Читать книгу: «Hitler 1 und Hitler 2. Das sexuelle Niemandsland», страница 19

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Hinter welcher Serienkiller-Formation versteckte Hitler sich?

Wie der Berliner Psychiater Karl Bonhoeffer schrieb, »ist es nicht gleichgültig, ob seine [Hitlers] große Gefolgschaft im deutschen Volke … sich von einem schweren Psychopathen oder von einem wirklich Geisteskranken durch 12 Jahre hat führen lassen.« (Bonhoeffer, S. 109 f.) Bonhoeffers Gegenüberstellung mit zwei Merkmalen zum devianten Charakter Hitlers entspringt nicht mehr brauchbaren psychiatrischen Kategorien für die Entschlüsselung von Hitlers politisch-historischer Destruktivität. Doch Bonhoeffers Vorgehen der Genauigkeit ist auch für die neue Kategorie von Hitlers sexueller (Serienkiller-)Devianz anzuwenden.

Es gibt die vier Möglichkeiten:

1. Heterosexuell in Partnerschaft lebend und Frauen/Weiblichkeiten ermordend,

2. Homosexuell Partner-bezogen und Männer/Männlichkeiten ermordend,

3. Hetero- oder Homo-Einzelgänger mit keinem sozial-biophil sexuellen Partner-Bezug, sondern nur nekrophile Anwandlungen und gelegentliche Praxis, Weiblichkeiten oder Männlichkeiten qualvoll zu töten,

4. Der Überkreuzer – sich auf Exemplare des einen Geschlechts partnerschaftlich zu beziehen und Exemplare des anderen Geschlechts zu ermorden.

Von den vier Möglichkeiten kommen 1. und 2. nicht in Frage: Hitlers Mord-Impuls richtete sich generell nicht auf Frauen (ONANO, Hitlers Männermord-Orgasmus). Und Hitler 2 lebte in keiner nachweisbaren homosexuellen Partner-Beziehung (zweites Buch)

Es bleiben 3. und 4., die geprüft werden müssen – der Heterooder Homo-Einzelgänger, der kontinuierlich Anwandlungen bekam, Männer töten zu lassen, oder der Überkreuzer, der sich partnerschaftlich auf Frauen bezog und sich als delegierender Serienkiller Männern gegenüber delektierte. Wegen Hitlers mehrmaligem Zusammenleben mit Frauen wurde lange Zeit diese Formation bevorzugt. Um sie annehmen zu können, ist es jedoch erforderlich, wenigstens eine Beziehung in Hitlers Biografie als ein echtes, sexuell funktionierendes Verhältnis nachweisen zu können, wie es bei den Serienkillern Gacy, Kuklinski und Sliwko möglich ist (ONANO). Ein solcher Nachweis ist mit 17 Nein-Zeugen vor der Brust gegen ein sexuelles Verhältnis zwischen Adolf Hitler und Eva Braun ein erneuter prozessualer Stemmakt. Die zweijährige Wohngemeinschaft von Hitler und seiner Nichte Geli Raubal konnte als familiärer Musterzwang jenseits sexueller Praxis bloßgestellt werden (ONANO, 22. Nein-Sager, Emil Maurice). Es bleibt also nur Eva Braun – trotz der 17 Neins.

Es ist nicht gleichgültig, welcher Serienkiller-Formation Hitler angehörte: Auf was für eine Art von Serienkiller sind die Deutschen «abgeflippt« und reingefallen, haben auch Ausländer anfänglich derart stark reagiert, dass es zum demonstrativen Sympathie-Besuch des abgedankten englischen Königs Edward VIII. mit seiner unhöfischen, weil zweimal geschiedenen Ehefrau Wallis Simpson auf Hitlers Landsitz Berghof kommen konnte? Das Reinfallen der Opfer ist das Erfolgsrezept von Serienkillern, das sie oft fassungslos machend lange Zeiten mörderisch tätig sein lässt.

