt Euch, Prinz. Ihr waget nichts dabei.

Gewinnt mit Güte dieses stolze Herz,

So wird nicht Zwang, so wird die Liebe sie,

Die zärtlichste, in Eure Arme führen.

Kalaf (sieht ihr scharf ins Gesicht, mit einem bittern Lächeln).

Hier, Sklavin, hast du den gewohnten Schluß

Der Rede weggelassen.

Zelima. Welchen Schluß?

Kalaf. Die Erde öffne sich und schlinge mich

Hinab, wenn ich Unwahres Euch berichte.

Zelima. So glaubt Ihr, Prinz, daß ich Euch Lügen sage?

Kalaf. Ich glaub' es fast – und glaub' es so gewiß,

Daß ich in dein Begehren nimmermehr

Kann willigen. Kehr' um zu der Prinzessin!

Sag' ihr, mein einz'ger Ehrgeiz sei ihr Herz,

Und meiner glühnden Liebe möge sie

Verzeihn, daß ich die Bitte muß versagen.

Zelima. Bedachtet Ihr, was dieser Eigensinn

Euch kosten kann?

Kalaf. Mag er mein Leben kosten!

Zelima. Es bleibt dabei, er wird's Euch kosten, Prinz!

– Beharrt Ihr drauf, mir nichts zu offenbaren?

Kalaf. Nichts!

Zelima. Lebet wohl! (Im Abgehen.) Die Mühe konnt' ich sparen!

Kalaf (allein). Geht, wesenlose Larven! Meinen Sinn

Macht Ihr nicht wankend. Andre Sorgen sind's,

Die mir das Herz beklemmen – Skirinas

Bericht ist's, was mich ängstiget – Mein Vater

In Peckin! Meine Mutter todt! Muth, Muth, mein Herz!

In wenig Stunden ist das Loos geworfen.

Könnt' ich den kurzen Zwischenraum im Arm

Des Schlafs verträumen! Der gequälte Geist

Sucht Ruhe, und mich däucht, ich fühle schon

Den Gott die sanften Flügel um mich breiten.

(Er legt sich auf das Ruhebette und schläft ein.)

Zehnter Auftritt.

Adelma tritt auf, das Gesicht verschleiert, eine Wachskerze in der Hand. Kalaf schlafend.

Adelma. Nicht Alles soll mißlingen – Hab' ich gleich

Vergebens alle Künste des Betrugs

Verschwendet, ihm die Namen zu entlocken,

So werd' ich doch nicht eben so umsonst

Versuchen, ihn aus Peckin wegzuführen

Und mit dem schönen Raube zu entfliehn.

– O heißerflehter Augenblick! Jetzt, Liebe!

Die mir bis jetzt den kühnen Muth verliehn,

So manche Schranke mir schon überstiegen,

Dein Feuer laß auf meinen Lippen glühn!

Hilf mir in diesem schwersten Kampfe siegen!

(Sie betrachtet den Schlafenden.)

Der Liebste schläft. Sei ruhig, pochend Herz,

Erzittre nicht! Nicht gern, ihr holden Augen,

Scheuch' ich den goldnen Schlummer von euch weg;

Doch schon ergraut der Tag, ich darf nicht säumen.

(Sie nähert sich ihm und berührt ihn sanft.)

 

Prinz, wachet auf!

Kalaf (erwachend). Wer störet meinen Schlummer?

Ein neues Trugbild? Nachtgespenst, verschwinde!

Wird mir kein Augenblick der Ruh vergönnt?

Adelma. Warum so heftig, Prinz? Was fürchtet Ihr?

Nicht eine Feindin ist's, die vor Euch steht;

Nicht Euern Namen will ich Euch entlocken.

Kalaf. Ist dies dein Zweck, so spare deine Müh.

Ich sag' es dir voraus, du wirst mich nicht betrügen.

Adelma. Betrügen? Ich? Verdien' ich den Verdacht?

Sagt an! War hier nicht Skirina bei Euch,

Mit einem Brief Euch listig zu versuchen?

Kalaf. Wohl war sie hier.

Adelma. Doch hat sie nichts erlangt?

Kalaf. Daß ich ein solcher Thor gewesen wäre!

