Stills Faszienkonzepte

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ZIELGERICHTET-SEIN

„Er war das Beispiel eines Mannes von einzigartiger Zielgerichtetheit und Energie, für den es kein Hindernis gab. Er hatte einen festen Kurs und da die Wahrheit sein Fundament war, schritt er sein Leben lang stetig voran, indem er auf diesem Fundament aufbaute.“ 281

HUMAN-SEIN

„Wir haben Achtung vor Dr. Still und halten sein Gedächntis in Ehren wegen seiner Selbstlosigkeit, seiner unverdorbenen Schlichtheit, seiner demokratischen Ideen und seiner Wahrheitsliebe.“ 282

„Lob wies er stets zurück und er scheute sich vor öffentlichen Auftritten. Gleich einer wohltätigen Fee, die des Nachts kommt, war er stets bestrebt, seine guten Werke unbemerkt zu tun.“ 283

„Was war er für ein Mann – bescheiden, freundlich, höflich, großzügig, hingebungsvoll, mitfühlend, ein sozial gesonnener Menschenfreund!“ 284

Er war Vater und Freund für uns alle, für jeden Einzelnen. Es war sein großer Wunsch, dass jeder unterwiesen werden, jeder die Wahrheit begreifen, jeder die Vision erfassen möge.“ 285

„Dr. Stills Herz war so groß, dass sich in seinem Werdegang häufig sein Edelmut im Verlauf seines zuungunsten seiner eigenen Bequemlichkeit auswirkte.“ 286

ERKENNTNISGERICHTET-SEIN

„Dr. Still war ein selten genauer Beobachter der Natur. Offensichtlich entging nichts seiner Wahrnehmung … Für ihn schien alles buchstäblich zu pulsieren von Leben, dessen innere Bedeutung gesucht, analysiert und gemäß einem bestimmten Ablauf von Ursache und Wirkung und seiner Beziehung zum Universum ausgerichtet wurde.“ 287

„Er begriff das, was der schlafende Verstand nicht erfassen kann.“ 288

Der Verstand von Dr. A. T. Still war gestaltet, um die Wissenschaft der Osteopathie zu entfalten, zu entwickeln, zu praktizieren und zu lehren, daran zweifle ich nicht.“289

„Dr. Still erschien mir stets als … der reinste Typ eines subjektiven Verstandes, den ich je kennenlernen durfte. Er nähert sich der Wahrheit nicht durch einen langsamen Prozess des Schließens, sondern durch überlegene Intelligenz, die die Wahrheit blitzartig zu erkennen scheint. Dann setzt er seine Logik ein, um diese Wahrheit zu beweisen … Dr. Still stellte sich mir stets als direkter Gegensatz zu einem objektiven [sc. Verstand] dar, als ein Mann mit klarer Inspiration, dessen Eingebungen sehr selten falsch waren … Der subjektive Verstand ist der Verstand der eigentlichen Intelligenz, der intuitiven Fähigkeit. Er ist der Verstand, der die Wahrheit erkennt. Ein derartiger Verstand war den alten Sehern und Propheten zu Eigen, den brillanten Visionären, die aus hoch ummauertem Himmel das Feuer herunterholten und den Menschen unsterbliche Wahrheiten schenkten.“ 290

SPIRITUELL-SEIN

„Sein Verstand war im Einklang mit dem Unendlichen.“ 291

„Er besaß die Qualität und die Kraft, das innere Leben des Individuums zu erfassen. Er erkannte es und bezog sich auf das, was wir tatsächlich waren, und nicht auf das, was wir vorgaben zu sein.“ 292

„Die Natur brachte Dr. Still hervor und setzte einen Zündfunken, den Nachbarn, Schulen und Colleges weder zum Brennen bringen noch verdunkeln konnten … Als seine Nachbarn begannen wir, die titanenhafte, unvergängliche innere Kraft dieses Mannes zu verstehen – eine Kraft, die uns lange verborgen blieb, weil wir nicht die Augen hatten, um diese schöpferische, konstruktive, reflektierende, alles aufnehmende, weitreichende Seelenkraft zu erkennnen“ 293