Das Ergebnis der Untersuchung wird auf die kaputte Sittenordnung der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft ein grelles Licht werfen. Die von ihr reglementierten Menschen haben sich mit ihrer Begeisterung, ja semi-sexuellen Enthemmung für Hitler ein Ventil aus ihrem sexuellen Gequältsein geschaffen. Da Hitler mit zwei Frauen 1925 und 1927 Küsse und Karten gewechselt und mit Geli Raubal und Eva Braun zusammengewohnt hat, besteht tatsächlich der Anfangsverdacht, Hitler wäre ein Überkreuzer gewesen – mit Frauen nett, mit Männern böse.

Für die Definition eines Überkreuzers wäre es notwendig, herauszufinden, ob Hitler wirklich aus genuin sexuellen Interessen mit seinen zwei Kuss-und-Karten-Freundinnen »verkehrt« und mit den Wohngenossinnen aus eben diesen Interessen heraus zusammengelebt hat, wie unterbelichtet, amorph, skizziert = »low« sein sexuelles Interesse an diesen vier Frauen auch immer gewesen ist. Hitlers Beziehungen zu Ada Klein und Mizzi Reiter waren nur intervallisch prozediert und gingen so schnell auseinander, dass sich allein mit diesen Verhältnissen kein tiefwurzelnd heterosexuell orientierter Hitler konturieren ließe. Im Affekt Hitlers auf seine Nichte Geli Raubal wurde schon der kleinfamiliäre Musterzwang entblößt, der gar kein sexueller Impuls ist, der sich bloß in zig biografischen Altvorderen-Wiederholungs-Zuckungen zeigt (ONANO, 22. Nein-Sager, Emil Maurice).

Nur bei Eva Braun scheint alles sexuell paletti gewesen zu sein – das Verhältnis mit Braun = Hitlers Ausdruck von heterosexuell-biophil partnerschaftlichem »Low«. Doch bestand überhaupt ein Rudiment sexueller Motivation Hitlers gegenüber Eva Braun, wie es sich die anglosächsische, deutsche und französische Hetero-Fraktion der Braun-Hitler-Biografik einbildet? Über zehn namhafte Autorinnen und Autoren haben mit ihren zum Teil mehreren oder mehrbändigen Publikationen für den Hetero-Hitler gewirkt – trotz der 17 Nein-Sagenden zu Hitlers Sex mit Braun und trotz der weiteren sechs Zeugen, die sich generell gegen Hitlers heterosexuelles Format äußerten (ONANO, 7., 8., 9., 10., 19. und 22. Nein-Zeuge).

Aber es gibt 12 Ja-Zeugen, deren Aussagen im Verlaufe von HETERO und ORALO verhandelt werden müssen. Denn sie bieten den 17 Neins zu Hitlers Sex mit Eva Braun die Stirn. (ONANO)

Die Ausgangsfrage zur Erlangung einer Antwort über Hitlers Serienkiller-Eigenart lautet: Fand das Zusammenleben Hitlers mit Eva Braun auf dem Berghof aus noch so Sparflammen-haft sexuellen Gründen statt? Und wenn nein, aus welchen sonstigen Gründen war es neun Jahre lang arrangiert worden?

Denn Hitler lebte ja mit Braun nicht zum ersten Mal mit einer Frau zusammen. Er hatte ein eineinhalb Jahrzehnte langes Vorleben mit Frauen in seinen Wohnungen, das eindeutig nicht-sexueller Art war. Von 1920 bis 1929 lebte er mit drei Frauen in der Thierschstraße 41 zusammen, mit Maria Reichert, ihrer Mutter und Jungmädchen-Tochter. Zwischen 1929 und 1945 fungierte in Hitlers Wohnung am Prinzregentenplatz 16 die junge Haushälterin Anni Winter, die Hitler mit ihrem Mann Georg als Haushaltspaar aufgenommen hatte. Auch sein Verhältnis zu Maria Reichert in der Thierschstraße war unstrittig ein nicht-sexuelles. Reichert lebte mit ihrem Ehemann zusammen, Hitler war Untermieter des Ehepaars. Niemand in der Hitler-Biografik hat aus diesen Wohn-Verhältnissen mit Frauen Hitler eine heterosexuelle Orientierung konstruiert.

