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Das Horoscop

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XII.
Der Sohn des Verurtheilten

Wir haben gesagt, daß der Prinz seinen neugewonnenen Freund Robert Stuart zwischen sieben und acht Uhr Abends auf den Platz und vor die Kirche St Germain l'Auxerrois beschieden hatte.

Um sich zu, diesem Rendezvous einzufinden, konnte er ganz gut über die Notre-Damebrücke und über die Mühlenbrücke gehen; aber ein Magnet zog ihn nach dem Louvre ; er ließ sich durch einen Fährmann über den Fluß setzen und landete vor dem hölzernen Thurm.

Sein Weg war rechts zu gehen, aber er, ging links.

Er ging auf die Gefahr zu, wie der unvorsichtige Nachtschmetterling dem Lichte zuflattert.

Er kannte diesen Weg gut: vier oder fünf Monate hatte er ihn jeden Abend von Hoffnungen beseelt, zurückgelegt.

Jetzt, da er nicht mehr hoffte, warum machte er ihn dennoch wieder?

Er wandelte also wieder denselben Wegs dann, als er unter den Fenstern des Fräuleins von St. André angelangt war blieb er nach seiner Gewohnheit stehen.

Er kannte sie wohl, diese Fenster.

Die drei ersten gehörten zum Schlafzirnmer und Boudoir Charlottens; die vier andern gehörten dem Marschall.

Dann, nach den vier Fenstern des Marschalls kam noch ein anderes Fenster, auf das er niemals geachtet hatte.

Dieses Fenster blieb immer dunkel, sei es nun, daß das Zimmer wozu es gehörte niemals beleuchtet wurde, oder daß dichte sorgfältig zugezogene Vorhänge kein Licht nach außen dringen ließen.

Er würde es auch dießmal so wenig als sonst beachtet haben, wenn er nicht geglaubt hätte es in seinen Angeln knarren zu hören. Dann meinte er durch die halbe Oeffnung der beiden Läden eine Hand hervorkommen und aus dieser Hand, einem Nachtschmetterling ähnlich ein Papierchen entfliegen zu: sehen, das vom Nachtwind fortgetragen, sich alle Mühe zugeben schien, um zu seiner Adresse zu gelangen.

Die Hand verschwand, daß Fenster schloß sich wieder, ehe noch das Papier die Erde berührt hatte.

Der Prinz erhaschte es im Flug, ohne sich darüber Rechenschaft zu geben, was es sei, und ohne zu wissen, ob es für ihn bestimmt sei.

Dann, als es auf der Kirche St. Germain l'Auxerrois halb acht, schlug erinnerte er sich an sein Rendezvous und ging nach der Stelle zu, wohin der Schlag der Uhr ihn zu rufen schien.

Inzwischen drehte er das Billet zwischen seinen Fingern hin und her, aber die Dunkelheit der, Nacht verhinderte ihn zu erfahren, was er von seiner flüchtigen Eroberung denken sollte.

An der Ecke der Rue Chilpexic befand sich eine kleine Herberge, in deren Mauer eine Nische angebracht war; in der Nische hing eine kleine Madonna von vergoldetem Holz, und vor der Madonna brannte ein Harzlicht, eine Art von Fackel, welche den eifrigen Catholiken eine christliche Herberge und einen frommen Wirth anzeigte und den verspäteten Reisenden laut die Worte zurief: Hier kann man übernachten.

Der Prinz von Condé näherte sich denn Haus, stieg auf die steinerne Bank neben der Thüre, stellte sich unter die fackelnden Strahlen des Lichts und las folgende Zeilen, die ihn mit Staunen erfüllten:

»Der König ist für den Augenblick mit der Königin Mutter ausgesöhnt ; heute Abend wohnen sie der Hinrichtung des, Rathes Anne Dubourg bei. Ich wage Euch nicht zur Flucht zu rathen, aber ich sage Euch: Kehret unter keinem Vorwand in den Louvre zurück, es handelt sich um Euern Kopf.«

Diese letzte Phrase machte den Prinzen ganz verblüfft. Woher kam ihm diese Warnung ? Gewiß von einem Freunde. Aber welchem Geschlecht gehörte dieser Freunds an? War es ein Freund oder eine Freundin? Nein es war ein Freundin; ein Freund würde nicht auf diese Art geschrieben haben.

