Future Skills in Medizin und Gesundheit

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7.3 Wir brauchen eine inspirierende Kommunikation über Zukunftsmedizin

Wir werden diese digitalen Helfer in naher Zukunft brauchen. Eine Umfrage des DGB aus dem Jahr 2018 hat ergeben, dass 69 Prozent aller Pflegenden gestresst sind. 80 Prozent sagen laut Umfrage sogar voraus, dass sie ihren Beruf nicht bis zur Rente ausüben werden. Wenn digitale Produkte unter diesen Voraussetzungen Pflegende in ihrem Berufsalltag unterstützen, ist dies eine positive Nachricht, die wir auf allen Kanälen verbreiten sollten. Denn darum geht es beim Einsatz der Instrumente der digitalen Medizin: Ärzte und Pflegende bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Sie hat das Potenzial, Medizin und alle die darin arbeiten, wieder näher an die Bedürfnisse von Patienten und Bewohnern zu bringen und den Arbeitsalltag zu erleichtern.

Viele Menschen haben ein völlig verzerrtes Bild davon, wie der Einsatz von digitaler Medizin im Alltag konkret aussieht. Der Grund dafür liegt meiner Meinung nach darin, dass die Kommunikation über die neuen Technologien häufig an den Menschen vorbei geht. Ein Beispiel ist die Corona-App. Anfangs gab es eine große Kampagne, die durchaus wirksam war. Über 18 Millionen Downloads konnte die App in kurzer Zeit verzeichnen. Das war ein gutes Ergebnis. Doch dann brach die Kommunikation einfach ab. Anstatt am Ball zu bleiben und eine Vision zu erschaffen, wieviel Freiheit wir erlangen, wenn wir sie richtig nutzen, wurden die Menschen allein gelassen. Nur durch den bloßen Download kann eine solche App ihre Kraft nicht entfalten. Aber da bleibt das Sprechen über die Möglichkeiten von Technik zu technokratisch, zu bürokratisch.

Wir brauchen eine neue Kommunikation über Zukunftsmedizin, die uns inspiriert. Die eine Vision bietet, was für uns als Individuum und als Gesellschaft möglich sein wird, wenn wir neue Technologien in unserem Alltag integrieren. Es hilft dem Fortschritt nicht, bedrohliche Zukunftsszenarien zu zeichnen, die manches mal mehr mit Science Fiction zu tun haben als mit der Realität.

Alles, was wir tun, jede Technik, die wir verwenden, ist – theoretisch – mit Risiken verbunden. Wir wissen alle, dass Häuser einstürzen können, deswegen lassen wir uns jedoch nicht vor Betreten eines Gebäudes vom Baustatiker ein Gutachten über die Statik zeigen. Wir als Fachleute im Bereich Medizin müssen lernen, so über die Neuheiten in unserem Fach zu kommunizieren, dass Patienten ein echtes von einem rein gefühlten Risiko unterscheiden können. Nur so werden wir auf breiter Basis Akzeptanz für das Thema schaffen.

Das betrifft nicht Patienten allein. Ein Vertreter für Medizintechnik erzählte mir neulich, dass einige Ärzte nicht einmal einen Internetanschluss in ihrer Praxis haben aus Angst vor Datenmissbrauch. Viele Ärzte wissen gar nicht, wieviel Zeit und Geld sie sparen können, wenn sie digitale Instrumente nutzen.

Datenschutz ist in diesem Zusammenhang ein gutes Beispiel. Natürlich, Gesundheitsdaten müssen sicher sein. Aber wir müssen Patienten wie Ärzten klar machen, dass Daten nicht nur missbraucht, sondern auch genutzt werden können. Denn wer sie nicht nutzt, kann auch nicht von ihnen profitieren. Meines Erachtens wissen Patienten wie Ärzte bisher viel zu wenig darüber, wie sie von neuen Technologien profitieren können. Wüssten sie dies, würden sie viel häufiger die Entscheidung zugunsten eines medizinischen Produkts stellen. Die Frage nach dem Datenschutz wäre ganz schnell nur noch eine unter vielen. Unser Bundesgesundheitsminister hat den Ausspruch geprägt: „Datenschutz ist etwas für Gesunde.“ (Spahn et al. 2016, S. 25). Auch wenn Datenschützer ihm schnell Zynismus unterstellen, ist da viel Wahres dran. Wenn Sie bewusstlos auf der Straße liegen, ist Ihnen der Datenschutz egal. Dann wollen Sie die bestmögliche medizinische Behandlung. Mit einer Elektronischen Patientenakte, in der aktuelle Medikamente, Werte, Untersuchungen und Erkrankungen aufgeführt sind, könnte ein Notarzt Sie im akuten Fall deutlich sicherer behandeln als heute.


