Читать книгу: «Mutige Studenten», страница 4

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Schiffbrüchige

Wie versprochen erhält Olivia am nächsten Morgen das versprochene Mail. Sie ist überrascht. Die ersten Seiten wurden mit einer gut leserlichen Schrift in kurzen Sätzen geschrieben. Der Schreiber schildert, die damaligen Ereignisse. Olivia taucht in eine weit zurückliegende Zeit ein.

Ein gewisser Urs Sommer, war als Offizier einem Transportschiff zugeteilt. Peinlich genau notierte er, die Ereignisse auf dem Schiff. Aus dem geschriebenen geht hervor, dass das Schiff kriegswichtige Güter aus Deutschland nach Japan transportieren musste. Leutnant Sommer hatte das militärische Kommando über die Jütland, wie das Schiff hiess. Zivilsten stellten die restliche Besatzung stellte. Leutnant Sommer war dafür verantwortlich, dass die Interessen des Führers eingehalten wurden. Es gab einige Eintragungen über das Verhalten von Besatzungsmitgliedern, die für die Betreffenden bei der Heimkehr nach Deutschland zu Problemen führen könnten.

Dann kam der Eintrag vom 7. Mai 1942. Das Schiff war mit einem Konvoi in der Sulawesi See unterwegs. Der Konvoi wurde von amerikanischen Schiffen angegriffen. Leutnant Sommer wollte den japanischen Kriegsschiffen nicht in die Quere kommen und ging auf Kurs West, um die Philippinen mit grossem Abstand zu umfahren.

Man war schon ausser Sichtweite des übrigen Konvois und kam gut voran. Von weitem hörte man Kanonendonner, doch der Lärm wurde immer leiser. Stunden später flogen amerikanische Flugzeuge über das Schiff. Sie waren auf der Rückkehr von der eigentlichen Schlacht.

Dann geschah das Unglaubliche. Eines der Flugzeuge hatte noch Bomben an Bord und da sie sich von der Schlacht entfernten, fanden sie, dass auch ein Handelsschiff ein lohnendes Ziel sei und warfen die Bomben auf die Jütland. Das Schiff geriet in Brand und die Besatzung musste die Jütland aufgeben.

Der nächste Eintrag ins Logbuch wurde erst zwei Tage später datiert. Er besagte, dass sich sechs Leute in ein Rettungsboot retten konnten. Ob es weitere Besatzungsmitglieder in ein anderes Rettungsboote geschafft hatten, wusste der Schreiber nicht. Das Rettungsboot war mit sechs Personen besetzt. Nebst dem deutschen Funker Jürg Eicher, war der Matrose Knut Heglund und Leutnant Sommer als Deutsche im Rettungsboot. Dazu drei Japaner, ein Offizier mit der gleichen Funktion wie Leutnant Sommer, der Schiffskoch und ein japanischer Matrose. Eine illustre Gruppe, die nicht besonders gut harmonierte, wie Olivia schnell feststellte.

Anscheinend hatte Leutnant Sommer das Logbuch versteckt. Er fürchtet, dass die früheren Eintragungen im Logbuch, den Funker und den Matrosen in erhebliche Schwierigkeiten bringen würden, falls die Aufzeichnungen je in die Hände der Gestapo gelangen sollten. Vermutlich schrieb er nur dann, wenn im keiner seiner Leidensgenossen beobachtet, denn, was Jürg Eicher mit ihm machen würde, wenn er die Einträge lesen würde, beunruhigte ihn, denn Jürg war nicht gut auf Hitler zu sprechen und sagte dies jedem der es wissen wollte. Leutnant Sommer schien sich vor Jürg und Knut zu fürchten. Hier im Rettungsboot konnte er sich nicht auf seine hierarchische Stellung verlassen.

Die sechs Männer waren nun aufeinander angewiesen. Gleichzeitig waren sie auch Konkurrenten, denn die Nahrungsmittel im Boot waren begrenzt. Im Logbuch ist die tägliche Ration vermerkt, die jeder der sechs Männer pro Tag zugeteilt erhält. Es ist heute schwer zu berechnen, ob die Rationen gut dosiert waren. Eine Scheibe Wurst kann mehr oder weniger Kalorien enthalten, je nach Grösse und Fettgehalt. Für Olivia ist es auch nicht wichtig, entscheidend ist, dass die Rationen knapp bemessen waren.

