Читать книгу: «Seitenblicke auf die französische Sprachgeschichte», страница 6

Шрифт:

3.1 Die Entstehung der Modalpartikel quand même

Waltereit (2006:89) datiert die Grammatikalisierung von quand même zur Modalpartikel auf das Ende des 19. Jahrhunderts. Zuvor beschreibt er jedoch eine Ableitung des Adverbs quand même aus dem holophrastischen Gebrauch. In beiden Fällen wird durch quand même Konzessivität ausgedrückt. Eine erste Verschiebung dieser Verwendung kann anhand des Korpus erstmals im späten 19. Jahrhundert nachgewiesen werden.

 (4) Et le soir, en se déshabillant, il soupira : demain, je coucherai dans une cellule ; c’est quand même étonnant, lorsqu’on y songe ! (HUYSMANS, Joris-Karl, En route, 1895, p. 283)

Im Gegensatz zur Verwendung als Adverb und im holophrastischen Gebrauch hat quand même in (4) offensichtlich nicht mehr die Funktion, einen Gegensatz auszudrücken. Vielmehr dient quand même in dem Beispiel dazu, an die Erwartung des Hörers oder Lesers anzuknüpfen und dessen Haltung vorwegzunehmen beziehungsweise einzubeziehen. In diesem Beispiel wird die evozierte Verwunderung besonders betont, zumal der Kontext nur bedingt eine Verwunderung auslöst. Die Semantik des Quelllexems quand même (holophrastischer Gebrauch oder Adverb), welche mit trotzdem ins Deutsche übersetzt werden könnte, ist in dem Beispiel verblichen.

Zeitgleich mit diesem Wandel scheint die syntaktische Positionierung direkt nach dem finiten Verb eingetreten zu sein. Dies entspricht dem oben beschriebenen Prozess des Verlustes der syntaktischen Variabilität. Im Korpus konnten zumindest keine Fälle nachgewiesen werden, bei denen entweder das semantic bleaching oder die veränderte Positionierung unabhängig voneinander eintraten. Auch der Skopus ist im Vergleich zu dem des Adverbs deutlich erweitert und erstreckt sich nun auf den gesamten Satz. Am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts sind Belege wie der oben zitierte relativ selten zu finden.1 Erst gegen Mitte des 20. Jahrhunderts scheinen die Okkurrenzen stark zuzunehmen, sodass auch weitere Fälle vorkommen, bei denen die Annahme gerechtfertigt scheint, dass es sich um eine Modalpartikel handele. Das verstärkte Auftreten ab diesem Zeitpunkt entspricht einer Routinisierung im Sinne von Detges und Waltereit (2016).

 (5) C’est quand même quelque chose ! (DUPUY Aline, Journal d’une lycéenne sous l’Occupation, Toulouse, 1943–1945, p. 129)

Beispiel (5) belegt eine Verwendung von quand même, bei der derselbe Prozess wie in (4) zu beobachten ist. In diesem Beispiel nimmt der Sprecher auch einen Fremdbewusstseinsabgleich vor: Der Sprecher assertiert dem Hörer Verwunderung über den Inhalt der Proposition. Außerdem ist der Skopus erweitert und bezieht sich auf den gesamten Satz, was für ein (konzessives) Adverb untypisch ist. Formal sind ebenfalls alle Kriterien für eine Modalpartikel erfüllt. So ist beispielsweise quand même nach dem finiten Verb situiert, was dem deutschen Mittelfeld nicht unähnlich ist, und in dieser Position durch die französische Prosodie eindeutig unbetont. Durch den Verlust semantischer Merkmale des Lexems und die gleichzeitige Zunahme an pragmatischer Funktionalität kann somit bereits ab dem späten 19. Jahrhundert ein Wandel zur Redestrategie verzeichnet werden, welche durch Modalpartikeln versprachlicht wird. Schließt man nun die Prozesse ein, welche das Adverb selbst erfährt, wird deutlich, dass sowohl die Grammatikalisierung vom Adverb zur Modalpartikel als auch die vorherigen Prozesse stets stufenweise ablaufen. Es liegt somit kein gleichmäßig verlaufender Prozess vor, sondern ein Ablösungsprozess, bei dem das Erreichen einer nächsten Stufe längere Zeit dauert. Aus diesem Grund ist die folgende Einteilung auch nicht als feste Chronologie, sondern eher als sich abzeichnende Tendenz zu verstehen. Die zeitlichen Angaben richten sich nach den Phasen der Grammatikalisierung, wenn ein Phänomen gehäuft auftritt, was einen Hinweis auf eine Routinisierung liefert.


