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Das schwache Herz

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Der Junge trank seinen Tee aus, erhielt einen Brief samt tausend Küssen und ging, glücklich und munter, wie er gekommen war, nach Hause.

»Nun siehst du, mein Lieber,« begann hocherfreut Arkadij Iwanowitsch, »wie schön alles ist! Alles hat sich zum Besten gewendet, verzage nicht und jammere nicht! Vorwärts, mach deine Arbeit fertig! Um zwei Uhr bin ich wieder zurück. Ich fahre zu ihnen und dann zu Julian Mastakowitsch.«

»Lebe wohl, mein Lieber, auf Wiedersehen! Ach, wenn doch alles gut ablaufen wollte! … Also gut, geh!« sagte Wassja: »Ich habe mich endgültig entschlossen, nicht zu Julian Mastakowitsch zu gehen.« »Lebe Wohl!«

»Warte noch, mein Lieber; sage ihnen … Nun, das wirst du schon selbst wissen, was du sagen sollst; küsse sie von mir … Und später, wenn du zurück bist, wirst du mir alles ganz genau berichten … «

»Gewiß, gewiß, ich werde schon wissen, was zu sagen! Das Glück hat dich wohl ganz verrückt gemacht! Es kam zu plötzlich … Seit gestern bist du aus Rand und Band. Du hast dich von den gestrigen Eindrücken wohl noch nicht erholt. Nun Schluß! Nimm dich zusammen, Wassja! Lebe wohl!«

Endlich trennten sich die Freunde. Arkadij Iwanowitsch war den ganzen Morgen über zerstreut und dachte nur an Wassja. Er kannte ja dessen schwache und leicht erregbare Natur. »Ja, das Glück hat ihn verrückt gemacht!« sagte er zu sich selbst: »Ich habe mich nicht getäuscht! Mein Gott! Er hat ja auch mich mit seiner Aufregung angesteckt. Und woraus dieser Mensch eine Tragödie macht! Dieser Heißsporn! Ach, ich muß ihn retten, ich muß ihn retten!« wiederholte Arkadij Iwanowitsch vor sich hin: er merkte gar nicht, daß auch er selbst aus einer kleinen häuslichen Unannehmlichkeit ein großes und wahres Unglück gemacht hatte. Erst gegen elf Uhr langte er im Vorzimmer des Julian Mastakowitsch an, um seinen bescheidenen Namen der endlosen Namenreihe anderer ehrfurchtsvoller Gratulanten hinzuzufügen, die sich schon auf der in der Portierloge ausliegenden, verschmierten und vollgekritzelten Liste eingetragen hatten. Wie groß war sein Erstaunen, als er auf dieser Liste die eigenhändige Unterschrift Wassja Schumkows entdeckte! Das wirkte auf ihn geradezu niederschmetternd. »Was ist mit ihm geschehen?« fragte er sich. Arkadij Iwanowitsch, der erst vor kurzem wieder zu hoffen angefangen hatte, verließ die Portierloge ganz bestürzt. Irgendein Unglück war im Anzug – das stand fest. Doch was für ein Unglück und woher sollte es kommen?

Nach der Kolomna-Vorstadt kam er mit trüben Gedanken und war anfangs sehr zerstreut. Nach einer Unterredung mit Lisa verließ er das Haus mit Tränen in den Augen, denn er war wegen Wassja in größter Angst. Er eilte nach Hause im Laufschritt und stieß am Newakai mit Schumkow zusammen, der ebenfalls irgendwohin rannte.

»Wo willst du hin?« schrie ihn Arkadij Iwanowitsch an.

