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Die Jungfrau von Orleans

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DRITTER AUFZUG

Fünfter Auftritt

Ein Ritter eilfertig

 
KARL. Was ists?
 
 
RITTER. Der Feind ist über die Marne gegangen,
Und stellt sein Heer zum Treffen.
 
 
JOHANNA (begeistert). Schlacht und Kampf!
Jetzt ist die Seele ihrer Banden frei.
Bewaffnet euch, ich ordn indes die Scharen. (Sie eilt hinaus)
KARL. Folgt ihr, La Hire – Sie wollen uns am Tore
Von Reims noch um die Krone kämpfen lassen!
 
 
DUNOIS. Sie treibt nicht wahrer Mut. Es ist der letzte
Versuch ohnmächtig wütender Verzweiflung.
 
 
KARL. Burgund, Euch sporn ich nicht. Heut ist der Tag,
Um viele böse Tage zu vergüten.
 
 
BURGUND. Ihr sollt mit mir zufrieden sein.
 
 
KARL. Ich selbst
Will Euch vorangehn auf dem Weg des Ruhms,
Und in dem Angesicht der Krönungsstadt
Die Krone mir erfechten. – Meine Agnes!
Dein Ritter sagt dir Lebewohl!
 
 
AGNES (umarmt ihn). Ich weine nicht, ich zittre nicht für dich,
Mein Glaube greift vertrauend in die Wolken!
So viele Pfänder seiner Gnade gab
Der Himmel nicht, daß wir am Ende trauern!
Vom Sieg gekrönt umarm ich meinen Herrn,
Mir sagts das Herz, in Reims' bezwungnen Mauern.
 

(Trompeten erschallen mit mutigem Ton und gehen, während daß verwandelt wird, in ein wildes Kriegsgetümmel über, das Orchester fällt ein bei offener Szene und wird von kriegerischen Instrumenten hinter der Szene begleitet) Der Schauplatz verwandelt sich in eine freie Gegend, die von Bäumen begrenzt wird. Man sieht während der Musik Soldaten über den Hintergrund schnell wegziehen

DRITTER AUFZUG

Sechster Auftritt

Talbot auf Fastolf gestützt und von Soldaten begleitet. Gleich darauf Lionel

 
TALBOT. Hier unter diesen Bäumen setzt mich nieder,
Und ihr begebt euch in die Schlacht zurück,
Ich brauche keines Beistands, um zu sterben.
 
 
FASTOLF. O unglückselig jammervoller Tag!
(Lionel tritt auf)
Zu welchem Anblick kommt Ihr, Lionel!
Hier liegt der Feldherr auf den Tod verwundet.
 
 
LIONEL. Das wolle Gott nicht! Edler Lord, steht auf!
Jetzt ists nicht Zeit, ermattet hinzusinken.
Weicht nicht dem Tod, gebietet der Natur
Mit Eurem mächtgen Willen, daß sie lebe!
 
 
TALBOT. Umsonst! Der Tag des Schicksals ist gekommen,
Der unsern Thron in Frankreich stürzen soll.
Vergebens in verzweiflungsvollem Kampf
Wagt ich das Letzte noch, ihn abzuwenden.
Vom Stahl dahin geschmettert lieg ich hier,
Um nicht mehr aufzustehn. – Reims ist verloren,
So eilt, Paris zu retten!
 
 
LIONEL. Paris hat sich vertragen mit dem Dauphin,
Soeben bringt ein Eilbot uns die Nachricht.
 
 
TALBOT (reißt den Verband ab).
So strömet hin, ihr Bäche meines Bluts,
Denn überdrüssig bin ich dieser Sonne!
 
