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Jakob Passinkow

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Abends, und besonders an Sonn- und Festtagen, spielten wir Pfänderspiele. Zu uns gesellten sich dann gewöhnlich zwei Verwandte Slotnitzky’s, ein paar allerliebste Schwestern mit runden, immerlachenden Gesichtern, und einige andere junge Leute, welche ihre Laufbahn mit dem Titel Kadet oder Kornet begannen und ganz gemüthliche Bürschchen waren. Passinkow hielt sich immer neben Tatiana und überlegte mit ihr, welche Aufgaben man denen zutheile, welche Pfänder einzulösen hatten.

Sophie liebte die Pfänderspiel-Küsse und Zärtlichkeiten nicht, und Barbara konnte nicht leiden, wenn man ihr befahl irgend etwas zu thun oder ein Räthsel zu rathen. Die jungen Cousinen brachen dann in lautes Lachen aus. Woher kam ihnen dieses beständige Lachen? Zuweilen machte es mich ärgerlich, während Passinkow nur kopfschüttelnd dazu lächelte. Der alte Slotnitzky nahm keinen Antheil an unseren Spielen und öfters selbst beobachtete er uns durch die Thüre seines Cabinets mit übellauniger Miene.

Einmal nur überfiel er uns und schlug uns vor, demjenigen, welcher ein Pfand auszulösen habe, aufzugeben, mit ihm zu tanzen. Wir nahmen es an, und es begab sich, daß dieses Pfand Tatianen gehörte. Sie erröthete, lächelte verschämt und sträubte sich, wie ein junges Mädchen von fünfzehn Jahren. Aber der Alte befahl Sophien, sich an’s Piano zu sehen, dann, seine Frau unter den Arm nehmend, walzte er mit ihr zweimal nach dem alten Dreivierteltakt herum. Ich sehe noch sein galliges, finsteres Gesicht, welches sich bald uns zukehrte, bald sich wieder abwandte, ohne seinen gewöhnlichen unfreundlichen Ausdruck zu verändern. Er walzte mit großen Schritten, seine Frau hatte Mühe, ihm zu folgen, und als ob sie Furcht hätte, neigte sie ihren Kopf auf seine Brust. Er führte sie wieder auf ihren Platz, grüßte sie, dann ging er zurück in sein Kabinet und schloß sich ein. Sophie wollte aufhören zu spielen, indeß ihre Schwester bat sie, fortzufahren; alsdann Passinkow sich nähernd und ihm mit linkischem Wesen die Hand reichend, sagte sie verlegen lächelnd: »Wollen Sie?« Jakob erhob sich verwundert, verbeugte sich höflich, denn er war sehr höflich, und faßte Barbara um die Taille. Jedoch nach dem ersten Schritt glitt er aus, trennte sich von seiner Tänzerin und stieß an den Untersatz des Papageienkäfigs, den er umwarf. Der erschreckte Vogel erhob ein durchdringendes Geschrei. Alle brachen in Gelächter aus und Slotnitzky öffnete die Thüre seines Zimmers, beobachtete mit finsterem Blicke was vorging und zog sich dann wieder zurück, die Thüre hinter sich zuschlagend.

Wenn man späterhin Barbara an diesen Vorfall erinnerte, lächelte sie und betrachtete Passinkow mit eigenthümlicher Miene, als ob sie dächte, daß man nichts Klügeres ersinnen könne, als was er gethan.

Jakob liebte sehr die Musik. Oft bat er Sophien, irgend ein Stück zu spielen; dann setzte er sich bei Seite, hörte zu und begleitete zuweilen mit leiser Stimme die Stellen, welche ihm am besten gefielen.

Eine der Compositionen, welche ihn am meisten entzückte, war: das Gestirn von Schubert. Er versicherte, daß, wenn er diese Melodie höre, es ihm sei, als ob Strahlen azurnen Lichts mit harmonischen Akkorden vom Himmel in seine Seele fielen. Seit dieser Zeit habe ich jedesmal, wenn ich eine reine, sternhelle Nacht sah, an Schubert und Passinkow gedacht.