Nach acht Tagen waren die Schiffbrüchigen immer noch auf See. Leutnant Sommer hatte Probleme, das sieht man an seiner schlechter lesbaren Schrift. Er braucht alle Kraft für seine Eintragungen, sie sind auch sehr knapp gehalten. Zuletzt schreibt er, dass es kurz geregnet hat und sie sehr froh darüber waren, dass die Sonne einmal nicht scheint. Mehr hat er nicht geschrieben. Das ist die letzte Eintragung in seiner Schrift. Danach geht es unleserlich weiter. Leni hat versprochen, diese Schrift noch besser lesbarer zu machen, doch das dauert.

Olivia stellt sich die Männer im Rettungsboot vor, sie werden von Tag zu Tag schwächer. Keiner traut dem andern. Zum Glück gab es ab und zu Regen, sodass der Wasservorrat regelmässige auffüllt werden konnte.

Auf einer Karte versucht Olivia die Position des Rettungsbootes herauszufinden. Wenn sie davon ausgeht, dass zumindest einer der Insassen die Insel Pulau Taliabu erreicht hatte, kann sie ungefähr ausrechnen, wie lange die Schiffbrüchigen um ihr Leben kämpfen mussten. Es müssen mindestens zwei Wochen gewesen sein. Zwei Wochen in einer Nussschale auf hoher See. Eine harte Angelegenheit. Zwei Wochen Überlebenskampf für jeden von ihnen. Sicher mussten sie um die Rationen kämpfen. Dazu kam die unterschiedliche Mentalität. Offiziere und Matrosen, Europäer und Japaner auf engstem Raum und in dauernder Lebensgefahr.

Olivia stellte sich das Leben im Rettungsboot vor. Misstrauen und Missgunst, zusammen mit einem Überlebenswillen, der sie zur Zusammenarbeit zwang. Am Anfang konnten sie sich noch auf Grund der beiden Autoritäten an Bord einigen, doch je schwächer die Offiziere wurden, umso schwieriger wurde die Zusammenarbeit. Olivia ist sicher, dass nicht alle Schiffbrüchigen die Insel lebend erreichten, sonst hätte nicht die Schrift im Logbuch geändert.

Am Morgen erhielt sie ein Mail mit der nun besser lesbaren Fortsetzung des Logbuchs. Noch hat sie Probleme, die Schrift zu entziffern. Mit jedem Satz den sie sich zusammenreimen kann, wird es besser. Es ist der Funker Jürg Eicher, welcher jetzt das Logbuch weiter führt. Datums gibt es jetzt keine mehr. Er hat die Übersicht verloren und weiss nicht mehr, an welchem Tag er schreibt.

Olivia ist sicher, dass er die Führung des Logbuchs erst einige Tagen später weitergeführt hat. Er versucht die Ereignisse der Landung auf der Insel im Nachhinein zu erzählen.

Nach seiner Beschreibung lagen die fünf Männer halb besinnungslos im Rettungsboot. Der eine Japaner war, als Jürg wieder einmal zu sich kam, nicht mehr im Boot. Ob er sich selber über Bord gestürzt hatte, oder ob jemand nachgeholfen hatte, hat er nicht erwähnt.

Er erinnert sich nur noch, dass es Knut war, welcher plötzlich Land erspähte. Aus dem Nichts war der dunkle Streifen am Horizont aufgetaucht. Knut und Jürg begannen zu rudern. Die drei anderen Männer bekamen davon nichts mehr mit, sie waren bereits zu erschöpft. Gemeinsam schafften sie es, das Rettungsboot in die Nähe der Brandung zu bringen. Doch nun verloren sie die Kontrolle. Das Boot rollt und schlug auf den Wellen. Eine kontrollierte Landung war nicht möglich. Je näher man dem Ufer kam, umso höher wurden die Wellen. Dank den Steuerkünsten von Knut schafften sie es bis ans Ufer. Knut und Jürg sprangen aus dem Boot und versuchten es an Land zu ziehen, doch ihre Kräfte schwanden. Als das Boot auf Grund lief, befestigten sie eine Leine an einem Baum, dann brachen sie erschöpft unter einem Baum zusammen.

