TARZANS DSCHUNGELGESCHICHTEN

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Taug grunzte: Da war nichts zu vergleichen! Wie konnte man sein schönes Fell mit der glatten, nackten Scheußlichkeit von Tarzans haarloser Haut vergleichen? Wer konnte an des Tarmangani spitzer Nase etwas Schönes finden, wenn er Taugs breite Nüstern gesehen hatte? Und erst Tarzans Augen! Hässliche Dinger, die das Weiße sehen ließen und nicht die kleinste Spur eines roten Randes hatten! Taug wusste, wie schön seine eigenen blutunterlaufenen Augen waren, denn er hatte sie oft schon in der glatten Oberfläche eines tränkenden Wassertümpels spiegeln sehen.



Der Affe schlich näher an Teeka und drückte sich schließlich eng an ihre Seite. Als Tarzan bald danach von seiner Jagd zurückkam, sah er, wie Teeka seinem Rivalen zufrieden den Rücken kratzte.



Tarzan war empört. Weder Taug noch Teeka sahen es, als er aus den Bäumen auf die Waldwiese herauskam. Er schaute ihnen einen Augenblick zu, dann wendete er sich mit seiner jammervollen Grimasse ab und verschwand wieder in dem Gewirr belaubter Zweige und Moosgirlanden, aus denen er aufgetaucht war.



Tarzan wünschte sich von der Ursache seines Herzeleides so weit fort wie möglich. Er erlitt die ersten Stiche verschmähter Liebe und wusste nicht einmal ganz genau, was eigentlich mit ihm los war. Er glaubte erst, es sei Ärger über Taug, aber dann verstand er nicht, warum er davongelaufen war, statt sich zum tödlichen Kampfe auf den Zerstörer seines Glücks zu stürzen. Dann dachte er wieder, es sei wohl Ärger über Teeka, aber die Vorstellung ihrer vielen Schönheiten verfolgte ihn, so dass sie ihm wieder nur im Lichte der Liebe als das begehrenswerteste Ding auf der Welt erschien.



Dem Affenknaben fehlte Zuneigung. Von seiner Kindheit bis zur Zeit ihres Todes, als Kulongas vergifteter Pfeil ihr wildes Herz durchbohrte, war Kala für den englischen Knaben die einzige gewesen, für die er Anhänglichkeit empfinden konnte.



Kala hatte ihren angenommenen Sohn in ihrer wilden, rauen Art geliebt und Tarzan hatte diese Liebe erwidert, obgleich die äußerlichen Zeichen davon nicht größer waren, als man es auch von jedem anderen Dschungeltier erwarten konnte.



Erst als er ihrer beraubt war, wusste der Junge, wie innig er an seiner Mutter, denn dafür hielt er sie, gehangen hatte.



In Teeka hatte er in den letzten paar Stunden einen Ersatz für Kala gesehen - etwas, für das er kämpfen, für das er jagen konnte - etwas, das er liebkosen konnte! Nun war sein Traum zerbrochen. Irgendetwas in der Brust tat ihm weh. Er legte die Hand auf das Herz und fragte sich verwundert, was ihm denn geschehen war. Ganz unbestimmt fühlte er, dass er seinen Schmerz Teeka zuzuschreiben habe. Je mehr er daran dachte, wie er zuletzt Teekas Liebkosung für Taug gesehen, desto weher tat ihm das Ding in der Brust.



Tarzan schüttelte den Kopf und brummte. Immer weiter durch die Dschungel schwang er sich, und je weiter er zog und je mehr er über das erlittene Unrecht nachdachte, desto näher war er daran, unwiderruflich ein Weiberfeind zu werden.



Volle zwei Tage später jagte er immer noch allein - recht mürrisch und recht unglücklich; er war entschlossen, nie wieder zur Horde zurückzukehren. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, Taug und Teeka stets beieinander sehen zu müssen. Als er sich gerade auf einen großen Ast schwang, schritten Numa, der Löwe, und Sabor, die Löwin, unter ihm durch. Seite an Seite gingen sie und Sabor lehnte sich an den Löwen und biss ihn im Spiel in die Wange. Es war eine halbe Zärtlichkeit. Tarzan seufzte und schleuderte ihnen eine Nuss nach.