 
LIONEL. Ich kann nicht bleiben. – Fastolf, bringt den Feldherrn
An einen sichern Ort, wir können uns
Nicht lange mehr auf diesem Posten halten.
Die Unsern fliehen schon von allen Seiten,
Unwiderstehlich dringt das Mädchen vor —
 
 
TALBOT. Unsinn, du siegst und ich muß untergehn!
Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens.
Erhabene Vernunft, lichthelle Tochter
Des göttlichen Hauptes, weise Gründerin
Des Weltgebäudes, Führerin der Sterne,
Wer bist du denn, wenn du dem tollen Roß
Des Aberwitzes an den Schweif gebunden,
Ohnmächtig rufend, mit dem Trunkenen
Dich sehend in den Abgrund stürzen mußt!
Verflucht sei, wer sein Leben an das Große
Und Würdge wendet und bedachte Plane
Mit weisem Geist entwirft! Dem Narrenkönig
Gehört die Welt —
 
 
LIONEL. Mylord! Ihr habt nur noch
Für wenig Augenblicke Leben – denkt
An Euren Schöpfer!
 
 
TALBOT. Wären wir als Tapfre
Durch andre Tapfere besiegt, wir könnten
Uns trösten mit dem allgemeinen Schicksal,
Das immer wechselnd seine Kugel dreht —
Doch solchem groben Gaukelspiel erliegen!
War unser ernstes arbeitvolles Leben
Keines ernsthaftem Ausgangs wert?
 
 
LIONEL (reicht ihm die Hand).
Mylord, fahrt wohl! Der Tränen schuldgen Zoll
Will ich Euch redlich nach der Schlacht entrichten,
Wenn ich alsdann noch übrig bin. Jetzt aber
Ruft das Geschick mich fort, das auf dem Schlachtfeld
Noch richtend sitzt und seine Lose schüttelt.
Auf Wiedersehn in einer andern Welt,
Kurz ist der Abschied für die lange Freundschaft. (Geht ab)
 
 
TALBOT. Bald ists vorüber und der Erde geb ich,
Der ewgen Sonne die Atome wieder,
Die sich zu Schmerz und Lust in mir gefügt —
Und von dem mächtgen Talbot, der die Welt
Mit seinem Kriegsruhm füllte, bleibt nichts übrig,
Als eine Handvoll leichten Staubs. – So geht
Der Mensch zu Ende – und die einzige
Ausbeute, die wir aus dem Kampf des Lebens
Wegtragen, ist die Einsicht in das Nichts,
Und herzliche Verachtung alles dessen,
Was uns erhaben schien und wünschenswert —
 

DRITTER AUFZUG

Siebenter Auftritt

Karl. Burgund. Dunois. Du Chatel und Soldaten treten auf

 
BURGUND. Die Schanze ist erstürmt.
 
 
DUNOIS. Der Tag ist unser.
 
 
KARL (Talbot bemerkend).
Seht, wer es ist, der dort vom Licht der Sonne
Den unfreiwillig schweren Abschied nimmt?
Die Rüstung zeigt mir keinen schlechten Mann,
Geht, springt ihm bei, wenn ihm noch Hülfe frommt.
(Soldaten aus des Königs Gefolge treten hinzu)
Fastolf. Zurück! Bleibt fern! Habt Achtung vor dem Toten,
Dem ihr im Leben nie zu nahn gewünscht!
 
 
BURGUND. Was seh ich! Talbot liegt in seinem Blut!
(Er geht auf ihn zu. Talbot blickt ihn starr an und stirbt)
 
 
FASTOLF. Hinweg, Burgund! Den letzten Blick des Helden
Vergifte nicht der Anblick des Verräters!
 
 
DUNOIS. Furchtbarer Talbot! Unbezwinglicher!
Nimmst du vorlieb mit so geringem Raum,
Und Frankreichs weite Erde konnte nicht
Dem Streben deines Riesengeistes gnügen.
– Erst jetzo, Sire, begrüß ich Euch als König,
Die Krone zitterte auf Eurem Haupt,
So lang ein Geist in diesem Körper lebte.
 
