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Die Jungfrau von Orleans

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VIERTER AUFZUG

Dritter Auftritt

Die Vorigen. Dunois. Du Chatel und La Hire mit der Fahne der Johanna

 
DUNOIS. Dich suchen wir, Johanna. Alles ist
Bereit, der König sendet uns, er will,
Daß du vor ihm die heilge Fahne tragest,
Du sollst dich schließen an der Fürsten Reihn,
Die Nächste an ihm selber sollst du gehn,
Denn er verleugnete nicht und alle Welt
Soll es bezeugen, daß er dir allein
Die Ehre dieses Tages zuerkennt.
 
 
LA HIRE. Hier ist die Fahne. Nimm sie, edle Jungfrau,
Die Fürsten warten und es harrt das Volk.
 
 
JOHANNA Ich vor ihm herziehn! Ich die Fahne tragen!
 
 
DUNOIS. Wem anders ziemt' es! Welche andre Hand
Ist rein genug, das Heiligtum zu tragen!
Du schwangst sie im Gefechte, trage sie
Zur Zierde nun auf diesem Weg der Freude.
(La Hire will ihr die Fahne überreichen, sie bebt schaudernd
davor zurück)
 
 
JOHANNA. Hinweg! Hinweg!
 
 
LA HIRE. Was ist dir? Du erschrickst
Vor deiner eignen Fahne! – Sieh sie an!
(Er rollt die Fahne auseinander)
Es ist dieselbe, die du siegend schwangst.
Die Himmelskönigin ist drauf gebildet,
Die über einer Erdenkugel schwebt,
Denn also lehrte dichs die heilge Mutter.
 
 
JOHANNA (mit Entsetzen hinschauend).
Sie ists! Sie selbst! Ganz so erschien sie mir.
Seht, wie sie herblickt und die Stirne faltet,
Zornglühend aus den finstern Wimpern schaut!
 
 
SOREL. O sie ist außer sich! Komm zu dir selbst!
Erkenne dich, du siehst nichts Wirkliches!
Das ist ihr irdisch nachgeahmtes Bild,
Sie selber wandelt in des Himmels Chören!
 
 
JOHANNA. Furchtbare, kommst du dein Geschöpf zu strafen?
Verderbe, strafe mich, nimm deine Blitze,
Und laß sie fallen auf mein schuldig Haupt.
Gebrochen hab ich meinen Bund, entweiht,
Gelästert hab ich deinen heilgen Namen!
 
 
DUNOIS. Weh uns! Was ist das! Welch unselge Reden!
 
 
LA HIRE (erstaunt zu Du Chatel).
Begreift Ihr diese seltsame Bewegung?
 
 
DU CHATEL. Ich sehe, was ich seh. Ich hab es längst
Gefürchtet.
 
 
DUNOIS. Wie? Was sagt Ihr?
 
 
DU CHATEL. Was ich denke,
Darf ich nicht sagen. Wollte Gott, es wäre
Vorüber und der König wär gekrönt!
 
 
LA HIRE. Wie? Hat der Schrecken, der von dieser Fahne
Ausging, sich auf dich selbst zurückgewendet?
Den Briten laß vor diesem Zeichen zittern,
Den Feinden Frankreichs ist es fürchterlich,
Doch seinen treuen Bürgern ist es gnädig.
 
 
JOHANNA. Ja du sagst recht! Den Freunden ist es hold
Und auf die Feinde sendet es Entsetzen!
(Man hört den Krönungsmarsch)
 
 
DUNOIS. So nimm die Fahne! Nimm sie! Sie beginnen
Den Zug, kein Augenblick ist zu verlieren!
 
 
(Sie dringen ihr die Fahne auf, sie ergreift sie mit heftigem
Widerstreben und geht ab, die andern folgen)
 

VIERTER AUFZUG

Die Szene verwandelt sich in einen freien Platz vor der

Kathedralkirche

Vierter Auftritt

Zuschauer erfüllen den Hintergrund, aus ihnen heraus treten Bertrand, Claude Marie und Etienne und kommen vorwärts. Der Krönungsmarsch erschallt gedämpft aus der Ferne

 
BERTRAND. Hört die Musik! Sie sinds! Sie nahen schon!
Was ist das Beste? Steigen wir hinauf
Auf die Platforme, oder drängen uns
Durchs Volk, daß wir vom Aufzug nichts verlieren,
 
 
ETIENNE. Es ist nicht durchzukommen. Alle Straßen sind
Von Menschen vollgedrängt, zu Roß und Wagen.
Laßt uns hieher an diese Häuser treten,
Hier können wir den Zug gemächlich sehen,
Wenn er vorüberkommt!
 
