Читать книгу: «100 Dinge, die jeder Golfer wissen muss», страница 2

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005Macht Golfspielen wirklich süchtig?

Luke Clark ist Psychologieprofessor an der University of British Columbia. Er ist weltweit einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Spielsucht, dem „pathologischen Spielen“, wie es die Wissenschaft nennt.

In seinen Schriften vergleicht er Spielsüchtige mit Golfspielern. Golfer wie Casino-Spieler, sagt Clark, investieren einen großen Teil ihrer Zeit in ihr Spiel. Golfer geben viel Geld für das Spiel aus, für Ausrüstung, Mitgliedschaft, Reisen und Green Fees. Beide Gruppen haben Entzugserscheinungen, wenn sie länger als ein bis zwei Wochen nicht zum Spielen kommen.

Aus wissenschaftlicher Sicht sei es „vernünftig und angemessen“, sagt der Psychopathologe, die Golfer wie die pathologischen Spieler als „Süchtige“ zu bezeichnen.

Doch dann nennt Clark den entscheidenden Unterschied. „Golfer brauchen sehr selten eine Behandlung ihres Problems. Sie sind darum klinisch irrelevant“.

Wir sind klinisch irrelevant. Die Golfer sind die einzigen Süchtigen dieser Welt, die nicht unter ihrer Sucht leiden. Im Gegenteil, sie haben Freude daran.

Golf ist die einzige Sucht dieser Welt, die keinen Schaden anrichtet. Das unterscheidet Golf von Alkoholismus, Drogenmissbrauch, Pyromanie, Nikotinabhängigkeit und Spielsucht. Weil die Golfsucht kein Leid und keinen Schaden hinterlässt, wollen sich die Golfer auch nicht davon kurieren lassen. Es gibt darum Drogenentzugskliniken und Alkoholentzugskliniken, aber keine Golfentzugskliniken.

Medizinisch allerdings müssen wir Golfspieler uns keine Illusionen machen. Unsere Sucht verläuft neurologisch nach denselben Mustern wie bei Drogenkranken und bei Spielsüchtigen. Sie ist ein Belohnungssystem für das Gehirn. Dopamin- und Opiod-Rezeptoren in den Nervenzellen werden stimuliert und leiten während der Golfrunde ein Glücksgefühl an die Hirnrinde weiter. Dieser angenehme Reiz ruft schon nach kurzer Zeit nach Wiederholung.

An Geldspielautomaten beobachtet man einen zusätzlichen verstärkenden Effekt. Der Spieler weiß im Casino nie, wann es wieder klingeln wird und ein Geldstrom aus der Maschine klappert. Er weiß, es wird irgendwann passieren, aber er weiß nicht wann. Darum ist es so hart, sagt die Wissenschaft, den Spielautomaten zu verlassen.

Bei Golfern ist er vergleichbar. Sie wissen auch, dass ihnen irgendwann wieder ein grandioser Schlag gelingen wird, aber sie wissen nicht wann. Auch sie hören darum nicht auf.

Gut beschrieben hat dieses Phänomen der Hardrockmusiker Alice Cooper in seiner Biographie „Golf Monster“. Er beschreibt im Buch, wie Golf ihm das Leben rettete.

Am Ende seiner Konzerttour von 1975 war Cooper völlig dem Alkohol verfallen. „Ich trank ohne Unterlass“, schreibt er. „Ich zitterte. Ich war deprimiert. Ich erbrach jeden Morgen Blut. Ich wusste, dass ich starb.“

Dann entdeckte Alice Cooper das Golfspiel. Er hörte auf zu saufen und spielte sich schnell auf das Niveau eines Spitzenamateurs herunter. Auch mit über 70 Jahren lag sein Handicap immer noch zwischen vier und fünf.

Cooper hat seinen Wechsel von der Flasche zum Schläger sehr treffend beschrieben: „Ich ersetzte bloß eine ungesunde Sucht durch eine gesunde Sucht.“

006Ist es ratsam, mit Partner oder Partnerin zu spielen?