 
KARL (nachdem er den Toten stillschweigend betrachtet).
Ihn hat ein Höherer besiegt, nicht wir!
Er liegt auf Frankreichs Erde, wie der Held
Auf seinem Schild, den er nicht lassen wollte.
Bringt ihn hinweg!
(Soldaten heben den Leichnam auf und tragen ihn fort)
Fried sei mit seinem Staube!
Ihm soll ein ehrenvolles Denkmal werden,
Mitten in Frankreich, wo er seinen Lauf
Als Held geendet, ruhe sein Gebein!
So weit als er, drang noch kein feindlich Schwert,
Seine Grabschrift sei der Ort, wo man ihn findet.
 
 
FASTOLF (gibt sein Schwert ab). Herr, ich bin dein Gefangener.
 
 
KARL (gibt ihm sein Schwert zurück). Nicht also!
Die fromme Pflicht ehrt auch der rohe Krieg,
Frei sollt Ihr Eurem Herrn zu Grabe folgen.
Jetzt eilt, Du Chatel – Meine Agnes zittert —
Entreißt sie ihrer Angst um uns – Bringt ihr
Die Botschaft, daß wir leben, daß wir siegten,
Und führt sie im Triumph nach Reims!
(Du Chatel geht ab)
 

DRITTER AUFZUG

Achter Auftritt

La Hire zu den Vorigen

 
DUNOIS. La Hire!
Wo ist die Jungfrau?
 
 
LA HIRE. Wie? Das frag ich Euch.
An Eurer Seite fechtend ließ ich sie.
 
 
DUNOlS. Von Eurem Arme glaubt ich sie beschützt,
Als ich dem König beizuspringen eilte.
 
 
BURGUND. Im dichtsten Feindeshaufen sah ich noch
Vor kurzem ihre weiße Fahne wehn.
 
 
DUNOlS. Weh uns, wo ist sie? Böses ahndet mir!
Kommt, eilen wir sie zu befrein. – Ich fürchte,
Sie hat der kühne Mut zu weit geführt,
Umringt von Feinden kämpft sie ganz allein,
Und hülflos unterliegt sie jetzt der Menge.
 
 
KARL. Eilt, rettet sie!
 
 
LA HIRE. Ich folg euch, kommt!
 
 
BURGUND. Wir alle! (Sie eilen fort)
 

DRITTER AUFZUG

Eine andre öde Gegend des Schlachtfelds Man sieht die Türme von Reims in der Ferne, von der Sonne beleuchtet

Neunter Auftritt

Ein Ritter in ganz schwarzer Rüstung, mit geschloßnem Visier. Johanna verfolgt ihn bis auf die vordere Bühne, wo er stille steht und sie erwartet

 
JOHANNA. Arglistger! Jetzt erkenn ich deine Tücke!
Du hast mich trüglich durch verstellte Flucht
Vom Schlachtfeld weggelockt und Tod und Schicksal
Von vieler Britensöhne Haupt entfernt.
Doch jetzt ereilt dich selber das Verderben.
 
 
SCHWARZER RITTER. Warum verfolgst du mich und heftest dich
So wutentbrannt an meine Fersen? Mir
Ist nicht bestimmt, von deiner Hand zu fallen.
 
 
JOHANNA. Verhaßt in tiefster Seele bist du mir,
Gleich wie die Nacht, die deine Farbe ist.
Dich weg zu tilgen von dem Licht des Tags
Treibt mich die unbezwingliche Begier.
Wer bist du? Öffne dein Visier. – Hätt ich
Den kriegerischen Talbot in der Schlacht
Nicht fallen sehn, so sagt ich, du wärst Talbot.
 
 
SCHWARZER RITTER. Schweigt dir die Stimme des Prophetengeistes?
 
 
JOHANNA. Sie redet laut in meiner tiefsten Brust,
Daß mir das Unglück an der Seite steht.
 
 
SCHWARZER RITTER. Johanna d'Arc! Bis an die Tore Reims
Bist du gedrungen auf des Sieges Flügeln.
Dir gnüge der erworbne Ruhm. Entlasse
Das Glück, das dir als Sklave hat gedient,
Eh es sich zürnend selbst befreit, es haßt
Die Treu und keinem dient es bis ans Ende.
 