Die Begeisterung für Technik kommt nicht von allein.

Darüber müssen wir uns im Klaren sein. Die eingangs zitierte Studie sah interessanterweise als einen der Gründe für das schlechte Abschneiden Deutschlands bei der Digitalisierung die Einstellung der Deutschen an. Eine alternde und immer älter werdende Gesellschaft richtet natürlicherweise den Fokus auf die Bestandswahrung und weniger auf die Gestaltung der Zukunft (vgl. Steingarts Morning Briefing). Gesellschaften wie unsere reagieren auf Veränderungen typischerweise in der Reihenfolge der drei A’s: Angst, Ablehnung, Adaption. Wir sehen, dass es ein weiter Weg ist, bis das Neue im Alltag ankommt. In einer Zeit, in der Fortschritt exponentiell verläuft, kommt die Adaption in diesem Modell hoffnungslos zu spät.

7.4Nicht bloß Wissen vermitteln, sondern Begeisterung

Für uns als Fachleute ist es wichtig, um diese Grundvoraussetzung zu wissen, wenn wir Neues kommunizieren. Wenn wir eine Neuerung vorstellen und als erstes über Dinge sprechen, die diese Ängste und Ablehnung weiter verstärken – wie zum Beispiel über die theoretische Möglichkeit eines Datenmissbrauchs – werden Patienten schwerlich bereit sein, überhaupt etwas auszuprobieren. Dieses Ausprobieren, neugierig sein, sich einlassen ist jedoch essenziell, um Entwicklungen voranzutreiben. Medizin der Zukunft lebt zumindest zum Teil davon, dass wir als Ärzte und Patienten uns als „User“ verstehen. Natürlich sind auch digitale Medizinprodukte mit validen Studien hinterlegt. Aber im Alltag leben sie wie alle digitalen Devices davon, dass sie im Gebrauch weiterentwickelt werden. Hersteller sind auf unsere Rückmeldungen angewiesen. Was wir nicht nutzen, verschwindet wieder vom Markt. Fortschritt verläuft in diesem Sinne streng demokratisch. Deswegen ist es so wichtig, dass wir als Experten in der Medizin lernen, so über unser Fach zu sprechen, dass wir Menschen inspirieren. Sie mitnehmen auf die Reise in die Zukunftsmedizin.

Wir müssen lernen Geschichten zu erzählen, die inspirieren und neugierig machen, die noch nicht dagewesene neue Möglichkeiten aufzeigen. Dabei ist es wichtig, immer so konkret wie möglich zu sein. Welchen Nutzen haben Patienten konkret, wenn Sie medizinische Apps verwenden? Warum bedeutet Künstliche Intelligenz im Altenheim nicht, dass dort Roboter Pflegende ersetzen, sondern dass die Pflegerin endlich wieder Zeit für einen Spaziergang mit den Bewohnern hat? Wir brauchen Fortbildungen für Ärzte, damit sie wissen, wie sie digitale Medizin für sich nutzen können und die Vorteile ihren Patienten vermitteln. Zu unseren „New Skills“ muss es gehören, in verständlicher Sprache darüber zu sprechen, wie Patienten und Ärzte profitieren, wenn sie mit uns einen Schritt in die Zukunft gehen.

Literatur

European Center for Digital Competitiveness (Hrsg.) (2020) Digital Riser Report 2020. ESPC Business School Berlin

Institut für Demoskopie Allensbach (2019) „KI und Popkultur“

Körbel A (2020) Mehr Zeit für Menschlichkeit, Brand Eins, 07/20, S. 60f.