Wir leben in Zeiten der politischen Korrektheit und der Genderdebatte, darum muss ich mit der Antwort etwas vorsichtig sein. Aber so viel schicke ich voraus: Es ist nicht sehr empfehlenswert, mit dem Ehepartner oder sonstigen Lebenspartner allzu viel Golf zu spielen.

Wie spielt ein Mann, wie spielt eine Frau?

Ein Mann spielt in der Regel Golf auf höchstem Niveau. Ausnahme von der Regel sind nur die Schläge, die ihm vollkommen misslingen. Eine Frau hingegen spielt in der Regel kein Golf auf höchstem Niveau. Ausnahme von der Regel sind nur die Schläge, die ihr vollkommen gelingen.

Dumm daran ist nur, dass die männlichen Ausnahmen von der Regel häufiger sind als die weiblichen Ausnahmen von der Regel. Frauen spielen oft viel konstanter als Männer, weil sie nicht bei jedem Schlag den Schlag des Jahrhunderts versuchen.

Männer und Frauen haben zu Golf eine unterschiedliche Attitüde. Für Männer ist es die Fortsetzung ihres Lebens von außerhalb des Platzes. Man sollte gut sein, man sollte Leistung zeigen, man sollte gewinnen. Wenn Männer untereinander spielen, dann geht es immer um einen Einsatz. Männer spielen um Geld oder um Drinks.

Für Frauen ist Golf eine Abwechslung vom Leben von außerhalb des Platzes. Sie müssen sich für einmal um nichts kümmern, sie können entspannen. Wenn Frauen untereinander spielen, dann spielen sie nicht um die Wette, es geht es um nichts außer um das Amüsement.

Es sind zwei sehr unterschiedliche Attitüden, die hier aufeinandertreffen. Das hat Konfliktpotential.

Der Mann, der Golf als Fortsetzung des Lebens betrachtet, unterstützt darum auch seine Lebenspartnerin mit exzellenten Ratschlägen, damit sie ebenfalls sein Leistungsniveau erreicht.

Nach ihrem Schlag sagt darum der Mann: „Höre, Darling, ich gebe Dir einen Tipp: Deine Schwungebene ist zu steil. Ich rate Dir dringend, flacher an den Ball zu kommen.“

Nach dieser selbstlosen Erklärung haut er mit steiler Schwungebene in den Boden und der Ball hoppelt jammervoll in den Teich.

Die Frau sagt dann milde: „Da hast Du aber Pech gehabt.“

Nach ihrem nächsten Schlag sagt der Mann: „Höre, Darling, Du solltest den Schläger lockerer halten. Das bringt Dir mehr Länge.“

Nach diesem generösen Hinweis umklammert er sein Holz bis die Knöchel weiß werden und hämmert den Ball krachend in den Wald.

Die Frau sagt nun: „Da hast Du schon wieder Pech gehabt.“

„Musst Du eigentlich jeden Schlag von mir kommentieren!“ brüllt er nun.

„Warum brüllst Du mich an?“ fragt sie.

„Ich brülle, wenn ich brüllen will!“, brüllt er nun.

Wir können es kurz machen. Es endet oft nicht gut, wenn gegensätzliche Mentalitäten aufeinandertreffen. In diesem Fall ist es das männlich-weibliche Gegensatzpaar von Leistungswillen und Vergnügen.

Die Engländer und die Schotten, die Altmeister im Golf, wissen das schon lange. Dort spielen Männer nur mit Männern und Frauen mit Frauen, Gentlemen unter sich, Ladies unter sich.

Wir sollten von ihnen lernen. Wer unbedingt etwas gemeinsam unternehmen will, kann ja immer noch ins Kino. Oder ins Bett.

007Darf ich beim Golfen betrügen?

Wir könnten es uns nun leicht machen und wie alle diese Golfpriester den Zeigefinger der Moral in die Luft strecken. Natürlich betrügt ein Golfer niemals. Wir alle sind ehrlich. Es ist ein „Gentleman’s Game“. Das gilt auch für Golferinnen. Es ist ein „Gentlewoman’s Game“.