 
JOHANNA. Was heißest du in Mitte meines Laufs
Mich stille stehen und mein Werk verlassen?
Ich führ es aus und löse mein Gelübde!
 
 
SCHWARZER RITTER. Nichts kann dir, du Gewaltge, widerstehn,
In jedem Kampfe siegst du. – Aber gehe
In keinen Kampf mehr. Höre meine Warnung!
 
 
JOHANNA. Nicht aus den Händen leg ich dieses Schwert,
Als bis das stolze England niederliegt.
 
 
SCHWARZER RITTER. Schau hin! Dort hebt sich Reims mit seinen Türmen,
Das Ziel und Ende deiner Fahrt – die Kuppel
Der hohen Kathedrale siehst du leuchten,
Dort wirst du einziehn im Triumphgepräng,
Deinen König krönen, dein Gelübde lösen.
– Geh nicht hinein. Kehr um. Hör meine Warnung.
 
 
JOHANNA. Wer bist du, doppelzüngig falsches Wesen,
Das mich erschrecken und verwirren will?
Was maßest du dir an, mir falsch Orakel
Betrüglich zu verkündigen?
(Der schwarze Ritter will abgehen, sie tritt ihm in den Weg)
Nein, du stehst
Mir Rede, oder stirbst von meinen Händen!
(Sie will einen Streich auf ihn führen)
 
 
SCHWARZER RITTER (berührt sie mit der Hand, sie bleibt unbeweglich stehen). Töte, was sterblich ist! (Nacht, Blitz und Donnerschlag. Der Ritter versinkt)
 
 
JOHANNA (steht anfangs erstaunt, faßt sich aber bald wieder).
Es war nichts Lebendes. – Ein trüglich Bild
Der Hölle wars, ein widerspenstger Geist,
Heraufgestiegen aus dem Feuerpfuhl,
Mein edles Herz im Busen zu erschüttern.
Wen fürcht ich mit dem Schwerte meines Gottes?
Siegreich vollenden will ich meine Bahn,
Und käm die Hölle selber in die Schranken,
Mir soll der Mut nicht weichen und nicht wanken!
(Sie will abgehen)
 

DRITTER AUFZUG

Zehnter Auftritt

 

Lionel. Johanna

 
LIONEL. Verfluchte, rüste dich zum Kampf – Nicht beide
Verlassen wir lebendig diesen Platz.
Du hast die Besten meines Volks getötet,
Der edle Talbot hat die große Seele
In meinen Busen ausgehaucht. – Ich räche
Den Tapfern oder teile sein Geschick.
Und daß du wissest, wer dir Ruhm verleiht,
Er sterbe oder siege – Ich bin Lionel,
Der letzte von den Fürsten unsers Heers,
Und unbezwungen noch ist dieser Arm.
(Er dringt auf sie ein, nach einem kurzen Gefecht schlägt sie
ihm das Schwert aus der Hand)
Treuloses Glück! (Er ringt mit ihr)
 
 
JOHANNA (ergreift ihn von hinten zu am Helmbusch und reißt ihm den Helm gewaltsam herunter, daß sein Gesicht entblößt wird, zugleich zückt sie das Schwert mit der Rechten). Erleide, was du suchtest, Die heilge Jungfrau opfert dich durch mich! (In diesem Augenblick sieht sie ihm ins Gesicht, sein Anblick ergreift sie, sie bleibt unbeweglich stehen und läßt dann langsam den Arm sinken)
 
 
LIONEL. Was zauderst du und hemmst den Todesstreich?
Nimm mir das Leben auch, du nahmst den Ruhm,
Ich bin in deiner Hand, ich will nicht Schonung.
(Sie gibt ihm ein Zeichen mit der Hand, sich zu entfernen)
Entfliehen soll ich? Dir soll ich mein Leben
Verdanken? – Eher sterben!
 
 
JOHANNA (mit abgewandtem Gesicht). Rette dich!
Ich will nichts davon wissen, daß dein Leben
In meine Macht gegeben war.
 
 
LIONEL. Ich hasse dich und dein Geschenk – Ich will
Nicht Schonung – Töte deinen Feind, der dich
Verabscheut, der dich töten wollte.
 
