Was Sie über Reitsport und Turnierpferde wissen sollten

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Spritzen zur Ruhigstellung

In meiner Zeit als internationale Ponyreiterin, im Alter von 12 bis 16 Jahren, durfte ich einen Ponyhengst zum Kaufpreis von 80.000 DM reiten. Dieser Hengst war eine Schönheit und ein Bewegungsgenie. In seinem Verhalten zeigte er sich allerdings oft sehr hengstig und unhandelbar. Oft ging er durch, bockte und wieherte, wenn er auf Turnieren in fremder Umgebung unter vielen Pferden war.

Man wurde erfinderisch und suchte nach Wegen, dieses Problem in den Griff zu bekommen.

Die Lösung lag schließlich in zwei kleinen Spritzen, die ich vom Tierarzt ausgehändigt bekam und die ich meinem Pony am Vortag eines Turniers in den Halsmuskel spritzen sollte. Leider wirkte das Mittel nicht immer zur vollen Zufriedenheit, aber meistens.

Bei einem wichtigen Sichtungsturnier, auf dem mein sonst so wilder Hengst sich plötzlich ungewöhnlich ruhig und gelassen präsentierte und wir den zweiten Platz belegten, wurde ich direkt nach dem Prüfungsritt von einem Dopingtierarzt abgefangen. Nervös folgte ich diesem Herrn mit meinem Pony in eine Strohbox, damit mein Pony für die angeordneten Proben nach der Blutentnahme auch Urin ließ.

Mein Haustierarzt hatte recht gehabt, als er mir versicherte, dass ich keine Bedenken zu haben brauchte wegen der Nachweisbarkeit dieser Spritzen: Das Mittel konnte tatsächlich nicht ermittelt werden. Nach Wochen der ungewissen Warterei auf das Ergebnis, las ich schließlich erfreut, dass der Dopingtest meines Ponys negativ ausgefallen war. Also machte ich weiter mit diesen Behandlungen. Auf nationalen und internationalen Ponyturnieren mit Übernachtungen vor Ort in Stallzelten war ich stets darum bemüht, meinem Pony spätabends unbeobachtet die Spritzen zu setzen. Ich war natürlich nicht die Einzige!

Spritzen zum Muskelaufbau

Auch mit anderen Pferden wurden Wege gefunden, Leistungsverbesserungen durch Medikamentengaben zu erzielen. Ich ritt nach meiner Ponyzeit eine Schimmelstute, die bis S-Dressur ausgebildet war, auf nationalen Junioren Turnieren, einschließlich Deutscher Meisterschaften. Auf regionalen Dressur-Veranstaltungen erritt ich mit dieser liebenswerten Stute meine ersten S-Dressur-Platzierungen. Doch die Stute war bereits älteren Semesters und bewegte sich nicht mehr ganz so frisch und leichtfüßig, wie es wünschenswert und erfolgversprechend für vordere Platzierungen ist.

Ein Tierarzt, Chiropraktiker und Spezialist für Zusatzmittel gab mir ein Mittel, welches ebenfalls in den Halsmuskel gespritzt werden musste. Es handelte sich um zwei verschiedene Mittel, welche ich abwechselnd einen auf den anderen Tag verabreichen sollte, um eine gute Wirkung zu erzielen. Das eine Mittel bewirkte eine Lockerung und Entspannung der Muskulatur, das andere half beim Muskelaufbau.

Ich war hellauf begeistert von diesen Ampullen. Meine Stute lief wie ein junges Pferd. Jeden Tag bewunderte ich ihre muskulöse Oberhalslinie, die sich entwickelt hatte. Traversalen und Schulterherein fühlten sich für mich als Reiterin an wie auf einem „Wunderpferd“.

Mittel, um Zähneknirschen abzustellen

Ein anderes Pferd, welches ich kurz vor meinem Ausstieg aus der Reiterei vorübergehend ritt, knirschte sehr mit den Zähnen während des Trainings. Dieses Verhalten ist sehr unerwünscht und bedeutet erhebliche Punktabzüge in Dressurprüfungen. Dem Besitzer und „Manager“ des Pferdes wurde von Reitsportkollegen ein Mittel empfohlen, welches dieses Zähneknirschen verhindern soll. Es handelt sich dabei um Wachspartikel, die man vor dem Reiten mit einem Maulschieber ins Pferdemaul gibt. Dabei muss man aufpassen, dass das Pferd dieses Produkt nicht wieder ausspuckt, da es sehr unangenehm und wenig schmackhaft ist.

