Читать книгу: «Missbrauch mit dem Missbrauch», страница 2

Шрифт:

telefoniert. Sie ruft mir entgegen, dass sie mit einer Freundin, telefoniere, die ihr rät „beobachten und das Ganze nicht überbewerten“. Ich bin sauer und sage ihr das auch. „Eigentlich bin ich der Gesprächspartner, mit dem du in Ruhe über unseren Sohn sprechen solltest und nicht schon wieder mit einer Freundin“. Abrupt drehe ich um und gehe zum Strand zurück. Diese Freundin war auch diejenige, die damals die Pornos auf der Festplatte bei dem früheren Freund gesucht hatte. Sie ist Grundschullehrerin und hat wie wir Drei studiert. Ich hätte wirklich erwartet, dass wir in der Lage sind, so ein „Problem“ wie hunderttausend andere Eltern mit Verstand und nicht mit einer solchen Panikreaktion zu lösen. Heute weiß ich, dass sie nicht mit dieser Freundin, sondern mit ihrer Schwester telefoniert hat. Als meine Partnerin zurückkommt, wird noch einmal das Thema angesprochen. Wir sollen verstärkt beobachten, aber nicht überbewerten, hätte die Freundin ihr geraten. Was für eine weltbewegende Neuigkeit, denke ich im Stillen. Und ganz tief im Inneren frage ich mich, ob ich die Beiden zwei Jahre zuvor als Kolleginnen falsch beurteilt habe, als ich Ihnen Übersicht und besonnenes Handeln unter Stress in ihre Beurteilung geschrieben habe. Völlig unbeeindruckt von unseren „wichtigen Problemen“ haben die beiden Kinder zu dieser Zeit bereits am Strand mit Tang und Seesternen ganz andere viel wichtigere Spiele entdeckt. Anschließend gehe ich noch einmal wegen einer Bambusmatte ans Auto. Als ich zu unserem Platz zurückkomme ist meine Partnerin nicht da. Später auf dem Rückweg verschwinden die beiden Frauen im Gebüsch. Das erwähne ich nur, weil sie bei der Polizei angibt, ich wäre im Gebüsch verschwunden als ich Kinder gesehen habe. Ich könnte jetzt behaupten, dass sie, als sie Kinder gesehen haben, sogar zusammen im Gebüsch verschwunden sind. Solche Ideen sind krank und bedürfen der Hilfe eines Psychiaters. Aber das ganze Geschehen so darzu-stellen, wie es wirklich war, fordert beim Schreiber wie Leser gleichermaßen verständiges Ertragen. Die Kinder turnen derweil auf Mauern und Steinen umher. Als sie sehen, dass ihre Mütter „müssen“, müssen sie natürlich auch.
Durch das Verhalten von Christel ist die Stimmung gedrückt. Ich kann einfach nicht verstehen, warum jetzt Gott und Welt um Rat gefragt werden muss. Sind wir nicht selbst Herr der Handlung. Wir haben doch in unserem Beruf den Anspruch nicht nur Moderatoren von Lernprozessen zu sein, sondern auch erzieherische Funktionen zu übernehmen. Wenn wir das schon bei den eigenen Kindern nicht ohne die Meinungen von dutzenden Beraterinnen und Beratern auf die Reihe kriegen, wie sollen wir das denn mit den uns anvertrauten Kindern anderer Eltern schaffen. Später, nach der Rückkehr ins Haus spreche ich Christel noch einmal an. Auch dass es mich ärgert, wenn Themen, die unsere kleine Familie betreffen, immer zuerst mit anderen und dann mit mir besprochen werden. Dass wir meist erst dann reden, wenn sie sich Rat bei anderen geholt hat. Was soll ihr denn die Freundin sagen? Die hat zwei Mädchen und betont immer wieder, dass sie bei Jungs nicht mitreden kann. Dass sie gar nicht mit der Freundin gesprochen hat, sondern mit ihrer Schwester, erfahre ich erst später durch den Polizeibericht. Ich versuche ihr klar zu machen, dass ich das zwar ernst nehme, aber von einer „normalen“ kindlichen Entwicklungssituation ausgehe. Mein Gott, sie müsste doch im Studium während der Vorlesungen über Entwicklungspsychologie auch über kindliche Sexualität gehört haben. Nicht nur ich weiß. dass ein Kind in dem Alter unserer Beiden beginnt sich zu entdecken, seine Geschlechtsorgane zu untersuchen und dabei vielleicht sogar herausfindet, dass es sie stimulieren kann. Als uns bei Levin auffiel, dass er manchmal mit zusammengepressten Beinen saß, haben wir herzlich gelacht und das als „hoppla Sohnemann fängt ja früh an“ eingeordnet. Dass er damit nur auf den Druck seines Darmes reagiert hat, haben wir übersehen. Sie hätte die Veröffentlichungen des Bildungs- oder des Gesundheitsministeriums zum Thema Sexualaufklärung lesen sollen. Es ist eigentlich auch ihre Pflicht, denn sie behandelt das Thema in der Schule. Vielleicht hätte ihr die Veröffentlichung der Kultusministerien Tipps zum kindgemäßen Umgang mit dieser Situation gegeben. Am Abend vor diesen Fotos haben wir gerade darüber gesprochen und herzlich gelacht.