 
CLAUDE MARIE. Ists doch, als ob
Halb Frankreich sich zusammen hier gefunden!
So allgewaltig ist die Flut, daß sie
Auch uns im fernen lothringischen Land
Hat aufgehoben und hieher gespült!
 
 
BERTRAND. Wer wird
In seinem Winkel müßig sitzen, wenn
Das Große sich begibt im Vaterland!
Es hat auch Schweiß und Blut genug gekostet,
Bis daß die Krone kam aufs rechte Haupt!
Und unser König, der der wahre ist,
Dem wir die Kron itzt geben, soll nicht schlechter
Begleitet sein, als der Pariser ihrer,
Den sie zu Saint Denis gekrönt! Der ist
Kein Wohlgesinnter, der von diesem Fest
Wegbleibt, und nicht mit ruft: es lebe der König!
 

VIERTER AUFZUG

Fünfter Auftritt

Margot und Louison treten zu ihnen

 
LOUISON. Wir werden unsre Schwester sehen, Margot!
Mir pocht das Herz.
 
 
MARGOT. Wir werden sie im Glanz
Und in der Hoheit sehn, und zu uns sagen:
Es ist Johanna, es ist unsre Schwester!
 
 
LOUISON. Ich kanns nicht glauben, bis ich sie mit Augen
Gesehn, daß diese Mächtige, die man
Die Jungfrau nennt von Orleans, unsre Schwester
Johanna ist, die uns verlorenging.
(Der Marsch kommt immer näher)
 
 
MARGOT. Du zweifelst noch! Du wirsts mit Augen sehn!
 
 
BERTRAND. Gebt acht! Sie kommen!
 

VIERTER AUFZUG

Sechster Auftritt

Flötenspieler und Hoboisten eröffnen den Zug. Kinderfolgen, weiß gekleidet, mit Zweigen in der Hand, hinter diesen zwei Herolde. Darauf ein Zug von Hellebardierern. Magistratspersonen in der Robe folgen. Hierauf zwei Marschälle mit dem Stabe, Herzog von Burgund das Schwert tragend, Dunois mit dem Szepter, andere Große mit der Krone, dem Reichsapfel und dem Gerichtsstabe, andere mit Opfergaben; hinter diesen Ritter in ihrem Ordensschmuck, Chorknaben mit dem Rauchfaß, dann zwei Bischöfe mit der Sainte Ampoule. Erzbischof mit dem Kruzifix; ihm folgt Johanna mit der Fahne. Sie geht mit gesenktem Haupt und ungewissen Schritten, die Schwestern geben bei ihrem Anblick Zeichen des Erstaunens und der Freude. Hinter ihr kommt der König, unter einem Thronhimmel, welchen vier Barone tragen, Hofleute folgen, Soldaten schließen. Wenn der Zug in die Kirche hinein ist, schweigt der Marsch

VIERTER AUFZUG

Siebenter Auftritt

Louison. Margot. Claude Marie. Etienne. Bertrand

 
MARGOT. Sahst du die Schwester?
 
 
CLAUDE MARIE. Die im goldnen Harnisch,
Die vor dem König herging mit der Fahne!
 
 
MARGOT. Sie wars. Es war Johanna, unsre Schwester!
 
 
LOUISON. Und sie erkannt uns nicht! Sie ahndete
Die Nähe nicht der schwesterlichen Brust.
Sie sah zur Erde und erschien so blaß,
Und unter ihrer Fahne ging sie zitternd —
Ich konnte mich nicht freun, da ich sie sah.
 
 
MARGOT. So hab ich unsre Schwester nun im Glanz
Und in der Herrlichkeit gesehn. – Wer hätte
Auch nur im Traum geahndet und gedacht,
Da sie die Herde trieb auf unsern Bergen,
Daß wir in solcher Pracht sie würden schauen.
 