„Mason Presley ((Pressly)), D.O., Absolvent des Princeton Theological Seminary, Forschungsstipendiat an der Divinity School at Harvard University, Doktor der Philosophie und Student an der ASO, fasste Stills höchste Qualitäten zusammen, um sein Wesen darzustellen und sein tiefes Verständnis, das nicht nur seinem Haupt-Thema, der Osteopathie, galt, sondern auch seiner Welt insgesamt – etwas, das die Franzosen als prise de conscience, als tiefgehendes Begreifen bezeichnen.294

„Er ist ein Mann mit Zielen und Plänen und arbeitete beharrlich daran, sie zu realisieren. Er ist fest in seiner Loyalität. Er steht zu seinen alten Freunden … Er ist fähig, mittels mentaler Kraft und aus sich selbst heraus das zu vollbringen, was Weisheit, Staatsgewalt, Ewigkeit und Unternehmen nicht zustande gebracht haben. Und er tat es ohne Unterstützung und gegen die Rufmordkampagne, er sei ein Spinner, gegen den Widerstand der organisierten Schulen und der gesetzgebenden Versammlungen … Sein Gefühl fließt sehr stark. Er besitzt ein zutiefst mitempfindendes, leidenschaftliches und kraftvolles Herz – und doch wird es gelenkt von einem Willen, der sich in außergewöhnlicher Gelassenheit äußert, in Vertrauen und in Mut.“ 295

„Dr. Still verfügt über einzigartige intuitive Fähigkeiten und spirituelle Erkenntnis. Er besitzt eine derartige sinnliche und seelische Empfindsamkeit, dass die Schwingungen der universalen Wahrheit ihn berühren und durchschauern wie bei einer Offenbarung. Er erreicht Schlussfolgerungen durch die langwierigen Prozesse des Argumentierens und seine Schlussfolgerungen sind endgültig und bedürfen keiner Bekräftigung durch zusätzliche Autoritäten. Die Welt des Unsichtbaren ist ihm so real wie die Welt des Sichtbaren, deshalb hat er große Abstraktions- und Konzentrationsfähigkeiten. Er hat auf allen Ebenen des Denkens Fixpunkte und bewegt sich leicht und natürlich vom niedrigsten Konkreten zum höchst Abstrakten. Das verleiht ihm ungestörtes Selbstvertrauen und eine uneingeschränkte und unabhängige Position.“ 296

Zusammenfassung: Stills Charakter und Wesen

Still, der schon in jungen Jahren geprägt wurde von den Wundern und Mühseligkeiten des Pionierlebens und all die Bedrängnisse und Ängste ertrug, die mit der Vertretung starker Überzeugung in einem vom Krieg zerrissenen Land verbunden waren, machte seinen Weg, indem er aus seinen Erfahrungen Stärke bezog, um mit unbeirrbarer Zielstrebigkeit und Kontinuität im Denken die Osteopathie zu entdecken und zu entwickeln. Seine Vorgehensweisen waren das Beobachten, das Schließen, Intuition und etwas, das darüber hinausgeht. Gleichgültig gegenüber Äußerlichkeiten wie Kleidung und Stil blieb Still sich selbst treu und galt bei seinen Mitmenschen als Lincoln’scher Charakter mit einer immerwährenden Ehrfurcht vor einer Höheren Macht.

Seine Freunde, die zumeist auch seine Studenten waren, behielten ihn in ehrfürchtigem Andenken als einen Menschen mit prise de conscience, also einem tiefgehenden Begreifen, das ihn durch Tiefen und Höhen große Leistungen vollbringen ließ.

Man kann sich sein Wesen als eine Kaskade von Superlativen vorstellen, wie sie so wortreich von seinen Zeitgenossen beschrieben wurden. Sie sind so unmessbar, dass jeder Versuch, sie zusammenzufassen, eine Verminderung ihrer Intensität wäre.