Wir haben alle drei ein Studium hinter uns, haben Sexualkunde in der Grundschule, ich in der Hauptschule unterrichtet. Die beiden Frauen unter-richten das immer noch. Wir wissen, dass Kinder zwischen drei und sechs Jahren sich mehr und mehr auch für das andere Geschlecht ihrer Spielkameraden interessieren, dass sie sich in ihrer geschlechtlichen Position absichern, indem sie sich mit Gleich-geschlechtlichen vergleichen und das andere Geschlecht erforschen. Wir haben doch gelernt, dass Kinder sich auch bei Doktorspielen mit Gleichaltrigen begreifen. Sie ziehen sich nackt aus und untersuchen sich gegenseitig von Kopf bis Fuß. Kinder wissen dabei durchaus, dass das, was sie tun, nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist und ziehen sich meist dahin zurück, wo sie ungestört und unbeobachtet von Eltern und Aufsichtspersonen sind. Die Türe zum Kinderzimmer wird verschlossen, im Kindergarten trifft man sich auf der Toilette.
Diese Doktorspiele haben nichts mit dem sexuellen Begehren eines Heranwachsenden oder Erwachsenen zu tun, sondern dienen ausschließlich der kindlichen Neugier. Die Kinder erkunden das andere Geschlecht und versichern sich außerdem, dass sie genauso sind wie andere Kinder des eigenen Geschlechts. Und wir haben doch gelernt, dass Doktorspiele meist in gegenseitigem Einvernehmen stattfinden, und zwar unter Kindern, die sich mögen und dass wir, wenn wir sie beim Doktorspiel erwischen, nicht schimpfen sollen, denn so könnte den Kindern Sexualität als etwas Negatives erscheinen. Wenn die Spiele tabuisiert werden, werden die Heimlichkeiten umso interessanter. Wir haben doch den Eltern bei Elternabenden zum Thema ausgeführt, dass man eine solche Situation als normal ansehen sollte. Das steht in jedem allgemein zugängigen Lehrbuch kindliche Entwicklung. Das sage ich ihr alles, aber die gegenüberliegende Wand hört mir interessierter zu als Christel. Sie hat wohl ganz andere Gedanken im Kopf. Sie antwortet mir nicht einmal, sondern steht auf und beendet das Gespräch. Eine letzte Bemerkung zu diesem Thema erinnere ich noch:
„Die Kinder haben gespielt. Wir haben das doch früher auch alle gemacht. Nur haben die Beiden mit der Kamera ein neues Medium entdeckt. Das hatten wir nicht, hätten aber es sicher auch benutzt“.
Das alles geht mir durch den Kopf, als ich das Geschehen kommentiere. Erschrocken stelle ich aber nur fest, dass sie aggressiv, fast bösartig reagiert. Mich beschleicht das Gefühl, dass hier etwas zum Streitthema hochstilisiert wird. Ihre Haltung, ihre Gestik und Mimik wirken gekünstelt. So kenne ich sie nicht. Ich dringe nicht zu ihr durch. Meine Frage ob sie über die Erfahrungen mit ihrem Freund hinaus noch etwas anderes Schlimmes erlebt habe, beantwortete sie empört mit “das reicht ja wohl“. Trotzdem kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass sie irgendeine schlimme Erfahrung mit sich herumträgt. Ihr Blick ist verändert. Sie schaut mir nicht in die Augen, sie schaut unter sich, als sie mir das entgegenhält. Aber dann denke ich wieder an Urlaub und die unten wartende Doris Steinel. Dieses Thema hat Zeit bis wir wieder zuhause sind. Heute denke ich nicht mehr an eventuelle schlimme Erinnerungen, sondern nehme an, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits über die sich ergebene Chance nachdachte und mir deshalb nicht mehr in die Augen sehen konnte. Die Aussagen bei der Polizei und der Staatsanwaltschaft und die Vorhaltungen bei der Amtsärztin bestätigen mich in dieser Annahme. Am Abend wird noch einmal über das Geschehen gesprochen, dann finden auch andere Themen wieder Platz. Die sehr problematische Beziehung der Freundin zu deren neuen Freund und unsere erheblichen Probleme mit dem Bau, die für meine Partnerin existenziellen Charakter haben, treten wieder in den Vordergrund.
