Читать книгу: «Sklavin, Kriegerin, Königin », страница 15

Шрифт:

KAPITEL DREISSIG

Ceres sprang das Herz vor Freude über, als sie ihren Vater in der Tür ihres Zimmers stehen sah. Er war in feine Kleider gehüllt und sein Gesicht war nicht länger ausgehöhlt und blass. Seine Wangen prangten rosig und seine Lippen waren voll. Und diese Augen… Wie schön es war, dieses Paar zu sehen, liebende Augen, Augen, denen sie vertrauten konnte und die ihrem aufgeriebenen Gemüt Frieden gaben.

Sie stand auf und wollte zu ihm hinüber laufen, doch die Ketten hinderten sie daran.

Sein Blick fiel auf ihre Fesseln und sein Blick wurde besorgt. Er schritt durch das Zimmer und seine Arme schlossen sie ein.

Sie hielt ihn fest und vergrub ihr Gesicht in seiner Brust. Die Wärme, die sein Körper ausstrahlte und die Zärtlichkeit, mit der er sie umarmte, trieben ihr die Tränen in die Augen.

„Ich habe dich so sehr vermisst“, flüsterte sie.

„Ich liebe dich“, sagte er.

Einen seligen Moment lang hielten sie einander, alles Schwere wich von ihr und Ceres fühlte sich geliebt und geboren.

Doch dann merkte sie, dass ihr Vater in ihren Armen langsam verschwand, Stück für Stück, bis sein Körper zu Nichts explodierte. Es fühlte sich so an als würde sie selbst mit seinem Verschwinden dahingehen.

„Nein“, flüsterte sie ihm zu als könnte sie ihn so zum Bleiben überreden.

„Vater!“, schrie sie. Sie schloss die Augen und dann war er verschwunden.

Sonne schien ihr ins Gesicht und als sie die Augen wieder öffnete stand sie in der Mitte des Stadions. Sie wurde von sieben Kampfherren eingekesselt und die Zuschauer lechzten nach dem Blut, das vergossen werden sollte. Ihre Hände und Knöchel waren nicht länger gefesselt, doch hatte sie keine Waffen, sich zu verteidigen. Wie versteinert blickte sie sich auf der Suche nach einem Ausweg um. Die Kampfherren kamen immer näher und es gab keinen Ausweg. Ohne eine Waffe zur Hand, war sie ihnen hilflos ausgeliefert. Als sie auf sie zustürmten, fiel sie schreiend auf die Knie und hielt sich mit den Händen die Augen zu.

Ceres erwachte mit einem Schrei unter ihrem Fenster. Ihr Körper war schweißgebadet, ihre Augen verweint und der Steinboden unter ihr kalt und hart. Die Ketten rasselten als sie ihr Gesicht in ihren Händen vergrub. Ihr Schrei durchdrang die Nacht.

Was für ein furchtbarer Alptraum, dachte sie. Aber, was hatte er zu bedeuten? War er ein Zeichen für das, was kommen sollte? Sie schlang die Arme um ihre Brust und spürte der Leere in sich nach. Sie fühlte sich so hilflos und schwach.

Sie zuckte zusammen als die Tür aufsprang und als sie die Silhouette eines Mannes auf der dunklen Türschwelle sah, glaubte sie in ihrem halbwachen Zustand für eine Sekunde Thanos zu sehen.

„Thanos?“, flüsterte sie. Aufregung wuchs in ihrer Brust.

„Ist es das, was er nachts tut, dich besuchen?“ sagte eine Männerstimme.

Als Ceres Lucious’ Stimme erkannte, stellten sich ihr die Nackenhaare auf und sie wusste sofort, dass Gefahr lauerte, denn es gab keine Möglichkeit zu entkommen, ihre Handgelenke und Knöchel blieben gefesselt.

„Ich habe dich schon eine Weile nicht mehr gesehen und habe mir Sorgen gemacht“, sagte Lucious.

„Das bezweifle ich.“

Er trat einen Schritt näher und das Mondlicht fiel auf sein Gesicht,

„Geh oder ich werde schreien“, sagte Ceres mit kurzem Atem.

