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5

Anatoli

Ich muss zugeben, dass Sarah es gestern geschafft hat, mich zu überraschen. Ich bin davon ausgegangen, dass sie sich von Blair in die Ecke drängen lässt. Sie kann sehr bestimmend sein und das ist etwas, was manche Frauen dazu bringt, dass sie zurückweichen. Ein paar Mal habe ich dieses Verhalten schon beobachtet. Dabei kann ich aber nicht sagen, ob sie das machen, weil sie nicht damit umgehen können, oder weil sie einfach vielleicht keine Lust haben, sich damit zu beschäftigen.

Sarah hat mir in dem Club aber eine neue Seite an sich gezeigt und ehrlich gesagt war ich froh darüber, dass sie diese an den Tag gelegt hat. Es ist nämlich die einzige Sprache, die Blair versteht. Auch, wenn ihr das sicherlich nicht gefallen hat.

Als ich Blair gesehen habe, wusste ich, dass sie vor Sarah eine Szene machen wird. Und hätte ich Sarah kommen sehen, hätte ich irgendwie versucht, es zu verhindern. Und ja, ich bin mir sicher, dass sie uns vorher beobachtet hat. Ich habe nämlich die Wut gespürt, die von ihr ausgegangen ist.

Schon alleine deswegen war es richtig, dass ich sie als meine Verlobte bezeichnet habe, auch wenn es nur ein Reflex war. Wirklich darüber nachgedacht habe ich nämlich nicht. Doch ich bereue es nicht. Ihr diesen Titel zu verleihen hat sich gut angefühlt. Früher habe ich darum immer einen riesigen Bogen gemacht. Ich wollte von Verlobungen nichts wissen. Ich bin ja nicht einmal eine Beziehung eingegangen, obwohl es mehr als genug Frauen gab, die diesen Schritt mit mir gemacht wären.

Doch Sarah hat meine Einstellung dazu verändert, auch wenn wir noch nicht an dieser Stelle angekommen sind.

„Viktor!“, rufe nach meinem Freund und gehe gleichzeitig mit festen Schritten durch das riesige Haus, bis ich ihn schließlich im Eingangsbereich gefunden habe.

„Was ist denn mit dir los?“, fragt er mich ein wenig amüsiert, als er meinen genervten Blick bemerkt hat.

Von oben bis unten betrachtet er mich, als würde er etwas an mir suchen. Doch nachdem er das anscheinend nicht gefunden hat, grinst er mich belustigt an.

„Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen. Dabei habe ich nicht einmal gedacht, dass du überhaupt an Gespenster glaubst, beziehungsweise sie in der Lage sind, den großen Anatoli aus der Ruhe zu bringen.“

„Das ist wirklich sehr lustig“, fahre ich ihn an. „Und um deine Frage zu beantworten, ich habe das mit Blair geklärt. Oder besser gesagt, Sarah hat das“, seufze ich und lasse mich auf den riesigen Sessel sinken, der in der Ecke steht.

„Moment“, ruft Viktor aus und sieht mich fassungslos an. „Blair? Reden wir hier von der gleichen Blair?“

Als Antwort nicke ich nur. Er weiß nur zu gut, was vor ein paar Jahren geschehen ist. Blair hatte es nicht gerade gut verarbeitet, dass ich mich von ihr trennen wollte und auf mich geschossen. Viktor hatte es allerdings geschafft sie zu überwältigen.

„Und Sarah hat sie gesehen?“

Wieder nicke ich nur. Leise pfeift er durch die Zähne.

„Ich hoffe, die beiden sind sich nicht gegenseitig an den Kragen gegangen. Was dich angeht, kann Blair sehr einnehmend sein. Das war sie schon immer. Eigentlich wundert es mich sogar, dass sie dir nicht nach Russland gefolgt ist“, überlegt er.

Im Stillen muss ich ihm recht geben. Als ich endlich im Flieger zurück saß habe ich es nur noch bereut, dass ich etwas mit ihr angefangen habe.