 
LOUISON. Der Traum des Vaters ist erfüllt, daß wir
Zu Reims uns vor der Schwester würden neigen.
Das ist die Kirche, die der Vater sah
Im Traum, und alles hat sich nun erfüllt.
Doch der Vater sah auch traurige Gesichte,
Ach, mich bekümmerts, sie so groß zu sehn!
 
 
BERTRAND. Was stehn wir müßig hier? Kommt in die Kirche,
Die heilge Handlung anzusehn!
 
 
MARGOT. Ja kommt!
Vielleicht, daß wir der Schwester dort begegnen.
 
 
LOUISON. Wir haben sie gesehen, kehren wir
In unser Dorf zurück.
 
 
MARGOT. Was? Eh wir sie
Begrüßt und angeredet?
 
 
LOUISON. Sie gehört
Uns nicht mehr an, bei Fürsten ist ihr Platz
Und Königen – Wer sind wir, daß wir uns
Zu ihrem Glanze rühmend eitel drängen?
Sie war uns fremd, da sie noch unser war!
 
 
MARGOT. Wird sie sich unser schämen, uns verachten?
 
 
BERTRAND. Der König selber schämt sich unser nicht,
Er grüßte freundlich auch den Niedrigsten.
Sei sie so hoch gestiegen als sie will,
Der König ist doch größer!
(Trompeten und Pauken erschallen aus der Kirche)
 
 
CLAUDE MARIE. Kommt zur Kirche! (Sie eilen nach dem Hintergrund, wo sie sich unter dem Volke verlieren)
 

VIERTER AUFZUG

Achter Auftritt

Thibaut kommt, schwarz gekleidet, Raimond folgt ihm und will ihn zurückehalten

 
RAIMOND. Bleibt, Vater Thibaut! Bleibt aus dem Gedränge
Zurück! Hier seht Ihr lauter frohe Menschen,
Und Euer Gram beleidigt dieses Fest.
Kommt! Fliehn wir aus der Stadt mit eilgen Schritten.
 
 
THIBAUT. Sahst du mein unglückselig Kind? Hast du
Sie recht betrachtet?
 
 
RAIMOND. O ich bitt Euch, flieht!
 
 
THIBAUT. Bemerktest du, wie ihre Schritte wankten,
Wie bleich und wie verstört ihr Antlitz war!
Die Unglückselige fühlt ihren Zustand,
Das ist der Augenblick, mein Kind zu retten,
Ich will ihn nutzen.
(Er will gehen)
 
 
RAIMOND. Bleibt! Was wollt Ihr tun?
 
 
THIBAUT. Ich will sie überraschen, will sie stürzen
Von ihrem eiteln Glück, ja mit Gewalt
Will ich zu ihrem Gott, dem sie entsagt,
Zurück sie führen.
 
 
RAIMOND. Ach! Erwägt es wohl!
Stürzt Euer eigen Kind nicht ins Verderben!
 
 
THIBAUT. Lebt ihre Seele nur, ihr Leib mag sterben.
(Johanna stürzt aus der Kirche heraus, ohne ihre Fahne, Volk
dringt zu ihr, adoriert sie rund küßt ihre Kleider, sie wird
durch das Gedränge im Hintergrunde aufgehalten)
Sie kommt! Sie ists! Bleich stürzt sie aus der Kirche,
Es treibt die Angst sie aus dem Heiligtum,
Das ist das göttliche Gericht, das sich
An ihr verkündiget! —
 
 
RAIMOND. Lebt wohl!
Verlangt nicht, daß ich länger Euch begleite!
Ich kam voll Hoffnung und ich geh voll Schmerz.
Ich habe Eure Tochter wieder gesehn,
Und fühle, daß ich sie aufs neu verliere!
(Er geht ab, Thibaut entfernt sich auf der entgegengesetzten Seite)
 

VIERTER AUFZUG

Neunter Auftritt

 

Johanna. Volk. Hernach ihre Schwestern

 
JOHANNA (hat sich des Volks erwehrt und kommt vorwärts).
Ich kann nicht bleiben – Geister jagen mich,
Wie Donner schallen mir der Orgel Töne,
Des Doms Gewölbe stürzen auf mich ein,
Des freien Himmels Weite muß ich suchen!
Die Fahne ließ ich in dem Heiligtum,
Nie, nie soll diese Hand sie mehr berühren!
– Mir wars, als hält ich die geliebten Schwestern,
Margot und Louison, gleich einem Traum
An mir vorüber gleiten sehen. – Ach!
Es war nur eine täuschende Erscheinung!
Fern sind sie, fern und unerreichbar weit,
Wie meiner Kindheit, meiner Unschuld Glück!
 