Dieses Mittel zeigte gute Erfolge. Das Pferd knirschte beim Reiten tatsächlich nicht mehr mit den Zähnen, wenn ich dieses Mittel verwendete.

Das alles sind normale Methoden im Reitsport, „Probleme“ zu beheben. Es geht um Erfolge, Schleifen, Punkte. Die Tatsache, dass Zähneknirschen ein Alarmzeichen für starke Schmerzen ist, wird schlicht und einfach verdrängt. Wenn ein Pferd mehrere Zehn- oder Hunderttausend Euro gekostet hat, muss es eben laufen und genutzt werden für den Sport, so die Reiter, Trainer und Sponsoren.

Angesichts der Tatsache, dass ich nur eine „kleine“ Dressurreiterin war, mag man sich gar nicht vorstellen, zu welchen Methoden und Tricks die „Großen“ wohl noch greifen!

Das im Folgenden beschriebene Barren ist keine Ausnahmetrainingsmethode einiger weniger Springreiter, wie es oft in den Medien dargestellt wird, sondern wird sogar in Dressurställen öffentlich praktiziert, ohne dass ein Trainer sich dafür auch nur ansatzweise schämt oder versteckt.

6. Barren in der Dressur

Aus dem Springsport ist die Trainingsmethode des Barrens bekannt. Dabei wird den Pferden beim Springen über Hindernisse z. B. vom Trainer, der neben dem Hindernis steht, eine Stange plötzlich vor die Vorderbeine geschlagen, um einen Schmerz und Schrecken beim Pferd auszulösen. Das Pferd soll auf diese Weise dazu veranlasst werden, aus Angst vor Schmerzen höher zu springen, als es aus seiner Sicht erforderlich wäre, um einen Stangenabwurf auf Turnieren zu verhindern und möglichst zu gewinnen.

Im Dressurreiten gibt es diese Methode des Barrens ebenfalls, jedoch ist darüber noch nicht so deutlich berichtet worden:

Um die Piaffe und die Passage eines Pferdes zu verbessern, schlägt der Trainer während dieser „Lektionen“ mit einer Stange bzw. einem Rohrstock im gewünschten Takt auf die Röhrbeine des Pferdes ein. Abwechselnd werden im Rhythmus der Piaffe/Passage das rechte und linke Vorderbein bearbeitet, um mehr Aktion und Ausdruck zu erreichen. Bei Unregelmäßigkeiten oder einer Passivität der Hinterhand, werden die Hinterbeine entsprechend auf diese Weise traktiert.

Ich habe diese Unsitte auf dem folgenden Foto versucht nachzustellen, wozu ich spätabends einen der Rohrstöcke des Meisters aus der dunklen Reithalle entwendete und mit diesem meiner Stute im Stall an die entsprechenden Körperstellen klopfte. Mein Pferd reagierte zunächst nicht auf mein Verhalten, da ich ihr keine Schmerzen bereiten wollte. Ich musste meine sanften Berührungen zu Schmerzen erzeugenden Schlägen erhöhen, bis sie wie gewünscht ihr Bein hoch und gebeugt in die Luft nahm.

Den gleichen Versuch unternahm ich schließlich auch bei mir selber, um die Wirkung am eigenen Körper noch besser einschätzen zu können.

Ein leichtes Schlagen mit einem Rohrstock auf die Knochen erzeugt bereits Schmerzzustände, so habe ich es beim Selbstversuch festgestellt. Ich hob daraufhin sofort mein Bein hoch, um dem Schmerz auszuweichen, genau so, wie Pferde es machen. (Das kann jeder Zweifler selbst an seinem Körper testen.)

Für solche Kunststücke, die auf Schmerzen beruhen und mit Zwang eingetrichtert wurden, applaudieren die Zuschauer, geben Richter irgendwelche Noten, wird ein millionenschweres Gewerbe finanziert ... Das muss man sich einmal durch den Kopf gehen lassen.


Es kommt noch härter.

