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Из серии: Der Weg Der Vampire #10
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KAPITEL FÜNF

Scarlet ging früh zur Schule, zum ersten Mal seit Jahren. Die Flure hatten sich noch nicht gefüllt und es war, wie durch eine Geisterstadt zu laufen, als sie zu ihrem Schrank ging. Sie war es gewöhnt, später zu kommen, wenn alles schon voll war, aber heute, nach ihrem Alptraum, fühlte sie sich zu kribbelig, um zu Hause zu sitzen und zu warten. Sie checkte ihr Facebook und Twitter Konto und sah die lächerliche Anzahl an Aktivitäten auf Grund von Postings, die Vivian und ihre Freunde ihr geschickt hatten und sie hatte solche Angst davor, wie die Schule eventuell reagieren würde und sie dachte, früher zu kommen, könnte es vielleicht abwehren. Zumindest fühlte sie sich, indem sie früh hier war, etwas geerdet und gewappnet.

Obwohl sie natürlich wusste, dass das nichts bringen würde. Schon bald würden sie die Flure mit einer überwältigenden Anzahl von Schülern füllen, sie würden sich in Gruppen zusammenrotten, ihr zahlenmäßig überlegen und auf sie schauen und flüstern. Inklusive, vielleicht, Blake. Sie fragte sich, was er den anderen über ihr Date erzählt hatte. Hatte er ihnen alles erzählt, was passiert war? Hatte er ihnen erzählt, dass sie ein Freak war?

Der Gedanke daran machte sie so krank, dass sie das Frühstück heute Morgen ausgelassen hatte. Sie musste die Suppe nun auslöffeln und fragte sich wie viele hundert Schüler dem Post wohl folgten – und was sie über sie dachten. Ein Teil von ihr wollte sich zusammenrollen und sterben, wegrennen und diese Stadt verlassen und nie zurückkehren.

Aber sie wusste, dass das keine Option war und es besser war, mutig zu sein und da jetzt durchzugehen.

Als sie ihren Spind öffnete und ihre Bücher für den Tag zusammen sammelte, wurde ihr klar, wie weit zurück sie mit all ihren Hausaufgaben war. Das war ebenfalls unüblich für sie. Die letzten zwei Tage waren so verrückt gewesen, so anders als alles zuvor. Was die Sache noch schlimmer machte, war, dass das Morgenlicht durch die Fenster kam und sie schlimmere Kopfschmerzen als je zuvor hatte. Sie bemerkte an sich selbst, dass sie in einem besonders hellen Flur die Augen abschirmte und fragte sich erneut, was mit ihr nicht stimmte. War sie immer noch krank oder so?

Sie sah ihre alte Sonnenbrille in ihrem Spind und hätte sie am liebsten genommen und den ganzen Tag in der Schule getragen. Aber sie wusste, dass das noch mehr negative Aufmerksamkeit auf sie lenken würde.

Wie eine Flutwelle begannen sich die Flure mit Schülern zu füllen, strömten aus allen Richtungen herbei. Sie sah auf ihr Handy und stellte fest, dass die erste Stunde in fünf Minuten beginnen würde. Sie nahm einen tiefen Atemzug und schloss ihren Schrank.

Sie sah, dass sie keine neuen Texte auf ihrem Handy hatte und ihre Gedanken gingen wieder zu Blake, zu gestern. Ihr Wegrennen. Sie fragte sich noch einmal, was er nur den anderen erzählt hatte. Hatte er wirklich all diese schädlichen Dinge gesagt? Dass er sie abgeschossen hatte? Oder hatte Vivian das nur erfunden? Was dachte er wirklich von ihr? Und warum hatte er auf ihre Nachricht nicht geantwortet?

Sie nahm an, natürlich, dass sein Schweigen eine Antwort war. Dass er genug hatte und nicht länger interessiert war. Aber sie wünschte, er hätte zumindest geantwortet, und sie schaute direkt noch einmal auf ihr Handy, nur für den Fall —zumindest um zu sagen, dass er nicht mehr interessiert war. Sie hasste es, keine Antwort zu bekommen.

Als wenn das alles nicht genug wäre, konnte sie nicht aufhören, über Sage nachzudenken. Ihr Treffen, vor ihrem Haus, war so mysteriös gewesen. Sie bereute es, ihn stehen gelassen zu haben und wünschte, sie hätte nur ein paar mehr Momente, um mit ihm zu sprechen, ihm mehr Fragen zu stellen. Ihr Traum machte sie verrückt und sie konnte nicht verstehen, warum er sich so in ihr Hirn eingebrannt hatte, sogar mehr als Blake.