bis zum Beginn des 19. Jh. quand même als Konjunktion und konzessives Adverb; hauptsächlich satzinitial. Übersetzung: obwohl, trotzdem
ab Beginn des 19. Jh. quand même als konzessives Adverb; hauptsächlich satzfinal. Übersetzung: trotzdem, dennoch
ab Ende des 19. Jh. quand même auch als Modalpartikel; nach dem finiten Verb. Übersetzung: doch, aber
ab Mitte des 20. Jh. häufigere Verwendung von quand même als Modalpartikel mit Auswirkung auf illokutionärer Ebene; Prozess der Routinisierung

Tab. 1: Skizzierung des Grammatikalisierungsprozesses von quand même vom Adverb zur Modalpartikel

3.2 Die Entstehung der Modalpartikel bien

Die ersten Prozesse, bei denen ein Wandel vom Ursprungslexem bien ‘gut’ hin zur Modalpartikel zu verzeichnen ist, konnten anhand des Korpus deutlich früher nachgewiesen werden als bei quand même. Eine erste semantische Verschiebung von ‘gut’ zu ‘gern’ ist bereits im Mittelalter attestiert (6). Hier ist bien aber noch immer Adverb. Derartige Beispiele nehmen in der Folge an Frequenz zu und sind vor allem ab dem 17. Jh. (7) sehr häufig. Zusätzlich ist bien ab jener Zeit auch in Interrogativsätzen (8) belegt. Hier ist eine adverbiale Lesart ‘gern’ zwar nach wie vor möglich, aber eine Interpretation im Sinne eines Fremdbewusstseinsabgleichers ‘wohl’ erscheint uns ebenfalls möglich und wohl naheliegender als in (7). Besonders interrogative Beispiele wie (8) stellen nach unserem Dafürhalten also bridging-Kontexte dar, in denen bien alternativ nicht mehr als Adverb klassifiziert werden muss, sondern funktional auch als Modalpartikel klassifiziert werden kann. Aus formaler Sicht sei noch hinzugefügt, dass allen Okkurrenzen (6) – (8) gemein ist, dass bien nach dem finiten Verb steht:

 (6) […] quar Diex le nos rendra bien quant lui plaira […] (Villehardouins, La conquête de Constantinople (60 ,15), ca. 1202, apud: Michaud 1836: 20)

 (7) Et pour vous, qui êtes le seigneur, je suis persuadée que vous le voudrez bien, par la raison que je n’en relève pas moins de vous et que c’est une augmentation au nombre de vos paroisses. (SÉVIGNÉ (DE) Mme, Correspondance, t. 3: 1680–1696, 1696, p. 97)

 (8) *CLARICE : Paresseux, qui tardez si longtemps à venir,Devinez la façon dont je veux vous punir.*PHILISTE : M'interdiriez-vous bien l'honneur de votre vue ?

  (CORNEILLE Pierre, La Veuve (1682), p. 428)

Wie bereits erwähnt, sollte im Fall von (8) die Satzart nicht unbeachtet gelassen werden. Möglicherweise ist diese es, die in derart frühen Belegen für eine Lesart im Sinne eines Fremdbewusstseinsabgleichs noch nötig ist, während ein Fremdbewusstseinsabgleich im Falle einer grammatikalisierten Modalpartikel keines besonderen Satztypus mehr bedarf. Trotz der genannten Einschränkung ist nicht von der Hand zu weisen, dass das Lexem bien ab dem späten 17. Jahrhundert und frühen 18. Jahrhundert einen Wandel erfuhr, der sich durch einen Verlust der lexikalischen Semantik zugunsten einer verstärkten pragmatischen Funktion und einer gleichzeitig abgeschwächten syntaktischen Mobilität kennzeichnet. Dies entspricht einer Distanzierung vom Adverb durch Erhöhung der Grammatikalität, was typisch für den Beginn des Grammatikalisierungsprozesses von Modalpartikeln ist.

