Agilität? Frag doch einfach!

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Gibt es auch aus volkswirtschaftlicher Sicht Erfordernisse für Agilität?

Um dies zu beantworten, ist es hilfreich die Antwort auf zwei Ebenen aufzuteilen: zum einen die makroökonomischen und zum anderen die mikroökonomische Sichtweise.

 Aus makroökonomischer Sicht ist es klar, dass Unternehmen sich in einem Wirtschaftssystem befinden, das komplexer ist als je zuvor. Hier existieren viele Einflussfaktoren. Einflussfaktoren bestehen beispielsweise innerhalb der Branche selbst – durch sämtliche Konkurrenten, Lieferanten und Kunden. Aber auch weitere Faktoren aus Politik, Gesellschaft, auch durch Unwetterkatastrophen oder Epidemien erhöhen die Komplexität und Interdependenzen. Viele dieser Faktoren haben zwar keinen erheblichen Einfluss auf den langfristigen Unternehmenserfolg, allerdings ist es möglich, dass nur ein einziger Faktor in der kurzen Frist für eine Unternehmenskrise sorgen kann.

 Aus mikroökonomischer Sicht gibt es ebenfalls Gründe, um agil zu agieren. Flexibel auf die neuen Kundenanforderungen reagieren zu können und stets neue Produkte mit einem Mehrwert für die User und Kunden auf den Markt bringen zu können, ist heute wichtiger denn je. Durch die internationale Vernetzung der Branchen und der Produkte können Kunden heutzutage einfacher auf ein neues Produkt anderer Anbieter wechseln.

Generell sind viele Unternehmen durch die globale Wirtschaft herausgefordert schneller zu agieren und sich neuen Gegebenheiten auf dem Markt anzupassen. Letzteres ist der Hauptgrund für die Notwendigkeit Agilität zu praktizieren. Agilität spielt oftmals eine Schlüsselrolle bei erfolgreichen Innovationsprojekten, Der Grund liegt in der Entscheidungsgeschwindigkeit. Deshalb haben agile Unternehmen sich oft als Gewinner mit großem Umsatzwachstum ausgezeichnet.

Zusätzlich haben sich die ProduktlebenszyklenProduktlebenszyklus von Produkten in vielen Industrien verkürzt, vor allem in den technologielastigen Branchen: Apple und Samsung können es sich nicht erlauben nur alle fünf Jahre ein neues Smartphone auf den Markt zu bringen, denn die Kunden erwarten auf dem neuesten Stand technologischer Innovationen zu sein. Und junge Unternehmen wie Huawei oder Xiaomi befeuern den allgemeinen KonkurrenzkampfKonkurrenzkampf. Diese enorme Dynamik kann man selbstverständlich nicht auf jede Branche und jedes Produkt übertragen, allerdings ist dieser Trend unbestreitbar.

Was würde passieren, wenn Unternehmen sich nicht mit diesem Megatrend beschäftigen?

Der Megatrend Agilität hat die Anpassungsfähigkeit von Unternehmen als Hauptziel. Wenn sich Unternehmen nicht flexibel auf die neuen Anforderungen des Markts, der Wirtschaft oder ihrer →Stakeholder reagieren kann, können diese Unternehmen langfristig in Schwierigkeiten geraten. Es gibt viele Beispiele in der Weltwirtschaft, die dieses Phänomen und eine schnelle Marktveränderung zeigen:

 Airbnb hat viele traditionelle und langfristig erfolgreiche Hotelketten in Bedrängnis gebracht.

 Uber und Google konkurrieren mit den größten Automobilherstellern der Welt im Bereich autonomes Fahren.

 Facebook und Netflix haben die TV-Industrie revolutioniert.

Und es gibt noch viele weitere Beispiele. All diese Unternehmen, die teilweise sehr jung sind, haben traditionelle Unternehmen und deren Branchen revolutioniert. Sie haben gezeigt, wie wichtig es ist, schnell auf Veränderungen reagieren zu können und neue Produkte anzubieten.

