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Queste der Helden

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Из серии: Ring der Zauberei #1
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Queste der Helden
Queste der Helden
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Читает Mike Nelson
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Sie waren nur noch wenige hundert Schritt entfernt, und Erec wechselte in den Schritt. Thor hatte einen Knoten im Magen, als ihm klar wurde, dass dies seine letzten paar Minuten mit Erec waren, für keiner wusste wie lange. Keiner wusste in Wahrheit, ob er überhaupt je zurückkommen würde. Ein Jahr war eine lange Zeit, und es könnte alles Mögliche passieren. Thor war froh, dass er zumindest diese Gelegenheit gehabt hatte, ihn zu geleiten. Er hatte das Gefühl, dass er seine Pflicht erfüllt hatte.

Die beiden ritten im Schritt nebeneinander her, die Pferde außer Atem, die Männer außer Atem, auf den Turm zu.

„Es mag sein, dass ich dich viele Monde lang nicht sehe“, sagte Erec. „Bei meiner Rückkehr werde ich eine Braut mit mir bringen. Die Dinge werden sich ändern. Doch egal was passiert, sollst du wissen, dass du immer mein Knappe sein wirst.“

Erec holte tief Luft.

„Da ich dich nun verlasse, gibt es ein paar Dinge, an die ich dich erinnern möchte. Ein Ritter ist nicht aus Stärke gemacht—sondern aus Intelligenz. Mut alleine macht keinen Ritter, sondern Mut und Ehre und Weisheit zusammen. Du musst stets daran arbeiten, deinen Geist, deinen Kopf zu perfektionieren. Ritterlichkeit ist nicht passiv—sie ist aktiv. Du musst an ihr arbeiten, dich bessern, jeden Augenblick, jeden Tag.“

„In den folgenden Monden wirst du alle Arten von Waffen erlernen, alle Arten von Fertigkeiten. Doch vergiss nie: es gibt eine weitere Seite an unserer Kampfkunst. Die Seite des Zauberers. Suche Argon auf. Lerne, deine versteckten Kräfte zu entwickeln. Ich habe sie in dir gespürt. Du hast großes Potential. Es ist nichts, wofür du dich schämen musst. Verstehst du das?“

„Ja, Herr“, antwortete Thor, vor Dankbarkeit für seine Weisheit und sein Verständnis gerührt.

„Ich habe aus gutem Grund beschlossen, dich unter meine Fittiche zu nehmen. Du bist nicht wie die anderen. Du hast ein höheres Schicksal. Höher vielleicht sogar als meines. Doch noch ist es unerfüllt. Nimm es nicht als selbstverständlich an. Du musst daran arbeiten. Um ein großer Krieger zu sein, musst du nicht nur furchtlos und kunstfertig sein. Du brauchst auch den Geist eines Kriegers; trage dies stets in deinem Herzen und deinem Kopf. Du musst bereit sein, dein Leben für andere aufzugeben. Der größte Krieger zieht nicht aus auf der Suche nach Reichtümern oder Ehre oder Ruhm. Der größte Krieger zieht mit dem schwierigsten Ziel, auf die schwierigste Queste von allen aus: der Queste, ein besserer Mensch zu werden. Jeden Tag musst du danach streben, besser zu werden. Nicht nur besser als andere—sondern besser als du selbst. Du musst danach streben, für die einzustehen, die geringer sind als du. Du musst diejenigen verteidigen, die sich nicht selbst verteidigen können. Es ist keine Aufgabe für jene von leichtem Herzen. Es ist eine Queste der Helden.“

Thors Verstand drehte sich, als er das alles aufnahm und Erecs Worte sorgsam überdachte. Er war vor Dankbarkeit an ihn überwältigt und wusste kaum, wie er antworten sollte. Er fühlte, dass es viele Monde dauern würde, bis diese Botschaft vollständig angekommen war.

