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Johanna dArc die Jungfrau von Orleans

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Aber zur Barriere gelangend, konnte sie das Entstehen einer kleinen Unordnung in ihrem Truppe nicht verhindern; Jeder wollte zuerst hinein, und es wurde um den Durchzug gekämpft. Johanna sah, dass, wenn sie ihren Leuten nicht ein wenig Zeit ließe, die Hälfte unter den Toren erdrückt, oder von der Brücke oben in die Tiefe der Gräben gestürzt würde. Sie kehrte sich zum letzten male um, den Feind anzugreifen; dies war das dritte mal: der Feind wich zurück.

Johanna verfolgte ihn mit etwa hundert Mann, die ihre Nachhut bildeten; als sie aber zurückkehrte, fand sie, dass die Engländer zwischen sie und den Wall sich geworfen hatten; dann zog sie ihr Schwert, was sie den Tag über noch nicht getan, und machte einen Angriff, um sich einen Durchzug zu bahnen. Die Engländer wurden von dem Anpralle zu Boden gestürzt, denn die Kühnsten waren bei der Tapfersten geblieben; doch zur Barriere gelangend, sah Johanna, dass die Barriere verschlossen war, und ungeachtet ihrer Schreie Niemand kam, sie zu öffnen.

Nun musste sie den Rückzug quer über die Felder zu machen suchen; sie zog sich also zwischen den Fluss und Compiegne zurück, um entweder das Weite, oder irgend ein anderes Thor zu erreichen, das man ihr öffnen würde; aber als man sie so, mit kaum hundert Mann, verlassen sah. bekamen die Feigsten wieder Mut, und stürzten sich auf sie. Von vorne angegriffen, von hinten abgeschnitten, musste Johanna jetzt stille halten, und dem Feinde die Stirne bieten; der Kampf war lange und schrecklich: Pothon der Burgunder kämpfte mit übermenschlicher Tapferkeit, und Johanna wirkte Wunder.

Endlich gelangte ein picardischer Bogenschütze, der zwischen den Füßen der Pferde durchgeschlüpft war, bis zu ihr, packte sie bei ihrem Überkleid von Sammet, und zog sie so heftig zu sich, dass er sie von ihrem Pferde riss. Doch augenblicklich stand Johanna wieder aufrecht, und fuhr fort, sich zu verteidigen; allein endlich erschöpften sich ihre Kräfte; sie sank auf ein Knie; sie warf einen letzten Blick auf ihre Soldaten; Jeder kämpfte für sich selbst, Niemand konnte ihr beistehen; sie sah ein, dass Alles für sie verloren, dass die von ihren Stimmen vorhergesagte verhängnisvolle Stunde gekommen sei, und sie gab ihr Schwert Lionel, dem Bastard von Vendôme, der ihr der Vornehmste von jenen schien, die sie umzingelten.

Sogleich erhob sich ein lautes Geschrei, das durch das Lager der Burgunder lief, und durch ganz Frankreich widerhallen sollte: »Johanna, die Jungfrau, ist Gefangene!«

Dieses Ereignis geschah am 28. Mai 1430.

Elftes Kapitel.
Der Prozeß

Eine große Freude herrschte, wie man Wohl denken mag, wegen der Gefangennahme Johanna's, im Lager der Burgunder und Engländer; man hätte weinen mögen, es sei von ihnen irgend eine Schlacht, gleich jenen von Crécy, Poitiers und Azincourt gewonnen, und der König von Frankreich selbst dabei gefangen worden. In der Tat war dieses arme, jetzt mit Ketten belastete Mädchen, die schrecklichste Gegnerin, die sie auf Frankreichs Boden fanden: vor ihrem Erscheinen hatten sie fast das Königreich erobert, während sie, seitdem sie erschien, nur nach Niederlagen zählten, und zwei Drittel Frankreichs wieder verloren hatten.

Daher beeilte sich Jeder, in das Lager des Herzogs von Luxemburg zu kommen, um die ihm vom Bastarde von Vendôme, übergebene Gefangene zu sehen. Der Herzog von Burgund kam hin, wie die Übrigen, und sogar unter den Ersten, und da er unter vier Augen sich mit ihr einschloss, weiß Niemand, um welchen Gegenstand ihr Gespräch sich drehte; nur bemerkte man, dass der Herzog, von Johanna scheidend, der Besiegte schien, und das junge Mädchen die Siegerin.

