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4.1 Die neue Qualität der Gebote im Neuen Testament
Die Beschreibung der Auswirkung der Liebe, wie wir sie eben untersucht haben, finden wir in der soeben zitierten Schriftstelle aus Johannes 15,11. Aber bevor wir darauf eingehen, müssen wir noch die Botschaft des Verses 10 entgegennehmen.
Johannes 15,10
Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben, wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.
Wenn wir sie nicht ganz gewissenhaft untersuchen, laufen wir Gefahr, die Ausführungen Jesu in diesem Vers völlig zu verkennen. Jesus sagt, dass wir seine Gebote halten sollen und dadurch in seiner Liebe bleiben, gleichwie er die Gebote seines Vaters hält und in seiner Liebe bleibt. Diese Gedanken können so verstanden werden, dass wir erst einmal unsere Vorleistungen in Gestalt des Gehorsams gegenüber seinen Geboten bringen müssen, um dann anschließend seine Liebe empfangen zu können.
Wenn Liebe bedingt ist, etwa durch unseren vorweg erklärten Gehorsam, durch unsere sittliche Leistung, unser moralisches Verhalten oder unseren Verzicht, dann wäre sie eine erkaufte Liebe, die kraft dieses Umstandes augenblicklich keine Liebe mehr ist.
Es ist sehr wichtig, sich diese Gedanken zu vergegenwärtigen, denn sie haben nicht nur einen letzten philosophischen Hintergrund, den zu kennen ganz vorteilhaft ist. Hier geht es um mehr, um sehr konkrete Erfahrungen. Solange nämlich die sittlichen Gebote Gottes an uns gerichtet sind, die uns sagen, dass wir dies und jenes zu tun und zu lassen haben, und zwar aus unserer eigenen moralischen Kraft, sind wir nicht liebesfähig! Wer im Gesetz oder auch nur in der Gesetzlichkeit steckt – und es gibt sehr wohl eine neutestamentliche Variante der Gesetzlichkeit –, kann weder Liebe empfangen noch geben.
So brauchen wir dringend ein neues Verständnis der Gebote Jesu, die ganz anders sind, als die Gebote im Alten Testament. Es besteht wirklich die dringende Notwendigkeit, die Gebote Jesu neu auszulegen, damit wir nicht doch auf verborgenen Wegen zu alttestamentlichen Erfahrungen und Täuschungen zurückkehren.
Der entscheidende Gesichtspunkt, der uns zu dieser Forderung zwingt, ist die bereits festgestellte Tatsache, dass eine Liebe, die durch sittliche Vorleistungen erkauft werden muss, keine Liebe ist.
Wie entkommen wir nun diesem Konflikt zwischen Geboten und Liebe? Ganz einfach dadurch, dass wir die neue Natur der Gebote Jesu erkennen. Sie sind nämlich Liebesempfangsgebote, gleichsam Speiseannahmegebote. Sie sind insofern Gebote, als sie Appelle an uns darstellen, uns der Liebe Gottes auszusetzen und sie entgegenzunehmen. Das ist in einer Weise auch eine Leistung oder besser gesagt, ein Fleißschritt oder eine Empfangshandlung.
Der Herr fordert uns auf, an seinem reich gedeckten Tisch Platz zu nehmen. (Das Bild wird besonders liebevoll im Psalm 23 entwickelt.) Uns wird voll eingeschenkt und phantastische Speisen werden uns vorgelegt, während die Feinde um uns herum weiter toben und lärmen, ohne uns offensichtlich etwas anhaben zu können. Aber so großartig das Angebot auch ist, zulangen müssen wir. Die Hand in die Schüssel tun, das ist unsere Aufgabe. Das Glas zu ergreifen, um uns den Wein zuzuführen, das obliegt wirklich uns. Wir müssen zulangen, wir müssen die Gabel zum Munde führen und wir müssen schlucken.
