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Blanche von Beaulieu

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III

Marceau fand vor der Thüre ein Detachement von dreißig Mann, das der Obergeneral hatte aufsitzen lassen, um ihn bis Nantes zu escortiren. Dumas begleitete sie eine Zeit lang; doch eine Meile von Chollet drang sein Freund in ihn, daß er zurückkehre; von weiter wäre es gefährlich gewesen, allein zurückzukehren. Er nahm also Abschied von ihnen, setzte sein Pferd in Galopp und verschwand bald an der Biegung des Weges.

Sodann wünschte Marceau mit der jungen Vendéerin allein zu sein. Sie hatte ihm ihre Lebensgeschichte zu erzählen, und es schien ihm, diese Geschichte müsse voll Interesse sein. Er ließ sein Pferd näher bei dem von Blanche gehen.

»Nun,« sagte er, »nun, da wir ruhig sind und einen weiten Weg zu machen haben, lassen Sie uns plaudern, von Ihnen sprechen; ich weiß, wer Sie sind, das ist aber. Alles. Wie kommt es, daß Sie sich in dieser Versammlung befanden? Woher rührt die Gewohnheit, daß Sie Männerkleider tragen? Sprechen Sie: wir Soldaten sind gewohnt, kurze und harte Worte zu hören. Sprechen Sie lange von Ihnen, von Ihrer Kindheit, ich bitte Sie darum.«

Marceau konnte sich, ohne zu wissen , warum, nicht daran gewöhnen, mit Blanche redend die republicanische Sprache jener Zeit anzuwenden.

Blanche erzählte ihm nun ihr Leben; wie, da sie noch jung, ihre Mutter gestorben sei und sie als ein Kind den Händen des Marquis von Beaulieu überlassen habe; wie ihre Erziehung, die ihr ein Mann gegeben, sie mit den Hebungen vertraut gemacht habe, die ihr, als der Ausstand in der Vendée ausgebrochen, so nützlich geworden seien und ihr erlaubt haben, ihrem Vater zu folgen. Sie entrollte ihm alle Ereignisse dieses Krieges vom Aufruhr von Saint-Florent bis zu dem Kampfe, wo ihr Marceau das Leben rettete. Sie sprach lange, wie er sie darum gebeten, denn sie sah, daß man ihr mit Wonne zuhörte. In dem Augenblicke, wo sie ihre Erzählung vollendete, erblickte man am Horizont Nantes, dessen Lichter im Nebel zitterten. Der Trupp zog über die Loire, und einige Augenblicke nachher lag Marceau in den Armen seiner Mutter.

Nach den ersten Umarmungen stellte er seiner Familie seine junge Reisegefährtin vor: einige Worte genügten, um seine Mutter und seine Schwestern lebhaft zu interessieren. Kaum hatte Blanche den Wunsch geäußert, wieder die Kleider ihres Geschlechtes anzulegen, als die zwei Mädchen sie wetteifernd fortzogen und sich das Vergnügen, ihr als Kammerfrau zu dienen, streitig machten.

Dieses Benehmen, so einfach es von Anfang erscheint, erhielt doch einen großen Werth durch die Umstände des Augenblicks. Nantes zerarbeitete sich unter dem Proconsulat von Carrier.

Es ist ein seltsames Schauspiel für den Geist und die Augen, das Schauspiel einer ganzen Stadt, welche von den Bissen eines einzigen Menschen blutet.

Man fragt sich, woher diese Macht komme, welche einen Willen über achtzigtausend Individuen erlangt, die er beherrscht, und warum, wenn ein Einziger sagt: »Ich will,« nicht Alle aufstehen, um zu sagen: »Es ist gut! . . . doch wir wollen nicht!« Daher kommt es, daß die Gewohnheit der Knechtschaft in der Seele der Massen ist, daß die Individuen allein zuweilen ein glühendes Verlangen, frei zu sein, hegen. Daher, daß das Volk, wie Shakespeare sagt, kein anderes Mittel kennt, den Mörder von Cäsar zu belohnen, als das, ihn zum Cäsar zu machen. Darum gibt es Freiheitstyrannen, wie es Monarchietyrannen gibt.

Das Blut floß also in Nantes durch die Straßen, und Carrier, der Robespierre war, was die Hyäne dem Tiger ist und der Schakal dem Löwen, füllte sich mit dem Reinsten von diesem Blute an, bis er es vermischt mit dem seinigen wieder von sich geben sollte.