Sie erreichten das Tor des ersten Wegekreuzes, und mehrere Silberne traten heraus, um Erec zu begrüßen. Sie ritten mit breiten Grinsern auf dem Gesicht auf ihn zu, und als sie abstiegen, klopften sie ihm kräftig auf den Rücken, als alte Freunde.

Thor sprang ab, nahm Lannins Zügel entgegen und führte ihn zum Wärter am Tor, um ihn füttern und abreiben zu lassen. Thor stand da, als Erec sich zu ihm umwandte und ihn ein letztes Mal ansah.

Es gab zu viel, das Thor ihm in seiner endgültigen Verabschiedung sagen wollte. Er wollte ihm danken. Doch er wollte ihm genauso von allem erzählen. Von dem Omen. Von seinem Traum. Von seiner Sorge um den König. Er meinte, dass Erec vielleicht verstehen würde.

Doch er brachte es nicht über sich. Erec war bereits von Rittern umringt, und Thor fürchtete, dass Erec—und alle anderen—ihn für verrückt erklären würden. So stand er sprachlos da, als Erec die Hand ausstreckte und ihm ein letztes Mal die Hand auf die Schulter drückte.

„Beschütze unseren König“, sagte Eric bestimmt.

Die Worte jagten Thor einen Schauer über den Rücken, als hätte Erec seine Gedanken gelesen.

Erec wandte sich um, schritt mit den anderen Rittern durch das Tor, und als sie es passierten, mit dem Rücken zu ihm, sanken die Metallspitzen langsam hinter ihm herunter.

Erec war nun fort. Thor konnte es kaum glauben, fühlte einen Knoten im Magen. Es konnte gut ein ganzes Jahr vergehen, bis er ihn wiedersehen würde.

Thor stieg auf sein Pferd, packte die Zügel und trieb es an. Der Nachmittag war angekommen und er hatte einen guten halben Tagesritt vor sich, um zum Festmahl zurück zu sein. Er spürte Erecs Abschiedsworte in seinem Kopf herumschwirren wie ein Mantra.

Beschütze unseren König.

Beschütze unseren König.

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

Thor ritt hart durch die Dunkelheit, raste durch das letzte Tor nach Königshof, bremste kaum sein Pferd, bevor er schwer atmend absprang und die Zügel einem Bediensteten überreichte. Er war den ganzen Tag geritten, die Sonne war vor Stunden untergegangen, und er konnte sofort am Licht der Fackeln im Inneren erkennen, am festlichen Lärm hinter den Toren hören, dass das Festmahl des Königs in vollem Gange war. Er gab sich innerlich einen Tritt dafür, dass er so lange weggewesen war, und konnte nur beten, dass es nicht zu spät war.

Er rannte zum nächsten Bediensteten hinüber.

„Ist drinnen alles in Ordnung?“, fragte er eilig. Er musste herausfinden, ob es dem König gut ging—auch wenn er natürlich nicht direkt fragen konnte, ob er vergiftet worden war.

Der Bedienstete blickte ihn verwirrt an.

„Warum sollte dem nicht so sein? Alles ist in Ordnung, außer, dass du zu spät kommst. Angehörige der Legion des Königs sollten stets pünktlich sein. Und deine Kleider sind verschmutzt. Du stellst deine Genossen in schlechtem Licht dar. Wasch dir die Hände und beeil dich hinein.“

Thor rannte durch das Tor, schwitzend, steckte seine Hände in ein kleines Steinbecken voll Wasser, platschte es sich ins Gesicht und wischte sich über sein mittellanges Haar. Er war seit früh am Morgen in ständiger Bewegung gewesen, war mit Straßenstaub bedeckt und es fühlte sich an, als wären es zehn Tage in einem gewesen. Er holte tief Luft, versuchte, sich zu beruhigen und ordentlich zu erscheinen, und schritt rasch einen Korridor nach dem anderen hinunter, auf die ausladenden Türen zum Festsaal zu.