Ich weiß, das klingt trivial, aber genau das ist das Problem, unter dem die meisten von uns leiden. Wir haben erhebliche Mühe, an dieser Stelle Fleiß zu zeigen.
Sprüche 26,15 (Luther)
Der Faule steckt seine Hand in die Schüssel, und es wird ihm sauer, dass er sie zum Munde bringt.
So deftig diese Sprache auch klingen mag, sie beschreibt genau unser Fehlverhalten. Wenn es darauf ankommt, uns in produktiver Leistung zu beweisen, dann sind wir zu Höchstleistungen imstande. Wenn wir aber Geschenke, göttliche Speisen, entgegennehmen sollen, dann haben wir auf einmal Mühe, die Hand zum Munde zu führen.
Ich sehe in den neutestamentlichen Geboten die Aufforderung, die »Leistung« zu erbringen, dass wir göttliche Geschenke entgegennehmen, um sie dann zu genießen. Hier einige Empfangsgebote:
Sich lieben lassen, dem Herrn vertrauen und ihm glauben, was heißt, sich ihm überlassen, sich freuen, auch das ist ein Gebot, seinen Frieden entgegennehmen, Zeit mit ihm verbringen, Gemeinschaft mit ihm pflegen und sich dabei total beschenken und durch Hören seiner Liebeserklärungen erquicken lassen, Gnade nehmen, sich nicht sorgen und sich nicht fürchten und dann eben seine Liebe entgegennehmen.
Allerdings heißt es im Neuen Testament dann auch, dass wir schließlich ebenfalls lieben sollen, zuerst ihn, den Herrn, dann unsere Brüder und alle Menschen. Aber auch das ist kein Leistungsgebot, sondern nur die Aufforderung an uns, nachdem wir voll von seiner Liebe geworden sind, die Beglückung einfach nicht mehr allein für uns behalten zu wollen, sondern sie weiterzureichen, was zur Verstärkung der eigenen Lust führt. Gewährte Liebe löst dieselbe Wirkung wie empfangene Liebe aus: Sie steigert die Freude, sie bereichert und vermehrt den inneren Genuss, denn wir geben sowieso nichts Eigenes weiter.
Ich bleibe mit Nachdruck dabei: Die neutestamentlichen Gebote sind Empfangsgebote. Die Aufforderung, anderen Gutes zu erweisen, bedeutet lediglich, anderen empfangene Gnade zukommen zu lassen, damit wir dann selbst noch mehr Gnade empfangen. Sobald wir uns von diesem Grundverständnis der Worte und Gebote Jesu abwenden, kehrt die Gesetzlichkeit bei uns ein.
4.2 Aus Liebe wird Freude
Johannes 15,11
Dies habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in euch sei und eure Freude völlig werde.
Es ist die Aufforderung, seine Liebe entgegenzunehmen und fortwährend in seiner Liebe zu bleiben. Das bedeutet auch, in Fleißarbeit auf die vielen Hinweise seiner Liebe, Angebote, Beglückungen und Segnungen zu achten und sie zu empfangen. Das alles wird uns zuteil, damit seine Freude in uns bleibe.
Aus der Liebe, die wir empfangen, soll sich Freude entwickeln. Das ist nun genau das, was uns die neue Salbung reichlich beschert. Das Volk Gottes fängt an, sich zu freuen, weil es bewusst und auch unbewusst die Bejahung, Bestätigung und Liebe des Herrn durch den Heiligen Geist spürt. Die Tatsache, dass wir es gelernt haben, uns an den Heiligen Geist zu wenden, um über ihn die Liebe des Vaters und des Sohnes zu empfangen, ist offenbar der Grund dafür, dass wir heute die Liebe Gottes um so viel deutlicher und stärker erleben. Wir begehen nicht mehr ständig die unmerkliche Sünde, den Heiligen Geist zu umgehen und auszuklammern.