Es waren ganz neue Mittel der Metzelei: die Guillotine wird so schnell schartig! Er ersann die Ersäufungen, deren Namen von seinem Namen unzertrennlich geworden ist. Es wurden Schiffe besonders im Hafen verfertigt, man wußte zu welchem Zwecke, und kam, um sie auf der Werfte zu sehen: sie boten etwas Interessantes und Neues, diese Klappen von zwanzig Fuß, die sich öffneten, um in die Tiefe des Wassers die zu dieser Todesstrafe bestimmten Unglücklichen zu stürzen; und am Tage, als man die Probe damit machte, war fast eben so viel Volk am Ufer, als wenn man ein Schiff mit einem Strauße an seinem großen Maste und Flaggen an allen seinen Rahen vom Stapel läßt.

Oh! dreimal wehe den Menschen, welche ihre Einbildungskraft zur Erfindung von Varianten des Todes angewandt haben, denn jedes Mittel, den Menschen zu vernichten, ist dem Menschen leicht! Wehe denen, welche ohne Theorie unnütze Morde begangen haben! sie sind Schuld, daß unsere Mütter zittern, wenn sie die Worte Revolution und Republik aussprechen, welche für sie von den Worten Schlächterei und Vernichtung unzertrennlich sind. Und unsere Mütter machen uns zu Männern, und wer von uns bebte mit fünfzehn Jahren, da er aus den Händen seiner Mutter hervorging, nicht auch bei den Worten Revolution und Republik? wer von uns hatte nicht seine ganze politische Bildung gleichsam neu zu machen, ehe er es wagte, kalt die Zahl anzusehen, die er lange als eine unselige betrachtet hatte, – die Zahl 93? wer von uns hat nicht seiner ganzen Stärke des fünfundzwanzigjährigen Mannes bedurft, um den drei Colossen unserer Revolution: Mirabeau, Danton, Robespierre, ins Gesicht zuschauen? Nach und nach haben wir uns aber an ihren Anblick gewöhnt, wir haben das Terrain studiert, aus welchem sie gingen, das Princip, das sie handeln machte, und unwillkürlich haben wir uns der entsetzlichen Worte einer andern Epoche erinnert: Jeder von ihnen ist nur gefallen, weil er den Karren des Henkers einhemmen wollte, der noch Arbeit zu verrichten hatte. Sie sind es nicht, welche die Revolution überflügelt haben, sondern die Revolution hat sie überflügelt.

Wir beklagen uns indessen nicht: die Rehabilitationen der Neuzeit geschehen schnell, denn nun schreibt das Volk die Geschichte des Volkes. Es war nicht so zur Zeit der Herren Historiographen der Krone; habe ich nicht als Kind sagen hören, Ludwig XI. sei ein schlechter König gewesen und Ludwig XIV. ein großer Fürst?

Kehren wir zu Marceau und einer ganzen Familie zurück, die sein Name selbst gegen Carrier beschützte. Der Rus des jungen Generals war der eines so reinen Republicanismus, daß es kein Verdacht gewagt hätte, seine Mutter oder seine Schwestern zu berühren. Darum liebte Eine von diesen, ein Mädchen von sechzehn Jahren, gleichsam Allem dem, was um sie her vorging, fremd, sie liebte, sagen wir, und sie wurde geliebt, und die Mutter von Marceau, furchtsam wie eine Mutter und einen zweiten Beschützer in einem Gatten sehend, betrieb so viel als möglich eine Heirath, welche ihrem Vollzuge ganz nahe war, als Marceau und die junge Vendéerin in Nantes ankamen. Diese Rückkehr in diesem Augenblick war eine doppelte Freude.

Man übergab Blanche den beiden Mädchen, welche sie küßten und ihre Freundinnen wurden; denn es gibt ein Alter, wo jedes junge Mädchen eine ewige Freundin in der Freundin zu finden glaubt, die es seit einer Stunde kennt. Sie gingen mit einander ab; eine Sache so wichtig als eine Heirath beschäftigte sie: eine Frauentoilette; Blanche sollte ihre Männerkleider nicht länger anbehalten.

Bald brachten sie die Schwestern geschmückt mit ihrer doppelten Toilette zurück; sie hatte das Kleid der Einen und den Shawl der Andern anziehen müssen. Tolle Mädchen! sie hatten freilich alle Drei mit einander nur das Alter der Mutter von Marceau, die noch schön war.

