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Ein neuer Weg

Nun stand ich also wieder an einem Wendepunkt meines Lebens. Trotz aller negativen Erfahrungen freute ich mich auf eine neue Zeit, die zweifelsohne mit diesem Seminar beginnen sollte.

Das Seminar hieß: ›Geistiges Heilen und Medialität‹ und beinhaltete auch das Aura-Sehen. Das wollte ich unbedingt lernen. Ich dachte, so könnte ich meinen Klienten, die seinerzeit aus Kunden, Familienmitgliedern oder Freunden bestand, noch besser helfen. Ich hatte neben meiner Arbeit im Außendienst begonnen, Hände aufzulegen und mit Freude entdeckt, dass meine Heilfähigkeiten bei meinen ›auserwählten‹ Klienten meist sehr rasch zum gewünschten Erfolg führten. Dennoch fühlte und wusste ich, dass ich an einem Punkt angelangt war, an dem ich alleine nicht weiterkam. So bat ich Gott darum, mir einen spirituellen Lehrer auf meinen Pfad zu senden. Nur wenige Tage später erhielt ich die Antwort auf mein Gebet.

Die Veranstaltung fand in einem Tanzlokal namens ›Star- gate‹ statt, zu dem ich mich mit einer Freundin und ihrer Mutter einfand. Die Teilnehmer waren in einem Stuhlkreis zugegen. Armin Mattich, der Seminarleiter, stand in der Mitte.

»Er hat etwas Melancholisches«, dachte ich, als ich ihn betrachtete, »und schöne, aber traurige Augen, wie ein verletztes Rehkitz!« Armin sprach die einleitenden Worte, und ehrlich gesagt, verstand ich nur Bahnhof. Das änderte sich auch das ganze Seminar über nicht, aber fleißig schrieb ich alle Namen bedeutsamer Menschen auf, über die Armin sprach. Auch sämtliche Buchempfehlungen.

Ich war fasziniert von dieser neuen Welt, in die ich gerade eingetaucht war. Als wir während einer nächsten Pause an einem Stehtisch zusammenstanden, sprach mich Armin an. In vorwurfsvollem Ton fragte er mich: »Wo bist du die ganze Zeit geblieben?«

Ich konnte es nicht fassen und drehte mich zu meinen beiden Frauen um, wobei ich mir selbst den Vogel zeigte und mit einem Kopfnicken in Armins Richtung deutete. Vielleicht ist dieser Mann doch nicht ganz normal?

Doch erinnerte ich mich auch daran, wie ich wochenlang versucht hatte, Herrn Mattich ans Telefon zu bekommen, um mich für das hiesige Seminar anzumelden, und wie meine Finger den unscheinbaren blauen Flyer zwischen einem Sammelsurium erworbener Flyer herausgefischt hatten. Als endlich, nach zahllosen Versuchen, jemand ans Telefon ging, war ich überrascht, dass es seine Tochter war, die meinen Anruf entgegennahm, und ich war enttäuscht, dass es eine Tochter und sicher eine Familie dazu gab. Warum nur hatte ich solche Gedanken und Gefühle? Keine Ahnung!

Das Seminar war mehr als faszinierend. Menschen gerieten in Trance und eine Teilnehmerin erlebte offenbar eine göttliche Verzückung. Sie zappelte eine halbe Stunde auf ihren Zehenspitzen mit weit zum Himmel emporgestreckten Armen.

»Das ist eine unmöglich einzunehmende Haltung!«, dachte ich bei mir. »Kein Mensch kann das in normalem Zustand!« Ich schaute sie an, und während ich sie betrachtete, wurde ich in einen warmen Sog aus Dankbarkeit, Freude und himmlischer Leichtigkeit gezogen. »Wie wunderbar, dass es so etwas gibt!« Ich war begeistert und tief berührt. Und so fuhr ich beglückt und dankbar mit meinen Freundinnen nach Hause.

Zu Hause angekommen, war ich voller Tatendrang und überlegte, was ich nun anfangen sollte. Mein Körper bebte vor Kraft ‒ ein Gefühl, das ich so noch nie erlebt hatte. Doch nach Menschen und Party war mir nicht, und so beschloss ich, früh zu Bett zu gehen und den Tag Revue passieren zu lassen.