„Und wer wird dann kommen, um dich zu retten? Thanos nicht. Der König oder die Königin sicherlich nicht und die Reichssoldaten auch nicht.“

Sie stand auf und nahm einen der goldenen Becher vom Tisch. Sie schleuderte ihn ihm entgegen, doch er wich gekonnt aus und der Becher flog durch die geöffnete Tür polternd die Treppen hinab.

Lucious schlug knallend die Tür zu und stürzte auf Ceres zu. Er packte ihre Handgelenke und presste sie an die Wand hinter sie. Dann rieb er seinen Körper gegen ihren. Sein Atem roch nach Alkohol.

Sie schrie und trat ihm gegen das Schienbein, doch er drückte ihr nur eine Hand auf den Mund und seine Knie gegen die Beine, so dass sie sich nicht bewegen konnte. Mit flinken Fingern zog er ihren Rock hoch und gab ihren Mund für einen Augenblick frei um seine Lippen auf die ihren zu drücken.

Ihr kam fast die Galle hoch und Ceres öffnete ihren Mund. Sie biss so fest sie konnte zu. Er wich zurück und schlug ihr mit der Faust ins Gesicht. Sein goldener Ring verletzte Ceres’ Wange.

Sie zwang sich den Schmerz herunterzuschlucken und schrie so laut sie konnte. Doch er stopfte ihr Stoff in den Mund und knebelte sie. Wieder fummelten seine Hände an ihrem Rock herum und wieder stieß er seine Hüften mit voller Wucht gegen sie. Seine Augen hatten einen wilden Ausdruck.

„Du hast mir so viele Schwierigkeiten bereitet, dass du mir ein bisschen Spaß schuldest“, zischte er.

Erstickte Laute drangen ihr über die Lippen, während sie versuchte seine Avancen abzuwehren. Er war jedoch zu stark und sie war zudem nach wie vor festgekettet.

Plötzlich sank er hinter ihr leblos zu Boden. Sie blickte über ihre Schulter und erkannte mit großer Erleichterung Anka mit einem silbernen Kerzenhalter in der Hand.

„Anka“, krächzte Ceres und ihre Knie zitterten so sehr, dass sie kaum stehen konnte.

Anka rannte zu Ceres hinüber und schloss dieser hastig die Schlösser von Hand- und Fußfesseln auf.

Mit zittrigen Händen zog Ceres sich den Stoff aus dem Mund. Anka packte Ceres bei den Schultern und blickte ihr in die Augen.

„Soldaten sind auf dem Weg. Renn!“, sagte Anka.

„Du musst dieses Mal mit mir kommen“, sagte Ceres.

„Nein ich muss hier bleiben.“

Anka drehte sich geschwind um und stürmte aus der Tür. Schon hatte das Dunkel der Treppen sie verschluckt und kurz darauf war auch der Klang ihrer flinken Schritte verhallt.

Ceres besann sich und machte sich auch auf den Weg, auch wenn sie sich am liebsten in eine Ecke zusammengerollt und geweint hätte. Auf ihrem Weg aus der Tür verpasste sie Lucious noch einen letzten Tritt in den Unterleib. Sie hatte ihn schon zuvor verachtet, doch jetzt würde der Hass in ihr entflammen jedes Mal, wenn sie ihn sähe. Sie würde sich diesen Moment ins Gedächtnis rufen, oh ja das würde sie.

Mit feuchten Händen stahl sie sich die Treppe hinab. Als sie jedoch den Treppenabsatz erreicht hatte, sah sie sich von einem Haufen Reichssoldaten umzingelt. Sie hatten ihre Schwerter gezückt und kamen auf sie zu.

Sie sah nach links, doch auch von dort stürmten Reichssoldaten auf sie zu.

Dann hörte sie Schritte hinter sich. Doch noch bevor sie sich umdrehen konnte, fühlte sie einen dumpfen Gegenstand gegen ihren Kopf prallen und sie verlor das Bewusstsein.

