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Der schweizerische Robinson

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Unter solcher Beschäftigung verschwand uns der Weg gleichsam unter den Füßen, und wir befanden uns nahe bei dem großen Bache und bei den Unsrigen, fast ohne daß wir es bemerkten. Bill, der zurückgebliebene Däne, kündigte uns mit lautem Bellen an, und Türk, der Brite, antwortete ihm. Auch begann er allmählich die Gegend zu erkennen und lief jetzt davon, um seinen Kameraden zu bewillkommnen und unsere Ankunft zu melden.

Bald kamen unsere Lieben am gegenseitigen Ufer eins nach dem andern zum Vorschein, winkten uns lachend und jubelnd zu und stiegen uns gegenüber am Bache hinauf, bis wir beiderseits zu der Stelle gelangten, wo wir schon am Vormittag hinübergegangen waren. Da schritten wir denn wieder glücklich an das jenseitige Ufer und eilten den Unsrigen in die offenen Arme.

Kaum hatten uns aber die Jungen recht betrachtet, so fingen sie an, durcheinander zu rufen: »Ein Affe! ein Affe! Wie hast du den bekommen? Ach, das ist herrlich! Hätten wir nur was zu fressen für ihn! – Aber was willst du da mit den Stecken? Was sind das für Nüsse, die der Vater trägt?« – So ging es an ein Fragen und Ausrufen, daß wir nicht wußten, wo wehren und was antworten.

Endlich, als es stiller zu werden begann, nahm ich das Wort: »Also noch einmal herzlich willkommen, Kinder! Wir bringen allerhand Gutes. Aber das Beste, was wir suchten, unsere Schiffsgesellschaft, oder auch nur eine Seele davon, war leider nirgends zu finden.«

»In Gottes Namen«, erwiderte die Mutter, »so laßt uns zufrieden und dankbar sein, daß wenigstens wir gesund und glücklich wieder beisammen sind. Wieviel hab‘ ich gefleht und geseufzt, daß ihr uns unverletzt heimkehren möchtet! So erzählt uns jetzt, wie es euch ergangen ist, und laßt euch von eurer Last erleichtern.«

Jack nahm mir jetzt mein Gewehr ab, Ernst die Kokosnüsse, Fränzchen die Kürbisschalen und die Mutter meine Jagdtasche. Fritz teilte seine Zuckerrohre aus; sein Gewehr aber bot er dem bequemen Ernst, der es zwar bedenklich fand, sich so hart zu beladen, aber doch dem freundlichen Ersuchen des Bruders sich nicht entziehen konnte. Bald indes erbarmte sich seiner die Mutter und nahm ihm die Kokosnüsse wieder ab; und so ging es vorwärts.

»Ja«, fing Fritz nun an, »wenn Ernst wüßte, was er abgegeben hat, er würde es gern behalten haben. Kokosnüsse sind es, Ernst, von deinen lieben Kokosnüssen!«

»O potztausend! Kokosnüsse!« rief dieser; »Mutter, geschwind, ich will sie schon tragen, und das Gewehr behalt‘ ich dazu.«

»Nein, nein«, antwortete die Mutter, »ich mag das Seufzen nicht hören, das du bald anstimmen würdest.«

»Ich kann ja die Stecken da wegwerfen und das Gewehr in der Hand tragen!«

»Beileibe nicht!« rief Fritz dazwischen; »die Strecken sind Zuckerrohr. Komm her! ich will dich lehren, wie man sie aussaugt.«

»Ei, ei«, rief nun alles: »Zuckerrohr!« und jeder flog hin zu Fritz und ließ sich erzählen, ließ sich Anleitung geben in der großen Aussaugekunst.

Auch die Mutter fing an, da sie so merkwürdige Dinge hörte, mich eifrig zu befragen. Mit Freude berichtete ich den Verlauf unsrer Entdeckungen und zeigte, was für nützliche Dinge wir aufgefunden hatten. Nichts aber gefiel ihr mehr als die Kalebassenschüssel und der Teller, weil wir beider fast am meisten bedurften.

So kamen wir endlich bei der Kochstelle an, wo wir mit Vergnügen die Zurüstung zu einer stattlichen Mahlzeit erblickten. Auf der einen Seite des Feuers staken an einem hölzernen Bratspieß über zwei eingerammten hölzernen Gabeln allerlei Fische. Auf der andern Seite ward eine Gans gebraten, und das abtriefende Fett lief in eine unterstellte große Muschelschale. Mitten innen stand über der Flamme der eiserne Topf und duftete den Wohlgeruch einer kräftigen Fleischbrühe aus. Hinter dem Feuer endlich lag eins der aufgefischten Fässer offen vor meinen Augen und zeigte mir als Eingeweide die schönsten holländischen Käse, die sämtlich in Blei gefaßt waren. Das alles war fähig, unsre durch die Säfte, die wir genossen, mehr betäubte als befriedigte Eßlust gar mächtig anzuregen.