Bei Eva Braun wird das jedoch gemacht, obwohl 17 Zeugen angemerkt haben: »Da war nix!« Die Beziehung Braun-Hitler befand sich in einem vertrackten und kaum zu entwirrenden Funktions-Knäuel zwischen auf der einen Seite den Positionen Haushälterin/Mieterin und auf der anderen Seite »Frauenbekanntschaft« als »Liebschaft« mit sporadischem Ausgeh- und Besuchs-Bezug plus späterer Hausfrauen-ähnlicher Partnerin-Repräsentation.

Es gibt eine Ullrich’sche Verführung zur Annahme der zweitgenannten Version des Braun-Hitler-Verhältnisses – die Zu-Bett-Geh-Story, das nächtliche Sich-Hinaufbegeben des Paares Braun-Hitler in den ersten Stock zum gemeinsamen Schlafen auf dem Berghof. Die ganze Geschichte in Ullrichs Darstellung riecht nach echter Heterosexualität, die Hitler mit Braun zum Ausdruck gebracht hätte. Ist Eva Braun wirklich eine sexuelle Rumpfpartnerin Hitlers gewesen, wie Ullrich sie darstellt, oder nur eine Hausfunktionärin, vergleichbar mit ihren Vorläuferinnen, der Prinzregentenplatz-Anni-Winter und der Thierschstra-ßen-Maria-Reichert? Braun – eine Hausfrau zu bestimmten Zwecken?

Wie wollen Sie das auseinanderklamüsern? – Mit einem Kampf um (das sexualwissenschaftliche Mammut-)Rom auf Hunderten von Seiten und der sozial-sexuellen Breitenanalyse sämtlicher Ja-Sagenden. Zuerst muss jedoch das modernste Ja, Ullrichs Hitler-Braun-zu-Bett-Geh-Geschichte, vorgenommen werden, weil sie schlicht und einfach Sex zwischen Braun und Hitler suggeriert. Und basta: Wer auf diese Weise zusammen ins Bett geht, der tut dort auch etwas Mann-Frau-Übliches.

Des Biografen unlauterer Stelldichein-Wink

Vor der Grundsteinlegung von Hitlers neuer definitorischer Sex-Kanzlei muss das Geröll von allen hinterlassenen Hitler-Hetero-Konstruktionen Volker Ullrichs weggeräumt werden. Die Braun-Hitler-zu-Bett-geh-Geschichte ist ein besonders schwerer Brocken. Doch es darf nichts heterosexuell Wahnhaftes zum Rumsprechen nach flüchtigem Rumlesen in Ullrichs Hitler-Biografie mehr geben. Dass Ullrich absichtlich Hitler normalisieren will, entlarvt er spätestens nach seiner zunächst versuchten Ausgewogenheit. Er tut es nicht nur mit dem Weglassen der 15 Zeugen zu Hitlers heterosexueller Unstimmigkeit, sondern mit seinem – in seiner Hitler-Biografie nirgendwo anders zu findenden – Abdriften in Fantasie. Sowieso spricht Ullrich die ganze Zeit – während seiner Berührung des Themas Heterosexualität – von Hitlers »Freundin«, »Geliebter« und »Partnerin« Eva Braun rein affirmativ, benutzt ohne Zweifel-Zermürbung die Begriffe für die Kennzeichnung der nahesten Frau eines Mannes, was schon allein den Eindruck von Hitlers heterosexueller Orientierung zementiert. (Ullrich, S. 323, 677 f., 680–704) Erst recht rückt Ullrich mit seiner Schilderung des Hitler-Braun’schen Zu-Bett-Geh-Ritus auf dem Berghof von seiner sonstigen wissenschaftlichen Arbeitsweise ab. Er will in der Imagination seiner Lesenden das gemeinsame Bett von Braun und Hitler installieren.