Rückblickend auf das Geschehene kann ich nur noch mit Entsetzen auf das schauen, was das Ganze bei Levin bewirkt. Er fühlt sich verantwortlich für den Verlust des Vaters. Er gibt sich die Schuld. Hätte er diese Fotos nicht gemacht, wäre sein Papa noch da.
Überall muss er Fragen nach den Fotos beantworten. Das Kind ist klug genug (siehe die zornige Aussage bei seiner Schulleiterin) zu begreifen, dass dem Papa hier etwas „Böses“, „Unerlaubtes“, „Schlimmes“ unter-stellt wird. Noch viel schwerer wiegt diese Tatsache, weil alle für ihn völlig unsinnige und überflüssige Fragen stellen. Er kann damit nichts anfangen. Und dann wundert sich eine Anwältin, wenn er schweigt. Noch schlimmer, sie setzt das Schweigen gleich Bestätigung.
Kann dieses Kind wirklich noch unbeschwert eine gesunde Einstellung zur Geschlechtlichkeit und zur Sexualität entwickeln? Wird Levin später, nach diesen sich einbrennenden Erkenntnissen zu seinen Erlebnissen einer Frau ohne Misstrauen begegnen können, vor allem wenn er an die eigene Mutter denkt?
Was hat die gegnerische Anwältin, eigentlich in den diversen Arbeitsgruppen der Bundesministerien gelernt? Hat sie zugehört oder nur einen Anwesenheitsschein ausgefüllt? Wer? Wer hat unseren Sohn in den letzten Monaten missbraucht? Wer missbraucht unseren Sohn für seine eigenen Ziele? Warum gibt es keinen Paragrafen, der ein solches kinderschädigendes furchtbares Verhalten straft?
Es gibt ihn! Nur müsste man ihn anwenden.
Montag 02.07.2012
noch 96 Stunden
Doch zurück in den Urlaubsort. Heute steht Binz auf der Tagesordnung. Wir fahren los, die Kinder toben am Strand und machen sich so nass, dass wir für unseren Sohn ein T-Shirt kaufen müssen. Meine Partnerin geht zur Bank und kommt geschockt wegen der hohen Abbuchung fürs Haus zurück. Ich beruhige sie, dass die Kosten für den Urlaub doch bei mir liegen. Ihre Sorge gilt jedoch nicht den hohen Kosten, sondern ihrer Mutter. Was soll sie denn der Mutter sagen, wenn sie nicht genügend Geld zum Einkaufen im Outlet Center hat. Sie kann sich doch nicht blamieren und nein sagen, wenn ihre Mutter etwas für sie aussucht. Es ist wie früher, als wir uns kennenlernten. Mama flog mit ihr in den Urlaub. Da wurde dann von der Toilette des Hotelzimmers aus mit mir telefoniert, weil Mama nebenan im Bett lag und Zeitung las. Da wurde beim Strandspaziergang mit der Mama das Handy abgestellt, damit diese nicht mitbekam, dass eine SMS kam. Da wurde sogar ganz brav mit Männern ein Kaffee getrunken, weil die Mama diese für ihre Tochter als geeignet hielt.


Damals fand ich diese Heimlichkeiten lustig und wir haben später oft noch darüber gelacht. Damals kannte ich aber ihre Abhängigkeit von ihrer Mutter noch nicht. Was ich als amüsantes Verheimlichen einer neuen Liebe hielt, war wohl doch schlichte, von „Angst“ gekennzeichnete Abhängigkeit. Nein, die Mama darf nicht erfahren, dass ihr Töchterlein ein Problem hat. Das erfolgreiche Töchterchen, das die Karriereleiter nach oben geklettert ist, darf bei der Mama keine Schwäche zeigen. Es ist schlimm genug, dass sie immer noch nicht in der „von Mama als einzig wahr angesehenen“ Partei Karriere gemacht hat. Und noch schlimmer ist es, dass sie „so einen“ Partner hat, der noch dazu kritisch gegenüber der einzig wahren Partei ist. Von Binz aus fahren wir weiter nach Selin an den Strand. Die beiden Frauen setzen sich auf die Brückenterrasse zum Kaffee. Ich bleibe mit den Kindern erst einmal am Strand, weil die beiden lieber im Sand buddeln als auf einem Stuhl zu sitzen. Ab und zu winken die Mamas, werfen uns Kusshändchen zu und genießen die Sonne.
Später gehe ich mit den Kindern hoch und dann erst einmal weiter auf die Landungsbrücke bis zur „Nemo-Tauchglocke“. Als wir von der Glocke zurücklaufen, kommt mir meine Partnerin entgegen, strahlt mich an und lässt sich erzählen was wir da denn alles gesehen haben. Unser Sohn erzählt wie immer technisch und das Mädchen mehr das Erlebte.