Nachher stieß er auf mehrere von Mbongas schwarzen Kriegern. Er wollte schon einem, der sich etwas von den anderen entfernt hatte, seine Schlinge um den Hals werfen, als ihn der Gegenstand anzog, mit dem sich die Schwarzen beschäftigten. Sie bauten auf der Wildfährte einen Käfig und bedeckten ihn mit belaubten Zweigen. Als sie ihr Werk beendet hatten, war der Bau kaum noch zu sehen.



Tarzan wunderte sich, wozu das Ding dienen sollte und warum seine Erbauer nach der Fertigstellung wieder den Wildpfad hinab nach ihrem Dorf zurückgingen.



Es war einige Zeit her, seit Tarzan die Schwarzen besucht und sich aus der Deckung des großen Baumes über der Palisade die Beschäftigungen seiner Feinde, deren einer Kala ermordete, wieder angesehen hatte. Obgleich er sie hasste, verschaffte es ihm doch viele Unterhaltung, ihr tägliches Leben im Dorf, besonders bei den Tänzen, zu belauschen, wenn der Feuerschein auf den nackten Körpern spielte, die im Getümmel des Scheinkampfs sprangen und sich bogen und drehten. Wohl in der Hoffnung, etwas Derartiges zu sehen zu bekommen, folgte er ihnen bis zum Dorf, aber er war enttäuscht. Diese Nacht fand kein Tanz statt.



Dafür sah Tarzan aus seinem sicheren Baumversteck, wie kleine Gruppen, um Feuerchen hockend, die Tagesereignisse besprachen, während er in den dunkleren Ecken des Dorfes einzelne Paare erspähte, die miteinander lachten und schwatzten. Und immer war einer von dem Paare ein junger Mann und das andere ein junges Weib.



Tarzan neigte den Kopf auf die Seite und überlegte. Ehe er in dieser Nacht in einer Astgabel des großen Baumes am Dorf einschlief, erfüllte ihn der Gedanke an Teeka und nachher träumte er von ihr - von ihr und den jungen Schwarzen, die mit den jungen Negermädchen lachten und scherzten.



Taug hatte sich beim allein jagen etwas von dem übrigen Stamm entfernt. Er strich langsam eine Elefantenfährte entlang, als er entdeckte, dass sie an einer Stelle von Pflanzen verwachsen war. Nun war der erwachsene Taug ein übellauniges, ungeduldiges Tier geworden. Wenn ihn etwas hinderte, dachte er nur daran, das Hindernis durch rohe Kraft und Wildheit zu beseitigen. Als er daher jetzt den Weg versperrt sah, riss er ärgerlich an dem Vorhang aus Zweigen, fand sich alsbald in einem wunderlichen Raum und fand weiter, dass der Durchgang versperrt war und dass er trotz heftigster Anstrengung nicht durchbrechen konnte. Taug biss und schlug nach dem Gitter und geriet zuletzt in eine fürchterliche Wut, aber es nützte ihm alles nichts; schließlich sah er ein, dass er umkehren musste. Aber als er es tun wollte, fand er zu seinem Grimm, dass ein anderes Gitter hinter ihm herabgefallen war, während er das vordere hatte niederbrechen wollen! Taug saß in der Falle. Er kämpfte verzweifelt bis zur völligen Erschöpfung um seine Freiheit, aber es war aussichtslos.





Am Morgen rückte aus Mbongas Dorf eine Abteilung Schwarzer nach der tags zuvor gebauten Falle ab, während ein nackter junger Riese, von der Neugierde der wilden Geschöpfe erfüllt, in den Zweigen über ihnen schwebte. Manu, das Äffchen, schnatterte und schalt, als Tarzan vorbeikam, und obgleich er die wohlbekannte Gestalt des Affen jungen nicht fürchtete, zog er doch den kleinen braunen Körper seiner Lebensgefährtin enger an sich. Tarzan lachte, als er das sah, aber nach dem Lachen zog eine Wolke über sein Gesicht und er seufzte tief.