Die Mutter rief auch sogleich zum Essen. Wir lagerten uns alle auf die Erde, und die Mutter fing an, die Mahlzeit aufzutragen, wobei unser Kalebassenporzellan ganz unvergleichliche Dienste tat. Die Knaben leerten indes ein paar zerschlagene Kokosnüsse, fanden sie gar trefflich und wählten sich die Bruchstücke der Schalen zu Löffeln. Dem Affen wurde sein Anteil auch gegeben. Das junge Volk tauchte der Reihe nach die Zipfel der Schnupftücher in Kokosmilch und hatte ganz unbeschreibliche Freude, als das kleine Tier sich‘s gefallen ließ, an den Zipfeln recht behaglich zu saugen und dergestalt Hoffnung gab, daß wir es würden durchbringen können.

Gleich sollten noch ein paar Nüsse mit der Axt zerschlagen werden, als ich plötzlich ein: »Halt, halt!« kommandierte und bei dem drückenden Mangel an Schüsseln an eine gute Auskunft dachte. »Gebt her, Bürschchen«, rief ich, »wir wollen uns Geschirr machen! Hole mir einer die Säge.«

Jack, als der behendeste, schaffte rasch eine herbei, und ich arbeitete nun so lange, bis jegliches von uns eine Schüssel für sich erhielt, und die Mutter jedem besonders von ihrer Suppe vorlegen konnte. Die gute Frau war seelenvergnügt, daß wir nicht mehr mit den Austernschalen so unreinlich in den gemeinsamen Topf fahren mußten.

So hielten wir denn unsere Nachtmahlzeit, und obwohl wir die Fische ziemlich trocken, die Gans etwas angebrannt fanden, so ging ich doch mit gutem Beispiel voran, und die Jungen fuhren tapfer nach. Da wurde denn erzählt, daß die Fische von Jack und Fränzchen herbeigeschafft worden, und daß die Mutter im Schweiß ihres Angesichts die Kästonne aufgeschlagen und uns den köstlichen Nachtisch gewonnen. Jedes erhielt sein verdientes Lob.

Die Mutter hatte die Aufmerksamkeit gehabt, noch mehr trockenes Gras zu sammeln und es im Zelt hinbreiten zu lassen, so daß wir auf ein weicheres Lager hoffen durften als tags zuvor. Unsere Hühner verließen uns und gingen an ihrer gestrigen Stelle, auf dem First des Zeltes, zur Ruhe; die Gänse und Enten verschwanden gleichfalls in ihr letztes Nachtquartier, und auch wir sehnten uns herzlich nach Schlaf, so daß wir gleich nach aufgehobener Mahlzeit in das Zelt hineinschlüpften. Der Affe mußte mit. Fritz und Jack teilten sich in seine Freundschaft und Verpflegung. Sie nahmen ihn zärtlich in ihre Mitte und deckten ihn mit Sorgfalt zu, daß er nicht frieren möge. Wir übrigen lagerten uns in der gewohnten Ordnung, und ich, als der letzte, schloß das Zelt hinter mir. Gleich den übrigen ergab ich mich nach der heutigen Ermüdung bald und gern einem erquickenden Schlaf.

Nicht lange aber hatte ich seine Süßigkeit genossen, als ich durch die Unruhe der Hühner auf dem First des Zeltes und durch ein scharfes Bellen unserer wachsamen Hunde wieder aufgeweckt wurde. Ich ermannte mich sogleich zu ihrer Hilfe. Die Mutter und Fritz waren auch schon wach. Wir griffen alle drei zum Gewehr und traten vor das Zelt.

Mit Schrecken gewahrten wir bald im Licht des Mondes einen furchtbaren Kampf. Ein Dutzend Schakale hielten unsere zwei Doggen umringt, und diese tapfern Kämpfer hatten bereits drei oder vier ihrer Feinde auf die Walstatt gelegt, so daß der Rest in scheuer Entfernung rings die mutigen Hunde anheulte und ihnen den Vorteil abzulauschen suchte. Die zwei behutsamen Tiere aber sträubten sich, wandten sich nach allen Seiten und ließen sich die Feinde nicht beikommen. Fritz und ich legten sogleich an, und Knall und Fall lagen zwei von den Nachtschwärmern bei den übrigen auf dem Sand, und ein paar andere schleppten zerschmetterte Schenkel mühsam dem Trupp ihrer flüchtigen Kameraden nach. Türk und Bill holten die Verwundeten ein und rissen sie vollends zu Boden; dann, als die Schlacht vorüber war, mästeten sie sich wie echte Tierkaraiben von dem Fleisch ihrer Brüder nach Herzenslust und bewiesen, wie wenig wir ihren Appetit noch kannten, zumal da sonst Hunde das Fleisch von Füchsen und Wölfen, als ihren nächsten Stammesgenossen, nicht so leicht verzehren.