Als sie, vermutlich Stunden später, wieder zu sich kamen, war das Rettungsboot verschwunden. Sie konnten nur ihr Leben retten. Für eine Suchaktion fehlte ihnen die Kraft. Sie brauchten jetzt dringend etwas zu essen und zu trinken. Als Erstes fanden sie einige Beeren, später Kokosnüsse. Als die Kräfte langsam zurückkamen, suchten sie am Strand nach Krebsen und brieten sie über einem Feuer.

Langsam kamen die Kräfte zurück. Die Insel war menschenleer. Noch wagten sie sich nicht, weit in den Wald. Sie folgten dem Strand in der Hoffnung, dass ein Bach aus den Bergen ins Meer mündet. Jürg war überzeugt, dass bei so hohen Bergen ein Bach ins Meer fliessen muss. Nach einigen Tagen fanden sie tatsächlich die Mündung eines Flüsschens. Sie liessen sich am Fluss nieder, und bauten sich eine Hütte.

Inzwischen waren bereits mehrere Tage vergangen. Die Beschaffung von Nahrung wurde einfacher. Man lernte schnell. Die beiden Männer kamen langsam wieder zu Kräften. Als sie sich gut eingerichtet hatten, brachen sie auf und gingen den Weg zurück. Sie suchten nach dem Booten.

Nach drei Tagen fanden sie die Reste des zerschellten Rettungsboots. Am Strand lagen einige Werkzeuge. Unter anderem fand Jürg das Logbuch und nahm es mit. Männer oder Leichen haben sie keine gefunden, sie fanden auch keine Spuren im Sand. Auch sonst gab es keine Anzeichen, dass sonst jemand überlebt hat.

Mit einigen Werkzeugen und dem Logbuch kehrten sie zu ihrer Hütte zurück. Jetzt begannen sie, sich auf einen längeren Aufenthalt einzurichten. Anscheinend führte Jürg Eicher das Logbuch weiter.

Falsche Angaben

Nach einer Woche hat Tim seine Resultate fein säuberlich aufgelistet. Jetzt geht es um die Analyse. Kaum hat er mit der Auswertung begonnen, stutzt er. Olivia muss die Messwerte vertauscht haben, anders kann er sich die Resultate nicht erklären. Die oberen Schichten waren eindeutig die älteren Gesteinsarten, als die, vom unteren Teil der Wand. Das konnte nicht sein, er muss mit Olivia reden. Sicher hat sie etwas durcheinander gebracht. Ist unter den Umständen wie sie die Proben einsammeln musste, nur zu verständlich.

Er klemmt sich die Liste und die wichtigsten Dokumente unter den Arm und verlässt das Labor. Er will Olivia besuchen und sie nochmals fragen, wie sie die Steine eingesammelt hat. Sicher wird ihr dann einfallen, wie die Verwechslung geschehen konnte. Ist ja nicht weiter schlimm, die falschen Angaben lassen sich einfach in die richtige Reihenfolge umsortieren.

Olivia war zuhause. Als Tim klingelte, legte sie das Tagebuch beiseite und öffnete die Türe.

«Hallo Tim», begrüsst sie ihn, «ich bin überrascht dich zu sehen.»

«Ich muss dich sprechen, kann ich reinkommen?»

«Natürlich, Anna ist aber nicht da.»

«Das macht nichts, ich will ja mit dir reden.»

Olivia gibt die Türe frei und bittet Tim einzutreten. Ein mulmiges Gefühl beschleicht sie, hat er sich entschieden, welche der zwei Freundin seine Herzdame ist? Olivia ist verunsichert. Wie soll sie reagieren. Sie beschliesst ein Ablenkungsmanöver: «Kaffee?»