 
MARGOT (hervortretend). Sie ists, Johanna ists.
 
 
LOUISON (eilt ihr entgegen). O meine Schwester!
 
 
JOHANNA. So wars kein Wahn – Ihr seid es – Ich umfaß euch,
Dich meine Louison! Dich meine Margot!
Hier in der fremden menschenreichen Öde
Umfang ich die vertraute Schwesterbrust!
 
 
MARGOT. Sie kennt uns noch, ist noch die gute Schwester.
 
 
JOHANNA. Und eure Liebe führt euch zu mir her
So weit, so weit! Ihr zürnt der Schwester nicht,
Die lieblos ohne Abschied euch verließ!
 
 
LOUISON. Dich führte Gottes dunkle Schickung fort.
 
 
MARGOT. Der Ruf von dir, der alle Welt bewegt,
Der deinen Namen trägt auf allen Zungen,
Hat uns erweckt in unserm stillen Dorf,
Und hergeführt zu dieses Festes Feier.
Wir kommen deine Herrlichkeit zu sehn,
Und wir sind nicht allein!
 
 
JOHANNA (schnell). Der Vater ist mit euch!
Wo, wo ist er? Warum verbirgt er sich?
 
 
MARGOT. Der Vater ist nicht mit uns.
 
 
JOHANNA. Nicht? Er will sein Kind
Nicht sehn? Ihr bringt mir seinen Segen nicht?
 
 
LOUISON. Er weiß nicht, daß wir hier sind.
 
 
JOHANNA. Weiß es nicht!
Warum nicht? – Ihr verwirret euch? Ihr schweigt
Und seht zur Erde! Sagt, wo ist der Vater?
 
 
MARGOT. Seitdem du weg bist
 
 
LOUISON (winkt ihr). Margot!
 
 
MARGOT. Ist der Vater
Schwermütig worden.
 
 
JOHANNA. Schwermütig!
 
 
LOUISON. Tröste dich!
Du kennst des Vaters ahndungsvolle Seele!
Er wird sich fassen, sich zufrieden geben,
Wenn wir ihm sagen, daß du glücklich bist.
 
 
MARGOT. Du bist doch glücklich? Ja du mußt es sein,
Da du so groß bist und geehrt!
 
 
JOHANNA. Ich bins.
Da ich euch wieder sehe, eure Stimme
Vernehme, den geliebten Ton, mich heim
Erinnre an die väterliche Flur.
Da ich die Herde trieb auf unsern Höhen,
Da war ich glücklich wie im Paradies —
Kann ichs nicht wieder sein, nicht wieder werden!
(Sie verbirgt ihr Gesicht an Louisons Brust. Claude Marie,
Etienne und Bertrand zeigen sich und bleiben schüchtern in
der Ferne stehen)
 
 
MARGOT. Kommt, Etienne! Bertrand! Claude Marie!
Die Schwester ist nicht stolz, sie ist so sanft
Und spricht so freundlich, als sie nie getan,
Da sie noch in dem Dorf mit uns gelebt.
(Jene treten näher und wollen ihr die Hand reichen, Johanna
sieht sie mit starren Blicken an, und fällt in ein tiefes Staunen)
 
 
JOHANNA. Wo war ich? Sagt mir! War das alles nur
Ein langer Traum und ich bin aufgewacht?
Bin ich hinweg aus Dom Remi? Nicht wahr!
Ich war entschlafen unterm Zauberbaum,
Und bin erwacht, und ihr steht um mich her,
Die wohlbekannten traulichen Gestalten?
Mir hat von diesen Königen und Schlachten
Und Kriegestaten nur geträumt – es waren
Nur Schatten, die an mir vorübergingen,
Denn lebhaft träumt sichs unter diesem Baum.
Wie kämet ihr nach Reims? Wie käm ich selbst
Hieher? Nie, nie verließ ich Dom Remi!
Gesteht mirs offen und erfreut mein Herz.
 