Als er durch die riesigen gewölbten Türen eintrat, war es genau wie in seinem Traum: vor ihm standen die beiden Festtafeln, zumindest hundert Fuß lang, und am anderen Ende saß der König am Kopf seiner eigenen Tafel, von Männern umringt. Der Lärm traf Thor wie ein lebendes Wesen; der Saal war absolut vollgestopft mit Leuten. Nicht nur des Königs Mannen, Angehörige der Silbernen und der Legion saßen da an den Festtafeln, sondern auch hunderte andere, Gruppen von reisenden Musikanten, Gruppen von Tänzern, Narren, dutzende Frauen aus den Freudenhäusern... Auch alle Arten von Dienern, Wachen und Hunden rannten umher. Es war ein Irrenhaus.

Männer tranken aus riesigen Kelchen voll Wein und Bier, und viele von ihnen standen und sangen Trinklieder, die Arme umeinander gelegt und die Krüge zusammenstoßend. Massen an Speisen lagen auf den Tafeln aus, während Wildschweine und Rehe und alle möglichen anderen Sorten von Wild auf Spießen vor dem Kamin brieten. Der halbe Saal stopfte sich den Magen voll, während die andere Hälfte im Raum herumwandelte. Als er auf das Chaos im Saal blickte, sah, wie betrunken die Männer waren, wurde Thor klar, dass es am Anfang, wenn er früher aufgetaucht wäre, ordentlicher abgelaufen wäre. Nun, zu so später Stunde, hatte es sich eher zu einem betrunkenen Gelage entwickelt.

Thors erste Reaktion, abgesehen davon, überwältigt zu sein, war große Erleichterung darüber, zu sehen, dass der König am Leben war. Er stieß einen tiefen Erleichterungsseufzer aus. Es ging ihm gut. Er fragte sich wieder einmal, ob das Omen nichts bedeutet hatte, ob sein Traum nichts bedeutet hatte, ob er nur auf Launen überreagierte, etwas in seinem Kopf größer machte, als es sein sollte. Und doch konnte er das Gefühl nicht abschütteln. Immer noch fühlte er einen überwältigenden Drang, den König zu erreichen und ihn zu warnen.

Beschütze unseren König.

Thor drängte sich seinen Weg durch die dichte Menge und versuchte, den langen Weg zum König hin zurückzulegen. Er kam nur langsam voran. Die Männer waren betrunken und unbeholfen, Schulter an Schulter aneinandergedrückt, und MacGil saß hunderte Fuß entfernt.

Thor schaffte es etwa auf halben Weg durch die Menge, als er anhielt, da er plötzlich Gwendolyn erblickte. Sie saß auf einem der kleineren Tische am Rande des Saals, umringt von ihren Zofen. Sie blickte betrübt drein, was ihr nicht ähnlich sah. Ihr Teller und Becher waren unberührt, und sie saß im Abseits, abgetrennt von den restlichen Mitgliedern der königlichen Familie. Thor fragte sich, was los war.

Thor brach durch die Menge und eilte zu ihr hinüber.

Sie blickte hoch und sah ihn näherkommen; doch anstatt zu lächeln, wie sie es sonst tat, wurde ihr Gesicht finster. Zum ersten Mal sah Thor Wut in ihren Augen.

Gwen schob ihren Stuhl zurück, stand auf, drehte ihm den Rücken zu und fing an, davonzumarschieren.

Thor fühlte sich, als hätte jemand ein Messer in seinem Herzen versenkt. Er konnte ihre Reaktion nicht verstehen. Hatte er etwas falsch gemacht?

Er rannte um den Tisch herum, eilte zu ihr hinüber und fasste sie sanft am Handgelenk.

 

Sie überraschte ihn damit, dass sie ihm grob die Hand entriss, sich zu ihm herumdrehte und ihn wütend anfuhr.

„Fass mich nicht an!“, schrie sie.

Thor machte einen Schritt zurück, von ihrer Reaktion schockiert. War das die gleiche Gwendolyn, die er kannte?