 (9) C’est bien une femme ?C’est même une dame… jeune et jolie… la malheureuse !(SARDOU Victorien, Rabagas, 1872, p. 21)

Der oben beschriebene Verlust der lexikalischen zugunsten einer stärker grammatischen Semantik tritt verstärkt zum Ende des 19. Jahrhunderts auf, wie das Beispiel (9) belegt. Hier ist die ursprüngliche (lexikalische) Semantik des Adverbs bien fast vollständig verblichen. Das Lexem kann beispielsweise nicht mehr mit ‚gut‘ übersetzt werden. In diesem Beispiel hat bien eine eindeutig verstärkte funktionale Wirkung, welche ein Adverb nicht haben kann. Auch die mittelfeldähnliche Position nach dem finiten Verb wird beibehalten. Die Einschränkung, es würde kein Fremdbewusstseinsabgleich ausgelöst, trifft in diesem Fall nicht mehr zu. Dies kann folgendermaßen paraphrasiert werden: Der Sprecher gibt in der Frage mit Aussagecharakter preis, dass der Kommunikationspartner die Information bereits kennt, und erbittet eine Stellungnahme. Eine durch Empathie ausgelöste Vorwegnahme – das Wissen über das Wissen des Kommunikationspartners – und der Einbezug dieses Wissens in den Gesprächskontext ist eine Besonderheit der Modalpartikeln, die diese von Adverbien unterscheidet (cf. Leiss 2009; Meisnitzer 2012). Besonders auffällig ist auch die Antwort des Kommunikationspartners auf die Frage. Dieser bestätigt den Wahrheitswert und sein Wissen. Eine solche Reaktion ist nur bei einem Fremdbewusstseinsabgleich, wie ihn Modalpartikeln auslösen, zu erwarten. Ein weiterer Faktor, der ein Indiz für einen stattfindenden Grammatikalisierungsprozess ist, ist der Einfluss des Lexems auf den modus dicendi auf illokutionärer Ebene ohne Veränderung der Proposition beziehungsweise deren Inhalt. Dieser wird wie auch bei allen deutschen Modalpartikeln nicht verändert (cf. Waltereit 2006).

 (10) Oui, c’est bien l’année de la mort de mon père; ce qui confirme ma mémoire, c’est une conversation de ma mère avec Miss Ashburton, sitôt après notre arrivée. (GIDE André, La Porte étroite, 1909, p. 497)

Die später belegte Okkurrenz in Beispiel (10) bestätigt die eben ausgeführte Annahme und belegt den Beginn einer Routinisierung von bien in der funktional neuen Verwendung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kommt zu dem oben zitierten Fragesatz der Einsatz der Modalpartikel bien in Aussagesätzen hinzu. In diesem Fall kann der Fremdbewusstseinsabgleich folgendermaßen interpretiert werden: Der Sprecher gibt sein Wissen und seine Position gegenüber dem Gesagten, wie auch die, die er dem Gegenüber zuordnet, an. Der Adressat hat im Anschluss die Möglichkeit, ein anderes Wissen oder eine andere Position zu vertreten, den Wahrheitswert also zu verändern, oder der Aussage und somit dem Wahrheitswert zuzustimmen unter Wahrung seines Gesichtes. Diese Funktionsweise des Fremdbewusstseinsabgleichs, welche der Paraphrasierung des oben zitierten Fragesatzes ähnlich ist, entspricht sowohl im Deutschen als auch im Französischen (und auch in weiteren Sprachen) der Funktion einer Modalpartikel (cf. Thurmair 1989; Abraham 2011; Meisnitzer/Gerards 2016 u.a.).

Eine Parallele zwischen dem Verlauf der Grammatikalisierung von bien und quand même ist anhand der bisher getroffenen Konstatierungen evident. Lediglich eine zeitliche Verschiebung beider Verläufe lässt sich erkennen. Die ersten Veränderungsprozesse von bien traten im Vergleich zu denen von quand même deutlich früher auf. Die eigentliche Grammatikalisierung, bei der das Lexem einen mehr oder weniger kompletten Verlust der lexikalischen Semantik und einen Wandel hin zur Modalpartikel erfuhr, wie sie auch heute vorzufinden ist, trat jedoch bei bien und quand même fast zeitgleich ein.