Und doch war die Gefahr, welche Johann» bedrohte, nahe bevorstehend; Kuriere waren an den Herzog von Bedford, an den Grafen von Warwick, und an den Bischof von Winchester gesendet worden, und kaum waren drei Tage verflossen, als die rachedürstenden Engländer an den Herzog von Burgund durch Bruder Martin, Lehrer der Theologie und Generalvikar des Glaubensrichters im Königreiche Frankreich, folgende Aufforderung gerichtet hatten:

»Von unserm Amte und der durch den heiligen Stuhl zu Rom uns übertragenen Autorität Gebrauch machend, verlangen wir dringend und scharfen ein, zu Gunsten des katholischen Glaubens und bei den gesetzmäßigen Strafen, besagte, mehrerer, Ketzerei verratender Verbrechen sehr verdächtige Gefangene Johanna, uns zu senden und zu bringen, damit, dem Rechte gemäß, von uns gegen sie durch den Syndicus der heiligen Inquisition verfahren werde.«

Aber weder der Herzog von Burgund, noch der Herr von Luxemburg, waren geneigt, dieser Requisition zu entsprechen: sie wussten, dass, dieses junge Mädchen den Engländern ausliefern, sie dem Tode ausliefern hieße, und der Herzog von Burgund, der ihre Briefe erhalten, und mit ihr fast eine Stunde lang in dem Momente gesprochen hatte, da sie gefangen worden war, wusste besser, als irgend Jemand, dass sie eine edle Heldin, und nicht, wie ihre Feinde sagten, eine elende Hexe sei. Es wurde also zwischen ihm und Johann von Luxemburg verabredet, dass man den Engländern nicht antworten, und vor einer Entscheidung über die Gefangene, Nachrichten vom Könige von Frankreich erwarten wolle.

Diese Nachrichten mussten jedoch innerhalb einer gewissen Frist eintreffen, um einige Wirkung hervorzubringen. Es bestand ein Kriegsvertrag zwischen dem Herzog von Burgund und dem Könige von England, auf dem Grunde dessen der Letztere gewisse Gefangene gegen Bezahlung von zehntausend Livres Lösegeld reklamieren konnte; nur musste, dieser Gefangene ein König, ein Prinz von königlichem Geblüte, ein Connetabel, ein Marschall von Frankreich, oder ein General sein. Nun aber, da Johanna keinen bestimmten Grad in der Armee hatte, konnte der Herzog von Burgund hinsichtlich dieses Punktes in dem Falle sich entschuldigen, als er sie gegen ein gleiches oder höheres Lösegeld, als jenes, das er vom Könige von England erwartete, dem Könige von Frankreich wieder zurückgeben würde.

Doch der Herzog von Burgund wartete vergebens: Karl VII., der das arme Mädchen in dem Momente von Domremy zurückgehalten hatte, da sie heimkehren wollte, mit dem Bemerken, dass er, fiele sie in Gefangenschaft, die Hälfte seines Königreiches verkaufen würde um das Lösegeld für sie zu bezahlen, Karl VII. sendete keinen Boten aus Paris, Karl VII. bot kein Lösegeld. Kaum war also die Krone auf seinem Haupt befestigt, als er jene vergaß, die sie auf dasselbe gesetzt hatte. Freilich war er damals mit der zärtlichsten seiner Liebschaften, mit Agnes Sorel, beschäftigt.

Sechs Wochen verflossen, während welcher die Engländer, da sie sahen, dass sie vom Herzog von Burgund keine Antwort erwirken konnten, mehrere Ratsversammlungen hielten; jeder von diesen Ratsversammlungen folgte eine neue Aufforderung, aber alle waren fruchtlos.

Inzwischen war die Antwort des Regenten von England eingetroffen: er genehmigte, Johanna als Armeegeneral zu behandeln, und für sie eine Summe anzubieten, gleich jener, die er für einen König oder einen königlichen Prinzen angeboten hätte, nämlich zehntausend Livres. Zu gleicher Zeit forderte man Peter Cauchon auf, den Nämlichen, der aus seiner Diözese verjagt wurde, als die Stadt Beauvais französisch geworden war, sowohl in seinem als im Namen des Königs von England, Johanna unter dem Vorwand zu reklamieren, dass, weil sie auf dem Gebiete seiner Gerichtsbarkeit in Gefangenschaft geriet, ihm die Einleitung ihres Prozesses zustehe.