Als ich so dalag, spürte ich, wie mein Körper plötzlich innerlich sehr schnell zu vibrieren begann. »Wow! Was ist das denn?«, dachte ich bei mir. Es war ein großartiges Gefühl und an Schlafen nicht zu denken. Also beschloss ich, aufzustehen und die Wohnung zu putzen. Irgendwie musste ich meine Energie loswerden. Es war wohl gegen Mitternacht, als ich endlich glücklich einschlief. In der Nacht wurde ich von einem wunderbaren Aprikosenblütenduft geweckt. Ich spürte die Anwesenheit einer sehr lichtvollen Seele und einen Hauch von Heiligkeit, bevor ich wieder selig einschlief. Die geistige Welt hatte zart und sanft ihre Fühler nach mir ausgestreckt, auch wenn ich noch keine Ahnung hatte, was es für mich bedeuten sollte.

Am nächsten Abend ging ich früh zu Bett. Mitten in der Nacht wurde ich aus einer Tiefschlafphase abrupt durch meinen Arm geweckt, der ganz von allein senkrecht in die Luft geschnellt war. Ich schaute auf die Uhr. Es war Punkt zwei Uhr. Das Ganze wiederholte sich noch zwei Mal. Jedes Mal riss mich mein Arm nach oben, stets zur vollen Stunde.

Jetzt wurde mir das nun doch unheimlich, und so verbrachte ich den Morgen damit, darüber nachzudenken, ob ich Armin Mattich anrufen sollte. Ich war ängstlich und wusste nicht, was da mit mir passierte. Schließlich überwog meine Neugierde, ich fasste mir ein Herz und rief ihn an. Eine warme Stimme begrüßte mich herzlich. Ich war erleichtert und erzählte ihm, was mir die Nächte zuvor passiert war. »Gratuliere!«, sagte Armin schlicht. Das genügte, um mir die Angst zu nehmen. Offenbar war mir etwas Wunderbares widerfahren.

Ostern stand vor der Tür, und ich dachte: »Mal wieder ein Ostern, an dem du alleine bist!« Selbstmitleid kam in mir auf. Dennoch spürte, ja ›wusste‹ ich, dass mich am Abend jemand anrufen würde.

»Ja, ja …«, schalt ich mich selbst, »wer sollte das schon sein?« Es fiel mir niemand ein, der an Ostern so alleine hätte sein können wie ich. Es wurde Abend, und als gegen 19:00 Uhr immer noch niemand angerufen hatte, ignorierte ich mein Gefühl und beschloss: »Okay, Andrea … so ist es nun mal …, aber du kannst es dir trotzdem mit dir selbst schön machen. Ich nehme jetzt ein heißes Bad und lege mich mit einem Buch ins Bett. Auch schön!«

Heute begegnest du deinem Schicksal

Als ich aus der Badewanne stieg und in den Spiegel schaute, hörte ich plötzlich eine Stimme in meinem Kopf: »Du begegnest heute deinem Schicksal!« Es war das erste Mal seit Kindheitstagen, dass ich wieder ›hörte‹.

Was? Meinem Schicksal?! Was sollte das bedeuteten? Ich hörte die Stimme klar und deutlich, keine Einbildung. Aber wer bitte soll das sein?

Etwa eine halbe Stunde später klingelte das Telefon. Armin rief an: »Andrea, hast du Lust, einen Kaffee mit mir trinken zu gehen?« Na klar hatte ich das. Aber dann kam ich ins Grübeln, und die Stimme kam mir in den Sinn. ›Heute wirst du deinem Schicksal begegnen!‹ Das wird doch sicher nicht Armin sein?

Doch an diesem Abend wurde das Band unserer vielen gemeinsam gelebten Leben neu verwoben. Während sich unsere Beziehung sanft und liebevoll entwickelte, was auch bedeutete, dass wir uns gegenseitig die Wunden der Vergangenheit leckten, keimte neue Hoffnung in uns auf. Das Schicksal hatte uns übel mitgespielt, auch Armin war wie ich verlassen worden. Der Halt, den wir uns gegenseitig gaben, war Balsam für unsere Herzen und unsere Seele.

In der Anfangszeit sprach Armin oft von Maya, seiner Freundin in Holland und einer, wie er sich ausdrückte, ›großen Seele‹. Maya war Medium und Armin Jahre zuvor in Basel, wo sie in den 80-iger Jahren als eine der Hauptreferentinnen der Basler PSI-Tage² auftrat, begegnet. Seine Erzählungen von der ersten Begegnung mit Maya und wenn er auch sonst von ihr mit warmer Stimme sprach, beeindruckten mich. Seine Augen wurden dabei so warm wie die Mittagssonne, und sein Gesicht nahm den Ausdruck eines Kindes an. Man spürte, wie sehr er sie liebte. Gleichzeitig fühlte ich die Achtung, die Armin vor Maya hatte, und weil er so zärtlich und liebevoll von ihr sprach, hatte ich sie ebenso in mein Herz geschlossen.