Krüger-Brand HE (2019) Digitale Medizin: Antworten auf Zukunftsfragen finden. Deutsches Ärzteblatt 116(43)

Spahn J, Müschenich M, Debatin JF (2016) App vom Arzt. Bessere Gesundheit durch digitale Medizin. Herder Freiburg

Steingarts Morning Briefing, 8. September 2020


Dr. Gerd Wirtz

Gerd Wirtz hat sich mit Leib und Seele der Vermittlung von medizinischem Wissen verschrieben. Der promovierte Neurophysiologe steht seit mehr als 20 Jahren immer dann auf der Bühne, wenn anspruchsvolle Inhalte anschaulich und verständlich verpackt werden sollen. Er wirkt als Moderator und Keynote Speaker auf wissenschaftlichen Kongressen und Fachtagungen. Seine besondere Leidenschaft ist die Digitale Medizin. In seinen Vorträgen und Veröffentlichungen bringt er den Menschen die Chancen der Zukunftsmedizin näher.

8Intuition Peter Simon Fenkart

Die Universalgelehrte Hildegard von Bingen lebte im zwölften Jahrhundert. Mit dem Werk „Causae et curae“ (Ursachen und Behandlungen) (1957), das ihr zugeschrieben wird, setzte sie wissenschaftliche Zeichen. Sie trug das damalige Wissen der Heilkunde zusammen und interpretierte es in einer Weise, die Zeitgenossen als stimmig, nachvollziehbar und praktikabel erschien. Etwas, was gute Wissenschaft auch heute noch leistet, dort, wo sie sich als nutzbar erweisen möchte. Hildegard von Bingen ist bis in die heutige Zeit bekannt, in unserem digitalen Zeitalter. Vielleicht auch deshalb, weil ihre Lehre Elemente enthält, mit denen sich unsere moderne Heilkunde schwertut. Im vorliegenden Beitrag geht es um eine Komponente, die sich gerade in der Zeit der Digital Skills als entscheidend erweisen könnte. Aber kann es wirklich sein, dass unser modernes Gesundheitswesen von Ansichten profitieren kann, die vielfach als längst überholt gelten?

Hildegard von Bingens Werk trug mit dazu bei, dass beispielsweise die Kräuterheilkunde große Anwendung und Verbreitung fand, lange bevor die chemische Analyse von Pflanzenwirkstoffen zur heutigen Pharmazie beitrug. Soweit unbestritten. Interessant im vorliegenden Zusammenhang ist die Methode, mit der damals Erkenntnisse zu Wirksamkeit und Anwendung gewonnen wurden. Klinische Tests mit tausenden Probanden? Doppelblindstudien und Metaanalysen? Keinesfalls – „Überlieferung“, so lautet ein Erklärungsversuch. Doch das ist keine zulässige Methode um Erkenntnisse zu gewinnen, denn irgendwie musste das Wissen ursprünglich geerntet werden.

 

Versuch und Irrtum, so wird vielfach angenommen, soll dazu geführt haben. Wie sollten wir uns das vorstellen? Eine Person hatte ein Leiden und jemand, der dadurch heilkundig werden sollte, hat einfach gedacht: „Jetzt probiere ich mal Brennnessel aus. Und wenn das nicht wirkt, dann eben alle anderen Kräuter, die es gibt“. Das erscheint nicht wirklich praktikabel. Es muss noch einen anderen Faktor gegeben haben.

Welche seltsame Methode ersetzte damals unzählige Versuchsreihen, automatische Testverfahren und umfangreiche Wirkungsstudien?

Es muss eine Art Spürsinn sein, der beim Untersuchen – hier von Pflanzen – beim Probieren, Schmecken, dem Austesten der Wirkung, genau herausfindet, was sich dabei tut, wie der eigene Körper auf die Probe reagiert. Und der es ermöglicht, anschließend Schlüsse zu ziehen, wie die erlebte Wirkung beim Patienten anzuwenden ist. Eine Vorgehensweise, die in der digitalen Transformation nicht mehr praktikabel ist. Doch es gibt andere Aspekte dieses Sinnes, die sich auch heute noch als unverzichtbar erweisen.