Sie war so verwirrt. Mit Blake war es so, dass sie bewusst über ihn nachdachte, bei Sage hingegen konnte sie es gar nicht ändern – sie dachte an ihn, ob sie das wollte oder nicht und sie verstand ihre starken Gefühle für ihn nicht. Ziemlich bescheuert, da sie Blake seit Jahren kannte, fühlte sie sich Sage trotzdem näher. Was sie mehr als alles andere störte, war, dass es keinen Sinn machte. Sie hasste es, etwas nicht zu verstehen – besonders wenn es um die Liebe ging.

“Oh mein Gott, Scarlet?” hörte sie eine Stimme.

Als sie ihren Schrank schloss, sah sie, dass Maria dort stand und sie ansah, als wäre sie eine berüchtigte Berühmtheit.

“Du bist sonst nie früher hier! Ich habe Dir gestern eine Million Mal geschrieben! Was ist passiert? Wo warst Du? Bist Du OK?”

Scarlet fühlte sich schuldbewusst, dass sie zu überwältigt gewesen war, auf all ihre Texte zu antworten. Sie bemerkte außerdem ein neues Gefühl der Nervosität in der Nähe von Maria, auf Grund ihrer Gefühle für Sage. Immerhin hatte Maria klargemacht, dass sie total auf Sage stand. Wenn sie herausfand, dass Scarlet sich am Abend zuvor mit ihm unterhalten hatte – besonders direkt vor ihrem Haus – würde Maria ausflippen, befürchtete sie. Maria war so besessen und besitzergreifend, wenn es um Jungs ging. Sie dachte immer, dass sie nur ein Auge auf jemanden zu werfen brauchte, damit er ihr gehörte – ob diese Person von ihrer Existenz wusste oder nicht. Und wenn ihr irgendjemand in den Weg kam, dann war er direkt ihr Feind. Sie konnte sehr boshaft werden – und sie würde es nie vergessen oder vergeben. Sie war so eine Art von Person: entweder Dein bester Freund oder Dein Todfeind.

“Sorry”, antwortete Scarlet. “Ich bin früh eingeschlafen. Mir ging es nicht gut. Und ich konnte mit dieser ganzen Facebook Sache nicht umgehen.”

“OMG, ich hasse sie”, sagte Maria. “Vivian. Was für eine Schlange. Wer denkt sie, wer sie ist? Ich habe auf ihre Pinnwand geschrieben und auf die von ihren Freundinnen. Ich mache sie alle dafür verantwortlich, dass sie Dich mobben.”

Scarlet fühlte sich so dankbar gegenüber Maria—was ihre Schuldgefühle, weil sie mit Sage gesprochen hatte, noch verschlimmerte. Sie wünschte sich, dass sie es ihr einfach erzählen könnte, einfach erklären, was mit Sage gewesen war—aber sie verstand ja nicht mal selbst, was passiert war. Und sie befürchtete, dass, wenn sie es auch nur erwähnte, Maria ausflippen würde.

“Du bist die Beste”, sagte Scarlet und legte vor Dankbarkeit einen Arm um sie.

Die Beiden liefen Seite bei Seite den Flur hinunter, der sich schnell füllte und in dem der Lärm anstieg, als sie sich auf den langen Weg auf die andere Seite der Schule machten, für ihre erste Stunde zusammen.

“Ich mein, was hat sie nur für Nerven”, sagte Maria. “Erst stiehlt sie Dir Deinen Mann. Dann postet sie das auch noch überall. Sie fühlt sich nur bedroht. Und sie ist eifersüchtig. Sie weiß halt, dass Du die Bessere bist.”

Scarlet fühlte sich ein bisschen besser, obwohl sie noch ein bisschen traurig bei dem Gedanken war, Blake zu verlieren. Besonders unter diesen Umständen. Alles was sie wollte war, eine Chance zu erhalten, Blake alles zu erklären, ihm zu sagen, dass, was auch immer unten am Fluss passiert war, nicht sie gewesen war. Aber sie wusste auch nicht wirklich, wie sie es erklären sollte. Was könnte sie zu ihm sagen? Sie glaubte, es so gut es ging in ihrer Nachricht ausgedrückt zu haben. Auf die er nie geantwortet hatte.

“Hey Leute”, ertönte eine Stimme.