«Ja gerne, bitte nicht zu stark», entgegnet Tim und macht es sich auf dem Sessel so gemütlich wie es eben geht. Der Sessel ist eine Fehlkonstruktion, das hatte er schon früher bemerkt, nach einer halben Stunde schmerzt einem der Rücken.

«Da ist der Kaffee», Olivia stellt die beiden Tassen auf den Tisch, «was gibt es so dringendes?»

«Nun, es ist mir nicht recht», beginnt Tim vorsichtig, «doch ich muss es genau wissen, es ist für mich sehr wichtig!»

Ah, - sie soll ihm sagen ob Anna in ihn verliebt ist, denkt Olivia, da wird sie ihm keine Antwort geben können, sie weiss es nämlich selber nicht und Anna vermutlich auch nicht.

«Es geht um die Gesteinsproben, die du freundlicherweise für mich eingesammelt hast», beginnt er vorsichtig.

Was haben denn die Gesteinsproben mit Anna zu tun, denkt Olivia, da soll einer die Männer verstehen.

«Was ist mit ihnen?», fragt sie.

«Nun, bist du sicher, dass du Sie in der richtigen Reihenfolge eingesammelt hast? Könnte es sein, dass du die Reihenfolge vertauscht hast?»

«Was meinst du mit vertauscht?»

«Die Reihenfolge, es ist unmöglich, dass du die Steine an diesen Stellen gefunden hast.»

«Und wieso, glaubst du das? Ich war nicht besoffen, nein, die Steine habe ich so gefunden – Pasta!»

«Du musst dich nicht aufregen, jeder macht mal einen Fehler, kann doch passieren.»

«Ist es aber nicht, ich war bei vollem Verstand und zudem weiss ich genau, welche Steine ich die Felswand hoch geschleppt habe und welche nicht.»

«Nun verstehe ich gar nichts mehr», Tim versucht Olivia zu beruhigen, er merkt, dass sie ausser sich ist, «aber die Analyse lässt keinen anderen Schluss zu.»

«Dann ist deine Analyse falsch, ich habe Fotos von jeder Fundstelle gemacht, komm, ich zeig dir die Aufnahmen sind noch auf dem Computer.»

Mit diesem Kompromiss kann Tim leben, vielleicht erkennt er, wo der Fehler gemacht wurde. Die beiden machen es sich vor dem Computer gemütlich. Nach kurzem Suchen hat sie die richtige Datei gefunden und beginnt. Das erste Foto erscheint.

«Da, siehst du», erklärt Olivia, «hier habe ich Stein Nummer eins gefunden.»

Tim schaut sich das Bild genau an und schüttelt den Kopf.

«Von dieser Stelle stammt Probe sechs», erklärt Olivia das nächste Bild, «und hier», sie zeigt auf eine Stelle an der Kante der Wand, «von hier stammt die letzte Probe, ich weiss nicht mehr genau, welche Nummer die hatte.»

«Das sieht alles sehr ungewöhnlich aus», erklärt Tim, «normalerweise ist die Krümmung der Gesteinsgrenzen eher in die andere Richtung, an dieser Wand ist alles umgekehrt, sehr aussergewöhnlich, langsam denke ich, dass du nichts falsch aufgeschrieben hast, doch dann ist dies hier eine grosse Überraschung. Wie man die bewerten muss, das weiss ich noch nicht, es ist einfach aussergewöhnlich.»

«Da bin ich froh, dass ich doch nicht das Dummerchen bin, für das du mich hinstellen wolltest.»

«War doch nicht so gemeint», entschuldigt sich Tim.

«Schon gut», in diesem Moment geht die Wohnungstür auf und Anna tritt ein. «Ach, du hast Besuch – Störe ich?»

«Nein, wir sind sozusagen fertig.»

«Interessant, womit seit ihr fertig?»

«Mit dem Analysieren von Fotos über die Fundstelle der Steinproben.»

«Ach so, ihr habt nur Fotos analysiert», bemerkt Anna etwas besorgt.

«Du mit deiner verdorbenen Fantasie», kontert Olivia. Tim schaut der Diskussion verlegen zu. Er weiss nicht, wie er sich verhalten soll.