KAPITEL EINUNDDREISSIG

Stephania saß am Ende des Thronsaals und führte ihren Fächer an ihre Lippen, um dahinter ein Gähnen zu verstecken. Dieser finstere Rat aus kleingeistigen Männern und Frauen war ihr eine einzige Inspiration zur Langenweile. Sie diskutierten bereits seit Stunden, immer in dem gleichen einschläfernden Tonfall, wie der Rat zu viel Geld verschleuderte, wie der Hof nicht gut genug organisiert war und wie viel die Rebellion im Falle ihres Erfolges das Reich kosten würde. Und als ob es diese Hochwohlgeborenen einfach nicht verstehen wollten, war schon drei Mal darauf hingewiesen worden, dass die Rebellion den König bereits die Hälfte seines Goldes gekostet hatte.

Auch nach Stunden sinnlosen Geschwafels, Dutzenden lächerlichen Ideen war es ihnen nicht gelungen, eine Lösung zu finden. Keine einzige. Stephania hatte zu viele von diesen Treffen miterlebt und je mehr sie diesen dämlichen Schwachköpfen zugehört hatte, desto mehr stellte sie fest, dass sie nichts als hirnlose Affen waren, die so taten als würden sie wissen, wovon sie sprachen oder was sie taten.

„Gibt es sonst noch etwas zu besprechen?“, fragte der König von seinem Thron aus.

Niemand antwortete auch nur mit einem Wort, dem Himmel sei dank, dachte Stephania. Sie wollte nichts lieber als von diesem stickigen Ort zu verschwinden, an dem es nicht einmal bequeme Sitzgelegenheiten gab. Seitdem die Hochzeit von Thanos und Ceres verkündet worden war, hatte man sie in der letzten Reihe neben dem Ausgang und neben den am wenigsten wichtigen Adligen des Reiches platziert. Ihr Platz war von dem des Königs am weitesten entfernt.

Ich werde mir die Gunst des Königs zurückgewinnen, dachte sie entschlossen. Schon bald.

Gerade als sie die Versammlung als beendet glaubte, stand Cosmas auf und bat darum, dem König eine Frage stellen zu dürfen.

Stephania rollte mit den Augen. Würde das niemals enden? Sie wusste, dass er ein alter, seniler, halb tauber Greis war, der sich ein wenig zu sehr um Thanos sorgte. Doch was war so wichtig, dass es noch in dieser Versammlung besprochen werden musste? Alles, was der alte Mann tagein und tagaus tat war, es in alten Schriftrollen in der Bibliothek zu lesen, in den Himmel zu starren und über Dinge zu sprechen, die von keinerlei Relevanz waren – zumindest nicht für die des Reiches.

Stephania bemerkte, dass auch die anderen Hochwohlgeborenen wenig Interesse an dem Geschwafel des Alten hatten und sie warfen ihm gelangweilte Blicke zu.

Sie begutachtete die Blumenmuster auf ihrem grünen Seidenkleid und hörte nur mit einem Ohr zu. Sie wedelte sich Luft zu während der alte Gelehrte vor dem König eine Schriftrolle hochhielt.

„Ich bin gefragt worden, diesen Brief an Thanos zu überstellen“, sagte Cosmas. „Er ist von Ceres.“

Das weckte Stephanias Neugierde. Vielleicht war der alte Gelehrte doch gar nicht solch ein Trottel, wie sie geglaubt hatte. Ich habe mich in ihm getäuscht, dachte Stephania, denn sie war davon ausgegangen, dass der Alte mehr Loyalität gegenüber Thanos an den Tag gelegt hätte als gegenüber dem König und Reich. Vielleicht hatte sie ihn falsch eingeschätzt.

Mit pochendem Herzen versuchte sie ein Lächeln zu unterdrücken. Jetzt würde Ceres die Bürgerliche zum Tode verurteilt werden und sie Stephania würde endlich Thanos heiraten dürfen. Alles würde seine Wege gehen. Was für ein glücklicher Umstand! Was für ein Glück! Vielleicht waren ihr die Götter doch hold.

Stephania sah, wie der König den Brief in aller Ruhe durchlas. Seine Augenbrauen zogen sich immer mehr in seinem fetten Gesicht zusammen. Er blickte auf, nachdem er den Brief fertig gelesen hatte.