Jasmin und Becca liefen neben ihnen her. Scarlet fühlte, dass die Beiden sie ansahen und fühlte sich langsam paranoid auf Grund der Aufmerksamkeit.

“Hey”, sagte Scarlet als sie zusammen weiter den Flur hinab gingen. “Also, möchtest Du uns gerne aufklären?” fragte Jasmin. “Was ist mit Blake passiert?”

Scarlet konnte alle Augen auf sich spüren und wurde nervös. Während sie gingen, fühlte sie die Blicke der anderen Kids. Sie wollte gern glauben, dass sie nur paranoid war – aber sie wusste, das war es nicht. Es gab auf jeden Fall eine Menge Leute, die sie ansahen, ihr verstohlene Blicke zuwarfen, als wenn sie ein Freak wäre. Sie fragte sich erneut, wie viele Schüler wohl online gewesen waren und die Posts gelesen hatten und was sie wohl glaubten. Würde sie bekannt werden, als das Mädchen, das von Blake abgeschossen worden war? Die Blake an Vivian verloren hatte? Bei dem Gedanken daran brannte sie vor Scham und Wut.

“Ist es wahr?” fragte Becca. “Hat er Dich echt abgeschossen?”

“Falls er es getan hat”, sagte Jasmin, “dann sag es uns nur und wir kleistern seine Facebook Seite zu.”

“Danke Leute”, sagte Scarlet. Sie überlegte, wie sie antworten sollte. Sie wusste wirklich nicht, wie sie es erklären sollte.

“Also?” stieß Maria hervor. “Willst Du es uns nicht sagen?”

Scarlet zuckte die Achseln.

“Ich bin mir nicht sicher, was ich sagen soll. Es gibt wirklich nichts zu erzählen. Wir sind runter zum Fluss gegangen und…” Sie machte eine Pause, überlegte, wie sie es ausdrücken sollte. “…Blake hat mich geküsst.”

“Und?” hakte Jasmin nach. “Du bringst uns noch um!”

Scarlet zuckte die Schultern.

“Das war´s. Es ist nicht wirklich was passiert. Ich meine, Ich mag ihn. Ich mag ihn immer noch. Aber… ich bin gegangen. Ich meine, ich habe mich richtig krank gefühlt und musste gehen, ziemlich plötzlich.”

“Was meinst Du mit krank?” fragte Becca.

“Als wenn mein Magen mich umbringen würde”, log sie, weil sie nicht wusste, was sie sonst sagen sollte. “Und ich hatte richtig schlimme Kopfschmerzen.” Zumindest war das teilweise wahr, dachte sie. “Ich glaube, ich war noch krank von vorgestern. Also rannte ich weg. Schlechtes Timing, glaube ich.”

“Also hat Blake Dich zurück gebracht? Oder hat er sich wie ein totaler Idiot verhalten?” fragte Jasmin.

Scarlet zuckte die Achseln.

“Es ist nicht seine Schuld. Ich habe ihm gar nicht die Zeit dazu gelassen, glaube ich. Ich bin einfach abgehauen. Ich habe mich schlecht deswegen gefühlt. Ich wollte es ihm erklären. Aber er antwortet nicht auf meine Nachricht.”

 

“Was für ein Idiot”, sagte Maria.

“Was für ein Verlierer”, fügte Jasmin hinzu. “Ernsthaft. Also Du bist krank geworden – also was, beantwortet er nicht mehr Deine Nachrichten? Was ist sein Problem? Du warst krank. Große Sachen. Ich meine, er hat Dir noch nicht mal die Chance gegeben, es ihm zu erklären?”

“Absolut”, stimmte Maria zu. “Und dann, was, ist er zurück zu Vivian gelaufen und hat Dich durch sie ersetzt? Nur weil Du krank warst? Was ist sein Problem? Er verdient Dich definitiv nicht. Es ist das Beste so.”

Scarlet freute sich wirklich über diese Zustimmung und fühlte sich langsam besser. So hatte sie das noch nicht gesehen. Sie glaubte, ihre eigene, beste Kritikerin zu sein. Je mehr sie darüber nachdachte, kam sie zu dem Entschluss, dass sie auf gewisse Weise Recht hatten. Vielleicht hätte Blake mehr Verständnis haben müssen; vielleicht hätte er ihr folgen sollen, sie fragen, wie sie sich fühlte; vielleicht hätte er nicht so schnell zu Vivian laufen sollen.