Die Mutter mahnte jetzt, weil alles ruhig sei, wieder ins Zelt zu gehen; aber Fritz erbat sich, erst seinen Schakal herbeischaffen zu dürfen, damit er ihn morgen den Brüdern vorweisen könne. Auf erhaltene Zustimmung brachte er die Bestie mühselig hergeschleppt, denn sie war von der Größe eines ansehnlichen Hundes, wiewohl nicht von dem ausgezeichneten Wuchs der unsrigen. Ich bemerkte dem eifrigen Fritz, daß, wenn Türk und Bill noch nicht satt von dem Schlachtfeld zurückkommen sollten, auch dieser letzte Schakal ihnen zum Lohn ihrer Wachsamkeit und Tapferkeit billig zu gönnen sei. – Wir ließen es darauf ankommen, legten die Leiche neben das Zelt an den Felsen, schlüpften wieder hinein zu den Kleinen, von denen auch nicht eines durch den Lärm geweckt worden war, und ohne Unterbrechung schlummerten wir jetzt an ihrer Seite, bis der Morgen anbrach und der Hahn mit durchdringendem Geschrei mich munter rief. Mein erstes war, auch die Mutter aufzuwecken, um einsam mit ihr den Geschäftsplan dieses Tages zu verabreden.

»Ach, liebe Frau!« fing ich an, »ich sehe so viel Arbeit und Besorgnisse vor, daß ich mir fast nicht zu helfen weiß. Eine Reise nach dem Schiffe ist unumgänglich nötig, wenn das zurückgebliebene Vieh nicht verschmachten soll; und eine Menge von nützlichen Sachen ist dort noch zu holen. Inzwischen wäre aber auch hier am Lande gar viel zu tun, und vor allem sollten wir uns eine bessere Wohnung bereiten.«

»Mit Geduld, Ordnung und anhaltendem Fleiß«, antwortete sie, »wird sich nach und nach alles geben, mein lieber Mann! – Ich denke zwar ungern an eine Rückfahrt nach dem Schiffe, sie ist aber für unser Wohlergehen notwendig, und wir wollen sie zu unserm ersten Geschäft machen; das übrige wird allmählich von selber kommen.«

»Nun denn, so sei‘s, wie du geraten hast! Du bleibst, denke ich, wieder zurück bei den Kleinen; und Fritz, als der Stärkste und Gewandteste, kommt mit mir.«

 

Mit diesen Worten erhob ich mich und rief lauter: »Auf, Kinder, auf! Der Tag bricht an, und wir bekommen heute gewaltig zu schaffen. Morgenstunde hat Gold im Munde!«

Die guten Leutchen ermannten sich nur langsam, gähnten und wanden sich eine geraume Zeit, bis sie den Schlaf aus ihren Augen brachten. Fritz allein war im Hui von seiner Stelle über die andern hinweg aus dem Zelt zu seinem Schakal geflogen. Diesen, der die Nacht hindurch ganz starr geworden war, stellte er vor dem Eingang in Parade hin und lauschte, was die junge Mannschaft darüber sagen würde. Sobald aber die Hunde ihren Feind wieder auf den Beinen sahen, so sträubten sie sich schrecklich, knurrten, bellten und sprangen heran, daß Fritz sie nur mit Not besänftigen konnte; doch verfuhr er dabei so ruhig, daß es mich freuen mußte.

Im Zelte war alles neugierig, was diesen Lärm der Hunde veranlassen möge. Stück für Stück kamen die Kleinen heraus, und selbst der Affe guckte furchtsam bei dem Eingang umher. Als er aber den Schakal erblickte, floh er in die entfernteste Ecke unserer Lagerstätte und verkroch sich im Moos und Heu, daß man kaum noch sein Schnäuzchen sah. Die Knaben wunderten sich höchlich, woher der Fremdling gekommen sei, der da so Wache stand; und Ernst hielt ihn für einen Fuchs, Jack für einen Wolf, Fränzchen für einen gelben Hund.