Dann gab es in diesem Louvrepalasts keine Männer, sondern nur Höflinge, und ein Höfling würde sich zweimal besonnen haben, ehe er sich durch einen solchen Akt der Menschenliebe der Ungnade des Königs aussetzte.

Es war also kein Mann.

Aber wenn es eine Frau war, was war diese Frau?

Welche Frau konnte sich so lebhaft für ihn, Condé, interessiren, daß sie sich – vorausgesetzt daß ihre menschenfreundliche Warnung des Prinzen bekannt wurde – auf einen einzigen Schlag mit dem König, mit der Königin Mutter und mit Fräulein von St. André überwarf? Aber vielleicht war es Fräulein von St. André selbst! Oh was das betraf, so begriff der Prinz nach kurzer Ueberlegung wohl, daß dieß unmöglich war: er hatte die Löwin zu grausam verletzt, und die Löwin mußte noch an der Wunde leiden, die er ihr geschlagen hatte. Er hatte zwar im Louvre zwei oder drei ehemalige Maitressen, aber mit diesen war er überworfen, und wenn die Frauen nicht mehr lieben, so hassen sie.

Eine einzige vielleicht hatte noch einen Rest von Zärtlichkeit für ihn: das hübsche Fräulein von Limenil, aber er kannte seid langer Zeit das Gekrizel, des reizenden Kindes; es war nicht ihre Hand, und man wagt es nicht einen Sekretär zu nehmen, um solches Billet zu schreiben.

War es überhaupt eine Frauenhand?

Der Prinz stellte sich auf die Zehen, um so nahe als möglich ans Licht zu kommen.

Ja, es war ganz sicherlich eine Frauenhand, und trotz des meisterhaften Zuges in diesen Buchstaben, die wir nur mit einer schönen englischen Handschrift unserer Tage vergleichen können, würde, ein Experter sich nicht getäuscht haben; in Bezug auf Frauenschrift aber war der Prinz, der schon so viele Briefe empfangen hatte, ein Experter geworden.

Wenn die vollen Ziege fest waren so hatten die Feinstriche etwas Zartes, Graziöses und Weibliches.

Dann war das Billetchen als Ganzes so zierlich, das Papier war so fein, so sammtweich, so seiden, und verrieth ein so süßes Parfüm von einem weiblichen Schlafzimmer oder Boudoir, daß es ganz entschieden von einer Frau kommen mußte.

Nun entstand von Neuem die Frage, aus welche er keine Antwort gab :

»Wer mag wohl diese Frau sein?«

Der Prinz von Condé der sein Rendezvous gänzlich vergessen hatte, und sich nur mit seinem Brief zu beschäftigen, würde sich die ganze Nacht auf den Namen dieser Frau besonnen und sich höchstwahrscheinlich vergebens den Kopf darüber zerbrochen haben, wenn, nicht, zu seinem Glück Robert Stuart, der ihn aus, der Ferne auf seiner Bank stehen sah und dessen Herz von einem schweren Kummer aufgeregt war, plötzlich wie aus der Erde hervor erschienen und in den Lichtkreis getreten wäre welchen die Fackel auswarf.

Er grüßte den, Prinzen mit einer tiefen Verbeugung.

Der Prinz, schämte sich, daß man ihn bei dieser Lectüre überrascht hatte, und die Art wie er erröthete bestärkte ihn in der Gewißheit, daß das Billet von einer Frau gekommen sei.

»Ich bin Prinz,« sagte der junge Mann.

»Ihr sehet, mein Herr daß ich mein Wort halte,« versetzte der Prinz, indem er von seiner«steinernen Bank herabsprang.

»Und ich, « sagte Robert Stuart, »warte, auf nur auf eine Gelegenheit Euch zu beweisen, daß ich das meinige halten werde.«

»Ich habe Euch eine traurige Botschaft zu verkünden, « sagte der Prinz mit bewegtest Stimme.

Der junge Mann lächelte bitter.