Aber hatte er das wirklich? Oder hatte Vivian das alles nur erfunden?

“Danke Leute”, sagte sie. “Ich freue mich wirklich darüber. Aber ehrlich gesagt, ich weiß nicht, was danach passiert ist. Ich weiß nicht, ob er zurück zu Vivian gegangen ist oder ob sie das alles nur erfunden hat.”

“Also, ich denke, das bedeutet, dass Du nicht mit ihm zum Tanz gehst?” fragte Maria. “Also, mit wem gehst Du dann? Ich meine, oder willst Du nicht hin?” fragte sie, ihre Stimme stieg dabei an, als wäre es das Schlimmste der Welt.

Scarlet zuckte die Achseln. Der dumme Tanz – er könnte zu keiner schlimmeren Zeit kommen. Sie wusste wirklich nicht, was sie sagen sollte.

“Ich bezweifele, dass Blake mich mit hin nimmt”, sagte sie. “Vielleicht gehe ich allein….”

Für einen Moment musste Scarlet an Sage denken. Ihr fiel auf, wie gerne sie eigentlich mit ihm hingehen würde. Sie wusste kaum, warum. Sein Gesicht steckte einfach in ihrem Kopf.

Gleichzeitig dachte sie an Maria, was sie wohl denken würde – und der Gedanke, mit Sage hinzugehen, fühlte sich wie Verrat an. Sie versuchte ihn schnell aus dem Kopf zu bekommen.

“Wenn ich nicht hingehe, gehe ich halt nicht hin”, sagte sie schließlich. “Es ist okay. Vielleicht nächstes Jahr.”

“Es gibt eine riesige Aufwärmparty bei Jake Wilson. Seine Eltern sich nicht da. Wir gehen alle hin. Du musst mitkommen. Vielleicht findest Du dort ein Date.”

Scarlet schluckte. Los zu schleichen und sich ein Date für den Abend zu suchen, war das letzte, was sie tun wollte.

“Naja, egal, fühl Dich nicht schlecht”, sagte Maria. “Ich habe ja auch noch kein Date für den Abend.”

“Was ist mit Brian?” fragte Jasmin sie.

“Es ist vorbei, schon vergessen?” sagte sie.

“Aber er hat auch noch kein Date.”

Maria zuckte die Achseln. “Er hat mich nicht gefragt. Und eigentlich will ich auch wirklich nicht mit ihm hin. Sage ist derjenige, mit dem ich gehen möchte. Der neue Junge.”

Scarlet schluckte.

“Also, warum fragst Du ihn nicht?” fragte Becca.

“Ja, ständig sprichst Du von ihm, aber Du tust nichts dafür”, sagte Jasmin. “Hör auf, so ein Hühnchen zu sein.”

“Ich bin kein Hühnchen“, erwiderte Maria eingeschnappt.

“Hühnchen, Hühnchen!” zogen sie sie auf.

Marias Gesicht wurde tiefrot und Scarlet konnte sehen, wie sauer sie war.

“Ich bin kein Hühnchen. Tatsächlich habe ich eine Stunde mit ihm am Vormittag. Ich werde ihn dann fragen.”

“Nein, wirst Du nicht”, sagte Becca.

“Das würdest Du nie tun”, sagte Jasmin.

“Schaut mir nur zu”, sagte Maria.

“Aber ist das nicht peinlich?” sagte Becca. “Dass Du ihn fragst?”

Maria zuckte die Achseln. “Es könnte besser sein. Aber was soll ich sonst tun? Er ist neu. Wenn ich ihn nicht frage, macht es jemand anderes. Und wenn er nichts von mir wissen will, weiß ich es wenigstens direkt, oder?”

“Ich denke immer noch, dass Du nur redest”, sagte Jasmin.

Maria schaute sie an. “Überprüf das nochmal in einer Stunde und wir werden sehen, wer hier spricht.”

Scarlet war erleichtert, dass die Unterhaltung von ihr wegführte. Sie fühlte sich langsam hoffnungsvoll, als wenn die negative Aufmerksamkeit vielleicht doch schnell an ihr vorüber ziehen würde und es nicht so schlimm wäre, wie sie dachte. Immerhin wandten sich Jugendliche sehr schnell neuen Themen zu, über die man lästern konnte. Aber als sie an die nächste Stunde mit Sage und Maria dachte, sank ihr Magen wieder vor Angst.