Ein paar Schritte weiter stolzierte ein Vogel in buntem Prachtgefieder vor den bewundernden Augen seines dunkelfarbigen Weibchens umher. Es kam Tarzan vor, als ob sich alles im Dschungel vereinigt hätte, um ihn an Teekas Verlust zu erinnern; sonst hatte er diese Dinge jeden Tag gesehen und sich nichts dabei gedacht.



Als die Schwarzen die Falle erreichten, machte Taug einen mächtigen Aufruhr. Er packte die Stangen seines Gefängnisses und schüttelte sie wahnsinnig, während er ohne Aufhören brüllte oder schrecklich knurrte. Die Schwarzen waren ganz übermütig vor Freude, denn obgleich sie ihre Falle nicht für diesen haarigen Baummann gebaut hatten, waren sie doch entzückt über ihren Fang.



Tarzan spitzte die Ohren. Als er die Stimme eines großen Affen hörte, schlug er rasch einen Bogen, bis er unter Wind der Falle war und suchte in der Luft nach der Witterung des Gefangenen. Nach kurzer Frist drang in seine feine Nase ein vertrauter Geruch, der ihm so untrüglich, als es seine Augen gekonnt hätten, Taug als den Gefangenen angab. Jawohl, Taug war es, und zwar allein.



Tarzan lachte und näherte sich, um festzustellen, was die Schwarzen mit ihrem Gefangenen vorhatten. Ohne Zweifel würden sie ihn sofort töten. Wieder freute sich Tarzan. Jetzt hatte er Teeka für sich und keiner würde sie ihm mehr streitig machen können. Er beobachtete noch, wie die Schwarzen die Zweige vom Käfig nahmen, Seile anbrachten und den Käfig nach dem Dorf zu die Wildfährte hinabschleiften.



Tarzan wartete, bis sein Nebenbuhler außer Sicht kam, der immer an den Gitterstäben rüttelte und seinen Zorn und seine Drohungen durch Knurren kundgab. Dann wandte sich der Affenjunge und machte sich rasch auf die Suche nach der Horde und nach Teeka.



Unterwegs überraschte er Sheeta und seine Familie auf einer kleinen, halbverwachsenen Lichtung. Das große Männchen lag ausgestreckt auf dem Boden, während das Weibchen seinem Herrn eine Tatze über das wilde Gesicht legte und ihm den weichen, weißen Pelz am Hals beleckte.



Tarzan vergrößerte seine Geschwindigkeit, bis er fast durch den Wald flog und traf bald auf die Horde. Er hatte sie längst erspäht, ehe sie ihn erblickten, denn von allen Dschungelgeschöpfen kam keines leiser als Affentarzan. Er sah Kamma mit ihrem Gefährten Seite an Seite, wie sie die behaarten Körper aneinanderrieben. Aber er sah Teeka allein Futter suchen. Sie sollte nicht lange allein suchen, dachte Tarzan, als er mit einem Satze mitten unter ihnen erschien.



Es gab ein entsetztes Rennen, und ein Chor ärgerlicher und erschreckter Knurrstimmen ertönte, denn Tarzan hatte sie überrascht. Aber es musste mehr als nur ein nervöses Erschrecken dabei sein, sonst war nicht zu erklären, warum das Haar der Affen noch gesträubt blieb, obwohl sie schon lange die Person des Ankömmlings festgestellt hatten.



Tarzan fand wieder, wie schon so oft, dass immer sein plötzliches Erscheinen unter ihnen sie für lange Zeit völlig aus der Fassung brachte und dass sie sich erst beruhigten, wenn sie ihn samt und sonders ein halbes dutzendmal oder öfter berochen hatten.

 



Er drängte sich zwischen ihnen durch und ging auf Teeka zu; aber als er näherkam, wich die Äffin zurück. »Teeka«, sagte er, »ich bin Tarzan. Du gehörst Tarzan. Ich bin deinetwegen gekommen.«



Die Äffin kam näher und besah ihn sorgfältig. Endlich beroch sie ihn, wie um ganz sicher zu gehen.