Adelma. Gott sei's gedankt! – War eine Sklavin hier,

Mit trüglicher Vorspieglung Euch zu blenden?

Kalaf. Solch eine Sklavin war in Wahrheit hier,

Doch zog sie leer ab – wie auch du wirst gehn.

Adelma. Der Argwohn schmerzt, doch leicht verzeih' ich ihn.

Lernt mich erst kennen! Setzt Euch! Hört mich an,

Und dann verdammt mich als Betrügerin! (Sie setzt sich, er folgt.)

Kalaf. So redet denn und sagt, was ich Euch soll.

Adelma. Erst seht mich näher an – Beschaut mich wohl!

Wer denkt Ihr, daß ich sei?

Kalaf. Dies hohe Wesen,

Der edle Anstand zwingt mir Ehrfurcht ab.

Das Kleid bezeichnet eine niedre Sklavin,

Die ich, wo ich nicht irre, schon im Divan

Gesehen und ihr Los beklagt.

Adelma. Auch ich

Hab' Euch – die Götter wissen es, wie innig —

Bejammert, Prinz! Es sind fünf Jahre nun,

Da ich, noch selber eine Günstlingin

Des Glücks, in niederm Sklavenstand Euch sah.

Schon damals sagte mir's mein Herz, daß Euch

Geburt zu einem bessern Loos berufen.

Ich weiß, daß ich gethan, was ich gekonnt,

Euch ein unwürdig Schicksal zu erleichtern.

Weiß, daß mein Aug sich Euch verständlich machte,

Soweit es einer Königstochter ziemte. (Sie entschleiert sich.)

Seht her, mein Prinz, und sagt mir! Dies Gesicht,

Habt Ihr es nie gesehn in Eurem Leben?

Kalaf. Adelma! Ew'ge Götter! Seh' ich recht?

Adelma. Ihr sehet in unwürd'gen Sklavenbanden

Die Tochter Keicobads, des Königes

Der Karazanen, einst zum Thron bestimmt,

Jetzt zu der Knechtschaft Schmach herabgestoßen.

Kalaf. Die Welt hat Euch für todt beweint. In welcher

Gestalt, weh mir, muß ich Euch wieder finden!

Euch hier als eine Sklavin des Serails,

Die Königin, die edle Fürstentochter!

Adelma. Und als die Sklavin dieser Turandot,

Der grausamen Ursache meines Falles!

Vernehmt mein ganzes Unglück, Prinz! Mir lebte

Ein Bruder, ein geliebter, theurer Jüngling,

Den diese stolze Turandot, wie Euch,

Bezauberte – Er wagte sich im Divan.

(Sie hält inne, von Schluchzen und Thränen unterbrochen.)

Unter den Häuptern, die man auf dem Thore

Zu Peckin sieht – entsetzensvoller Anblick! —

Erblicktet Ihr auch das geliebte Haupt

Des theuren Bruders, den ich noch beweine.

Kalaf. Unglückliche! So log die Sage nicht!

So ist sie wahr, die klägliche Geschichte,

Die ich für eine Fabel nur gehalten!

Adelma. Mein Vater Keicobad, ein kühner Mann,

Nur seinem Schmerz gehorchend, überzog

Die Staaten Altoums mit Heeresmacht,

Des Sohnes Mord zu rächen – Ach, das Glück

War ihm nicht günstig! Männlich fechtend fiel er

Mit allen seinen Söhnen in der Schlacht.

Ich selbst, mit meiner Mutter, meinen Schwestern,

Ward auf Befehl des wüthenden Veziers,

Der unsern Stamm verfolgte, in den Strom

Geworfen. Jene kamen um; nur mich

Errettete die Menschlichkeit des Kaisers,

Der in dem Augenblick ans Ufer kam.

Er schalt die Gräuelthat und ließ im Strom

Nach meinem jammervollen Leben fischen.

Schon halb entseelt werd' ich zum Strand gezogen;

Man ruft ins Leben mich zurück; ich werde

Der Turandot als Sklavin übergeben,

Zu glücklich noch, das Leben als Geschenk

Von eines Feindes Großmuth zu empfangen.