Es steht außer Frage, dass sich die genannten Unternehmen heutzutage gemessen an verschiedenen Rankings im oberen Bereich platzieren – und das nicht nur beim Unternehmenswert, sondern auch bei der Akquise von TalentenTalente und bei neuen Entwicklungen von Produkten und Märkten. Aufgrund vieler Faktoren – Technologie, Digitalisierung, Internet, Globalisierung und vielen mehr – ist es offensichtlich, dass Unternehmen anpassungsfähig sein müssen und somit sich mit dem MegatrendMegatrend Agilität auseinandersetzen sollten.

An dieser Stelle ist es wichtig zu sagen, dass auch Agilität ihre Grenzen hat und nicht optimal für jedes Unternehmen oder jede Industrie passt. Viele der oben genannten Unternehmen arbeiten auch nicht ausschließlich agil. Allerdings geht es mir um den Ansatz der Anpassungsfähigkeit von Unternehmen, die durch Agilität gewährleistet ist. Somit erhöht sich die Chance auf einen langfristigen Erfolg.

Welche Konsequenzen müssen Unternehmen tragen, die weiterhin nur „traditionell“ arbeiten?

Was „traditionelles“ Arbeiten ist, ist letztlich eine Frage der Definition. Aus diesem Grund ist es hilfreich auf die Unterschiede von klassischem ProjektmanagementProjektmanagement und agilem Projektmanagement einzugehen. Gleichzeitig muss auch die generelle Arbeitsweise in einer Organisation, wie beispielsweise die Aspekte von HierarchienHierarchien und Teamdynamiken, betrachtet werden. Anhand dieser Ausprägungen können viele Unterschiede identifiziert werden.

Im klassischen Projektmanagement liegt der Fokus auf der Planung und Struktur des Projekts. Dies kann ein Vor-, aber auch ein Nachteil sein. Lange Entwicklungszyklen sind hierbei die Regel. Bei den heutigen volatilen Gegebenheiten rund um Unternehmen ist eine Planung nur mit großer Ungewissheit möglich. Dennoch zu planen und nach dem ungewissen Plan das Unternehmen auszurichten, bringt also eine große Unsicherheit für den langfristigen Erfolg des Unternehmens oder der Organisation.

Im Gegensatz dazu steht das agile Projektmanagement, welches kurze Entwicklungszyklen besitzt sowie ein iteratives und inkrementelles Vorgehen anwendet. Auch wenn das agile Projektmanagement nach reiner Theorie in der Praxis nur vereinzelt eingesetzt wird, ist davon auszugehen, dass dieses Vorgehen zu einer besseren Performance führt. Es kann auf neue Kundenanforderungen und veränderte externe Einflüsse schneller reagieren.

In Bezug auf die generelle Arbeitsweise, die auch ein großes Thema im agilen Projektmanagement ist, lässt sich feststellen, dass traditionelle Unternehmen immer größere Probleme haben Talente im Unternehmen zu binden, da heutige Arbeitnehmer mehr Verantwortung übernehmen wollen.

Das „traditionelle“ Arbeiten geht oft mit steilen Hierarchien, wenig Mut und Verantwortung außerhalb der Managementebenen sowie mit klar festgelegten Prozessen einher. Dieses Vorgehen gerät auch basierend auf dem GenerationswandelGenerationswandel und dem immer präsenter werdenden Thema MindsetMindset und Suche nach Sinn im Leben, demnach auch im Job, an seine Grenzen.

Viele Unternehmen müssen sich heutzutage intensiver mit der Art des Managens von Teams auseinandersetzen. Es geht um Mitgestaltung: Alle ArbeitnehmerArbeitnehmer müssen Teil einer VisionVision werden, um somit die MitarbeitermotivationMitarbeitermotivation und -zufriedenheit hochzuhalten. All diese Aspekte sind in traditionellen Unternehmen oft nicht vollständig angekommen. Sie sind auch schwer durch das „traditionelle“ Arbeiten zu implementieren. Dies spiegelt sich auch in den Rankings der am besten bewerteten Unternehmen wider, welche oft agil arbeiten, die traditionelle Unternehmen abgehängt haben.