Ich habe einen Ausbilder dabei beobachten müssen, wie er ein Pferd, welches viele Hunderttausend Euro gekostet hat und einem millionenschweren Familienvater gehört, in der Halle eine halbe Stunde lang mit Doppellonge ausgerüstet, piaffieren und passagieren ließ und mit dem Rohrstock jeden Tritt fest auf seine Beine einschlug.

Nach wenigen Minuten musste ich daraufhin die Halle mit meiner Stute verlassen, die ich bisweilen am Halfter im Schritt und Trab bewegte. Denn sie war aus ihrer Ruhe heraus völlig in Panik geraten, als sie die lauten Geräusche - die das feste Schlagen mit einem Rohrstock auf die Pferdeknochen erzeugt - hörte. Auch ich konnte diese Schikane nicht länger mit ansehen.

Der wunderschöne Rapphengst, der die Prozedur fast täglich in ähnlichem Umfang über sich ergehen lassen musste, galt als Olympianachwuchspferd.

7. Das Pferd, die Ware

Die meisten Reiter geben an, ihr Pferd zu mögen und alles für es zu tun.

In den meisten Fällen meinen sie aber damit, dass sie alles für ihr Reitpferd unternehmen, damit es lahmfrei und fit ist, um einsetzbar fürs Training und Turnierauftritte zu sein.

Bevor ein Pferd gekauft wird, wird es durch eine Ankaufuntersuchung geschickt. Weist das Pferd einen entsprechenden Schaden auf, wird vom Kauf des Pferdes abgeraten.

Im Grunde ist das ein sehr trauriges Verhalten, mit Pferden umzugehen. Gerade kranke und verletzte Tiere sollten doch ein Zuhause bekommen und versorgt werden. Bei Hunden werden keine Ankaufuntersuchungen durchgeführt. Es gibt zwar auch unter den Hundeliebhabern Menschen, die Wert auf eine spezielle Hunderasse, ein bestimmtes Aussehen und Zuchtnachweise achten, viele Menschen zeigen jedoch Mitgefühl mit den Tierheimhunden oder den Straßenhunden anderer europäischer Länder und nehmen gerne solch ein hilfebedürftiges Wesen auf und bieten ihm die notwendige medizinische Versorgung.

Warum nehmen Pferde in unserem Weltbild einen so ganz anderen Platz ein und werden als Ware betrachtet?

Warum hat die Mehrheit der Menschen unserer Gesellschaft nicht auch das Bestreben, ähnlich wie der Gattung Hund, auch der Gattung Pferd Gutes zu tun?

Warum übernehmen Pferdeliebhaber, die sich ein Pferd zulegen möchten, nicht eines, welches krank und hilfebedürftig ist? Warum erkennen diese Menschen nicht, dass gerade solche Pferde auch ein schönes Zuhause verdienen, ähnlich wie kranke Hunde?

 

In Wahrheit ist es so, dass „Pferdefreunde“, die ein Pferd kaufen möchten, in Zeitungsanzeigen oder über Kontakte nach ihren Traumpferden suchen. Das Pferd muss gut nutzbar sein für die angestrebte Reitdisziplin. Fellfarbe, Stockmaß, Rasse, Abstammung, Alter, Geschlecht und aufzuweisende Turniererfolge spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle bei der Auswahl eines Pferdes. Es werden oft unzählige Pferde getestet und nach eigenen Vorstellungen begutachtet. Viele Pferdekäufer klappern sogar die ganze Bundesrepublik ab oder reisen ins Ausland, um das Pferd ihrer Wünsche zu finden. Wenn das ideale Pferd schließlich gefunden worden ist, es allerdings nicht durch die Ankaufuntersuchung kommt, da es einen gesundheitlichen Schaden aufweist, der die Nutzbarkeit beeinträchtigen könnte, wird von diesem Pferd wieder Abstand genommen. Die Pferdesuche wird fortgesetzt, bis endlich das gesunde Traum-Nutzpferd gefunden ist und der Kaufvertrag, in welchem das Pferd einer Sache gleichgesetzt wird, abgeschlossen wird.