»Wo ist Taug?«, fragte sie.



»Die Gomangani haben ihn«, erwiderte Tarzan. »Sie werden ihn töten.«



Tarzan sah in den Augen des Weibchens einen Ausdruck von Verstehen und einen traurigen Blick, als er ihr Taugs Schicksal mitteilte; aber sie kam ganz nahe heran und schmiegte sich an ihn und Tarzan, Lord Greystoke, legte seinen Arm um sie.



Da fuhr er auf, denn er bemerkte die merkwürdige Unstimmigkeit seines glatten, braunen Armes neben dem schwarzen, behaarten Fell seiner Angebeteten. Er dachte an die Pfote von Sheetas Weibchen über Sheetas Gesicht - da war keine Unstimmigkeit. Er dachte, wie der kleine Manu sein Weibchen an sich drückte und wie eines zu dem anderen zu gehören schien. Selbst das stolze Männchen der Vögel mit seinem hübschen Gefieder trug eine gewisse Ähnlichkeit mit seiner ruhiger getönten Gefährtin zur Schau. Auch Numa, der Löwe, war, wenn man seine zottige Mähne wegließ, das Gegenstück zur Löwin Sabor. Zwischen Männchen und Weibchen bestanden wohl Unterschiede, aber nicht so große, wie zwischen Tarzan und Teeka.



Tarzan war verwirrt. Irgendetwas stimmte nicht. Sein Arm rutschte von Teekas Schulter. Ganz langsam wich er vor ihr zurück. Sie blickte ihm mit schräg gehaltenem Kopf nach. Tarzan erhob sich zu seiner vollen Größe und schlug mit den Fäusten auf seine Brust. Er hob den Kopf zum Himmel, öffnete den Mund und stieß aus der Tiefe der Lungen den wilden, unheimlichen Kampfruf des siegreichen Affenbullen hervor. Der Stamm besah ihn mit neugierigen Augen. Er hatte doch nichts erlegt und ein Gegner war auch nicht da, um sich durch den wilden Schrei zur Kampftollheit anzustacheln! Nein, es gab wirklich keine Entschuldigung für diese Störung, sie hielten daher stets ein Auge auf den Affenmenschen gerichtet für den Fall, dass sein Schrei die Vorbereitung zum Amoklaufen war.



Sie beobachteten noch, wie er sich auf einen nahen Baum schwang und aus dem Gesichtskreis verschwand. Dann vergaßen ihn alle wieder; auch Teeka.



Mbongas schwarze Krieger kamen nur langsam dem Dorf näher, denn sie schwitzten sehr bei ihrer anstrengenden Arbeit und mussten oft ausruhen. Jedes Mal, wenn sie den Käfig bewegten, knurrte und brüllte das wilde Tier in dem rohgebauten Käfig und trommelte an den Stäben. Es war ein fürchterlicher Lärm.



Die Schwarzen hatten ihren Weg fast beendet und ruhten zum letzten Male aus. ehe sie die Lichtung erreichten, auf welcher ihr Dorf lag. Ein paar weitere Minuten würden sie aus dem Wald gebracht haben, und dann würde wahrscheinlich das, was nun kam, nicht eingetreten sein. Eine schweigende Gestalt huschte über ihnen durch die Bäume. Scharfe Augen prüften den Käfig und zählten die Krieger. Ein erfindungsreiches und waghalsiges Gehirn erwog die Möglichkeit des Erfolges, wenn ein gewisser Plan nötig wurde.



Tarzan beobachtete, wie die Schwarzen im Schatten ruhten. Sie waren erschöpft. Einige schliefen bereits. Er kroch näher, hielt schon über ihnen. Kein Blättchen raschelte bei seinem behutsamen Vorrücken. Mit der unerschöpflichen Geduld des Raubtieres wartete er. Jetzt waren nur noch zwei Krieger wach und einer der beiden war bereits schlaftrunken. Affentarzan zog sich zum Angriff zusammen, als der nicht eingeschlafene Schwarze aufstand und um den Käfig herumging. Der Junge blieb über seinem Kopf. Taug folgte dem Krieger mit den Augen und knurrte laut, so dass Tarzan fürchtete, der Menschenaffe werde die Schlafenden wecken.