Etwa sechs Monate, nachdem Armin und ich uns kennengelernt hatten, sollte ich Maya nun endlich persönlich begegnen. Wir hatten bereits mehrfach vorher miteinander wie gute Freunde telefoniert. Das war merkwürdig, aber gleichzeitig ein Zeichen dafür, wie verbunden doch unsere Seelen über Tausende von Jahren waren. Ich fühlte sie nicht als Fremde, sondern als Freundin, und ihre warme, herzliche Stimme gab mir schon damals das Gefühl von tiefer Vertrautheit. Ich betete für Maya, wenn es ihr nicht gut ging, und es erschien mir als die natürlichste Sache der Welt.

Meine Suche findet ein Ende

Nun waren wir also nach Holland eingeladen, und ich freute mich wie ein Kind auf das Treffen. Es sollte ein kleines Seminar mit fünf oder sechs Personen werden. Ein befreundetes Pärchen wollte uns begleiten. Vierzehn Tage vor unserem Termin war ich bereits die Fröhlichkeit in Person. Ich spürte, dass diese Reise etwas sehr Besonderes war und zählte bereits die Tage und Stunden.

Als wir mit ein paar anderen Leuten vor Mayas Tür standen, klopfte mein Herz laut in meiner Brust. Mayas Mann öffnete die Tür mit einem freundlichen Hallo. Er war groß und schlank und sah aus wie ein typischer Holländer. Hinter ihm, viel kleiner und deshalb erst nicht zu sehen, stand Maya, jauchzend wie ein Kind, mit hochgeworfenen Armen. Voller Freude rief sie in ihrer glockenhellen Stimme: »Hallo! Wie schön, dass ihr da seid!«

Maya strahlte über das ganze Gesicht, den liebevollen Blick aus ihren lichtvollen, himmelblauen Augen auf mich gerichtet: »Und du musst Andrea sein!« Mit offener Herzlichkeit umarmte sie mich wie eine Mutter ihr Kind nach langer Trennungsphase. »Oh Kind, ich bin froh, dass du da bist!« Maya hatte mich nie zuvor gesehen, wusste aber sofort, dass ich Andrea war.

Während die kleine, zarte Person mich umfasste, spürte ich aus der Tiefe meines Herzens und aus meiner Seele: »Jetzt bin ich zu Hause angekommen!« Ich wusste einfach, ich brauche nichts und niemanden mehr zu suchen. Ich hatte gefunden, wonach ich mein Leben lang gesucht hatte. Ich fand es in dieser kleinen, zierlichen Frau, die die Siebzig bereits überschritten hatte. Ihr Licht hatte mich einfach durchdrungen. Gottes Liebe und Schönheit offenbarten sich in ihrem Wesen. Einer Sonne gleich, fiel ihr Licht auf alles und jeden, der in ihrer Umgebung weilte.

Es waren wunderbare Tage, die wir miteinander verbrachten. Wir meditierten gemeinsam, Maya sprach über die inneren Welten, und jeder von uns erhielt jeweils eine Engelbotschaft und eine Sitzung. Ich war glücklich … hatte großen Respekt und dennoch ein tiefes, vertrautes Gefühl zu Maya. Sehr deutlich spürte ich: Diese Frau hat wahrhaft Verbindung zu Gott und Christus. Eine Gottesfrau, die in ihrem einfachen Sein alle Menschen spüren lässt, wie nah uns Gott ist und wie sehr er jeden Einzelnen von uns liebt.

Maya lebte mit ihrem Mann einfach und bescheiden, mit einem kleinen, an der Küche angrenzenden Garten. Eines Abends, nachdem Maya vom ›Wissen‹ gesprochen hatte, stellten unsere Freunde ihr im heimeligen Garten eine Frage: »Maya, dürfen wir dich um ›das Wissen‹ bitten?« Auch wenn Maya in unserer Gruppe die Geschichte erzählt hatte, wie sie nach ihrer Scheidung zu Prem Rawat (Maharaji)³ gekommen war, um ›knowledge‹ von ihm zu erfragen, hatte ich dennoch nicht wirklich eine Ahnung, was es damit auf sich hatte. Eine Öffnung vom Herzen zur Seele, ja, aber ich konnte mir dennoch nicht vorstellen, was es letztlich bedeutete.