„Hast du das gelesen?“, fragte der König Cosmas.

Cosmas trat ein Stück vor.

„Ja und deshalb dachte ich, dass ich Sie in Kenntnis setzen sollte“, sagte er. „Das Mädchen ist eine hinterhältige Lügnerin und Diebin, sie ist eine Revolutionärin mitten unter uns.“

Eine Welle des Erschreckens ging um und Chaos schien auszubrechen.

„Ruhe! Ruhe!“, sprach der König.

„Sie darf Prinz Thanos nicht heiraten!“, schrie einer der Berater.

„Hängt das Mädchen wegen Verrates!“, sagte ein anderer.

Der Raum geriet in Aufruhr. Einige forderten den König auf, die Betrügerin in den Kerker zu schmeißen und andere, die sie sofort hinrichten wollten.

„Ruhe!“, schrie der König erneut und der Raum beruhigte sich zu einem summenden Flüstern. „Wir können sie nicht hinrichten. Die Revolutionäre werden sofort wieder anfangen, auf die Straßen zu ziehen und wir sind noch nicht bereit, es mit ihnen aufzunehmen.“

„Aber wir müssen etwas tun“, sagte ein Berater. „Sie können es nicht zulassen, solch eine Person unter uns weilen zu lassen und Information zu den Revolutionären zu schmuggeln.“

Stephania kam eine brillante Idee und sie räusperte sich. Einige Köpfe drehten sich zu ihr um und sie lächelte, denn sie wusste, dass diese Idee ihre Chance war, wieder mitspielen zu dürfen. Sie musste sie nur noch vortragen.

„Dürfte ich einen Vorschlag machen Eure Exzellenz?“ sagte sie laut und klar. Sie stand auf und die Augen des Königs und der Königin schossen in ihre Richtung.

„Bitte, es wird außerdem die finanzielle Lage des Reichs erheblich verbessern“, setzte sie hinzu, da sie ihre Skepsis spürte.

„In Ordnung, sprich“, sagte der König. „Aber mach es kurz.“

Stephania trat vor und lief auf das andere Ende des Raums zu. Ihre Absätze klapperten auf dem Marmorboden und hunderte Augenpaare folgten jedem ihrer Schritte. Sie unterdrückte ein Grinsen und genoss die Aufmerksamkeit. Ihre Idee war fabelhaft und sie genoss es, dass die mächtigsten und intelligentesten Männer und Frauen im Reich nicht darauf gekommen waren. Sie wusste, dass wenn sie dem König ihre Idee einmal mitgeteilt hatte, er sie in sein Herz schließen würde. Und vielleicht würden der König und die Königin ihr dann mehr Macht zusprechen – mehr Macht über Ceres.

Vor den Treppenstufen zum Thronsockel angekommen, machte Stephania einen tiefen Knicks vor dem König und der Königin.

„Eure Exzellenzen haben vortreffliche Arbeit geleistet, Ceres für die Festigung und Förderung des Reiches zu benutzen. Und ich sehe da noch eine weitere Gelegenheit“, sagte Stephania.

„Dann lass uns doch bitte an deiner Erleuchtung teilhaben“, sagte die Königin in steifem Ton.

„Verbannt Ceres nicht aus unserer Mitte“, sagte Stephania. „Und richtet sie auch nicht hin, sondern benutzt sie dazu, das Reich reicher als je zuvor zu machen.“

Im Raum wurde es still. Nur ein Flüstern war zu hören und Stephania konnte spüren, wie sie die Neugierde aller geweckt hatte.

„Und wie stellst du dir das vor?“, fragte der König.

„Macht Sie zu einem permanenten Herausforderer bei den Tötungen“, sagte Stephania.

Jetzt war es so still geworden, dass Stephania ihre eigene Atmung hören konnte.

„Sie ist ein Mädchen“, schrie jemand.

„Niemand würde kommen, um zu sehen wie eine Bürgerliche abgeschlachtet wird“, sagte ein anderer.

Stephania verlor langsam die Geduld mit diesen engstirnigen und kurzsichtigen Alten.

