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2.3 Um was geht es?

Ein Wunder passiert nicht gegen die Natur, sondern gegen unser Wissen von der Natur. Aurelius Augustinus

Dreh- und Angelpunkt von unvorhersehbaren Ereignissen ist also offensichtlich unser Bewusstsein. Es ist die Ursache von allem, was mit uns und durch uns geschieht. Bewusstsein und Realität sind stärker miteinander verbunden, als wir möglicherweise glauben.

Mit fokussiertem Bewusstsein schaffen oder beeinflussen wir unsere Realität. Dabei wird unter „Realität“ zunächst – später werden wir diesen Begriff noch näher untersuchen – die Wirklichkeit verstanden, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können. Um die gewünschten Realitäten zu schaffen, ist zielgerichtete Intention des Bewusstseins notwendig, damit das geschieht, was gewollt ist, und nicht irgendetwas.

Egal ob ein Kind eine Sandburg baut, ein Koch eine Mahlzeit zubereitet, ein Sänger ein Lied komponiert oder ein Unternehmer eine Firma gründet, wir benötigen zum Gelingen des Vorhabens absichtliche und zweckbestimmte innere Vorstellungen, damit die erforderlichen Informationen und Energien in uns entstehen – Informationen z. B. darüber, welche Ressourcen benötigt werden, welche Aufgaben zu erledigen sind und vor allem, was entstehen soll. Das Wichtigste aber ist die Energie, die Kraft zum Tun, damit durch Transformation etwas Neues oder anderes entstehen kann.

Auch wenn Bewusstsein bis heute unser größtes ungelöstes Mysterium ist, seit wir Menschen über uns selbst nachdenken, nimmt es in unserem Leben eine überragende Schlüsselrolle ein. Es ist Ursprung dessen, wie wir leben, denn unser Leben ist die Summe unserer Entscheidungen, und deren Quelle ist das Bewusstsein, unsere innere Gewissheit, unsere Glaubenssätze und Überzeugungen, unser Wissen und unsere Gefühle – alles, was uns als Mensch ausmacht.

Mit der gerichteten Absicht unseres Bewusstseins können wir uns selbst ändern und damit neu und anders entscheiden und handeln. Diese Veränderungen von Geist und Verstand haben zwangsläufig zur Folge, dass sich in Zukunft die eigene Realität verändert – egal ob uns dies bewusst ist oder wir uns intuitiv und gedankenlos für andere Alternativen entscheiden und anders handeln als bisher.

Der amerikanische Psychologe William James erkannte: Die größte Revolution unserer Generation ist die Entdeckung, dass die Menschen die äußere Lage ihres Lebens verändern können, wenn sie ihre innere Geisteshaltung ändern. Das ist Problem und Chance zugleich, denn damit liegt die Verantwortung bei jedem Menschen selbst.

Wir können aber mit unserem Bewusstsein auch andere Menschen beeinflussen, damit diese sich anders als bisher verhalten. Dabei gilt es allerdings zu berücksichtigen, dass die anderen ebenso ein Bewusstsein mit vielleicht vollkommen anderen Wünschen und Vorstellungen haben, was ihre zukünftige Realität angeht. Damit kommen wir zu der spannenden Frage: Ist es einfacher, sich selbst oder andere zu beeinflussen, um die inneren Überzeugungen und Einstellungen zu verändern?

Um diese Frage gleich zu beantworten: Natürlich ist es einfacher, bei sich selbst Korrekturen im zukünftigen Verhalten herbeizuführen, weil man dazu nicht die Akzeptanz der anderen braucht. Diese müssen bewusst zulassen: Jawohl, ich sehe es ein, die Argumente meines Partners, meines Freundes oder meines Vorgesetzten haben mich überzeugt, ich werde mein Verhalten nicht nur überdenken, ich werde mich ändern.

Wenn wir als Manager planen, dann haben wir sehr eindeutige Vorstellungen davon, wie es in Zukunft sein soll. Wir definieren sehr konkret und detailliert, welchen Zustand wir erreichen wollen, und hoffen, dass es auch so passiert.