Als die beiden die Frage stellten, begann mein Herz wie wild zu pochen, und ein Orkan in mir zu toben. Ich spürte regelrecht, wie er kam, um sich mehr und mehr aufzubauen. »Sie fragen es einfach so …«, und fast verzweifelt: »Ich brauche es doch auch!«

Es ist doch merkwürdig zu wissen, dass man ›etwas‹ braucht und nicht einmal weiß, was es ist. Dennoch traute ich mich nicht, Maya ebenfalls danach zu fragen. Es erschien mir vermessen, und vermutlich fühlte ich mich auch nicht würdig, ›ES‹, was auch immer es war, zu empfangen. Ich fühlte mich wie eine Verdurstende, die verzweifelt ein Glas Wasser ersehnt und Angst hat, dass es ihr versagt wird.

Der innere Kampf dauerte ca. zehn Minuten, dann brach es aus mir heraus. Schüchtern und leise fragte ich: »Maya, meinst du, ich könnte es auch bekommen?« Jetzt war es raus!

Maya schaute mich mit ihren himmelblauen, durchdringenden Augen an und sagte mit Freude: »Kind, wie schön, dass du auch danach fragst! Du bekommst ›das Wissen‹ sogar noch früher! Ich bin froh, dass du gefragt hast!«

Ich bin sicher, dass sie meine Gedanken gelesen und meinen inneren Kampf mit verfolgt hatte. Wir vereinbarten einen Termin in den kommenden Monaten.

Später sprachen wir über die Tragödie vom 11. September. Maya sagte plötzlich: »Ihr seid dabei gewesen!« Erstaunte Blicke. »Ja, … eure Seelen sind ausgetreten, um diesen armen Seelen zu helfen. Wisst ihr, einige aus der Gruppe, die das Flugzeug besteigen sollten, hatten eine innere Ahnung davon, was passieren würde. Zwei oder drei waren das. Sie wollten ihren Flug stornieren. Ihre Geistführer haben mit ihnen gesprochen und sie überredet, doch einzusteigen, damit sie ihr Seelenziel erreichen konnten.

Wisst ihr, es ist nicht zu erahnen, welche Freude eine Seele empfindet, wenn sie ihr Ziel erreicht hat. Viele, die in das Unglück involviert waren, konnten ihr Karma ausgleichen, wieder gutmachen durch die Art und Weise, wie sie starben.«

Das war einfach unglaublich zu hören! Dann, an mich gerichtet: »Ja, du warst auch dabei!«, und mit Tränen in den Augen: »Deine Seele ist auch ausgetreten und war im Tower. Da waren zwei Frauen im Fahrstuhl eingeschlossen. Sie waren eigentlich total verfeindet, Kolleginnen, die sich über Jahre hinweg gegenseitig gehasst hatten. Und nun waren sie zusammen in Todesangst in diesem Fahrstuhl gefangen. Du warst bei ihnen, sie haben dich wie einen Engel wahrgenommen und mit deiner Hilfe konnten sie sich gegenseitig vergeben, bevor sie gemeinsam starben.«

Ich war fassungslos, doch plötzlich wusste ich, warum ich diesen eigenartigen Traum hatte, bevor Armin und ich damals in den Nachrichten von dem Attentat hörten. Ich träumte von einem hohen großen Gebäude mit vielen Büros. Viele der Räume waren wie leergefegt. Danach wachte ich verwundert und wie erschlagen auf. Nun machte mein Traum Sinn.

Als Armin und ich dann die Nachrichten hörten, waren wir schockiert, wie der Rest der Welt, und verfolgten die Übertragungen im Fernsehen. Wir konnten nicht fassen, was geschehen war. Dazwischen rief uns Maya an: »Lasst uns gemeinsam beten!«, und so verbrachten wir die Zeit damit, dies zu tun.

Damals war ich erstaunt zu hören, dass Seelen so etwas wählen. Maya sagte zu unserem Trost: »Keine Sorge! Diejenigen, die aus den oberen Stockwerken gesprungen sind, sind schon im Fallen auf die andere Seite gekommen. Sie haben keine Schmerzen gehabt.«

Als sie das Bild wiedergab von den Seelen im Jenseits und wie sie sich freuten, es geschafft zu haben, waren ihre Augen voller Tränen. Auch meine Augen blieben nicht trocken, und große Dankbarkeit darüber, dass selbst solch eine Tragödie etwas Gutes zurücklässt, erfüllte mein Herz. Es war die erste Geschichte über die innere Ebene, die ich von Maya hörte – zu einem Ereignis, das der ganzen Welt den Atem verschlagen hat.