„Es tut mir leid“, sagte er. „Ich hatte keine bösen Absichten. Und wollte nicht respektlos sein. Ich wollte dich nur sprechen.“

„Ich habe keine Worte für dich übrig“, zischte sie, und ihre Augen glühten vor Wut.

Thor konnte kaum atmen; er hatte keine Ahnung, was er getan hatte.

„Meine Dame, bitte sagt mir, was ich getan habe, um Euch zu erzürnen? Was immer es war, ich möchte mich dafür entschuldigen.“

„Was du getan hast, ist nicht wiedergutzumachen. Keine Entschuldigung wird ausreichend sein. Es liegt darin, wer du bist.“

Sie fing wieder an, davonzugehen, und ein Teil von Thor dachte, er sollte sie ziehen lassen; doch ein anderer Teil von ihm konnte es nicht ertragen, einfach wegzugehen, nicht nach all dem, was sie miteinander hatten. Er musste es wissen; er musste den Grund erfahren, warum sie ihn so sehr hasste.

Thor rannte vor sie hin und stellte sich ihr in den Weg. Er konnte sie nicht gehen lassen. Nicht so.

„Gwendolyn, ich bitte dich. Bitte gib mir zumindest die Chance, zu wissen, was ich getan habe. Bitte, gib mir nur das.“

Sie starrte wütend zurück, die Hände in die Hüften gestemmt.

„Ich denke, du weißt es. Ich denke, du weißt es sehr gut.“

„Das tue ich nicht“, sagte Thor aufrichtig.

Sie starrte ihn ab, als würde sie ihn abschätzen, und schließlich schien sie es ihm zu glauben.

„Am Abend vor unserem Treffen, so wurde mir gesagt, hast du die Freudenhäuser besucht. Mir wurde gesagt, dass du dich mit zahlreichen Frauen vergnügt hast. Und sie die ganze Nacht lang genossen hast. Dann, als die Sonne aufging, kamst du zu mir. Weckt das deine Erinnerungen? Ich bin von diesem Benehmen angewidert. Angewidert, dass ich mich mit dir getroffen habe, dass du mich je berührt hast. Ich hoffe, ich werde dein Gesicht nie wieder sehen. Du hast einen Narren aus mir gemacht—und niemand macht einen Narren aus mir!“

„Meine Dame!“, rief Thor aus, wollte sie aufhalten, ihr alles erklären. „Das ist nicht wahr!“

Doch eine Gruppe Musiker kam zwischen sie und sie stürzte davon, schlüpfte so flink durch die Menge, dass er sie nicht finden konnte. Innerhalb weniger Augenblicke hatte er jede Spur von ihr verloren.

Thor brannte innerlich. Er konnte nicht glauben, dass jemand sie so erwischt hatte, ihr diese Lügen über ihn erzählt hatte, sie gegen ihn aufgebracht hatte. Er fragte sich, wer dahinter steckte. Nicht, dass es etwas ausmachte: seine Chancen mit ihr waren nun ruiniert. Er starb innerlich.

Thor begann, langsam durch den Raum zurückzustapfen, wieder an den König zu denken, und fühlte sich ausgehöhlt, als hätte er nichts mehr, für das er leben konnte.

Nachdem er nur wenige Fuß weit gekommen war, tauchte plötzlich Alton auf, verstellte ihm den Weg und rümpfte seine Nase mit einem zufriedenen Lächeln. Er trug Hosen aus Seide, eine Jacke aus Samt und einen gefiederten Hut. Er blickte mit langgezogener Nase und Kinn auf Thor hinunter, und voll von äußerster Arroganz und Selbstüberschätzung.

„Nun, nun“, sagte er. „Wenn das nicht der aus dem gemeinen Volk ist. Hast du deine künftige Braut hier schon gefunden? Natürlich hast du das nicht. Ich denke, die Gerüchte über deine Abenteuer im Freudenhaus haben sich schon weitum verbreitet.“ Er lächelte und beugte sich nahe vor, und entblößte kleine gelbe Zähne. „Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie das haben.