Es gibt einen doppelten Aspekt, was nun die in Aussicht gestellte und jetzt von vielen Christen wirklich erlebte Freude anbelangt. Jesus unterscheidet ausdrücklich zwischen seiner Freude und unserer Freude. Seine Freude kommt auf dem Weg der Erfahrung seiner Liebe zu uns und bereitet dann die Bahn für unsere Freude. Von ihr heißt es sogar, dass sie vollkommen werden soll.
Seine Freude in uns, das ist die direkte Reaktion auf empfangene und erlebte Liebe. Was ist nun unsere Freude? Diese Antwort wird uns im nächsten Kapitel gegeben.
Johannes 16,24
Bis jetzt habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude völlig sei.
Das ist ein interessanter Zusammenhang, den wir später ausführlich behandeln werden. Indem wir durch die Erfahrung der Liebe und Bestätigung Gottes zur inneren Freude, der Freude Gottes, geführt werden, werden wir offenbar gleichzeitig dazu vorbereitet, dass uns vermehrt und regelmäßig Gebetserhörungen zuteilwerden, durch die noch mehr Freude ausgelöst wird. Das ist dann unsere Freude, freigesetzt durch manche konkreten und notwendigen Segnungen in Gestalt von Gebetserhörungen. Es sieht so aus, und wir werden es wirklich noch genau untersuchen, dass die Freude im Herrn die Bedingung und ideale Voraussetzung für Gebetserhörungen ist. Wer nämlich erlebt hat, wie der Herr ihn aus konkreten Nöten und Schwierigkeiten herausgeholt hat, indem er auf seine Gebete und sein Schreien gehört hatte, der wird verstehbar viel Begeisterung und Freude darüber haben.
Diese interessante Unterscheidung zwischen seiner Freude (Gottes Freude) und unserer Freude ist sehr sinnvoll und als eine »Hintergrundmechanik« für Gebetserhörungen viel stärker wirksam als das den meisten bekannt ist. Freude ist eine erstrangige Voraussetzung für Gebetserhörungen.
Nun aber zurück zu seiner Freude, der Freude, die Jesus durch den Heiligen Geist in uns freisetzt. Bis jetzt schien es so, als sei sie eine ganz stille und tief verinnerlichte Vergnüglichkeit, so tief und so verborgen, dass sie kaum wahrnehmbar wird. Aber das ist eine Täuschung. Der Heilige Geist weist jetzt nach, dass diese Freude, wenn sie uns über ihn von Jesus gegeben wird – das ist der springende Punkt –, sehr dynamisch und sehr impulsiv sein kann. Diese Freude erleben viele Gläubige als das herausragende Moment.
Diese Freude kann sich an so starken Ausdrucksformen darstellen, dass ganze Gemeinden umgestaltet werden, sodass die Gottesdienste den Charakter des Getragenseins, der Routine, der Stille und auch der Langeweile völlig eingebüßt haben.
Wenn der Heilige Geist die Freude Jesu in unser Herz kanalisiert, dann sind starke Reaktionen, interessante bis spektakuläre vegetative Begleitumstände und Ausbrüche von Lachen, sichtbar ausgestaltete Begeisterung, Beben und Erschütterungen vor Begeisterung vorprogrammiert. Das ist alles seine Freude.
Seine Freude ist erfrischend, total unreligiös und dynamisch. Aber seine Freude ist auch notwendig. Haben wir sie nicht, dann werden wir nicht geschützt sein, dann müssen wir uns selbst schützen mit unseren typischen Maßnahmen, dann wird die Außennot durchschlagen zur Innennot, weil der emotionale Panzer der Freude und der Liebe fehlt.
Die Ausdrucksformen seiner Freude sind von manchen Gemeinden weltweit so stark erlebt worden, dass die Gläubigen selbst, erst recht die klerikalen Leitungskreise von Gemeinden und Denominationen und sogar die Welt, die davon über die Presse Kunde bekommen hat, total überrascht und zum Teil konsterniert waren.