«Du musst gar nicht sauer sein, es ist wirklich nichts passiert.»

«Ich bin nur wegen meinem Professor sauer, was ihr macht, geht mich nichts an.»

«Wieso, - was hat der Professor mit deiner Laune zu tun?»

«Nun, meine Arbeit hat ihm nicht gut gefallen, der Ansatz sei nicht schlecht, nur die Schlüsse die ich daraus gezogen habe, seien total falsch.»

«Du meinst das mit der Deckung der Grundbedürfnisse und der Beschäftigungstheorie, damit die Leute etwas zu tun haben?»

«Genau, ausserdem hat es ihm nicht gefallen, dass ich die Nazis als Beispiel aufführte und die Beschäftigung der Leute einfach so zum Spass, hat ihm schon gar nicht gefallen».

«Ich hab’s dir ja gesagt, die Theorie ist zu gewagt!»

«Ja schon, aber, er hätte mich nicht beleidigen müssen, ich kann ja nichts dafür, dass man die Wirtschaft nicht so einfach retten kann. Ich habe mir gedacht, wenn man weiss warum, findet man eher eine Lösung.»

«Sicher, aber die Lösung muss realistisch sein.»

«Jetzt fang du auch noch an!», beschwert sich Anna, «du hast mich schliesslich auf die Idee gebracht.»

«So, nun darf ich noch Schuld sein, wenn dein Semesterarbeit durchfällt», beschwert sich Olivia, «heute hacken alle auf mir rum, zuerst Tim und jetzt noch du.»

«Ich habe nicht auf dir rumgehackt», wehrt sich Tim, «ich kam mit dem Ergebnis der Probe einfach nicht klar, dass du einen Fehler gemacht hast, wäre die einfachste Lösung gewesen.»

«Ja genau, das Einfachste ist, wenn man Olivia die Schuld gibt, das habe ich begriffen.»

«Ich habe mich ja bereits entschuldigt, falls du es nicht gemerkt hast», wehrt sich Tim, «nun muss ich die Lösung für dieses Problem woanders finden.»

«Was haltet ihr von einer Pizza», fragt Anna, «ich habe Hunger, zudem entspannt ein gemeinsames Essen die Situation.»

Dagegen hatte niemand etwas einzuwenden. Alle auf andere Gedanken bringen, das ist in dieser Situation sicher das Beste. Das mit der Semesterarbeit wird sicher nicht so schlimm sein und auch Tim wird eine andere Erklärung finden.

Lösungen sind gefragt

Olivia wäre froh sie hätte solche Probleme wie ihre Freunde. Sie kommt mit ihrer Semesterarbeit nicht voran. Dass sie ihren Freunden geholfen hat, hilft ihr nicht weiter. Sie hat jetzt die Untersuchungen der verschiedenen Pflanzen, doch sie kommt nicht weiter. Es gibt nicht den geringsten verwendbaren Zusammenhang zwischen den Pflanzen zur Zeit der Pfahlbauer und jenen aus dem Dschungel.

Lediglich die Werkzeuge, welche sie im Dschungel angetroffen hatte, weisen gewisse Ähnlichkeiten mit denen der Pfahlbauer auf. Der Erfindergeist der Menschen läuft mit einer gewissen Kontinuität ab. Das Blasrohr und die Verwendung von Giften zum Betäuben der Beute, waren allerdings den Pfahlbauer in der Schweiz unbekannt. Vielleicht entsteht da ein Ansatz für die Semesterarbeit.

Wie gut es doch Anna hat, sie bekommt mehr Zeit, um neue Schlüsse aus ihrem anscheinend richtige Ansatz zu ziehen. Hoffentlich ist Professor Tobler auch so tolerant.

Noch besser hat es Tim, dank der ungewöhnlichen Schichtung der Gesteine, scheint er etwas Spezielles entdeckt zu haben. Das ist natürlich ein Glücksfall. Wenn die Tatsachen für sich sprechen, ist es immer einfacher. Um das Tagebuch kann sich Olivia zur Zeit nicht kümmern, es würde sie schon interessieren, was aus den Männer im Rettungsboot geworden ist, doch momentan hat sie andere Probleme, sie muss eine Semesterarbeit abgeben, da kann sie nicht mit Seemannsgarn aufwarten.