Peter Cauchon widerstand eine Zeitlang: war er einmal mit Johanna's Prozesse beauftragt, so drohte ihm einerseits die Rache der Engländer, wenn er sie für unschuldig erkannte, und andererseits der Fluch der Nachwelt, wenn er sie für schuldig erklärte. Der Bischof glaubte sich nun durch die Antwort aus dem Handel zu helfen, dass er, bevor er selbst irgend einen Entschluss fasse, die Meinung der Universität in Paris einholen müsse.

Man drängte ihn, diese Meinung einzuholen; Peter Cauchon zögerte, so lang er konnte, aber endlich musste er schreiben. Die Universität bestand großenteils aus Doktoren, die an die Engländer verkauft waren; die Antwort lautete also, dass er, da Johanna in seiner Diözese gefangen genommen worden sei, sie reklamieren, und ihren Prozess einleiten müsse.

Mittlerweile war die anfangs in das Schloß Beaulieu geführte Gefangene, sodann in das Schloß Beaurevoir, vier Meilen von Cambray gelegen, versetzt worden, wo sie die Gemahlin und Schwester des Johann von Luxemburg fand. Die beiden edlen Damen waren anfangs sehr eingenommen gegen Johanna, die sie für eine Zauberin, oder allerwenigstens für eine Ketzerin hielten; aber bei dem ersten Anblicke ihrer Gefangenen, als sie diese Einfachheit, diese Bescheidenheit, diese Keuschheit in ihrer ganzen Person ausgeprägt sahen, überließen sie sich einer Regung der Teilnahme, die bald einem wirklichen und innigen Mitleiden wich. Ein Monat nachher war Johanna ihre Freundin geworden.

Daher war es ihr höchster und einzig« Wunsch, sie zu retten. Mehrmals erwirkten sie vom Herrn von Luxemburg, der über das Schweigen Frankreichs ungeduldig, und von Englands Drohungen erschreckt war, neue Fristen. So verstoßen fünf Monate.

Während dieser fünf Monate hatten die Engländer, wie man sich leicht denken kann, in ihren Verfolgungen nicht nachgelassen. Der Bischof von Beauvais, von eben jener Universität gedrängt, auf welche sich deshalb zu berufen er erklärt hatte, war mit einem apostolischen Notar und einem Abgesandten der Universität am 15. Juli von Paris abgereist. Am 16. wurde eine zweite Aufforderung an den Herzog von Burgund und an Johann von Luxemburg im Namen des Königs von England erlassen; in dieser Aufforderung reklamierte der Regent Johanna als einen der vornehmsten Generale des Königs von Frankreich, und bot folglich dem Johann von Luxemburg die im Vertrage festgesetzte Summe, nämlich zehntausend Livres, was ungefähr 70.000 Francs unseres Geldes betrug; ferner war eine Leibrente von 300 Livres dem Lionel, Bastard von Vendôme,, angewiesen, dem sie, wie wir sahen, ihr Schwert überreicht hatte.

 

Die Anträge waren dringend, und die Weigerung gefährlich; täglich erzählte der Herr von Luxemburg seiner Schwester und seiner Gemahlin den fortschreitenden Gang der Dinge, und täglich erwirkten diese beiden edlen Frauen von ihm, dass er noch keinen Entschluss fasste. Man hoffte beständig auf den König von Frankreich, aber der König von Frankreich blieb kalt und schweigsam, mit wichtigeren Interessen beschäftigt, wie es schien, als mit dem Loskaufen einer armen Bäuerin.

Johanna führte unterdessen, der Entscheidung ihres Schicksals harrend, ein heiliges Leben, welches alle jene erbaute und rührte, die sich ihr näherten: sie brachte ihre Zeit mit Beten und Religionsübungen zu; dann nähte und spann sie mit denselben Händen, die das königliche Schwert geschwungen, und Gottes Banner getragen hatten, wie zur Zeit ihrer Jugend und Verborgenheit. Ihre Visionen waren wieder gekommen, und obgleich ihre Stimmen nur mehr von Resignation und Märtyrertod mit ihr sprachen, fühlte sie sich, wenn nicht getrösteter, wenigstens stärker, so oft sie dieselben gehört hatte.

Endlich, gegen Mitte September, kündigte der Herr von Luxemburg seiner Gemahlin und seiner Schwester an, dass er nicht mehr ausweichen könne, und Johanna den Engländern ausliefern müsse. Bei diesen Worten warfen sich ihm Beide zu Füssen, und baten ihn inständig, das arme junge Mädchen zu retten; denn man wusste, dass, sie den Engländern ausliefern, sie zum Märtyrertod verurteilen hieße. Johann von Luxemburg versprach, eine letzte Rettungshoffnung seiner Gefangenen zu verschaffen, nämlich: zu erklären, dass er zwar in ihre Abtretung einwillige, dass sie aber so lange unter seiner Aufsicht bleiben sollte, bis die zehntausend Livres bezahlt sein würden, und dass es ihm, so lange die zehntausend Livres nicht bezahlt sein würden, frei stehe, über ihren Loskauf mit dem Könige von Frankreich zu unterhandeln.