Ich gebe zu, dass manche Auswirkungen dieser Freude schwer verstehbar sind. Möglicherweise wird sie von einigen, die von ihr erfasst werden, fleischlich ausgelebt, und bei manchen Manifestationen wird ein wenig nachgeholfen.
Aber wo gibt es etwas, das nicht missbraucht werden könnte? Und wo könnte die Versuchung zum Überziehen und Überhöhen größer sein als da, wo sich Sinnliches offenbart, wozu nun einmal auch die Freude gehört? Weil einige der Begeisterten seelisch und fleischlich nachhelfen und dadurch diese Bewegung leider in Misskredit bringen, sollten wir nicht alles in Bausch und Bogen verurteilen.
Hat nicht auch Rodney Howard-Browne recht, wenn er darauf hinweist, dass die Fleischlichkeit in den Reihen derer, die tot, abgeklärt und als Wissende voller Distanz, Gesetzlichkeit und in religiöser Erstarrtheit in ihren Kirchenbänken sitzen, viel schlimmer ist, als das Verhalten derer, die von der Kraft des Heiligen Geistes angezogen, als Trittbrettfahrer auf diese Bewegung springen und sie missbrauchen?
5 Glaube an den Heiligen Geist
Für den außenstehenden Beobachter wird sich manches, was er bei den entfesselten Christen und veränderten Gemeinden an Freude, Begeisterung und Urwüchsigkeit wahrnimmt, so darstellen, als ob ohne Zutun der Menschen eine himmlische Infektion stattgefunden hat, so dass die vom Heiligen Geist Erfassten sich übereinstimmend so seltsam verhalten, als ob sie ferngesteuert wären.
Das ist natürlich nicht der Fall, denn man kann unschwer erkennen, dass es eine große Bandbreite von sehr unterschiedlichen Reaktionsmustern bei den Christen gibt, die sich dem Heiligen Geist ausgeliefert haben. Manche verhalten sich in der Tat sehr chaotisch, andere dagegen reagieren ruhig und verhalten. Es stimmt auch nicht, dass ihnen diese Erlebnisse übergestülpt werden und sie darunter leiden.
Wer die starke Reaktion der Gläubigen auf den Heiligen Geist wahrnimmt, wird sich fragen, ob die elementare Einsicht in seine Hilfsbedürftigkeit und die Anerkennung des Heiligen Geistes als Helfer die einzige Begründung für dieses Geschehen sind. Es gibt in der Tat noch eine weitere konkrete Komponente als Erklärung für diese Erscheinungen, nämlich den Glauben an den Heiligen Geist. Eigentlich kann es auch gar nicht anders sein, weil das Wort uns sagt (Hebräer 11.6), dass es ohne Glauben unmöglich ist, Gott zu gefallen und von ihm zu empfangen. Das trifft natürlich auch für den Heiligen Geist zu, der ja zur göttlichen Dreieinigkeit gehört. Die Schrift redet von einer Glaubenseinladung an den Heiligen Geist, ohne die der Heilige Geist nicht wirksam wird.
Wir haben mittlerweile sogar erkennen können, dass der Heilige Geist sehr intensiv auf diese Glaubenseinladung wartet. Für jeden Schritt, für jede kleinere Regung seinerseits, für alle Hilfe braucht er jeweils erneut eine Glaubensbekundung unsererseits, weil er so sanft und so zart ist und genau sieht, wie weit unser jeweiliges Mandat, das wir ihm für seine Wirksamkeit geben, reicht. Er will nicht manipulieren und achtet deswegen auf unsere Glaubenseinladung.
Wo sind diese Zusammenhänge in der Schrift dargestellt? Paulus geht darauf in seinem zweiten Brief an seinen Lieblingsschüler Timotheus sehr genau ein.