Andrew Taylor Stills Größe war sein Wesen. Sein Still-sein bestand aus einer unfassbaren Kombination von Qualitäten, die nicht erworben waren, sondern ihm zunächst geschenkt und dann entfaltet wurden. Ein lebendiges Bild von A. T. Still zu behalten, heißt, sich der in History of Osteopathy and Twentieth-Century Medical Practice297 abgedruckten Worte von E. H. Pratt zu erinnern:

„Sein dem Licht zugewandtes Antlitz leuchtete stets. Doch dieses Licht kam nicht von ihm, er reflektierte nur das Licht, auf das er schaute – das Licht Gottes.“

Sein Werk und seine Ausdrucksweise

„Ich beabsichtige, Euch diese Wahrheiten in Worten mitzuteilen, die Ihr nicht vergessen werdet.“ 298

Dieses Kapitel, das Stills veröffentlichte und unveröffentlichte Texte identifiziert und charakterisiert, soll den Hintergrund für ein Erfassen von Stills Faszienkonzepten liefern. Das Gliederungsschema folgt – soweit dies möglich ist – der Chronologie der Veröffentlichung. Zunächst werden seine vier bekannten Bücher, dazu zahlreiche Zeitschriftenartikel beschrieben. Danach geht es um die zwar unveröffentlichten, aber katalogisierten und im Still National Osteopathic Museum aufbewahrten Texte und schließlich um den nie veröffentlichten und nicht katalogisierten Teil seines Werks, der angeblich verloren gegangen ist: um einzelne Blätter, Notizbücher und Tagebücher.

Stills Bücher enthalten Biografisches und die meisten seiner Gedanken zum Thema Faszien, während die Zeitschriftenaufsätze mehr über sein Wesen, seinen Charakter und über geistige Beeinflussungen aussagen. Bei den verschwundenen Texten handelt es sich, wie die Autorin aus Augenzeugenberichten erfuhr, hauptsächlich um Amerkungen zum Spiritismus. Auch wenn in diesen Texten vermutlich also keine Hinweise auf die Faszienkonzepte, ja nicht einmal auf die Osteopathie vorkamen, so belegten sie doch eindeutig Stills Interesse am Spiritismus. Daher empfiehlt die Autorin, den spirituellen Aspekt in Stills Faszienkonzepten auch aus dieser Perspektive zu betrachten.

Still veröffentlichte vier Bücher und schrieb zahlreiche Artikel, insbesondere für das Journal of Osteopathy (JO). Das Still National Osteopathic Museum beherbergt seine unveröffentlichten, katalogisierten Schriften. Keiner der an der Erstellung der vorliegenden These Beteiligten weiß, wo sich die mindestens drei „Tagebücher“ und die unzähligen losen Blätter befinden, die seit 10 Jahren verschwunden sind.

 

Still muss schon 1885 geschrieben haben, denn 1895 sagte er einmal: „Ich habe die Erlaubnis von Frau Annie Morris, die die Manuskripte und Aufzeichnungen von 1885 aufbewahrt, mir nochmals anzusehen, wie sich die Osteopathie vor 10 Jahren dargestellt hat.“299 Interessanterweise gibt es aber vor seinem ersten, im JO erschienenen Artikel keine bekannten Veröffentlichungen von Still.

Texte von Still zeitlich genau einzuordnen, ist aus drei Gründen schwierig: In zumindest einem Fall, und zwar bei dem Buch The Philosophy and Mechanical Principles of Osteopathy, differieren das Datum des Copyrights und das Datum der Buch-Veröffentlichung um etwa 10 Jahre. Der Großteil von Stills unveröffentlichten, aber katalogisierten Texten ist außerdem nicht datiert. Und es gibt zahlreiche Beispiele dafür, dass die gleichen Texte in zwei von Stills veröffentlichten Werken auftauchen. So erschienen beispielsweise zunächst im JO abgedruckte Artikel später auch in einem seiner Bücher und umgekehrt wurden Texte aus seinen Büchern auch im JO veröffentlicht. Vor diesem Hintergrund war es der Autorin nicht möglich, eine klare Chronologie der Entwicklung von Stills Faszienkonzepten aufzuzeigen.