 
JOHANNA. Töte mich
– Und fliehe!
 
 
LIONEL Ha! Was ist das?
 
 
JOHANNA (verbirgt das Gesicht). Weh mir!
 
 
LIONEL (tritt ihr näher). Du tötest, sagt man, alle Engelländer,
Die du im Kampf bezwingst – Warum nur mich
Verschonen?
 
 
JOHANNA (erhebt das Schwert mit einer raschen Bewegung gegen ihn, läßt es aber, wie sie ihn ins Gesicht faßt, schnell wieder sinken). Heilge Jungfrau!
 
 
LIONEL. Warum nennst du
Die Heilge? Sie weiß nichts von dir, der Himmel
Hat keinen Teil an dir.
 
 
JOHANNA (in der heftigsten Beängstigung). Was hab ich
Getan! Gebrochen hab ich mein Gelübde!
(Sie ringt verzweifelnd die Hände)
 
 
LIONEL (betrachtet sie mit Teilnahme und tritt ihr näher).
Unglücklich Mädchen! Ich beklage dich,
Du rührst mich, du hast Großmut ausgeübt
An mir allein, ich fühle, daß mein Haß
Verschwindet, ich muß Anteil an dir nehmen!
– Wer bist du? Woher kommst du?
 
 
JOHANNA. Fort! Entfliehe!
 
 
LIONEL. Mich jammert deine Jugend, deine Schönheit!
Dein Anblick dringt mir an das Herz. Ich möchte
Dich gerne retten – Sage mir, wie kann ichs!
Komm! Komm! Entsage dieser gräßlichen
Verbindung – Wirf sie von dir, diese Waffen!
 
 
JOHANNA. Ich bin unwürdig, sie zu führen!
 
 
LIONEL. Wirf
Sie von dir, schnell, und folge mir!
 
 
JOHANNA (mit Entsetzen). Dir folgen!
 
 
LIONEL. Du kannst gerettet werden. Folge mir!
Ich will dich retten, aber säume nicht.
Mich faßt ein ungeheurer Schmerz um dich,
Und ein unnennbar Sehnen, dich zu retten —
(Bemächtigt sich ihres Armes)
 
 
JOHANNA. Der Bastard naht! Sie sinds! Sie suchen mich!
Wenn sie dich finden —
 
 
LIONEL. Ich beschütze dich!
 
 
JOHANNA. Ich sterbe, wenn du fällst von ihren Händen!
 
 
LIONEL. Bin ich dir teuer?
 
 
JOHANNA. Heilige des Himmels!
 
 
LIONEL. Werd ich dich wiedersehen? Von dir hören?
 
 
JOHANNA. Nie! Niemals!
 
 
LIONEL. Dieses Schwert zum Pfand, daß ich
Dich wiedersehe!
(Er entreißt ihr das Schwert)
 
 
JOHANNA. Rasender, du wagst es?
 
 
LIONEL. Jetzt weich ich der Gewalt, ich seh dich wieder!
(Er geht ab)
 

DRITTER AUFZUG

Eilfter Auftritt

Dunois und La Hire. Johanna

 
LA HIRE. Sie lebt! Sie ists!
 
 
DUNOIS. Johanna, fürchte nichts!
Die Freunde stehen mächtig dir zur Seite.
 
 
LA HIRE. Flieht dort nicht Lionel?
 
 
DUNOIS. Laß ihn entfliehn!
Johanna, die gerechte Sache siegt,
Reims öffnet seine Tore, alles Volk
Strömt jauchzend seinem Könige entgegen —
 
 
LA HIRE. Was ist der Jungfrau? Sie erbleicht, sie sinkt!
(Johanna schwindelt und will sinken)
 
 
DUNOIS. Sie ist verwundet – Reißt den Panzer auf —
Es ist der Arm und leicht ist die Verletzung.
 
 
LA HIRE. Ihr Blut fließt.
 