„Ceres wird bald zum Königshaus gehören, eine Neue, eine entschlossene Kämpferin, eine Klasse für sich“, sagte sie. „Ich habe gesehen, wie sie gekämpft hat und sie hat Lucious besiegt. Ich wage zu sagen, dass viele Menschen von weit weg hierher reisen würden, um sie zu sehen.“

Der König kniff die Augen zusammen und legte die Hand an sein Kinn.

„Lassen Sie die Zuschauer einen Aufpreis zahlen, wenn sie die Kampfherrn Prinzessin sehen wollen“, fügte Stephania hinzu.

Der König blickte zur Königin und diese hob die Augenbrauen.

„Die Kampfherr Prinzessin“, sagte der König. „Ich werde darüber nachdenken, aber ich glaube, dass es eine exzellente Idee ist. Sehr gut, Stephania. Sehr gut.“

Stephania knickste abermals und lief zu ihrem Platz zurück. Sie war überaus stolz auf sich und ihren fabelhaften Plan. Ihre Idee würde nicht nur dem Reich Geld einbringen, sondern auch ihren persönlichen Zielen dienen.

Rache.

Endlich würde Thanos ihr gehören.

KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG

Was für eine Zeitverschwendung, dachte Sartes unter der Weide in ihrem Garten sitzend. Er schälte Kartoffeln für ihre Mutter und der Wind wehte durch seine violette Tunika. Sartes war zu jung, um in der Rebellion zu kämpfen, das hatte Rexus ihm gesagt und ihn nach Hause geschickt. Dort saß er nun und wartete darauf, alt genug zu sein. Er dachte über Nesos’ Tod nach und darüber, wie Ceres in den Palastmauern eingesperrt war und dort missbraucht, benutzt und gefoltert wurde.

Er schmiss die Kartoffel in den Eimer und begann eine neue zu schälen.

Wie konnte Rexus von ihm erwarten, hier nichts tuend herumzusitzen und die Folgen des Krieges einfach hinzunehmen, ohne etwas dagegen unternehmen zu können? Er war nicht zu jung, das wusste er, doch die Revolutionäre sahen das nicht. Nur, weil er schmal gebaut war, hieß das nicht, dass er keine nützlichen Fähigkeiten im Kampf gegen das Reich besaß.

Doch egal, wie sehr er darauf bestanden hatte, zu bleiben, Rexus hatte Sartes nach Hause zu seiner Mutter geschickt, damit er dort Gemüse schälte und ihr unter die Arme griff.

Als er Räder über den Kies rollen hörte, blickte er auf. Das blau-goldene Reichsbanner wehte über dem Wagen und Dutzende von Reichssoldaten marschierten hinterdrein in zwei vollkommen geraden Reihen.

Die Eingangstür schwang krächzend auf und Sartes’ Mutter trat auf die Vorderterrasse. Sie blinzelte in Richtung des Wagens und hielt ihre Hand zum Schutz über die Augen. Sie runzelte die Stirn.

„Geh ins Haus Sartes“, sagte sie.

„Mutter – “

„Geh sofort ins Haus!“, rief sie.

Sartes schniefte und warf das Messer in Wassereimer zu den Kartoffeln. Auf seinem Weg ins Haus schimpfte er wie unfair es war, dass ihn alle wie ein hilfloses Kind behandelten.

„Und komm nicht heraus bis ich es dir sage, hast du gehört?“, setzte seine Mutter hinterher.

Sartes schlug die Tür hinter sich zu und setzte sich an den Küchentisch. Er linste durch die halb offenen Fensterläden und sah, wie der Reichswagen in ihrem Garten zum Stehen kam.

Ein Reichssoldat sprang vom Fahrersitz und trat mit einer Schriftrolle, die das Reichssiegel trug, in der Hand auf sie zu.

„Wir sind gekommen, um ihren Erstgeborenen für die königliche Armee einzuziehen“, sprach der Reichssoldat und hielt Sartes’ Mutter die Schriftrolle vor die Nase.

Sartes sah, dass seine Mutter die Schriftrolle begutachtete, es aber ablehnte, ihr Folge zu leisten.