Im Laufe der Zeit wurde ich durch Mayas inneres Erleben eine Art Mitbetrachterin vieler solcher Weltgeschehen, Naturkatastrophen, Kriege im Außen und im Inneren. Maya ›sah‹ und erlebte oft in ihrem eigenen Körper, wenn etwas mit der Erde los war, und so verstand ich mit der Zeit durch ihr Sehen und Wirken mehr und mehr die Zusammenhänge und karmischen Begebenheiten, und erlebte auch einige Wunder.

Vom Zeitpunkt unserer ersten Begegnung an entwickelte sich eine tiefe Freundschaft zwischen uns. Sehr schnell wurde sie zum wichtigsten Menschen in meinem Leben, und ich empfand sie als Schwester, Freundin, Mutter und Führerin meiner Seele.

Wenn Maya ›das Wissen‹ gab, war ›Ananda‹ ‒ was übersetzt ›der Glückselige‹ bedeutet und dessen Seele wir als Christus kennen ‒ in ihrem Körper. Als ich selbst dieses Geschenk erhielt, geschah es in einer Gruppe von etwa zwölf Menschen. Ich kam als drittletzte an die Reihe, aber bereits mit dem ersten Menschen, der es erhielt, war die Heiligkeit in Maya und im Raum bereits so spürbar, dass mir von Anfang bis Ende heiß die Tränen liefen. Als sie zu mir kam, beugte sie sich über mich und flüsterte mir (das war nun die Seele von Christus) etwas ins Ohr. Vor meinem inneren Auge entfachte sich ein strahlendes Licht, das wie ein Stern zu leuchten begann.

»Ja, ja …«, sagte Maya sodann mit einem wissenden Blick auf mich gerichtet: »die Augen sind wahrhaftig Sterne.« Offenbar hatte sie mitgeschaut, und ich musste lächeln.

Durch die Vermittlung, die Maya später treffender als ›die innere Heimkehr‹ bezeichnete, wurde mein Glaube an Gott zu einer Erfahrung und dem daraus resultierenden Wissen, dass ER in jedem Menschen lebt. Mit der Öffnung und Verbindung von Herz und Seele erfuhr ich eine tiefe innere Einheit, die nun, ihrer Gottesnatur gleich und entsprechend, nach Entfaltung strebte. Ich fühlte eine große innere Dankbarkeit aufgrund der Tatsache, dass ich zu Maya geführt wurde und sie mir durch ihre Verbundenheit mit Christus dieses Geschenk, das mein ganzes Leben veränderte, gemacht hatte.

Die Vermittlung oder auch die ›Nähe zu Gott‹ zu schenken, war eine von Mayas Hauptaufgaben als Seele in dieser Welt. Ihr einfaches und demütiges Sein und ihre Liebe, die wie Christus keinen Unterschied zwischen Menschen macht, ließen erkennen, welches Licht sie war, und gleich einer Sonne erhellte sie ihre Umgebung. Tief in mir erkannte ich, dass es einen Ort in mir gab, der unberührt und jenseits aller Spiele und Umstände dieser Welt voller Frieden und Liebe war und den ich nun jederzeit aufsuchen konnte.

Zwei Monate nach Empfang ›des Wissens‹ spürte ich plötzlich, wie sich mein Atem in der täglichen Meditation verselbständigte. Während ich gänzlich in ihm versunken war, fühlte ich, wie mein Herz das Atmen übernahm. Im ersten Augenblick war ich schockiert und wusste nicht, was gerade passierte. Musste ich nun sterben? Es war nicht mehr nötig, ein- oder auszuatmen. Es passierte einfach über mein Herz. Ich wurde geatmet. Nach einigen Minuten, in denen ich fasziniert das ›Geatmet-werden‹ spürte und bewusst verfolgte, übernahmen wieder meine Lungen die Funktion des Atmens. Das tiefe Gefühl von innerer Freude und Dankbarkeit blieb. Ich dachte: »Ja, im Grunde müssen wir nicht einmal das tun. Selbst dafür sorgt Gott.«

In den nächsten Jahren erhielt ich viele Sitzungen von Maya, die mir Klarheit über mein Leben, über meine Beziehungen und Probleme brachten. Tief sitzende Schuldgefühle wurden durch ihre mediale Arbeit, ihr Licht und ihre Verbundenheit zu Christus gelöst.

Heilung durch Vergebung

Die heilsamste Sitzung, die mir Maya je gab, ereignete sich im Dezember 2002. Hier klärte sich mein Schuldgefühl in Bezug auf meine Mutter. Dieses Gespräch wurde zur Initialzündung meines heutigen Wirkens.