Diese Bedingung, welche an und für sich der Gefangenen wenig zu nützen schien, gewährte ihr jedoch einen ziemlich langen Aufschub. Der Herzog von Bedford hatte kein Geld, und Johann von Luxemburg wusste es sehr gut; aber da er im Grunde von Tag zu Tag welches auftreiben konnte, entweder in Frankreich, oder in England, beauftragte er seine Gemahlin und seine Schwester, der Johanna zu eröffnen, dass er gezwungen worden sei, mit dein Engländer zu unterhandeln, und dass sie in jedem Augenblicke sich bereit halten sollte, ihnen ausgeliefert zu werden. Die beiden Damen versuchten wieder, ihren Herrn zu erweichen, aber diesmal blieb er unbeugsam.

Man musste also diese schreckliche Nachricht der Johanna verkünden. Als das arme Kind sie erfuhr, vergaß sie, dass sie die Heldin von Orleans, und die Siegerin von Jargau sei, um sich nur mehr an ihre Schwäche und Verlassenheit zu erinnern. Vom Tage ihrer Gefangenschaft an, war die Kriegerin verschwunden, und nur das Weib geblieben. Sie zerfloss in Tränen, wie ein Kind, den beiden Frauen die Hände küssend, die sie zu ihren Freundinnen gemacht hatte, wie wenn sie dieselben gleich auf der Stelle hätte verlassen, und auf ewig von ihnen Abschied nehmen müssen. Und doch kam aus ihrem Munde keine ihrer unwürdige Bitte, und kein einziger Vorwurf gegen ihren König entschlüpfte ihr; nur faltete sie die Hände mit dem Ausrufe:

»Mein Gott! Mein Gott! ich wusste, dass es so kommen würde, denn meine Stimmen hatten mich davon in Kenntnis gesetzt.«

Am Abende, als sie wieder in ihr Zimmer hinaufgegangen war, das im dritten Stockwerke von einem der Türme des Schlosses lag, begann sie zu beten, und die Heiligen erschienen ihr. Dann versiegten, wie gewöhnlich, ihre Tränen, und sie versank in jene gottselige Entzückung, mit welcher sie die Befehle des Herrn zu erwarten pflegte:

»Johanna,« sagte dann du Stimme zu ihr; »wir kommen, um Dich wieder zu stärken: Du wirst viel erdulden müssen, aber der Herr wird Dir den Mut verleihen. Bewahre also, in Ermangelung der Hoffnung, den Glauben.«

Diese Worte verkündeten der Johanna, dass ihr irgend eine düstere und schreckliche Katastrophe bevorstehe; daher «ersuchte sie, gegen ihre Gewohnheit, den göttlichen Befehlen gehorsam zu sein, vergebens, in ihr Schicksal sich zu fügen. Die ganze Nacht hindurch konnte sie keinen Augenblick schlafen, unaufhörlich weinend, und von Viertelstunde zu Viertelstunde aufstehend, um vor einem großen Christus von Elfenbein zu beten, den man auf ihr Ansuchen von der Kapelle in ihr Zimmer gebracht hatte.

Der folgende Tag verstoß, wie die Nacht, unter Tränen und Gebeten; nur schien Johanna in ihrem Innern irgend einen Plan zu brüten. Öfters fragten die beiden Frauen sie erschrocken, aber sie antwortete ihnen immer nur:

»Ich will lieber sterben, als den Engländern ausgeliefert weiden.«

Am Abende begab sie sich zur gewöhnlichen Stunde in ihr Zimmer; dann erblickte sie, wie am vorigen Tage, ein nächtliches Licht, ihr Zimmer erleuchtete sich, sie hob den Kopf empor und sah ihre Heiligen; sie sahen traurig und fast erzürnt aus; Johanna schlug vor ihrem Zorn die Augen nieder.