Als Blanche wieder eintrat, ging ihr der junge General ein paar Schritte entgegen und blieb dann erstaunt stehen. Unter ihrer ersten Tracht hatte er kaum ihre himmlische Schönheit und ihre Anmuth bemerkt, die sie mit ihren Frauenkleidern wiedererlangt. Es ist wahr, sie hatte Alles gethan, um hübsch zu erscheinen: einen Augenblick hatte sie vor dem Spiegel Krieg, Vendée und Schlächterei vergessen: die naivste Seele hat ihre Coquetterie, wenn sie zu lieben anfängt und demjenigen, welchen sie, liebt, gefallen will.

Marceau wollte sprechen, doch er konnte kein Wort hervorbringen; Blanche lächelte und reichte ihm ganz freudig die Hand, denn sie sah, daß sie ihm so schön geschienen hatte, als sie ihm zu scheinen wünschte.

Am Abend kam der junge Bräutigam der Schwester von Marceau, und da jede Liebe, von der Eigenliebe bis zur Mutterliebe, egoistisch ist, so gab es ein Haus in der Stadt Nantes, ein einziges vielleicht, wo Alles Glück und Freude war, indeß um dasselbe sich nur Thränen und Schmerzen fanden.

Oh! wie überließen sich Blanche und Marceau ganz ihrem neuen Leben! wie schien ihnen das andere weit hinter ihnen zu liegen! es war beinahe ein Traum. Nur ward das Herz von Blanche von Zeit zu Zeit beklommen, und es entstürzten Thränen ihren Augen: sie dachte plötzlich an ihren Vater. Marceau beruhigte sie; sodann, um sie zu zerstreuen, erzählte er ihr seine ersten Feldzüge; wie der Lycäist mit fünfzehn Jahren Soldat geworden war, Officier mit siebzehn, Oberst mit neunzehn, General mit einundzwanzig. Blanche ließ ihn seine Erzählungen oft wiederholen, denn in Allem, was er sagte, war kein Wort von einer andern Liebe.

Und dennoch hatte Marceau geliebt, geliebt mit aller Macht seiner Seele, – er glaubte es wenigstens. Dann war er bald betrogen, verrathen worden: die Verachtung hatte sich nur mit großer Mühe Platz in einem Herzen gemacht, welches noch so jung, daß nur Leidenschaften darin waren. Das Blut, das seine Adern durchglühte, hatte sich langsam abgekühlt, eine melancholische Kälte war an die Stelle der Exaltation getreten; Marceau war, ehe er Blanche kannte, nur ein durch die plötzliche Abwesenheit des Fiebers der Energie und der Stärke, die er einzig und allein seiner Anwesenheit verdankte, beraubter Kranker.

Nun wohl! alle diese Glücksträume, alle diese Elemente eines neuen Lebens, alle diese Blendwerke der Jugend, welche Marceau auf immer für ihn verloren glaubte, lebten wieder auf in einer noch unbestimmten Ferne, die er jedoch eines Tags erreichen konnte: er selbst wunderte sich, daß das Lächeln zu-, weilen und ohne besondere Veranlassung wieder über seine Lippen schwebte; er athmete mit voller Brust und fühlte nichts mehr von der Schwierigkeit, zu leben, die am Tage vorher noch seine Kräfte verzehrte und ihn einen nahen Tod als die einzige Schranke, welche der Schmerz nicht übersteigen kann, wünschen ließ.

 

Von Anfang zu Marceau durch ein natürliches Gefühl von Dankbarkeit hingezogen, schrieb Blanche diesem Gefühle die verschiedenen Gemüthsbewegungen zu, die sie ergriffen. War es nicht ganz einfach, daß sie beständig die Gegenwart des Mannes wünschte, der ihr das Leben gerettet hatte? Konnten ihr die Worte, die aus seinem Munde kamen, gleichgültig sein? Mußte seine Physiognomie, die das Gepräge tiefer Melancholie an sich trug, nicht das Mitleid erregen? und sah sie ihn sie anschauend seufzen, war sie dann nicht immer bereit, zu sagen: »Was kann ich für Sie thun, Freund, für Sie, der Sie so viel für mich gethan haben?«

Von diesen verschiedenen Gefühlen bewegt, welche jeden Tag eine neue Stärke erlangten, brachten Blanche und Marceau die erste Zeit ihres Aufenthaltes in Nantes hin; endlich kam der für die Hochzeit der Schwester des Generals festgesetzte Tag.

