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Ini: Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert

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Guido ertheilte seine Befehle, zu kluger, nachdrücklicher Verfolgung, und besah den Graus der Wahlstäte. Nicht, wie vordem einst, durchglühten ihn die Sieggefühle mit Entzücken, schwermüthig sann er über die verderblichen Leidenschaften, welche Völker anreitzen, sich zu erschlagen. O, wann wird das enden! rief er, wann die Fahne des Friedens wehn, auf allen Hainen und Auen, Brudersinn die Zwietracht ewig verbannen! Das einsame Jahr dort am Pol, ihn abscheidend von Sinnenwahn und Täuschung, hatte sein Gemüth noch mehr in Einklang mit der besseren Weltmoral gebracht, die Inis reine Brust athmete. Ging er auch noch mit frohem Heldenfeuer in den Kampf, sank nun dennoch eine Thräne auf seinen Lorbeer, und alle Triumphjubel, alle Glückwünsche konnten ihn nicht erheitern. Er ordnete übrigens den Krieg wie zuvor, und sandte abermal nach Rom Meldung; denn schon nach dem Siege auf den Fluten war es geschehen.

Er empfing auch Nachrichten aus Sizilien. Das Eiland war genommen, die meisten Truppen der Gegner dort gefangen, doch die Frage, welche sein Herz so nahe anging, blieb ohne Auskunft. Man hatte von Athania seit länger als einem Jahre nichts auf Sizilien vernommen.

O Geliebte! seufzte Guido, so lange Zeit verstrich, ohne daß ein Brief mich gesucht hätte. Solltest du die Feindschaft deines Vaterlandes theilen, und den Jüngling vergessen wollen, der, ein Europäer, Afrika bekriegen muß? Dies wäre grausam, grausam!

Aber wenn auch deine Liebe noch fortglüht, wenn sie höher als das Leben der Phantasie emporflammt, was wird aus dem Kaisersohn werden? Die Schlacht ist gewonnen, aber darf er auch mit diesem Flehn dem Vater nahn? Wird sein frostig Alter die Hoheit meiner Liebe fassen? Wird er nicht zürnen, daß in des Helden Brust eine andere Leidenschaft, als die für den Ruhm glühte? Wird er nicht fordern, daß ich eine Gattin aus den hohen Geschlechtern erkiese? Doch muß ich ihm das Herz offenbaren.

Der Feind zog weiter ins Land; Guido gewann Freiheit, Neu-Karthago, die stolze Wetteifrerin mit jener Stadt im tiefen Alterthum, der sie Namen und Standpunkt abborgte, zu belagern. Der Hof hatte sich jedoch schon fliehend entfernt, den Weg zu einer anderen großen Hauptstadt im Innern von Afrika genommen. Diese lag an den Quellen des Senegal, war aber noch weit von der Vollendung entfernt, welche man ihr zu geben dachte.

Es wird hier nöthig, die Geschichte dieses Erdtheils in den letzten Jahrhunderten nachzuholen.

Gegen das Ende des neunzehnten waren es endlich die Europäer müde, Hohn und Schmach von den Staaten Marokko u. s. w. zu dulden. Ein Heer setzte nach Algier über, nahm diese Stadt ein, zertrümmerte die Regierungen von Tunis, Tripoli, und breitete sich nach und nach von einer Seite bis Egipten, von der anderen bis Zanhaga aus. So wurde der gesammte Norden von Afrika eine europäische Kolonie, wohin große Auswanderungen geschahen. Die Kultur blühte auf, Neu-Karthago wurde gegründet. Man untersuchte das immer noch unbekannt gebliebene Innere. Doch vermochten die neckenden Streifereien der Sultane von Darfur und Borun, die Anfälle der schwarzen Nazionen von Gago, Tombut, Bombakoo, die Unsicherheit der südlichsten Wohnplätze, immerfort Krieg zu führen, und vertheidigend eroberte die bessere Kunst. Nach Hundert Jahren gehorsamte halb Afrika.

Die Schwierigkeit, das große Ganze zu überblicken, machte, daß glückliche Heerführer Königreiche empfingen, wiewohl abhängig vom Mutterstaat. Mancher Zwist unter ihnen selbst, der Stolz auf die Gesammtkraft, die meergetrennte Lage, brachten sie aber zuletzt auf den Entschluß, ihr Verhältniß von dem europäischen zu trennen, und selbst einen Kaiser zu wählen. Vergebens kriegte Europa, sie behaupteten ihre neue und allerdings kluge Verfassung, um so mehr, als die aufgeklärteren Männer unter ihren Gegnern ihr selbst Beifall gaben. In dem folgenden Frieden breitete sich aber die Herrschaft der Christen in Afrika noch weiter aus, und gegen das Ende des ein und zwanzigsten Jahrhunderts, gehörte, bis zum Vorland der guten Hoffnung, alles unter die Obergewalt des Kaisers.