»Sprecht Prinz, ich bin auf Alles gefaßt. «

»Mein Herr, « sagte der Prinz mit einem Ernst, worüber man sich bei einem Mann verwundert hätte, den man allgemein für einen der frivolsten seiner Zeit hielt, »wir leben in einer Epoche, wo die Begriffe von gut und böse verworren, schwankend, unentschieden sind; die Welt scheint sich seit einigen Jahren in einer Art von Geburtswehen zu befinden, welche in die Seelen Einiger einen unheimlichen Schein werfen, während sie die Seelen Anderer in tiefes Dunkel versetzen. Was wird aus dem Zusammenprall der Leidenschaften entstehen, die in diesem Augenblick aneinander stoßen? Ich weiß es nicht. . . «

»Warum nicht sogleich sagen, Prinz: Junger Mann, Dein Vater ist verurtheilt; ich hatte Dir die Begnadigung Deines« Vaters versprochen, und sie ist mir verweigert worden; ich hatte Dir gesagt, daß Dein Vater nicht sterben würde, und Dein Vater wird heute Abend sterben.«

»Mein Herr,« sagte der Prinz, der sich beinahe der Lüge schämte, wodurch er den jungen Mann zu hintergehen versuchte, »mein Herr, vielleicht steht es noch nicht ganz so schlimm, wie Ihr meint.«

»Sagt Ihr mir, daß ich noch hoffen darf, Prinz?« fragte Robert Stuart.

Condé wagte nicht zu antworten; in dem Blick des jungen Mannes lag ein Ausdruck, der das Wort auf seinen Lippen festhielt.

»Gestern, « sagte er endlich; »war das Todesurtheil noch nicht genehmigt, noch nicht vom Könige unterzeichnet; heute ist es trotz meiner Anstrengungen unterzeichnet und bekannt gemacht worden; in einer Stunde vielleicht wird es vollstreckt werden.«

»In einer Stunde!« brummte der junge Mann dumpf zwischen den Zähnen. »In einer Stunde kann man viel thun.«

Er stürzte fort und machte ungefähr zwanzig Schritte; dann kam er zu dem Prinzen zurück und ergriff seine Hand, die er mit Küssen bedeckte und in Thränen badete.

»Von heute an, von dieser Minute an, Prinz,» sagte er, »habt Ihr einen getreueren, keinen ergebeneren Diener, als mich. Mein Laib, meine Seele, mein Kopf, mein Arm, mein Herz gehören Euch; Euch gebe ich mein Leben bis auf den letzten Blut tropfen.«

Dann entfernte er sich, diesmal langsamen Schritts, und verschwand, an der Ecke Des Quais, nachdem er dem Prinzen noch einmal mit dem Kopf zugenickt.

XIII.
Aus den Kinderschuhen

Der junge Mann befand sich bereits aus der Spitze der Cité, als der Prinz noch immer nicht aus seinen tiefen Gedanken erwacht war.

Es ist wahr, diese Gedanken waren in Folge einer jener häufigen Launen des Gedächtnisses von Robert Stuart zu dem Billet zurückgekehrt, das aus einem Fenster des Louvre geworfen worden, und das der Prinz vor einer halben Stunde beim Lampenschein der Madonna gelesen hatte.

Was auch der Gegenstand seiner tiefen Betrachtungen sein mochte, so wurde er durch einen neuen und unerwarteten Zwischenfall daraus geweckt.

 

Ein junger Mensch kam barhäuptig ohne Wamms und röchelnd, aus dem Louvre und lief über den Platz, wie wenn er von einem tollen Hund verfolgt würde.

Der Prinz glaubte ihn als den Pagen des Marschalls von St. André zu erkennen, den er zum ersten Mal in dem Wirthshaus bei St. Denis, zum zweiten Mal in, den Garten von St. Cloud gesehen hatte.

»He t« rief er, als er ihn zehn Schritte vor sich sah, »wohin lauft Ihr denn so, mein junger Herr?«

Der junge Mann blieb plötzlich stehen, wie wenn er auf ein unübersteigliches Hindernis gestoßen wäre.