Damit wäre dieses Kapitel moralisch einwandfrei beendet.

Wechseln wir besser in die Realität. Um die 80 Prozent der Golfer, so zeigen Umfragen, betrügen von Zeit zu Zeit.

Wenn Sie zu den 80 Prozent gehören, wovon ich als Realist einmal ausgehe, dann sind Sie in guter Gesellschaft. Die Mehrheit der Caddies auf der Profi-Tour hat in einer Studie gesagt, dass auch bei großen Turnieren gemogelt wird. Ein beliebter Trick der Profis ist es etwa, im höheren Gras zum Dreier-Holz zu greifen, den Ball damit anzusprechen und so das Gras hinter dem Ball niederzudrücken. Dann wechseln sie den Schläger, nehmen ein Eisen und treffen den Ball problemlos.

Zurück zu uns Amateuren. Ich nenne Ihnen die zehn beliebtesten Schummeleien auf dem Platz. 1. Die Lage des Balles mit dem Schläger verbessern, 2. Falsches Zählen, 3. Das Gras hinter dem Ball mit dem Schuh oder Schläger niederdrücken, 4. Einen gefundenen Ball als den eigenen ausgeben, 5. Beim Markieren auf dem Green Raum gewinnen, 6. Lederwegde – den Ball mit dem Fuß in eine bessere Position kicken, 7. Beim Droppen zu weit nach vorne gehen, 8. Im Bunker den Schläger auf den Boden setzen, 9. Heimlich einen Ball fallen lassen, 10. Auf dem Ball des Gegners stehen.

Was ist schlimm daran? Ich mache Ihnen nun einen amoralischen Vorschlag. Den Vorschlag habe ich aus den USA mitgebracht. Die Amerikaner waren schon immer gnadenlose Pragmatiker.

Der Vorschlag lautet: Im Freizeitgolf ist nur der Schwindel unter den Punkten 2, 4 und 9 absolut verboten. Die anderen sieben Schummeleien kann man auch mal durchgehen lassen. Denn nur unter Punkt 2, 4 und 9, also bei falschem Zählen und einem erschwindelten Ball, verbessert sich mit Sicherheit der eigene Score. Bei den anderen sieben Tricks verbessert sich der eigene Score nicht automatisch. Tatsächlich hilft es wenig, den Ball mit dem Fuß in eine etwas bessere Position zu befördern, wenn man ihn mit dem nächsten Schlag dann doch ins Wasser haut. Tatsächlich hilft es wenig, beim Markieren auf dem Green zehn Zentimeter zu schinden, wenn man den Putt dann doch verschiebt.

Es ist eine Mogelei ohne bedeutsame Folgen. Als Pragmatiker sind wir darum nachsichtig: Durchschnittliche Amateurgolfer, also die meisten von uns, vergeigen und verpfuschen es sowieso, egal, ob sie sich vorher noch einen kleinen, illegalen Vorteil verschaffen wollten.

Strikt verboten ist darum nur, erstens einen falschen Ball, ob gefunden oder platziert, ins Spiel zu bringen und zweitens beim Zählen zu betrügen. Denn beides verbessert den Score nachweislich in jedem Fall. Aber das Gras niederzudrücken oder den Ball vorwärts zu kicken – wenn ich sowas bei einem Mitspieler beobachte, greife ich nur in krassen Fällen ein. Mit dem nächsten Schlag, so denke ich mir in der Regel, werden er oder sie vermutlich dennoch in den Boden hauen – also, was soll’s?

Wenn auf dem Platz gelegentlich eine kleine Betrügerei passiert, ist es darum kein großes moralisches Drama. Schließlich machen es alle – außer, logischerweise, die edlen Leser dieses edlen Buchs.

008Wie gut muss ich die Golfregeln kennen?

Im Jahr 1744 wurden erstmals Golfregeln schriftlich niedergelegt. Captain John Rattray formulierte sie im schottischen Edinburgh für ein Turnier seines Klubs, den „Gentlemen Golfers of Leith“.