Er fiel in einer Schlacht gegen die Völker von Monomotopa, und seine Gemahlin, reich an Geist und Herz, leitete bei ihrer Tochter Minderjährigkeit die Staatgeschäfte weislich, und suchte die noch wilden Sitten der farbigen Nazionen in Einklang mit jenen der Ankömmlinge zu bringen, was auch, obwohl langsam, gelang.

Doch Europa forderte Entschädigungen, welche man versagte, politische Besorgnisse, das neue Reich könne zu furchtbar werden, traten hinzu, und jener Krieg, von welchem oben die Rede war, entspann sich. Hegte schon diese andere Semiramis milde Gesinnungen, war gleich der Kaiser von Europa moralisch genug, die blutige Fehde zu verdammen, wollte sich einmal nicht alles gütlich ausgleichen lassen, man mußte die Waffen um Entscheidung anrufen. —

Zu Guido zurück. Er belagerte Neu-Karthago mit aller schrecklichen Kunst. Die Vertheidigung stellte sich jedoch eben so gewaltig entgegen, und manche Woche verstrich, ehe ein Theil die Meinung schöpfen konnte, er habe Vortheile über den andern errungen.

Unterdessen fiel der Kaiserin bei, der Krieg ließe sich vielleicht, ohne weitere, die Menschheit entehrende, Gräuel enden. Sie hatte eine Tochter, Ottona genannt, schön, liebenswürdig, und in herrlicher Bildung erzogen, theils durch fremde, kluggeleitete Sorge, theils durch die Natur ihrer holden Eigenthümlichkeit, die sich an den Künsten himmlisch entfaltete. Sie sprach zu Ottona: Titus, des feindlichen Kaisers Sohn – er führte jetzt den Namen Guido nicht mehr – wird gepriesen, wir fühlen die Gewalt seiner Talente. Die Erziehung fern vom Throne, hat auch bei ihm sich bewährt. Wenn ich ein Eheband mit diesem Thronerben und dir, meine Tochter, knüpfen könnte, wäre der Menschheit vielleicht geholfen.

Ottona sank bleich an ihrer Mutter nieder. Befiel dich plötzlich Krankheit? fragte jene bebend, und rief um Hülfe. Nach einiger Zeit erholte sich die Tochter aber, und hörte ergeben zu, da die Kaiserin fortfuhr:

Einen Sohn besitze ich nicht, der Streit um unsere Kaiserkrone kann einst Unheil bringen. Europa hat Asien zu fürchten, auch Afrika; denn Asien enthält eine Menschenzahl, wie diese beiden Erdtheile, nachdem jüngsthin China und Japan überwältigt wurden.

Doch, wenn Europa und Afrika sich vereinen, wenn ein Völkergericht über beide monarchische Republiken waltet, und beider Heere eine Obergewalt lenkt, dann stehen wir im Gleichgewicht gegen Asien da, nur Unklugheit könnte dann noch je Krieg führen wollen. Amerika hat lange schon auf jeden Angriff verzichtet, und bündet die beiden Halbeilande nur zum Widerstand. Asien wird dann, durch den ganzen Zustand der Dinge von selbst eingeladen, auch seine Boten zu dem großen Tribunal senden, und ein ewiger Friede, der Weisen alter, heiliger, noch nie erfüllter Wunsch, kann seine Palme erhöhn.

Ottona barg ihre Thränen – wußte nichts zu entgegnen.

Entzückt dich etwa das frohe Bild einer solchen Zukunft, der Stolz deiner erhabenen Bestimmung so, daß Freude auf deine Wangen thaut? fragte die Mutter.

Ini bat stammelnd um Zeit – Ruhe, Fassung zu gewinnen, und ward entlassen. Aus der Schönheit ihres Gemüthes erklärte die Kaiserin ihr Betragen, und eilte, einen Brief an ihren Gegner mit dem genannten Vorschlag zu senden.