»Ihr seids, gnädigster Herr,« rief er, als er seinerseits den Prinzen erkannte und zwar trotz des dunkeln Mantels, worein er gehüllt war, und trotz des breitrandigen Huts, der seine Augen bedeckte.

»Nun ja denn, ich bins! und Ihr seid es auch, wenn ich mich nicht täusche. Ihr seid Mezieres, der junge Page des Herrn von St André ?«

»Ja, gnädigster Herr«

»Und überdies seid Ihr, wenn ich dem Anschein glauben darf, in Fräulein Charlotte verliebt, « fügte der Prinz hinzu.

»Oh, ich war es, ja, gnädigster Herr ; aber ich bin es nicht mehr.«

»Was Ihr sagt!«

»Ich schwöre es Euch.«

»Da seid Ihr sehr glücklich junger Mann,« sagte der Prinz halb heiter und halb traurig, »daß Ihr Eurer Liebe nur so ohne Weiteres den Abschied geben könnt; aber ich glaube es nicht.«

»Wie so, gnädigster Herr?«

»Wenn Ihr nicht verliebt wie ein Narr, oder närrisch wie ein Verliebter wäret, so könnte ich mir nicht erklären, warum Ihr so spät am Abend so toll in der Welt herumlauft.«

»Gnädigster Herr,« sagte der Page, »man hat mir so eben den tödlichsten Schimpf angethan, der je einem Mann widerfahren ist.«

»Einem Mann!« sagte der Prinz lächelnd; »von wem handelt es sich? doch nicht von Euch selbst?«

»Warum nicht von mir selbst?«

»Ei, weil Ihr noch ein Kind seid.«

»Ich sage Euch, gnädigster Herr, « fuhr der junge Mensch fort, »ich sage Euch, daß ich auf die entsetzlichste Art behandelt worden bin; Mann oder Kind, ich: habe einmal das Recht seinen Degen an der Seite zu tragen, und ich werde mich rächen.«

»Wenn Ihr das Recht habt einen Degen an der Seite zu tragen, so hättet Ihr Euch seiner bedienen müssen.«

»Man hat mich durch Lakeien festnehmen, ergreifen, knebeln und . . .«

Der junge Mensch hielt mit einer Geberde des höchsten Zornes inne, und seine blauen Augen warfen, wie bei Thieren die in der Nacht herumschweifen, einen doppelten Blitz in der Dunkelheit.

An diesem Zeichen erkannte der Prinz den Mann des Hasses und Blutes.«

»Und?« fragte er.

»Und durchpeitschen lassen, gnädigster Herr, sagte der junge Mann mit einem Wuthschrei.

»Dann, « versetzte der Prinz spöttisch, »seht Ihr wohl, daß man Euch nicht wie einen Mann behandelt hat, sondern wie ein Kind.«

»Gnädigster Herr, gnädigster Herr,« rief Mezieres, »die Kinder werden schnell Männer, wenn sie siebzehn Jahre zurückgelegt und einen solchen Schimpf zu rächen haben.«

»Immerhin, « versetzte der Prinz, der wieder ernsthaft wurde, »ich höre gern so sprechen, junger Mann; aber wie ist Euch dieser Schimpf wiederfahren?«

»Ich war, wie Ihr so eben gesagt habt, gnädigster Herr, wie ein Narr in das Fräulein von St. André verliebt. Verzeiht, daß ich Euch dieses Geständniß ablege, gnädigster Herr.s

»Und warum sollte ich Euch Etwas zu verzeihen haben?«

»Weil Ihr sie beinahe eben so liebtet wie ich.«

»Ah, ah!« sagte der Prinz, »Ihr habt das bemerkt, junger Mensch?«

»Prinz, Ihr werdet mir niemals den hundertsten Theil des Bösen was Ihr mir zugefügt mit Gutem vergelten können.«

»Wer weiß? Fahrt fort.«

»Ich hätte wein Leben für sie gegeben,« fuhr der Page fort »und welche Schranke auch die Geburt zwischen sie und mich gestellt haben mag, ich fühlte mich bestimmt für sie, wenn nicht zu leben, doch wenigstens zu sterben.«