Für mich ist das alles nicht mehr nachvollziehbar, auch wenn ich über viele Jahre hinweg selber diesen Denkmustern verfallen war, dass Pferde hauptsächlich als Leistungsobjekte zu dienen hätten: Wenn einem der Irrsinn hinter diesen Traditionen erst einmal bewusst geworden ist, kann man sich eigentlich nur noch an den eigenen Kopf fassen.

Am gesetzlich festgelegten Recht des Pferdekaufs kann man unschwer erkennen, wie sehr das Pferd in unserer Kultur seit 1899, und nochmals verschärft seit 2002, auch vor dem Gesetz versachlicht wird. Das Pferd wird tatsächlich als eine Sache gehandelt - eine Tatsache, die sehr nachdenklich stimmen sollte!

Um diesen pferdeunwürdigen Zuständen entgegenzuwirken, ist dringend anzuraten, sich vom leistungs- und gewinnorientierten Pferdehandel abzuwenden, ihm den Nährboden zu entziehen!

Auf politischer Ebene können Sie dazu beitragen, dass pferde- und tierfreundliche Gesetzesänderungen durchgesetzt werden, indem Sie die entsprechende Partei wählen - die „Partei Mensch, Umwelt, Tierschutz“ (auch bekannt als die Tierschutzpartei).

Bitte lesen Sie die folgenden Abschnitte mit voller Aufmerksamkeit und treffen Sie eine kluge Entscheidung bei Ihren künftigen Wahlstimmenvergaben - zugunsten der nachfolgenden Generationen und einer glücklichen Tierwelt!

Partei Mensch, Umwelt, Tierschutz -
kurze Programmausschnitte

Die Verankerung des Tierschutzes im Grundgesetz hat die Rechtsstellung für die Tiere zweifellos verbessert, aber von einer tierfreundlichen Gesellschaft - geschweige denn von der Anerkennung elementarer Rechte der Tiere, sind wir noch sehr weit entfernt.

Wir werden nicht nachlassen, uns in der Gesellschaft und in der Politik für sie stark zu machen. Tierschutz um der Tiere willen, aber auch deshalb, weil konsequenter Tierschutz den besten Menschenschutz und Umweltschutz bedeutet!3

Noch niemals sind Tiere in so riesiger Zahl tagtäglich derart gequält worden, wie dies in unserer Zeit der Fall ist.

Die Gründe sind bekannt: Es regiert das Geld. Die Tiere sind der Ausbeutung durch den Menschen, speziell in der Wirtschaft und der Wissenschaft, hilflos ausgeliefert. Ihre Lage hat sich in den letzten Jahrzehnten mit zunehmender Kommerzialisierung und Intensivierung drastisch verschlechtert. Durch die verfehlte Agrarpolitik der EU und aufgrund des Zusammenwachsens der internationalen Märkte nimmt das weltweite Tierelend zu, die Zahl der misshandelten Tiere steigt ständig weiter an. Derartige Zustände hätten erst gar nicht eintreten können, wenn die nationalen Tierschutzgesetze einen tatsächlichen Schutz der Tiere garantieren würden; in Wahrheit dienen sie in erster Linie dazu, die gnadenlose Ausbeutung der Tiere in den verschiedenen Lebensbereichen rechtlich abzusichern! Und die wenigen Möglichkeiten, die z. B. das deutsche Tierschutzgesetz zugunsten der Tiere bietet, werden durch grundgesetzlich verbriefte Rechte wie Freiheit von Forschung und Lehre, von Kunst, Wissenschaft und Religion sowie durch freie Berufsausübung mit einem Federstrich ausgehebelt. Damit muss endlich Schluss sein!4

Die meisten Politiker der etablierten Parteien sind leider nur noch Interessenvertreter einer auf Profitmaximierung ausgerichteten Wirtschaft, oder sie erliegen aus Gründen der eigenen Selbstverwirklichung dem Machtstreben und dem Machterhalt um jeden Preis. Sie haben durch ihr kurzsichtiges Denken seit Jahrzehnten die katastrophalen Verhältnisse, die heute auf diesem Planeten herrschen, mit zu verantworten.