 
JOHANNA. Laßt es mit meinem Leben
Hinströmen! (Sie liegt ohnmächtig in La Hires Armen)
 

VIERTER AUFZUG

Ein festlich ausgeschmückter Saal, die Säulen sind mit Festons umwunden, hinter der Szene Flöten und Hoboen

Erster Auftritt

 
JOHANNA. Die Waffen ruhn, des Krieges Stürme schweigen,
Auf blutge Schlachten folgt Gesang und Tanz,
Durch alle Straßen tönt der muntre Reigen,
Altar und Kirche prangt in Festes Glanz,
Und Pforten bauen sich aus grünen Zweigen,
Und um die Säule windet sich der Kranz,
Das weite Reims faßt nicht die Zahl der Gäste,
Die wallend strömen zu dem Völkerfeste.
 
 
Und einer Freude Hochgefühl entbrennet,
Und ein Gedanke schlägt in jeder Brust,
Was sich noch jüngst in blutgem Haß getrennet,
Das teilt entzückt die allgemeine Lust,
Wer nur zum Stamm der Franken sich bekennet,
Der ist des Namens stolzer sich bewußt,
Erneuert ist der Glanz der alten Krone,
Und Frankreich huldigt seinem Königssohne.
 
 
Doch mich, die all dies Herrliche vollendet,
Mich rührt es nicht, das allgemeine Glück,
Mir ist das Herz verwandelt und gewendet,
Es flieht von dieser Festlichkeit zurück,
Ins britsche Lager ist es hingewendet,
Hinüber zu dem Feinde schweift der Blick,
Und aus der Freude Kreis muß ich mich stehlen,
Die schwere Schuld des Busens zu verhehlen.
 
 
Wer? Ich? Ich eines Mannes Bild
In meinem reinen Busen tragen?
Dies Herz, von Himmels Glanz erfüllt,
Darf einer irdschen Liebe schlagen?
Ich meines Landes Retterin,
Des höchsten Gottes Kriegerin,
Für meines Landes Feind entbrennen!
Darf ichs der keuschen Sonne nennen,
Und mich vernichtet nicht die Scham!
 
 
(Die Musik hinter der Szene geht in eine weich schmelzende
Melodie über)
 
 
Wehe! Weh mir! Welche Töne!
Wie verführen sie mein Ohr!
Jeder ruft mir seine Stimme,
Zaubert mir sein Bild hervor!
 
 
Daß der Sturm der Schlacht mich faßte.
Speere sausend mich umtönten
In des heißen Streites Wut!
Wieder fänd ich meinen Mut!
 
 
Diese Stimmen, diese Töne,
Wie umstricken sie mein Herz,
Jede Kraft in meinem Busen
Lösen sie in weichem Sehnen,
Schmelzen sie in Wehmuts-Tränen!
 
 
(Nach einer Pause lebhafter)
 
 
Sollt ich ihn töten? Konnt ichs, da ich ihm
Ins Auge sah? Ihn töten! Eher hätt ich
Den Mordstahl auf die eigne Brust gezückt!
Und bin ich strafbar, weil ich menschlich war?
Ist Mitleid Sünde? – Mitleid! Hörtest du
Des Mitleids Stimme und der Menschlichkeit
Auch bei den andern, die dein Schwert geopfert?
 
 
Warum verstummte sie, als der Walliser dich,
Der zarte Jüngling um sein Leben flehte?
Arglistig Herz! Du lügst dem ewgen Licht,
Dich trieb des Mitleids fromme Stimme nicht!
 
 
Warum mußt ich ihm in die Augen sehn!
Die Züge schaun des edeln Angesichts!
Mit deinem Blick fing dein Verbrechen an,
Unglückliche! Ein blindes Werkzeug fodert Gott,
Mit blinden Augen mußtest dus vollbringen!
Sobald du sahst, verließ dich Gottes Schild,
Ergriffen dich der Hölle Schlingen!
(Die Flöten wiederholen, sie versinkt in eine stille Wehmut )
 
 
Frommer Stab! O hätt ich nimmer
Mit dem Schwerte dich vertauscht!
Hätt es nie in deinen Zweigen,
Heilge Eiche! mir gerauscht!
Wärst du nimmer mir erschienen,
Hohe Himmelskönigin!
Nimm, ich kann sie nicht verdienen,
Deine Krone, nimm sie hin!
 