»Ich kenne das, sagte der Prinz lächelnd und ein Zeichen mit der Hand machend, wie wenn er einen unangenehmen Gegenstand von sich entfernen wollte, »fahret fort«

»Ich liebte sie so sehr, gnädigster Herr »daß ich mich darein ergeben hatte sie als die Frau eines Andern zu sehen, unter der Bedingung, daß dieser Andere sie ebenso sehr geliebt und geehrt hätte wie ich. Ja, sie geliebt, glücklich und geehrt zu wissen hätte mir genügt. Ihr seht also, gnädigster Herr, wie weit meine ehrgeizigen Absichten und meine verliebten Wünsche sich erstreckten.«

»Nun wohl, « sagte der Prinz, »was ist geschehen?«

»Nun wohl, gnädigster Herr, als ich erfuhr, daß sie die Maitresse des Königs war, als ich er fuhr, daß sie nicht blos mich, der ich mehr als ihr Liebhaber, der ich ihr Sklave war, täuschte; nicht blos mich, sage ich, sondern auch Euch, der Ihr sie anbetet, Herrn von Joinville, der sie heirathen sollte, und den ganzen Hof, der inmitten dieses Haufens von scham- und sittenlosen Mädchen sie allein für ein keusches, engelreines, aufrichtiges Kind hielt; als mir das geoffenbart wurde gnädigster Herr, als ich erfuhr, daß sie die Maitresse eines andern Mannes war . . .«

»Nicht eines andern Mannes, mein Herr ,« sagte der Prinz mit einem unübersetzbaren Ton – »sondern eines Königs.«

»Mag sein ! eines Königs ; aber es ist nicht minder wahr, daß mir der Gedanke gekommen ist, diesen Mann zu tödten, und wenn er zehnmal König ist.«

Teufel! mein schöner Page, « sagte Condé, »Ihr seid gar zu rasch und hitzig. Den König wegen eines verliebten Abenteuer zu tödten! Wenn man Euch für diese Idee blos durchgepeitscht hat, so scheint es mir, daß Ihr kein Recht habt Euch zu beklagen.«

»Oh, man hat mich nicht wegen dieser Idee durchgepeitscht,« sagte Mezieres.«

»Warum denn? Wißt Ihr, daß Eure Geschichte mich zu interessiren anfängt? Nur wäre es Euch vielleicht gleich sie mir im Gehen zu erzählen. Erstens habe ich eiskalte Fuße, und zweitens habe ich auf dem Greveplatz zu thun.«

»Mir liegt gar nichts daran, wohin ich gehe, gnädigster Herr, wenn ich mich nur vom Louvre entferne.«

»Nun, das trifft sich vortrefflich, « sagte der Prinz, indem er seine Sporen auf dem Pflaster klirren ließ. »Kommt mit mir, ich höre Euch an.«

»Dann schaute er ihn lächelnd an und fuhr fort

»Da könnt Ihr sehen, was ein gemeinschaftliches Unglück ist. Gestern glaubtet Ihr, ich würde geliebt und hattet Lust mich umzubringen; heute, da der König geliebt wird, führt das Mißgeschick uns zusammen, und ich bin jetzt Euer Vertrauter, in dessen Ehrlichkeit Ihr ein so großes Vertrauen setzet, daß Ihr ihm geradezu gestehet, Ihr habet Lust den König umzubringen. Ihr habt ihn jedoch, nicht umgebracht, nicht wahr?«

»Nein aber ich lag eine ganze Stunde lang in einem hitzigen Fieber in meinem Zimmer.«

»Gut, « murmelte der Prinz, »gerade wie ich.«

»Nach Verfluß von zwei Stunden habe ich, da ich zu keinem Entschluß gekommen war, an der Thüre des Fräulein von St. André angeklopft, um ihr ihr ehrloses Betragen vorzuhalten.«

»Wiederum wie, ich, « murmelte der Prinz.