„Was würdest du ohne deinen Papa machen, was der dir alles zeigen kann“.
Wir sitzen noch eine Weile zu fünft auf dem Terrassenteil zusammen, lachen, scherzen, planen den nächsten Tag. Später auf der Rückfahrt, die sie verschläft, sehen ihre Freundin und ich einen Erlebnis-Bauernhof. Wir können ihn in den nächsten Tagen besuchen. Den Abend prägen wieder Beziehungen und Haus. Doris fragt mich nach meiner Tätigkeit und wie lange ich noch arbeiten müsse. Ich antworte was Alter und Arbeitszeit betrifft sehr verschwommen. Für mich völlig überraschend antwortet Christel was mein Alter angeht das erste Mal ehrlich. Später in der Küche spreche ich sie darauf an, dass ich nicht wisse was sie vorher zu ihrer Freundin gesagt habe und mich deshalb nicht äußere. Meine Partnerin und ich verstehen uns bei diesen Fragen bisher blind und sind aufeinander abgestimmt. Deshalb wundere ich mich, dass sie plötzlich mein richtiges Alter angibt und auch erklärt, dass ich in Pension gegangen bin. Bis dahin hat sie mich überall und auch vor ihrer Familie fünf Jahre jünger gemacht.
Eine peinliche Wendung nimmt das Gespräch, als die Freundin über den vermissten Jungen auf Amrum erzählt. Bei diesem Thema wird sie hysterisch. Sie spricht ständig von dem armen missbrauchten Kind. Als die Todesursache des Jungen einen Tag später bekannt wird, reagiert sie noch hysterischer. Die Gespräche werden langsam etwas nervig. Es ist ja zu ertragen, dass die Freundin wie sie sagt, in regelmäßigen Abständen zu ihrer Wahrsagerin geht. Ich kann notfalls auch so mancher Geschichte über Geister, übersinnliche Wahrnehmung und Telepathie etwas abgewinnen. Aber so hysterisch auf eine Meldung zu reagieren, die noch nicht einmal richtig ist, geht mir schon gegen den Strich. Aber wir sind im Urlaub, und in einigen Tagen sehen wir uns wieder nur in längeren Abständen. Verwundert bin ich jedoch über die Reaktionen meiner Partnerin. Die Frau, die alle Probleme nüchtern, systematisch und planvoll angeht, die nur wenig dem Zufall überlässt, stimmt ein in diesen esoterischen „Unsinn“. Heute muss ich annehmen, dass sie wusste, dass die Freundin vorläufig ihre wichtigste Verbündete sein würde. Später, wenn man den Partner erst mal in polizeilicher Obhut hat, kann man ja wieder mehr Sinn für Realismus zeigen.
Dienstag, den 03.07.2012
noch 72 Stunden
Auch an diesem Morgen beherrscht der Tod des Jungen auf Amrum das Gespräch. Obwohl das Kind beim Spielen zu Tode kam, thematisiert die Freundin das Problem. Die Frage der Freundin, was ich mit Menschen tun würde, die Levin Gewalt antun, habe ich so beantwortet wie ich denke. Für das, was ich diesem Menschen antun würde, ginge ich ins Gefängnis. Nach langem Frühstück, ausschweifenden Gesprächen, fahren wir zum Einkaufen und danach zum Strand. Die Kinder spielen wunderschön am Wasser, wir können relaxen und machen aus, dass wir am letzten Abend hier essen wollen. In dieser Nacht fühlen wir, meine Partnerin und ich uns beim Schlafengehen endlich mal wieder frei. Sie sagt mir wie sehr sie mich liebe und dass es ihr Leid tut, es nicht immer so zeigen zu können. Im Rückblick auf ihre Reaktion auf meine Frage, ob sie früher ein schlimmes Erlebnis hatte, gewinnt eine Beobachtung zu ihrem Schlafverhalten, die ich seit einigen Monaten mache, eine andere Bedeutung. Zuerst habe ich beleidigt reagiert und einen anderen Mann hinter ihren „Träumen“ vermutet, zumal sie auch Namen rief. Nach einigen Malen habe ich sie morgens damit konfrontiert. Sie reagierte empört und wollte nicht darüber reden. Schlafforscher der Universitäten in Stanford und Minneapolis haben solche Verhaltensmuster untersucht und der Schlafforscher Schenck von der „University of Minnesota“ veröffentlichte im Fachmagazin „Sleep“ Theorien zur Erklärung. Oft können sich die Betroffenen an nichts mehr erinnern. Mit diesem Wissen konnte ich mit ihrem Verhalten umgehen, zumal sie das mittlerweile wohl selbst auch schon einige Male bemerkt hatte.