 
Ach, ich sah den Himmel offen
Und der Selgen Angesicht!
Doch auf Erden ist mein Hoffen,
Und im Himmel ist es nicht!
Mußtest du ihn auf mich laden
Diesen furchtbaren Beruf,
Konnt ich dieses Herz verhärten,
Das der Himmel fühlend schuf!
 
 
Willst du deine Macht verkünden,
Wähle sie, die frei von Sünden
Stehn in deinem ewgen Haus,
Deine Geister sende aus,
Die Unsterblichen, die Reinen,
Die nicht fühlen, die nicht weinen!
Nicht die zarte Jungfrau wähle,
Nicht der Hirtin weiche Seele!
 
 
Kümmert mich das Los der Schlachten,
Mich der Zwist der Könige?
Schuldlos trieb ich meine Lämmer
Auf des stillen Berges Höh.
Doch du rissest mich ins Leben,
In den stolzen Fürstensaal,
Mich der Schuld dahinzugeben,
Ach! es war nicht meine Wahl!
 

VIERTER AUFZUG

Zweiter Auftritt

Agnes Sorel. Johanna

 
SOREL (kommt in lebhafter Rührung, wie sie die Jungfrau erblickt, eilt sie auf sie zu und fällt ihr um den Hals; plötzlich besinnt sie sich, läßt sie los und fällt vor ihr nieder). Nein! Nicht so! Hier im Staub vor dir —
 
 
JOHANNA (will sie aufheben). Steh auf!
Was ist dir? Du vergissest dich und mich.
 
 
SOREL. Laß mich! Es ist der Freude Drang, der mich
Zu deinen Füßen niederwirft – ich muß
Mein überwallend Herz vor Gott ergießen,
Den Unsichtbaren bet ich an in dir.
Du bist der Engel, der mir meinen Herrn
Nach Reims geführt und mit der Krone schmückt.
Was ich zu sehen nie geträumt, es ist
Erfüllt! Der Krönungszug bereitet sich,
Der König steht im festlichen Ornat,
Versammelt sind die Pairs, die Mächtigen
Der Krone, die Insignien zu tragen,
Zur Kathedrale wallend strömt das Volk,
Es schallt der Reigen und die Glocken tönen,
O dieses Glückes Fülle trag ich nicht!
(Johanna hebt sie sanft in die Höhe. Agnes Sorel hält einen
Augenblick inne, indem sie der Jungfrau näher ins Auge sieht)
Doch du bleibst immer ernst und streng, du kannst
Das Glück erschaffen, doch du teilst es nicht.
Dein Herz ist kalt, du fühlst nicht unsre Freuden,
Du hast der Himmel Herrlichkeit gesehn,
Die reine Brust bewegt kein irdisch Glück.
 
 
(Johanna ergreift ihre Hand mit Heftigkeit, läßt sie aber
schnell wieder fahren)
O könntest du ein Weib sein und empfinden!
Leg diese Rüstung ab, kein Krieg ist mehr,
Bekenne dich zum sanfteren Geschlechte!
Mein liebend Herz flieht scheu vor dir zurück,
Solange du der strengen Pallas gleichst.
 
 
JOHANNA. Was foderst du von mir!
 
 
SOREL. Entwaffne dich! Leg diese Rüstung ab, die Liebe fürchtet,
Sich dieser stahlbedeckten Brust zu nahn.
O sei ein Weib und du wirst Liebe fühlen!
 
 
JOHANNA. Jetzt soll ich mich entwaffnen! Jetzt! Dem Tod
Will ich die Brust entblößen in der Schlacht!
Jetzt nicht – o möchte siebenfaches Erz
Vor euren Festen, vor mir selbst mich schützen!
 