Der Kaiser von Europa empfing ihn um die nämliche Zeit, als auch ein Schreiben seines Sohnes angelangt war. Es lautete:

Mein erhabener Vater, du wolltest eine Bitte hören, nach meiner ersten siegenden Schlacht. Dreimal hab’ ich deinen Feind überwunden, auch wird bald seine Hauptstadt fallen. Wohl möchte es bereits geschehen sein, wenn ich dem Verlangen der Krieger, einen Sturm zu wagen, nachgegeben hätte. Doch ich erwarte Uebergabe auf Bedingung, damit nicht Kunst und Flor verheert werden, und ich jenes Wüthen der Neger in Sizilien, mit europäischer Großmuth vergelten mag. Aber die Bitte, mir gestattet von hoher Vatermilde, ich nenne sie kühn deinem Herzen. Viel habe ich gerungen mit dem Vorsatz, allein ich bekenne, daß hier meine Kraft am Ende war. Vater, was ich bin, was deine Güte schon an mir lobte, da noch das große Geheimniß mir nicht enthüllt war, ist – Schöpfung der Liebe. Ein Mädchen, von einer unbekannten Herkunft, doch hochgestellt über alle Weiber an Schönheit in Gemüth und Form, erzog mich. Ohne sie würde ich die Tirannei eines siedenden Blutes nicht zu Boden gekämpft haben, ohne sie blieb mein Wissen, mein Empfinden arm, Geist und Herz errangen keine Harmonie, ohne sie schlug ich den stolzen Afrikaner nicht, dem es dann vielleicht in seiner Uebermacht gelang, Italiens heitre Gefilde zu verwüsten. Gestatte mir, Vater, die Göttliche zu suchen, die in Afrika, ach, vielleicht in der Stadt lebt, welche ich jetzt mit Kampf umringe. Menschlich fühlend kannst du dem Geständniß nicht zürnen, wie nur dein Purpur mich freuen kann, wenn ich auch Ini damit schmücke, wie alle meine Kraft, sonst vielleicht geeignet der Völker Zügel sicher zu lenken, am Grabe der Liebe stirbt. Verzeihe – ich mußte flehn!

Der Thronerbe harrte mit banger Sehnsucht den Eilboten entgegen, die jeden Tag, in den Höhen von Rom daher flogen. Als, der Zeit nach, Antwort auf sein Schreiben anlangen konnte, verwunderte ihn seltsam der Befehl, sogleich die Belagerung einzustellen, und in Eile an den Kaiserhof zu kommen. Er sollte das Heer einem andern Feldherrn vertrauen, und dem Feinde überall Waffenruhe gönnen.

Das letzte schien, nach den Umständen, nicht weise, mächtige Verstärkungen konnten aus dem Innern von Afrika nahen, doch, der treue Sohn gehorsamte.

Wunderbare Ahnungen durchbebten seine Brust, da er nun die Luftgondel bestieg, über das Meer nach Rom zu eilen.

Dort angelangt, fand er den Völkerrath versammelt, den der Kaiser beschieden hatte. Er mußte gleich dort erscheinen. Der Vater sprach ihn nicht zuvor, besuchte jedoch mit zahlreichem Gefolge den Tempel der Unsterblichkeit, in welchen jene Männer sich eingefunden hatten. Denn hier sollte, der erhabneren Feierlichkeit willen, der junge Cäsar seine Prüfung bestehn.

 

Zum Erstenmal betrat er dies Heiligthum. Nicht aus Granit, nicht aus Marmor bestand der Tempel, diese Stoffe schienen seinem Urheber zu wenig dauerhaft. Eherne Quadern, durch Gluten verschmolzen, bildeten die dicke Mauer, die weit gesprengte Wölbung der ungeheuren Rotunde, noch von Erzsäulen aus einem Guß getragen. Mosaik von edlen Steingattungen, für die Ewigkeit dargestellt, Thaten meldende Inschriften, Namen, die in flammenden Buchstaben glänzten, prangten da; groß war aber der noch leere Raum. In die gleichfalls ehernen Kellergewölbe hinab, leiteten Stufen. Unten befanden sich die Gräber mit Aschenkrügen.

Der Vorsitzer des hohen Rathes winkte den Kaisersohn zu sich.

Dein Vater will die Herrschaft mit dir theilen. Heldenthum bewährte schon den würdigen Feldherrn; wohnt in dir aber auch Kraft, die Völker zu lenken?

Guido hätte, einen Augenblick früher, in den trüben Besorgnissen um seine Liebe, durch des Vaters Schweigen über ihn gebracht, wanken dürfen an der großen Frage – ach, ohne Ini flog sein Genius keine Sonnenbahnen – doch, ein schauernder Blick, in diesem Tempel umher geworfen, ermannte ihn zur feurigen, selbstvertrauenden Antwort.