2. Timotheus 1,5-7
5 Denn ich erinnere mich des ungeheuchelten Glaubens in dir, der zuerst in deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunike wohnte, ich bin aber überzeugt, auch in dir. 6 Um dieser Ursache willen erinnere ich dich, die Gnadengabe Gottes anzufachen, die in dir durch das Auflegen meiner Hände ist. 7 Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht.
In den Versen davor, wie auch sonst in beiden Briefen an Timotheus, macht Paulus deutlich, dass er ihm sehr nahe steht und dass er ein großes persönliches Verlangen hat, ihn erneut zu sehen. Dann geht er auf die Tradition des Glaubens ein, die er in seiner Familie sieht. Er hat offenbar schon die Großmutter Lois kennengelernt, die eine Frau des Glaubens war, deren Glauben dann auf seine Mutter Eunike überging und schließlich auch, wie er sicher ist, auf Timotheus.
Diese Worte lassen uns vermuten, dass es wirklich so etwas wie eine Tradition des Glaubens in einer Familie gibt. Denn Paulus spricht von demselben Glauben, der in seiner Großmutter und bei seiner Mutter war und nun auch bei Timotheus selbst zu finden wäre. Das ist schon ein interessanter Befund, der uns ermutigt, nicht nur für uns selbst zu glauben. Wir können davon ausgehen, dass unsere Kinder daran Anteil haben werden, wenn wir uns als Menschen des Glaubens erweisen.
In jedem Fall – das ist wichtig für unsere Untersuchung – stellt Paulus fest, dass Timotheus ein Mann des reinen und ungeheuchelten Glaubens ist. Allerdings wissen wir aus manchen anderen Erwähnungen des Paulus, dass Timotheus, erkennbar an seiner Furchtsamkeit und Scheuheit, offenbar nicht immer von seinem Glauben Gebrauch gemacht hat. Oder umgekehrt, weil er nicht durchgehend ein Mensch des Glaubens war, kamen immer wieder Angst und Beklommenheit über ihn, was dann schließlich auch zu krankhaften vegetativen Reaktionen geführt hat. Paulus spricht ja in einem seiner Briefe Timotheus’ Magenleiden an (1. Timotheus 5,23).
Im Hinblick auf diese gesicherte Tatsache, dass Timotheus demnach weiß, was Glauben ist, drängt Paulus ihn dazu, diesen Glauben auch zu gebrauchen. Er drückt es so aus: »Um dieser Ursache willen (das meint, weil der Glaube in dir ist), deswegen tue etwas: Erwecke nämlich die Gabe Gottes, die bereits in dir ist, und zwar durch die Auflegung meiner Hände.« Die Gabe Gottes ist hier nicht eine Geistesgabe, das wäre die Gabe des Geistes, sondern das ist der Heilige Geist selbst, was schlüssig aus der Fortführung des Textes hervorgeht, da Paulus mit einem »denn« fortfährt und die Gabe Gottes auf den Geist der Kraft, der Liebe und der Zucht bezieht.
Nun soll Timotheus durch einen Glaubensakt selbst dafür sorgen, dass dieser Heilige Geist, der ihm bereits gegeben ist, der aber offensichtlich im Leben des Timotheus nicht sehr wirksam geworden ist, durch seinen Glauben aktiviert wird. Paulus muss das schon einige Male gemacht haben, denn im Griechischen finden wir die Aussage, dass er ihn immer wieder daran erinnert. Das schließt ein, dass er diese Bitten wiederholt vorgetragen hat.
Was Paulus Timotheus empfiehlt, ist bei näherem Hinsehen eine ganz und gar ungewöhnliche Maßnahme. Sie legt zwingend den Schluss nahe, dass der Heilige Geist auf Sparflamme in Timotheus’ Herzen lebte, sich gleichsam zurückgezogen hatte und auf seine Aktivierung wartete. Das bedeutet auch, dass der Heilige Geist nicht von sich aus tätig wird, sondern sich abhängig macht von der Willensentscheidung und der Einladung des Timotheus. Er sollte ihn entfachen (was für ein Bild, dass wir den Heiligen Geist entfachen!), und dann würde der Heilige Geist seine Wirksamkeit entfalten.