 
LOUISON. Wir sind zu Reims. Dir hat von diesen Taten
Nicht bloß geträumt, du hast sie alle wirklich
Vollbracht. – Erkenne dich, blick um dich her,
Befühle deine glänzend goldne Rüstung!
(Johanna fährt mit der Hand nach der Brust, besinnt sich und
erschrickt)
 
 
BERTRAND. Aus meiner Hand empfingt Ihr diesen Helm.
 
 
CLAUDE MARIE. Es ist kein Wunder, daß Ihr denkt zu träumen,
Denn was Ihr ausgerichtet und getan,
Kann sich im Traum nicht wunderbarer fügen.
 
 
JOHANNA (schnell). Kommt, laßt uns fliehn! Ich geh mit euch,
ich kehre
In unser Dorf, in Vaters Schoß zurück.
 
 
LOUISON. O komm! komm mit uns!
 
 
JOHANNA. Diese Menschen alle
Erheben mich weit über mein Verdienst!
Ihr habt mich kindisch, klein und schwach gesehn,
Ihr liebt mich, doch ihr betet mich nicht an!
 
 
MARGOT. Du wolltest allen diesen Glanz verlassen!
 
 
JOHANNA. Ich werf ihn von mir, den verhaßten Schmuck,
Der euer Herz von meinem Herzen trennt,
Und eine Hirtin will ich wieder werden.
Wie eine niedre Magd will ich euch dienen,
Und büßen will ichs mit der strengsten Buße,
Daß ich mich eitel über euch erhob!
 
 
(Trompeten erschallen)
 

VIERTER AUFZUG

Zehenter Auftritt

Der König tritt aus der Kirche, er ist im Krönungsornat,

Agnes Sorel, Erzbischof, Burgund, Dunois, La Hire, Du Chatel,

Ritter, Hofleute und Volk

 
ALLE STIMMEN (rufen wiederholt, während daß der König
vorwärtskommt).
Es lebe der König! Karl der Siebente!
(Trompeten fallen ein. Auf ein Zeichen, das der König gibt,
gebieten die Herolde mit erhobenem Stabe Stillschweigen)
 
 
KÖNIG. Mein gutes Volk! Habt Dank für eure Liebe!
Die Krone, die uns Gott aufs Haupt gesetzt,
Durchs Schwert ward sie gewonnen und erobert,
Mit edelm Bürgerblut ist sie benetzt,
Doch friedlich soll der Ölzweig sie umgrünen.
Gedankt sei allen, die für uns gefochten,
Und allen, die uns widerstanden, sei
Verziehn, denn Gnade hat uns Gott erzeigt,
Und unser erstes Königswort sei – Gnade!
 
 
VOLK. Es lebe der König! Karl der Gütige!
 
 
KÖNIG. Von Gott allein, dem höchsten Herrschenden,
Empfangen Frankreichs Könige die Krone.
Wir aber haben sie sichtbarer Weise
Aus seiner Hand empfangen.
(Zur Jungfrau sich wendend)
Hier steht die Gottgesendete, die euch
Den angestammten König wieder gab,
Das Joch der fremden Tyrannei zerbrochen!
Ihr Name soll dem heiligen Denis
Gleich sein, der dieses Landes Schützer ist,
Und ein Altar sich ihrem Ruhm erheben!
 
 
VOLK. Heil, Heil der Jungfrau, der Erretterin! (Trompeten)
 
 
KÖNIG (zu Johanna). Wenn du von Menschen bist gezeugt wie wir,
So sage, welches Glück dich kann erfreuen;
Doch wenn dein Vaterland dort oben ist,
Wenn du die Strahlen himmlischer Natur
In diesem jungfräulichen Leib verhüllst,
So nimm das Band hinweg von unsern Sinnen
Und laß dich sehn in deiner Lichtgestalt,
Wie dich der Himmel sieht, daß wir anbetend
Im Staube dich verehren.
(Ein allgemeines Stillschweigen, jedes Auge ist auf die
Jungfrau gerichtet)
 
 
JOHANNA (plötzlich aufschreiend). Gott! Mein Vater!
 

VIERTER AUFZUG

Eilfter Auftritt

Die Vorigen. Thibaut tritt aus der Menge und steht Johanna gerade gegenüber

 
MEHRERE STIMMEN. Ihr Vater!
 