Er fand Bewunderung, die weiteren gewöhnlichen Fragen lösend, und übergab auch noch Denkschriften, die mögliche Verbesserung der Jugendpflege, des Bürgervereins, in scharfsinnigen Planen entwickelnd. Sie wurden abgelesen, und ihnen Beifall ohne Ausnahme gezollt.

Noch mehr rühmende Anerkennung fand der Entwurf, das Schauspiel mit dem Kultus zu gatten. Edle That sollte auf diese Weise versinnlicht an den Blicken der Menge vorüber, und jeder Religionsfeier voran, gehn.

Am meisten jedoch ein Sistem der Schönheitmoral, bei deren befremdenden Sätzen und einer ganz neuen Formenlehre, die Väter nicht nur den ganzen Tag hindurch prüfend weilten, sondern auch die ersten Künstler und denkendsten Köpfe in Rom herbeiluden, mit ihnen Rath zu pflegen.

Dies Sistem gab in seiner Darstellung die Zeichen an, nach welchen der Einklang zwischen Geist und Gemüth, die Achtung für die Gesellschaft, die Uebereinstimmung mit den Aufgaben der Tugend, die Fertigkeit im richtigen Empfinden des Guten und Edlen, die Kraft zu Entsagungen; die dem inneren Menschen entweder mangelten, oder ihn adelten, am äußeren erkennbar wären. Dann folgte eine Theorie der Moral. Sie wollte, daß jedem Jüngling, jedem Mädchen in der Republik, gegen die Zeit der blühenden Entwicklung höherer Kräfte, ein Ideal nach seiner Anlage gefertigt würde. Ein Vorbild der Schönheit, vom Maler, die möglichst hohe innere Schönheit des Individuums berechnend, nach den klaren Grundsätzen der Lehre, sichtbar gefertigt. Dies müßte herrlicher wirken, als Gesetz, Beispiel und Religion, wenn die Achtung, die Liebe, die Freundschaft, die Aufnahme in den Bürgerkreis, die Bekleidung mit einem Amt, immer an einen Vergleich des Ideals mit der Wirklichkeit hingen, behauptete Guidos Denkschrift. Denn nun könne die innere Unvollkommenheit sich nicht mehr bergen, die Abwesenheit des Strebens zum Ziel der Schönheit, würde sich in mißgestalteten Zügen strafend verkündigen, und in gelungener Annäherung die Lohnwürdigkeit sich offenbaren. Je bekannter, je verbreiteter das Sistem wäre, je weniger müsse die Gesellschaft, ohnehin schon bedeutend vom Widerstand sinnlichen Unfugs gereinigt, noch davon zu fürchten haben.

Nach langem Berathen hub der Vorsitzer an: Ist dein Sistem richtig, so hast du der Menschheit ein Geschenk ertheilt, wie sie es seit Jahrhunderten nicht empfing, wie kein Religionstifter es zu geben vermochte.

So danke sie es der Liebe! rief Guido flammend.

Der Vorsitzer schien dies Wort nicht gehört zu haben, sondern fuhr fort: Wohl, erhabener Jüngling, gebührt dir, eine Schönheitmoral zu predigen, denn noch keinen Jüngling, von so bezaubernden Formen, erblickten wir.

Wir alle nicht! tönte der einmüthige Ausruf.

Guido senkte die Augen nieder.

Hast du, fing der Kaiser, der bisher nur geringen Antheil genommen hatte, nun an, dich auch nach einem Ideal gebildet?

Der Sohn zog es aus dem Busen. Es ging im Kreise umher. Entzückt hingen die Blicke wechselnd an dem schönen Gemälde und an dem schönen Jüngling. Eine Thräne freudiger Bewunderung sank von der Wange des Kaisers nieder, denn wohl dachte er der Gestalt des Sohnes vor drei Jahren, und faßte kaum die so hoch gereifte Liebenswürdigkeit.

Indem aber die Künstler vergleichend fortfuhren, das todte Muster und seine lebende Nachahmung zu prüfen, behaupteten sie: Nicht ganz, nur beinahe ward das Ideal erreicht. Noch irgend ein geringes Etwas, das wir nicht zu nennen vermögen, irgend ein vollendender Zug fehlt noch.

Dieser Meinung traten alle bei, auch der Kaiser. Letzterer fragte: Welcher Maler entwarf dein Urbild?