Zunächst bringt Ullrich ein Zitat nach dem anderen, Zitate darüber, was Eingeweihte und Naheste über ihre Erlebnisse an einem Berghof-Abend berichten. Doch plötzlich übermannen Ullrich seine eigenen Fantasien. Er stellt sich freihändig genau das vor, was sich zwischen einem «normal« funktionierenden Heteromann und dessen Verhältnis abgespielt hätte, und unterschiebt seine Vorstellungen der Zu-Bett-Geh-Prozedur von Hitler und Braun, um damit Eindrücke herzustellen, wie es danach im Bett der beiden zugegangen sein soll: Die Berghof-Gesellschaft hat gespeist und sich Adolf Hitlers Monologen aussetzen müssen, danach u. a. Richard-Wagner-Platten aufgelegt. Otto Dietrich wird von Ullrich mit Fakten zur Auflösung der Abend-Gesellschaft und zum Zu-Bett-Gehen der Massenmörder und ihrer Mittäterinnen zitiert. Es werden auch Nazi-Quellen benötigt, um zu beschreiben, wie es mit Hitler und den Seinen von Stunde zu Stunde zuging. Bisher nichts dagegen zu sagen.

Aber mit einem Mal ist Schluss mit den Zitaten. Ullrich schwingt sich auf, um mit Adolf und Eva losgelöst von allem beschwerenden Zeugenkram in die Betten zu fliegen:

»Schließlich flüsterten Hitler und Eva Braun ein paar Worte miteinander, sie begab sich in ihre Privatgemächer im ersten Stock, und kurze Zeit später folgte er ihr.« (Ullrich, S. 700) Geil, wie Geiles von unten zu Geilem im Oben führt!

Das ist romanesk organisierte Vorlust pur! Keine Anführungszeichen mehr, keine Anmerkungszahl! Das ist jetzt ein Ullrich-eigenes Elaborat, was oberflächliche Lesende nicht bemerken. Die letzte Fußnoten-Zahl betrifft das Zuvor-Zitat aus Otto Dietrichs 12 Jahren mit Hitler. Es folgen noch Verweise auf Seitenzahlen anderer Zeugen und des ersten Braun-Biografen Nerin Gun. Nichts jedoch wird spezifiziert. (a. a. O., S. 1009, Anm. 128) Ullrichs Zu-Bett-Geh-Geschichte Hitlers und Brauns entbehrt jeden Verweises.

Wenn so etwas in der Hitler-Biografik passiert, ist sofort extremste Aufmerksamkeit vonnöten. Es wird nämlich plötzlich vermutet, das heißt, eine fantasierte Un-Wirklichkeit wird an den Haaren herbeigezogen.

Die Herren und Damen Hitler- und Braun-Lebens-Beschreibende machen sich mit einem Male von der Last der Zeugen-Zitate frei und steigern sich in das hinein, was sie in ihrer Vorstellung von Hitler Roman-haft zum Ausdruck bringen wollen. Sie wechseln Minuten-Bruchteil-mäßig die Fronten, verlassen das Wissenschafts-Territorium und landen im Fiktiven – jedoch meist nur momenthaft, so dass ihr Genre-Straucheln allerschwerst bemerkbar ist und sich deshalb viele »Fakes« in der Hitler-Biografik festgesetzt haben, die eingangs mit dem Begriff »Kujauismus« glossifiziert wurden.

Die Hitler-Braun-Flüster-Stelle ist etwas eindeutig heterosexuell dem Bett Zulaufendes – und ist vom Hitler-Biografen frei erfunden worden.

