Gefangen

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Из серии: Ein Riley Paige Krimi #13
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Seine Stimme verstummte.

Dann fügte er hinzu: „Aber Agentin Paige, ich glaube nicht, dass Morgan Farrell es getan hat. Ihren Mann umgebracht, meine ich. Ich bin ziemlich neu bei der Polizei, und ich weiß auch, dass ich noch vieles lernen muss, aber… ich glaube einfach nicht, dass sie der Typ für sowas ist.“

Diese Worte ließen Riley innehalten.

Sie konnte sich auf jeden Fall nicht daran erinnern, dass Morgan Farrell der „Typ“ gewesen war, der einen Mord begehen konnte. Aber sie musste jetzt vorsichtig sein mit dem, was sie zu Ruhl sagte. Sie war sich keinesfalls sicher, dass sie dieses Gespräch überhaupt führen sollte.

Sie fragte Ruhl: „Hat sie ein Geständnis abgelegt?“

„Man sagt mir, dass sie das hat. Und alle glauben ihrem Geständnis. Mein Partner, der Polizei Chief, der Bezirksstaatsanwalt –– absolut alle. Außer mir. Und ich musste mich einfach fragen, ob Sie…?“

Er beendete seine Frage nicht, aber Riley wusste, wie diese lautete.

Er wollte wissen, ob Riley Morgan einen Mord zutraute.

Langsam und vorsichtig sagte sie: „Officer Ruhl, ich bin Ihnen dankbar für ihren Einsatz. Aber es ist für mich wirklich nicht angemessen zu dieser Sache irgendwelche Spekulationen zu äußern. Ich nehme an, dass es ein örtlicher Fall ist und außer das FBI wird hinzugezogen um bei den Ermittlungen zu helfen, naja…ehrlichgesagt ist es sonst nicht meine Sache.“

„Natürlich, ich entschuldige mich vielmals“, sagte Ruhl höflich. „Ich sollte besser wissen, als sie damit zu belästigen. Vielen Dank jedenfalls, dass sie meinen Anruf entgegengenommen haben. Es wird nicht wieder vorkommen.“

Er beendete den Anruf und Riley saß da, zog an ihrem Drink und starrte auf das Telefon.

Die Mädchen liefen an ihr vorbei, dicht gefolgt von dem kleinen Hund. Sie waren auf dem Weg ins Familienzimmer um dort zu spielen und Darby schien sich pudelwohl in ihrem neuen Zuhause zu fühlen.

Riley schaute ihnen mit einem Gefühl tiefer Befriedigung nach. Doch dann begannen Erinnerungen an Morgan Farrell in ihr Gedächtnis zu dringen.

Sie und ihr Partner, Bill Jeffreys, hatten die Farrell Villa aufgesucht um Morgans Ehemann zum Tod seines eigenen Sohnes zu befragen.

Sie konnte sich erinnern, dass Morgan damals so aussah, als wäre sie fast zu schwach um aufrecht zu stehen. Sie hatte sich an das Geländer der breiten Treppe geklammert, ihr Mann ragte währenddessen über ihr, als wäre sie eine Art Trophäe.

Sie konnte sich an den Blick der Frau erinnern, der mit abwesendem Horror gefüllt war.

Sie konnte sich ebenso daran erinnern, was Andrew Farrell über sie gesagt hatte, sobald sie außer Hörweite war…

„War ein ziemlich bekanntes Model, als ich sie geheiratet habe –– vielleicht haben Sie ihr Foto auf den Titelseiten gesehen.“

Was den großen Altersunterschied zwischen ihnen anging, hatte er bemerkt…

„Eine Stiefmutter sollte nie älter sein, als die ältesten Kinder ihres Ehemannes. Ich habe das mit allen meinen Frauen so gehalten.“

Riley lief es nun genau wie damals kalt den Rücken hinunter.

Morgan war offensichtlich nichts anderes als ein teures Spielzeug für Andrew Farrell gewesen, dass er in der Öffentlichkeit vorzeigen konnte –– sie war für ihn überhaupt kein Mensch.

Schließlich erinnerte sich Riley auch daran, was mit Andrew Farrells vorherigen Ehefrau geschehen war.

Sie hatte Selbstmord begangen.