Videotipp:

Das Video „Was ist klassisches Projektmanagement? Klassisches Projektmanagement erklärt! “ auf dem YouTube Kanal von Agile Heroes gibt eine Erklärung, was klassisches Projektmanagement ist und dessen Anwendung. Dies kann für das Verständnis des „traditionellen“ Arbeitens helfen. Das Video findest Du unter:

www.youtube.com/watch?v=FKCom8wziEk&list=PLqTqbdnMbcB_NT2qD3qNOtOyFA4uvsoYW&index=4

Gibt es ein Unternehmen, das ein Paradebeispiel für Agilität ist?

Ja, die gibt es; Tesla ist ein gutes BeispielTesla. Fahrzeuge von Tesla senden täglich Fahr- und Benutzerinteraktionsdaten an die Ingenieure zurück. Die Ingenieure überprüfen die Daten und können so das Betriebssystem verbessern. Die Updates werden dann nächtlich an alle Fahrzeuge verteilt. Tesla-Autos aktualisieren sich wie eine webbasierte Plattform. Das passiert ständig, ohne Arbeitsaufwand für den Benutzer und ohne zusätzliche Kosten. Die Änderungen, die Tesla an der Benutzeroberfläche des Touchscreen-Armaturenbretts vornimmt, würden bei fast allen anderen Autoherstellern einen kompletten physischen Neuaufbau des Armaturenbretts erfordern.

Vergleicht man das mit den Standardmodellen europäischer Hersteller, bei denen einmal im Jahr eine neue Version eines Autos für diejenigen herausgebracht wird, die die neue Version kaufen; diejenigen, die nicht jedes Jahr ein neues Auto kaufen, erhalten keine Updates. Und selbst dann sind die jährlichen Aktualisierungen geringfügig, da sie von den tatsächlichen Daten und Erkenntnissen über die Fahrtätigkeit der Vorjahresversion weitgehend uninformiert sind.

Kurz gesagt, Tesla kann sein Touchscreen-Armaturenbrett jede Nacht aktualisieren, während andere Autohersteller verlangen, dass Sie ein komplett neues Auto kaufen. Wenn Sie in einem Design- und Produktionszyklus mit Benutzer-Feedback-InformationenBenutzer-Feedback-Informationen so schnell arbeiten können, dass Ihre Kunden und Konkurrenten die Änderung nicht einmal registrieren können, bevor Sie mit der nächsten Aktualisierung fertig sind, haben Sie gewonnen.

 

Dieser spezielle Ansatz zeigt, wie Tesla aufgrund seiner Fachkenntnisse im Bereich Software und Hardware in der Lage sind, Kunden, die bei traditionellen Automobilherstellern durch die Maschen fallen würden, inkrementelle Optionen wie diese anzubieten und ihre Autos ständig weiterzuentwickeln. Der Einfluss von Tesla auf die Entwicklung der ganzen Automobilindustrie ist immens. Tesla arbeitet nach Scrum, der weltweit verbreitetsten agilen Methode.

Agilität


Dieses Kapitel beleuchtet alle Grundüberlegungen zu Agilität.

Was bedeutet Agilität im Kern?

Bei Agilität handelt es sich bei Weitem nicht um ein gänzlich neues Thema. Der Begriff existiert bereits seit knapp 70 Jahren und tauchte seither schon in den unterschiedlichsten Facetten und Abwandlungen auf. Doch spätestens seit Beginn der Digitalisierung erhielt Agilität mehr und mehr an Bedeutung. Heute ist der Begriff kaum noch wegzudenken. Aber trotz oder gerade wegen der Aktualität ist der Begriff oftmals nicht klar definiert. Agilität ist letztlich vielschichtig. Die folgenden Eigenschaften der Agilität helfen eine Definition zu finden:

 Geschwindigkeit,

 Anpassungsfähigkeit,

 Kundenfokus,

 Mindset.