Es waren dreizehn Regeln. Allein drei beschäftigten sich mit dem Abschlag, weil man damals noch keine Tees verwendete, sondern von kleinen Sandhaufen startete. Das musste detailliert geregelt sein.

Am amüsantesten war Regel sieben. Golfer, so schreibt die Regel vor, müssen ihren Ball in Richtung Green spielen und nicht auf die gegnerischen Bälle zielen, um sie wegzuschießen. Der Gedanke der sportlichen Fairness, so folgern wir, war bei den Schotten damals noch nicht übertrieben ausgeprägt.

Nur eine Regel, die zwölfte der dreizehn, legte den Ablauf des Spieles fest. Sie lautete: „He whose Ball lies farthest from the Hole is obliged to play first.“ Der Spieler, dessen Ball am weitesten vom Loch entfernt liegt, muss als Erster spielen.

Die Regel hielt 274 Jahre. Anfang 2019 verschwand sie spurlos. Seitdem gilt: Der Spieler, der gerade Lust darauf hat, spielt als Erster.

Viele Golfspieler sind mächtig stolz darauf, dass sie die Golfregeln exakt kennen. Sie werfen sich in die Brust und berufen sich auf eine jahrhundertealte Tradition. Das ist Humbug.

Golfregeln sind wie Steuer- oder Bauvorschriften. Sie ändern sich immer wieder. Ab 1899 bekam man beispielsweise einen Strafschlag, wenn man einen Ball zweimal traf. Das ist vorbei. Lange war beim Droppen Vorschrift, den Ball über die eigene Schulter zu werfen, dann musste man ihn auf Schulterhöhe und heute auf Kniehöhe fallen lassen. Nicht erlaubt war für zweihundert Jahre, im Wasserhindernis den Schläger auf den Boden zu setzen und Probeschwünge zu machen. Das ist nun erlaubt. Früher musste man beim Einlochen die Flagge aus dem Loch ziehen. Nun darf sie drinbleiben.

Der spanische Tour-Spieler Sergio Garcia sieht das darum locker: „Ich kenne nicht annährend alle Golfregeln – und ich mache das beruflich.“

Ich mache es nicht beruflich, aber ich sehe das ähnlich. Es genügt, wenn man auf dem Platz die wichtigsten vier, fünf Vorschriften kennt, etwa, was bei einem Treffer in den Teich zu tun ist oder wie man verfährt, wenn der Ball in eine Hecke oder ins Out rollt. Mehr braucht es nicht.

In den Golfklubs haben sie das noch nicht begriffen. Sie veranstalten dort immer noch die sogenannten Regelprüfungen. Selbsternannte Golf-Staatsanwälte unterziehen dann die Golf-Einsteiger mit irren Fragen aus der Irrealität. Die Prüfungsfrage lautet dann zum Beispiel: „Ein Golfer holt aus, und während des Rückschwungs bläst der Wind seinen Ball um einige Zentimeter nach vorn. Der Golfer schlägt dennoch zu. Welche Strafe ist nun fällig?“

Ist das irgendjemanden schon mal passiert? Natürlich nicht, und wenn, was soll’s.

Tröstlich daran ist, dass es die Regel-Behörden nur im deutschsprachigen Raum gibt. Wenn ich meinen Golffreunden aus Großbritannien, USA oder Asien erzähle, dass man bei uns zum Golfspielen eine Regelprüfung ablegen muss, dann lachen sie sich jeweils halb tot und vergleichen es mit einer ähnlich komplexen Sportart.

„Muss man bei Euch auch eine Prüfung ablegen, bevor man Sex hat?“, fragen sie zurück. Ich sage dann, dass wir auch in diesem Punkt auf bestem Weg sind.

009Welches sind die besten Golf-Ausreden?

Der Putt meines Mitspielers war nicht schlecht. Aber kurz vor dem Ziel bog der Ball ab und zog links am Loch vorbei.