O, lebt in Eurem Busen menschliches Gefühl,

So laßt mein Schicksal Euch zu Herzen gehn!

Denkt, was ich leide! Denkt, wie es ins Herz

Mir schneidet, sie, die meinen ganzen Stamm

Vertilgt, als eine Sklavin zu bedienen.

Kalaf. Mich jammert Euer Unglück. Ja, Prinzessin,

Aufricht'ge Thränen zoll' ich Eurem Leiden —

Doch Euer grausam Loos, nicht Turandot

Klagt an – Eu'r Bruder fiel durch eigne Schuld,

Euer Vater stürzte sich und sein Geschlecht

Durch übereilten Rathschluß ins Verderben.

Sagt, was kann ich, selbst ein Unglücklicher,

Ein Ball der Schicksalsmächte, für Euch thun?

Ersteig' ich morgen meiner Wünsche Gipfel,

So sollt Ihr frei und glücklich sein – Doch jetzt

Kann Euer Unglück nichts als meins vermehren.

Adelma. Der Unbekannten konntet Ihr mißtrauen;

Ihr kennt mich nun – Der Fürstin werdet Ihr,

Der Königstochter, glauben, was sie Euch

Ans Mitleid sagen muß und lieber noch

Aus Zärtlichkeit, aus Liebe sagen möchte.

– O, möchte dies befangne Herz mir trauen,

Wenn ich jetzt wider die Geliebte zeuge!

Kalaf. Adelma, sprecht, was habt Ihr mir zu sagen?

Adelma. Wißt also, Prinz – Doch nein, Ihr werdet glauben

Ich sei gekommen, Euch zu täuschen, werdet

Mit jenen feilen Seelen mich verwechseln,

Die für das Sklavenjoch geboren sind.

Kalaf. Quält mich nicht länger! Ich beschwör' Euch, sprecht!

Was ist's? Was habt Ihr mir von ihr zu sagen,

Die meines Lebens einz'ge Göttin ist?

Adelma (bei Seite). Gib Himmel, daß ich jetzt ihn überrede!

(Zu Kalaf sich wendend.)

Prinz, diese Turandot, die schändliche,

Herzlose, falsche, hat Befehl gegeben,

Euch heut am frühen Morgen zu ermorden.

– Dies ist die Liebe Eurer Lebensgöttin!

Kalaf. Mich zu ermorden?

Adelma. Ja, Euch zu ermorden!

Beim ersten Schritt aus diesem Zimmer tauchen

Sich zwanzig Degenspitzen Euch ins Herz,

So hat es die Unmenschliche befohlen.

Kalaf (steht schnell auf und geht gegen die Thüre).

Ich will die Wache unterrichten.

Adelma (hält ihn zurück). Bleibt!

Wo wollt Ihr hin? Ihr hofft noch, Euch zu retten?

Unglücklicher, Ihr wißt nicht, wo Ihr seid,

Daß Euch des Mordes Netze rings umgeben!

Dieselben Wachen, die der Kaiser Euch

Zu Hütern Eures Lebens gab, sie sind —

Gedingt von seiner Tochter, Euch zu tödten.

Kalaf (außer sich, laut und heftig mit dem Ausdruck des

innigsten Leides).

O Timur! Timur! Unglücksel'ger Vater!

So muß dein Kalaf endigen! Du mußt

Nach Peckin kommen, auf sein Grab zu weinen!

Das ist der Trost, den dir dein Sohn versprach!

– Furchtbares Schicksal!

(Er verhüllt sein Gesicht, ganz seinem Schmerz hingegeben.)

Adelma (für sich, mit frohem Erstaunen). Kalaf! Timurs Sohn!

Glücksel'ger Fund! – Fall' es nun, wie es wolle!

Entgeh' er meinen Schlingen auch, ich trage

Mit diesen Namen sein Geschick in Händen.

Kalaf. So bin ich mitten unter den Soldaten,

Die man zum Schutz mir an die Seite gab,

Verrathen! Ach, wohl sagte mir's vorhin

Der feilen Sklaven einer, daß Bestechung

Und Furcht des Mächtigen das schwache Band

Der Treue lösen – Leben, fahre hin!