In einem der Ohren des Negers unhörbaren Flüstern nannte Tarzan Taug beim Namen, empfahl ihm Schweigen, und Taugs Knurren verstummte.



Der Schwarze ging an die Rückseite des Käfigs, um die Befestigung zu prüfen, und als er dort stand, stürzte sich der Affenmensch über ihm vom Baum gerade auf seinen Nacken. Stählerne Finger umklammerten seinen Hals, den Schrei erstickend, der sich über die Lippen des erschrockenen Mannes ringen wollte, starke Zähne gruben sich in seine Schulter und kraftvolle Beine wanden sich um seinen Rumpf.



Der vor Angst wahnsinnige Schwarze suchte das stille, auf seinem Rücken hängende Etwas loszuwerden. Er warf sich auf den Boden und überkollerte sich, aber die mächtigen Finger nahmen ihren Griff immer enger und fester. Der Mann riss den Mund weit auf, die geschwollene Zunge drückte sich vor, die Augen traten aus den Höhlen, aber die erbarmungslosen Finger verstärkten ihren Druck noch.



Taug war schweigsamer Zeuge des Ringens. In seinem wilden, kleinen Hirn fragte er sich zweifellos, was Tarzan bewegen mochte, den Schwarzen anzugreifen. Taug hatte weder den Kampf jüngst mit dem Menschenjungen noch den Grund dazu vergessen. Plötzlich sah er die Gestalt des Gomangani nachgeben. Ein krampfhaftes Zucken noch und der Mann lag still. Tarzan sprang von seinem Opfer auf und lief an die Türe des Käfigs. Mit seinen geschickten Fingern löste er die Riemen, welche die Tür an ihrem Platze hielten. Taug konnte nur zusehen, helfen konnte er nicht. Gleich darauf stieß Tarzan das Ding ein paar Fuß hoch und Taug kroch heraus. Der Affe wollte sich sofort auf die schlafenden Schwarzen stürzen, um sein Mütchen an ihnen zu kühlen, aber Tarzan duldete es nicht. Stattdessen zog der Affenknabe den bewusstlosen Schwarzen in den Käfig und lehnte ihn gegen das Seitengitter. Dann ließ er die Türe wieder herunter und befestigte die Riemen, wie sie gewesen waren.



Ein vergnügtes Lächeln erhellte seine Züge bei dieser Beschäftigung, denn eine seiner Lieblingsunterhaltungen war es, die Schwarzen in Mbongas Dorf zu plagen. Er stellte sich ihren Schrecken vor, wenn sie beim Erwachen ihren toten Kameraden statt des ein paar Minuten vorher darin gewesenen Menschenaffen im Käfig eingeschlossen fanden.



Taug und Tarzan schwangen sich in die Bäume, das zottige Fell des wilden Affen streifte die glatte Haut des englischen Lordsohnes, als sie zusammen durch den Urwald zogen.



»Geh zu Teeka zurück«, sagte Tarzan. »Sie gehört dir. Tarzan braucht sie nicht.«



»Hat Tarzan ein anderes Weibchen gefunden?«, fragte Taug.



Der Junge zuckte die Schultern. »Die Gomangani nehmen eine andere Gomangani, Numa der Löwe hat die Löwin Sabor; Sheeta hat ein Weibchen von seiner Art, so hat es Bara, der Hirsch, und Manu, das Äffchen. Alle Tiere und Vögel der Dschungel finden eine Gefährtin. Nur für Affentarzan gibt es keine. Taug ist ein Affe. Teeka ist eine Äffin. Geh du zurück zu Teeka. Tarzan ist ein Mensch. Er muss allein bleiben.«