Du weißt ja, wie man so schön sagt: ein Fünkchen Wahrheit entfacht ein Gerücht. Ich habe dieses Fünkchen gefunden. Und nun ist dein Ruf ruiniert, Junge.“

Rasend vor Wut konnte sich Thor nicht länger zurückhalten. Er stürmte vor und verpasste Alton einen Schlag in den Magen, und er beugte sich vornüber.

Augenblicke später war er von anderen belagert, Kollegen der Legion, Soldaten, die sich zwischen sie stellten und sie auseinanderzogen.

„Du hast deine Grenzen überschritten, Junge!“, schrie Alton ihm zu, über die anderen Männer hinweg auf ihn zeigend. „Niemand rührt ein Mitglied der königlichen Familie an! Du wirst den Rest deines Lebens am Pranger hängen! Ich lasse dich verhaften! Da kannst du sicher sein! Beim ersten Morgenlicht werden sie dich holen kommen!“, schrie Alton, drehte sich um und stürmte davon.

Thor waren Alton oder seine Wachen aber völlig egal. Er dachte nur noch an den König. Er schüttelte die Legionsmitglieder ab und drehte sich wieder nach MacGil um. Er schob Leute zur Seite, als er zum Tisch des Königs hinübereilte. Sein Kopf schwirrte voller Emotionen und er konnte diese Wendung der Ereignisse kaum glauben. Hier war er nun, gerade als sein Ruf angestiegen war, rein dafür, dass ihn eine boshafte Schlange ruinierte, dass seine Liebste ihm davongemogelt wurde. Und nun, morgen schon, die Androhung von Gefängnis. Und mit der Königin gegen ihn fürchtete er, dass dies tatsächlich eintreten könnte.

Doch Thor war das alles im Moment egal. Das einzig Wichtige war, den König zu beschützen.

Er schob stärker, als er sich seinen Weg durch die Menge bahnte, stieß gegen einen Hofnarren, lief ihm quer durch seinen Auftritt, und schließlich, nachdem er drei weitere Bedienstete beiseite geschoben hatte, hatte er es zum Tisch des Königs geschafft.

MacGil saß in der Mitte des Tisches, einen riesigen Weinschlauch in einer Hand, mit roten Wangen da und lachte über die Vorführungen. Er war von all seinen höchsten Generälen umringt und Thor stand vor ihnen; er drückte sich seinen Weg bis direkt vor die Bank, bis der König ihn endlich bemerkte.

„Mein Herr“, rief Thor aus und hörte die Verzweiflung in seiner eigenen Stimme. „Ich muss Euch sprechen! Bitte!“

Ein Wachmann kam, um Thor fortzuziehen, doch der König hob die Hand.

„Thorgrin!“, dröhnte MacGil in seiner tiefen, königlichen Stimme, vom Wein betrunken. „Mein Junge. Warum bist du zu unserem Tisch gekommen? Der Legionstisch ist dort drüben.“

Thor verbeugte sich tief.

„Mein König, verzeiht. Doch ich muss euch sprechen.“

Ein Musiker klirrte eine Zimbel in Thors Ohr, und endlich bedeutete MacGil ihm, aufzuhören.

Die Musik wurde still, und alle Generäle drehten sich zu Thor um und sahen ihn an. Thor konnte fühlen, wie alle Aufmerksamkeit auf ihm lag.

„Nun, junger Thorgrin, jetzt hast du das Wort. Sprich. Was ist es denn, das nicht bis morgen warten kann?“, sagte MacGil.

„Mein Herr“, setzte Thor an, dann blieb er stehen. Was genau könnte er sagen? Dass er einen Traum gehabt hatte? Dass er ein Omen gesehen hatte? Dass er das Gefühl hatte, der König würde vergiftet werden? Würde es sich absurd anhören?