Ich erinnere mich noch einer Spazierfahrt, welche wir in die Umgegend der Stadt mit Slotnitzky’s machten.

Wir hatten zwei sehr alte viersitzige Miethkutschen von massiver Bauart genommen: blaue Kasten, runde Stahlfedern, breite Sitze, Heu im Innern. Die abgetriebenen lahmen Pferde brachten uns nur langsam vorwärts. Es war eine Qual sie anzusehen. Wir spazierten lange Zeit unter den Tannenwäldern von Pargolow, wir tranken Milch aus irdenen Krügen und aßen Erdbeeren mit Zucker. Das Wetter war wundervoll; Barbara ging sonst nicht gern; sie wurde immer bald müde. Diesmal aber verließ sie uns nicht. Sie hatte ihren Hut abgenommen, ihre Haare waren aufgelöst, ihre Züge belebt, ihre Wangen geröthet. Wir begegneten in dem Gehölz zwei Bauernmädchen. Sie rief dieselben zu sich, setzte sich auf die Erde und ließ sie freundschaftlich neben sich sitzen. Sophie sah ihr von weitem mit kaltem Lächeln zu und gesellte sich nicht zu ihnen. Sie ging mit Assanow. Der alte Slotnitzky sagte, daß Barbara eine wahre Bruthenne sei. Im Lauf des Tages wanderte sie zuweilen neben Passinkow, und einmal wandte sie sich zu ihm mit den Worten: »Jakob, ich will Ihnen etwas sagen,« doch was sie ihm sagen wollte, hat man nicht erfahren. Ich aber muß zu meiner Erzählung zurückkehren.

Das unerwartete Erscheinen meines Freundes hatte mich sehr erfreut. Aber plötzlich überkam mich ein Gefühl der Scham bei der Erinnerung an das, was ich Tags zuvor gethan, und ich kehrte von Neuem den Kopf gegen die Mauer.

Nach einer kleinen Pause fragte mich Passinkow, ob ich leidend sei.

«Nein,« erwiderte ich mit wenig überzeugender Stimme, »ich habe nur etwas Kopfweh.«

Er nahm ein Buch und setzte sich. Es mochte eine Stunde verflossen sein; ich war entschlossen, Jakob meine Beichte zu machen, als ich plötzlich einen Wagen hörte, welcher vor meiner Thüre hielt. Ich horchte aufmerksam; Assanow fragte meinen Diener, ob ich zu Hause sei.

Jakob erhob sich; er konnte Assanow nicht leiden und sagte mir, daß er sich in ein Nebenzimmer zurückziehen wolle und wieder zu mir kommen werde, sobald mein Besuch mich verlassen.

Assanow trat ein.

An seinem aufgeregten Gesicht, an seinem unfreundlichen Gruß war leicht zu erkennen, daß er nicht gekommen, um mir bloß einen gewöhnlichen Besuch zu machen.

Was wird er beginnen? sagte ich zu mir.

– »Mein Herr,« rief er, sich in einen Sessel niederlassend, »ich komme zu Ihnen, damit Sie mich aufklären über einen Zweifel.«

– »Und der wäre?«

»Ich wünschte zu wissen, ob sie ein Mann von Ehre sind oder nicht.«

– »Was bedeuten diese Worte?« gab ich ihm zornig zurück.