Unter GeschwindigkeitGeschwindigkeit und AnpassungsfähigkeitAnpassungsfähigkeit versteht man, dass Unternehmen und Organisationen schnell und dynamisch auf plötzlich eintretende Veränderungen reagieren müssen. Dieser Aspekt geht Hand in Hand mit dem KundenfokusKundenfokus, der eine zentrale Rolle einnimmt. Dieser Aspekt profitiert von der hohen Anpassungsfähigkeit eines agilen Unternehmens. Gewährleistet wird die Kundenorientierung beispielsweise durch kurze Arbeitszyklen und iteratives Arbeiten – also das Voranschreiten in verhältnismäßig kleinen Schritten. Essenziell ist des Weiteren das sogenannte agile MindsetMindset, also die gewohnte Denkweise der Mitarbeiter einer Organisation. Es unterstützt vor allem die agil arbeitenden Unternehmen, gegenseitig auf Augenhöhe und wertschätzendem Umgang zu kooperieren.

Agilität kann demnach durchaus als höchste Form der Anpassungsfähigkeit verstanden werden. Unternehmen, die das agile Mindset verinnerlicht und ihre Strukturen darauf angepasst haben, können plötzlich auftretende Veränderungen zeitnah annehmen und im besten Fall sogar antizipieren. Dadurch können sie ihren Konkurrenten immer mindestens einen, wenn nicht gar zwei Schritte voraus sein. Sie reagieren nicht nur einfach. Sie lernen ständig hinzu und optimieren stetig ihre Prozesse, um ihre Wettbewerbsfähigkeit stetig aufrechtzuerhalten.

Meiner Meinung nach ist Agilität deshalb ein sehr wichtiger Erfolgsfaktor, um im gegenwärtigen Wirtschaftsumfeld erfolgreich zu bestehen.

Um Agilität im eigenen Unternehmen einzusetzen und anzuwenden, gibt es verschiedene agile Methoden. Sie fungieren meist als Rahmen- und Regelwerk und erleichtern somit eine erfolgreiche Umsetzung. Im Jahre 2001 veröffentlichten mehrere Softwareentwickler das Agile Manifest. Darin formulierten sie auf ihren Erfahrungen basierende Ideen, Prinzipien und Werte, die auf Agilität beruhen. Diese sollten zu einem besseren Vorgehen bei der Softwareentwicklung führen. Hierauf folgten im Laufe der Zeit einige agile Methoden, wie zum Beispiel SCRUM, die sicherlich bekannteste in der agilen Welt.

Videotipp:

Das Video „Was ist Agilität? Agilität erklärt! “ auf dem YouTube Kanal von Agile Heroes ist ein sehr hilfreiches Video, um Agilität zu verstehen und weitere Einsichten zu erhalten. Das Video findest Du unter:

www.youtube.com/watch?v=DAV5xGAVexw&list=PLqTqbdnMbcB8uafDRSg2Iy-n5aWaVx8hP

Woher stammt der Begriff Agilität?

Tatsächlich ist es wichtig, auf die Historie des Begriffes zurückzublicken: Der Ursprung des Konzepts liegt in den 1950er-Jahren. Damals hat der amerikanische Soziologe Talcott Parsons vier Anforderungen erkannt, die jedes System bzw. Unternehmen erfüllen muss, damit es erfolgreich und stabil existieren kann. Konkret spricht er von folgenden Bedingungen:

 Ein System bzw. Unternehmen muss dazu in der Lage sein auf äußere Bedingungen zu reagieren (AdaptionAdaption),

 Ziele zu definieren und zu verfolgen (Goal AttainmentGoal Attainment),

 Zusammenhalt herzustellen und zu gewähren (IntegrationIntegration) und

 grundlegende Strukturen aufrechtzuerhalten (LatencyLatency).

Nimmt man die Anfangsbuchstaben der englischen Begriffe und führt sie zusammen, so erhält man das sogenannte AGIL-Schema, welches diese vier Anforderungen zusammenfasst. Im Laufe der Zeit hat sich das AGIL-Schema weiterentwickelt und an die verschiedenen, von der Zeit gestellten Anforderungen angepasst.