Wie Meisnitzer (2016) zeigt, ist die mit der Modalisierung einhergehende Abtönung in Form einer Abschwächung der Proposition durch die Modifizierung des illokutionären Akts auch in der Grammatikalisierung von bien als Höflichkeitsmarker erkennbar. In einigen Okkurrenzen verändert bien die Illokution dahingehend, dass sie Höflichkeit ausdrückt, was wiederum eine Ableitung der versprachlichten Abtönung ist. Semantisch gesehen unterscheidet sich bien in dieser Funktion wiederum von quand même, was sich durch den noch sehr jungen Grammatikalisierungsprozess erklären lässt, in Folge dessen noch eine gewisse Affinität zu den jeweiligen bridging-Kontexten besteht. Gemeinsam haben beide Lexeme eine Abschwächung der Proposition als Ergebnis des ausgelösten Fremdbewusstseinsabgleichprozesses, der bei beiden Partikeln durch die Miteinbeziehung des Wissenstandes des Adressaten ausgelöst wird.

Dieser weitere Schritt im komplexen Grammatikalisierungsprozess von bien wurde zunächst durch den Konditional getriggert und führte dazu, dass dessen Verwendung letztlich obsolet wurde und bien heute als Höflichkeitsmarker eingesetzt werden kann.

 (11) Tu prendrais un petit café?

 (12) Tu prendrais bien un café.

 (13) Tu prends bien un café.

Der in den Beispielen (11) bis (13) skizzierte Pfad spiegelt den Fortlauf der Grammatikalisierung des semantischen Merkmals [+HÖFLICHKEIT] von bien wieder, wie er im FRANTEXT-Korpus nachgewiesen werden konnte. Während vor Mitte des 19. Jahrhunderts ausschließlich der Konditional zur Kodierung von Höflichkeit genutzt wurde, kann im Laufe der Jahre ein Ablösungsprozess durch die Modalpartikel bis hin zu deren alleiniger Verwendung konstatiert werden. Es muss jedoch einschränkend gesagt werden, dass auch heute der Konditional noch zur Abtönung im Französischen genutzt wird (cf. Waltereit 2006).

Diese Konsolidierung der grammatischen Semantik mit unterschiedlichen Funktionen, die jedoch immer noch stark im Schatten der Semantik des Ausgangslexems steht, zeigt, dass die Modalpartikeln im Französischen noch nicht vollständig grammatikalisiert und in die Sprache integriert zu sein scheinen. Dasselbe gilt für den Höflichkeitsmarker bien. Wäre der Grammatikalisierungsprozess vollständig abgeschlossen, würde möglicherweise aus sprachökonomischen Gründen eine der konkurrierenden Strategien der Abtönung früher oder später verloren gehen.

3.3 Die Entstehung der Modalpartikel donc

Die Grammatikalisierung des dritten, eindeutig als Modalpartikel ausgemachten Lexems donc nahm ihren Verlauf im Vergleich zu den beiden erstgenannten Beispielen deutlich später. Erste Hinweise auf eine Grammatikalisierung lassen sich erst in den 30er-Jahren des 19. Jahrhunderts nachweisen.

 (14) Laisse-moi donc finir. (DELAVIGNE Casimir, Les Enfants d’Édouard, 1833, p. 131)

Auffällig bei der Grammatikalisierung dieses Lexems ist die Verschiebung von donc, welches normalerweise vor dem finiten Verb steht und als Modalpartikel die mittelfeldähnliche Position zwischen finitem und infinitem Verb einnimmt. Während auf syntaktischer Ebene die Evidenzen sehr klar für eine Grammatikalisierung als Modalpartikel sprechen, sind diese auf semantischer Ebene bei weitem nicht so eindeutig.

Aus semantischer Sicht ist es durchaus nicht selbstverständlich anzunehmen, dass es sich in den entsprechenden Belegen für donc nicht weiterhin um Verwendungen als Konjunktion handelt das Ausgangslexem in diesem Grammatikalisierungsprozess. Wir haben es bei den Belegen meist mit bridging-Kontexten zu tun. Dass es sich in den entsprechenden Fällen jedoch nicht mehr eindeutig um eine Konjunktion handelt, bekräftigt eine Betrachtung der kommunikativen Interaktion in den entsprechenden Okkurrenzen, die zeigt, dass durchaus ein Fremdbewusstseinsabgleichprozess ausgelöst wird. Auch die Berücksichtigung des jeweiligen Kontextes der Okkurrenzen lässt keine sichere Schlussfolgerung auf einen Grammatikalisierungsprozess zu, wobei der syntaktische Wandel, der typisch für den entsprechenden Prozess ist (cf. Wegener 1998; Detges/Waltereit 2016), zweifelsfrei ersichtlich ist.