Mein Mitspieler schüttelte den Kopf. „Verdammte Erdkrümmung!“, rief er dem Ball hinterher.

Es war eine der besten Ausreden für einen missglückten Golfschlag, die ich je gehört habe. Die Ausrede ist darum so gut, weil sie universell anwendbar ist. „Verdammte Erdkrümmung“ geht immer, egal, ob der Putt danebengeht oder ob der Ball ins Gehölz rollt.

Golfer sind, wie wir wissen, ein kreatives Völkchen. Besonders kreativ sind sie, wenn sie eine Ausrede für das eigene Versagen finden müssen.

„Mein Hund hat meinen Handschuh gefressen“, sagte mir mal einer, „und mit dem Ersatz komme ich einfach nicht zurecht“.

„Genau in dem Moment, als ich auf den Ball schlug“, sagte mir mal einer, „hat sich eine Fliege auf den Ball gesetzt“.

In keiner anderen Sportart gibt es so viele Ausreden für eine Fehlleistung wie im Golf. Das hat zwei Gründe.

Der erste Grund liegt darin, dass Golf ein extremer Outdoor-Sport ist. Wir spielen mitten in der Natur. Anders als in Hallen und Stadien gibt es in der Natur Wind und Sonne und Regen und Fauna und Flora und damit ein riesiges Angebot an möglichen Entschuldigungen.

Der zweite Grund ist der wichtigere. Golf, so weiß die Sportpsychologie, ist ein besonderer Sport, weil jeder ganz allein für seine Leistung geradestehen muss. Golf ist rein eigenverantwortlich. Golfer können keine Mitspieler und keine Schiedsrichter für Niederlagen verantwortlich machen. Golfer sind immer ganz alleine schuld.

Wenn Du ganz alleine schuld bist, so schreibt die Sportpsychologie weiter, führt das mit der Zeit in einen Erklärungsnotstand. Du kannst nicht dauernd damit leben, dass Du ein Depp und ein Versager bist. Also müssen zur Stärkung der eigenen Psyche externe Argumente her. Dann verschiebt halt die Erdkrümmung den Putt, der Hund frisst den Handschuh und die Fliege setzt sich auf den Ball.

Wir können hier nicht alle Ausreden anführen, sonst hat dieses Buch 500 Seiten. Aber wir können sagen, worauf es ankommt. Die besten Ausreden sind die flexiblen Ausreden. Gute Ausreden sind jene, bei denen auch das Gegenteil eine gute Ausrede ist.

„Ich kam in den letzten Monaten überhaupt nicht zum Spielen“, ist eine gute Ausrede für schlechte Schläge. Oder: „Ich habe in den letzten Monaten viel zu viel gespielt“, ist auch nicht übel. Als Alternative geht: „Ich bin untergolft.“ Oder: „Ich bin übergolft.“

Gut ist immer auch die Materialfrage: „Mit diesen neuen Schlägern komme ich einfach noch nicht zurecht.“ Oder wechselweise: „Mit diesen alten Schlägern komme ich einfach nicht mehr zurecht.“

Das Timing hat auch seine beiden Seiten. „Der Flight vor uns ist so langsam. Ich kann nicht Golf spielen, wenn ich immer warten muss.“ Oder dann: „Der Flight hinter uns ist so schnell. Ich kann nicht Golf spielen, wenn ich immer gedrängt werde.“

Das ist das Grundmuster. Halte immer beide Optionen offen.

Ich hatte soeben eine Golflektion und darum klappt nichts mehr. Ich hatte schon lange keine Golflektion mehr und darum klappt nichts mehr.

Der Wind war stärker als ich dachte. Der Wind war schwächer als ich dachte.

Hier haben sie zu wenig gemäht. Hier haben sie zu viel gemäht.

Ich wollte das Neuner-Eisen nehmen und habe das Sechser-Eisen erwischt. Ich wollte das Sechser-Eisen nehmen und habe das Neuner-Eisen erwischt.

Ich habe zu viel getrunken. Ich habe zu wenig getrunken.