Wassja blieb stehen, so bestürzt, als hätte man ihn an einem Verbrechen ertappt. »Ich bin nur so … etwas ausgegangen, wollte etwas spazieren … «

»Konntest es nicht aushalten? Wolltest eben nach der Kolomna-Vorstadt gehen? Ach, Wassja, Wassja! Warum bist du nun doch zu Julian Mastakowitsch gegangen?«

Wassja gab zuerst keine Antwort. Dann winkte er mit der Hand ab und sagte:

»Arkadij! Ich weiß selbst nicht, was mit mir ist! Ich … «

»Gut, Wassja, beruhige dich! Ich weiß ja, was es ist. Beruhige dich! Du bist ja noch von den gestrigen Eindrücken so aufgeregt! Bedenke doch: es ist wirklich nicht schwer, diese Aufregung zu überwinden! Alle lieben dich, alle machen dir den Hof, deine Arbeit geht gut vorwärts, du wirst sie fertig machen, du wirst sie unbedingt fertig machen, ich weiß es! Du hast dir wohl etwas eingebildet, hast irgendeinen unbegründeten Angstanfall.«

»Nein, nein, es ist nichts … «

»Weißt du es noch, Wassja? Du hast schon einmal dasselbe gehabt. Kannst du dich noch erinnern? Als du befördert wurdest, verdoppeltest du vor lauter Glück und Dankbarkeit deinen Eifer, und die Folge davon war, daß du eine ganze Woche lang jede Arbeit verdarbst. Und nun bist du im gleichen Zustande … «

»Ja, ja, Arkadij … Doch jetzt ist die Sache anders, ganz anders … «

»Warum soll es jetzt anders sein? Ich bitte dich! Die Arbeit ist vielleicht gar nicht so dringend, und du richtest dich ganz unnütz zugrunde … «

»Nein, nein, es macht nichts … Gehen wir!«

»Also nach Hause und nicht zu ihnen?«

»Nein, mein Lieber! Mit diesem Gesicht kann, ich doch nicht zu ihnen kommen! Ich habe es mir schon überlegt. Ich konnte es ohne dich zu Hause nicht aushalten; doch jetzt, wo du wieder bei mir bist, mache ich mich gleich an die Arbeit. Gehen wir!«

Sie gingen zusammen weiter. Anfangs schwiegen sie beide. Wassja hatte jetzt wieder große Eile.

»Warum erkundigst du dich nicht nach ihnen?« fragte Arkadij Iwanowitsch.

»Ach ja! Arkascha, wie war es dort?«

»Wassja! Du bist plötzlich ganz verändert!«

»Es macht nichts, es macht nichts. Erzähle mir alles, Arkascha!« sagte Wassja mit flehender Stimme, als wollte er allen weiteren Auseinandersetzungen aus dem Wege gehen. Arkadij Iwanowitsch seufzte auf: das Benehmen Wassjas brachte ihn ganz aus der Fassung.

Der Bericht aus der Kolomna-Vorstadt belebte Wassja wieder. Er wurde sogar gesprächig. Zu Hause angelangt, aßen sie zuerst zu Mittag. Die alte Dame hatte Arkadij Iwanowitschs Taschen mit Zuckergebäck vollgestopft; die Freunde verzehrten es nun und kamen allmählich in gute Stimmung. Wassja versprach, sich gleich nach dem Essen hinzulegen, um später die ganze Nacht aufbleiben zu können. Er legte sich auch wirklich hin. Noch am Morgen hatte jemand, dem man nicht absagen konnte, Arkadij Iwanowitsch zum Tee eingeladen. Die Freunde mußten sich nun trennen. Arkadij nahm sich vor, möglichst bald heimzukommen, vielleicht schon um acht Uhr. Die drei Stunden der Trennung kamen ihm wie drei Jahre vor. Endlich gelang es ihm, aufzubrechen, und er eilte nach Hause. Im Zimmer war es dunkel. Wassja war nicht zu Hause. Er fragte bei Mawra. Mawra sagte ihm, daß Wassja gar nicht geschlafen, sondern die ganze Zeit über geschrieben habe; dann sei er im Zimmer auf und ab gegangen, und dann, etwa vor einer Stunde, sei er weggelaufen und hätte Mawra gesagt, daß er nach einer halben Stunde wieder da sein würde. »Und wenn der Herr inzwischen kommt, so sag ihm, Alte,« schloß Mawra ihren Bericht, »daß ich spazieren gegangen sei, – das hat er mir drei, oder sogar viermal befohlen.«

»Er ist bei den Artemjews!« sagte sich Arkadij Iwanowitsch und schüttelte den Kopf.