»Gib mir etwas, was du oft trägst. Du weißt, ich habe das gern!«, begann Maya mit ihrem holländischen Akzent. »Mal sehen, was meine ersten Gefühle sind ... Merkwürdig, bei all den Tausenden von Menschen gleicht sich nie einer dem anderen. Du sagtest, dass dich in letzter Zeit oft deine Kindheit beschäftigt. Was aus deiner Vergangenheit spielt bei dir noch eine große Rolle?«

Ich überlegte kurz: »Gefühle der Unterdrückung, denke ich.«

»Von deinem Vater oder deiner Mutter?«

»Von meiner Mutter«, antwortete ich und erinnerte mich gleichzeitig daran, wie dominant meine Mutter zu Lebzeiten gewesen war.

Maya folgte ihrem inneren Faden: »Ja, du hast dich eigentlich nie gegen deine Mutter gewehrt. Sobald du es versucht hattest, gab es Streit. Sie war dominant, und sie war so sehr davon überzeugt, dass sie das Beste für dich tut, dass sie dir keine Chance gab, selbst nachzudenken. Sie hat eigentlich den Raum um dich herum, deinen Seelenraum, eingeengt. Das kleine Bisschen, was du hattest, hast du wie einen Schutzmantel fest um dich herum gehalten. Und selbst da hindurch kam sie noch! Deine Mutter ist kein schlechter Mensch, sie hat sicher ihre Qualitäten, aber für dich als Kind … ja, das spielt noch eine große Rolle. Deine Mutter lebt nicht mehr, oder?«

»Nein. Sie hat sich das Leben genommen.«

»Und darum hat sie sich so an dich geklammert?«

Ich stimmte zu: »Ja, ich denke schon.«

»Deswegen hat sie wohl auch deinen Raum genommen, denn sie selbst hatte fast kein Licht mehr. Wie alt warst du damals?«

»Fünfundzwanzig.«

Maya fuhr fort: »Da wohntest du nicht mehr zu Hause. Siehst du, du hast sie immer beschützt! Du hattest doch eine erwachsene Seele in einem Kinderkörper. Hast du Angst vor deiner Mutter gehabt?« Fragend schaute sie mich an.

Ich erinnerte mich daran, dass ich mich tatsächlich bereits als Kind vor meiner Mutter ängstigte und bejahte die Frage.

Maya: »Hat dein Vater nie eingegriffen? Hat sie dich bestraft mit Sachen wie ›du musst in deinem Zimmer bleiben‹, oder so etwas Ähnliches?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, nicht so sehr auf diese Art und Weise, anders …«

»Was hat sich bei dir so sehr verankert, dass du mit Erschauern an deine Mutter denkst?«

Ich brauchte eine Weile, um darüber Klarheit zu erlangen. »Die Herrschsucht, die sie gehabt hat, denke ich.«

»Weißt du, die Seele deiner Mutter versucht, sich dir zu nähern. Aber sie wartet schüchtern, bis du dein Einverständnis gegeben hast. Es ist deine Entscheidung, ob du es ihr gestatten willst oder nicht. Möchtest du mit ihr reden?« Das war keine Frage für mich, natürlich wollte ich.

Maya fuhr fort: »Sie hat Tabletten genommen, nicht wahr?« Maya hatte bereits den Kontakt zu meiner Mutter Hanne hergestellt und sprach: »Sie sagt, dass sie hoffte, mit diesem Selbstmord, der viel Mut erforderte, vielleicht etwas Schuld dir gegenüber auflösen zu können. Außerdem empfand sie das Leben unerträglich. Sie fand nie Ruhe. Und das wiederum hängt mit einem früheren Leben in einem Kloster zusammen. Willst du, dass ich dir beschreibe, was ich sehe?«

Natürlich wollte ich Klarheit.

»Mit fünfzehn Jahren wurdest du vergewaltigt, bist schwanger geworden und wolltest das Kind nicht. Du wusstest nicht, was du tun sollst, und hast es keinem Menschen erzählt. Das war im Süden von Italien. Jemand in deiner Umgebung sah dich, inzwischen mit einem dicken Bauch, und sagte: ›Du kannst keine Abtreibung machen, das würde Gott nicht gestatten. Gib das Kind in ein Kloster, denn dort wird es gut versorgt und kann Gott kennenlernen.‹

Dieses Kind war deine jetzige Mutter. Und der Mann, den du damals geheiratet hast, hat dich auch nur aus Mitgefühl geheiratet. Denn eigentlich wolltest du nicht mehr leben. Du hattest zu viele Schuldgefühle. Merkwürdigerweise war dies der Vater des jungen Mannes, der dir das angetan hatte. Später hast du das Kind gesucht, aber es war nicht mehr da. Es wurde von Kloster zu Kloster weitergereicht. Und keiner kannte den Namen.