In den 1990er-Jahren kam unter anderem der Begriff „Agile Manufacturing“ auf, dessen Fokus auf schnellere Produktentwicklung mit agilen Teams und Prozessoptimierung während des laufenden Prozesses lag.

Heutzutage gewinnt das Thema im Zuge der Diskussion um die Industrie 4.0 wieder mehr an Aktualität und Gehör. Anfang der 2000er-Jahre rückte auch der Begriff „Agile Softwareentwicklung“ massiv in den Fokus und ist bis heute relevant. Vorangetrieben wurde die Agile SoftwareentwicklungSoftwareentwicklung unter anderem durch das „→Agile ManifestAgiles Manifest“.

Außerdem profitiert die Agile Softwareentwicklung stark von der Methode ScrumScrum, denn keine Methode wird weltweit häufiger eingesetzt, um agile Projekte zu managen. Inzwischen werden mehr als 90 Prozent aller agilen Projekte mit Scrum gemanagt, während mehr als 12 Millionen Menschen weltweit Scrum nutzen. Inzwischen steigt auch die Verwendung anderer agilen Methoden wie Design Thinking und →Kanban rapide, allerdings ist Scrum weiterhin die meistgenutzte Methode.

Was ist das Agile Manifest?

Wer sich mit Agilem Projektmanagement beschäftigt, hat sicherlich schon vom „Agilen Manifest“ gehört. Das →Agile Manifest ist quasi der gemeinsame Nenner, auf den sich verschiedenste Vertreter von Softwareentwicklungsmethoden im Jahre 2001 geeinigt haben. Insgesamt 17 von ihnen haben hierin ihre gemeinsame Vorstellung bezüglich agiler Softwareentwicklung zusammengetragen. Zu diesen gehörten auch die Scrum-Erfinder Jeff Sutherland und Ken Schwaber. Insofern ist in das Agile Manifest auch der spirit von Scrum mit eingeflossen.

Das Agile Manifest wurde mit folgendem Anspruch verfasst: „We are uncovering better ways of developing software by doing it and helping others do it. Through this work we have come to value:“ Übersetzt: „Wir erschließen bessere Wege, Software zu entwickeln, indem wir es selbst tun und anderen dabei helfen. Durch diese Tätigkeit haben wir diese Werte zu schätzen gelernt“. Das Agile Manifest umfasst insgesamt vier sich gegenseitig gegenübergestellte Wertepaare und zwölf einzelne Prinzipien.

Was sind die vier Wertepaare des Agilen Manifests?

Die WertepaareWertepaare des agilen Manifests stellen jeweils zwei Werte paarweise gegenüber. Letztlich schätzen die Verfasser des Agilen Manifests alle diese Werte als wichtig ein. Jedoch werden die zuerst genannten →Values als noch wichtiger als die zweiten Values, siehe hierzu folgende Auflistung.


Was sind die vier Wertepaare des Agilen Manifests?

Quelle: SCRUM - Das Erfolgsphänomen einfach erklärt, UVK Verlag, S. 38

 Individuen und Interaktionen über Prozesse und Werkzeuge

 In vielen Projekten wird versucht, FortschrittsmessungFortschrittsmessung und KommunikationKommunikation anhand von Tools oder Prozessen zu implementieren. Man versucht also Kommunikation zu organisieren oder auch Prozesse im Projekt zu standardisieren. Der Hintergedanke ist folgender: Wenn alles eindeutig mit Prozessen definiert ist und die richtigen Tools eingesetzt werden, muss das Projekt erfolgreich sein. Die Annahme dabei ist demnach: Der Mensch hat sich also diesen Prozessen und Tools zu „unterwerfen“ – und wenn er dies tut, dann macht dies auch das Projekt erfolgreich. Im Gegensatz hierzu geht man im Rahmen des Agilen Manifests davon aus, dass persönliche KommunikationKommunikation und InteraktionInteraktion zwischen Menschen beziehungsweise Projektteammitgliedern immer einer Lösung zuträglich sind. Es werden also weniger ein Tool oder ein Prozess in den Vordergrund gestellt, sondern der Mensch selbst mit seinen kommunikativen Fähigkeiten und seiner MotivationMotivation. Hier geht man davon aus, dass dies ausreicht, um effektiv und erfolgreich in der Projektarbeit zu sein.