Vergeblich ist's, dem grausamen Gestirn,

Das uns verfolgt, zu widerstehn – Du sollst

Den Willen haben, Grausame – dein Aug

An meinem Blute weiden! Süßes Leben,

Fahr hin! Nicht zu entfliehen ist dem Schicksal.

Adelma (mit Feuer). Prinz, zum Entfliehen zeig' ich Euch die Wege,

Nicht müß'ge Thränen bloß hab' ich für Euch.

Gewacht hab' ich indeß, gesorgt, gehandelt,

Kein Gold gespart, die Hüter zu bestechen.

Der Weg ist offen. Folgt mir! Euch vom Tode,

Mich aus den Banden zu befreien, komm' ich.

Die Pferde warten, die Gefährten sind

Bereit. Laßt uns aus diesen Mauern fliehen,

Worauf der Fluch der Götter liegt. Der Khan

Von Berlas ist mein Freund, ist mir durch Bande

Des Bluts verknüpft und heilige Verträge.

Er wird uns schützen, seine Staaten öffnen,

Uns Waffen leihen, meiner Väter Reich

Zurück zu nehmen, daß ich mit Euch theile,

Wenn Ihr der Liebe Opfer nicht verschmäht.

Verschmäht Ihr's aber und verachtet mich,

So ist die Tartarei noch reich genug

An Fürstentöchtern, dieser Turandot

An Schönheit gleich und zärtlicher als sie.

Aus ihnen wählt Euch eine würdige

Gemahlin aus! Ich – will mein Herz besiegen,

Nur rettet, rettet dieses theure Leben!

(Sie spricht das Folgende mit immer steigender Lebhaftigkeit, indem sie ihn bei der Hand ergreift und mit sich fortzureißen sucht.)

O, kommt! Die Zeit entflieht, indem wir sprechen.

Die Hähne krähn, schon regt sich's im Palast,

Todbringend steigt der Morgen schon herauf.

Fort, eh der Rettung Pforten sich verschließen!

Kalaf. Großmüthige Adelma! Einz'ge Freundin!

Wie schmerzt es mich, daß ich nach Berlas Euch

Nicht folgen, nicht der Freiheit süß Geschenk,

Nicht Euer väterliches Reich zurück

Euch geben kann – Was würde Altoum

Zu dieser heimlichen Entweichung sagen?

Macht' ich nicht schändlichen Verraths mich schuldig,

Wenn ich, des Gastrechts heilige Gebräuche

Verletzend, aus dem innersten Serail

Die werthgehaltne Sklavin ihm entführte?

– Mein Herz ist nicht mehr mein, Adelma. Selbst

Der Tod, den jene Stolze mir bereitet,

Wird mir willkommen sein von ihrer Hand.

– Flieht ohne mich, flieht, und geleiten Euch

Die Götter! Ich erwarte hier mein Schicksal.

Noch tröstlich ist's, für Turandot zu sterben,

Wenn ich nicht leben kann für sie – Lebt wohl!

Adelma. Sinnloser! Ihr beharrt? Ihr seid entschlossen?

Kalaf. Zu bleiben und den Mordstreich zu erwarten.

Adelma. Ha, Undankbarer! Nicht die Liebe ist's,

Die Euch zurückhält – Ihr verachtet mich!

Ihr wählt den Tod, um nur nicht mir zu folgen!

Verschmähet meine Hand, verachtet mich;

Nur flieht, nur rettet, rettet Euer Leben!

Kalaf. Verschwendet Eure Worte nicht vergebens;

Ich bleibe und erwarte mein Geschick.

Adelma. So bleibet denn! Auch ich will Sklavin bleiben,

Ohn' Euch verschmäh' ich auch der Freiheit Glück.

Laß sehn, wer von uns beiden, wenn es gilt,

Dem Tode kühner trotzt! (Von ihm wegtretend.)

Wär' ich die Erste,

Die durch Beständigkeit ans Ziel gelangte? (Für sich. Mit Accent.)

Kalaf! Sohn Timurs! (Verneigt sich spottend.)

Unbekannter Prinz!

Lebt wohl! (Geht ab.)

Kalaf (allein). Wird diese Schreckensnacht nicht enden?