„Meine Tochter Ceres wird sich wie Sie sicherlich wissen, mit Prinz Thanos vermählen“, sagte sie.

Sartes stand auf und ging auf Zehenspitzen zu dem Fensterladen, um besser hören zu können.

„Der König hat erlassen, dass wir alle Erstgeboren einzuziehen haben“, sagte der Reichssoldat.

„Mein ältester Sohn ist tot“, sagte sie mit einem Zittern in der Stimme.

„Und was ist mir Ihren anderen Söhnen?“, fragte der Reichssoldat.

„Wie können Sie es wagen, mir diese Frage zu stellen?“, antwortete Sartes’ Mutter.

„Der König hat weder Sie noch Ihre Familie vom Dienst für das Reich freigestellt. Ich frage Sie also nochmals, haben Sie weitere Söhne?“, fuhr der Reichssoldat fort.

„Selbst wenn ich noch weitere Söhne hätte, dann wäre er bald der Schwager des Königs und die königliche Armee hätte keinerlei Befugnisse über ihn.“

Der Reichssoldat trat einen bedrohlichen Schritt auf sie zu und Sartes dachte schon, dass er sie schlagen würde. Er wäre beinahe herausgestürzt, wenn ihn der Gedanke an die möglichen Folgen – eine Strafe seiner Mutter oder die Rekrutierung durch die königliche Armee – nicht zurückgehalten hätten, denn schließlich war keine der beiden Optionen sonderlich verlockend.

„Dann muss ich wohl annehmen, dass Sie der Rebellion angehören?“, knurrte der Reichssoldat.

„Warum um alles in der Welt würden Sie das annehmen?“, antwortete Sartes’ Mutter.

„Weil Sie sich dem Befehl des Königs widersetzen.“

„Ich gehöre nicht der Rebellion an“, sagte sie.

„Werden Sie sich dann dem Befehl des Königs beugen?“

„Das werde ich.“

„Dann treten Sie zur Seite, damit ich Ihr Haus durchsuchen kann.“

„Sie haben kein Recht mein Haus zu durchsuchen“, antwortete sie schnippisch.

„Ich habe die Anordnung jeden zu töten, der sich widersetzt!“, brüllte der Soldat. „Gehen Sie mir jetzt aus dem Weg, Frauenzimmer!“

Sartes hielt den Atem an. Wenn er sich jetzt nicht schleunigst aus dem Staub machte, dann würden die Soldaten ihn mitnehmen und ihn zwingen in der königlichen Armee zu kämpfen. Er wollte in das hintere Zimmer fliehen, doch auf dem Weg dorthin stieß er lautstark einen Stuhl um. Stolpernd schaffte er es gerade noch rechtzeitig in das Hinterzimmer, bevor der Reichssoldat die Vordertür eintrat.

Doch noch bevor Sartes durch das Fenster entkommen konnte, war der Reichssoldat schon bei ihm. Der Grobian griff seinen Arm und schleifte ihn zurück in den Hauptraum. Sartes griff nach einem Stuhl und schlug dem Reichssoldat damit auf den Kopf. Blut schoss aus dessen Augenbraue.

Der Soldat schrie, ließ Sartes Arm los und fiel zu Boden. Sartes sprintete wieder in den hinteren Raum.

Er riss die Fensterläden auf und sprang aus dem Fenster. Sein Herz schlug wie wild in seiner Brust und alle seine Gedanken waren auf das Feld hinter ihrem Haus gerichtet. Er lief an der Hütte vorbei und die Weide war ihm schon zum Greifen nahe als er die Schreie seiner Mutter hörte.

Unfähig weiterzulaufen drehte er sich um und sah zu seinem Entsetzen wie ein Reichssoldat seiner Mutter einen Dolch an die Kehle drückte.

„Mutter!“, schrie er erschrocken.