Doch haben wir mit der Planung und den sich daraus ergebenden Konsequenzen auch das Bewusstsein aller Beteiligten verändert? Ich hatte es bereits erwähnt: Wenn es stimmt, dass das Bewusstsein auch Gewinne und Verluste verursacht, was ist dann zu tun, da doch in einem Unternehmen unterschiedliche „Bewusstseine“ existieren?

Wie lässt sich die notwendige fokussierte Aufmerksamkeit von Informationen und Energien der Mitarbeiter erreichen, damit die geschaffenen Wirklichkeiten nicht auseinanderdriften, sich blockieren, vielleicht zwangsläufig sabotieren oder sich gar aufheben? Es braucht offensichtlich mehr bei den Mitarbeitern als nur eine schriftliche Zielvereinbarung verbunden mit einer Prämie, wenn das Vereinbarte erreicht wurde. Es ist vor allem dafür Sorge zu tragen, dass die vorhandenen individuellen Wünsche und Vorstellungen die gewollten Resultate verursachen oder zumindest damit kompatibel sind.

Das gesamte unternehmerische Bewusstsein ist kein „Ding“, keine Sache, die sich „einfach so“ managen lässt, sondern ein Prozess, der von Emotionen, Erinnerungen, Gedanken aller Art sowie von Wahrnehmungen und den dabei empfundenen Gefühlen geprägt wird. Wie kann also die Brücke von den geplanten Zuständen zum Bewusstsein der Betroffenen gebaut werden, damit die beabsichtigten Zielzustände sich fast von selbst realisieren?

Der entscheidende Erfolgsfaktor, um bei den Mitarbeitern eine Verhaltensveränderung herbeizuführen, ist die Vorbildfunktion der Manager, ihre Geisteshaltung und vor allem ihr Handeln. Auch dies wird vom Bewusstsein geprägt, und somit besteht die Chance, sich auf der übergeordneten, mentalen Ebene zu treffen und dort die Brücke zu bauen.

Was sich ein wenig abgehoben liest, ist nichts anderes, als was wir auch in Unternehmen erleben, wenn ein neuer Chef das Sagen hat („neue Besen kehren gut“) oder wenn Unternehmen fusionieren und „nicht miteinander können“. Dann ändern sich die Energie- bzw. Informationsfelder, und man kann erleben, wie sich die energetischen Verhältnisse (Anziehungs- und Abstoßungskräfte) verändern. Oft herrscht dann Orientierungslosigkeit, bis sich die unterschiedlichen „Frequenzen“ angeglichen haben.

Wir gehen gemeinhin davon aus, dass Zeit, Arbeitskraft, Geld und andere Ressourcen notwendig sind, um neue Zustände und Werke zu schaffen. Aber entspricht diese Annahme den Tatsachen?

Es gibt auch noch andere Phänomene, die im Wirtschaftsleben eine entscheidende Rolle spielen, zum Beispiel die sich selbst erfüllende Prophezeiung. Wie sich dies in der Führung ausdrücken kann, zeigt die nachfolgende Grafik.


Die „self-fulfilling prophecy“ hat auch in den Unternehmen eine enorme Bedeutung. Gerade in Krisenzeiten ist eine hoffnungsvolle und zielgerichtete Haltung der Führungsmannschaft wichtig. Ist das Klima von Schock, Panik und Ohnmacht geprägt („Die oben machen Stress“), dann sind die Chancen gering, durch die schwere See den rettenden Hafen zu erreichen – ein Leben nach der Krise wird es nicht geben. Wird die wirtschaftliche Notlage als eine Möglichkeit begriffen, dass es jetzt eindeutige Hinweise auf Erneuerungszwänge gibt, dann hat man gute Aussichten, die prekäre Situation erfolgreich zu meistern.

Ein Beispiel aus meiner Beratungspraxis: Dem Unternehmen ging es schlecht. Der Kunde klagt, die öffentlichen Aufträge erhalte immer ein anderes Unternehmen.