Unter den Juwelen, die er für sie hatte kommen lassen, wählte Marceau einen kostbaren, glänzenden Schmuck, den er Blanche anbot. Blanche schaute ihn Anfangs mit ihrer Mädchencoquetterie an, bald aber schloß sie das Etui wieder.

»Geziemen sich die Juwelen für meine Lage?« sagte sie traurig, »Juwelen mir! während vielleicht mein Vater von Meierei zu Meierei ein Stück Brod für sein Leben, eine Scheune zum Zufluchtsorte erbettelnd flieht; während ich selbst geächtet. . . Nein, meine Einfachheit verberge mich vor Aller Augen; bedenken Sie, daß man mich erkennen kann.«

Marceau drang vergebens in sie, sie nahm nur eine künstliche rothe Rose an, die sich unter den Schmucksachen fand.

Die Kirchen waren geschlossen; die Heirath wurde also aus dem Rathhause sanctionirt. Die Ceremonie war kurz und traurig; die jungen Mädchen vermißten schmerzlich den mit Kerzen und Blumen geschmückten Chor, den über dem Haupte des Brautpaares schwebenden Himmel, unter welchem diejenigen, welche ihn tragen, einander zulachen, und der Priester, nachdem er seinen Segen gegeben, ausruft: »Geht, meine Kinder, und seid glücklich!«

Vor der Thüre des Stadthauses erwartete eine Deputation von Matrosen die Neuvermählten. Es war der Grad von Marceau, dem seine Schwester diese Huldigung zu verdanken hatte. Einer von diesen Menschen, dessen Physiognomie ihm nicht unbekannt schien, hatte zwei Sträuße: er gab einen der Braut; dann ging er aus Blanche zu, die ihn starr anschaute, und reichte ihr den andern:

»Tinguy, wo ist mein Vater?« fragte Blanche erbleichend.

»In Saint – Florent,« antwortete der Matrose. »Nehmen Sie diesen Strauß, es ist ein Brief darin. Es lebe der König! es lebe die gute Sache! Fräulein Blanche.«

Blanche wollte ihn zurückhalten, mit ihm sprechen, ihn befragen; er war verschwunden. Marceau erkannte den Führer und bewunderte unwillkürlich die Ergebenheit, die Gewandtheit und die Kühnheit dieses Bauern.

Blanche las den Brief mit Bangigkeit. Die Vendéer erlitten eine Niederlage um die andere; eine ganze Bevölkerung wanderte vor dem Brande und der Hungersnoth zurückweichend aus. Der übrige Theil des Briefes war dem Danke für Marceau gewidmet, denn der Marquis hatte Alles durch die Achtsamkeit von Tinguy erfahren. Blanche war traurig, dieser Brief hatte sie mitten unter die Gräuel des Krieges zurückgeworfen; sie stützte sich mehr als gewöhnlich auf den Arm von Marceau, sie sprach mit ihm von näher und mit einer noch sanfteren Stimme. Marceau hätte sie noch trauriger gewünscht, denn je tiefer die Traurigkeit ist, desto mehr ist Hingebung dabei; und, ich habe es gesagt, es ist viel Egoismus in der Liebe.

Während der Ceremonie war ein Fremder, der, wie er sagte, Marceau Dinge von der höchsten Wichtigkeit mitzutheilen hatte, in den Salon eingeführt worden. Anfangs, bei seinem Eintritte, bemerkte ihn Marceau nicht, da er den Kopf gegen Blanche geneigt hatte, die ihm den Arm gab; plötzlich aber fühlte er diesen Arm beben, er richtete den Kopf auf: Blanche und er standen Delmar gegenüber.

Der Volksrepräsentant näherte sich langsam, die Augen auf Blanche geheftet, ein Gelächter auf den Lippen; Marceau sah ihn, den Schweiß auf der Stirne, herbeikommen, wie Don Juan die Statue des Gouverneurs kommen steht.

»Bürgerin, Du hast einen Bruder?«

Blanche stammelte und war im Begriffe, sich Marceau in die Arme zu werfen.