Fritz lachte sie deswegen aus; die Brüder wurden darüber etwas gereizt, doch machten sie bald wieder Frieden; sie fingen an, nach dem Frühstück zu fragen. Einige schafften Rat und machten sich über eine Zwiebackkiste her; aber mit aller Gewalt vermochten sie kaum, das dürre Zeug zwischen ihren Zähnen zu zerknirschen. Fritz geriet in dieser Not hinter die Käsetonne, und Ernst schlich mit prüfendem Blick an einer andern herum, die wir aufgefischt hatten. Plötzlich kam er mit heiterm Gesicht daher und rief: »O Vater! wenn wir nur Butter auf unsern Zwieback hätten; wahrhaftig, er ginge zehnmal besser hinunter.«

»Ja, wenn! wenn! mit deinem ewigen Wenn!« sprach ich. »Ein Stück Zwieback mit Käse ist doch immer noch besser als eine ganze Schüssel voll Wenn.«

»Könnte einer nur das Faß auftun!«

»Welches Faß und wozu?«

»Je nun! um Butter zu bekommen, dort das große Faß. Da ist gewiß welche drin; denn an einer Fuge ist etwas Fettes herausgeronnen, das gerade wie Butter riecht.«

»Nun, deine Nase sei gepriesen, wenn du richtig geraten hast. Du sollst zum Lohn die erste Butterschnitte haben.«

Wir gingen zusammen hin nach der Tonne, und ich fand die Vermutung des Knaben bestätigt. Aber nun war ich in Verlegenheit, wie ich mich der Butter auf die geschickteste Weise bemächtigen könnte. Fritz, der inzwischen herbeigekommen, meinte rasch, man sollte die vordersten Reifen abschlagen und den Deckel ausheben. Aber ich bemerkte ihm, daß so die Faßdauben auseinandergingen und bei der wachsenden Tageshitze unser kostbares Fett bald herausschmelzen würde.

Am Ende beschloß ich, mit einem ansehnlichen Bohrer eine Öffnung in die Tonne zu machen und vermittelst eines kleinen hölzernen Spatens so viel herauszulangen, als vorderhand nötig sei. Dies geschah, und in wenigen Minuten hatten wir eine Kokosschale für unser Frühstück mit schöner gesalzener Butter vollgehäuft und mit Lust uns herumgelagert. Zwar blieb auch so der Zwieback verzweifelt hart; aber endlich rösteten wir ihn, mit Butter bestrichen, am Feuer, und fanden ihn dann trefflich; nur daß die Knaben in ihrem blinden Eifer manch prächtiges Stück verbrannten und wegwerfen mußten.

Unsere Hunde lagen während dieser Verrichtung ruhig neben uns, und im Verdauen ihrer nächtlichen Mahlzeit machten sie gar nicht Miene, an unserm Frühstück teilnehmen zu wollen. Indes bemerkten wir jetzt, daß sie aus dem blutigen Kampfe keineswegs mit heiler Haut davongekommen waren; denn sie waren an verschiedenen Stellen, besonders um den Hals, gebissen und wund. Sie fingen aber bald an, ihre Wunden gegenseitig zu belecken, zumal am Halse, wo keiner sich selbst hätte beikommen können.

»Es wäre doch gut«, meinte da Fritz, »wenn wir auf dem Schiffe Stachelhalsbänder für unsere wackern Tiere fänden; denn da die Schakale einmal auf unsere Spur geraten sind, so könnten sie wiederkehren und der unbewaffneten Hunde am Ende noch Meister werden.«

»Oh!« sagte Jack, »ich will selbst Halsbänder machen, und das recht tüchtige! Wenn mir nur die Mutter helfen will!«

»Es sei dir versprochen, kleiner Prahler«, sprach die Mutter; »wir wollen sehen, was du erdenken wirst!«

»Ja, ja, Männchen!« fügte ich hinzu, »übe du nur deine Erfindungskraft. Wenn du etwas Kluges herausbringst, so sollst du Lob und Ehre haben. – Indes ist es Zeit, daß wir sämtlich an unser Tagwerk gehen, und also, Fritz, rüste dich! Die Mutter und ich haben nötig befunden, daß du mit auf das Wrack zurückkehrst, damit wir retten, was irgend noch übrig ist. Ihr andern Kleinen bleibt wieder bei der Mutter hier. Seid gehorsam und fleißig.«

Während wir in unser Kufenschiff einstiegen, verabredete ich, daß die Zurückbleibenden eine Stange mit Segeltuch als Flagge aufrichten sollten, die wir mit dem Fernrohr von dem Wrack aus bemerken könnten, und daß das Umwerfen derselben, von drei Notschüssen begleitet, uns ein Zeichen sein solle, wieder heimzukehren. Ja, ich konnte die Mutter zu dem mannhaften Entschlusse bringen, einsam mit den Kleinen zu übernachten, wenn sie nichts Gefährliches vermerken und wenn uns dagegen die Menge der Arbeit zu lang auf dem Schiffe versäumen sollte.