Seine Erklärung: Die anderen haben einen guten Kontakt oder „irgendwas“ zu den Entscheidern. Wir haben schon alles versucht – die wollen keine Konkurrenz! Wir bewerben uns nicht mehr auf Ausschreibungen.

Die neue „Realität“ nach der Beratung: Die Entscheider waren durchaus bereit. Sie wollten nur nicht als „bestechliche“ Beamte behandelt werden. Es gab ein klärendes Gespräch, danach einen Probeauftrag. Jetzt teilt man sich die Aufträge mit der Konkurrenz.

Dann gibt es noch andere hilfreiche Zufälle und merkwürdige Überraschungen, so z. B. den Placebo-Effekt mit einem Heilungserfolg von 70 bis 80 Prozent, doch ist die Wirkung an die Erwartungen der Patienten gebunden. Placebos in Unternehmen sind z. B. zu erwartende Aufträge.

Was ist mit den morphischen Feldern, dem Wissenstransfer auf höherer Ebene? Vielleicht haben Sie schon den Begriff „Gedankenfelder“ oder „Unternehmensspirit“ gehört? Damit sind z. B. kollektive Erfahrungen, Gedanken und Wissen der Mitarbeiter in einem Unternehmen gemeint. Die „Kruppianer“ und die „Opelaner“ haben ein solches Feld, die Mitarbeiter von Bosch, Siemens und Google ebenfalls – sie sind nicht nur stolz, in ihrem Unternehmen zu arbeiten, sie verbindet auch eine unsichtbare Struktur, die vom Unternehmensgründer bis heute Wirkung zeigt. Solche Felder – man nennt sie auch den Unternehmensgeist – verfügen über ein großes Informations- und Energiepotenzial und helfen, die Intentionen der Mitarbeiter zu bündeln, zu fokussieren und sie auf die unternehmerischen Ziele auszurichten.

Zusammengefasst bedeutet dies: Gedanken erzeugen Energien und Informationen, und diese haben die Tendenz, sich zu verwirklichen. Negative Gedanken erschaffen Schwierigkeiten und Probleme, positive Gedanken bewirken Verhältnisse, die Gewinnchancen initiieren. Die logische Konsequenz ist also, dass in einem Unternehmen Gewinne und Verluste erdacht werden – letztlich bedeutet Führung damit nichts anderes als Energie- und Informationsmanagement.

Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, dann werden Sie erkennen, welche Bedeutung das Bewusstsein der Unternehmensleitung und der Mitarbeiter hat. Wenn es stimmt, dass Bewusstsein Realitäten erschafft, dann werden Sie wissen, was es zu beachten gilt, damit die Wirklichkeiten entstehen, die wir uns als Unternehmensverantwortliche „wirklich“ wünschen.

Man kann als Manager sehr gut prüfen, was bewirkt wurde. Unternehmen gehören zu den künstlichen Systemen, in denen einmal im Jahr – gesetzlich vorgeschrieben – Bilanz gezogen wird. In der Regel nach zwölf Monaten wird ausgerechnet: Waren wir gut (Gewinn) oder haben wir schlecht (Verluste) entschieden und gewirtschaftet? Oder anders formuliert: Mit welchem Bewusstsein haben sich unsere geplanten Wünsche bzw. die angestrebten Ziele erfüllt?

Vielleicht sollten wir uns mehr um unsere Wünsche kümmern und sie mit den notwendigen Informationen und der erforderlichen Energie versorgen, damit aus unseren Absichten erst Ziele und danach Tatsachen werden. Vermutlich ist es wichtig, nicht nur der Organisation, dem Controlling, dem Marketing oder den Finanzen, sondern vor allem den Einstellungen und Zielvorstellungen der Mitarbeiter mehr als bisher Beachtung zu schenken. Denn auf dieser Ebene wird der Unternehmenserfolg „produziert“ – der geldwerte Prozess ist dann mehr oder weniger zwangsläufig.