Als sie um die Ecke bogen, sank Scarlets Magen noch weiter, denn dort, gegen die Wand gelegt, stand Vivian mit ihren Freundinnen. Sie stießen sich gegenseitig mit den Ellbogen an, schauten in ihre Richtung und dann kicherten und flüsterten sie.

Vivian drehte sich um und sah sie direkt an, mit einem siegesgewissen Lächeln. Sie konnte die Gemeinheit in ihrem perfekten Gesicht sehen, die kleine Siegesgewissheit, da sie es geschafft hatte, sie online zu mobben. Für einen Moment war Scarlet so wütend, dass sie sie angreifen wollte. Sie fühlte, dass ein enormer Wutansturm in ihr aufkam, der sie erzittern lies und von Ihren Zehen bis in die Fingerspitzen reichte. Sie verstand nicht, was passierte: es war wie ein Flash. Ihr Körper fühlte sich plötzlich stärker an, zu Gewalttätigkeiten bereit, und schwerer zu kontrollieren. Sie wollte schnell hier raus, bevor etwas schlimmes passierte.

“Schön, schön, schön”, sagte Vivian laut, als sie vorbeigingen. Die Spannung in der Luft war so dick, dass man sie mit einem Messer schneiden konnte.

“Schaut mal, wer da ist. Wenn das nicht Blakes Abgelehnte ist.”

“Das ist schon eine Aussage, besonders, wenn sie von der kommt, die Blake nie wollte”, zickte Jasmin sie an.

“Hattest Du zu viel Angst, es ihr ins Gesicht zu sagen, so dass Du hingehen musstest und es online posten musstest?” stichelte Maria.

Vivians Gesicht nahm einen finsteren Ausdruck an, so wie das ihrer Freunde. Scarlet fand es unangenehm. Sie wollte nur, dass dies alles vorbei ging. Sie freute sich über die Loyalität ihrer Freunde, aber sie wollte nicht, dass sich das in einen vollwertigen Krieg entwickelte

“Und das kommt von dem Mädchen, die noch nicht einmal ein Date für den Ball hat”, entgegnete Vivian, als sie sich nun auf Maria einschoss. “Loser”, sagte sie.

“Ich habe lieber kein Date, als eins mit dem Abgelegten von jemand anderem zu haben”, schoss Maria zurück.

“Bitte, Maria”, sagte Scarlet leise. “Lass uns einfach weitergehen.”

Für einen Moment schien es, als wollten sich die beiden Gruppen von Mädchen aufeinander stürzen wollen, und als würde ein richtiger Kampf entstehen. Obwohl Scarlet diesen Wutschub im Körper fühlte, wollte sie doch keine weiteren Konfrontationen.

Sie stupste ihre Freunde sanft an und ihre Gruppe ging weiter den Flur hinunter. Scarlet wollte sich nicht auf Vivians Niveau herunterlassen.

Als die beiden Gruppen mehr Distanz zwischen einander gewannen, fühlte Scarlet plötzlich etwas. Es war ein seltsames Gefühl, eines, das sie nie zuvor gefühlt hatte. Wie aus dem Nichts heraus waren ihre Sinne in höchster Alarmbereitschaft: sie fühlte, mehr als dass sie es sah, eine dunkle Energie, die sich von hinten näherte. Sie wusste nicht, warum, aber sie tat es. Und dann wurde ihr Gehör so viel genauer: sie hörte jede winzige Bewegung in den Fluren. Sie hörte die Bewegung von den Schritten eines Mädchens, die von hinten näherte.

Mit Lichtgeschwindigkeit reagierend, fühlte Scarlet plötzlich, wie ihr Körper sich um sich selbst drehte, ihre eigene Hand schoss nach oben und umfasste etwas, und sah sich selbst dabei zu, wie sie die Hand von jemand anderem griff, die auf ihren Hinterkopf herunterfuhr.

Scarlet sah hinauf und war erstaunt zu sehen, dass sie Vivians Handgelenk umklammerte. Sie sah darauf und erkannte einen großen Batzen Kaugummi in ihrer Handfläche und sah ihren geschockten Ausdruck. Dann verstand sie, was passiert war: Vivian hatte sich von hinten angeschlichen und wollte ihr das Gummi in die Haare schmieren. Irgendwie, hatte Scarlet es gespürt und hatte sie gerade noch aufgehalten, in der letzten Sekunde, nur Zentimeter entfernt.

Wie Scarlet da so stand, merkte sie, dass sie Vivians Handgelenk mit einer unglaublichen Kraft umklammerte; Vivian fiel auf die Knie und schrie vor Schmerzen auf.