Mittwoch, den 04.07.2012
noch 48 Stunden
Die Freundin geht wie fast jeden Morgen mit den Kindern Brötchen holen. Die Tochter hat eine weitere Nixe bekommen. Die Kinder gucken KiKa. Obwohl Christel und ich den Fernsehkonsum der Kinder nicht gutheißen, lassen wir es zu. Nach den nervtötenden Gesprächen der letzten zwei Tage immer wieder über das Thema Sex und dessen Gefahren in allen Bereichen und Lebenslagen kann ich aber nicht umhin diabolisch zu der Wassernixe eine kritische Bemerkung zu machen. Nach all dem Gerede der letzten Tage über Sex und noch einmal Sex reitet mich ein wenig der Teufel. Obwohl es allein ihre Sache ist, was sie ihrer Tochter kauft und es mir nicht wichtig ist, äußere ich, dass diese Billigausgabe einer Barbiepuppe einfach zu sexistisch ist. Natürlich finden beide Frauen meine Haltung als realitätsfern. Sie finden nichts dabei und lachen mich aus. Mir sind die Antworten eigentlich egal, aber das ständige Diskutieren in den letzten Tagen über Sexualität ist mir so auf die Nerven gegangen, dass ich nicht im Traum daran denke, von meinem Standpunkt zu weichen. Heute und bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass alle Gespräche zu Sexualität und kindlicher Entwicklung von der Freundin ausgehen. Sie ist es eigentlich gewesen, die über die Sexualität der Tochter sprach. Sie machte ihre eigenen sexuellen Erfahrungen mit ihrem Partner, den sie als impotent beschreibt zum Thema. Ich denke, dass sie bei Christel die richtige Saite anschlug oder gerne in ihrem Auftrag handelte. Doris Steinel leidet seit Jahren darunter, dass wir mit Levin eine glückliche Dreiergemeinschaft sind, während sie ständig wechselnde Partnerschaften hat. Das wird mir später durch eine ehemalige Freundin von ihr auch bestätigt. Ihre Darstellung, dass alle ihre Freunde der letzten zwei Jahre impotent gewesen seien, kann ich eh nicht glauben. Diese Bemerkung von ihr amüsiert mich – natürlich nur im Stillen. Wenn die Wochenendbekanntschaften alle impotent waren, muss ich dann an das Wunder Hanni glauben und eine Kerze anzünden? Als wir nach Hiddensee fahren wollen, zeigt sich, dass wir zu wenig Zeit haben würden. Wir beschließen zu dem Erlebnis-Bauernhof zu fahren. Unser Sohn und seine kleine Freundin toben sich im „Tobeland“ aus, die beiden Frauen gehen shoppen. Bepackt mit den Jacken, Provianttaschen beider Frauen und


den Jacken beider Kinder lasse ich mich in einem Liegestuhl fallen, der vor diesem riesigen Spielbereich für Kinder steht. Irgendwann tauchen beide Frauen auf, lassen ihre gekauften „Schätze“ zurück und stürzen sich erneut in die Abteilung für Marmelade und sonstigen Leckereien. Das anschließende große Bedauern über meine tragende Rolle nehme ich lächelnd zur Kenntnis, denn wenn ich ehrlich bin, hat es mehr Spaß gemacht für einige Minuten die Augen zu schließen und dann dem Gewusel in diesem Labyrinth aus Gängen, Stufen, Leitern und Rutschen zuzuschauen. Nach einiger Zeit verlassen wir den großen Laden und gehen ins Freigelände. Sohnemann geht mit mir rutschen, klettern, Feuerwehr erkunden, wir fahren Traktor, gehen in den Streichelzoo etc. Die Kinder fühlen sich wohl. Unser Sohn hat beim Spielen wieder mal vergessen, dass er zur Toilette muss. Die Mama geht ihn sauber machen und er muss ohne Unterhöschen, nur in der normalen Hose nach Hause. Im Haus angekommen, wollen beide Kinder wieder KiKa gucken. Eine der Frauen stellt ihnen den Fernseher an. Ich lese in meinem Buch und schaue mit halbem Auge ab und zu auf den Bildschirm. Aus meiner Sicht sendet der Kanal nicht immer nur qualitative Beiträge. Aber wir sind im Urlaub. Langsam geht mir das Thema Sex wirklich auf die Nerven. Jede Bemerkung und sei sie kindlich noch so harmlos, wird von den beiden Frauen aufgegriffen, hinterfragt und diskutiert. Man könnte fast meinen, dass sie einen Kreuzzug gegen die Freizügigkeit in Film, Presse und Gesellschaft begonnen haben. Die Diskussion der beiden Frauen ist so überflüssig wie ein Kropf. Ob die Trickfiguren in dem Film angezogen sind, muss nicht im Nachhinein diskutiert werden. Dann hätten sie sich dazu setzen sollen. Es geht um Kika mit Filmen für Kleinkinder. Das sage ich auch und beende für mich das Thema mit dem Hinweis, dass die Macher vom KiKa im Unterschied zu manch anderen Sendern wohl wissen, was sie im Nachmittagsprogramm bringen dürfen.