Der Begriff „Management by Wunder“ wurde deshalb gewählt, weil meine Recherchen ergaben, dass zwar die meisten Führungskräfte schon mit den Phänomenen der sich selbst erfüllenden Prophezeiung, glücklichen Zufällen, dem Placebo-Effekt oder sogar mit Wundern in Berührung gekommen sind (nicht nur im privaten Bereich), doch diese Zufälligkeiten als einmalig und nicht fassbar bewertet und abgespeichert haben.

Viele Führungskräfte erleben ständig Zufälle und Wunder, doch nehmen sie diese nicht wahr, weil sie nicht in ihr betriebswirtschaftliches Regelwerk passen. Was nicht erklärbar und erst recht nicht in Geldeinheiten verbuchungsfähig ist, wird ignoriert.

Doch machen wir uns nichts vor: Eingefahrene, bewährte Verhaltensweisen und Überzeugungen (die unsere Innenwelt ebenfalls bestimmen) infrage zu stellen, ist nicht einfach. Die Erfahrung lehrt: Bevor sich in den Unternehmen neue Denkweisen und Führungsstrukturen etablieren, müssen sie – wie schon Arthur Schopenhauer feststellte – drei Stufen durchlaufen. Im ersten Stadium werden sie ignoriert oder lächerlich gemacht, im zweiten werden sie verworfen bzw. bekämpft und im dritten werden sie als selbstverständlich angesehen.

Es besteht kein Zweifel, dass wir uns – was meine gesamten Ausführungen betrifft – in der ersten Phase befinden. Doch das soll mich nicht daran hindern, „Management by Wunder“ den interessierten Lesern trotzdem vorzustellen. Jemand muss schließlich den Anfang machen, wenn wir irgendwann das dritte Stadium erreichen wollen.

2.4 Für wen wurde das Buch geschrieben?

Auf den Zufall zu bauen ist dumm, den Zufall zu nutzen ist schlau.

Dieses Buch wurde für Unternehmer und Führungskräfte geschrieben, die noch einen direkten Einfluss auf das betriebliche Geschehen haben. Damit sind vor allem KMU (kleine und mittlere Unternehmen) gemeint, die immerhin 99 Prozent alle Firmen in Deutschland ausmachen. In diesen Firmen haben die Manager noch die Chance (ohne mehrere Führungsinstanzen und Bedenkenträgerstrukturen zu durchlaufen), die als gut und richtig erkannten Strategien und Methoden umzusetzen. Sie tragen nicht nur die direkte Verantwortung für ihr Tun oder Unterlassen, sondern haben auch das Recht und die Pflicht des unternehmerischen Handelns, und dies ohne große Einschränkungen von innen und außen.

Als Kaufleute sind wir dem Ökonomischen Prinzip verpflichtet, das auch das Ratio- bzw. Vernunftprinzip genannt wird. Das bedeutet, dass wir mit den gegebenen Mitteln oder Ressourcen einen größtmöglichen Nutzen erzielen – oder umgekehrt ein bestimmtes Ziel mit möglichst geringem Aufwand erreichen sollen. Aus diesem Prinzip folgt, dass es unvernünftig ist, wenn man mit den vorhandenen Ressourcen und Möglichkeiten nicht effizient bzw. zweckmäßig umgeht.

Ich beschreibe hier Ressourcen und Chancen, Möglichkeiten und Bedrohungen, Informationen und energetische Prozesse sowie Wahrscheinlichkeiten und Wirkkräfte, die nicht in Geldeinheiten berechnet werden können. Sie sind nicht verbuchungsfähige, sondern übergeordnete, universelle Potenziale, deren Nutzung nur durch die geistige Haltung, durch ein entsprechendes Bewusstsein möglich wird. Was sich zunächst vielleicht noch etwas abgehoben liest, wird Ihnen, nachdem Sie alles gelesen haben, logisch, einfach und eindeutig erscheinen.

Weil wir aber alle Lebens-Unternehmer sind und als Führungskraft auch unser eigenes Leben managen müssen, ist das Buch letztlich für alle Menschen geschrieben, die Sehnsucht nach Erfolg, Gesundheit, Glück und Zufriedenheit haben. Was ich auf jeden Fall versprechen kann: Wenn Sie „Management by Wunder“ anwenden, werden Sie sich und wird sich Ihre Welt dramatisch verändern.