Eine Minute später sprang er auf, von einer neuen Hoffnung beseelt: »Er ist wohl einfach fertig geworden, das wird es sein! Und dann hielt er es nicht aus und lief hin. Aber nein! Er hätte doch auf mich gewartet … Ich will einmal nachschauen, wie es mit seiner Arbeit steht!«

Er zündete die Kerze an und ging an Wassjas Schreibtisch: die Arbeit ging gut vorwärts, und es blieb anscheinend gar nicht so viel übrig. Arkadij Iwanowitsch wollte weiter blättern, doch in diesem Augenblick trat Wassja ein.

»Ach! Du bist hier?« rief er aus und fuhr vor Schreck zusammen.

Arkadij Iwanowitsch schwieg. Er fürchtete, Wassja irgend etwas zu fragen. Wassja schlug die Augen nieder und begann ebenfalls in den Papieren zu blättern. Schließlich begegneten sich ihre Blicke. Wassjas Blick war so bittend, flehend und hoffnungslos, daß Arkadij zusammenfuhr. Sein Herz erbebte und floß über:

»Wassja, Bruderherz, was ist mit dir? Was hast du?« schrie er, auf ihn losstürzend und ihn in seine Arme schließend. »Erkläre mir doch alles! Ich verstehe dich nicht, auch deine Traurigkeit verstehe ich nicht! Was ist mit dir, du mein Märtyrer? Was? Sage mir doch alles, ohne etwas zu verheimlichen. Es kann doch nicht sein, daß nur diese eine Ursache … «

Wassja schmiegte sich fest an ihn und konnte kein Wort hervorbringen. Sein Atem stockte.

»Genug, Wassja, schon gut! Nun, nehmen wir an, daß du mit der Arbeit nicht fertig wirst, – was ist denn dabei? Ich verstehe dich nicht! Erzähle mir offen, warum du so leidest. Du siehst doch, daß ich für dich … Ach, mein Gott, mein Gott!« sagte er, immer auf und ab gehend und nach jedem Gegenstand greifend, der ihm gerade unter die Hände kam, als suchte er eine Arznei für Wassja. »Ich werde morgen statt deiner zu Julian Mastakowitsch gehen, ich werde ihn bitten, ihn um einen Tag Aufschub für dich anflehen. Ich will ihm alles, alles erklären, wenn er dich so quält … «

»Gott behüte!« schrie Wassja auf. Er war kreidebleich und konnte sich kaum auf den Beinen halten.

»Wassja! Wassja!«

Wassja kam zu sich. Seine Lippen bebten. Er wollte etwas sagen, konnte aber nur stumm und krampfhaft Arkadijs Hand drücken. Seine Hand war kalt. Arkadij stand vor ihm in banger, qualvoller Erwartung. Wassja blickte ihn wieder an.

»Wassja! Gott sei mit dir! Du hast mein Herz zerrissen, du mein lieber, guter Freund!«

Tränenfluten stürzten aus Wassjas Augen; er fiel in Arkadijs Arme.

»Ich habe dich betrogen, Arkadij,« sagte er, »ich habe dich betrogen! Verzeihe es mir … Verzeihe … Ich habe meinen besten Freund betrogen … «

»Was ist denn, Wassja? Was?« fragte Arkadij voller Entsetzen.

»Hier!«

Und Wassja holte mit verzweifelter Gebärde aus der Tischschublade sechs sehr dicke Hefte hervor, die genau so aussahen wie das, das er abschrieb, und schleuderte sie auf den Tisch.