Am Abend wird wieder die Beziehung der Freundin zu ihrem Freund Thema. Für mich wird deutlich, dass sie den Sohn des Freundes ablehnt. Der steht wohl aus Sicht von ihr durch seine Stellung zwischen seiner Mutter und seinem Vater der Beziehung zwischen ihr und dem Vater im Weg. Ich mahne an, dass nicht der Sohn das Problem ist, sondern der Freund seine Probleme in den Griff kriegen muss. Die Geschichten um Verdienst, Schulden, Urlaube des Freundes sind mir einfach zu fantastisch. Die Freundin spricht davon, dass sie in einen gemeinsamen Urlaub mit dem neuen Freund gehen will. Merkwürdig ist nur, dass ich ihr dann zuhause allein mit ihrer Tochter begegne. Auch unsere Hausgeschichte ist wieder Thema. Dann freuen wir uns jedoch auf Hiddensee. Heute muss ich zur Kenntnis nehmen, dass beide Frauen offensichtlich systematisch die Gespräche auf Sexualität und Missbrauch gelenkt haben. Die Frage, wer eigentlich die Kinder gefunden hat, wird in diesem Kontext wichtig. Hat die Freundin vielleicht schon vor meiner Partnerin gewusst, dass sich Fotos auf dem Handy befinden. Hat sie vielleicht schon bei ihrem ersten Kontrollgang wegen des Fensters gesehen, dass die Kinder fotografiert haben.
Donnerstag, den 05.07.2012
noch 24 Stunden
Das Frühstück ist heute mal etwas kürzer. Meine Partnerin und ich sind uns einig, Brot zu essen und nicht Brötchen zu holen. Nach dem Frühstück kümmere ich mich um die Wäsche. Irgendwann höre ich, dass sie telefoniert.
Nach einiger Zeit kommt sie in den Keller und fragt was sie tun soll. Ihre Schwester, wohnt bei dem Vater einer ihrer Töchter, erhebt gegen diesen aber angeblich Vergewaltigungsvorwürfe und will deshalb ausziehen. Meine Partnerin hält den Willen zum Auszug für „Blödsinn“. Jetzt hat die Schwester aber wohl doch einen Mietvertrag für eine andere Wohnung unterschrieben und will am Samstag zu uns nach Hause kommen, um mit uns darüber zu sprechen. Meine Partnerin meint, dass es ein Problem geben würde, weil wir sehr spät ankommen würden und außerdem ihre Eltern bereits im Haus wären. Zwischen den Eltern und ihrer Schwester gibt es erhebliche Differenzen wegen ihrer angeblichen „Vergewaltigung“. Ich bin der Meinung, dass wir trotzdem ja sagen sollten, da sich in der Vergangenheit gezeigt hat, dass eine Verschiebung oder Absage an die Schwester zu langer Funkstille mit ihr führt. Vielleicht sprechen sich Schwester und Eltern auf dem neutralen Boden in unserem Haus schon vor uns aus. Die Schwester hatte die Eltern einige Wochen vorher um Hilfe gebeten. Sie könne mit ihrem Freund nicht mehr zusammenleben, da er sie sexuell nötigen, sogar vergewaltigen würde. Zum Beweis zeigte sie den Eltern einen Kalender in dem wohl die „Wunschtermine“ des Freundes zum Sex oder Termine zum Sex eingetragen waren. Meine Partnerin hat mir zu dem Thema immer wieder gesagt, dass ihre Schwester schizoide Wahrnehmungen habe und niemals ausziehen werde. Zwei Wochen zuvor hatte ich bei der Geburtstagsfeier meiner Partnerin – natürlich bei den Eltern – Gelegenheit mit ihrer Schwester zu sprechen. Sie war nur zum Gratulieren gekommen, sprach mit ihren Eltern kein Wort. Ich habe ihr das Gespräch angeboten und sie entgegnete mir, dass sie nicht mehr wisse wem sie glauben könne, käme aber auf mich zu, wenn ich mal allein wäre. Jetzt wollte sie wohl einen Mietvertrag unterschrieben haben. Scheinbar hat sie diesen Schritt zum Auszug wohl gegen den Rat der Eltern und meiner Partnerin doch vollzogen. Hiddensee erkunden wir mit einer Kutschfahrt. Danach lassen wir die Kinder ans Wasser. Diese beschäftigen sich mit Quallen und ähnlichem. Wir haben doch mehr Geld als geplant ausgegeben. Trotzdem reicht es auf der Rückfahrt noch zu drei Portionen Pommes Frites für alle. Am Abend ruft die Mutter meiner Partnerin auf meinem Handy an und lässt sich erklären, wie das Wasser zum Rasen- und Blumengießen angestellt werden kann.