Ohne zu übertreiben, kann ich behaupten, dass Sie nicht werden verhindern können, ein noch erfolgreicherer Chef Ihres Lebens und Ihres Unternehmens zu werden – egal ob Ihnen das Unternehmen gehört oder Sie als Manager entscheidenden Einfluss auf das betriebliche Geschehen haben.

Alles, was ich Ihnen vorschlage, kann nur funktionieren, wenn man es nicht nur erlernt, sondern vor allem auch ausprobiert. Zugegeben: Die Methode funktioniert meistens, oft aber auch nicht. Das liegt dann vielleicht daran, dass Sie im methodischen Ablauf etwas übersehen haben, die Zeitqualität ungünstig ist, dass Sie aus Angst falsche Bestellungen aufgeben oder der Wunsch unpräzise ist, man nicht so richtig daran glaubt oder auch, weil er unmoralisch ist und/oder anderen Menschen schadet. Es kann aber auch ganz einfach sein, dass die „helfenden Hände“ beschlossen haben, Ihnen diesen Wunsch nicht zu erfüllen, weil er Ihnen mehr schadet als nützt.

Wie mein eigener Standpunkt zu diesen neuen Erkenntnissen sei, wurde ich neulich nach einem Vortrag gefragt. Nun, alles ist möglich, vieles ist wahrscheinlich, manches geschieht vielleicht oder doch nicht. Das Newtonsche Ursache-Wirkungs-Prinzip der „normalen“ Wissenschaft funktioniert in diesem Bereich nicht so, wie man es vielleicht gewohnt ist.

Gewissheiten gibt es nur dann, wenn man es selbst erlebt. „Anfangen ist die Hälfte vom Ganzen“, meinte schon Goethe. Schwimmen kann man nur im Wasser lernen, und nur ein Narr lebt nach dem Grundsatz: „Ich gehe erst ins Wasser, wenn ich schwimmen kann!“

Inzwischen bin ich davon überzeugt, dass man die Kompetenz, mit seinem Bewusstsein gezielt Realitäten zu beeinflussen, erstens lernen kann und dass diese zweitens in Zukunft auch in der Wirtschaft eine immer größer werdende Bedeutung haben wird.

Fazit: Auch der Zufall und das Wunder haben immer eine Ursache, und wenn sie nicht geschehen, dann ist irgendetwas mit unseren Wünschen und Zielen, mit unserer Intention oder Aufmerksamkeit schiefgelaufen, dann hat sich unsere innere Wirklichkeit verweigert, oder die Methode hat – aus welchen Gründen auch immer – versagt. Letztlich liegt die Beweiskraft der Methode darin, dass die Erfolgsquote erheblich über dem Durchschnitt liegt.

Wir werden später noch gemeinsam im Detail ergründen, wie es funktioniert und warum es manchmal nicht klappt.

2.5 Unterschiedliche Sichtweisen

Es ist leichter, ein Atom zu zertrümmern als ein Vorurteil. Albert Einstein

Wenn ich Vorträge halte, dann kann ich bei den Zuhörern das Phänomen beobachten, dass einige bei bestimmten Aussagen von mir den Kopf schütteln und damit signalisieren: „Das sehe ich aber ganz anders, mit dieser Ausführung bin ich nicht einverstanden.“ Doch es gibt auch die andere Gruppe, die zustimmend nickt und so deutlich macht: „Das sehe ich auch so – das ist in Ordnung.“

Unter Lernen verstehe ich auch, das vorhandene Wissen infrage zu stellen. An einem guten Lernprozess nimmt man dann teil, wenn möglichst viel vom eigenen Wissen infrage gestellt oder ergänzt wird.

Anders formuliert: Wenn die Teilnehmer mit allen Inhalten meines Vortrages immer einverstanden wären, meine Ausführungen also mit den Ansichten der Zuhörer übereinstimmten, dann wäre die Teilnahme an der Veranstaltung ja beinahe sinnlos – man ist umsonst anwesend. Denn der Zugewinn an neuen Erkenntnissen und Wissen ist minimal oder gar gleich null.