Dieser Sinn muss ganz offensichtlich nach innen gerichtet sein, ins eigene Empfinden. Eine Fähigkeit, die es gerade in der heutigen Zeit schwer hätte, angesichts der gewaltigen Überflutung mit Außenreizen.

Beispielsweise können Patienten vielfach nicht angeben, wo genau ihnen etwas wehtut und wie es sich beschreiben lässt. Bauchweh kann damit so ziemlich jedes Organ zwischen Zwerchfell und Harnleiter betreffen. Angesichts der unzuverlässigen Mitwirkung von Patienten wäre anzuzweifeln, ob sich Diagnosen durch die digitale Transformation generell verbessern lassen, wenn nicht ein massiver apparativer Overkill erfolgt. MRT, CRT und ähnliches bei jedem Wehwehchen?

Es stellt sich die Frage: Ist die medizinische Diagnostik lediglich die Anwendung von erlerntem oder erfahrenen Wissen, also etwas, was sich irgendwann komplett automatisieren und digitalisieren ließe? Oder ist für gute Diagnostik noch weit mehr erforderlich? Was ist mit dem menschlichen Faktor? Ist er nur begrenzend, oder kann er auch Ergebnisse verbessern? Wenn ja, würde dies bedeuten, es gäbe einen Mehrwert, der nur von Menschen erbracht werden kann, nicht von Maschinen. Es lohnt sich, hier genauer hinzusehen.

In der TV-Serie Dr. House ist die namensgebende Person ein Arzt, wie ihn sich viele Fernsehzuschauer wünschen, denn er stellt aus kleinsten, scheinbaren Nebensächlichkeiten treffsicher die abenteuerlichsten Diagnosen. Dr. Jürgen Schäfer an der Uniklinik Marburg ging bereits vor über einem Jahrzehnt in einem Seminar den Fällen der fiktiven Gestalt nach, was von seinen Studenten begeistert angenommen wurde. Heute ist er Leiter des Zentrums für unerkannte und seltene Erkrankungen.

„Für diese Art der Diagnostik muss man sehr sensibel sein“, ist Schäfer überzeugt. „Man muss wahrnehmen, spüren, gut zuhören und auch scheinbar unwichtige Aspekte mit ins Kalkül ziehen.“ (Kleine 2019)

Da haben wir es wieder, schamvoll in der Aufzählung versteckt: „spüren“. Wohl auch deshalb, weil „Spüren“ als Begriff so schlecht fassbar zu sein scheint. Dabei ist es die natürlichste Sache der Welt. Ohne unseren Spürsinn, die Intuition, wären wir verloren in dieser Welt, würden wir nicht verstehen, was wirklich wichtig ist. Bevor Ihr Widerspruchsgeist hier aufsteigt: Ich werde versuchen, diese These im Folgenden zu belegen.

Intuition gilt als zufällig und unzuverlässig, und wird gerade von rationalen Menschen eher abgelehnt. Erst wenn man sich näher mit dieser Gabe beschäftigt, die uns Menschen angeboren ist, beginnt man die Nützlichkeit zu erkennen.

Ein Beispiel: Viele Menschen haben „Einfälle“. Das geht von einer Idee, die plötzlich im Bewusstsein auftaucht, bis hin zum Geistesblitz, begleitet von der Empfindung, dass einem etwas Großartiges „eingefallen“ ist. Normalerweise ist der Verstand, das Bewusstsein, eine Fertigungsstätte, in der Gedanken auf der Werkbank liegen, untersucht und mit anderen Gedanken zusammenmontiert werden. Man nennt das assoziieren und kombinieren. Im Gegensatz dazu taucht ein Einfall einfach so auf, ohne bewusstes Tun. Man kennt das alle aus eigenem Erleben. Interessant ist die Antwort auf eine Frage, die sich kaum einer stellt, der dergestalt beschenkt wurde: Wer oder was hat diesen Einfall ins Bewusstsein geworfen?