»Fräulein von St. André war nicht zu Haus.«

»Ah!« sagte der Prinz, »hier hört die Gleichheit auf. Ich war glücklicher als Ihr.«

Der Marschall empfing mich. Er liebte mich sehr, wenigstens, sagte er es. Als er mich so blaß sah, erschrak er.«

»Was habt Ihr, Mezieres? fragte er mich. Seid Ihr krank?«

»Nein, gnädiger Herr, antwortete ich.«

»Was regt Euch denn so sehr auf?«

»Oh, gnädiger Herr, mein Herz ist volI von Bitterkeit und von Haß.«

Von Haß Mezieres! in Eurem Alter? Der Haß steht dem Alter der Liebe schlecht an.«

»Gnädiger Herr, ich hasse, ich will mich rächen. Ich kam um Fräulein von St. André um einen Rath zu bitten.«

»Meine Tochter?«

»Ja, und da sie nicht da ist . . . «

»Ihr seht es.«

»So will ich mir diesen Rath von Euch erbitten.«

»Sprecht, mein Sohn.«

»Gnädiger Herr, fuhr ich fort, ich liebte glühend eine junge . . .«

»So ists recht, Mezieres! sagte der Marschall lachend; erzählet mir von Euern Liebesgeschichten, die Werte der Liebe kommen ganz natürlich auf die Lippen Eures Alters, wie im: Frühjahr die Blumen in die Gärten kommen; und wird Euch Eure Liebe vergelten von derjenigen, die Ihr heiß liebet?«

»Gnädiger Herr, ich machte nicht einmal Anspruch darauf. Sie stand durch ihre Geburt und ihre Glücksumstände so hoch über mir, daß ich sie in der Tiefe meines Herzens wie eine Gottheit anbetete, der ich kaum den Saum ihres Kleider zu küssen wagte.«

»Es ist also eine Dame vom Hof?«

»Ja, gnädiger Herr, antwortete ich stammelnd.«

»Ich kenne sie also?«

»Oh ja«

»Nun wohl was ist Euch widerfahren, Mezieres? Eure Gottheit wird heirathen, wird die Frau eines Andern werden, und das beunruhigt Euch?«

»Nein, gnädiger Herr, antwortete ich, kühn gemacht durch den Zorn,welchen diese Worte in mir erregten, das Mädchen das sich liebe wird nicht heirathen, nein, das Mädchen das ich liebe kann nicht mehr heirathen.«

»Und warum das? fragte der Marschall, indem er mich unruhig ausschaute.«

»Weil das Mädchen das ich liebe öffentlich die Maitresse eines Andern ist.«

»Jetzt war es am Marschall unruhig zu werden. Er wurde todtenblaß, trat einen Schritt vor und fragte, indem er mich fest und hart fixiert, mit gebrochener Stimme:

»Von wem wollt Ihr sprechen?«

»Ah! Ihr wißt es wohl, gnädiger Herr, antwortete ich, und wenn ich Euch von meiner Rache sage, so geschieht es, weil ich vermuthe, daß Ihr zu dieser Stunde Jemand für die Eurige suchet.«

»In diesem Augenblick trat der Hauptmann der Garden ein.«

»Stille! sagte der Marschall zu mir« Bei Euren Kopf, stille!«

»Dann aber schien er es doch für klüger zuhalten mich ganz zu entfernen, und sagte:

»Gehet hinaus!«

»Ich begriff, oder vielmehr ich glaubte zu begreifen. Wenn dem König ein Unglück widerfuhr, und wenn dieses Unglück von mir herkam, so war der Marschall, da der Hauptmann der Garden ihn mit mir reden gesehen hatte, blosgestellt.«

»Ja, gnädiger Herr, antwortete ich, »ja, ich gehe.«

»Und ich stürzte durch eine Nebenthüre im Innern, um dem Hauptmann der Garde weder im Gang noch im Vorzimmer zu begegnen.

»Als ich indeß einmal aus dem Saale und außer dem Gesichtskreis war, blieb ich stehen; dann schlich ich mich auf der Zehen zurück und nun hielt ich mein Ohr an die Tapete, das einzige Hindernis, das mir das Sehen verwehrte, nicht aber das Hören.

»Denkt Euch mein Staunen meine Entrüstung, gnädigster Herr.

»Es war das Patent als Gouverneur von Lyon, das man Herrn von St. André überbrachte.