»Was sie bedeuten?« erwiderte er, jedes Wort scharf betonend: »Gestern zeigte ich Ihnen eine Brieftasche, welche mehrere Briefe mit meiner Adresse enthielt. Heute machen Sie, ohne das mindeste Recht dazu, Vorwürfe . . . Hören Sie? Vorwürfe jener Person, welche mir geschrieben, und wiederholen mehrere Stellen aus einem der Briefe. Ich wünsche eine Erklärung über dieses Betragen zu haben.«

– »Und ich,« erwiderte ich ihm, vor Zorn bebend und zugleich mit Schamgefühl, »ich wünschte zu wissen, mit welchem Recht Sie mich fragen? Es hat Ihnen gefallen, uns die Wichtigkeit Ihres Onkels zu rühmen und uns Ihre Correspondenzen zu offenbaren. Ist das meine Schuld? Keiner Ihrer Briefe ist Ihnen entrissen worden.«

»Nein, das ist wahr, ich habe sie alle. Indessen war ich gestern in einem solchen Zustande, daß Sie wohl hätten können . . .«

»Mein Herr,« erwiderte ich mit erhobener Stimme, »ich habe Ihnen nichts weiter mehr zu sagen, als daß ich Sie bitte, mich in Ruhe zu lassen. Hören Sie? Ich will nichts von Ihren Angelegenheiten wissen und habe Ihnen keine Erklärung zu geben. Verlangen Sie dieselbe von der, welche Ihnen geschrieben.«

Ich fühlte in diesem Augenblick, daß mein armer Kopf anfing zu wirbeln.

Assanow heftete auf mich einen Blick, dem er versuchte einen sardonischen Ausdruck zu geben; dann erhob er sich, seinen Schnurbart drehend und sagte:

»Ich weiß jetzt, was ich zu denken habe, ich lese in Ihren Augen Alles, was vorgegangen. Allein ich muß Ihnen bemerken, daß Leute von Ehre sich nicht so benehmen . . . Einen Brief heimlich lesen und dann Unruhe in das Haus eines jungen Mädchens werfen . . .«

– »Gehen Sie zum Teufel,« rief ich, mit dem Fuße auf die Erde stampfend, . . . »und suchen Sie Sieh einen Sekundanten; ich will mit Ihnen keine Unterredung mehr haben!«

– »Sie werden mich nicht lehren, was ich thun soll,« erwiderte kalt Assanow. »Ich hatte schon selbst beschlossen, Ihnen eine Herausforderung zu schicken.«

Er ging und ich sank zurück auf das Sopha, mein Gesicht mit den Händen bedeckend.

Ich fühlte mich auf die Schulter geklopft, vor mir stand Passinkow.

»Was hast Du gemacht?« fragte er mich, »sage mir die Wahrheit; hast Du wirklich einen fremden Brief gelesen?«

Ich hatte nicht die Kraft, ihm zu antworten: aber ich machte ihm ein bejahendes Zeichen. Passinkow näherte sich dem Fenster; dann mir den Rücken zukehrend, hub er langsam an:

»Du hast den Brief eines jungen Mädchens an Assanow gelesen? Wer war dieses junge Mädchen?«

– »Sophie Slotnitzky,« erwiderte ich ihm, wie ein Schuldiger vor seinem Richter.

Nach einer Pause des Schweigens fuhr Jakob fort:

»Nur die Leidenschaft kann Dich einigermaßen entschuldigen. Bist Du verliebt in Sophie?«

– »Ja.«

Jakob schwieg von Neuem. Dann sagte er: .

»Ich ahnte es. Und heute hast Du ihr Vorwürfe gemacht?«

– »Ja, ja!« rief ich im Tone der Verzweiflung; »und heute verachtest Du mich!«

Er ging zweimal im Zimmer herum, dann kam er auf mich zu.

»Sie liebt ihn?« murmelte er.

»Sie liebt ihn!«

Er blickte einen Augenblick zu Boden, dann sagte er:

»Wir müssen dieser Sache abhelfen. Es muß durchaus geschehen; und er nahm seinen Hut.