«Guten Morgen», Anna taucht ebenfalls beim Frühstück auf.

«Tag», antwortet Olivia, dass sie nicht bester Laune ist, kann Anna sofort am Ton erkennen.

«Oh, schlechte Laune», bemerkt Anna, «sorry, sag’s mir, wenn ich dir helfen kann.»

«Ich finde einfach keinen Ansatz für meiner Semesterarbeit, wenn es so weiter geht, weiss ich nicht, ob ich weiter machen soll, langsam habe ich die Leistungsgesellschaft satt. Im Dschungel gibt es keinen Stress, da hat man seinen Tagesablauf und schläft am Abend glücklich ein. Allein die Tatsache, dass man satt ist, bedeutet, dass man einen erfolgreichen Tag hatte.»

«Siehst du das nicht etwas düster?», fragt Anna, «ich beschäftige mich gerne mit Problemen die mich fordern.»

«Und was springt dabei raus?»

«Ich kann gut einschlafen», erklärt Anna selbstsicher, allerdings, wenn sie an letzte Nacht dachte, als sie sich lange im Bett wälzte, weiss sie genau, dass es Selbstbetrug ist.

«Warum bist du so wütend auf den Gander?»

«Natürlich würde ich besser schlafen, wenn meine Arbeit respektiert wird, doch ab und zu muss man über seinen Schatten springen.»

«Was hat den dem Professor nicht gefallen?»

Nun erklärt Anna ihrer Freundin von der Theorie, die sie als Resultat ihrer Untersuchung abgegeben hat. Sie kam zu Schluss, dass zu viele Dinge hergestellt werden, nur dass die Wirtschaft boomt. Dass man damit Ressourcen verschwendet, bemerkt niemand, wichtig ist nur das Prozent Wirtschaftswachstum. Keiner wagt es, eine Produktionsstrasse abzustellen, nur weil die Nachfrage momentan stockt. Besonders die Autoindustrie unternimmt alles, dass sie ihre Luxusschlitten an den Mann bringen. Bei den Leasingraten kann ein junger Mann schwach werden und leistet sich ein Auto, welches über seinen Verhältnissen liegt.

«Ich schlug vor, dass man Leasing verbieten sollte», resümiert Anna, «so würden die zu grossen Autos von den Strassen verschwinden.»

«Wau, - das hast du als Resultat dem Professor vorgelegt?», Olivia schaut ihre Freundin erstaunt an, «da verstehe ich deinen Professor.»

«Ist ja schon gut», Anna schmollt jetzt deutlich sichtbar, «jetzt hackst du auch noch auf mir rum, ich weiss natürlich, dass das zu extrem formuliert wurde.»

«Warum schreibst du so etwas?»

«Ich habe meine Idee nur konsequent zu Ende gedacht, was die Folgen sind, hat mich nicht interessiert, es ging mir um die Kernaussage. Oder kaust du im Dschungel etwas auf Abzahlung?»

«Natürlich nicht. Wir wollen doch nicht auf das Niveau des Dschungels zurück, da bin sogar ich dagegen», wendet Olivia ein.

«Schon gut, ich hab’s begriffen, ich bin zu weit gegangen, also werde ich meine Schlussfolgerung anpassen. Ich schlage vor, dass Leasing nur für Leute die älter sind als zweiundzwanzig zu erlauben. Lieber mit kleinen Schritten ans Ziel, als eine Katastrophe provozieren, ich bin ja nicht doof!»

«Gut, dann bin ich beruhigt, nur hilft mir das überhaupt nicht, wie meine Semesterarbeit aussehen könnte, steht noch in den Sternen.»

«Du musst zuerst wieder in der realen Welt Fuss fassen, vorher geht sicher nichts».

«OK. – Danke für deinen Optimismus, ich muss jetzt zur Uni. - Bis später!»