Guido rief: Kein Maler! Die Liebe! Ein Mädchen, unendlich schöner noch durch eigenen Geistes Streben. O Vater! ihre Hand war der Preis meines Ringens, soll er mir grausam entzogen werden?

Er sank vor ihm nieder. Die flehende Geberde sprach nur noch, sprach zu den Greisen im Rath, Fürworte erbittend, als der Monarch ernst und düster schwieg.

Diese fanden des Jünglings Wunsch gerecht. Lohn der Liebe, meinten sie, müsse das große Geschenk für die Menschheit, ihr eigen Werk, vergelten. Guido hatte auch die Schönheit seiner Geliebten gepriesen. Wer konnte sie auch bezweifeln? Von diesem sich entsprechenden Paar, hoffte man eine edle Nachkommenschaft der Cäsare. Man drang in den Alten.

Er entgegnete strenge: Hier waltet mein Vaterrecht, nicht der Staat! Keineswegs mein Sohn, hast du dein Ideal errungen, alle räumen den fehlenden Zug ein. Der Preis gebührt dir also nicht. Doch entsage, entsage dem Preis, und dieser Sieg innerer Hoheit wird den Mangel füllen.

Guido bebte starr und bleich. Ausdruck von Unwillen ward auf jedem Angesicht kund.

Sanfter nahm der Monarch wieder das Wort. Glaube mein Sohn, auch mir hat es einen schweren Kampf gegolten, dir den Lohn der Liebe zu versagen. Doch ich weiche mit blutendem Herzen der Nothwendigkeit. Ewiger Friede kann durch dich über die Menschheit aufblühn.

Bei den Worten ewiger Friede flammten der Väter Wangen. Guido starrte noch zum Boden nieder.

Die Kaiserin von Afrika will dir ihre Tochter vermählen. Lies alles auf diesem Blatte, und juble dem Rufe des Schicksals entgegen. Auch Ottona ist schön, wahrlich nimmer sah ich so verklärte Anmuth, blicke auf dies Bild, von der Mutter dir gesandt.

Die Schmach der Treulosigkeit, in den Donnerworten enthalten, machte, daß Guido sein Auge verächtlich von dem Gemälde lenkte. Es fiel auf die feurige Inschrift am Hochaltar: Unsterblichkeit.

Er stand auf, mied stolz die Versammlung, und rief die Worte zurück: Kommt nach drei Tagen wieder, dann sage ich euch, ob ich um der Menschheit willen ohne Ini leben kann.

Kein Freund mehr, an dessen Busen er weinen konnte. Allein schweifte er umher auf den Gassen von Rom, sah bald diese bald jene Denkmale der alten Zeit, herrlich die Erinnerung mahnend. O Curtius, du gabst nur das Leben, nicht die Liebe auf, armer Szävola der der Tugend nur eine Hand darbrachte, strenger Luzius Junius Brutus, eine Ini hättest du nicht hingegeben!

Er kehrt nicht in den Pallast zurück, lief hinaus in die Gefilde, achtete nicht auf das wilde Ungewitter das die Pinien um ihn zersplitterte, aber dennoch nicht tobte, wie die Stürme in seiner Brust. Endlich um Mitternacht langte er vor einer Katakombe an, drang in ihre schaurigen Gänge, ähnlich der Farbe seines Jammers. Abgemattet von innerer Pein fiel er auf den Boden hin, rief den Schlummer, ihn nicht mit kurzem Tod, mit ewigen Tod zu umfangen. Der Schlummer nahte nicht. Guido sprach Verwünschungen gegen ihn, gegen seine unglücklich hohe Geburt, gegen den tirannischen Vater, gegen das Traumbild am Nordpol aus, das ihm lügend Wiedersehn zusagte und zu leben bewog. O warum starb ich dort nicht, wimmerte er.

Zuletzt hatten sich die Kräfte entspannt, ein tiefer Schlaf rettete den Dulder vor längerer Qual der Selbstkämpfe. In diesem Schlaf wähnte die noch thätige Einbildung, Gelino, den verstorbenen Lehrer zu sehn, wie er einen strafenden Blick auf ihn warf, und wieder verschwand. Dieser Blick prägte sich tief in des Jünglings Gemüth, er sah ihn immer, noch am Morgen erwacht, und auf den Gefilden ohne Zweck wandelnd. Eine marternde Angst jagte ihn, in jedem Thale richtete er den Blick empor und glaubte immer das Traumgesicht in den Wolken wieder zu finden, von jedem Hügel sah er Rom und den sich erhebenden Tempel der Unsterblichkeit, dessen Anblick auch ein Strafgericht über ihn verhing. So trieb er es. —

Der Kaiser ließ ihn besorgt suchen, man fand ihn nicht. So ging es am zweiten, am dritten Tag, die Versammlung harrte bereits unruhig, gespannt, Schlimmes fürchtend.