»Der Marschall empfing Titel und Gunstbezeugungen mit der Demuth eines erkenntlichen Unterthanen und der Officier wurde beauftragt dem Liebhaber der Tochter die Danksagungen des Vaters zu überbringen.

»Kaum war er fort so machte ich nur einen Sprung von meinem Versteck bis zu dem Marschall.

»Ich weiß nicht, was ich zu ihm sagte, ich weiß nicht, mit welchen Beschimpfungen ich diesen Vater brandmarkte, der seine Tochter verkaufte; aber das weiß ich, daß ich nach einem verzweiflungsvollen Kampf, worin ich den Tod suchte und begehrte; gebunden; geknebelt mich in den Händen der Lakaien befand, daß ich der Peitsche, der Schande preisgegeben wurde.

Inmitten meiner Thränen oder vielmehr zwischen dem Blute hindurch, das aus meinen Augen floß, sah ich den Marschall, der mich aus einem Fenster seiner Wohnung anschaute: da that ich einen furchtbaren Eid: nämlich daß dieser Mann, welcher Denjenigen, der ihm Rache anbot, durchpeitschen ließ, daß dieser Mann nur von meiner Hand sterben solle.

»Ich weiß nicht, war es der Schmerz oder der Zorn, aber ich fiel in Ohnmacht.

»Als ich wieder zu mir kam, war ich frei und stürzte aus dem Louvre fort, indem ich den furchtbaren Schwur wiederholte, den ich gethan hatte. Gnädigster Herr! gnädigster Herr!« fuhr der Page mit steigender Erhitzung fort, »ich weiß nicht ob es wahr ist, daß ich blos ein Kind bin; nach meiner Liebe, nach meinem Haß glaubte ich etwas Anderes zu sein. Aber Ihr seid ein Mann, Ihr! aber Ihr sei d ein Prinz! Nun wohl, ich sage es Euch, wie ich es damals gesagt habe: der Marschall soll nur von meiner Hand sterben.«

»Junger Mensch!«

»Und weniger noch wegen des Schimpfes, den er mir angethan, als wegen desjenigen, den er selbst angenommen hat.«

»Junger Mensch,« sagte der Prinz, »wißt Ihr, daß ein solcher Eid eine Gotteslästerung ist?«

»Gnädigster Herr antwortete der Page, ganz von seinen Gedanken beherrscht und wie wenn er die Worte des Prinzen nicht gehört hätte, »gnädigster Herr, es ist ein Wunder der Vorsehung, das gestattet hat, daß bei meinem Weggang aus dem Louvre Ihr die erste Person waret, der ich begegnete ; gnädigster Herr, ich biete Euch meine Dienste an; unsere Liebe war gleich, wenn unser Haß es auch nicht ist, gnädigster Herr; im Namen dieser gemeinschaftlichen Liebes bitte ich Euch, mich unter Eure Diener aufzunehmen; mein Kopf, mein Herz, meine Arme sollen Euch gehören, und bei der ersten Gelegenheit werde ich Euch beweisen daß man mir keinen Undank vorwerfen kann. Nehmt Ihr an, gnädigster Herr?«

 

»Der Prinz besann sich einen Augenblick.

»Nun wohl, gnädigster Herr,« wiederholte der junge Mann ungeduldig, »nehmt Ihr das Anerbieten meines Lebens an?«

»Ja,« sagte der Prinz, indem er beides Hände des jungen Mannes in die seinigen nahm, »aber unter einer Bedingung.«

»Unter welches, gnädigster Herr?«

»Daß Ihr Euern Plan den Marschall zu er morden aufgebt.«

»Oh, Alles was Ihr wollt, gnädigster Herr!« rief der junge Mann auf dem Gipfel der Exaltation, »nur das nicht.«

»Dann geht es nicht, denn dieß ist die erste Bedingung die ich für Euern Eintritt in meinen Dienst festsetze« :«

»Oh gnädigster Herr, ich bitte Euch auf den Knien verlangt das nicht von mir.«

»Wenn Ihr mir den Eid nicht leistet, den ich von Euch verlange, so verlaßt mich augenblicklich, mein Herr; ich kenne Euch nicht, ich will Euch nicht kennen.«