 
SOREL. Dich liebt Graf Dunois. Sein edles Herz,
Dem Ruhm nur offen und der Heldentugend,
Es glüht für dich in heiligem Gefühl.
O es ist schön, von einem Helden sich geliebt
Zu sehn – es ist noch schöner, ihn zu lieben!
(Johanna wendet sich mit Abscheu hinweg)
Du hassest ihn! – Nein, nein, du kannst ihn nur
Nicht lieben – Doch wie solltest du ihn hassen!
Man haßt nur den, der den Geliebten uns
Entreißt, doch dir ist keiner der Geliebte!
Dein Herz ist ruhig – Wenn es fühlen könnte —
 
 
JOHANNA. Beklage mich! Beweine mein Geschick!
 
 
SOREL. Was könnte dir zu deinem Glücke mangeln?
Du hast dein Wort gelöst, Frankreich ist frei,
Bis in die Krönungsstadt hast du den König
Siegreich geführt, und hohen Ruhm erstritten,
Dir huldiget, dich preist ein glücklich Volk,
Von allen Zungen überströmend fließt
Dein Lob, du bist die Göttin dieses Festes,
Der König selbst mit seiner Krone strahlt
Nicht herrlicher als du.
 
 
JOHANNA. O könnt ich mich
Verbergen in den tiefsten Schoß der Erde!
 
 
SOREL. Was ist dir? Welche seltsame Bewegung!
Wer dürfte frei aufschaun an diesem Tage,
Wenn du die Blicke niederschlagen sollst!
Mich laß erröten, mich, die neben dir
So klein sich fühlt, zu deiner Heldenstärke sich,
Zu deiner Hoheit nicht erheben kann!
Denn soll ich meine ganze Schwäche dir
Gestehen, – Nicht der Ruhm des Vaterlandes,
Nicht der erneute Glanz des Thrones, nicht
Der Völker Hochgefühl und Siegesfreude
Beschäftigt dieses schwache Herz. Es ist
Nur einer, der es ganz erfüllt, es hat
Nur Raum für dieses einzige Gefühl:
Er ist der Angebetete, ihm jauchzt das Volk,
Ihn segnet es, ihm streut es diese Blumen,
Er ist der Meine, der Geliebte ists.
 
 
JOHANNA. O du bist glücklich! Selig preise dich!
Du liebst, wo alles liebt! Du darfst dein Herz
Aufschließen, laut aussprechen dein Entzücken
Und offen tragen vor der Menschen Blicken!
Dies Fest des Reichs ist deiner Liebe Fest,
Die Völker alle, die unendlichen,
Die sich in diesen Mauren flutend drängen,
Sie teilen dein Gefühl, sie heilgen es,
Dir jauchzen sie, dir flechten sie den Kranz,
Eins bist du mit der allgemeinen Wonne,
Du liebst das Allerfreuende, die Sonne,
Und was du siehst, ist deiner Liebe Glanz!
 
 
SOREL (ihr um den Hals fallend).
O du entzückst mich, du verstehst mich ganz!
Ja ich verkannte dich, du kennst die Liebe,
Und was ich fühle, sprichst du mächtig aus.
Von seiner Furcht und Scheue löst sich mir
Das Herz, es wallt vertrauend dir entgegen
 
 
JOHANNA (entreißt sich mit Heftigkeit ihren Armen).
Verlaß mich. Wende dich von mir! Beflecke
Dich nicht mit meiner pesterfüllten Nähe!
Sei glücklich, geh, mich laß in tiefster Nacht
Mein Unglück, meine Schande, mein Entsetzen
Verbergen —
 
 
SOREL. Du erschreckst mich, ich begreife
Dich nicht, doch ich begriff dich nie – und stets
Verhüllt war mir dein dunkel tiefes Wesen.
Wer möcht es fassen, was dein heilig Herz,
Der reinen Seele Zartgefühl erschreckt!
 
 
JOHANNA. Du bist die Heilige! Du bist die Reine!
Sähst du mein Innerstes, du stießest schaudernd
Die Feindin von dir, die Verräterin!
 
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