»Trügen mich mein Gedächtniß und Deine Aehnlichkeit nicht, so haben wir in Chollet mit einander gefrühstückt. Wie kommt es, daß ich ihn seit jener Zeit nicht mehr in den Reihen des republicanischen Heeres gesehen?«

Blanche fühlte, wie ihre Kräfte sie verließen: das durchdringende Auge von Telmar folgte den Fortschritten ihrer Verwirrung, und sie war nahe daran, unter diesem Blicke niederzufallen, als er sich von ihr abwandte und zu Marceau überging.

Da war es Delmar, der bebte. Der junge General hatte die Hand an den Griff seines Degens gelegt, den er krampfhaft preßte. Das Gesicht des Volksrepräsentanten nahm jedoch alsbald wieder seinen gewöhnlichen Ausdruck an; er schien das, was er so eben gesagt, völlig vergessen zu haben, faßte Marceau beim Arme, zog ihn in die Fenstervertiefung, sprach einige Augenblicke mit ihm über die gegenwärtige Lage der Vendée, und theilte ihm mit, er sei nach Nantes gekommen, um sich mit Carrier über neue strenge Maßregeln zu bereden, welche gegen die Empörer zu nehmen nothwendig geworden. Er kündigte an, der General Dumas sei nach Paris zurückberufen, und als er sich sodann bald entfernte, ging er mit einem Gruße und mit einen, Lächeln an dem Lehnstuhle vorüber, in welchen Blanche den Arm von Marceau verlassend gefallen, und wo sie bleich und kalt geblieben war.

Zwei Stunden nachher erhielt Marceau den Befehl, ohne Verzug abzugehen, um sich zur Westarmee zu begeben und dort wieder das Commando seiner Brigade zu übernehmen.

Dieser plötzliche, unvorhergesehene Befehl setzte ihn in Erstaunen; er glaubte darin einen Zusammenhang mit der Scene zu sehen, die sich einen Augenblick vorher ereignet hatte: sein Urlaub lief erst in vierzehn Tagen ab. Er eilte zu Delmar, um Erläuterungen hierüber zu erlangen: Delmar war sogleich nach seiner Zusammenkunft mit Carrier abgereist.

Man mußte gehorchen; schwanken hieß sich ins Verderben stürzen. Zu jener Zeit waren die Generale der Gewalt der vom Convent abgesandten Volksrepräsentanten unterworfen, und wurden einige Unfälle durch ihre Unerfahrenheit verursacht, so verdankte man auch mehr als einen Sieg der beständigen Alternative, in der sich die Chefs befanden, entweder zu siegen, oder ihren Kopf aufs Schaffot zu tragen.

Marceau war bei Blanche, als er diesen Befehl erhielt. Ganz betäubt durch einen so unerwarteten Schlag, hatte er nicht den Muth, ihr eine Abreise anzukündigen, die sie allein und ohne Vertheidigung mitten in einer jeden Tag vom Blute seiner Landsleute besprengten Stadt ließ. Sie bemerkte seine Befangenheit, und da bei ihr die Unruhe ihre Schüchternheit überstieg, so näherte sie sich ihm mit dem ängstlichen Blicke einer geliebten Frau, welche weiß, daß sie das Recht hat, zu fragen, und auch fragt. Marceau reichte ihr den Befehl, den er erhalten. Blanche hatte kaum ihre Blicke darauf geworfen, als sie einsah, welcher Gefahr der Mangel an Gehorsam ihren Beschützer aussetzte; ihr Herz brach, und dennoch fand sie die Stärke, ihn zur unverzüglichen Abreise aufzufordern. Die Frauen besitzen mehr als die Männer diese Art von Muth, weil er bei ihnen einerseits von der Scham herrührt. Marceau schaute sie traurig an. »Und Sie auch, Blanche,« sagte er, »Sie befehlen mir, daß ich mich entferne? Im Ganzen,« fügte er wie mit sich selbst redend bei, »was konnte mich das Gegentheil glauben machen? Ich Wahnsinniger, der ich war! Wenn ich, an diese Abreise dachte, stellte ich mir zuweilen vor, es werde sie einiges Bedauern, Thronen kosten!« Er ging mit großen Schritten auf und ab. »Wahnsinniger! Bedauern, Thränen! Als ob ich ihr nicht gleichgültig wäre!« Da er sich umwandte, stand er vor Blanche: zwei Thränen flossen über die Wangen des stummen Mädchens, dem die hastigen Seufzer die Brust hoben. Marceau fühlte auch Thränen in seinen Augen.

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