»Johanna,« sagte dann die Stimme, »Gott, der in die Tiefe der Herzen sieht, hat in dem Deinigen Deine strafbaren Gedanken gelesen, und befiehlt Dir, darauf zu verzichten. Der Märtyrertod führt in den Himmel, und der Selbstmord zur ewigen Verdammnis.«

»O! meine Heiligen, meine Heiligen!« rief Johanna aus, die Hände ringend, »ich will lieber sterben, als den Engländern ausgeliefert werden.«

»Es wird geschehen, was Gott will,« versetzten die Stimmen, »und es steht nicht Dir zu, selbst über Dich zu verfügen.«

»Ach! mein Gott!« entgegnete Johanna schluchzend, »warum habt Ihr mich nicht arm und verborgen in meinem Dorfe gelassen?«

Als die Gemahlin des Herrn Luxemburg Johanna am folgenden Tage nicht herabkommen sah, ging sie zu ihr, und fand das junge Mädchen kalt und blass auf die Steinplatten ihres Zimmers hingestreckt; sie war die Nacht über in der Lage geblieben, in welcher ihre Erscheinung sie zurückgelassen hatte.

Die Dame von Luxemburg bat Johanna inständig, dass sie kommen, und wie gewöhnlich ihr Mahl teilen möge; allein Johanna antwortete, sie könne es nicht tun, da sie zu kommunizieren wünsche; die Dame von Luxemburg kannte Johannas gottselige Gewohnheiten; sie wusste ferner, welche mächtige Hilfe die Unglücklichen in der Religion finden; sie ging wieder allein herab, und schickte ihr den Kaplan.

Gegen vier Uhr Nachmittags ging auch Johanna herab; ihn Dankbarkeit schien größer als jemals, den beiden Frauen gegenüber, die aus ihren Gefangenenwärterinnen ihre Freundinnen geworden waren; aber sie verließ sie lange vor der Stunde, zu welcher sie wieder hinaufzugehen pflegte.

Die Gemahlin und die Schwester des Herrn von Luxemburg, waren nicht ohne Unruhe wegen dieser blassen und kalten Verzweiflung, welche Johanna's Exaltation vom vorigen Tage gefolgt war; daher verweilten sie lange im Gespräche von ihrer Gefangenen, und von den Besorgnissen, die sie ihnen einflößte. Übrigens wirkte Alles mit, bei ihnen jene instinktmäßigen Besorgnisse zu vermehren, die man bisweilen bei dem Herannahen großer Ereignisse hegt. Der Monat Oktober hatte begonnen; der Himmel war düster und wolkig, wie er es in dieser Jahreszeit in den nördlichen Gegenden Frankreichs ist.«

Der Wind schlug an die alten Türme des Schlosses Beaurevoir, fing sich in den Kaminen, und schrillte in langen Wehklagen durch die leeren Gemächer und finsteren Gänge. Die bellen Frauen waren allein in einem Zimmer, das unter jenem Johanna's lag, allen diesen geheimnisvollen und namenlosen Klängen der Nacht lauschend, als ihnen plötzlich dünkte, in dem Momente, da es so eben Mitternacht geschlagen hatte, dass ein schmerzlicher Schrei durch den Raum kreischte.

Beide fuhren zusammen, und horchten; aber auf diesen Schrei folgte die tiefste Stille. Sie glaubten, sich getäuscht zu haben. Doch bald drang ein Stöhnen zu ihnen empor, das aus den Schloßgräben zu kommen schien. Sie eilten dann, voll unbestimmten Schreckens, zur Türe ihrer Gefangenen; aber vergebens riefen und klopften sie, Niemand antwortete. Sie vermuteten nun, dass so eben ein unheimliches Ereignis geschehen sei, und befahlen den Schildwachen, mit Fackeln hinauszugehen, und die Runde um das Schloss zu machen. Unter Johannas Fenstern angekommen, traf die nächtliche Patrouille den Leib des jungen Mädchens; man glaubte anfangs, sie sei nur mehr eine Leiche; bald bemerkte man, dass sie bloß ohnmächtig war.

Man brachte sie sogleich in das eigene Zimmer der Dame von Luxemburg, wo in Folge der Pflege, welche die beiden Frauen ihr angedeihen ließen, Johanna wieder zu sich kam; wie sie es gesagt hatte, sie wollte lieber sterben, als den Engländern ausgeliefert werden, und war, ungeachtet des Befehls ihrer Stimmen, in der Hoffnung, zu fliehen oder umzukommen, vom dritten Stockwerke des Turmes herabgesprungen; ohne Zweifel wurde sie in ihrem Sturz von Gott geschirmt, denn sie hätte an der Böschung der Tiefe zerschellen müssen, und man fand sie, wie gesagt, bloß ohnmächtig.