 Funktionierende Software über umfassender Dokumentation

 Da Agilität seine Ursprünge in der IT begründet, kann in diesem Fall ebenfalls das Produkt mit SoftwareSoftware gemeint sein. Letztlich fasst dieses Wertepaar zusammen, dass es darum geht, ein funktionierendes Produkt beziehungsweise eine funktionierende Software zu entwickeln. Oft wird im Projekt insbesondere in der Fachkonzeption viel Wert auf DokumentationDokumentation gelegt. Es werden sehr viele Dokumente, wie beispielsweise Fachkonzepte, Fachspezifikationen etc., produziert, die letztlich nur indirekt benötigt werden. Viele davon gehen auch nicht in das Endprodukt ein. Das →Agile Manifest stellt mit diesem Wertepaar sicher, dass es letztlich nicht um Zwischenberichte, sondern rein um das Endprodukt geht. Alles andere ist zwar „schönes Beiwerk“, jedoch nicht primäres Projektziel beziehungsweise Hauptendprodukt des Projektes. Insofern soll hierauf so viel wie möglich verzichtet werden.

 Kooperation mit dem Kunden über Vertragsverhandlungen

 Oft ist im Rahmen von IT-Projekten festgelegt, dass alle Leistungen, die in ein Produkt oder eine Software einfließen müssen, auch vertraglich festgehalten werden. Es fließt demnach viel Zeit in die Verhandlung und beispielsweise das nachgelagerte Servicelevel und Servicemanagement. Oft wird gerade bei Dienstleisterbeziehungen mehr darüber diskutiert, welche Leistungen und Produkteigenschaften in einem VertragVertrag festgehalten werden und welche nicht. Gerade in Projekten der App- und Softwareentwicklung ist so oft viel Zeit in vertragliche und rechtliche Diskussionen geflossen, anstatt einfach weiter am Produkt zu arbeiten beziehungsweise diese Zeit direkt ins Produkt zu investieren.

 Das Agile Manifest löst sich von dieser sehr vertraglichen und rechtlichen Sicht auf die Produktentwicklung und der Bereitstellung von Dienstleistungen. Es stellt vielmehr den Kunden mit deinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt. Das oberste Ziel ist demnach, auf pragmatische Weise Lösungen mit dem Kunden zu erarbeiten. Der Maßstab ist die maximale Kundenzufriedenheit. Diese wird als wichtiger angesehen als rechtliche Vereinbarungen oder Vertragsverhandlungen.

 Reaktion auf Veränderung über Planerfüllung

 PlanungPlanung ist ein essenzieller Bestandteil des klassischen Projektmanagements. Es wird viel Zeit mit ProjektplanungProjektplanung verbracht und damit die genaue Erfüllung dieser Pläne. Diese Sicht ist, wenn man die agile „Brille“ aufzieht, sehr starr. Im Rahmen von agilen Projekten stehen die kurzfristige Anpassung und Adaption auf sich verändernde Rahmenbedingungen im Vordergrund. Flexibel zu reagieren hat absoluten Vorrang vor Planerfüllung. Deswegen werden insbesondere bei agilen Methoden wie Scrum auch keine detaillierten Projektpläne für die gesamte Projektlaufzeit erstellt. Vielmehr werden jeweils einzelne Etappen beziehungsweise →Sprints „auf Sicht“ geplant. Und es erfolgt immer nach einer Etappe iterativ eine Reflektion des Erreichten. Erst danach wird besprochen, welche Ziele in der nächsten Etappe angegangen werden.

 
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