Als Riley Morgan ihre FBI Visitenkarte gegeben hatte, hatte sie sich Sorgen gemacht, dass die Frau ein ähnliches Schicksal erleiden könne –– oder dass sie unter mysteriösen Umständen umkommen würde. Das letzte, was sie sich vorstellen konnte war, dass Morgan ihren Ehemann ermorden würde –– oder auch sonst irgendjemanden.

Riley begann ein ihr gut bekanntes Kribbeln zu verspüren –– die Art des Kribbelns, das sie immer hatte, wenn ihre Instinkte ihr sagten, dass alles nicht so war, wie es schien.

Normalerweise war dieses Kribbeln ein Signal für sie, dass sie die Sache gründlicher untersuchen sollte.

Nun jedoch?

Nein, es geht mich wirklich nichts an, sagte sie sich.

Oder tat es das doch?

Während sie die Gedanken in ihrem Kopf umherdrehte, klingelte erneut ihr Handy. Diesmal sah sie, dass der Anruf von Bill war. Sie hatte ihm eher eine SMS geschickt, dass alles gut war und dass sie an diesem Abend bereits zuhause sein würde.

„Hi, Riley“, sagte er, als sie abnahm. „Ich wollte nur sehen, wie’s läuft. Ist also alles gut verlaufen in Phoenix?“

„Danke für den Anruf, Bill“, antwortete sie. „Ja, die Adoption ist nun endgültig abgeschlossen.“

„Ich hoffe, dass alles durchweg langweilig gewesen ist?“, fragte Bill nach.

Riley musste nur lachen.

„Nicht wirklich“, entgegnete sie. „Eigentlich, ganz und gar nicht. Es gab, ähm, Gewalttätigkeit. Und einen Hund.“

Sie hörte wie Bill ebenfalls ein bisschen lachte.

„Gewalttätigkeit und ein Hund? Ich bin gespannt! Erzähl!”

“Das mach ich, sobald wir uns sehen”, sagte Riley. “Es ist eine bessere Story, so von Angesicht zu Angesicht.“

„Ich freu‘ mich schon drauf. Ich nehme an, dass ich dich dann morgen in Quantico sehe.“

Riley schwieg einen Moment lang, da sie sich auf der Schwelle einer merkwürdigen Entscheidung verspürte.

Sie sagte zu Bill: „Ich glaube nicht. Ich denke, ich werde mir vielleicht ein paar Tage frei nehmen.“

„Tja, du hast es dir redlich verdient. Herzlichen Glückwunsch, noch einmal.“

Sie beendeten den Anruf und Riley ging hinauf in ihr Schlafzimmer. Sie schaltete ihren Laptop ein.

Dann buchte sie einen Flug nach Atlanta für den nächsten Morgen.

KAPITEL ACHT

Am nächsten Vormittag saß Riley bereits im Büro des Atlanta Polizei Chiefs, Elmo Stiles. Der große, barsche Mann erschien nicht sonderlich erfreut über das, was Riley ihm erzählt hatte.

Schließlich grummelte er: „Lassen Sie mich ganz ehrlich mit Ihnen sein, Agentin Paige. Sie sind den ganzen Weg hierher aus Quantico gekommen, um privat mit Morgan Farrell zu sprechen, die in Haft wegen dem Mord an ihrem Ehemann ist. Wir haben aber nicht um die Hilfe des FBI gebeten. Der Fall ist nun so gut wie geschlossen. Wir haben ein Geständnis und so weiter. Morgan ist schuldig, und das ist alles. Was ist hier also ihr Anliegen?“

Riley versuchte selbstbewusst zu wirken.

„Ich habe Ihnen bereits erklärt“, führte sie aus, „ich muss über eine komplett andere Sache mit ihr sprechen –– einen ganz anderen Fall.“

Stiles runzelte skeptisch die Stirn: „Einen ganz anderen Fall, zu dem Sie mir überhaupt nichts sagen können.“

„Genau“, erwiderte Riley.

Es war natürlich eine Lüge. Zum eintausendsten Mal, seit sie an diesem Morgen DC verlassen hatte, fragte sie sich, was zur Hölle sie hier eigentlich machte. Sie war es gewohnt die Interpretation der Regeln in ihrem eigenen Interesse auszuweiten, doch hier überschritt sie eindeutig die Grenze indem sie vorgab in offiziellem Auftrag des FBI zu kommen.

Wieso um alles in der Welt hatte sie jemals gedacht, dass das eine gute Idee sei?

„Was, wenn ich nein sage?“, fragte Stiles.