»Was ist denn das?«

»Das alles muß ich bis übermorgen abschreiben! Ich kann kaum den vierten Teil davon fertig machen!«

»Frage nicht, frage nicht, wie das geschehen ist,« fuhr Wassja fort: er wollte sich nun offenbar das Herz erleichtern. »Arkadij! Mein Freund! Ich weiß selbst nicht, was mit mir war. Es ist mir, als ob ich jetzt erst aus einem Traume erwachte. Ich habe ganze drei Wochen verloren. Ich bin immer … zu ihr gelaufen … Das Herz tat mir weh, ich verzehrte mich … in Ungewißheit … Ich konnte nicht schreiben. Ich konnte an die Arbeit nicht einmal denken. Und erst jetzt, wo das Glück mir schon so nahe ist, bin ich zur Besinnung gekommen.«

 

»Wassja!« begann Arkadij Iwanowitsch energisch. »Wassja! Ich werde dich retten! Jetzt begreife ich alles. Die Sache ist wirklich ernst. Ich werde dich retten! Höre, höre, was ich dir sagen werde: ich gehe gleich morgen zu Julian Mastakowitsch … Schüttele nicht den Kopf, sondern höre mir zu! Ich werde ihm den ganzen Sachverhalt erzählen; du mußt mir erlauben, das zu tun … Ich will ihm alles erklären! … Ich gehe bis zum Äußersten! Ich werde ihm erzählen, wie unglücklich du bist und wie du dich quälst … «

»Weißt du auch, daß du mich jetzt umbringst?« versetzte Wassja, den es vor Schreck kalt überlief.

Arkadij Iwanowitsch erbleichte zunächst; dann überlegte er sich und lachte auf.

»Ist das alles? Bedenke doch, Wassja, was du sprichst! Schämst du dich gar nicht? Höre einmal! Ich sehe, daß ich dich kränke. Du siehst also, daß ich dich verstehe, und daß ich weiß, was in dir vorgeht. Wir leben ja, Gott sei Dank, schon fünf Jahre zusammen. Du bist ein zarter, guter Mensch, doch sehr schwach, unverzeihlich schwach. Das hat auch schon Lisaweta Michailowna bemerkt. Außerdem bist du auch ein Träumer, und das ist ebenfalls nicht gut; man kann dabei leicht den Verstand verlieren, mein Lieber! Höre einmal, ich weiß ja, was du willst! Du willst zum Beispiel, daß Julian Mastakowitsch ganz außer sich vor Freude sei, weil du heiratest, und aus diesem Anlasse sogar einen Ball geben möchte … Warte, warte! Du verziehst das Gesicht. Siehst du, schon wegen dieser paar Worte bist du für Julian Mastakowitsch beleidigt! Ich will also nicht mehr von ihm sprechen. Ich verehre ihn ja nicht weniger als du. Aber das wirst du nicht bestreiten und mir auch nicht zu denken verbieten: dein Wunsch ist, daß es keinen einzigen unglücklichen Menschen auf Erden mehr gäbe, wenn du heiratest … Ja, mein Lieber, du mußt mir zugeben, daß es dein Wunsch ist, daß zum Beispiel ich, dein bester Freund, plötzlich ein Kapital von hunderttausend Rubeln besäße; daß alle Feinde, die es nur in der Welt gibt, sich ganz plötzlich ohne sichtbaren Grund aussöhnten, daß sie sich mitten auf der Straße vor Freude umarmten und dann vielleicht alle zu dir in die Wohnung zu Gast kämen. Mein lieber Freund! Ich spaße gar nicht, denn es ist so! Du hast mir schon oft genug ähnliche Bilder ausgemalt! Weil du glücklich bist, willst du, daß auch alle andern glücklich seien. Es ist für dich schwer und kränkend, allein glücklich zu sein! Darum bemühst du dich mit aller Kraft, dich deines Glückes würdig zu erweisen und willst zur Beruhigung deines Gewissens irgendeine Heldentat vollbringen! Nun, ich verstehe es sehr gut, daß du dich quälen mußt, wenn du bei irgendeiner Gelegenheit, wo es deinen Eifer, dein Können und, sagen wir einmal, deine Dankbarkeit zu zeigen gilt, es zu tun versäumst! Dich kränkt und bedrückt der Gedanke, daß Julian Mastakowitsch die Nase rümpfen und vielleicht auch wirklich böse werden wird, wenn er sieht, daß du die auf dich gesetzten Hoffnungen nicht erfüllt hast. Es ist dir bitter, daran zu denken, daß du vielleicht von dem, den du für deinen Wohltäter hältst, Vorwürfe zu hören bekommst, und das gerade in einem solchen Augenblick! In einem Augenblick, wo dein Herz von Freude überströmt, und du nicht weißt, auf wen du deine Dankbarkeit ergießen sollst … Es ist doch so? Nicht wahr?« Arkadij Iwanowitsch sagte das mit bebender Stimme. Nun schwieg er und holte tief Atem.