Doch er hatte keine Wahl. Er musste weitermachen.

„Mein Herr, ich hatte einen Traum“, begann er. „Er handelte von Euch. In diesem Festsaal, an diesem Ort. Der Traum war...dass Ihr nicht trinken solltet.“

Der König beugte sich mit weiten Augen vor.

„Dass ich nicht trinken sollte?“, wiederholte er langsam und laut.

Dann, nach einem Augenblick verdutzter Stille, lehnte MacGil sich zurück und brüllte vor Lachen, dröhnte, erschütterte den ganzen Tisch.

„Dass ich nicht trinken sollte!“, wiederholte MacGil. „Was für ein Traum ist das denn! Das würde ich einen Alptraum nennen!“

Der König lehnte sich zurück und bellte vor Lachen, und alle seine Männer stimmten ein. Thor lief rot an, doch er konnte nicht zurückweichen.

MacGil winkte, und ein Wachmann trat heran, packte Thor und fing an, ihn fortzubringen—doch Thor riss sich grob aus dem Griff des Wachmanns. Er war fest entschlossen. Er musste dem König diese Nachricht überbringen.

Beschütze unseren König.

„Mein König, ich verlange, dass Ihr zuhört!“, schrie Thor mit hochrotem Gesicht, drängte sich nach vorne und schlug die Faust auf den Tisch.

Der Tisch erzitterte, und alle Männer starrten Thor an.

Ein schockiertes Schweigen machte sich breit, als das Gesicht des Königs sich verfinsterte.

„DU verlangst?“, schrie MacGil. „Du verlangst von mir gar nichts, Junge!“, schrie er mit wachsendem Zorn.

Der Tisch wurde noch stiller und Thor fühlte, wie sich seine Wangen vor Scham röteten.

„Mein König, vergebt mir. Ich möchte nicht respektlos erscheinen. Doch ich bin besorgt um Eure Sicherheit. Ich bitte Euch. Trinkt nicht. Ich träumte, ihr wurdet vergiftet! Bitte. Ihr liegt mir sehr am Herzen. Nur aus diesem Grund würde ich so etwas sagen.“

Langsam wurde MacGils Gesicht freundlicher. Er starrte Thor tief in die Augen und holte tief Luft.

„Ja, ich sehe, dass es dir am Herzen liegt. Selbst wenn du ein närrischer Junge bist. Ich vergebe dir deine Respektlosigkeit. Und nun geh. Und sieh zu, dass ich dein Gesicht bis zum Morgen nicht mehr sehe.“

Er winkte seinen Wachen und sie zerrten Thor davon, diesmal mit Gewalt. Der Tisch kehrte langsam zu seiner Vergnüglichkeit zurück, als sie sich alle wieder dem Trinken zuwandten.

Einige Fuß weit davongezerrt, brannte Thor vor Empörung. Er war besorgt über das, was er hier heute Abend getan hatte, und hatte das ungute Gefühl, dass er morgen dafür bezahlen würde. Vielleicht sogar von diesem Ort fortgeschickt werden würde. Für immer.

Als die Wachen ihm einen letzten Stoß verpassten, fand er sich am Tisch der Legion wieder, vielleicht zwanzig Fuß vom König entfernt. Er fühlte eine Hand auf seiner Schulter und wirbelte herum. Reece stand hinter ihm.

„Ich habe dich den ganzen Tag gesucht. Was ist mit dir passiert?“, fragte Reece. „Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen!“

Thor war zu überwältigt, um zu antworten.

„Komm, setz dich zu mir—ich habe einen Platz für dich freigehalten“, sagte Reece.

Reece zog Thor neben sich auf einen Platz an einem Tisch, der für die königliche Familie beiseite gestellt worden war. Godfrey hatte einen Krug in jeder Hand, und neben ihm saß Gareth, der mit herumhuschenden Augen zusah. Thor hoffte entgegen jeglicher Hoffnung, dass Gwendolyn auch dort sein würde, doch das war sie nicht.