Riley wusste genau, dass das die Wahl des Chiefs war, und dass, sollte er sich tatsächlich weigern, sie das zu akzeptieren hatte. Doch das wollte sie nicht sagen. Sie musste sich ernsthaft darauf vorbereiten hier zu bluffen.

Sie sagte: „Chief Stiles, glauben Sie mir, ich wäre nicht hier, wenn es nicht überaus wichtig und dringend wäre. Ich bin einfach nicht befugt Ihnen zu erklären, um was es sich handelt.“

Chief Stiles trommelte einen Moment lang mit den Fingern auf dem Tisch.

Dann sagte er: „Ihr Ruf eilt Ihnen voraus, Agentin Paige.“

Riley zuckte innerlich zusammen.

Das könnte sowohl etwas Gutes wie auch etwas Schlechtes sein, dachte sie.

Sie war wohlbekannt und sehr respektiert in der Justizvollstreckung für ihre scharfen Instinkte, ihre Fähigkeit, die Gedenken eines Mörders zu lesen und ihr Geschick, scheinbar unlösbare Fälle zu lösen.

Sie war jedoch auch bekannt dafür manchmal eine Nervensäge zu sein und eigenwillig zu handeln, sodass die lokalen Behörden, die mit ihr zu tun haben mussten, oft keinen Gefallen an ihr fanden.

Sie wusste nicht, auf welche dieser zwei Charakteristiken Chief Stiles sich gerade berief.

Sie wünschte, dass sie seine Mimik besser deuten könnte, doch er hatte eins dieser Gesichter die wahrscheinlich nie besonders zufrieden aussahen, egal um was es sich handelte.

Was Riley in diesem Moment am meisten fürchtete war, dass Stiles das logischste Vorgehen wählte –– den Hörer abnahm und in Quantico anrief, um sich ihre Worte, dass sie in offiziellem Auftrag des FBI hier war, bestätigen zu lassen. Sollte er das tun, so würde sie dort niemand decken. Tatsächlich würde sie dann eine ganze Menge Probleme haben.

Naja, es wäre nicht das erste Mal, dachte sie.

Endlich hörte Chief Stiles auf mit seinen Fingern auf den Tisch zu hämmern und erhob sich aus seinem Bürosessel.

Er grummelte: „Naja, ich will alles andere als dem FBI im Weg stehen. Kommen Sie, ich bringe Sie zu Morgan Farrells Zelle.“

Riley unterdrückte einen erleichterten Seufzer als sie sich erhob und Stiles aus seinem Büro folgte. Als er sie durch die geschäftige Polizeistation führte, fragte Riley sich, ob Jared Ruhl, der Polizist, der sie gestern angerufen hatte, einer der hier Anwesenden war. Aber könnte er wissen, wer sie war?

 

Riley hoffte, dass das nicht der Fall war, sowohl in seinem, als auch in Ihrem eigenen Interesse.

Sie erinnerte sich, wie sie ihm am Telefon zum Fall von Morgan Farrell gesagt hatte…

„Ehrlichgesagt, es ist nicht meine Sache.“

Das war genau die richtige Antwort ihrerseits gewesen und es war besser für Ruhl, wenn er im Glauben blieb, dass Riley sich an ihre eigene Begründung gehalten hatte. Es würde große Probleme für ihn bedeuten, wenn Chief Stiles herausfinden würde, dass er Anfragen außerhalb seines eigenen Polizeireviers gestellt hatte.

Als Stiels sie in den Frauenteil des Gefängnisses führte wurde Riley fast betäubt von dem Lärm, der dort herrschte. Gefangene rüttelten an den Stangen und stritten sich lauthals untereinander. Nun begannen sie Riley anzubrüllen, als sie an ihren Zellen vorbeilief.

Endlich kamen sie an der Zelle, in die Morgan Farrell platziert wurde an und Stiles befahl einem Aufseher, diese aufzuschließen, sodass Riley zu ihr hineinkonnte. Die Frau saß auf dem Bett und starrte auf den Boden. Sie schien gar nicht bemerkt zu haben, dass jemand hereingekommen war.

Riley war geschockt darüber, wie sie die Frau vorfand. Sie konnte sich erinnern, dass Morgan bei ihrer letzten Begegnung extrem dünn und zerbrechlich gewirkt hatte. Nun wirkte sie noch ausgemergelter in ihrer orangenen Gefängnisuniform, die viel zu groß für sie ausfiel.