Wassja blickte seinen Freund voller Liebe an. Ein Lächeln umspielte seine Lippen.

Sein Gesicht belebte sich sogar in Erwartung einer Hoffnung.

»Also höre, was ich dir sage,« fuhr Arkadij Iwanowitsch fort, von neuer Hoffnung begeistert. »Es ist doch nicht nötig, daß du Julian Mastakowitschs Gewogenheit verlierst. Es ist doch so, mein Lieber? Ist das nicht der Kernpunkt der Sache? Und wenn das wirklich der Kernpunkt ist, so will ich mich für dich opfern!« Arkadij Iwanowitsch sprang bei diesen Worten vom Stuhle auf. »Ich werde gleich morgen zu Julian Mastakowitsch gehen … Widersprich mir nicht! Wassja, du machst aus deiner kleinen Nachlässigkeit ein Verbrechen. Julian Mastakowitsch ist aber großmütig und barmherzig, er ist auch ein ganz anderer Mensch als du! Er wird uns anhören und dir aus der Klemme helfen. Nun, bist du jetzt beruhigt?«

Wassja, dem die Tränen in den Augen standen, drückte Arkadijs Hand.

»Laß gut sein, Arkadij!« sagte er. »Es ist nun beschlossene Sache. Ich habe die Arbeit nicht fertig gemacht, – gut! Daran ist eben nichts zu ändern. Du brauchst gar nicht hinzugehen: ich will selbst zu ihm gehen und ihm alles erzählen. Ich bin jetzt ruhig, vollkommen ruhig. Du brauchst also nicht hinzugehen … Höre nur … «

»Wassja, teurer Wassja!« rief Arkadij Iwanowitsch freudig aus. »Ich habe ja nur deine eigenen Gedanken ausgesprochen. Ich freue mich, daß du nun zur Besinnung gekommen bist und dich beruhigt hast. Was mit dir auch geschehen wird, – ich bin immer bei dir, vergiß das nicht! Ich sehe, dich quält der Gedanke, daß ich mit Julian Mastakowitsch sprechen will. Gut, ich will mit ihm nicht sprechen, du wirst selbst mit ihm sprechen und ihm alles sagen. Siehst du, du mußt morgen zu ihm gehen … Oder nein: du bleibst zu Hause und schreibst weiter, verstehst du mich? Und ich werde zu erfahren suchen, ob die Sache sehr dringend ist oder nicht, ob die Arbeit unbedingt zum Termin abgeliefert werden muß oder nicht, und was du riskierst, wenn du den Termin versäumst. Und dann komme ich sofort zu dir und berichte dir alles … Du siehst also: schon gibt es eine Hoffnung! Stelle dir nur vor, daß die Sache gar nicht dringend ist, – dann hast du alles gewonnen! Es ist auch möglich, daß Julian Mastakowitsch das Ganze vergessen hat – dann bist du gerettet!« Wassja schüttelte zweifelnd den Kopf. Doch er blickte seinen Freund noch immer dankbar an.

»Nun gut! Ich bin so schwach, so matt,« sagte er, um Atem ringend. »Ich will auch selbst nicht mehr daran denken. Sprechen wir von etwas anderm! Ich werde jetzt sogar nicht mehr schreiben; höchstens nur noch zwei Seiten, bis ich zu einem neuen Absatz komme. Höre … Ich wollte dich schon lange fragen: wieso kennst du mich so gut?«

Aus seinen Augen fielen Tränen auf Arkadijs Hände.