Wenn jemand Nahes das Hitler-Braun-Geflüster im Beisein der Gäste beobachtet hätte, hätte Ullrich das Original-Zitat genau bringen müssen, aus dem dann erfahrbar wäre: Bildet sich der Zeuge etwas ein? Oder handelt es sich hier um eine perfekt ausgeklügelte Demo in der Demo: Leute! Herschauen! Der Führer ist endlich so weit, sich in den Ficker zu verwandeln, schickt seine Liebste schon mal hoch, alles für seinen Empfang bereitzumachen, und wird ihr sogleich folgen.

Alle Zahlen in Ullrichs Anmerkungs-Apparat sind hier pauschaliert, mehrere Seiten betreffend und nicht bezogen auf diese explizite Zwei-Zeilen-Stelle. So produziert man Einwand-frei funktionierende Hetero-Paare. Flüstert Mann zu Frauchen: Geh du mal schon rauf und zieh dein ganz dünnes, durchsichtiges Nachthemd an, denn ich komm auch gleich und freu mich hier und jetzt, es dir in ein paar Minuten abzustreifen …

Es kommt bei der näheren Beschäftigung mit Ullrichs Heterosexualisierung Hitlers heraus, dass dem Biografen mit der Zu-Bett-Geh-Szene kein Versehen passiert ist, sondern dass die »Normalität« auch von Hitlers Geschlechtsleben in Ullrichs Konzept gehört, Hitler als Mann von nebenan darzustellen: »In gewisser Weise wird Hitler hier ›normalisiert‹«, verrät Ullrich das Konzept seiner Hitler-Biografie selbst. (a. a. O., S. 21)

Das zweite Urszenen-Konstrukt zu Hitlers Heterosex

Dass Ullrich sich die Zu-Bett-Geh-Szene zwischen Hitler und Braun aus den Fingern gesogen hat, ist bisher nur behauptet, nicht bewiesen worden. Es musste zu seinem Gunsten auch angenommen werden, dass Ullrich sich vertan hätte, dass er einmal die Anführungszeichen vergessen oder die Fußnote aus Versehen nicht aufgeschlüsselt haben könnte. Ja, es kann passieren, dass ein Hitler/Braun-Biograf eine von den Tausenden Anmerkungen, die er/sie bewältigen muss, verloren hat, was die Braun-Biografin Angela Lambert sogar einmal zugibt. Ihr war ausgerechnet die Fundstelle zu David Irvings Bemerkung über Hitlers unnormale Genitalien entfallen. (Lambert 06, S. 245) Doch bei Volker Ullrich steht an der Stelle kein solches Eingeständnis.

Die Zu-Bett-Geh-Verabredung zwischen Hitler und Braun ist Ullrichs Urszene zum versuchten Nachweis von Hitlers heterosexueller Betriebsamkeit. Die Szene besteht aus drei Einzelheiten: Erstens: Flüstern zwischen Hitler und Braun, zweitens: sofortiges Aufstehen und Hochgehen Brauns, drittens: Hitlers unmittelbares Ihr-Folgen.

Die Szene muss mit Zeugen-Aussagen über die Berghof-Abende realisiert werden, sonst ist sie Spuk, ein Beitrag zum Spuk des heterosexuellen Hitlers. Nur mit mindestens einem Zeugnis hätte diese Szene die Kraft, die Behauptungen vom »Scheinverhältnis« zwischen Braun und Hitler »außer Kraft« zu setzen: Auch der »Führer« tickt sexuell »richtig«, wispert zu später Abendstunde mit der Seinen, um sogleich oben in den Betten des Paares in Schreie und Flüstern (Bergman) auszubrechen.