Als Johanna wieder zur Besinnung kam, schien sie über das, was sie getan, große Reue zu fühlen, aber der durch dieses Ereignis auf den Herrn von Luxemburg hervorgebrachte Eindruck, konnte durch diese Reue nicht verwischt «erden. Er besorgte, dass bei irgend einem ähnlichen Versuche, wie dieser, den sie so eben gemacht. Johanna, minder glücklich, sich töten, und ihn um die für ihren Rücklauf gebotenen 10,000 Livres bringen könnte; er erklärte also dem Regenten von England, dass er bereit sei, Johanna zu seiner Verfügung zu stellen, jedoch erwarte, dass der Prozess nicht eher beginne, als wenn er das Lösegeld für seine Gefangene würde erhoben haben. Der Herzog von Bedford ging alle Bedingungen ein, die ihm aufzulegen dem Herrn von Luxemburg beliebte, so sehr fürchtete er, dass der König von Frankreich als Mitbewerber auftreten möchte. Der König von Frankreich schien das Dasein derjenigen völlig vergessen zu haben, welcher er die Krone verdankte.

Der Regent hatte am 4. August 1430 die Stände der Provinz Normandie nach Rouen einberufen, und von ihnen eine Kontribution von 80,000 Livres verlangt, welche votiert wurden. Von den 80,000 Livres waren 10,000 zum Rückkauf der Jungfrau bestimmt; diese 10,000 Livres wurden dein Herrn von Luxemburg gegen den 20. Oktober bezahlt.

Der Bischof von Beauvais beschäftigte sich nun mit einer Tätigkeit, hinter welcher sich unablässig der Hass der Engländer regte, den Gerichtshof zu versammeln, der Johanna richten sollte. Inzwischen war sie vom Schlosse Beaurevoir in die Gefängnisse von Arras und Crotoy, dann von dieser letzteren Stadt nach Rouen gebracht worden, wo sich damals der junge König Heinrich befand, ein armer Knabe, den man, ohne dass er das Verbrechen vermutete, womit man seine Unschuld besteckte, dem Justizmorde beigesellen wollte, der sich vorbereitete.

Zu Rouen angekommen, wurde Johanna in den großen Turm geführt, worin man zum voraus einen eisernen Käfig für sie hatte schmieden lassen, den man mit zwei Vorhängeschlössern und einem Schloss versperrte, und in welchem sie überdies durch Ketten zurückgehalten war, die sich, vermittelst einer Art von Ring, um den unteren Teil eines jeden ihrer Beine schlangen. Hier war sie den Beschimpfungen der Menge wie ein wildes Tier ausgesetzt. Die Soldaten schmähten und stachen sie mit der Spitze ihrer Lanze, damit sie aufstand, wenn einige vornehme Personen kamen, um sie zu sehen.

Selbst der Herr von Luxemburg hatte, nach Erhebung des Preises ihres Blutes, die grausame Neugier, sie noch einmal zu besuchen; er war von dem Grafen von Warwick und dem Grafen von Strafford begleitet.

»Johanna,« sagte er lachend zu ihr, »ich bin gekommen, um ein Lösegeld von Dir zu fordern, aber Du musst mir versprechen, nie mehr das Schwert gegen mich zu ziehen.«

»Ach mein Gott,« antwortete das junge Mädchen, »ich weiß wohl, dass Ihr meiner spottet, denn Ihr habt mich verkauft, und jetzt weder die Macht, noch den Willen, mich loszukaufen. Noch mehr: ich weiß, dass die Engländer mich dem Tode überliefern werden, in dem Wahn, durch meinen Tod das Königreich Frankreich zu gewinnen; allein dies wird nicht geschehen; denn wären ihrer auch hunderttausend mehr, als sie jetzt zählen, so würden sie doch dieses Königreich nicht bekommen.«

Bei diesen Worten geriet der Graf von Strafford in solchen Zorn, dass er sie mit den gröbsten Schmähungen beschimpfte; er zog sein Schwert, um sie zu durchbohren, aber der Graf von Warwick hielt sie in dem Momente zurück, da Johanna, seine Absicht sehend, dem Stoffe sich entgegen warf.