Sie wirkte auch zutiefst erschöpft. Das letzte Mal, das Riley sie gesehen hatte, war sie in vollem Makeup gewesen und angezogen, wie das Modell, dass sie einst gewesen war, bevor sie Andrew Farrell geheiratet hatte. Ohne Makeup sah sie überraschend heimatlos und verloren aus. Riley dachte sich, dass jemand, der sie nicht kannte, sie leicht für eine Obdachlose hätte halten können.

In einem sehr höflichen Ton sagte Chief Stiles zu Morgan: „Ma’am, sie haben Besuch. Es ist Spezialagentin Riley Paige vom FBI.“

Morgan schaute zu Riley auf und starrte sie an, so als wäre sie sich nicht sicher, ob sie nicht träumte. Chief Stiles wandte sich dann zu Riley und sagte: „Kommen Sie nochmal vorbei, wenn Sie hier fertig sind.“

Stiles verließ die Zelle und wies den Aufseher an, die Tür hinter sich zu schließen. Riley schaute sich um, um zu sehen, welche Art von Überwachung die Zelle hatte. Sie war nicht überrascht, eine Kamera zu entdecken. Sie hoffte, dass es nicht außerdem noch Audioaufnahmegeräte gab. Das letzte was sie jetzt wollte war für Stiles oder sonst jemanden ihr Gespräch mit Morgan Farrell mit anhören zu können. Doch nun, wo sie schon hier war, musste sie das Risiko eingehen.

Als Rileys sich neben sie auf das Bett niederließ, schaute sie Morgan weiterhin nahezu ungläubig an.

Mit einer müden Stimme sagte sie: „Agentin Paige. Ich hatte Sie nicht erwartet. Es ist sehr freundlich von Ihnen mich hier zu besuchen, aber es wäre wirklich nicht nötig gewesen.“

Riley sagte: „Ich wollte nur…“

Ihre Stimme verstummte, als sie sich selbst fragen musste…

Was will ich denn genau?

Hatte sie wirklich eine klare Vorstellung von dem, was sie hier eigentlich vorhatte?

Endlich sagte Riley: „Könnten Sie mir erzählen, was geschehen ist?“

Morgan seufzte tief.

„Es gibt nicht viel zu erzählen, oder? Ich habe meinen Ehemann ermordet. Es tut mir leid, dass ich das getan habe, glauben Sie mir. Aber nun, wo es vollbracht ist…naja, ich würde jetzt wirklich gerne nach Hause gehen.“

Riley war geschockt von ihren Worten. Begriff die Frau nicht, in was für einer schrecklichen Situation sie sich befand?

Wusste sie nicht, dass Georgia ein Staat mit Todesstrafe war?

Morgan schien Probleme damit zu haben, ihren Kopf hochzuhalten. Sie zuckte zusammen, als eine Frau in einer der Nachbarzellen schrill aufschrie.

Sie sagte: „Ich dachte, dass ich ein wenig Schlaf hier im Gefängnis bekommen würde. Aber hören Sie sich diesen Lärm an! Es geht immer weiter so, vierundzwanzig Stunden am Tag.“

Riley schaute in das erschöpfte Gesicht der Frau.

Sie fragte: „Sie haben nicht viel Schlaf bekommen, oder? Vielleicht schon seit langer Zeit?“

Morgan schüttelte den Kopf.

„Schon seit zwei oder drei Wochen –– sogar bevor ich hierherkam. Andrew ist in eine seiner sadistischen Launen geraten und beschloss, mich nicht in Ruhe zu lassen oder mich schlafen zu lassen, Tag und Nacht. Es ist einfach für ihn…“

Sie hielt inne, offensichtlich hatte sie ihren Fehler bemerkt, und sagte dann: „Es war einfach für ihn. Er hatte einen komischen Stoffwechsel, so einen den einige leistungsstarke Männer haben. Er konnte mit bloß drei oder vier Stunden Schlaf am Tag auskommen. Und in letzter Zeit war ich viel zuhause. Also stellte er mir überall im Haus nach, ließ mir keine Privatsphäre, kam zu jeder Stunde in mein Schlafzimmer und zwang mich…zu allen möglichen Sachen…“

Riley überkam eine leichte Übelkeit bei dem Gedanken daran, was diese ungesagten „Sachen“ sein konnten. Sie war sich sicher, dass Andrew Morgan sexuell gepeinigt hatte.

Morgan zuckte mit den Schultern.