„Bitte tötet mich nicht“, krächzte seine Mutter. „Sartes, du lässt doch deine Mutter nicht einfach so sterben, oder?“

Sartes war für den Bruchteil einer Sekunde hin- und hergerissen. Wenn er zurückging, dann würden sie ihn zwingen gegen seine Freunde und alles, an das er glaubte – Freiheit, Wohlstand und Gerechtigkeit – zu kämpfen. Er würde die töten, die er liebte. Man würde ihn zwingen alles, was ihm in Blut und Fleisch übergegangen war, zu zerstören. Doch wenn er weiterrannte, dann würde ihn einer der Reichssoldaten vielleicht dennoch einholen und seine Mutter töten.

Er hätte nicht mit dem Gedanken leben können für den Tod seiner Mutter durch den Feind verantwortlich zu sein.

Als drei Reichssoldaten auf ihn zu rannten, hob er seine Arme in die Luft und ergab sich. Seine Augen waren auf seine Mutter gerichtet und die Erleichterung in ihren Augen als sie ihr den Dolch von der Kehle nahmen. Das war beruhigend und bitter zur gleichen Zeit.

Die Soldaten zwangen Sartes auf den Boden, verdrehten ihm die Arme auf dem Rücken und fesselten seine Handgelenke. Sie stellten ihn auf seine Beine und schubsten ihn an seiner schluchzenden Mutter vorbei.

„Sartes“, schrie sie. „Mein Kleiner.“

Sie lief ihm nach und ihre Arme streckten sich in seine Richtung, Finger klammerten sich an sein Hemd.

Einer der Soldaten schlug ihr mitten ins Gesicht und sie fiel mit einem Aufschrei auf das trockene Gras.

Die Soldaten schmissen Sartes in den Wagen zu drei anderen jungen Männern und verschlossen die Tür.

„Ich werde mir das nie verzeihen“, schrie seine Mutter. „Niemals!“

Der Fahrer peitschte die Pferde und der Wagen setzte sich mit einem plötzlichen Satz in Bewegung. Sartes’ Mutter sprang auf ihre Füße und klammerte sich an die Gitterstäbe des Wagens. Ihr Gesicht sah verzweifelt aus.

„Komm zu mir zurück Sartes, versprich mir das!“

Doch Sartes wandte den Blick ab und wollte der Mutter nichts versprechen. Ihretwegen, das wusste er, war sein Leben vorbei. Ihretwegen würde er diejenigen unterstützen müssen, die Nesos auf dem Gewissen hatten und ihm Ceres genommen und seine Familie zerstört hatten.

Возрастное ограничение:
16+
Дата выхода на Литрес:
10 сентября 2019
Объем:
272 стр. 5 иллюстраций
ISBN:
9781632917225
Правообладатель:
Lukeman Literary Management Ltd
Формат скачивания:
Аудио
Средний рейтинг 4,2 на основе 388 оценок
Аудио
Средний рейтинг 4,6 на основе 692 оценок
Текст, доступен аудиоформат
Средний рейтинг 4,9 на основе 421 оценок
Текст, доступен аудиоформат
Средний рейтинг 4,3 на основе 493 оценок
По подписке
Аудио
Средний рейтинг 4,7 на основе 1854 оценок
Текст, доступен аудиоформат
Средний рейтинг 5 на основе 454 оценок
Аудио
Средний рейтинг 5 на основе 8 оценок
Текст, доступен аудиоформат
Средний рейтинг 4,3 на основе 1000 оценок
Аудио
Средний рейтинг 4,7 на основе 622 оценок
Текст
Средний рейтинг 4,7 на основе 36 оценок
По подписке
Текст
Средний рейтинг 4,6 на основе 42 оценок
По подписке
Текст
Средний рейтинг 3,9 на основе 14 оценок
По подписке
Текст
Средний рейтинг 4,6 на основе 26 оценок
По подписке
Текст
Средний рейтинг 4,7 на основе 32 оценок
По подписке
Текст
Средний рейтинг 2,6 на основе 8 оценок
По подписке
Текст
Средний рейтинг 4,5 на основе 36 оценок
По подписке
Текст
Средний рейтинг 4,7 на основе 45 оценок
По подписке
Текст
Средний рейтинг 4,8 на основе 21 оценок
По подписке
Текст
Средний рейтинг 4,4 на основе 32 оценок
По подписке