Die veröffentlichten Werke

„Diese Bücher verfolgen die Fußspuren seiner großartigen Idee, wie sie ihren Weg durch seinen Kopf und durch die Köpfe anderer Menschen nahm. Die Idee war lebendig, sie wuchs und schließlich entwuchs sie den geschriebenen Aufzeichnungen.“ 300

AUTOBIOGRAPHY OF ANDREW TAYLOR STILL

Die Autobiography of Dr. A. T. Still, von der jeder Student und Absolvent der ASO ein Exemplar ASO erhielt, war Stills „erste Leistung als Autor“301. Sie wurde erstmals 1897 veröffentlicht302 und im JO vom Dezember 1897 angezeigt.303 Die Auslieferung erfolgte aber aufgrund „mancher Verzögerungen und ärgerlicher Enttäuschungen“304 wahrscheinlich erst Anfang 1898. Diese Autobiografie war einer damaligen Beschreibung zufolge „in der originellen Art des Doktors verfasst“ und enthielt „viele amüsante und herzergreifende Ereignisse aus seinem Leben“.305 Still gibt darin an, er schreibe für „zukünftige Generationen“.306

In der zweiten, 1908 veröffentlichten Auflage der Autobiography ließ Still bestimmte Informationen weg, von denen er annahm, dass sie „für den normalen Leser praktisch keine Bedeutung besitzen“.307 Es gibt zwar leichte Unterschiede beim biografischen Material, aber keine wesentlichen Veränderungen in Bezug auf die Faszienkonzepte. In der Auflage von 1908 gibt es 20 Beispiele, wo Still eine Folge von Gewebebezeichnungen auflistet wie Arterien, Nerven, Venen, Muskeln … und das Wort Faszien aber völlig weglässt. Tatsächlich konnte die Autorin keine Erwähnung von Faszien finden, obgleich Still gelegentlich den Begriff „Membran“ verwendet.308 Trotz des Titels Autobiography präsentiert der Text tiefe Einblicke in Stills Philosophie und in seine Sicht vom menschlichen Körper.

Beim Erfassen des ersten Dreiviertels seines Lebens ist diese Autobiografie sehr hilfreich, sie enthält aber nur wenige Hinweise auf die spätere Lebensphase. Die erste Auflage wurde 20 Jahre vor Stills Tod veröffentlicht und die zweite Hälfte des Buches enthält Neudrucke von Reden, die er bei Graduierungsfeiern oder zum Geburtstag der Entdeckung der Osteopathie gehalten hat. Die meisten dieser Kapitel finden sich auch in Artikeln im JO. Da die Nachdrucke zu besonderen Anlässen erfolgten, kann man unterstellen, dass Still sich oft wiederholte, wobei Wiederholung jedoch nicht als Betonung gedeutet werden darf.

PHILOSOPHY OF OTEOPATHY

Stills zweites Buch, Philosophy of Osteopathy, dessen Copyright-Datum der 5. Oktober 1899 ist,309 wurde „zur Information des Studenten“ geschrieben310 und im November 1899 angezeigt311 Sehr wahrscheinlich kam es bald darauf in den Buchhandel. Es enthält das berühmte Kapitel X, Über die Faszien, das in der Einleitung der vorliegenden Studie zitiert wurde. Über die 270 Seiten des Buches verstreut finden sich viele höchst bedeutende Bezugnahmen auf die Faszien. Anders als in der Autobiography verwendet Still hier den Ausdruck „Faszien“. Insofern ist dieses Buch bei der Behandlung des Themas „Stills Faszienkonzepte“ besonders zu beachten.