„Was ist los, Thor?“, fragte Reece nach, als er sich neben ihm hinsetzte. „Du starrst den Tisch an, als ob er dich beißen möchte.“

Thor schüttelte den Kopf.

„Wenn ich es dir sagen würde, würdest du es mir nicht glauben. Also halte ich am besten den Mund.“

„Sag schon. Du kannst mir alles erzählen“, drängte Reece mit Nachdruck.

Thor sah den Ausdruck in seinen Augen und erkannte, dass ihn endlich jemand ernst nahm. Er holte tief Atem und begann. Er hatte nichts zu verlieren.

„Neulich im Wald habe ich mit deiner Schwester zusammen eine Weißrücken-Schlange gesehen. Sie sagte, es war ein Todesomen, und ich glaube, dass das stimmt. Ich ging zu Argon und er bestätigte, dass ein Tod bevorsteht. Kurz darauf hatte ich einen Traum, dass dein Vater vergiftet würde. Hier. Heute Abend. In diesem Saal. Ich spüre es tief in meinen Knochen. Es wird passieren. Jemand versucht, ihn zu ermorden“, sagte Thor.

Er sprach hastig, und es fühlte sich gut an, es sich von der Seele zu reden. Es fühlte sich gut an, dass jemand ihm tatsächlich zuhörte.

Reece starrte ihm lange Zeit ruhig in die Augen. Schließlich sprach er.

„Du wirkst aufrichtig. Ich habe keine Zweifel. Und ich weiß zu schätzen, dass dir mein Vater wichtig ist. Ich glaube dir. Wirklich. Doch Träume sind trickreich. Nicht immer das, was wir glauben.“

„Ich habe es dem König erzählt“, sagte Thor. „Und sie lachten mich aus. Natürlich wird er heute Abend weitertrinken.“

„Thor, ich glaube dir, dass du das geträumt hast. Und ich glaube dir, dass du so empfindest. Aber auch ich habe schreckliche Träume, schon mein ganzes Leben. Neulich träumte ich, dass ich aus der Burg gestoßen wurde, und als ich erwachte, fühlte es sich immer noch so an. Aber es war nicht so. Verstehst du? Träume sind eigenartige Dinge. Und Argon spricht in Rätseln. Du darfst das alles nicht so ernst nehmen. Meinem Vater geht es gut. Mir geht es gut. Es geht uns allen gut. Versuche, dich zurückzulehnen und zu trinken und dich zu entspannen. Und genieße es.“

 

Mit diesen Worten lehnte sich Reece in seinen Stuhl zurück, der mit Fellen ausgelegt war, und trank. Er winkte einem Diener, der eine riesige Portion Wild vor Thor hinsetzte, zusammen mit einem Kelch zu trinken.

Doch Thor saß nur da und starrte sein Essen an. Er fühlte sich, als würde sich sein ganzes Leben um ihn herum auflösen. Er wusste nicht, was er tun sollte.

Er konnte immer noch an nichts anderes als seinen Traum denken. Es war, als würde er bei wachem Verstand in einem Alptraum sitzen, jedem beim Trinken und Essen um sich herum zusehen. Alles, was er tun konnte, war, alle Getränke, alle Kelche, die zum König kamen, zu beobachten. Er beobachtete scharf jeden servierenden Diener, jeden Weinkelch. Jedes Mal, wenn der König trank, zuckte Thor zusammen.

Doch Thor war besessen. Er konnte seinen Blick nicht abwenden. Er beobachtete weiter und weiter, es fühlte sich wie Stunden an.

Schließlich fiel Thor Diener auf, der sich dem König mit einem Kelch näherte, der anders war als die anderen. Er war groß, aus einem sehr auffälligen Gold gefertigt, mit Reihen von Rubinen und Saphiren besetzt.

Es war genau der Kelch aus Thors Traum.