Was glauben Sie, welche Zahl die beiden Herren erkennen können, was ihre „Wahrheit“ ist? Richtig – es kommt darauf an, auf welcher Seite man steht. Was nichts anderes bedeutet, als dass es offensichtlich oftmals für eine Wahrheit mindestens noch eine andere gibt.

Noch ein Beispiel für unterschiedliche Sichtweisen und damit individuelle Interpretationen und Wahrheiten: Ein Auto kann man unter den verschiedensten Aspekten betrachten:

 Die Autowerke fragen sich: Wie viel Material benötigen wir und wie lange werden die Kollegen in der Produktion brauchen, um das Auto fertigzustellen?

 Der Techniker berechnet die Motorleistung, den Neigungswinkel der Windschutzscheibe, den Benzinverbrauch und wie groß der Innenraum sein muss, damit eine Familie Platz hat.

 Der Käufer betrachtet das Auto unter funktionalen Aspekten: Wie weit und wie schnell kann ich damit fahren, passt alles in den Kofferraum, was in den Urlaub mitgenommen wird, und besteht die Möglichkeit, das Auto zu leasen?

 Die Familie legt mehr Wert auf bequemes Sitzen und ob man im Sommer das Dach aufklappen kann.

 Die Mitarbeiter beim TÜV sehen das Auto unter dem Aspekt der Verkehrssicherheit, und die finanzierende Bank interessiert nicht das Auto an sich, sondern sein Wiederverkaufswert als Sicherheit für den Leasingvertrag.

Alle haben also eine besondere Sichtweise, das Objekt Auto zu beurteilen, und in der Kombination entsteht dann der gewünschte PKW, den ein Familienvater kauft. Je nach Sichtweise wird entschieden, ob es so oder so richtig oder falsch ist. Und was der Käufer für sinnvoll hält, dem TÜV oder der Bank aber missfällt, wird vielleicht vom Ingenieur begrüßt.


Wie viele Quadrate sehen Sie in der nebenstehenden Grafik?

In der Regel werden zunächst sechzehn genannt, irgendwann fällt auf, dass es noch ein großes Quadrat außen herum gibt, und schließlich entdeckt man die Vierer- und Neunerkombinationen.

Da stellt sich zum Schluss die Frage: Wie viele sind es denn nun?

Antwort: Es kommt darauf an, wie man es sieht!

Was wieder auffällt: Jeder hat recht, es kommt eben auf die Betrachtungsweise an. Deshalb gibt es ebenso viele Tatsachen und Realitäten. Was unsere Realität letztlich ausmacht, wird durch unsere Sichtweise und unsere innere Bewertung bestimmt.

Das Gleiche gilt auch für meine Ausführungen in diesem Buch. Es ist ein Vortrag in schriftlicher Form, und auch hier unterstelle ich, dass der eine oder andere Leser meine Ansichten und Wahrheiten nicht teilt. Doch ich kann Ihnen versichern: Alles, was ich schreibe, ist wahr – zugegeben, meine Wahrheit. Und ich kann akzeptieren, dass auch Sie Ihre besondere Sichtweise haben, die mindestens so wahr ist wie meine.

Meine Aufgabe besteht darin, Sie davon zu überzeugen, dass es noch andere Ansichten gibt und dass diese Wahrheiten als mögliche Alternative von Ihnen akzeptiert werden. Wenn es mir gelingt, Ihr Wissen und Ihre Erfahrungen mit meinen Überlegungen und Schlussfolgerungen infrage zu stellen, und Sie ins Kalkül ziehen, dass es neben Ihren Wahrheiten auch noch andere geben könnte, dann hat sich der Kauf dieses Buches gelohnt.

399 ₽
523,26 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
22 декабря 2023
Объем:
317 стр. 29 иллюстраций
ISBN:
9783957442390
Издатель:
Правообладатель:
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