Die Seele deiner Mutter konnte dir nicht vergeben, und erst nachdem sie gestorben ist, erkannte sie, dass du erst ein Kind von fünfzehn Jahren und missbraucht worden warst.«

Erklärend fügte Maya hinzu: »Offensichtlich hat deine Mutter dieses Klosterleben gewählt, weil sie in einem anderen Leben als Mann die katholische Kirche bekämpft hat. Unfreiwillig in ein Kloster zu kommen, war für sie somit eine Möglichkeit, Buße zu tun. Es hat ihr allerdings nicht so gut getan, und sie konnte es nicht wirklich tief bereuen. Das ist es, was sie jetzt im Jenseits offensichtlich lernen kann: dass es auch gute Katholiken gibt!

Im Moment beschäftigt sie sich mit Seelen, die sehr katholisch waren und gerade im Jenseits angekommen sind. Sie sucht nach einem Priester und versucht, etwas herauszufinden. Voller Freude geht sie da hin, um sich über Vergebung und die katholische Kirche auszutauschen. Puh, sie kann reden wie verrückt!«

Ich musste herzlich lachen.

»Jetzt weißt du, dass sie das Leben bei dir ausgewählt hat; dass du deshalb das Kind bekommen musstest und sie deswegen ins Kloster gegeben hast, um ihr zu helfen, ihr eigenes Karma auszugleichen. Du brauchst nicht mehr dieses Schuldgefühl zu haben. Jetzt lebst du in Freiheit, Kind, die Schatten deiner Vergangenheit sind nicht mehr da, weil du dir selbst endlich verziehen hast. Deine Mutter bittet dich um Vergebung … und das, was du bist, deine Seele, dreht sich zu ihr um und bittet sie ebenfalls um Vergebung. ›Von Herzen!‹, antwortet deine Mutter, und sie lässt dich wissen, dass sie jetzt froh ist, dass sie weitergehen kann und frei ist.« Maya war in Tränen: »Danke, Gott!«

Der Nebel lichtete sich. Plötzlich verstand ich all die Zusammenhänge um meine Geburt, das Verhältnis zu meiner Mutter, ihre fühlbare Wut mir gegenüber, meine Furcht vor ihr in den ersten Jahren meines Lebens; mein Denken schon von Kindesbeinen an, dass ich sie beschützen müsse. Mein Leben lang fühlte ich mich für meine Mutter verantwortlich.

Erst viel später, als meine Mutter bereits verstorben war, erzählte mir meine Tante die Geschichte von meinen ersten Jahren: »Hanne wollte dich nicht behalten und zur Adoption freigeben. Man hatte bereits eine wohlhabende Familie für dich gefunden. Die Eheleute mochten dich sehr und wollten dich adoptieren, weil sie selbst keine Kinder bekommen konnten. Da warst du ein paar Monate alt.« Ich erinnerte mich damals sofort an ein Foto, das mich als Kleinkind lachend und auf wackligen Beinen stehend zwischen einem ebenfalls glücklich lachenden Paar mittleren Alters zeigte. Das waren meine angedachten Pflegeeltern.

Meine Tante fuhr fort: »Als du ein Jahr alt warst, begegnete Hanne Klaus, deinem künftigen Stiefvater. Als Klaus erfuhr, dass sie dich weggeben wollte, sagte er: »Auf gar keinen Fall. Das Kind bleibt bei uns!« Mein Vater, der selbst adoptiert worden war und eine traurige, unliebsame Kindheit bei einer Pflegefamilie verbracht hatte, setzte seinen Willen durch. Beide heirateten und bekamen dann meine Schwester. Mir wurde klar, weshalb ich mich bereits als Kleinkind nie sonderlich wohl an der Seite meiner Mutter fühlte. Ich fühlte mich nicht angenommen, und einige Situationen kamen mir in den Sinn, in denen sie – nicht nur mir gegenüber – meist in betrunkenem Zustand Gewaltausbrüche an den Tag gelegt hatte.