Welche Zukunftsperspektiven bieten die etablierten Parteien an, und in welchen Traditionen und Denkstrukturen wurzeln ihre antiquierten Grundsatzprogramme, die überwiegend eine Ansammlung von Kompromissen sind? Sie bieten keine Lösungen, um den massiven Problemen in unserem Lande und auf unserem Planeten Paroli zu bieten. Von ihnen sind keine Impulse mehr zu erwarten!5

Aber die Zeit drängt, die Politik muss jetzt unbedingt neue Rahmenbedingungen schaffen und notwendige gesellschaftliche Veränderungen in Angriff nehmen!“

8. Das Märchen vom glücklichen Sportpferd

Wenn uns Menschen etwas sehr wichtig ist, Freude oder Genuss bereitet, eventuell sogar zu unserem Lebensinhalt geworden ist, fällt es sehr schwer, sich wieder davon zu trennen und Einsicht zu zeigen.

Für mich persönlich war es sehr einfach, meinen Tierfleischkonsum abzustellen, nachdem ich über die Hintergründe der Schlachtungspraktiken informiert wurde. Von heute auf morgen konnte ich problemlos auf diese Essensgewohnheiten verzichten.

Als mir die Hintergründe über die Reiterei bewusst wurden, dauerte es etwas länger, den Absprung zu finden. Ich ritt einfach zunächst anders, ging nur noch auf die Geländestrecke und hielt möglichst Abstand davon, mit der gewünschten „Einwirkung“ zu reiten. Es war mein Ziel, das Pferdemaul gänzlich zu schonen, indem ich mich darauf konzentrierte, ohne die von der Reitlehre propagierte Anlehnung zu reiten. Schließlich, nach einigen Monaten, zog ich einen Strich, kleidete mich nicht mehr in Reithosen, setzte mich nicht mehr auf meine lieben Freunde, konnte mich von meinem Umfeld weitestgehend distanzieren und unbeeinflusst bleiben.

Ich kann aber sehr gut nachvollziehen, dass nicht jeder diesen Schritt schafft.

Selber sind mir diese menschlichen Gewohnheiten noch zu eigen, lieber wegzusehen, etwas nicht wahrhaben zu wollen, zu verdrängen. Obwohl ich sehr gut über die Hintergründe des Leidens der Milchkühe informiert bin, esse ich weiterhin Milchprodukte.

Den Kühen werden direkt nach der Geburt die Kälber weggenommen, damit wir ihre Milch konsumieren können.

Wenn ich durch den Supermarkt gehe und mir ansehe, welch einen Platz die zugestellten Milch-, Käse- und Joghurtregale einnehmen, mir vor Augen führe, wie viele Supermärkte es in Deutschland geben mag, dann sind das wirklich unvorstellbare Milchmengen, die wir täglich von unseren Tierfreunden abzapfen.

Der Genuss nach diesen Lebensmitteln ist einfach so groß, dass man gerne den Bildern auf den Packungen, mit glücklich lebenden Kühen, glaubt. Wir verspeisen genüsslich Tierprodukte in Massenwaren und lassen uns nur zu gerne einreden, den Tieren damit auch noch einen Gefallen zu bereiten.

Somit bin ich Teil der Menschenherde, die wegsieht, sich Märchen erzählen lässt und Tatsachen verdrängt.

In der profitorientierten, schnelllebigen Gesellschaft unseres Zeitalters, schaffen es nur die wenigsten, vegan zu leben und sich diszipliniert abzusondern. Schritt für Schritt seine Lebensgewohnheiten aufzuräumen, zu hinterfragen und Konsequenzen zu ziehen, ist aber eine gesellschaftliche Entwicklung, die man durchaus erkennen kann. Politiker, Hollywood-Schauspieler und Sportler bekennen sich weltweit zu tierleidfreien Konsumenten.

Man muss nicht von heute auf morgen ein ethischer Vorzeigemensch werden. Der Wille und eine schleichende Entwicklung zählen genauso viel.

Es ist demnach völlig normal und nachvollziehbar, dass viele Menschen es genauso wenig schaffen, sich vom Leitgedanken der Reiterei und der Pferdeausbildung zum Sporttier, zu lösen.

Übt man von klein auf oder über viele Jahre hinweg diese Tätigkeiten zu Pferde aus, startet auf Turnieren, betreibt Pferdehandel oder Pferdezucht, reagiert gewöhnlich jeder Mensch wie Sie und ich zunächst mit erheblicher Gegenwehr, wenn er erfährt, um was es sich bei diesen Praktiken in Wirklichkeit handelt: Um eine der dunklen und wenig kultivierten Seiten der Menschheitsgeschichte!