Wer hat auf solcher Folter je gezittert?

Und endet sie, welch neues größres Schreckniß

Bereitet mir der Tag! Aus welchen Händen!

Hat meine edelmüthig treue Liebe

Solches um dich verdient, tyrannisch Herz!

– Wohlan! Den Himmel färbt das Morgenroth,

Die Sonne steigt herauf, und allen Wesen

Bringt sie das Leben, mir bringt sie den Tod!

Geduld, mein Herz, dein Schicksal wird sich lösen!

Eilfter Auftritt.

Brigella. Kalaf.

Brigella. Der Divan wird versammelt, Herr. Die Stunde

Ist da. Macht Euch bereit!

Kalaf (mißt ihn mit wilden, scheuen Blicken). Bist du das Werkzeug?

Wo hast du deinen Dolch versteckt? Mach's kurz!

Vollziehe die Befehle, die du hast!

Du raubst mir nichts, worauf ich Werth noch legte.

Brigella. Was für Befehle, Herr? Ich habe keinen

Befehl, als Euch zum Divan zu begleiten,

Wo Alles schon versammelt ist.

Kalaf (nach einigem Nachsinnen, resigniert). Laß uns denn gehn!

Ich weiß, daß ich den Divan lebend nicht

Erreichen werde – Sieh, ob ich dem Tod

Beherzt entgegen treten kann.

Brigella (sieht ihn erstaunt an).

Was Teufel schwatzt er da von Tod und Sterben?

Verwünschtes Weibervolk! Sie haben ihn

In dieser ganzen Nacht nicht schlafen lassen;

Nun ist er gar im Kopf verrückt!

Kalaf (wirft das Schwert auf den Boden). Da liegt

Mein Schwert. Ich will mich nicht zur Wehre setzen.

Die Grausame erfahre wenigstens,

Daß ich die unbeschützte Brust von selbst

Dem Streich des Todes dargeboten habe!

(Er geht ab und wird, sowie er hinaustritt, von kriegerischem

 

Spiel empfangen.)

Fünfter Aufzug.

Die Scene ist die vom zweiten Aufzug.

Im Hintergrunde des Divans steht ein Altar mit einer chinesischen Gottheit und zwei Priestern, welche nach Aufziehung eines Vorhangs sichtbar werden. – Bei Eröffnung des Akts sitzt Altoum auf seinem Throne. Pantalon und Tartaglia stehen zu seinen beiden Seiten; die acht Doktoren an ihrem Platze, die Wache unter dem Gewehre.

Erster Auftritt.

Altoum. Pantalon. Tartaglia. Doctoren. Wache. Gleich darauf Kalaf.

Kalaf (tritt mit einer stürmischen Bewegung in den Saal, voll

Argwohn hinter sich schauend. In der Mitte der Scene verbeugt er sich gegen den Kaiser, dann für sich).

Wie? Ich bin lebend hier – Mit jedem Schritt

Erwartet' ich die zwanzig Schwerter in der Brust

Zu fühlen, und, von Niemand angefallen,

Hab' ich den ganzen Weg znrückgelegt?

So hätte mir Adelma falsche Botschaft

Verkündet – oder Turandot entdeckte

Die Namen, und mein Unglück ist gewiß!

Altoum. Mein Sohn! ich sehe deinen Blick umwölkt,

Dich quälen Furcht und Zweifel – Fürchte nichts mehr!

Bald werd' ich deine Stirn erheitert sehn,

In wenig Stunden endet deine Prüfung.

– Geheimnisse von freudenreichem Inhalt

Hab' ich für dich – Noch will ich sie im Busen

Verschließen, theurer Jüngling, bis dein Herz,

Der Freude offen, sie vernehmen kann.

– Doch merke dir: Nie kommt das Glück allein;

Es folgt ihm stets, mit reicher Gaben Fülle

Beladen, die Begleitung nach – Du bist

Mein Sohn, mein Eidam! Turandot ist dein!

Dreimal hat sie in dieser Nacht zu mir

Gesendet, mich beschworen und gefleht,

Sie von der furchtbarn Probe loszusprechen.

Daraus erkenne, ob du Ursach hast,

Sie mit getrostem Herzen zu erwarten.