Maya fuhr mit der Sitzung fort: »Dein Vater, lebt er noch?«

Ich antwortete, noch verdauend, was ich soeben erfahren hatte: »Ich habe zwei. Einen Stiefvater und einen leiblichen Vater, und beide leben noch.«

Maya darauf: »Deinen leiblichen Vater, wie lange hast du ihn gehabt?«

»Ihn habe ich erst vor ein paar Jahren kennengelernt, denn ich wurde als ›Zufallstreffer‹ gezeugt, und danach ist er verschwunden. Meine Mutter hat später meinen Stiefvater geheiratet, da war ich ungefähr ein Jahr alt. Sie wollte mich eigentlich zur Adoption freigeben.«

»Ach was! Fast der gleiche Ablauf wie in dem früheren Leben! Somit hast du deinen leiblichen Vater eigentlich gar nicht wirklich gekannt. Was hast du für ein Gefühl zu deinem leiblichen Vater?«

Wahrheitsgemäß antwortete ich meiner Freundin: »Kein sehr gutes. Ich bin emotional nicht so sehr mit ihm verbunden.«

»Und wie ist dein Verhältnis zu deinem Stiefvater?«

»Meine Eltern trennten sich, und er ist dann weggezogen. Ich habe als Kind immer wieder versucht, die Verbindung mit ihm aufzunehmen, aber er hat dies verweigert. Später sagte er zu mir, dass er sich schämte, mit uns Kontakt zu halten, weil er uns ja schließlich nichts hätte bieten können.«

Maya wirkte betroffen: »Abgewiesen zu werden von Mutter und Vater … von beiden Seiten! Dann muss ich sagen, dass du das wunderbar geschafft hast, so eine Gleichgewichtsfrau zu werden!« Maya brach ab, ging nach innen und bekam plötzlich ihren ›weiten, fernen Blick‹, den ich bereits gut kannte. Weiter an mich gerichtet: »Willst du wissen, was ich sehe?«

»Ja!«

»Ich sehe ein Leben von dir in Frankreich. Du lebst in einem Schloss und bist eine schöne junge Frau, die alle Männer um den Finger wickeln kann. Die zwei ‒ dein Stiefvater und dein leiblicher Vater in diesem Leben – wollten dich sehr gerne heiraten. Und einer der beiden war offensichtlich für deine Eltern keine so gute Partie, er war zu arm.

Du hast Ja gesagt, Nein gesagt, Ja gesagt, Nein gesagt. Er hat dich wirklich geliebt. Und am Schluss hast du gesagt, es geht nicht. Er versuchte dich zu vergessen und nannte dich eine verwöhnte Puppe. Dies tat dir sehr leid, denn dir war nicht bewusst, wie viel Power du hattest und wie du dadurch Menschen auch Schmerzen zufügen konntest.

Das war deine erste Lektion, dass große Schönheit, viel Geld und Adel Menschen nicht unbedingt gehaltvoll machen. Und deinen zweiten Vater, deinen Stiefvater, hast du dann geheiratet. Deine Eltern wollten so gerne, dass du diesen Mann heiratest, denn dadurch konnten sich eure Familien miteinander verbinden. Dieses Leben fand etwa zwischen dem 17ten und 18ten Jahrhundert statt. Er war ziemlich tyrannisch. Sein Wille war Gesetz, und nach zwei Jahren hast du ihn verlassen. Er wurde im Anschluss aus dem Dorf, in dem er das Sagen hatte, hinausgeworfen, weil die Leute erfahren hatten, dass er dich schlecht behandelt hat. Er flüchtete auf eine Insel, wo er sich fast mit jeder jungen Frau einließ. Als er sich jedoch der Tochter des Häuptlings näherte, wurde er von eben diesem erschossen.«

Das amüsierte mich, denn auch in diesem Leben war mein Vater ein Schwerenöter, und meine Mutter hatte schwer darunter zu leiden, dass er nicht treu sein konnte. Nun verstand ich auch die bittere Rivalität zwischen meinem Stiefvater und meinem leiblichen Vater.

Alles bekam nun einen Sinn. Ich wurde zurückgeführt zu einem Moment, den ich mit meinem Stiefvater gehabt hatte. Wir saßen damals an einem warmen Sommertag draußen im Garten. Plötzlich entdeckte ich Wut in den Augen meines Papas. Ja doch, er blickte mich für wenige Sekunden fast hasserfüllt an, und ich weiß noch, wie erschrocken ich darüber gewesen war. Jetzt verstand ich diesen Moment. Seine Seele erinnerte sich wohl an die Zeit zurück, als ich ihn verlassen hatte. Es muss eine große Schmach gewesen sein, galt er doch als der Dorfpatron!

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