Wir nahmen nichts als unsere Gewehre samt Zubehör mit, weil noch Eßwaren genug auf dem Schiffe sein mußten, und bloß der kleine Affe ward endlich zugelassen, weil Fritz ihn so bald als möglich mit frischer Ziegenmilch erquicken wollte. Schweigend stießen wir vom Ufer, und Fritz ruderte scharf, während ich selbst mit dem Steuer nachhalf, so gut ich vermochte. Als wir schon ziemlich weit vom Lande entfernt und etwa in die Mitte der Bucht gekommen waren, bemerkte ich, daß diese außer der Öffnung, durch die wir zum erstenmal hineingefahren, noch eine zweite hatte, durch welche der Bach, der sich unfern in die Bucht ergoß, mit fortwährendem Zuge der offenen See zuströmte. Diesen Zug zu benutzen und dadurch unsere Kräfte beträchtlich zu schonen, ward gleich mein Augenmerk; und ein so schlechter Steuermann ich auch war, so gelang es mir doch, hineinzukommen. Ganz sanft trug er uns drei Vierteile des Weges dem Wracke zu, und es kostete uns bloß die Mühe, das Schifflein in gerader Richtung zu erhalten, bis wir endlich den letzten Teil der Fahrt mit ausgeruhter Kraft, als die Strömung abzunehmen begann, von neuem mit Rudern zurücklegten und in den offenen Schiffsbauch einfuhren, wo unser Fahrzeug sogleich befestigt wurde.

Kaum waren wir aus den Kufen, als Fritz seinen Affen auf die Arme nahm und, ohne ein Wort zu sagen, Hals über Kopf auf das obere Verdeck lief, wo das sämtliche Vieh stand. Ich folgte nach und freute mich seiner Ungeduld, den bedürftigen Geschöpfen zu Hilfe zu gehen. Oh, wie die verlassenen Tiere uns anblökten, anmeckerten, entgegengrunzten! Nicht sowohl Bedürfnis der Nahrung als Sehnsucht nach Menschen schien alle die Freudentöne auszupressen, denn Futter und Getränk war noch hinlänglich vorhanden. Der Affe ward sogleich einer Ziege an das Euter gelegt und schmatzte unter seltsamen Grimassen die ungewohnte Milch mit immer zunehmender Lust in sich hinein, was uns nicht wenig belustigte.

Nachdem wir hierauf dem Vieh frisches Futter und Wasser gegeben hatten, sorgten wir auch für uns und aßen, was wir ohne langes Suchen im Schiffe finden konnten.

Unsere erste Sorge war nun, unserm Schiff einen Mast mit einem Segel einzubauen, damit wir, durch den frischen Seewind getrieben, um so leichter das Land erreichen möchten.

Zuerst ersah ich mir ein Stück Segelstange, das zu einem Maste tauglich schien, und ein anderes dünneres, an das ich mein Segel befestigen könnte. Fritz mußte mit einem runden Meißel ein Loch durch ein Brett arbeiten, um den Mast nachher durchzustecken. Ich selbst ging in die Segelkammer und schnitt mir von einer großen Tuchrolle ein dreieckiges Segel ab, das ich zurechtmachte, so gut ich imstande war. Darauf nahm ich einen Flaschenzug, den ich oben an meinem Mast befestigen wollte, um das Segel nach Belieben aufziehen und niederlassen zu können. Inzwischen hatte Fritz sein Werk ganz erträglich vollendet, und das Brett mit dem Loche wurde nun quer über die Breite unserer Schiffkufen befestigt und der Flaschenzug an der Spitze des Mastes in einen Ring gehängt, um ihn willkürlich bewegen zu können. Ein Seil, an welches der längste Zipfel des Segels festgeknüpft war, wurde hindurchgezogen und endlich der Mast durch das Loch im Brett auf den Boden der Kufe gesenkt, so daß er vorläufig ganz ansehnlich zu stehen kam. Doch mußte er am Bock noch festgemacht werden, und das geschah ohne Zeitverlust.