Freitag, den 06.07.2012
noch 10 Stunden
Frühstück, Kika und Gespräche. Wir wollen in Ruhe packen. Der tote Junge von Amrum ist wieder mal Thema. Ich gehe in den Keller und bügele die gesamte trockene Wäsche. Die Freundin hat mit den Kindern Brötchen geholt und Levin eine Angel gekauft. Die Kinder spielen vor der Tür Schnecken suchen. Die Freundin erzählt uns, dass ihre Tochter draußen einen schwarzen Mann sieht. Ich kümmere mich nicht darum, weil beide Kinder im Vorgarten und unter Aufsicht beider Mütter sind.
Meine Partnerin telefoniert. Nach dem langen Telefongespräch kommt sie nach unten und erzählt mir, dass sie mit ihrer Schwester gesprochen habe. Sie nimmt die bereits gebügelte Wäsche mit nach oben. Nachdem ich die restliche Wäsche fertig habe, gehe ich nach oben. Doris sitzt im Wohnzimmer. Wir kommen ins Gespräch über den Besuch der Schwester. Doris hatte Teile unseres Gesprächs zu dem Für und Wider mitbekommen. Ich erzähle ihr kurz, dass es schon problematisch ist, wenn die Schwester und die Eltern zur gleichen Zeit in „D“ sind. Doris kennt die Oma von Levin und hat mir oft genug gesagt, dass sie sich deren Benehmen nicht gefallen lassen würde und hat auch meine Partnerin oft darauf angesprochen, dass die Oma sich unmöglich verhält, wenn sie z. B. meine Tochter wie Luft behandelt oder mir wieder glaubt sagen zu müssen, was ich zu tun habe. Sie kennt den ungeheuren Alkoholkonsum der Oma und hat das mehr als einmal kritisch angesprochen.
Meine Partnerin kommt die Treppe hinunter. Sie hat geschlafen. In kurzen Worten erzählt sie Doris vom Vorwurf der Vergewaltigung Ihrer Schwester durch deren Partner und das daraus entstandene Zerwürfnis zwischen ihr und den Eltern. Sie stuft die Erzählungen ihrer Schwester ein wie ihre Mutter, nämlich als nicht wahr oder so nicht wahr. Dann erklärt sie aber, dass es gut sei, wenn ich mit der Schwester sprechen würde, denn ich hätte einen guten Draht zu ihr und könne manches sagen, was andere ihr nicht sagen dürften.
Ich stehe auf und gehe mit meiner Partnerin nach oben und helfe beim Packen. Das geht verhältnismäßig schnell. Als mich meine Partnerin anspricht, warum ich in den letzten Tagen manchmal so nachdenklich war, will ich ihr eigentlich erzählen, dass ich mir wirklich Sorgen um sie mache, dass ich manchmal frustriert bin, weil sie sich verändert hat, Karriere und die Wirkung nach außen für sie wichtiger wird, aber ich erzähle ihr nur, dass der bevorstehende Prozess zum Haus mir Sorgen macht. Ich will ihr auch nicht erzählen, dass mich einige Diskussionsthemen wirklich genervt haben und ihre plötzliche Ehrlichkeit, was mich betrifft, mir zu denken gibt. Ich will die gerade empfundene schöne Stimmung nicht zerstören und sage ihr nur dass ich mir vorstellen könnte, dass die Verschleppung einer Entscheidung des Gerichts zu dem illegalen Bau des Nachbarn uns richtig Geld kosten könne. Natürlich relativiere ich das gleich wieder, um ihr keine Angst zu machen. Ich gehe zu ihr und nehme sie in den Arm. Meine Partnerin schaut mich an und sagt wie sehr sie mich liebe. Sie ruft nach unten, dass wir gleich kommen werden, macht die Tür zu und zieht die Gardinen zu. Es fällt mir auf, dass sie sich von einem Moment zum anderen verändert. Ich sehe in ein verzerrtes, hochrotes mit hektischen Flecken übersätes Gesicht. „Was ist denn mit dir?