»Wenn du wüßtest, Wassja, wie sehr ich dich liebe, würdest du nicht so fragen!«

»Ja, ja, Arkadij, das weiß ich eben nicht, denn ich weiß nicht, wofür du mich so lieb gewonnen hast! Ja, Arkadij, weißt du auch, daß deine Liebe mich schon oft bedrückt hat? Weißt du, wie oft ich weinte, wenn ich vor dem Einschlafen an dich dachte (wenn ich mich schlafen lege, muß ich immer an dich denken), und wie mein Herze bebte, weil … Nun weil du mich so sehr liebst, und ich mein Herz nicht erleichtern und dir nicht so danken kann, wie ich es gerne möchte … «

»Siehst du, Wassja, siehst du: so bist du immer! … Sieh nur, wie aufgeregt du jetzt bist,« sagte Arkadij, dem das Herz weh tat beim Gedanken an den gestrigen Auftritt auf der Straße.

»Schon gut! Du willst, daß ich mich beruhige, ich war aber noch nie so ruhig und glücklich, wie ich es in diesem Augenblick bin! Weißt du … Höre einmal, ich möchte dir so gerne alles sagen, ich fürchte aber, dich zu kränken … Denn wenn du gekränkt bist, schreist du mich an, und ich erschrecke dann … Sieh nur, wie ich jetzt zittere, ich weiß selbst nicht, warum … Ich wollte dir also folgendes sagen. Mir scheint, daß ich mich bisher selbst nicht gekannt habe, – ja! Auch die andern Menschen habe ich erst gestern richtig kennen gelernt. Ich konnte sie bisher nicht verstehen und richtig einschätzen. Mein Herz … war verhärtet … Höre einmal, wie kam es, daß ich keinem Menschen etwas Gutes getan habe, weil ich es einfach nicht tun konnte, weil auch mein Äußeres unangenehm ist? … Und jeder Mensch hat mir Gutes erwiesen! Du aber am meisten: sehe ich es denn nicht? Ich habe nur geschwiegen, immer geschwiegen!«

»Wassja, genug!«

»Ja, Arkascha, ja … Ich habe ja nichts gesagt … « unterbrach ihn Wassja mit tränenerstickter Stimme »Ich habe dir gestern von Julian Mastakowitsch erzählt; du weißt auch selbst, daß er sonst streng und unzugänglich ist; auch dir hat er schon einigemal Rügen erteilt; nun hat er aber gestern mit mir gescherzt, war so gütig zu mir und hat mir sein gutes Herz gezeigt, das er sonst vor allen andern wohlweislich verbirgt … «

»Was folgt daraus, Wassja? Nur daß du deines Glückes durchaus würdig bist.«

»Ach, Arkascha! Wie gerne möchte ich die Arbeit fertig haben … Doch ich werde wohl selbst mein Glück vernichten! Ich habe so eine Vorahnung! … Nein, nicht deswegen,« unterbrach sich Wassja, als er merkte, daß Arkadij nach dem zentnerschweren Papierstoß auf dem Tische schielte: »Das ist ja nur beschriebenes Papier, also nichts … Unsinn! Diese Frage ist ja schon erledigt! Arkascha, ich war heute in der Kolomna-Vorstadt … Ich bin nicht hineingegangen, so schwer und bitter war es mir zumute! Ich stand nur eine Weile vor der Türe. Sie spielte Klavier, und ich hörte draußen zu. Denn siehst du, Arkadij,« fügte er leise hinzu, »ich wagte nicht einzutreten … «

»Höre, Wassja, was hast du? Warum schaust du mich so an?«

»Was? Nichts! Mir schwindelt ein wenig im Kopfe, die Beine zittern mir; das kommt, weil ich die ganze Nacht aufgeblieben bin. Ja! Es ist mir ganz grün vor den Augen. Und hier … «

Er zeigte auf sein Herz und wurde ohnmächtig.

Als er wieder zu sich kam, wollte Arkadij Gewaltmaßregeln ergreifen. Er wollte ihn gewaltsam ins Bett legen. Wassja wollte sich nicht fügen. Er weinte, rang die Hände, wollte sich wieder an die Arbeit machen, um unbedingt noch die zwei Seiten fertig zu schreiben. Um ihn nicht noch mehr aufzuregen, ließ ihn Arkadij an den Schreibtisch gehen.

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