Jeder im Flur stoppte und es bildete sich eine große Menge um die Beiden.

“Du tust mir weh!” schrie Vivian. “Lass los!”

“KÄMPFT! KÄMPFT!” schrie die Menge, die plötzlich um sie herum versammelt hatte.

Scarlet fühlte eine überwältigende Wut, die durch sie durch raste, eine Wut, die sie kaum kontrollieren konnte. Etwas in ihrem Körper hatte sie davor geschützt, verletzt zu werden und jetzt war es willens, Rache zu nehmen – das Handgelenk dieses Mädchens zu brechen.

“Warum sollte sie?” rief Maria. “Du warst dabei, Ihr Kaugummi in die Haare zu schmieren.”

“Bitte!” wimmerte Vivian. “Es tut mir leid!”

Scarlet verstand nicht, was über sie gekommen war und es machte sie wahnsinnig. Irgendwie, in der letzten Sekunde, konnte sie sich selbst dazu bringen, aufzuhören. Schließlich ließ sie los.

Vivians Handgelenk klappte zur Seite weg, als sie auf ihre Füße krabbelte und zurück zu ihren Freunden rannte.

Scarlet drehte sich mit klopfendem Herzen um und ging mit ihren Freunden weiter den Flur runter. Langsam normalisierten sich die Flure wieder, jeder flüsterte miteinander, als sie sich verteilten. Scarlets Freunde umringten sie.

“OMG, wie hast Du das gemacht?” fragte Maria mit Ehrfurcht.

“Das war total super!”, sagte Jasmin. “Du hast sie wirklich auf ihren Platz verwiesen.”

“Ich kann nicht glauben, dass sie Dir Kaugummi in die Haare schmieren wollte”, sagte Becca.

“Sie hat bekommen, was sie verdient”, sagte Maria. “Gut gemacht, Mädchen. Ich denke, beim nächsten Mal überlegt sie zweimal, bevor sie sich noch einmal mit Dir anlegt.”

Aber Scarlet fühlte sich nicht gut. Sie fühlte sich leer, ausgebrannt. Und noch verwirrter über das, was mit ihr passierte. Auf der einen Seite war sie natürlich begeistert darüber, dass sie Vivian noch in letzter Sekunde bekommen hatte, dass sie sich gewehrt hatte und für sich eingestanden war. Aber gleichzeitig konnte sie nicht verstehen, wie sie so hatte reagieren können.

Ihre Augen taten mehr weh als zuvor und ihre Kopfschmerzen wurden auch immer schlimmer, und so verrückt wie es auch klang, sie musste einfach daran denken, dass sie sich irgendwie veränderte. Und das machte ihr mehr Angst, als alles andere.

Die Glocke klingelte und bevor sie in die Klasse gingen, sah Scarlet über ihre Schulter und sah, dass Blake dort stand. Er stand dort mit ein paar seiner Freunde und einer von ihnen stieß ihn an, woraufhin er sich umdrehte und sie ansah. Für einen Moment hatten sie Blickkontakt. Scarlet versuchte, ihre Überraschung zu verbergen. Sie hoffte mehr als alles andere, dass er sich umdrehen und zu ihr hinüber laufen würde, ihr noch eine Chance geben würde.

Aber er drehte sich plötzlich um und ging mit seinen Freunden in die andere Richtung.

Scarlets Herz brach. Das war es also. Er wollte sie nicht mehr. Nicht nur das, er sprach auch nicht mehr mit ihr. Er würde sie nicht einmal mehr grüßen. Das tat ihr mehr weh, als alles andere. Sie hatte gedacht, das zwischen ihnen sei etwas Richtiges gewesen und konnte nicht verstehen, wie es so schnell hatte verschwinden können, wie er einfach weglaufen konnte. Warum konnte er nicht etwas mehr Verständnis für sie haben – er hätte ihr zumindest die Chance geben müssen, es ihm zu erklären. Es war gerade erst die erste Stunde des Tages und Scarlet fühlte sich schon erschlagen. Sie hatte einen Wirbelwind der Emotionen erwartet und fragte sich, wie sie es nur durch den Tag schaffen sollte.

“Komm schon, Du brauchst ihn nicht”, sagte Maria und legte ihren Arm um Scarlet und führte sie in die Klasse. Scarlet schluckte, in dem Wissen, dass hinter der Tür Sage warten würde.

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