Die Veränderung der Illokution, wie sie bei bien besonders eindeutig und anschaulich ist, kann für donc zwar belegt werden, jedoch ist sie in ihrerEindeutigkeit nicht vergleichbar – zumindest nicht bei den gefundenen Korpusbelegen. Eine Validierung durch eine Erweiterung der Korpusrecherche und eine Durchführung möglicher Tests zur Perzeption und zum Verständnis mit L1-Sprechern wären daher in diesem Fall erforderlich. Die Veränderung der Illokution durch donc, das lediglich in Aufforderungssätzen nachgewiesen werden konnte, wie bereits Meisnitzer (2012:347) konstatiert, schwächt in Kombination mit entsprechender Intonation die Proposition der Aufforderung ab, da dem Adressaten die Möglichkeit gegeben wird, das gemeinsame Wissen zu verhandeln. Die syntaktische Positionierung, wie sie für Modalpartikeln typisch ist, konnte in Aufforderungssätzen erstmals zu Beginn des 20. Jahrhunderts nachgewiesen werden.

 (15) Reconnais-moi donc ! (CLAUDEL Paul, La Jeune fille Violaine [2e version], 1901, p. 642).

Eine Funktion von donc als Adverb zur Bekräftigung des Gesagten kann zwar nicht vollständig ausgeschlossen werden, ist jedoch wegen der funktionalen und pragmatischen Ähnlichkeit mit den Modalpartikeln, wie sie im heutigen Französisch vorkommen, unwahrscheinlich. Eine weitere Zunahme der Okkurrenzen von donc als Modalpartikel lässt sich – wie auch bei den anderen zuvor besprochenen Modalpartikelkandidaten – im Laufe des 20. Jahrhunderts beobachten.

Anhand der Skizzierung der Grammatikalisierung der Modalpartikeln im Französischen wurde ersichtlich, dass die jeweiligen Prozesse analog zu denen der deutschen Pendants verlaufen und den Beobachtungen zu den Etappen des entsprechenden Prozesses führender Forscher auf dem Gebiet der Modalitätsforschung entsprechen (cf. z.B. Wegener 1998; Detges/Waltereit 2016). So konnte bei allen Lexemen auf dem Weg vom Quelllexem hin zur Modalpartikel eindeutig ein Verlust der syntaktischen Mobilität und der lexikalischen Semantik nachgewiesen werden, auch wenn dieser unterschiedlich weit fortgeschritten und z.B. im Fall von donc bei einigen Okkurrenzen bei weitem noch nicht so eindeutig wie bei bien und quand même ist und daher noch stärker von der Intonation abhängt. Es konnten hingegen keine Fälle nachgewiesen werden, bei denen der Verlust der semantischen Substanz vor einer syntaktischen Veränderung auftrat, vielmehr scheinen die beiden Schritte Hand in Hand zu gehen und zu korrelieren. Da auch heute jede Modalpartikel noch ein volllexikalisches Pendant aufweist und Okkurrenzen in bridging-Kontexten immer noch nachweisbar sind, kann gefolgert werden, dass die jeweiligen Grammatikalisierungsprozesse noch nicht vollständig abgeschlossen, aber unterschiedlich weit fortgeschritten sind. Es handelt sich somit auch in der Gegenwart noch um on-going Grammatikalisierungsprozesse.

Diese Einsicht legt es nahe, eine Prototypizitätsskala zu erstellen, welche die verschiedenen Grade der Grammatikalisierung von Modalpartikeln erfasst. Hierbei könnten auch weitere potenzielle Kandidaten, für die es jedoch bisher keine eindeutigen Belege gibt, sondern vielmehr Beispiele von Verwendungen in möglichen bridging-Kontexten attestiert sind, integriert werden. Wünschenswert wäre dabei auch eine Erweiterung der Daten unter Integration synchroner sprachlicher Beispiele aus der Nähesprache. Dies hätte den Mehrwert, dass eine genauere Erforschung der Grammatikalisierung von Modalpartikeln möglich würde, da eine Rekonstruktion dieser von bereits (mehr oder weniger) vollständig grammatikalisierten Modalpartikeln, wie bereits problematisiert wurde, durchaus Grenzen aufweist und stark interpretationsabhängig ist.