Wenn Sie alle Ausreden durchhaben, dann bleibt Ihnen nach einem schlechten Schlag immer noch das Universalrezept. Sagen Sie einfach: „Verdammte Erdkrümmung“.

010Warum macht Golf dermaßen hungrig?

Der Mediziner Neil Wolkodoff aus Denver ist der führende Kalorien-Experte dieser Welt. Er weiß alles über Kalorien. Er hat dazu 250 unterschiedliche Tätigkeiten ausgewertet.

Er weiß zum Beispiel, dass in einer Stunde Marathonlauf 907 Kalorien verbraucht werden, beim Rückenschwimmen 702 Kalorien, beim Fußball 682 Kalorien und beim Jogging 546 Kalorien pro Stunde.

Beim Golfspielen, bei normalem Körpergewicht, sind es 273 Kalorien pro Stunde. Golf liegt beim Energieverbrauch damit im hinteren Mittelfeld der Sportarten, ist aber immer noch intensiver als Pingpong, Curling und Geschlechtsverkehr.

Nun dauert eine Golfrunde aber vier Stunden. Der Verbrauch auf einer Runde liegt also bei 1092 Kalorien. 1092 Kalorien entsprechen einem mittelgroßen Wienerschnitzel mit Pommes und zwei Glas Wein.

Damit aber lässt es keiner bewenden. Das Erstaunliche an einer Golfrunde ist jeweils der unfassbare Hunger danach.

Nach einer Golfrunde sind der normale Golfer und die normale Golferin von gewaltigen Hungergefühlen geplagt. Der Hunger ist deutlich größer als die theoretische Kompensation der 1092 verbrauchten Kalorien. Der normale Golfer bestellt darum im Klubhaus ein mittelgroßes Wienerschnitzel mit Pommes, zuvor aber noch einen Lachsteller und dahinter eine Käseplatte und ein Stück Schokoladentorte. Dazu isst er zwei Semmeln und trinkt drei Gläser Wein, plus einen Cognac zum Kaffee.

Danach geht er nach Hause. Die Energiebilanz ist mit etwa 1800 Kalorien im Plus.

Warum macht Golf so hungrig?

Wir müssen das Problem neurologisch angehen. Versetzen wir uns mal in unsere Hirnzentrale während einer Golfrunde. Die Hirnzentrale registriert erhöhte Herz- und Atmungsfrequenz im Körper, sie registriert intensivere Muskel- und Nervenanspannung sowie eine deutlich erhöhte Ausschüttung von Glückshormonen wie Dopamin und Endorphin. Aha, sagt sich die Hirnzentrale, der Körper ist in einem besonderen Zustand. Er ist ziemlich euphorisch.

Alles klar, sagt sich nun die Hirnzentrale, nun setzen wir noch einen drauf. Jetzt machen wir das Glück vollkommen. Wir aktivieren den Metabolismus.

Die Hirnzentrale sendet darum eine Botschaft an die Chemo-Rezeptoren im Magen und in der Leber, dass demnächst noch mehr Spaß in Aussicht steht. Es ist die frohe Aussicht auf Wienerschnitzel mit Pommes, auf Lachsteller, Käseplatte, Schokoladentorte, Wein und Cognac. Die Rezeptoren bekommen die Botschaft und senden erfreut ihre volle Aufnahmebereitschaft zurück. Sie signalisieren Hunger.

So, nun wissen Sie, warum Sie nach einer Golfrunde immer so viel Appetit haben. Damit Sie nicht vermuten, ich hätte Ihnen einen medizinischen Blödsinn erzählt: Ich danke Dr. Steinmann, Handicap 17, für die wissenschaftliche Beratung bei diesem Text.

011Ist Golf ein Sport?

Etwas verdächtig ist es ja schon, wenn wir Golfer gegenüber Dritten unseren Sport beschreiben. Verdächtig daran ist, dass wir andauernd betonen, bei Golf handle es sich um Sport.