„Ich nehme an, dass mir endlich der Kragen geplatzt ist“, sagte sie. „Und ich habe ihn umgebracht. Von dem, was man mir erzählt hat, habe ich gute zwölf oder dreizehn Mal auf ihn eingestochen.“

„Von dem, was man Ihnen erzählt hat?“, fragte Riley nach. „Können Sie sich nicht daran erinnern?“

Morgan stöhnte leise und verzweifelt.

„Müssen wir vertiefen, an was ich mich erinnern kann und an was nicht? Ich habe getrunken und Pillen genommen bevor es passierte und es ist alles wie in einem Nebel. Die Polizei hat mich verhört bis ich nicht mehr wusste, wo oben und wo unten ist, und wie mir geschah. Wenn Sie sich für die Einzelheiten interessieren, ich bin mir sicher, dass sie Sie mein Geständnis lesen lassen.“

Riley fühlte ein komisches Kribbeln bei diesen Worten. Sie war sich noch nicht sicher, wieso.

„Ich wünschte wirklich sehr, dass Sie es mir erzählen könnten“, sagte Riley.

Morgan runzelte die Stirn und dachte einen Moment lang nach.

Dann sagte sie: „Ich glaube, dass ich beschlossen hatte… dass ich etwas tun musste. Ich hatte gewartet, bis er in dieser Nacht auf sein Zimmer geht. Selbst dann war ich nicht sicher gewesen, dass er bereits schlief. Ich klopfte leicht an seiner Tür und er antwortete nicht. Ich öffnete die Tür und schaute hinein, und dort war er, tief schlafend.“

Sie schien nun angestrengter zu überlegen.

„Ich nehme an, dass ich mich umgesehen hatte nach etwas, womit ich es hätte tun können –– ihn umbringen, meine ich. Ich nehme an, dass ich nichts Passendes vorfand. Also, nehme ich an, bin ich hinunter in die Küche und habe ein Messer genommen. Dann bin ich wieder hinaufgestiegen und –– naja, ich nehme an, dass ich es mit dem Stechen ein bisschen übertrieben habe, denn ich hatte danach überall Blut hingemacht und auch mich selbst befleckt.“

Riley bemerkte, wie oft sie diese Worte wiederholte…

„Ich nehme an.“

Dann ließ Morgan einen genervten Seufzer aus.

„Was für eine Schweinerei das war! Ich hoffe sehr, dass die Bediensteten es mittlerweile wieder alles aufgeräumt haben. Ich habe es selbst versucht, aber natürlich bin ich in solchen Sachen selbst unter den besten Umständen absolut unfähig.“

Dann holte Morgan langsam und tief Luft.

„Und dann habe ich Sie angerufen. Und Sie haben sie Polizei gerufen. Danke, dass Sie das alles für mich veranlasst haben.“

Dann lächelte sie Riley merkwürdig an und fügte hinzu: „Und vielen Dank noch einmal, dass Sie mich besuchen. Es ist wirklich sehr lieb von Ihnen. Ich verstehe jedoch immer noch nicht, worum es sich handelt.“

Riley war zunehmend besorgt über Morgans Beschreibung ihrer eigenen Handlungen.

Irgendwas stimmt hier nicht, dachte sie.

Riley hielt einen Moment lang inne und überlegte, dann fragte sie…

„Morgan, was für ein Messer haben sie verwendet?“

Morgan runzelte ihre Stirn.

„Irgendein Messer, nehme ich an“, sagte sie. “Ich weiß nicht besonders viel über Küchenutensilien. Ich glaube, dass die Polizei gesagt hatte, dass es ein Tranchiermesser war. Es war lang und scharf.“

Riley war immer verunsicherter dadurch, wie viele Dinge Morgan nicht wusste oder unsicher war.

Was Riley selbst anging, so kochte sie mittlerweile nicht mehr sehr oft für ihre Familie, dennoch wusste sie genau, was sich in ihrer Küche befand, und wo es aufzufinden war. Alles war an seinem genauen Platz, besonders seit Gabriela die Leitung der Küche übernommen hatte. Ihr eigenes Tranchiermesser wurde zusammen mit anderen scharfen Messern in einem hölzernen Messerblock aufbewahrt.

Riley fragte: „Wo genau haben Sie das Messer hergenommen?“

Morgan lachte angespannt.

„Habe ich das nicht gerade gesagt? Aus der Küche.“

„Nein, ich meine, von welchem Ort in der Küche?“

Morgans Augen trübten sich.