“ frage ich. Ohne zu antworten reißt sie die Tür auf rennt wie in Panik nach unten. Ich rufe ihr nach, aber sie ist bereits ganz unten. Schämt sie sich plötzlich vor Doris? Das überlege ich noch und packe dann aber die Koffer fertig. Einige Koffer und Taschen bringen wir zum Auto. Doris gibt mir Geschirr, um es besonders einzupacken. Die restlichen Gepäckstücke sollen erst am Abend folgen, da ich noch eine Menge leerer Flaschen im Kofferraum habe, die weggebracht werden müssen. Wie ich später erfahre, hat Doris in der Zeit, in der wir packten, dilettantisch Bilder malen lassen. Da soll unser Sohn nur mit schwarzem Stift gemalt haben, während das Mädchen angeblich ihre Bilder in den verschiedensten Farben sehr fröhlich gemalt habe. Zwischenzeitlich habe ich zu diesem Thema recherchiert und erfahren, dass man seit langem weiß, dass Bilder denkbar ungeeignet sind Hinweis auf einen Missbrauch zu geben. Das muss auch die Psychologin, eine Freundin von Doris, die sie telefonisch kontaktiert hatte, um „Beweise“ zu erhalten, wissen. Diese Psychologin beschäftigt sich beruflich mit „antriebslosen“ Jugendlichen oder Jugendlichen aus sozial problematischem Umfeld und hat später vor dem Staatsanwalt erklärt, dass sie überhaupt nicht wusste, um was es geht. Auch heute kann ich noch nicht fassen, dass meine Partnerin von sich aus Zärtlichkeit sucht und später bei der Staatsanwaltschaft aussagt, das nur zur Ablenkung gemacht zu haben. Wenn sie so berechnend beobachtet, muss sie auch wissen, dass ich schon gar nichts von dem gemacht habe, was ich laut Aussage der Schwester getan haben soll. Wie soll sie das, was sie ihre Schwester später aussagen lässt, denn gesehen haben? Sie verschwand doch fluchtartig nach unten, um die angeblich gemalten Bilder zu begutachten. Eigentlich würde ich ja gerne wissen, wie man sich fühlt, wenn die Freundin Bilder malen lässt und genau weiß, was die andere gerade verabredungsgemäß tut. Ich würde mich in Grund und Boden schämen. Mit Abstand schäme ich mich auch für die Schwester von Christel.
Beide haben ein Studium hinter sich. Die Schwester als Dolmetscherin und sie als Lehrerin. Da muss man erwarten dürfen, dass sie der Schrift- und Umgangssprache mächtig ist. Was die Schwester sagt und wie sie es bei ihrer Anzeige ausdrückt, kann man nur unter primitiv vulgär einordnen. Der Gebrauch solcher Ausdrücke verweist die Schwester in ein sozial problematisches bildungsfernes Milieu.
06. Juli 2012 – 18:00
noch 2 Std 10 Min
Wir einigen uns auf ein Essen am Strand in Glowe. Der Tisch, an dem wir zwei Tage zuvor Kaffee getrunken hatten, ist frei. Meine Partnerin telefoniert und sagt mir, dass ihre Schwester am nächsten Tag zu uns nach Hause kommt. Die Kinder malen im Sand vor dem Tisch und gehen dann auf den Spielplatz neben dem Lokal. Plötzlich sucht Doris Ihre Tochter. Sie hat angeblich Angst, dass jemand die Tochter entführt. Hektisch rennt sie los und hat ihr Handy am Ohr. Diese Hektik verstehe ich nicht. Ich muss nur aufschauen, um unseren Sohn und ihre Tochter auf dem Spielplatz zu sehen. Meine Partnerin schaut mich an und erklärt mir kurz, dass Doris immer Angst vor einer Entführung habe. Heute denke ich, dass hier die Anzeige „Entführung“ geprobt wurde oder Doris in diesem Moment die angebliche Entführung unseres Sohnes per Telefon „gemeldet“ hat. Wir schauen noch einmal nach den Kindern. Die spielen ganz ruhig auf dem Spielplatz. Doris kommt den „Strandweg“ zurück. Mitten in unser Gespräch hinein kommt Hanni gelaufen, Sohnemann


2 515,61 ₽
Возрастное ограничение:
18+
Объем:
631 стр. 19 иллюстраций
ISBN:
9783710347016
Издатель:
Правообладатель:
Bookwire
Формат скачивания:
Аудио
Средний рейтинг 4,1 на основе 368 оценок
Текст, доступен аудиоформат
Средний рейтинг 4,3 на основе 486 оценок
По подписке
Аудио
Средний рейтинг 4,6 на основе 685 оценок
Текст, доступен аудиоформат
Средний рейтинг 4,3 на основе 986 оценок
Аудио
Средний рейтинг 4,7 на основе 1826 оценок
Текст, доступен аудиоформат
Средний рейтинг 5 на основе 438 оценок
Текст, доступен аудиоформат
Средний рейтинг 4,7 на основе 1025 оценок
Аудио
Средний рейтинг 5 на основе 428 оценок
Черновик
Средний рейтинг 5 на основе 144 оценок
Текст
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок