Читать книгу: «Hitler 1 und Hitler 2. Das sexuelle Niemandsland», страница 2

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Überraschend neue Töne schlugen alle drei Hitler-Chronisten an: Hauner, Bruppacher und Sandner erwähnen immerhin schon Hitlers Schnitt-Zeit in Pasewalk und berichten davon, dass Oktober/November 1918 eine Hypnose Hitlers durch einen Militärpsychiater stattgefunden hat. Das ist ein Lichtblick, weil die Chronisten – im Gegensatz zu sämtlichen Biografen – die beiden Pioniere Lewis und Horstmann in ihre Hitler-von-Tag-zu-Tag-Revues einarbeiteten. Jedoch: In dem Gewirr von Unklarheiten über Hitlers Bruch-Zeit der Pasewalker Wesensveränderung machen die beiden ersten unternommenen Versuche von David Lewis (2003) und Bernhard Horstmann (2004), Licht in Hitlers Pasewalk zu bringen, einen niederschmetternden Eindruck, den auch kein Chronist reparieren konnte. Denn die Autoren warten mit einem »Kraut und Rüben« von echter Recherche und – in der Geschichtswissenschaft verpönten – »Vermutungen«, »Annahmen« und fantasierten Verstiegenheiten auf. Nach den Publikationen von Lewis und Horstmann gibt es immer noch kein Licht über Pasewalk.

Das ursprünglich beabsichtigte kurze Themen-Buch über Hitlers Wesensveränderung musste ad acta gelegt und in eine Spezial-Untersuchung eingestiegen werden. Deren Anspruch: Nicht mit einer einzigen Vermutung sich im Raum der Darstellung einzurichten, sondern alles Konstatierte mit der Dokumentierung von Zeugnissen und Zeugenaussagen zu beweisen. Das Unternehmen führte zu einer fast siebenjährigen Nonstop-»Feldforschung« auf ganz anderen »Feldern«, als zuvor die Serienkiller-Forschung unternommen worden war. Das Wagnis wurde belohnt mit einer Vielzahl von überraschenden Entdeckungen, die oftmals dazu führten, dass viele Passagen im Text mehrmals verfasst werden mussten, jeweils dann, wenn sich neue Erkenntnisse aus neuen Funden ergaben.

Höhepunkt: Im vierten Jahr der Recherche das Ergebnis – Hitler war nicht blind, wie er es in Mein Kampf und weitere fünfmal behauptete und im Dritten Reich seine Mit-Propagandisten achtmal lügen ließ. Hitler litt nicht einmal an Augenproblemen. Seine »Gasvergiftung« am Ende des Ersten Weltkriegs hatte sich auf die feine Muskulatur seines Kehlkopfes ausgewirkt. Hitler war stumm, und das auch noch real und nicht funktionell. Die Giftgas-Verletzungsfolge »stumm« führte zum biografischen Schnittpunkt des Massen-suggestivsten Redners aller Zeiten. Ein komplettes Novum in der Hitler-Forschung, da alle Biografen und Chronisten von einem »blinden« oder Augen-involviert »gasvergifteten« Hitler ausgehen. Die Neuheit wurde mit über zehn Zeugnissen und Zeitzeugen-Aussagen stabilisiert.

Das Entsetzen jedes Verlages musste herausgefordert werden: Das Projekt schwoll so an, dass es sich im vierten Jahr in drei und im sechsten Jahr in vier Bücher gliederte. Das Quatro-»Konzert« ließ sich nicht vermeiden, da bei Hitlers Pasewalk prozesshaft vorgegangen werden musste – so lange zu recherchieren, zu argumentieren, ja zu verhandeln, bis ein Detail klipp und klar dasteht, entweder mit einem Dokument belegt oder mit Faktenscherben von mindestens drei Indizien konsolidiert. Es wurden Forschungen in zehn Primär-Dokumenten-Zentren oder -Archiven und darüber hinaus in genauso vielen Spezial-Bibliotheken und -Sammlungen unternommen, um das medizinische Fachschrifttum der Weltkrieg-I-Epoche nach Antworten zu komplizierten Fragen zu durchsuchen und um die Realitäten von Hitler 1 und Hitler 2 in versteckten Zeugnissen und Zeitzeugen-Aussagen zu finden.

In Das sexuelle Niemandsland wird die Klärung von sexuellen Fragen zu Hitler vorangetrieben, die in seinen Biografien ebenso unbefriedigend beantwortet werden wie die Geheimzeit von Hitlers Pasewalk.

Der Mainstream vermutet Hitler als Hetero – wegen seiner Beziehung mit Eva Braun. Der Außenseiter Lothar Machtan setzt Hitler als Homo voraus. Beides musste differenziert und bisher irrige Annahmen konnten mit dem Serienkiller-Wissen verifiziert werden: Serienkiller sind im Prinzip »hypo-sexuell« (= gering-, a- oder unsexuell), womit ein treffender Begriff des frühen medizinbiografischen Hitler-Forschers Johann Recktenwald für die Diskussion um Hitlers Sexualität wiederbelebt wird. Heute würde Hitler als sexuell »low« bezeichnet werden. Das genetisch deformierte eigentliche sexuelle Interesse der Serienkiller ist aufs Quäl-Töten gerichtet, erst dabei erleben sie sexuelle Befriedigung.

Im ersten Buch muss Hitler von Sexual-Mythen befreit werden, was sehr aufwendig verläuft, weil es knifflig ist, Genauigkeiten bei dieser Problematik zu erreichen. Sein Titel entstammt einer Einschätzung des frühen Hitler-Gefolgsmannes Ernst Hanfstaengl. Hanfstaengl wollte mit der Kennzeichnung Hitlers als »sexuelles Niemandsland« die fehlende sexuelle Praxis Hitlers treffen und kam damit erstaunlich nahe an dessen Serienkiller-Eigenart heran.

Das zweite Buch gilt dem Ziel, Hitlers dichte Inzucht zu beweisen. Die Hitler-Biografik zuckt zu diesem Thema die Achseln. Es ist ihr egal, ob Hitlers Eltern Onkel und Nichte ersten oder zweiten Grades waren. Doch für den Nachweis von Hitlers Serienkiller-Anlage kann die Situation nicht im »Egal« bleiben, da eine der Ursachen dieser männlichen Anomalie ein genetischer Schaden aus dichter Inzucht ist. Außerdem wird die Frage behandelt: Warum war Hitler 1 kein aktiver Serienkiller? Bei den meisten zeigt sich der Quältötungs-Trieb schon um die Pubertät im zweiten Lebensjahrzehnt oder in den Zwanzigern. Hitlers Serienkiller-Anlage wurde in die Verdrängung gezwungen, so dass von Hitler 1 als einem stillen Serienkiller gesprochen werden kann, dem der Trieb an sich stillgelegt worden war – von seinem intakt humanen Milieu. Deshalb war Hitler 1 ab seinem 11. Lebensjahr willenlos im Sinne von antriebsschwach. Um ihm den Serienkiller-Trieb stillzulegen, musste Hitlers gesamter Trieb vom österreichisch ländlich-kleinstädtischen Umfeld niedergehalten, gleichsam versiegelt werden.

Die Forschung kam in diesem Punkt zum gegenteiligen Ergebnis, in das sich die Hitler-biografische Psy-Fraktion hineinfantasiert hat, deren terminologische Altbackenheit immer noch in breiter Aufmachung die Hitler-Interpretation im Wikipedia dominiert: Hitlers Auschwitz wäre ein Resultat aus »schlagendem Vater« und »gefühlloser Mutter« gewesen.

Alle ab Jugendzeit quältötend praktizierenden Serienkiller, bei denen die Anlage zum Vorschein kommt, wuchsen in deformierten Milieus auf. Das erzwang bei Hitler die Annahme des Gegenteils, was sich auch beweisen lässt.

Das dritte Buch konzentriert sich auf die medizinhistorischen Tatsachen zu Hitlers »Gasvergiftung«, die ihn in die Hände von Militärpsychiatern gebracht hat. Wegen der über Jahrzehnte hinweg prolongierten Unkenntnis der Hitler-Biografik über dieses Thema muss hier breitest ausgeholt werden – vor allem auch deshalb, um die Nazi-Lügen, an die alle Hitler-Forscher bis heute glauben, zu enttarnen.

Es gibt für die Wesensveränderung Hitlers in Pasewalk immer noch keine wissenschaftliche Basis in der Hitler-Forschung. Ab 2009 treten auch noch zwei Neuropsychiater in den Ring um Pasewalk – Jan Armbruster und Peter Theiss-Abendroth, die behaupteten, alles um Hitlers Pasewalk sei ein Fantasieprodukt und es handele sich um keine Tatsachen. Dieser Meinung schloss sich auch der jüngste Hitler-Biograf Longerich an. Die beiden amtierenden Psychiater Armbruster und Theiss-Abendroth wollten ihre Fachrichtung von dem Verdacht reinigen, einer der Ihren wäre an Hitlers psychischer Explosion zum »Tschernobyl der Geschichte« (Jäckel) Schuld gewesen. Die Nervenärzte nahmen sich heraus, in Fachzeitschrifts-Aufsätzen ihre Ansicht von Hitler in Pasewalk als »Mythenbildung« zu verbreiten, ohne Spezial-Forschungen unternommen zu haben, was ihnen mit Einzelheiten nachgewiesen werden wird.

Erst mit den Klarheiten »Hitler nicht blind, sondern stumm« und »nicht ›hysterisch‹, sondern real verletzt« war der Weg für das vierte Buch geebnet. Das Arzt-Patienten-Verhältnis und der ärztliche Eingriff müssen anders gesehen werden, wenn nach der Gasvergiftung das reale Symptom des Geschichts-Verdrehers A. H. ein anderes als eine Augen-Krankheit war.

Horstmann und Lewis gingen irrig von »Hitlers ›hysterischer‹ Blindheit« aus und verirrten sich dadurch in abwegigen Vorstellungen über die Art und Motorik von Hitlers Pasewalker Behandlung, wie sie von Ernst Weiß in seinem Hitler-Roman Der Augenzeuge beschrieben werden.

Schon in den 1960er Jahren wurde nach Hitlers »Arzt von Pase-walk« gesucht – so von der Münchener Abendzeitung unmittelbar im Zusammenhang mit der Erstveröffentlichung des Weiß-Romans. Angesichts der falschen medizinhistorischen Implikationen konnte er bisher nicht gefunden werden. Das gelang in eigener Recherche per 18 Indizien. Nun erst begann die Beschäftigung mit der konkreten »Therapie« des Militärpsychiaters und deren Wirkung auf den unbedarften Soldaten.

Eine weitere Frage, die nach Antworten drängte: Warum wurde im Lazarett von Pasewalk der Unhold Hitler 2 als gezündeter Serienkiller zwar hergestellt, aber als ein solcher, der selber nicht mehr Hand anlegen konnte? Die Alltäglichkeit im Leben von Hitler 2: Er wollte stattdessen viel schlimmer per Staat und mit Hilfe einer unübersehbaren Bande von Mittätern als seinen verlängerten Armen und Ersatz-Händen seine Lustmorde rituell inszenieren. Hitler 2 musste zur ständigen Befriedigung seines ausgebrochenen deformierten Sexualtriebs serienkillend Quälerisches und Tödliches befehlen, zuerst in Deutschland, alsdann in ganz Europa.

Die Antworten zu der soeben aufgeworfenen Frage werden mit der notorisch seit Generationen im gesellschaftlichen Bewusstsein vergessenen Forschung über die wilden Kinder gegeben: Der Wolfsjunge Victor von Aveyron (1785–1828) des französischen Taubstummen-Arztes Jean Itard (1774–1838) konnte – als Wieder- Mensch-Gewordener – nur noch schreiben, jedoch nicht mehr sprechen lernen. Fürs Sprechenlernen geschah die Wesensveränderung des als Baby ausgesetzten und bis zu seiner Pubertät unter nahest verwandten Mitgeschöpfen aufgewachsenen Wolfsjungen zu spät. Ebenso geschah fürs Selbermorden die psychische Transformation Hitlers in Pase-walk zwanzig Jahre nach seiner Pubertät zu spät – während der er hätte real oder in der Fantasie mit dem Quältöten von Mensch und Tier beginnen müssen, um sich als ein Hand-anlegender Serienkiller äußern zu können.

Wegen dieser Besonderheit Hitlers blieben ein paar einzelne potentielle Opfer verschont. Doch aufgrund des – in Kultur, Politik, Religion, Wirtschaft und Wissenschaft – herrschenden männerbündischen Gesellschaftssystems konnte der seit seiner Pasewalker Transformation plötzlich hypnotisch suggestiv exorbitant befähigte, gezündete Serienkiller sui generis die Verhaltensweisen von Millionen Männern aus allen Schichten des Volkes steuern, auf dass diese psychisch gesteuerten bündischen Mitglieder zu Hitlers Befriedigung mit Hilfe seiner Kriegsindustrie Dutzende Millionen Menschen ermordeten.

Die nachfolgend abgedruckten Bilder von Hitler 1 und Hitler 2 lassen erkennen, wie verschieden Hitlers Gesichtsausdruck in beiden Stadien war. Kaum zu glauben, dass es sich bei Hitler 1 und Hitler 2 um denselben Mann gehandelt hat. Wird der Unterschied zwischen dem gutmütig entrückten Hitler 1 und dem fanatisch bohrenden, zynisch furchtbaren Hitler 2 festgestellt, ist es nicht mehr schwer zu begreifen, dass infolge eines ärztlichen Kunstfehlers des Militärpsychiaters beim Patienten eine Wesensveränderung stattgefunden hatte.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet 120 000 Arbeiten über Hitler. Ist die Hundertzwanzigtausendunderste wirklich nötig? Ist es nicht gleichgültig, ob Hitler blind oder stumm war, »normal«-heterosexuell konturiert oder sexopathisch homodestruktiv serienkillend veranlagt und ob der Massenmörder sich langsam zu seinem Tun entwickelt hat oder durch einen ärztlichen Kunstfehler dazu explodierte? Die Toten werden mit historischen Wahrheiten nicht wieder aufgeweckt, aber die Lebenden und vor allem die Nachgeborenen von einer Volksneurose befreit. Unklarheit über Hitler heißt, in der Krankheit zu verharren, in die dieser Mann Deutschland gestürzt hat. Für das Zusammenwachsen Europas ist es gefährlich, wenn das in der Mitte liegende wirtschaftlich und politisch mächtige Deutschland psychisch schwächelt, weil es an seiner Geschichte krank bleibt.

Ich habe mich schon einmal mit einer Volksneurose beschäftigt, die Frankreich kennzeichnet: nicht zu wissen, wie es zu der Erfindung des »Sonnenkönigs« kam. Die Deutschen wissen wenigstens, dass Hitler scheußlich war. Die Franzosen widmen alle paar Zeiten ihrer regentischen Formel-1-Katastrophe hymnische »Roi-de-Gloire«-Biografien. Da ich in meiner Jugend Französisch sprechen und schreiben konnte, war es mir möglich, für mein Buch Die Königsfälschung in die französische Geschichtskrankheit einzutauchen.

Während der Arbeit an meiner dreibändigen Autobiografie ab 2002 musste ich mich mit meiner Teil-adligen Herkunft befassen. In ihr spielte Henri IV eine Rolle, da sich die Familie über Hugenotten von ihm herleitet. Bereits als Kind begann mein Denken: Louis XIV passt als Enkel weder physiologisch noch spirituell-politisch zu Henri IV. Er bricht die Regel, dass »Enkel ihren Großeltern ähneln«. Antwort des Rätsels: Ludwig der Vierzehnte stammt nicht von Heinrich dem Vierten ab. Er ist 1638 dem 23 Jahre lang unfruchtbaren Königs-Ehepaar aus dem Fundus von süditalienischen Waisenhäusern beschafft und dem französischen Volk als »Dieudonné« angedreht worden.

Schon früh hatte mich Henri IV interessiert, die Glanzgestalt des politischen Humanismus, der Heinrich Mann im Anti-Nazi-Exil seinen zweibändigen Roman widmete. Henris Nicht-Enkel Louis hatte sechzig Jahre später politisch alles wieder zurückgedreht und »KZs des Grand Siècle« (Erlanger) gegen die Protestanten errichtet, ehe er das ganze Land von ihnen säuberte und bei seinem Tod zwei Millionen Ermordete und Verhungerte hinterließ – wegen seiner Kriegssucht und seiner sich selbst überhöhenden Schlösserbau-Manie.

Die beiden französischen Könige waren für mich Prototypen in kontroversem Denken und Tun. Auch in der Pilgrim-Familie der Göring-Höflinge gab es Beispiele für das Gegenteil. Zwei nahe Tanten waren ganz anders. Nettchen von Pilgrim hatte den sozialdemokratischen Bürgermeister Bernhard Hoffmann geheiratet und ihren Sohn Hans zum Kommunisten erzogen, der von SA-Männern umgebracht wurde. Fanny von Kurowsky hatte sich im Widerstandskreis der Elisabeth von Thadden organisiert, war mit ihr verhaftet worden und aus Zufall ihrer Hinrichtung entgangen. Sie erzählte mir, wie in unserer Verwandtschaft die Pilgrims »zutiefst verhasst« waren. Der engste Jugend- und Studienfreund meines Großonkels Rudolf Freiherr von Reibnitz, einziger Bruder meiner Großmutter, war der hingerichtete 20.-Juli-44-Widerstandskämpfer Ulrich von Hassell. Wenn bei Tisch über „Ulli Hassell“ gesprochen wurde, begannen sich in meinem Hinterkopf Fragezeichen zu regen: Wie kam es dazu, dass der im Ersten Weltkrieg gefallene Bruder der naheste Freund eines späteren Widerständlers gewesen war, die Schwester jedoch Nazi-Kooperateurin, die sich mit Göring verband?


1Hitler 1 – WK I


2Hitler 2 – 1927

Abermals löste sich eine Lawine von Folge-Entdeckungen, als ich professionell über das Thema des gefälschten Ludwig 14 zu arbeiten begann – zuerst für meinen Vortrag im Bonner Haus der Geschichte, Februar 2008: Von Louis XIV zu Hitler. Die Weichen in Richtung Nazidiktatur wurden von den Päpsten um 1600 gestellt. Daher kann mein Hitler-Ring ohne meine Ludwig-14-Studie nicht gedacht werden.

Dass man sich dem ultra-ausgefallenen Spezialmann Adolf Hitler nicht nur inhaltlich, sondern auch formell auf besondere Art nähern muss, wird niemandem mehr uneinsichtig sein, nachdem der sprachliche »Ring des Nibelungen« abgeschlossen vorliegen wird. Es handelt sich bei Hitler 1 und Hitler 2 auf transliterarische Weise tatsächlich um etwas musikdramatisch Vergleichbares, um eine »gerockte Recherche« in einem »(Theater)gespielten« Sachbuch-Zyklus.

Als »Pilgrim 1« startete ich 1971 zu Albrecht Dürers fünfhundertstem Geburtstag. Als »Pilgrim 2« melde ich mich zum fünfhundertsten Jahrestag von Martin Luthers Wittenberger Thesen-Verkündigung zurück. Beide Künstler gehören seit langem zu meinen Medien-übergreifenden Identifikationsfiguren – Dürer als schwuler Maler und Aufklärer, Luther als Sprachschöpfer und Anti-Corpiarchaliker.