»Gnädigster Herr, gnädigster Herr!«

»Ich befehlige Soldaten und keine Banditen.«

»Oh, gnädigster Herr, « ist es möglich, daß ein Mann einem andern Mann die Erlaubniß verweigert eine tödtliche Beleidigung zu rächen?«

»Auf die Art wie Ihr sagt, ja.«

»Aber gibt es irgend ein anderes Mittel in der Welt?«

»Vielleicht.«

»Oh,« sagte der junge Mann kopfschüttelnd, »nie wird der Marschall sich dazu verstehen, mit einem seiner ehemaligen Diener den Degen zu kreuzen.«

»Natürlich,« antwortete der Prinz, « »in einem regelmäßigen Duell nicht; aber es kann eine Gelegenheit kommen, wo der Marschall Euch diese Ehre nicht verweigern kann.«

»Welche Gelegenheit?«

»Setzet, den Fall, Ihr träfet auf einem Schlachtfeld mit ihm zusammen.«

»Auf einem Schlachtfeld!«

»Nun wohl, an diesem Tags, Mezieres, verpflichte ich mich, Euch meinen Platz abzutreten, selbst wenn ich ihm gegenüber stehen sollte und nicht Ihr.«

»Aber wird dieser Tag jemals kommen, gnädiger Herr ?« fragte der junge Mann fieberisch, »ist es möglich, daß er jemals kommt?«

»Vielleicht früher als Ihr glaubt, « antwortete der Prinz.«

»Oh, wenn ich dessen gewiß wäre!« rief der Junge Mensch.«

»Wer Teufel kann in dieser Welt einer Sache gewiß sein ?« sagte der Prinz. »Es gibt Wahrscheinlichkeiten mehr nicht.«

Der junge Mensch, sann jetzt ebenfalls einen Augenblick stille nach.

»Seht gnädigster Herr, « sagte er dann, »ich weiß nicht, woher mir die Ahnung kommt, daß wirklich etwas Seltsames und Drohendes in der Luft liege; überdies hat man mir Etwas prophezeit . . . Ich nehme an, gnädigster Herr.«

»Und Ihr schwört ?«

»Den Marschall nicht verrätherisch zu ermorden, ja, gnädigster Herr; aber wenn ich auf einem Schlachtfeld mit ihm zusammentreffe . . .«

»Oh, dann trete ich ihn Euch ab, ich gebe ihn Euch preis, er gehört Euch; nur müßt Ihr Euch in Acht nehmen.«

»Warum ?«

»Der Marschall ist ein sehr tüchtiger Soldat.«

»Oh, was das betrifft, gnädigster Herr, das ist meine Sache; möge nur mein guter oder böser Engel mich vor ihn führen, das ist Alles was ich verlange.«

»Dann bleibt es dabei und unter dieser Bedingung gehört Ihr zu den Meinigen.«

»Oh, gnädigster Herr!«

Der junge Mensch warf sich auf die Hand des Prinzen und küßte sie.«

Sie waren auf der Mühlenbrücke angekommen; das Quai begann sich mit, Leuten zu füllen, die sich nach dem Greveplatz drängten. Der Prinz hielt es für gerathen sich des Pagen zu entledigen, wie er sich Robert Stuart entledigt hatte.

»Ihr kennt das Hotel Condé ?« fragte er ihn.

»Ja, gnädigster Herr.«

»Nun wohl, so begebt Euch dahin, sagt, daß Ihr von Stund an zu meinem Hause gehöret, und verlanget ein Zimmer in dem Flügel, den meine Stallmeister bewohnen.«

Dann fügte der Prinz mit jenem bezaubernden Lächeln, das ihm, wenn er wollte, die Herzen seiner Feinde gewann und dann seine Freunde zu Fanatikern für ihn machte, hinzu:

»Ihr sehet, daß ich Euch wie einen Mann behandle und nichts wie einen Knaben, der noch in den Kinderschuhen ist.«

»Dank, gnädigster Herr,« antwortete Mezieres ehrerbietig; »von diesem Augenblick an verfüget über mich als über eine Sache, die Euch gänzlich angehört.«

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