Eine Datierung/Periodisierung der Entwicklungsetappen kann aufgrund des konservativen Charakters der geschriebenen Sprache nur tentativ vorgenommen werden unter Angabe von Tendenzen und mit der Gewissheit, dass die Verwendungen in der gesprochenen Sprache bereits wesentlich früher routinisiert waren beziehungsweise stärkere Routine aufwiesen.

3.4 Die französischen Modalpartikeln heutzutage

Abschließend ist festzuhalten, dass eine vorausgehende Korpusstudie zur Synchronie der französischen Modalpartikeln (cf. Meisnitzer/Wocker 2017) zwar nicht überwältigend viele Belege hervorbrachte, jedoch eindeutig zu viele, um diese zu ignorieren. So ergibt eine Auswertung des Rhapsodie-Korpus für quand même folgendes Ergebnis:


quand même Gesamtzahl als Adverb in bridging-Kontexten als Modalpartikel
Vorkommen (absolut) 41 24 9 8
Vorkommen (in Prozent) 58,5 % 22,0 % 19,5 %

Tab. 2: Quantitative Verteilung der Okkurrenzen von quand même im Rhapsodie-Korpus (mit 34.000 Wörtern) als Adverb, Modalpartikel und in bridging-Kontexten (Meisnitzer/Wocker 2017: 249)

Betrachtet man exemplarisch die Zahl der Okkurrenzen für quand même, so besteht kein Zweifel daran, dass eine deskriptive Grammatik durchaus sensibel für diese Fälle von marginaler Mikrovariation sein muss, da sie profunde Auswirkungen auf den Sprachgebrauch hat und man mit den traditionellen Kategorien der präskriptiven Grammatik keine adäquate Beschreibung der Verwendung erreichen kann.

Angesichts der Konstatierung, dass es Modalpartikeln im Französischen gibt – wenn auch nur vereinzelt – und der Einsicht, dass diese in ihrer Zahl der Okkurrenzen nicht vernachlässigt werden können, ist es im Folgenden das Ziel, deren Herausbildungsprozess zu beschreiben.

10 737,76 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Объем:
833 стр. 23 иллюстрации
ISBN:
9783823301011
Правообладатель:
Bookwire
Формат скачивания:
Аудио
Средний рейтинг 4,2 на основе 380 оценок
Аудио
Средний рейтинг 4,7 на основе 620 оценок
Черновик, доступен аудиоформат
Средний рейтинг 4,6 на основе 221 оценок
Черновик
Средний рейтинг 5 на основе 28 оценок
Текст, доступен аудиоформат
Средний рейтинг 4,3 на основе 996 оценок
Текст, доступен аудиоформат
Средний рейтинг 5 на основе 447 оценок
Аудио
Средний рейтинг 4,6 на основе 689 оценок
Текст, доступен аудиоформат
Средний рейтинг 4,3 на основе 490 оценок
По подписке
Аудио
Средний рейтинг 5 на основе 440 оценок
Текст
Средний рейтинг 4,2 на основе 49 оценок
По подписке
Аудио
Средний рейтинг 4,5 на основе 150 оценок
По подписке
Текст
Средний рейтинг 4,9 на основе 15 оценок
По подписке
Аудио
Средний рейтинг 4,3 на основе 123 оценок
По подписке
Текст, доступен аудиоформат
Средний рейтинг 4 на основе 14 оценок
По подписке
Аудио
Средний рейтинг 4,4 на основе 62 оценок
По подписке
Текст, доступен аудиоформат
Средний рейтинг 4,1 на основе 102 оценок
По подписке
Аудио
Средний рейтинг 4,3 на основе 19 оценок
По подписке
Текст, доступен аудиоформат
Средний рейтинг 3,9 на основе 58 оценок
По подписке
Текст, доступен аудиоформат
Средний рейтинг 3,9 на основе 47 оценок
По подписке