 Tarzans Gefangenschaft



Die schwarzen Krieger arbeiteten in der feuchten Hitze mühsam unter den erstickenden Schatten der Dschungel. Mit den Speeren lockerten sie den festen dunklen Lehm und die tiefe Lage vermoderter Pflanzen. Mit ihren Fingernägeln kratzten sie die zerkleinerte Erde aus der Mitte der uralten Waldfährte. Oft hielten sie in der Arbeit an, hockten sich auf den Rand der Grube, die sie anlegten, ruhten sich aus, lachten und schwatzten. Während sie mit ihren Speeren gruben, lehnten ihre langen ovalen Schilde aus dicker Büffelhaut an den nahen Baumstämmen. Ihre glatte, schwarze Haut, unter der sich die schönen, vollen Muskeln in der runden Form vollster Gesundheit strafften, glänzte vom Schweiß.



Eine Riedantilope zog vorsichtig auf dem Weg zur Wasserstelle die Fährte entlang, als ihr das Gelächter zu Gehör kam. Sie stand einen Augenblick bis auf die witternden Nüstern bewegungslos, dann wendete sie sich und floh geräuschlos aus der schrecklichen Nähe der Menschen.



Hundert Schritte davon entfernt im Dickicht der undurchdringlichen Dschungel hob der Löwe Numa seinen massigen Kopf. Numa hatte heute fast bis zum Tagesanbruch gefressen, so dass er erst durch den großen Lärm geweckt wurde. Jetzt hob er die Schnauze, zog die Luft ein und fing die scharfe Witterung des Riedbocks und die dumpfe des Menschen auf. Aber Numa war wohl gesättigt. Mit einem leisen, unzufriedenen Grunzen erhob er sich und schlich davon. Buntgefiederte Vögel mit heiseren Stimmen schossen von Baum zu Baum. Kleine Affen schwangen sich schnatternd und scheltend über den schwarzen Kriegern durch die schwanken Zweige. Und doch fühlten sich diese allein, denn die gleich den Straßen einer Großstadt von Myriaden Lebewesen wimmelnde Dschungel wirkt auf jeden wie der einsamste Flecken auf Gottes großer Welt.



Aber waren sie wirklich allein?



Über ihnen wiegte sich ein grauäugiger Jüngling auf einem dichtbelaubten Ast und bewachte mit reger Aufmerksamkeit jede ihrer Bewegungen. Das zurückgehaltene Feuer des Hasses glomm unter des Jungen offenbarem Wunsch, herauszufinden, welchen Zweck die Arbeit der Schwarzen hatte. Einer so wie diese da hatte seine geliebte Kala getötet. Er konnte nur bittere Feindschaft für sie hegen, aber er belauschte sie gern, weil er begierig war, das Benehmen der Menschen besser kennenzulernen.



Er sah die Grube tiefer werden, bis ein großes Loch von der Breite der Fährte gähnte - ein Loch, groß genug, um alle sechs Schwarzen zusammen in sich aufzunehmen. Tarzan konnte sich den Zweck einer solchen Riesenarbeit nicht vorstellen. Als sie lange Stangen schnitten, am oberen Ende zuspitzten und in Abständen senkrecht in den Boden der Grube setzten, stieg sein Erstaunen. Und als sie dann schwache Querstäbe darüber legten und mit einer sorgfältig angebrachten Lage aus Blättern und Erde ihr Werk jedem Blick verdeckten, wurde er nicht klüger daraus.



Als die Schwarzen fertig waren, betrachteten sie ihr Werk mit Zeichen vollster Zufriedenheit und Tarzan betrachtete es gleichfalls so. Selbst für sein geübtes Auge blieb kaum eine Spur davon, dass die alte Wildfährte in irgendeiner Weise angerührt worden war.



Der Affenmensch war so sehr in seine Mutmaßungen über den Zweck der überdeckten Grube vertieft, dass er die Schwarzen nach ihrem Dorf ohne die übliche Hetze entkommen ließ, die ihn zum Schrecken von Mbongas Stamm gemacht hatte und für ihn gleichzeitig ein Mittel zur Rache und eine unerschöpfliche Quelle der Unterhaltung darstellte.