 
THIBAUT. Ja ihr jammervoller Vater,
Der die Unglückliche gezeugt, den Gottes
Gericht hertreibt, die eigne Tochter anzuklagen.
 
 
BURGUND. Ha! Was ist das!
 
 
DU CHATEL. Jetzt wird es schrecklich tagen!
THIBAUT (zum König).
Gerettet glaubst du dich durch Gottes Macht?
Betrogner Fürst! Verblendet Volk der Franken!
Du bist gerettet durch des Teufels Kunst.
(Alle treten mit Entsetzen zurück)
 
 
DUNOIS. Rast dieser Mensch?
 
 
THIBAUT. Nicht ich, du aber rasest,
Und diese hier, und dieser weise Bischof,
Die glauben, daß der Herr der Himmel sich
Durch eine schlechte Magd verkünden werde.
Laß sehn, ob sie auch in des Vaters Stirn
Der dreisten Lüge Gaukelspiel behauptet,
Womit sie Volk und König hinterging.
Antworte mir im Namen des Dreieinen,
Gehörst du zu den Heiligen und Reinen?
(Allgemeine Stille, alle Blicke sind auf sie gespannt, sie
steht unbeweglich)
 
 
SOREL. Gott, sie verstummt!
 
 
THIBAUT. Das muß sie vor dem furchtbarn Namen
Der in der Höllen Tiefen selbst
Gefürchtet wird! – Sie eine Heilige,
Von Gott gesendet! – An verfluchter Stätte
Ward es ersonnen, unterm Zauberbaum,
Wo schon von alters her die bösen Geister
Den Sabbat halten – hier verkaufte sie
Dem Feind der Menschen ihr unsterblich Teil,
Daß er mit kurzem Weltruhm sie verherrliche.
Laßt sie den Arm aufstreifen, seht die Punkte,
Womit die Hölle sie gezeichnet hat!
 
 
BURGUND. Entsetzlich! – Doch dem Vater muß man glauben,
Der wider seine eigne Tochter zeugt!
 
 
DUNOIS. Nein, nicht zu glauben ist dem Rasenden,
Der in dem eignen Kind sich selber schändet!
 
 
SOREL (zur Johanna). O rede! Brich dies unglückselge Schweigen!
Wir glauben dir! Wir trauen fest auf dich!
Ein Wort aus deinem Mund, ein einzig Wort
Soll uns genügen – Aber sprich! Vernichte
Die gräßliche Beschuldigung – Erkläre,
Du seist unschuldig, und wir glauben dir.
(Johanna steht unbeweglich, Agnes Sorel tritt mit Entsetzen
von ihr hinweg)
 
 
LA HIRE. Sie ist erschreckt. Erstaunen und Entsetzen
Schließt ihr den Mund. – Vor solcher gräßlichen
Anklage muß die Unschuld selbst erheben.
(Er nähert sich ihr)
Faß dich, Johanna. Fühle dich. Die Unschuld
Hat eine Sprache, einen Siegerblick,
Der die Verleumdung mächtig niederblitzt!
In edelm Zorn erhebe dich, blick auf,
Beschäme, strafe den unwürdgen Zweifel,
Der deine heilge Tugend schmäht.
(Johanna steht unbeweglich. La Hire tritt entsetzt zurück,
die Bewegung vermehrt sich)
 
 
DUNOIS. Was zagt das Volk? Was zittern selbst die Fürsten?
Sie ist unschuldig – Ich verbürge mich,
Ich selbst, für sie mit meiner Fürstenehre!
Hier werf ich meinen Ritterhandschuh hin,
Wer wagte, sie eine Schuldige zu nennen?
(Ein heftiger Donnerschlag, alle stehen entsetzt)
THIBAUT. Antworte bei dem Gott, der droben donnert!
Sprich, du seist schuldlos. Leugn es, daß der Feind
In deinem Herzen ist, und straf mich Lügen!
(Ein zweiter stärkerer Schlag, das Volk en Sieht zu allen Seiten)
 
 
BURGUND. Gott schütz uns! Welche fürchterliche Zeichen!
 
 
DU CHATEL (zum König).
Kommt! Kommt, mein König! Fliehet diesen Ort!
 