Mein Segel machte ein rechtwinkliges Dreieck aus, dessen eine Seite hart am Maste herunterhing und damit verbunden wurde. Die kürzeste Seite wurde unten um eine dünne Segelstange geschnürt, welche von dem Maste über das Schifflein hinausstand und an dem einen Ende mit dem Mast verknüpft war, am andern aber ein langes Seil erhielt, das bis hinten zum Steuerruder reichte und mir einige Führung des Segels oder im Notfall das Loslassen möglich machte. Vorn und hinten am Schiffe wurden Löcher gebohrt, um dieses Seil befestigen zu können, damit man das Segel nach beiden Seiten zu gebrauchen vermöchte, ohne jedesmal das ganze Fahrzeug umkehren zu müssen.

Indes ich so beschäftigt war, hatte Fritz mit dem Fernglas nach dem Lande hingeschaut. Er brachte die Nachricht, daß dort alles in Ordnung zu sein scheine, und trug zugleich einen kleinen Wimpel herbei, den ich ihm zu Gefallen auf unserm Mast befestigen sollte, damit unser Fahrzeug doch ja nach etwas Rechtem aussehe.

Diese Eitelkeit in unserer Armseligkeit machte mich lachen. Aber dem ehrlichen Fritz zulieb befestigte ich den Wimpel und hatte selbst meinen Spaß daran. Dann aber suchte ich unser Schiff auch mit einem Steuerruder zu versehen.

Unverzüglich wurden an beiden Enden des Schiffes je zwei aufrechte starke Knebel befestigt, zwischen denen die Ruder zu liegen kamen und an die sie bei jedem Zuge sich anstemmen konnten.

Während solcher Arbeiten rückte der Abend heran, und ich merkte wohl, daß wir würden auf dem Wrack übernachten müssen, wenn wir nicht mit leerem Schiffe nach Hause fahren wollten. Es war am Lande verabredet worden, daß wir eine Flagge aufziehen sollten, wenn wir gedächten, auf dem großen Schiffe zu bleiben; und dieses wurde jetzt beschlossen und vollzogen.

Den Rest des Tages brachten wir damit zu, den unnützen Ballast von Steinen aus unserm Kufenschiff zu werfen und dafür eine recht schöne Ladung von brauchbaren Gerätschaften und Stoffen zusammenzusuchen. Demzufolge plünderten wir das Wrack wie Vandalen und füllten unser Schifflein nach Herzenslust.

Bei der überwiegenden Wahrscheinlichkeit gänzlicher Einsamkeit ließen wir Pulver und Blei unser erstes Augenmerk sein, um so lang als möglich Mittel zur Jagd und zum Schutz gegen wilde Tiere zu haben. Alles Handwerkszeug, das im Überfluß vorrätig war, schien mir ebenso unentbehrlich zu sein. Unser Schiff war zur Anlegung einer neuen Ansiedlung in der Südsee bestimmt gewesen und enthielt darum eine Menge Dinge, die man sonst gar nicht oder nur sparsam auf Seereisen mitnimmt.

Es wurde mir schwer, bei der Masse von nötigen und nützlichen Dingen, die wir vorfanden, eine Auswahl zu treffen. Nachdem ich aber die obgenannten Stücke voraus erkoren, nahm ich jetzt auch Messer, Gabeln, Löffel und Küchengeschirr, dessen wir sehr bedürftig waren. In des Kapitäns Kajüte fanden sich einige silberne Bestecke und anderes Silberzeug, zinnerne Teller, Platten und Schüsseln samt einem wohlversehenen Flaschenfutter. Das alles wurde eingepackt. In der Küche beluden wir uns ferner mit Rösten, Kellen, Pfannen, Kesseln, Töpfen und Häfen, wovon ich nahm, was mir das Beste und Unentbehrlichste schien. Endlich wurden aus des Kapitäns Vorrat einige westfälische Schinken auserwählt und ein paar Säcklein Getreide, Mais und andere Sämereien beigefügt.

Auf Fritzens Erinnerung, wie hart und kühl unser Nachtlager am Lande sei, vermehrte ich unsre Ladung noch mit einer Anzahl Hängematten und wollenen Bettdecken, die uns allenfalls auch zu anderm Gebrauch dienen mochten. Fritz, der nie genug Waffen sah, schleppte noch ein paar Flinten und einen Arm voll Degen, Säbel und Hirschfänger herbei. Zum Beschlusse ward ein Fäßchen Schwefel und eine Menge von Tauen und Stricken samt einer Rolle Segeltuch aufgeladen. Den Schwefel bestimmte ich zum künftigen Ersatz unsres Schwefelfadens beim Feuerschlagen.