Aber wie sehr er sich auch den Kopf zerbrach, er konnte das Rätsel der verdeckten Grube nicht lösen, denn die Sitten der Schwarzen waren für Tarzan immer noch etwas Unbekanntes. Sie waren erst vor kurzem in die Dschungel eingewandert - die ersten ihrer Gattung, um den Tieren dort ihre uralte Vorherrschaft aufzudrängen. Für den Löwen Numa, für Tantor, den Elefanten, für die großen und die kleinen Affen, für all und jeden der Myriaden Geschöpfe dieser rauen Wildnis waren die Mittel und Weg des Menschen neu. Sie mussten noch vieles lernen, was. diese schwarzen, haarlosen Geschöpfe betraf, die aufrecht auf den Hinterpfoten gingen - und sie lernten langsam und immer zu ihrem größten Kummer.



Bald nach dem Abzug der Schwarzen schwang sich Tarzan auf die Fährte hinab. Vorsichtig witternd umkreiste er die Ränder der Falle. Er hockte sich hin und kratzte das Ende eines Querträgers frei. Dann beroch er ihn, berührte ihn, legte den Kopf auf die Seite und beschaute ihn ernst ein paar Minuten lang. Schließlich brachte er die Stelle wieder sauber in Ordnung, schwang sich hinauf in die Zweige und machte sich auf die Suche nach seinen behaarten Gefährten, den großen Affen von Kerschaks Horde.



Als ihm dabei der Löwe Numa über den Weg lief, hielt er einen Augenblick an, warf seinem Feind eine weiche Frucht in das knurrende Gesicht und schimpfte ihn Aasfresser und Bruder der Hyäne Dango. Numa starrte mit seinen feurigen, runden, gelbgrünen Augen voll tiefem Hass auf die tanzende Gestalt oben. Seine dicken Backen zitterten unter leisem Knurren und die Wut setzte seinen geschmeidigen Schweif in scharfe peitschende Bewegung. Aber aus alter Erfahrung wusste er, wie zwecklos es war, mit dem Affenmenschen auf weite Entfernung zu verhandeln, deswegen schlug er sich alsbald seitwärts in die Büsche, die ihn den Blicken seines Quälgeistes entzogen.



Tarzan schnitt seinem abziehenden Feinde eine affenartige Grimasse und schrie ihm eine letzte Dschungelbeleidigung nach, ehe er seinen Weg fortsetzte.



Eine Meile weiter trug ihm ein Windhauch einen scharfen vertrauten Geruch ganz aus der Nähe in die Nase und gleich darauf sah er unter sich ein ungeheures grauschwarzes Ungetüm geradewegs durch die Dschungel sich Bahn brechen. Tarzan griff neben sich und knickte einen kleinen Zweig und schon machte der wuchtige Körper bei dem plötzlichen Knacken halt. Große Ohren klappten nach vorne und ein langer, weicher Rüssel hob sich, um rasch auf der Suche nach feindlicher Witterung hin- und herzuschwanken, während zwei schwachsichtige, kleine Augen argwöhnisch aber erfolglos nach dem Urheber des Geräusches spähten, das seinen friedlichen Weg gestört hatte.

 



Tarzan lachte laut und kam dicht über den Kopf des Dickhäuters.



»Tantor! Tantor!«, schrie er. »Bara, der Hirsch, ist nicht so ängstlich wie du - du, Tantor, der Elefant, der größte von allem Dschungelvolk. Du, mit der Stärke von ebenso viel Numas als ich Finger und Zehen habe! Tantor, der die größten Bäume ausreißen kann, du zitterst vor Angst, wenn ein kleiner Zweig knackt!«



Ein raschelndes Geräusch, das ebenso ein Zeichen der Verachtung wie der Erleichterung sein konnte, war Tantors einzige Antwort, als er den hocherhobenen Rüssel und die Ohren senkte und seinen Schwanz wieder wie gewöhnlich hängen ließ. Nur die Augen suchten weiter nach Tarzan. Tantor brauchte nicht lange zu warten, denn eine Sekunde später sprang der Jüngling auf den breiten Kopf seines alten Freundes herab. Dort streckte er sich lang aus, trommelte mit den Zehen auf der Haut und kratzte mit den Fingern die zarteren Stellen hinter den großen Ohren, während er Tantor den ganzen Dschungelklatsch erzählte, als ob das große Tier jedes seiner Worte verstünde.