Auftakt

»Hitlers Gier nach Blut blieb unvermindert, stieg vielleicht sogar mit der Zeit der Niederlagen. Obwohl er physisch Angst hatte, Blut zu sehen, erregte und berauschte ihn der Gedanke daran. Die bloße Zerstörung in allen ihren Formen schien auf den angeborenen Nihilismus seines Geistes zu wirken … Es war für ihn gleichgültig, wessen Blut vergossen wurde. Deshalb war das Ereignis, die nachsinnende Vorstellung über Ströme von menschlichem Blut, was ihn inspirierte, nicht der Gedanke an Sieg und der praktische Nutzen … Während des Krieges stellte Hitler kontinuierlich seine Gier nach Blut unter Beweis – diese physische Lust beim geistigen Nachempfinden der Schlachten zu seiner eigenen Befriedigung. Die Generäle – abgehärtete Automaten –, berüchtigt als entpersönlichte Männer von Blut und Eisen, waren schockiert über solche zum Ausdruck gebrachten Gefühle [Hitlers] und haben darüber zahlreiche Beispiele gebracht. Während der Schlacht gegen Polen bekräftigte [General Franz] Halder immer wieder, dass die Erstürmung Warschaus unnötig wäre; es würde von alleine fallen, seit die polnische Armee nicht mehr existierte. Doch Hitler bestand darauf, dass Warschau zerstört werden müsste.« (Hugh Trevor-Roper: The Last Days of Hitler. 1947, S. 117)

»Er sah aus wie der Knabenmörder von Hannover, dessen Prozess unlängst Sensation gemacht hatte. Ob er, der österreichische Operettenhabitué am Nebentisch, ebenso tüchtig war wie sein norddeutscher Doppelgänger? Dieser homosexuelle Blaubart hatte es fertiggebracht, dreißig bis vierzig junge Buben in seine gastliche Stube zu locken, wo er ihnen im Liebesakt die Kehle durchbiss und aus den Leichen schmackhafte Wurstware machte. Eine stupende Leistung! – Die Ähnlichkeit zwischen den beiden Tatmenschen frappierte mich. Schnurrbart und Locke, der verhangene Blick, der zugleich wehleidige und rohe Mund, die sture Stirn, ja sogar die anstößige Nase. Es war alles dasselbe! … Schicklgruber, bei dir langt es höchstens zum Lustmord.« (Klaus Mann: Der Wendepunkt. 1930–1932, S. 349)

»Die besetzten Ostgebiete werden judenfrei. Die Durchführung dieses sehr schweren Befehls hat der Führer auf meine Schultern gelegt.« (Heinrich Himmler am 28. Juli 1942 – In: Peter Longerich 08, S. 933, Anm. 87) »Die Vorstellung bleibt hartnäckig, dass Hitler ein tief verborgenes, ihn beunruhigendes sexuelles Geheimnis hatte, das seine ansonsten unerklärliche Pathologie erklärt. Sogar der vorsichtige Alan Bullock erzählte mir, dass er glaube, dass da wahrscheinlich etwas Sexuelles in Hitlers Antisemitismus lag – ein verlorenes Echo auf Wilhelm Reichs Glaube: Der Ursprung des Bösen kann im Versagen einer ›normalen‹ orgastischen Reaktion gefunden werden.« (Ron Rosenbaum Explaining Hitler: The Search for the Origin of his Evil. 98, S. 135, 151)

«Die sexuelle Erregung ist in der Tat zerstörerisch und quälend, wenn die Entspannung nicht zugelassen ist. – Es ist aus Behandlungen kranker Priester bekannt, dass am Höhepunkt religiös extatischer Zustände unwillkürliche Samenentleerungen sehr häufig vorkommen. Die normale orgastische Befriedigung ist ersetzt durch einen allgemeinen körperlichen Erregungszustand, der das Genitale ausschliesst und der gegen den Willen, wie zufällig, Teilentspannung herbeiführt. Man kann den faschistischen Amokläufer nicht unschädlich machen, wenn man ihn, je nach politischer Konjunktur, nur im Deutschen oder Italienischen und nicht auch im Amerikanischen und Chinesischen sucht, wenn man ihn nicht in sich selbst aufspürt.« (Wilhelm Reich: Die Massenpsychologie des Faschismus. 1986, S. 15, 143)

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9783955101473
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