So war denn unser kleines Fahrzeug bis oben befrachtet und ging so tief im Wasser, daß ich es erleichtert haben würde, wenn wir nicht vollkommen ruhige See gehabt hätten. Doch bestimmte ich zwei Korkwämser, um sie auf jeden Fall für die Heimfahrt anzuziehen, damit wir uns leichter retten könnten, wenn das Schifflein umschlagen sollte.

 

Man kann sich leicht denken, daß es über dieser Arbeit Nacht wurde und daß keine Möglichkeit war, an den Strand zurückzukehren. Wie leicht hätten wir auf einer Klippe auffahren oder sonst in der Dunkelheit verunglücken können! – Ein lachendes großes Feuer am Lande bewies uns das Wohlsein der Unsrigen, und wir bestrebten uns, mit vier großen brennenden Laternen anzuzeigen, daß wir uns gleichfalls gesund und wohl befänden. —Zwei Schüsse sagten uns dann laut Verabredung, daß man unser Signal erkannt und verstanden habe.

Nicht ohne Sorgen für die lieben Zurückgelassenen legten wir uns endlich ermüdet zur Ruhe, und zwar ziemlich unbequem in unser Kufenschiff, um, wenn das Wrack auseinanderginge oder sonst Gefahr sich erhöbe, sogleich zur eiligen Flucht gerüstet zu sein.

Früh am Morgen, als es kaum noch hell genug war, bis zur Küste zu sehen, stand ich bereits auf dem Verdecke des Schiffes und richtete mein großes Fernrohr nach dem Zelte, das meine Lieben beherbergte. Fritz indessen schaffte rasch ein nahrhaftes Frühstück herbei, und wir setzten uns so, daß wir fortwährend nach dem Ufer hinblicken konnten. Nicht lange darauf glaubte ich wahrhaftig die Mutter zu gewahren, die aus dem Zelte schritt. Wir ließen sogleich einen weißen Wimpel in die Lüfte wehen und empfingen zur Antwort ein dreimaliges Schwingen der Flagge, die am Strande aufgerichtet worden war. Eine Last fiel mir vom Herzen, als ich mich so überzeugte, daß sich die Zurückgebliebenen fortwährend in gutem Wohlsein befänden.

»Ja, Fritz!« fing ich jetzt an, »ich dachte, daß ich heute nicht einen Augenblick säumen würde, zurück an das Land zu kehren. Aber nun, da ich gottlob erfahren, daß die Unsrigen wohl sind, erwacht mein Mitleid mit den armen Kreaturen, die hier auf dem Schiffe so kümmerlich hinleben müssen und jeden Tag in Lebensgefahr stehen. Gern wollte ich doch ein paar Stücke davon ans Ufer schaffen.«

»Ei, können wir nicht ein Floß bauen und die Tiere gleich allesamt hinüberführen?«

»Aber denke doch, ohne nur von den Schwierigkeiten des Baues zu reden, denke doch, wie wollen wir denn die Kuh und den Esel und das bissige trächtige Schwein auf solch ein Fahrzeug bringen und während der Überfahrt stillhalten!«

»So wollen wir kurz und gut beim Abfahren das Schwein in die See werfen. Mit seinem Schmerbauch wird es vortrefflich schwimmen, und wir können es an einem Stricke nachziehen.«

»Das ist gar zu heroisch dreingefahren, und am Ende paßt es nur bei dem Schweine. Die Ziegen aber und die Schafe wären mir um vieles lieber.«

»Nun, so wollen wir dem kleinen Vieh die Korkwämser anziehen; da wird es schwimmen wie die Fische und uns noch einen Spaß machen.«

»Ach, Herzensfritz! Was zündet dein lächerlicher Rat mir für ein Licht an! Vortrefflich, vortrefflich! Auf, und zur Probe!«

Wir stürmten empor, und schnell ward einem muntern Lamm ein Korkleibchen umgeschnürt und das Tier in die See geworfen. Voll Furcht und Hoffnung und Neugier sah ich dem armen Geschöpfe nach. Das Wasser schlug rauschend über ihm zusammen und schien es erst verschlingen zu wollen; dann aber kam das erschrockene Ding wieder hervor und schneuzte sich und zappelte ganz erbärmlich und schwamm, daß es eine Lust war, schwamm noch fort, als es endlich ermüdet seine Beine hängen ließ und verzweifelnd dem Wasser gar keinen Widerstand mehr tat.