Wir betonen dann, dass wir – wie bei einem richtigen Sport – auf einer Runde eine Distanz von acht Kilometern zu Fuß hinter uns bringen. Wir betonen dann, dass wir – wie bei einem richtigen Sport – hundert oder zweihundert verschiedene Muskeln einsetzen müssten. Wir betonen dann, dass es – wie bei einem richtigen Sport – im Golf eine Menge von Wettkämpfen gibt.

Gut, es gibt auch Turniere für Halma und für Legosteine.

Wir Golfer, wenn wir unseren Sport beschreiben, fühlen uns oft in einer Abwehrsituation. Wir verteidigen uns gegenüber der nichtgolfenden Bevölkerung auch dann, wenn wir von keiner Menschenseele angegriffen werden.

Wir sagen „Golf ist ein richtiger Sport“, obschon gar niemand das Gegenteil behauptet hat. Wir sagen „Ich spiele Golf, aber ich habe noch Sex“, obwohl gar niemand diesen alten Witz strapaziert hat. Wir sagen „Ich spiele Golf, aber beziehe noch keine Rente“, obschon niemand sich für unser Alter interessiert.

Wir sind gegenüber Außenstehenden in der permanenten Verteidigung, weil wir die Vorurteile der nichtgolfenden Bevölkerung nur zu gut kennen. Machen wir uns nichts vor, wir sind außerhalb unserer Spezies keine strahlenden Vorbilder der Jugend. Wir gelten eher als arbeitsscheue und trinkfeste Freizeittruppe, die als Alibi für ihr Partyleben ein paar Bälle über den Rasen scheucht und dann behauptet, das sei Sport.

Nun, ist es Sport?

Es ist eine Frage der Perspektive. Meine Freundin Susanna zum Beispiel, eine Raumgestalterin, geht jeden Morgen eine Stunde laufen. Über Mittag schwimmt sie eine Stunde, gegen Abend folgt Fitnesstraining. Als ich sie erstmals auf den Golfplatz mitnahm, war sie nicht sehr beeindruckt. Wenn wir nun manchmal eine Runde spielen, bleibt ihre Herzfrequenz im Ruhepuls. Sie hält Golf für eine Art Spaziergang mit gelegentlichen artistischen Einlagen.

Wenn ich hingegen mit Erwin spiele, schwitzt er schon nach drei Löchern wie ein Pferd. Sein Atem pfeift. Erwin ist von Beruf Datenanalyst. Seine einzige anstrengende Tätigkeit neben Golf ist das Sitzen. Am Morgen setzt er sich ins Auto, dann auf seinen Bürostuhl, dann sitzt er in der Kantine, dann wieder in Büro und Auto und dann auf der Couch. Er hält Golf für einen harten Hochleistungssport, der den Körper an die Grenzen des menschlichen Leistungsvermögens zwingt.

Golf ist nicht Golf. Es ist für jeden etwas anderes. Für die einen ist es Sport. Für andere ist es ein Spaziergang mit ein paar Freiübungen dazwischen.

Golf ist nicht Golf. Es kann täglich etwas anderes sein. Vor einigen Tagen spielte ich zum Beispiel gegen Martin in der Matchplay-Klubmeisterschaft. Wir spielten aggressiv und schnell und nach zweidreiviertel Stunden fiel die Entscheidung erst am letzten Loch. Das war echter Sport.

Etwas später war ich auf der Runde mit den „Ugos“, den „United Golfers of Swing“. Niemand kann sich noch erinnern, wie unser Männerverein zu diesem dummen Namen kam. Egal, wir spielten wie immer „Garbage“, eine Golfrunde auf der ständig gewettet wird, wer am nächsten bei der Fahne liegt, wer den weitesten Abschlag hat und wer am besten mit dem Driver puttet.

Wir wetteten also ununterbrochen und dazu tranken wir Bier. Nach über vier Stunden wechselten erst ein paar Geldscheine die Hand, dann wechselten wir ins Klubhaus und bestellten Pizza, erneut Bier und Zigarren.

Mit Sport hatte das rein gar nichts zu tun. Aber lustig war es trotzdem.

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9783767920842
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