Mit klopfendem Herzen sah Thor entsetzt dabei zu, wie der Diener näher an den König herantrat. Als er nur noch wenige Fuß entfernt war, hielt es Thor nicht länger aus. Jede Faser seines Körpers schrie, dass dies der vergiftete Kelch war.

Thor sprang von seinem Tisch hinunter und schob sich durch die dichte Menge, jedem in seinem Weg grob den Ellbogen in die Rippen stoßend.

Gerade, als der König den Kelch in seine Hände nahm, sprang Thor auf seinen Tisch hoch, streckte sich und schlug dem König den Kelch aus den Händen.

Ein entsetztes Zischen erfüllte den gesamten Saal, als der Kelch dem König aus den Händen flog und mit einem harten Klirren auf dem Steinboden landete.

Der gesamte Saal wurde totenstill. Jeder Musiker, jeder Jongleur hielt ein. Hunderte Männer und Frauen drehten sich allesamt um und starrten.

Der König erhob sich bedächtig und blickte finster auf Thor hinunter.

„Du wagst es!“, stieß der König aus. „Du unverfrorener kleiner Junge!“, schrie er. „Dafür werde ich dich an den Pranger stellen!“

Thor stand entsetzt da. Er spürte seine ganze Welt um sich herum zusammenbrechen. Er wollte einfach nur verschwinden.

Plötzlich lief ein Jagdhund zur Weinpfütze hinüber, die sich am Boden gebildet hatte, und leckte sie auf. Bevor Thor antworten konnte, bevor der Raum wieder in Bewegung geraten konnte, richteten sich alle Augen auf den Hund, der anfing, furchtbare, entsetzliche Laute von sich zu geben.

Einen Augenblick später erstarrte der Hund und fiel tot zur Seite. Der gesamte Saal blickte auf den Hund und hielt entsetzt den Atem an.

„Du wusstest, dass der Wein vergiftet war!“, schrie eine Stimme.

Thor sah sich um und sah Prinz Gareth, der sich neben den König stellte und beschuldigend auf Thor deutete.

„Wie konntest du überhaupt wissen, dass er vergiftet war? Es sei denn, du warst es! Thor hat versucht, den König zu vergiften!“, schrie Gareth aus.

Die gesamte Menge brach in lautstarke Empörungsrufe aus.

„Bringt ihn in den Kerker“, befahl der König.

Einen Augenblick später spürte Thor, wie Wachen ihn unsanft von hinten packten und durch den Saal zerrten. Er wehrte sich, wollte protestieren.

„Nein!“, schrie er, „Ihr versteht nicht!“

Doch niemand hörte ihn. Er wurde rasch durch die Menge gezerrt und sah währenddessen dabei zu, wie sie alle vor ihm verschwanden, sein ganzes Leben vor ihm verschwand. Sie durchquerten den Saal und durch eine Seitentür hinaus; eine Tür krachte hinter ihnen zu.

Es war still hier. Einen Augenblick später fühlte Thor, wie es nach unten ging. Er wurde von mehreren Händen eine gewundene steinerne Treppe hinuntergezogen. Es wurde immer dunkler, und bald schon konnte er die Schreie von Gefangenen hören.

Eine eiserne Zellentür öffnete sich, und er erkannte, wohin er gebracht wurde. Der Kerker.

Er wand sich, versuchte, zu protestieren, freizukommen.

„Ihr versteht nicht!“, schrie er.

Thor blickte hoch und sah einen Wachmann vortreten, ein großer, grobschlächtiger Mann mit unrasiertem Gesicht und gelben Zähnen.

Er blickte grimmig auf Thor hinunter.

„Oh, ich verstehe sehr wohl“, kam seine heisere Stimme.

Er zog seinen Arm zurück, und das letzte, was Thor sah, war seine Faust, wie sie direkt auf sein Gesicht zufuhr.

Dann versank seine Welt in Dunkelheit.

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