Es war die Intuition, unsere Fähigkeit, Informationen aus dem Unbewussten zu erhalten. Dort sind all unsere Erfahrungen, vor allem auch Sinneseindrücke und Erfahrungen, an die wir uns nicht bewusst erinnern können, nicht einfach nur gespeichert, sondern in einer Weise aufbereitet, welche die benötigten Informationen zur richtigen Zeit bereitstellt, dann, wenn sie aktuell gebraucht wird. Dort, wo der Chirurg durch jahrelanges Praktizieren sein „Muskelgedächtnis“ aufgebaut hat, sind auch unsere Soft Skills verborgen, stets zum Abruf bereit.

Ohne diese Intuition hätten wir auch keinen gesunden Menschenverstand, eine Empfindung, die uns hilft, das Richtige zu tun, das, was wir wirklich wollen, tief in uns selbst.

Wie aber kann sich diese Intuition im täglichen Gesundheitsbetrieb als hilfreich erweisen? Der Schlüssel liegt in einer oft unbemerkten Funktion, die Intuition, auch innere Empfindung genannt, leistet. Sie ermöglicht die Empfindung von Bedeutung. Das ist weit sensationeller, als es zunächst erscheint.

Der Verstand allein hat einen Makel, der oft übersehen wird: Er versteht keine Bedeutung. Er arbeitet mit den Begriffen „Wert“ und „Zwang“ (auch: Gegebenheit, Voraussetzung). Der Verstand ist ein guter Verwalter, wenn es darum geht, zu orientieren und zu strukturieren. Er kann hervorragend bewerten, beispielsweise durch Zahlen und Vergleiche. Er erkennt und berücksichtigt auch unabänderlich erscheinende Umstände und Vorgaben. Er verhandelt auch, mehr oder weniger wirksam, die Erfüllung oder das Aufschieben eigener Bedürfnisse. Schließlich ist der Verstand das uns gegebene optimale Werkzeug, um Ziele zu erreichen. Doch alle reinen Verstandesziele sind von außen übernommen, um für sich selbst eine Empfindung zu schaffen, die bei einer anderen Person angenommen oder beobachtet wird. Der Verstand kann Ziele ansteuern oder erreichen, selbst finden kann er sie nicht. Dazu gehört Bedeutung, die sich nicht verstehen lässt, nur empfunden werden kann.

Der Unterschied zwischen Wert und Bedeutung lässt sich durch ein einfaches Beispiel erklären. Ein eigenes Kind, das man liebt, hat keinen bezifferbaren Wert. Es hat Bedeutung, das heißt: es bedeutet etwas, zumindest für den Liebenden. Bedeutung ist emotional, ist eine Empfindung. Der Verstand kann das nur hinnehmen und daraus Handlungen ableiten.

Wissen und Wert lassen sich hervorragend digitalisieren, Bedeutung nicht. Sie müsste jeweils im Einzelfall programmiert werden, würde dann auch nur diesen Sonderfall abbilden. Auch moderne Verfahren, wie Neuronale Netze, können diese Bedeutung nicht generisch erzeugen, wohl aber der Mensch in seiner Erfahrung des Menschseins. Dort befindet sich auch für die digitale Transformation eine undurchdringliche Mauer, gleichzeitig auch eine großartige Chance für einen Classic Skill, der die Transformation wirkungsvoll ergänzt.

Wahres Wissen umfasst stets die Bedeutung des Gewussten. Denn ohne Bedeutung handelt es sich nicht um Wissen, lediglich um Informationen. So gesehen wissen Maschinen nichts. Sie verfügen nur über Informationen und Informationsverknüpfungen, die wir ihnen beigebracht haben.

Egal wie stark sich der Mensch durch Digitalisierung unterstützen lässt: Wenn es um Leben oder Tod geht, um Leib und Gesundheit, dann sollte die letzte Entscheidung, die endgültige Diagnose, von einem Menschen verantwortet werden. Ein Mensch, der idealerweise seinen Traditional Skill namens Intuition recht gut gebraucht und dann auch scheinbar nebensächlichen Symptomen eine Bedeutung zuordnen kann. Und dies trotz aller möglichen Irrtümer. Genialität stammt nicht aus Maschinen. Sie entsteht, indem aus uns eine Kraft entströmt, die durch Bedeutung getragen wird.