Es begann eine Hetero-Ur-Szenen-Forschung, denn Ullrich ist nicht der Erste, der solch eine erotische Begebenheit zwischen Hitler und Braun in die Welt gesetzt hat, um den heterosexuell Funktions-tüchtigen »Führer« überzeugend darstellen zu können. Noch eine weitere Adolf-und-Eva-Urszene wird geknackt werden müssen, die 35 und 60 Jahre zuvor zweimal erfunden wurde, weil auch mit dieser Erfindung das Hetero-Bild Hitlers um die Welt geschickt werden sollte und bis heute Ergebnis-effizient fixiert wurde. Ullrich hat Vorläufer. (AMORO)

Damit ist schon das Ergebnis der Untersuchung zu Ullrichs Zu-Bett-Geh-Geschichte ausgeplaudert worden: Auch er hat sie erfunden. Aber wie? Das muss in einer wissenschaftlichen Studie sauber nachgewiesen, Geschichts-prozessual unwiderlegbar per Zeugen-Verhör vorgeführt werden. Alle von Ullrich angegebenen Zeugen, die solch eine Zu-Bett-Geh-Szene behauptetermaßen beobachtet hätten, müssen herangezogen werden.

Günstigerweise brauchte nicht noch zum zweiten Teil der Zeugen-Befragung geschritten zu werden, in die Glaubwürdigkeits-Prüfung. Denn – wer hätte es gedacht? – niemand von Ullrichs suggerierten Zeugen hat das Zu-Bett-Geh-Geflüster zwischen Hitler und Braun gesehen oder gehört. Es kommt noch krasser: Alle von Ullrich angeführten Zeugen sagen entweder nichts zum gemeinsamen Hitler-Braun-Zu-Bett-Gehen oder geben das plattest denkbare Gegenteil zu Protokoll.

Wegen der Schwere von Ullrichs abgefeuerter Munition müssen alle anders lautenden Zu-Bett-Geh-Versionen zitiert werden. Und dabei soll sich das Niederschmetternde auf die Gemüter der Lesenden drücken: Dass ein seriöser Hitler-Forscher wie Volker Ullrich es nötig hatte, derart simpel zum Mittel der Erfindung zu greifen, um seinen angeblich hetero-intakten Protagonisten durchzupauken, zeigt, dass die Hitler-Biografik sexual-bezüglich seit fast 50 Jahren nicht alle Tassen im Schrank hat, wenn sie ab 1971 zyklisch innerhalb von zwei bis drei Jahrzehnten der Welt einen Hetero-Hitler weismachen will (siehe die Aufdeckung der Ur-Szenen-Fälschungen Eins 1955/56 und 1980/82 unter AMORO).

Ullrich gibt fünf Zeitzeugen an, die in Verbindung zu seiner Ur-Szenen-Konstruktion stünden: Otto Dietrich, Heinrich Hoffmann, Traudl Junge, Christa Schroeder und Albert Speer. Dazu fügt er unsinnigerweise noch den ersten Braun-Biografen Nerin E. Gun an, der kein Zeitzeuge ist, sondern die genitale Flüssigkeit zwischen Hitler und Braun 1968 auch schon fingiert hatte. (Ullrich, S. 1009, Anm. 128, Gun 68 I, S. 55 ff., 114 f.)

Bei Dietrich steht innerhalb seines Berichts über die Kamin-Abende im Berghof, die bis in die Morgenstunden dauerten, nichts über ein zärtlich-einvernehmliches gemeinsames Zu-Bett-Gehen Hitlers und Brauns. (Dietrich, S. 229 ff.) In den Erinnerungen von Hitlers »Leibfotografen« Heinrich Hoffmann findet man ebenfalls nichts. (Hoffmann, S. 160 ff.) Traudl Junge und Christa Schroeder behandeln wie Otto Dietrich die nicht endenden Kamin-Plauder-Nächte ausführlich. Doch auch bei ihnen fehlt das – Intimität vorbereitende – Geflüster zwischen Hitler und Braun.