Zwei Personen unterstützten Still beim Erstellen seiner ersten beiden Bücher:312 Frau Annie Morris, Millard’s Station, Missouri, die als „freundlich gesonnene Sekretärin“ fungierte und der zeitgenössische Grenzlandautor John Musick, Kirksville, der mit Rat und Tat zur Seite stand.313

THE PHILOSOPHY AND MECHANICAL PRINCIPLES OF OSTEOPATHY

Der Zweck dieses langen Abschnitts über The Philosophy and Mechanical Principles of Osteopathy (in der Folge: PMP genannt) besteht darin, eindeutig zu klären, dass es sich um Stills drittes Buch handelt und nicht um sein erstes. Nach Stills Worten war dieses Werk „für den Studenten geschrieben, um ihn dazu zu bringen, erst zu nachzudenken, bevor er handelt, und in jedem Fall erst die Ursache zu erschließen und nach ihr zu jagen, bevor er behandelt.“314 Das Buch ist für die vorliegende Studie deshalb von hoher Bedeutung, weil es eine Menge über Stills Einflüsse aufzeigt, einschließlich einer Fülle von Aussagen zum Thema Faszienkonzepte, vor allem aber eine Idee, die er zwischen 1899 und 1902 entwickelt zu haben scheint: nämlich die Rolle der Membranen und die Behandlung der Eingeweide. Im Text geht es um die Vorstellung, dass die Faszien und die Membranen als System agieren. Die Art dieses Systems wird im weiteren Verlauf der vorliegenden Studie deutlich werden.

Ohne unumstößliche Beweise zu haben, vertritt die Autorin die Ansicht, dass es sich bei PMP um das dritte der vier Still-Bücher handelt, obgleich es dem Copyright-Datum nach sein erstes Werk sein könnte.

Das Buch gilt als „geheimnisumwittert“,315 weil sich dort – auf der Seite vor dem Vorwort – besagter, auf das Jahr 1892 datierter Copyrighteintrag findet, während das Veröffentlichungsdatum 1902 ist. Dies führt zu der Spekulation, dass das Buch schon 1892 geschrieben, von Still aber dann 10 Jahre lang zurückgehalten worden ist.

Drei Darstellungen des Sachverhalts beschäftigen sich mit der Möglichkeit, dass PMP schon 1892 geschrieben worden ist. Die erste stammt von dem osteopathischen Arzt Jerry Dickey, der sich hier auf Stills Großenkelin Mary Jane Denslow als Quelle stützt. Dickey meint:

„Still schrieb das Buch ungefähr zur selben Zeit, als er die Schule gründete [1892] … Er verteilte nur einige Exemplare und zog das Werk dann sofort aus dem Buchhandel zurück. Niemand weiß, warum er das tat. Es waren wenige Exemplare von The Philosophy and Mechanical Principles of Osteopathy in Umlauf. Große Teile des Buches wurden 1899 in Philosophy of Osteopathy erneut veröffentlicht und einige der anderen Ideen fanden ihren Weg in Research and Practice“.316

In einer zweiten Darstellung heißt es: „Die Menschen spekulierten, dass es unvollendet gewesen sei und/oder dass Still die Veröffentlichung verzögert habe, weil er …. nicht zufrieden damit war.“317

1986 wurde in einer Pressemeldung von Harry Goodman D.O. festgestellt, „dass das Copyright 1892 erteilt worden ist, das Buch jedoch nicht vor 1902 ans Tageslicht gelangte“, wobei Goodman nicht unterstellte, es sei 1892 geschrieben worden. Er nahm vielmehr an, dass Still seine Werke und seine Geschichte ein wenig im Unklaren lassen wollte, um „dem Feind so wenig Angriffspunkte wie möglich zu liefern“318, und dass die Veröffentlichung von PMP eine deutliche Ausnahme von dieser Regel gewesen sei.

Viel mehr Anzeichen sprechen allerdings dafür, dass PMP tatsächlich als drittes Buch, also nach Autobiography und Philosophy of Osteopathy geschrieben worden ist:

In einem Aufsatz aus dem September 1901 wies Still nämlich darauf hin, dass er zwei Bücher fertiggestellt habe,319 wobei es sich um die bis dahin veröffentlichten Bücher Autobiography (1897) und Philosophy of Osteopathy (1899) gehandelt haben muss. Das Vorwort zu PMP ist auf den 1. Januar 1902 datiert. Auf Seite 11 beginnt eine Äußerung mit „das zwanzigste Jahrhundert erfordert …“ Weiterhin heißt es auf Seite 228 desselben Buches: „Wir stehen am Anfang des 20. Jahrhunderts“, während er in einem Aufsatz aus dem Jahr 1898 begann: „Von Wundern wird täglich berichtet und sie scheinen sich im 19. Jahrhundert stark zu vermehren.“ (Still, A. T. 1898j, 249). Es ist also sehr fraglich, ob Still in PMP, wenn dieses schon 1892 geschrieben worden wäre, die Formulierung „20. Jahrhundert“ verwendet hätte, wo er doch auch noch 1898 vom „19. Jahrhundert“ spricht. John Jones hat dagegen eingewendet, dass Still den Ausdruck „20. Jahrhundert“ erst zur Zeit der Veröffentlichung eingefügt haben könnte.320 Obgleich auch das möglich wäre, spricht der Entwurf eines Buches mit dem Titel The Mechanical Principles of Osteopathy 1st ed. dagegen, weil im Großen und Ganzen die Vorworte identisch sind, sieht man von den handschriftlichen Korrekturen im Entwurf ab. In beiden Fällen, dem Entwurf und dem Buch, ist das Datum 1. Januar 1902 unter dem Vorwort identisch.321 Der Entwurf wurde mit den Initialen A. T. S. unterschrieben. Zur Authentizität der Initialen befragt, stellte Cheryl Gracey, die frühere Leiterin der Sammlung und heutige Kuratorin des Still National Osteopathic Museum, fest: „Die Initialen am Ende von EL-46.3 [Entwurf des Vorworts zu PMP] scheinen von Still geschrieben zu sein, aber ich bin nicht hundertprozentig sicher (sagen wir 90 %) – sie sind kleiner und ordentlicher als die, die wir sonst von ihm kennen.“322 Das Journal of the American Osteopathic Association erhielt sein erstes Exemplar von PMP im Februar 2003.323 Henry Bunting D.O. berichtete, Still habe in der Abgeschiedenheit der Morrisfarm die Pläne für die ASO und für sein Krankenhaus entworfen, seine Autobiography geschrieben, die Beiträge für das JO fertiggestellt und Philosophie der Osteopathie vorbereitet.324 Das bedeutet, dass Still schon vor 1892, dem Gründungsjahr der ASO, auf der Morris-Farm gewesen sein muss und man somit spekulieren kann, dass, falls er wirklich damals schon an PMP gearbeitet hätte, wie das Copyright-Datum nahe legt, sicher auch dieses Buch-Projekt in Buntings Bericht erwähnt worden wäre.

Charles Hazzard, D.O., der Still durch acht Jahre kannte, schrieb 1903 einen Artikel, in dem er PMP als Stills spätestes und bestes Werk bezeichnete.325 Cheryl Gracey lieferte eine logische Erklärung für die Diskrepanz zwischen Copyright- und Ausgabe-Datum. Sie bestätigte, dass um die Jahrhundertwende „ein Autor bei der Library of Congress schon ein Copyright erwerben konnte, bevor das Buch geschrieben war“.326 Tatsächlich wurde das Copyright für PMP aber am erst am 8. Dezember 1902 beantragt und nicht 1892.327 Peter Vankevich vom Copyright-Büro der Library of Congress bestätigte, dass dem hier relevanten Copyright-Gesetz von 1870 zufolge spätestens 10 Tage nach der Veröffentlichung eines Buches zwei Exemplare davon bei der Library of Congress vorliegen mussten.328 Die Library of Congress hat am 17. Januar 1903 zwei Exemplare von PMP erhalten,329 woraus folgt, dass dies wirklich Stills drittes Buch ist.

Es gibt viele Ähnlichkeiten zwischen Philosophy of Osteopathy und PMP, aber auch beachtenswerte Unterschiede. Insbesondere enthält PMP ein 20-seitiges Kapitel mit der Überschrift Biogen, wohingegen in Philosophy of Osteopathy nur einige Male das Adjektiv „biogen“ auftaucht.330 Gerade anhand jenes 20-seitigen Kapitels lassen sich Verbindungen zwischen Still und Elliot Coues herstellen, der eine Zeit lang Präsident der Theosophischen Gesellschaft in Amerika war.331

 
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