Olivia will noch schnell Tim im Labor besuchen. Sie hat ihm einige Fotos, die sie auf der Insel geschossen hat, auf seinen Laptop geladen. Nun sucht er nach Anhaltspunkten, weshalb an dieser Felswand alles anders ist, als die Theorie besagt.

«Hallo Tim! – Bist du weiter gekommen?»

«Leider nein», beantwortet Tim ihre Frage pessimistisch.

«Nun, die Insel ist anscheinend etwas verhext», vermutet Olivia.

«Wie meinst du das?»

«Nun, - du sagst, alles ist genau umgekehrt als man es erwartet, deshalb muss die Insel eine ganz andere Geschichte haben, als wir bisher angenommen haben.»

«Meinst du? Ich hoffe, wir finden noch eine vernünftige Erklärung. Ich muss mich erst daran gewöhnen, dass die Messungen stimmen. Ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich nach Messfehler suche, statt das Ergebnis so zu akzeptieren, wie es eben ist und die entsprechende Theorie zu entwickeln, die dazu passt. Aber eigentlich muss sich der Geologe darum kümmern. Ich habe mit meinem CO2 genug zu tun.»

«Du wirst es schon schaffen», motiviert in Olivia, die einen Vorwand sucht, damit sie sich zurückziehen kann. Ihren ursprünglichen Plan, mit Tim essen zu gehen, lässt sie sausen. Sie mag nicht den ganzen Abend über Steine mutmassen. Da isst sie lieber allein zu Hause oder teilt sich eine Pizza mit Anna.

«Du willst schon gehen?»

«Ja, ich glaube Anna braucht noch eine Motivationsspritze.»

«Lass sie grüssen!», ruft ihr Tim noch nach.

Im Tram überlegt Olivia, was sie mit dem Tagebuch anfangen soll, eigentlich hat sie keine Zeit, es zu lesen und doch, sie kann es nicht einfach ignorieren, vielleicht leben irgendwo Verwandte der beiden, die wären möglicherweise an einem Lebenszeichen interessiert. Sie wird versuchen, im Internet nach ihnen zu suchen.

Als sie in ihre Wohnung kommt, hat Anna bereits eine tiefgekühlte Lasagne im Backofen. Es duftet verführerisch. Sicher gibt ihr Anna etwas von der Lasagne ab, sie muss nur das Thema geschickt auf die Figur bringen, dann wird es schon klappen.

«Das war sehr gut», Olivia wischt sich mit einer Papierserviette den Mund sauber, «danke für die Einladung, nun muss ich meine Fahrradtour verlängern oder neue Kleider kaufen. Ich werde mich erst morgen entscheiden.»

«Nun, ich muss dir danken, wenn du nicht gekommen währst, hätte ich glatt die ganze Lasagne allein aufgegessen.»

«Weist du, wie man es anstellt, wenn man nach einer Person suchen will?»

«Im Internet gibt es verschiedene Möglichkeiten, willst du wirklich im Netz nach einen Mann suchen? - Das überrascht mich, das hast du doch nicht nötig.»

«Ach du, - natürlich nicht so, ich möchte das Tagebuch einem Verwandten des Schreibers zurückgeben, das ist alles.»

«Ach so, du hoffst, dass er einen Sohn im heiratsfähigen Alter hat, das wird schwierig werden, immerhin ist es schon einige Zeit her, ich stelle mir vor, dass der Gesuchte nicht mehr lebt und ob sich Verwandte noch an ihn erinnern, wage ich zu bezweifeln.»

«Ich möchte es wenigstens versuchen», meint Olivia, «sonst hätte ich ein schlechtes Gewissen.»

«Ich glaube an der Universität in Essen haben sie eine entsprechende Kartei», überlegt Anna, «vielleicht solltest du es dort versuchen.»

«Noch am Abend füllt sie ein entsprechendes Formular aus, damit ist für sie die Angelegenheit erledigt.»

Noch bis tief in die Nacht liest sie im Tagebuch weiter. Sie will so schnell wie möglich damit fertig werden, erst dann kann sie sich wieder auf ihr Studium konzentrieren.

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9783750221314
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