Ich sprang auf vor Freuden. »Nun sind sie unser! nun sind sie unser!« rief ich einmal über das andere. »Auch für die großen will ich Rat schaffen! Hätten wir nur das Schäfchen wieder!«

Fritz, der einsah, daß man es nicht im Wasser lassen dürfe, bis wir die andern zugerüstet hätten, war bereit, in die See zu springen, um es wieder herbeizuholen. Ich schnallte ihm sein Korkwams um und ließ ihn springen. Er nahm ein Seil mit und warf es dem Lamm über den Kopf, dann zog er es schwimmend zu der Öffnung des geborstenen Schiffes herein, wo wir das Tierchen aufs Trockene hoben und seiner Angst ein Ende machten.

Nun suchte ich vier Wassertonnen zusammen, die ich auslaufen ließ und wieder zuschlug. Darauf band ich je zwei in einiger Weite aneinander und nagelte ihrer ganzen Länge nach starkes Segeltuch an, so daß es von der einen zur andern überhing. Dieses Tuch war bestimmt, dem Esel und der Kuh unter dem Leibe zu liegen, daß ihnen die Tonnen zu beiden Seiten wie Bastkörbe zu stehen kamen. Als wir die Tiere dann zurechtgestellt, wurden die Tonnen an ihrem Rücken festgemacht, die leeren Räume wurden überall mit Stroh vollgestopft, damit kein Druck den Leib beschädige, und endlich befestigte ich die ganze Maschine mit einem Riemen über die Brust, damit sie nicht über die hintern Beine zurückgleiten könne. So waren Kuh und Esel in anderthalb Stunden schwimmfertig ausgerüstet, und nun ging es an das kleinere Vieh. Mit dem Schweine hatten wir entsetzliche Not, und nur, als wir ihm sein bissiges Maul verbunden hatten, konnten wir ihm ein Korkswams unter den Bauch hinschnüren. Die Ziegen und Schafe waren weniger ungebärdig, und so brachten wir endlich die ganze Herde unter dem obern Verdecke zur Abreise zusammen. – Jedem Stücke wurde jetzt noch ein Strick um die Hörner oder um den Leib gebunden und an dem andern Ende des Strickes ein Holz befestigt, damit man es im Wasser auffangen und das Tier also heranziehen könne. Darauf fingen wir an, die Seitenwand des Schiffes, da wo die Tiere standen, loszureißen, bis wir eine Öffnung erhielten, durch welche man sie hinausstürzen konnte. Zum Glück hatten uns Wind und Wellen tüchtig vorgearbeitet, so daß wir in kurzer Zeit eine Menge von Planken und Brettern hinwegzuschaffen vermochten. Endlich war die Öffnung nach Wunsch, und nun wurde mit dem Esel ein Versuch gemacht. Wir führten ihn hart an den Rand, stellten ihn seitwärts und brachten ihn mit einem kräftigen Stoß über Bord. Er fiel mit großer Gewalt in das Wasser, das über ihm zusammenschlug; aber bald tauchte er hervor und schwamm zwischen seinen Tonnen so wunderschön, daß wir ihm ordentlichen Beifall klatschten.

Jetzt kam die Kuh an die Reihe, und da sie mir ungleich schätzbarer war als der Esel, so war ich auch ängstlicher über den Erfolg meiner Schwimmveranstaltung. Nicht weniger glücklich als ihr Vorgänger wurde sie durch die leeren Tonnen flott erhalten und schwamm mit der ganzen Kaltblütigkeit ihrer Familie getrost über die Wasserfläche.

Wir warfen nun auch das kleine Vieh allmählich nach; und alles blieb schwimmend und gelassen in der Nähe des Schiffes. Nur das Schwein wütete fürchterlich und ruderte so ungestüm in der See herum, daß es weit von den andern hinweg, aber glücklicherweise gerade gegen das Land zu schwamm.

Wir zauderten jetzt selbst keinen Augenblick mehr, sondern sprangen mit unsern Korkleibchen angetan in unsern »Katamarang« und kamen bald aus dem Bauche des Wracks in die offene See, recht mitten in die seltsame schwimmende Herde hinein. Da wurden denn nach und nach die Stricke vermittelst der Hölzer aufgefischt, das Vieh herbeigezogen und an den Rand des Schiffleins festgebunden, bis alles versammelt war, und nun das aufgespannte Segel, von günstigem Winde geschwellt, uns gegen das Ufer zu führen begann.

Vergnügt saßen wir in unsern Tonnen und hielten eine Art von Mittagsmahl. Fritz neckte sich mit seinem Affen, und ich, mit halber Seele beständig am Lande bei den Meinigen, sah durch mein Fernglas, um sie aufzusuchen; denn schon vom Schiffe aus hatte ich bemerkt, daß sie zu irgendeinem Streifzuge aufgebrochen sein müßten, und vergebens hatte ich mich seither bemüht, ihre Spur zu entdecken.

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