Und doch, obgleich gefangen, obgleich in einem eisernen Käfig eingesperrt, obgleich angekettet, und von den Wachen nicht aus den Augen gelassen, jagte die arme Johanna ihren Feinden noch einen so großen Schrecken ein, dass im Namen des Königs von England geschriebene, und vom 12. Dezember 1430 datierte Briefe, befahlen, jeden Soldaten zu verhaften und vor die Kriegsgerichte zu stellen, den die durch die Jungfrau eingeflößte Furcht dahin brächte, seine Fahnen zu verlassen. Wirklich wollte in der jüngsten Zeit keine Armee mehr gegen sie marschieren, und die Soldaten wollten sich dem Tode lieber desertierend als kämpfend aussetzen.

 

Daher wurden auch die Vorbereitungen mit der größten Tätigkeit betrieben; endlich, am Mittwoch den 2l. Februar I43l, versammelte sich der Gerichtshof in der königlichen Kapelle zu Rouen, und die Urkunden, durch welche der König befahl, die Jungfrau der geistlichen Justiz zu überliefern, wurden vorgelesen in Gegenwart der Herren und Meister Gilles, Abt von Fécamy, Johann Beaupére, Johann von Châtillon, Jakob le Terrier, Nicolas Midi, Gerhard Feuillet, Wilhelm Hecton, Thomas von Courcel, und Meister Richard Prati.

Dann verlangte Meister Johann Estevit, Syndikus des Prozesses, dass Johanna zum Verhöre vorgeführt werde, was der Bischof sogleich bewilligte. Ein Gerichtsbote meldete die Bitte Johannas um Erlaubnis, vor dem Beginne des Prozesses eine Messe hören zu dürfen. Der Bischof und die Richter beratschlagten sich, und beschlossen, dass die Gewährung von Johanna's Bitte versagt werden sollte, in Anbetracht der ihr angeschuldigten Verbrechen. Der Befehl wurde folglich erteilt, sie unverzüglich vor den Gerichtshof zu führen. Johanna wurde sogleich herbeigeführt, und am nämlichen Tage begann das Verhör.

Jetzt zeigte sich Johanna wahrhaft groß und schön. Das arme junge Mädchen, das weder lesen noch schreiben konnte, nur nähen und spinnen gelernt hatte, und außerdem, wie es selbst sagte, sonst nichts wusste, als ihr Pater, ihr Ave Maria und ihr Credo, die arme verlassene Gefangene, ohne menschlichen Rat, nur durch Gott und ihr Gewissen aufrecht erhalten, bewies sich immer ruhig, oft energisch, bisweilen erhaben; daher werden wir uns begnügen, um unsern Lesern eine Idee von diesem majestätischen Wesen zu geben, einige fast auf Geratewohl aus ihrem Verhöre entlehnte Fragen und Antworten anzuführen:

Ermahnt, auf die heiligen Evangelien zu schwören, die Wahrheit in allen Dingen zu sprechen, über die sie gefragt würde, antwortete Johanna:

»Ich werde nicht schwören, da es den König von Frankreich betreffende Dinge gibt, auf die ich seinen Feinden nicht antworten kann.«

»Aber,« versetzte der Bischof, »Ihr werdet wenigstens schwören, die Wahrheit hinsichtlich dessen zu sprechen, was den katholischen Glauben betrifft, und in Bezug auf Dinge, die nur Euch interessieren.«

Johanna erwiderte, dass sie bereit sei, in Bezug auf ihren Vater und ihre Mutter, so wie auf Alles, was sie getan, seitdem sie, von Domremy fortgezogen, den Weg nach Frankreich eingeschlagen, gerne antworten und schwören wolle, die Wahrheit zu sagen, aber dass sie die ihr im Namen Gottes gemachten Offenbarungen, und die sie nur dem Könige Karl mitgeteilt habe, sollte man ihr auch den Kopf abschlagen, nicht entdecken würde, ohne zuvor vom Könige Karl und von Gott die Erlaubnis dazu erhalten zu haben.«

Nach dieser mit der Einfachheit eines jungen Mädchens, und mit der Festigkeit eines Helden gegebenen Antwort, forderte sie der Bischof auf, zu schwören, in Betreff dessen die Wahrheit zu sprechen, was den Glauben anginge. Nun kniete sich Johanna nieder, legte die beiden Hände auf das Messbuch, und schwor, dass sie hinsichtlich der den Glauben betreffenden Dinge die Wahrheit sagen würde; aber sie fügte bei, dass sie von ihren Offenbarungen Niemanden etwas mitteilen würde, solange sie nicht von der nämlichen Stimme, von welcher sie dieselben erhielt, die Erlaubnis dazu bekäme. Dann wendete sie sich zum Bischof, schaute ihm in's Gesicht, und sagte zu ihm:

»Überlegt es wohl, bevor Ihr als meine Richter auftretet; denn ich verbürge Euch im Namen Gottes, dass Ihr da eine schwere Last übernehmt.«

Befragt über ihren Geburtsort, über ihr Alter, und über die Erziehung, welche sie erhielt, antwortet sie:

»dass sie zu Domremy geboren, ungefähr neunzehn Jahre alt sei, und das Pater noster, Ave Maria und Credo wisse,

Befragt, zu welcher Zeit sie ihre ersten Offenbarungen, und durch welche Mittelperson erhalten habe, antwortet sie:

»Im Alter von dreizehn Jahren, und durch die nämliche Stimme, welche sie seitdem immer lehrte, sich gut aufzuführen, aber dass sie, da sie zum Ersten mal diese Stimme hörte, sich sehr fürchtete; dass diese Stimme zur Sommerzeit erscholl, am hellen Mittage, und während sie im Garten ihres Vaters war.«

Befragt hinsichtlich dessen, was ihr diese Stimme befahl, antwortet sie:

»dass zwei- oder dreimal die Woche über diese Stimme ihr befahl, fortzugehen, um nach Frankreich zu ziehen, ohne dass ihr Vater etwas von ihrer Reise erfahre, und dass sie schleunig aufbrechen müsse, und die Engländer zur Aufhebung der Belagerung von Orleans zwingen, und den Dauphin zur Salbung nach Rheims führen sollte.«

Befragt, ob sie, als sie ihren Vater und ihre Mutter verließ, zu sündigen glaubte, antwortet sie:

»Da Gott es befahl, so wäre ich fortgegangen, hätte ich auch hundert Väter und hundert Mütter gehabt, und würde ich auch eine Königstochter gewesen sein.«

Befragt, ob sie irgend ein Hindernis auf dem Wege fand, antwortet sie:

»dass sie ohne irgend ein Hindernis zum Könige kam.«

Befragt über den Ort, wo der König war, antwortet sie:

»dass sie ihn zu Chinon fand, wo er gegen Mittag ankam; dass sie in einem kleinen Gasthaus einkehrte, und nach dem Mittagsessen zu dem Könige sich begab, der in seinem Schloss war.«

Befragt, ob der König ihr bezeichnet wurde, antwortet sie:

»dass sie ihn durch den Rath ihrer Stimmen er kannte.«

Befragt, aus welchem Stoffe ihre Standarte war, ob aus Leinwand oder Tuch, antwortet sie:

»Aus weißem Atlaß.«

Befragt, durch welche Zauberei sie den Soldaten Mut verlieh, die ihrer Standarte folgten, antwortet sie:

»Ich sagte: Brecht kühn in die Engländer ein! und ich war die Erste, die einbrach.«

Befragt, woher es komme, dass ihre Standarte bei der Salbung näher dem Chor stand, als eine andere, antwortet sie:

»Es war wohl das Mindeste, dass sie, die Erste bei der Gefahr, auch die Erste bei der Ehre war.«

Befragt, ob die Hoffnung des Sieges in ihr oder in ihrer Standarte gegründet war, antwortet sie:

»Sie war in Gott gegründet, und nicht anderswo.«

Befragt, ob die Anhänger ihrer Partei fest glaubten, dass sie von Gott abgesandt war, antwortet sie:

»Wenn sie es glaubten, so haben sie sich nicht getäuscht.«

Befragt, ob der heilige Michael ihr nackt oder angekleidet erschien, antwortet sie:

»Glaubt Ihr, dass Gott ihn nicht bekleiden könne?«

Befragt, ob sie den Ausfall aus Compiégne auf Anstiften ihrer Stimmen gemacht habe, antwortet sie:

»dass eines Tages, da sie an den Gräben von Molune stand, ihre Stimmen ihr sagten, sie würde noch vor dem Sommerjohannestage von den Engländern gefangen werden; sie habe sich aber darob nicht betrübet, sondern im Gegenteile dafür gehalten, dass diese Schickung von Gott komme, und dass Gott ihr beistehen würde.«

Befragt, ob seitdem ihre Stimmen die nämliche Ankündigung ihr wiederholt haben, antwortet sie:

»dass sie dieselbe öfter erhalten, und dann, wann und wo dies geschehen würde, gefragt, aber auf diese Frage nie eine Antwort empfangen habe.«

Befragt, ob sie in dem Falle, dass sie gefangen zu werden gewusst hätte, diesen Ausfall würde gemacht haben, antwortet sie:

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