Stattdessen das Entlarvende: Es gab tatsächlich ein Hochgeschicktwerden Brauns durch Hitler. Aber zu eklatant anderen Zwecken, als Ullrich sie suggeriert. Hitler entlässt Braun aus ihrer Paarschafts-Demonstration an seiner Seite. Sie darf sich endlich zurückziehen. Jedoch sie allein. Er folgt ihr noch lange nicht, sondern vegetiert weitere unendliche Stunden mit seinem monologischen Gelaber, das anzuhören er seine Gäste zwingt. Er will und muss die Zeit zwischen Nacht und Tag so lange totschlagen, bis er totmüde zusammensackt und endlich abgedreht zu Bett gehen kann, um zu schlafen, nicht aber, um unter die Decke von Eva Braun zu schlüpfen.

Aus dem Zeuginnen-Gedächtnis der – in ihrer Geschichte zu Hitler und mit ihrem Ein-Jahrzehnt-Altersabstand voneinander verschiedenen – Sekretärinnen gestaltete sich das Zu-Bett-Gehen Hitlers und Brauns kalt unerotisch.

Zunächst in Christa Schroeders Worten: »Wurden jedoch Gespräche angeschnitten, die Eva nicht lagen, so war ihr das sofort anzusehen, und auch Hitler pflegte dies nicht zu entgehen. Er tätschelte dann beruhigend ihre auf der Sessellehne liegende Hand, flüsterte ein paar Worte mit ihr und Eva verschwand nach oben. Genauso verhielt sie sich, wenn sie meinte, Hitler würde einer anderen Dame ›zuviel‹ Aufmerksamkeit widmen.« (Schroeder 85, S. 190 f.)

»In ihren Stenoaufzeichnungen notierte Frau Christa Schroeder: ›Wenn irgendeine Dame anwesend war, deren Konkurrenz E. [Eva Braun] fürchtete, dann ging sie entweder sehr bald in ihr Zimmer, oder sie war ungenießbar, so dass er [Hitler] selbst es merkte und sie dann gern überredete, sich zurückzuziehen, da sie müde sei.‹« (Joachimsthaler 85, S. 376, Anm. 353)

Traudl Junge hinterließ Brocken zu Hitlers Nacht-Totschlagen: »[…] ab Mitternacht nächtliche Plauderstunden am Kamin […]« (Junge 02, S. 88) »Hitler freute sich immer wie ein Kind auf seine nächtliche Teegesellschaft […]« Junge zitiert Hitler: »›Ich habe niemals Ferien, ich kann nicht irgend wohinfahren und ausspannen. So teile ich meinen Urlaub in Stunden auf, die ich hier mit meinen Gästen am Kamin verbringe‹, sagte er.« (a. a. O., S. 91)

»Die Stunden vergingen, und es war bereits morgens vier Uhr oder fünf Uhr, als Hitler nach dem Diener klingelte und fragte, ob Einflüge gemeldet seien. Er stellte diese Frage jeden Abend, ehe er ins Bett ging und zog sich nie zurück, ehe er nicht die Meldung bekam, dass das Reichsgebiet feindfrei sei. Einzelne Maschinen oder Störverbände wurden ihm manchmal gar nicht mehr gemeldet, sonst hätte der Tag nie ein Ende gefunden. – Schließlich erhob er sich, gab jedem die Hand zum Gutenachtgruß und zog sich in die oberen Räume zurück.« (a. a. O., S. 94)

Allein, ohne Eva Braun. Die lag längst in den oberen Räumen und schlief.

Was geschah mit Eva Braun, wenn sie noch unten war? Für sie hatte Traudl Junge nur ein mitleidiges Erwähnen, wie Braun in den spätesten Nachtstunden an Hitlers Seite zu einem Häuflein Elend zusammengeschrumpft war, wenn Junge beschreibt, dass sich alles Dienende und Zu-Gast-Seiende absentiert hatte und Hitler mit dem »schlummernden Morell [Leibarzt] und der treuen Eva« sitzengelassen wurde, die die aufgelegten Platten allein hören mussten. Unter der dröhnenden Musik war man entwichen, lachte, frohlockte oder zankte sich im Nebenraum hinter dem Vorhang, bis Hitler manchmal um Ruhe bitten musste. (a. a. O., S. 93)

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9783955101473
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