„Wieso fragen Sie mich all das?“, sagte sie in einer leisen, flehenden Stimme.

„Können Sie es mir nicht sagen?“, hakte Riley mit sanftem Nachdruck nach.

Morgan sah nun zunehmend verstört aus.

„Wieso stellen Sie mir all diese Fragen? Wie ich Ihnen bereits sagte, es ist alles in meinem Geständnis. Sie können es sich durchlesen, wenn Sie es noch nicht getan haben. Wirklich, Agentin Paige, das ist nicht nett von Ihnen. Und ich würde gerne wissen, was Sie hier tun. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es nicht bloße Freundlichkeit ist.“

Morgans Stimme bebte mit einer stillen Wut. „Ich musste bereits allerlei Fragen beantworten –– mehr, als ich zählen kann. Ich verdiene nicht, noch mehr davon beantworten zu müssen, und ich kann nicht sagen, dass es mir gefallen hat.“

Sie erhob sich und sprach: „Ich habe getan, was getan werden musste. Mimi, seine Frau vor mir, sie hat Selbstmord begangen, wissen Sie? Es war überall in den Nachrichten. Und auch sein Sohn. All seine restlichen Frauen, ich weiß nicht einmal, wie viele es gewesen sind, haben einfach ausgeharrt und gelitten, bis sie ein paar Fältchen bekommen haben und er beschloss, dass sie nicht mehr gut genug waren um sie vorzeigen zu können. Also wurde er sie los. Welche Frau duldet sowas? Welche Frau denkt, dass sie das verdient?“

Dann fügte sie mit einem tiefen Knurren hinzu…

„Ich bin nicht so eine Frau. Und ich denke, dass Andrew das nun weiß.“

Dann wurde ihr Gesichtsausdruck wieder von Verwirrung getrübt.

„Das alles gefällt mir nicht“, flüsterte sie. „Ich denke, dass Sie jetzt besser gehen.“

„Morgan ––“

„Ich sagte, dass ich möchte, dass Sie jetzt gehen.“

„Wer ist Ihr Anwalt? Hat Sie ein Psychiater begutachtet?“

Morgan schrie nun beinahe: “Ich meine es Ernst. Gehen Sie!“

Riley wünschte, dass sie noch viele weitere Fragen stellen könnte, aber sie sah, dass es keinen Sinn hatte. Sie rief nach einem Aufseher, der sie aus der Zelle ließ. Dann fand sie zurück zu Chief Stiles‘ Büro und schaute durch die offene Tür hinein.

Stiles schaute von seinem Schreibtisch mit einer verdächtigenden Miene auf.

„Haben Sie alles herausgefunden, was Sie wissen wollten?“, fragte er Riley.

Einen Moment lang wusste Riley nicht, was sie sagen sollte.

Sie war versucht zu antworten…

„Nein, und ich werde wiederkommen müssen um noch einmal mit ihr zu reden.“

Doch das könnte Stiles‘ Skeptizismus an den Rand treiben und er würde dann womöglich doch in Quantico anrufen.

Stattdessen antwortete sie…

„Danke für Ihre Mitarbeit, Sir. Ich werde selbst hinausfinden.“

Als sie sich den Weg aus der Polizeistation bahnte, dachte sie an die merkwürdige Unterhaltung, die sie eben mit Morgan über das Messer gehabt hatte und wie defensiv die Frau geworden war…

 

„Wieso stellen Sie mir all diese Fragen?“

Riley war sich in einem sicher. Morgan hatte nicht die geringste Ahnung, wo das Messer in der Küche aufbewahrt wurde. Und wenn sie danach hätte suchen müssen, dann hätte sie Riley genau sagen können, wo sie es gefunden hatte.

Sie erinnerte sich außerdem daran, was Morgan ihr damals am Telefon gesagt hatte…

„Das Messer ist gleich hier neben ihm.“

In dem Moment hatte Morgan sicherlich nicht gewusst, wo das Messer hergekommen war.

Sie ist unschuldig, begriff Riley, als sie in ihren Mietwagen stieg.

Ihr Bauchgefühl ließ keine Zweifel, auch wenn Morgan selbst es nicht glaubte.

Und niemand anders würde ihre Schuld anzweifeln. Sie waren alle froh, sich der Sache entledigt zu haben.

Es lag an Riley die Dinge gerade zu rücken.

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