«Wo willst Du hin?«

»Zu Assanow«

»Ich kann es Dir nicht erlauben,« rief ich, vom Divan aufspringend, »ist’s möglich, – was wird er denken?«

»Nun,« erwiderte Jakob, mich scharf ansehend, »ist’s besser, in Folge des Fehlers, den Du begangen, Dich zu verderben und dieses junge Mädchen zu beschimpfen?«

»Was wirst Du Assanow sagen?«

»Ich werde mich bemühen ihn zu besänftigen. Ich werde ihm erklären, daß Du ihm Abbitte thust.«

»Ich will ihn nicht um Verzeihung bitten!«

»Wie so? Bist Du nicht schuldig?«

Ich betrachtete meinen Freund. Sein ruhiges, aber ernstes und finsteres Gesicht fiel mir auf; niemals hatte ich an ihm einen solchen Ausdruck gesehen. Ich antwortete nichts und setzte mich wieder auf meinen Divan.

 

Er ging.

Mit welcher Herzensangst erwartete ich seine Rückkehr! mit welch’ tödtlicher Langsamkeit schlichen die Minuten hin! Endlich erschien er.

»Nun?« rief ich mit furchtsamer Stimme.

– »Gott sei Dank, es ist beendigt!«

– »Du hast Assanow gesehen?«

– »Ja.«

– »Was hat er gesagt? Blieb er unbeweglich?«

– »Nein. . . ich hatte mir die Sache anders erwartet und ich muß bekennen, er ist kein so gewöhnlicher Mensch, wie ich vermuthete.«

»Und nachdem Du ihn gesehen,« fuhr ich fort, »wo bist Du dann gewesen?«

– »Ich war bei Slotnitzky’s.«

– »Ach!«

Ich fühlte mein Herz heftig schlagen und wagte nicht, Passinkow anzusehen. »Und Du sahst sie?«

»Ja, ich habe Sophie gesehen! Ein gutes, vortreffliches Mädchen. Sie war erst sehr verstört, dann beruhigte sie sich. Im Uebrigen habe ich sie nicht länger als fünf Minuten gesprochen.«

»Und Du hast ihr Alles, Alles gesagt?«

»Ich habe ihr gesagt, was nothwendig war.«

»Nun werde ich nicht mehr wagen, mich vor ihr zu zeigen.«

»Warum denn? Im Gegentheil; Du mußt wieder in dies Haus gehen, wär’ es auch nur, um nicht errathen zu lassen . . . «

»Ach, mein Freund!« rief ich aus, die Thränen unterdrückend, »nun wirst Du mich verachten!«

»Ich Dich verachten?« sagte er, mit einem von Zärtlichkeit strahlenden Blicke; »ich Dich verachten? Thor der Du bist! Bist Du bei Sinnen? leidest Du denn nicht?«

Er reichte mir die Hand. Ich warf mich ihm schluchzend in die Arme.

* * *

Einige Tage vergingen, während welchen mir Jakob sehr unruhig erschien. Ich war endlich entschlossen, wieder zu Slotnitzky’s zu gehen. Ich kann nicht sagen, mit welcher Bewegung ich in den Salon eintrat. Doch weiß ich noch sehr wohl, wie ich kaum die Personen, welche sich darin befanden, unterscheiden konnte, und daß die Stimme mir in der Kehle erstickte. Sophien war’s nicht besser zu Muthe; sie strengte sich sichtbar an, mit mir zu plaudern, aber unsere Augen mieden sich gegenseitig und jede ihrer Bewegungen verrieth den Zwang, welchen sie sich auferlegte, um mir, ich muß es sagen . . . ein geheimes Gefühl des Widerwillens zu verbergen.

Ich bemühte mich, sie auf’s Rascheste davon zu befreien und mich selbst aus dieser peinlichen Lage zu reißen. Zum Glück war dieses unsere letzte Begegnung vor ihrer Verheirathung. Ein plötzlicher Umschwung meines Schicksals trieb mich an die fernste Grenze Rußlands. Ich sagte der Familie Slotnitzky, Petersburg und, was mir am schmerzlichsten war, meinem theuren Passinkow für lange Lebewohl.

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