 
ERZBISCHOF (zur Johanna).
Im Namen Gottes frag ich dich. Schweigst du
Aus dem Gefühl der Unschuld oder Schuld,
Wenn dieses Donners Stimme fiir dich zeugt,
So fasse dieses Kreuz und gib ein Zeichen!
 
 
(Johanna bleibt unbeweglich. Neue heftige Donnerschläge.
Der König, Agnes Sorel, Erzbischof, Burgund, La Hire und
Du Chatel gehen ab)
 

VIERTER AUFZUG

Zwölfter Auftritt

Dunois. Johanna

 
DUNOIS. Du bist mein Weib – Ich hab an dich geglaubt
Beim ersten Blick, und also denk ich noch.
Dir glaub ich mehr als diesen Zeichen allen,
Als diesem Donner selbst, der droben spricht.
Du schweigst in edelm Zorn, verachtest es,
In deine heilge Unschuld eingehüllt,
So schändlichen Verdacht zu widerlegen.
– Veracht es, aber mir vertraue dich,
An deiner Unschuld hab ich nie gezweifelt.
Sag mir kein Wort, die Hand nur reiche mir
Zum Pfand und Zeichen, daß du meinem Arme
Getrost vertraust und deiner guten Sache.
(Er reicht ihr die Hand hin, sie wendet sich mit einer
zuckenden Bewegung von ihm hinweg; er bleibt in starrem
Entsetzen stehen)
 

VIERTER AUFZUG

Dreizehnter Auftritt

 

Johanna. Du Chatel. Dunois. Zuletzt Raimond

DU CHATEL (zurückkommend). Johanna d'Arc! Der König will erlauben, Daß Ihr die Stadt verlasset ungekränkt. Die Tore stehn Euch offen. Fürchtet keine Beleidigung. Euch schützt des Königs Frieden – Folgt mir, Graf Dunois – Ihr habt nicht Ehre, Hier länger zu verweilen – Welch ein Ausgang! (Er geht. Dunois fährt aus seiner Erstarrung auf, wirft noch einen Blick auf Johanna und geht ab. Diese steht einen Augenblick ganz allein. Endlich erscheint Raimond, bleibt eine Weile in der Ferne stehen, und betrachtet sie mit stillem Schmerz. Dann tritt er auf sie zu und faßt sie bei der Hand)

RAIMOND. Ergreift den Augenblick. Kommt! Kommt! Die Straßen Sind leer. Gebt mir die Hand. Ich will Euch führen. (Bei seinem Anblick gibt sie das erste Zeichen der Empfindung, sieht ihn starr an und blickt zum Himmel, dann ergreift sie ihn heftig bei der Hand und geht ab)

FÜNFTER AUFZUG

Ein wilder Wald, in der Ferne Köhlerhütten. Es ist ganz dunkel, heftiges Donnern und Blitzen, dazwischen Schießen

Erster Auftritt

Köhler und Köhlerweib

 
KÖHLER. Das ist ein grausam, mördrisch Ungewitter,
Der Himmel droht in Feuerbächen sich
Herabzugießen, und am hellen Tag
Ists Nacht, daß man die Sterne könnte sehn.
Wie eine losgelaßne Hölle tobt
Der Sturm, die Erde bebt und krachend beugen
Die alt verjährten Eschen ihre Krone.
Und dieser fürchterliche Krieg dort oben,
Der auch die wilden Tiere Sanftmut lehrt,
Daß sie sich zahm in ihre Gruben bergen,
Kann unter Menschen keinen Frieden stiften —
Aus dem Geheul der Winde und des Sturms
Heraus hört ihr das Knallen des Geschützes;
Die beiden Heere stehen sich so nah,
Daß nur der Wald sie trennt, und jede Stunde
Kann es sich blutig fürchterlich entladen.
 
 
KÖHLERWEIB. Gott steh uns bei! Die Feinde waren ja
Schon ganz aufs Haupt geschlagen und zerstreut,
Wie kommts, daß sie aufs neu uns ängstigen?
 
 
KÖHLER. Das macht, weil sie den König nicht mehr fürchten.
Seitdem das Mädchen eine Hexe ward
Zu Reims, der böse Feind uns nicht mehr hilft,
Geht alles rückwärts.
 
 
KÖHLERWEIB. Horch! Wer naht sich da?
 
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