Dass Pferde durch dieses Gebrauchen leiden, möchte man lieber nicht wahrhaben. Man glaubt begeistert den „Spezialisten“, dass gymnastische Reitausbildung sehr wichtig für Pferde sei. Die Aussagen von Reitlehrern, die behaupten, dass „gutes“ Reiten praktizierter Tierschutz sei und der Natur entnommen wäre, werden genauso wenig hinterfragt und durchschaut wie die scheinbar glücklichen Kühe auf den Milchpackungen.

Die Märchen der Reitmeister wahrhaben wollen, trifft auf eigene Zustimmung; das Wetteifern auf Turnieren und Championaten mit strampelnden Pferden bereitet großen Genuss.

Pferdesport in all seinen Formen ist ein Genussmittel des Menschen auf Kosten der Tiere.

9. Der Reitsport als Sucht

Genuss- und Suchtmittel liegen oft eng beieinander.

Die Herausforderungen, sich von den Praktiken der klassischen Reiterei zu trennen, sind daher auch mit denen der Raucherentwöhnung und jeglichem Suchtentzug zu vergleichen.

Zigarettenrauchen ist eine sehr lästige und ernstzunehmende Suchterkrankung. Oft wird der Drang, Nikotin zu sich nehmen zu müssen, als hochgradiges Suchtverhalten unterschätzt.

Zu Nachkriegszeiten galten Zigaretten zeitweise als eine Art Währung. Denn Raucher würden für eine einzige Zigarette alles geben.

Als nikotinsüchtiger Mensch fehlt einem das Unterscheidungsvermögen erkennen zu können, dass es sich beim Rauchen in Wirklichkeit um ein vernichtendes, äußerst dunkles Verhaltensmuster handelt, obwohl es auf jeder Packung groß zu lesen ist und jeder Raucher schon mal eine Raucherlunge gesehen hat. Das Rauchen von Zigaretten wird stattdessen als Belohnung, Luxus und Genuss empfunden.

Es ist einem Raucher egal, welche gesundheitlichen Schäden der Tabakkonsum erzeugt. Selbst Menschen mit Raucherbeinen oder Lungenkrebs kann man weiter rauchen sehen. (Ich weiß, wovon ich rede, da ich selber nikotinsüchtig war.)

Bei der Reiterei und Pferdeausbildung ist es im Grunde genau dasselbe Spiel wie bei dieser Nikotinsucht oder anderen Süchten.

Erfolge und Lob des Ausbilders machen glücklich. Gute Wertungen auf Turnieren enden in Euphorie.

Es erzeugt ein berauschendes Gefühl, hoch zu springen oder Einerwechsel „perfekt“ reiten zu können mit seinem Pferd.

Röntgenbefunde, Lahmheiten, Spat, Quaddeln auf dem Rücken, Wunden im Maul, Verhaltensstörungen und andere schmerzhafte Leiden beim Pferd werden vom Reiter - ähnlich wie die Folgen durch das Rauchen beim Raucher - nicht als schädlich wahrgenommen. Es wird weiter geritten, „darüber hinweggeritten“.

Das Schlimme beim Reitsport und der Schulreiterei ist, dass in der Regel nur das Pferd leidtragend am Suchtverhalten des Menschen ist.

Allerdings steht die Sportreiterei nicht selten auch mit anderen Süchten in Verbindung. Man kann in der Pferdewelt viele Menschen finden, die an Kauf- oder Spielsucht leiden und diese im Pferdesport ausleben. In diesem Fall sind nicht nur die Pferde die Leidtragenden, sondern auch die Betreffenden selbst, indem sie eventuell sogar ihr ganzes Vermögen verspekulieren. Der Rausch des Pferdekaufs, der Nervenkitzel beim Ersteigern schöner Pferde auf Auktionen, bieten Andockstellen für eben diese Suchtformen.

Uneigennütziger Umgang mit seinem Pferd bedeutet, zu akzeptieren, wenn es nicht geritten werden kann und möchte. Es ist ein menschlicher Denkfehler zu glauben, dass Pferde es brauchten, geritten zu werden.

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