Da trat Guido in den Tempel. Bleich, überwacht, verstört, doch eine unbeschreibliche Hoheit in Blick und Geberde, eine Harmonie, einen Zauber in der Gestalt, die man jüngst nicht an ihn wahrgenommen hatte, und Jeden mit der Ueberzeugung durchdrang – nun sei das Ideal erreicht!

Man errieht schon was er sagen wollte. Beifalljubel von allen Lippen und Händen, von denen des Tempels eherne Mauern und Denkmale tönend wiederhallten, priesen in voraus.

Oft gab der Kaiser das Zeichen zu schweigen, umsonst, nur spät konnte er vernehmlich fragen: Dein Kampf siegte, du wählst Ottona?

Um die Menschheit, antwortete Guido. Neuer Beifall, Beschluß des Rathes, ihn zum Thronerben, zum Mitkaiser würdig zu erklären.

Guido hörte das betäubt, war sehr gleichgültig, als eine Kaiserkrone, mit einem grünen Lorbeer umflochten, auf sein Haupt gesetzt wurde, ein Purpur an seinen Schultern hing, und das alle Straßen überfüllende Volk, da er im Prachtzug nach der Cäsarenwohnung kehrte, dem neuen Monarchen, dem Sieger in Afrika, dem Sieger über sich, dem Friedengeber der Menschheit, Glück zurief! —

Alle Gefangenen, alle Schiffe und Waffen wurden eilig nach Karthago zurück gesandt, die europäischen Truppen nach Italien gerufen.

Guido schickte heimlich einen Eilboten an Ottona, ließ ihr entbieten: den Thränen der flehenden Menschheit gehorsam, bringe er ihr nächstens seine Hand, doch – ein Herz habe er nicht mehr zu vergeben. —

Unterdessen traf man in Rom Anstalten zu seiner Reise nach Karthago. Sie sollte mit der höchsten Pracht vollzogen werden, der Vater wollte den Sohn begleiten.

Kurz zuvor ehe man aufbrach, kam der Eilbote zurück. Er schwärmte in dem Bilde, das er von Ottona entwarf. Guido gebot, darüber hinzugehn. Jener berichtete: Die Kaisertochter habe sich der Kunde erfreut, denn auch sie könne nur Fügung in das Schicksal, doch keine Liebe verheißen. Wohl mir, seufzte Guido.

Man trat den Weg an. Vor Karthago, wohin der afrikanische Hof zurückgekehrt war, standen alle Gefangenen, fand Guido alle eroberten Trophäen, im Hafen wehten die Flaggen der Schiffe, die er jüngst den Afrikanern genommen. Er staunte. Die Männer aus dem Strategion dort, ihm entgegen gekommen, sagten: Dein Vater hat dir in Rom keinen Triumph über Afrika bereitet, so will es die Kaiserin selbst thun.

Umsonst verbat der Held. Alle glorreiche Zeichen seiner Siege gingen voran im glänzendsten Zuge, zum Tempel, dem herrlichsten der Stadt, nun dem ewigen Frieden geweiht. Hier am Hochaltar erwartete die Kaiserin den Eidam, neben sich Ottona in einen Schleier gehüllt und sichtbar bebend. Die Vornehmen, durch Guidos Anblick getroffen, sanken vor ihm nieder in Huldigung.

Eben an diesem Tage begann das zwei und zwanzigste Jahrhundert.

Bescheiden nahte Guido dem Altar. Die hohe Mutter trat ihm entgegen, Freudenthränen auf der Wange. Hier, sprach sie, junger Cäsar, Oberherr von Europa und Afrika, empfange meine Tochter. Sie hob den Schleier von Ottonas Antlitz. Guidos tiefgesenkter Blick vermochte nicht aufzusehn. Nur der Ruf einer wohlbekannten himmelvollen Stimme weckte seine Betäubung!

Er sah auf die Braut – — O Himmel!

Ottona war Ini – verklärt gestaltet wie ihr Ideal. – Bei Athania hatte die weise Fürstin sie erziehen lassen.

Ende
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