Pantalon (zuversichtlich).

Das könnt Ihr, Hoheit! Auf mein Wort! Was das

Betrifft, damit hat's seine Richtigkeit.

Nehmt meinen Glückwunsch an! Heut ist die Hochzeit.

Zweimal ward ich in dieser Nacht zu ihr

Geholt; sie hatt' es gar zu eilig; kaum

Ließ sie mir Zeit, den Fuß in die Pantoffel

Zu stecken; ungefrühstückt ging ich hin;

Es war so grimmig kalt, daß mir der Bart

Noch zittert – Aufschub sollt' ich ihr verschaffen,

Rath schaffen sollt' ich – bei der Majestät

Fürsprach einlegen – Ja, was sollt' ich nicht!

's war mir ein rechtes Gaudium und Labsal,

Ich leugn' es nicht, sie desperat zu sehn.

Tartaglia. Ich ward um sechs Uhr zu ihr hin beschieden;

Der Tag brach eben an; sie hatte nicht

Geschlafen und sah aus wie eine Eule.

Wohl eine halbe Stunde bat sie mich,

Gab mir die schönsten Worte, doch umsonst!

Ich glaube gar, ich hab' ihr bittre Dinge

Gesagt vor Ungeduld und grimm'ger Kälte.

Altoum. Seht, wie sie bis zum letzten Augenblick

Noch zaudert! Doch sie sperret sich umsonst.

Gemessene Befehle sind gegeben,

Daß sie durchaus im Divan muß erscheinen,

Und ist's mit Güte nicht, so ist's mit Zwang.

Sie selbst hat mich durch ihren Eigensinn

Berechtigt, diese Strenge zu gebrauchen.

Erfahre sie die Schande nun, die ich

Umsonst ihr sparen wollte – Freue dich,

Mein Sohn! Nun ist's an dir, zu triumphiren!

Kalaf. Ich dank' Euch, Sire. Mich freuen kann ich nicht.

Zu schmerzlich leid' ich selbst, daß der Geliebten

Um meinetwillen Zwang geschehen soll.

Viel lieber wollt' ich – Ach, ich könnte nicht!

Was wäre Leben ohne sie? – Vielleicht

Gelingt es endlich meiner zärtlichen

Bewerbung, ihren Abscheu zu besiegen,

Ihn einst vielleicht in Liebe zu verwandeln.

Mein ganzes Wollen soll ihr Sklave sein,

Und all mein höchstes Wünschen ihre Liebe.

Wer eine Gunst bei mir erlangen will,

Wird keines andern Fürsprachs nöthig haben,

Als eines Winks aus ihrem schönen Aug.

Kein Nein aus meinem Munde soll sie kränken,

Solang die Parze meinen Faden spinnt;

Soweit die Welle meines Lebens rinnt,

Soll sie mein einzig Träumen sein und Denken!

Altoum. Auf denn! Man zögre länger nicht! Der Divan

Werde zum Tempel! Man erhebe den Altar!

Der Priester halte sich bereit! Sie soll

Bei ihrem Eintritt gleich ihr Schicksal lesen

Und soll erfahren, daß ich wollen kann,

Was ich ihr schwur.

(Der hintere Vorhang wird aufgezogen; man erblickt den chinesischen

Götzen, den Altar und die Priester, Alles mit Kerzen beleuchtet.)

Man öffne alle Pforten.

Das ganze Volk soll freien Eingang haben!

Zeit ist's, daß dieses undankbare Kind

Den tausendfachen Kummer uns bezahle,

Den sie auf unser greises Haupt gehäuft.

(Man hört einen lugubren Marsch mit gedämpften Trommeln. Bald darauf zeigt sich Truffaldin mit Verschnittenen; hinter ihnen die Sklavinnen, darauf Turandot, alle in schwarzen Flören, die Frauen in schwarzen Schleiern.)

Pantalon. Sie kommt! Sie kommt! Still! Welche Klagmusik!

Welch trauriges Gepräng! Ein Hochzeitmarsch,

Der völlig einem Leichenzuge gleicht!

(Der Aufzug erfolgt ganz auf dieselbe Weise und mit denselben

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