Im Zusammenwirken kann es eine abgerundete Ganzheit ergeben, ähnlich wie es einst Hildegard von Bingen formulierte:

„Und ich sprach und schrieb diese Dinge nicht aus Erfindung meines Herzens oder irgend einer anderen Person, sondern durch die geheimen Mysterien Gottes, wie ich sie vernahm und empfing von den himmlischen Orten.“ (von Bingen 2012)

Diese Mysterien offenbaren sich durch Intuition, einem Geschenk an uns Menschen, das wir alle erhielten und als Kind sehr gut zu gebrauchen wussten.

Heute wird die Intuition zum menschlichen Alleinstellungsmerkmal, zum bedeutsamen „Future Skill in Healthcare“, zum möglicherweise entscheidenden Faktor. Freilich müssten wir dann wieder vermehrt auf unsere Intuition setzen, was überraschend einfach ist. Wie bei anderen Fähigkeiten lässt sich Intuition einfach dadurch verbessern, indem sie angewandt wird.

Literatur

Hildegard von Bingen (1957) Heilkunde. Nach den Quellen übersetzt und erläutert von Heinrich Schipperges. Salzburg 1957. URL: http://kallimachos.de/fachtexte/index.php/Bingen_1957_-_Heilkunde (abgerufen am 05.02.2021)

Hildegard von Bingen (2012) Liber Scivias, Wisse die Wege. Beuroner Kunstverlag Beuren

Kleine L (2019) Deutscher „Dr. House“ gibt Menschen Hoffnung, deren Krankheiten niemand erkennt. Focus. URL: https://www.focus.de/perspektiven/mutmacher/der-krankheitsermittler-juergen-schaefer-hilft-menschen-mit-seltenen-erkrankungen_id_10264807.html (abgerufen am 15.01.2021)

Zentrum für unerkannte und seltene Erkrankungen. URL: https://www.ukgm.de/ugm_2/deu/umr_zuk/27241.html (abgerufen am 15.01.2021)


Peter Simon Fenkart

Peter Simon Fenkart studierte Informatik an der TU Karlsruhe und ist ausgebildeter Intuitions- und Mentalcoach, Autor mehrerer Bücher und Vortragsredner. Er berät führende Unternehmen in Industrie und Kommunikation. Mehr unter https://fenkart.consulting.

9Kreativität Sven Pastoors
9.1 Begriff der Kreativität

Viele Menschen denken bei Kreativität zuerst an Kunst oder Literatur bzw. an die geistigen und handwerklichen Werke von Künstlern. Doch Kreativität umfasst vielmehr. Das Wort „Kreativität“ stammt vom lateinischen Wort „creare“, was übersetzt „erschaffen“ bedeutet. Heutzutage existieren viele unterschiedliche Definitionen des Begriffs Kreativität. Doch alle beschreiben Kreativität als Fähigkeit, neue Dinge zu erschaffen (bzw. Prozesse neu zu gestalten oder bestehende Dinge neu zu kombinieren), die nützlich bzw. in einer bestimmten Situation hilfreich sind. Dies kann eine Idee, die Lösung für ein Problem, ein Produkt oder eben auch ein Kunstwerk sein (Runco u. Jaeger 2012, S. 92). Kreativität erschöpft sich somit nicht in Fantasie und Ideenreichtum, sondern beinhaltet auch die Schaffung neuer Werte. Sie entsteht nicht im luftleeren Raum, sondern baut auf immer neuen Kombinationen von bekanntem Wissen zu neuen Ideen und Lösungen auf. Dies wird jedoch erst durch ein Abweichen von der Norm bzw. durch ein Ausbrechen aus verfestigten Denkstrukturen möglich.

Kreativität kann sich in unterschiedlicher Form äußern – bei der Optimierung von Prozessen, der Produktentwicklung oder beim Spielen mit Ideen.

Der Begriff „Kreativität“ umfasst somit die Fähigkeiten,

etwas (Dinge oder Prozesse) zu gestalten,

 

Erfahrungen neu zu kombinieren,

Bestehendes zu verändern,

neue Ideen zu finden und

Probleme zu lösen.

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