Dieser Begriff »entfachen«, im Griechischen heißt er anatsopyreo, enthält die Begriffe Leben und Feuer. Wir sollen den Heiligen Geist durch eine erneute Glaubenseinladung entfachen, zum Auflodern bringen und lebendig werden lassen. Wohlgemerkt, dieser ganze Vorgang ist ein Glaubensgeschehen.
Die Mitte dieser Glaubenshandlung besteht darin, dass wir dem Heiligen Geist Raum in uns geben, dass wir ihm die Erlaubnis geben, mehr in uns zu wirken, und ihm dann auch vertrauen, dass er sofort darauf reagiert.
Und so geschieht das auch regelmäßig. Das Leben mit dem Heiligen Geist ist nicht deshalb eine andere Art von Christsein, weil wir prinzipiell und einmalig die Notwendigkeit und den Bedarf seiner Anwesenheit bejaht haben. Vielmehr soll das Zusammenleben mit dem Heiligen Geist unsere ständige Lebensform werden. Sie drückt sich unter anderem dadurch aus, dass wir durch ständige, vielleicht gar nicht einmal ausdrücklich verbal vorgetragene, Glaubenseinladungen den Heiligen Geist ansprechen und seine Hilfe und Wirksamkeit erbitten.
Diese Aufgabe obliegt uns, die wir den Heiligen Geist bereits kennengelernt haben; das kann kein anderer für uns machen. Das konnte auch Paulus nicht für Timotheus leisten. Paulus hat augenscheinlich dazu beigetragen, dass Timotheus die Ersterfüllung mit dem Heiligen Geist bekam, aber nun ist Timotheus selbst gefordert.
Für Paulus’ Empfehlung an Timotheus gab es einen konkreten Grund. Wie schon angedeutet, hatte Timotheus zwar einen ungeheuchelten Glauben, aber er hat ihn nicht ausreichend angewandt. So kamen Furcht, Ängstlichkeit und ungebührliche Zurückhaltung in sein Leben. Paulus argumentiert nun, dass er durch eine neue Entfachung des Heiligen Geistes dessen Kraft, Liebe und auch Besonnenheit bei sich wirksam werden lassen könne. Indem er dieses Angebot dem Geist der Furcht gegenüberstellt, verrät er indirekt, dass das, was Timotheus quält, nicht nur die Furcht an sich ist, sondern eine indirekte Nachgiebigkeit gegenüber dem Geist, der dahinter ist. Der Geist dieser Welt ist ein Geist der Furcht, der sich selbst fürchtet und Furcht bei uns erzeugen will.
Das zu wissen, ist sehr wertvoll für uns, weil es uns vor der Täuschung bewahrt, dass wir im Teufel einen übermächtigen Gegner vor uns haben, der vor Kraft nur so strotzt. Er tut nur so, aber in Wirklichkeit ist er, als Geist der Furcht, voll von Furcht.
4. Mose 14,9
Nur empört euch nicht gegen den Herrn! Und fürchtet doch nicht das Volk des Landes, denn unser Brot werden sie sein! Ihr Schutz ist von ihnen gewichen, und der Herr ist mit uns. Fürchtet sie nicht!
Kaleb erklärt dem rebellischen Volk im Verlauf der Wüstenwanderung, dass sie keine Angst haben sollen vor den Kanaanitern, Weil ihr Schutz von ihnen gewichen sei. Ihr Schutz, das ist der oberste ihrer dämonischen Inspiratoren. Der Teufel, als der Oberste im Reich der Finsternis, ist auch der Furchtsamste. Der erste, der im konkreten Fall ausreißt, ist er. Sein Fußvolk muss dann die Suppe auslöffeln.
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