Tarzan konnte Tantor vieles verständlich machen und obgleich sein Geschwätz von der Jagd über die Begriffe des großen, grauen Dschungel-Fürchtenichts ging, stand dieser doch mit funkelnden Augen und leise schwingendem Rüssel, als ob er jedes Wort mit vollstem Verständnis in sich aufnehme. In Wirklichkeit liebte er die angenehme freundliche Stimme, die liebkosenden Hände hinter den Ohren und die enge Vertraulichkeit des Freundes, den er schon so oft auf dem Rücken getragen hatte. Tarzan hatte sich einst noch als kleines Kind dem großen Tier furchtlos genaht, weil er bei dem Dickhäuter die gleichen freundlichen Gefühle voraussetzte, die sein eigenes Herz erfüllten. Tarzan hatte in den Jahren ihrer Freundschaft entdeckt, dass er eine unerklärliche Macht besaß, seinen mächtigen Freund zu leiten und zu lenken. Von so weit her als Tantor mit seinen scharfen Ohren die schrillen durchdringenden Rufe des Affenmenschen noch vernehmen konnte, kam er auf dessen Ruf herbei, und wenn Tarzan dann auf seinem Kopfe hockte, brach Tantor in jeder Richtung durch die Dschungel, die ihn sein Reiter zu gehen hieß. Es war das Übergewicht des menschlichen Verstandes über den des Tieres und die Wirkung war gerade so, als ob sie beide den Grund gewusst hätten, obgleich keiner von ihnen eine Ahnung davon hatte.



Eine halbe Stunde lang spreizte sich Tarzan dort auf Tantors Rücken. Einen Zeitbegriff kannten sie beide nicht. Das Leben, wie sie es auffassten, bestand hauptsächlich aus der Aufgabe, sich den Magen zu füllen. Für Tarzan war diese Arbeit weniger schwer als für Tantor, denn Tarzans Magen war kleiner und als Omnivore, als Allesfresser, fand er leichter Nahrung. Wenn er die eine Art nicht bald genug fand, gab es immer noch viele andere, um den Hunger zu stillen. Er war in der Lebensweise nicht so eigen wie Tantor, der von einigen Bäumen nur die Rinde fraß, das Holz wieder von anderen, während ihm wieder von noch anderen nur das Laub schmeckte und auch das nur zu bestimmten Jahreszeiten.



Infolgedessen musste Tantor den größten Teil seines Lebens damit zubringen, seinen Magen für die Bedürfnisse seiner mächtigen Muskeln zu füllen. So geht es allen Tieren - ihr Leben ist mit Nahrungssuche und Verdauung so voll beschäftigt, dass ihnen wenig Zeit für andere Erwägungen bleibt. Zweifellos hat sie diese Belastung gehindert, sich ebenso rasch wie der Mensch, dem mehr Zeit zum Nachdenken über alles bleibt, weiter zu entwickeln.



Doch ließ sich Tarzan durch solche Gedanken nur wenig stören und Tantor schon gar nicht. Der erstere wusste nur, dass er sich in der Gesellschaft Tantors wohlfühlte. Warum, wusste er nicht. Er verstand nicht, dass er als Mensch - als normal empfindender, gesunder Mensch - sich nach einem Lebewesen sehnte, dem er seine Zuneigung schenken konnte. Die Spielgefährten seiner Kindheit unter Kerschaks Affen waren nunmehr große, mürrische Bestien geworden. Sie konnten Vorliebe weder hegen noch erwecken. Mit den jüngeren Affen spielte Tarzan noch gelegentlich und liebte sie in rauer Weise, aber als Kameraden waren sie weder befriedigend noch ruhig genug. Tantor dagegen war ein Berg von Ruhe, Gesetztheit und Zuverlässigkeit. Es war eine Erholung und Befriedigung, sich auf seinem rauen Schädel auszustrecken und ihm unklare Hoffnungen und Ziele in s

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