„Nein, Sarah hat ihr aber klar zu verstehen gegeben, dass sie die Finger von mir lassen soll.“

„Ich muss sagen, dass ich das wirklich gerne gesehen hätte.“

„Du wärst beeindruckt gewesen“, sage ich. „Aber obwohl sie gestern die Coole war und sich nicht hat aus der Ruhe bringen lassen, kommt es mir so vor, als wäre sie ein wenig überfordert. Und als wir gestern Blair im Club gesehen haben wusste ich, dass es wirklich so ist. Ich weiß von der Geschichte mit ihren Eltern, dass sie immer dann in die Verteidigung geht, wenn sie nicht mehr weiter weiß.“

„Woher willst du wissen, dass es auch dieses Mal der Fall sein könnte? Es kann ja auch einfach sein, dass sie keine Lust mehr hat, das kleine Mäuschen zu sein“, überlegt Viktor. „Ihr seid zusammen und du bist dafür bekannt, dass du kein Blatt vor den Mund nimmst. Da würde es mich nicht wundern, wenn auch sie einfach mal jemandem die Meinung ins Gesicht sagt.“

Seine Worte sorgen dafür, dass ich mich wieder an das gestrige Gespräch mit meiner Mutter erinnere.

An meiner Seite wird sie die Frau, die sie sein soll.

„Was schlägst du vor, was ich wegen Blair machen soll? Sie wird bestimmt herkommen.“

„Ja, wahrscheinlich wird sie das. Deswegen werde ich mit Sarah nach Tarpon Springs in das Haus meiner Mutter fahren“, entscheide ich mich. „Dort werden wir vielleicht ein paar Tage Ruhe haben.“

Das ist nur ein Teil der Wahrheit. Der andere ist, dass ich so Sarah von Blair fernhalten kann, ohne mit ihr zurück nach Los Angeles fliegen zu müssen.

„Ich kenne das Haus. Doch ich muss sagen, dass ich mir nicht sicher bin, ob das gerade eine so gute Idee ist.“

Viktor scheint sich nicht sicher zu sein, ob er die Worte wirklich aussprechen soll. Doch er hat mir schon immer die Meinung ins Gesicht gesagt. Deswegen erwarte ich, dass er das auch jetzt macht.

„Was meinst du?“

„Ein paar Tage hier weg sind super, das weiß ich. Und es würde Sarah vielleicht auch helfen. Zurzeit ist nur viel zu tun. Du musst dich um die Geschäfte kümmern und allen klarmachen, dass du die Nummer eins nun bist. Das wird nicht einfach werden.“

„Ich weiß. Und sobald die Zeit dafür gekommen ist, werde ich das auch machen. Nun steht Sarah aber ganz oben auf meiner Liste.“

Mir schießen die Worte durch den Kopf, dass ich sie nicht verlieren will. So bescheuert es vielleicht auch klingen mag, aber es ist die Wahrheit. Sarah war von Anfang an die Konstante in meinem Leben. Und ich will nicht, dass sich das ändert. Doch bevor sie mir über die Lippen dringen, kann ich sie gerade noch für mich behalten. Viktor würde mich nur mit Worten bedenken, von denen ich mir sicher bin, dass ich sie überhaupt nicht hören will.

Kurz sieht er mich an, als würde er darüber nachdenken, bevor er zögerlich nickt. Auf seine Weise zeigt er mir, dass er nicht sehr begeistert von meinem Vorhaben ist. Allerdings ist mir das egal. Ich brauche schließlich nicht seine Erlaubnis.

„Du bist der Chef“, setzt er noch hinterher.

Nun bin ich derjenige, der nickt, bevor ich aufstehe und mich auf die Suche nach Sarah mache. So schnell wie möglich will ich ihr von meiner Idee erzählen. Auch wenn ich nicht weiß, was sie davon halten wird. Schließlich will sie auch das Problem mit ihrer Familie so schnell wie möglich klären.

„Hier hast du dich versteckt“, stelle ich fest, nachdem ich sie endlich gefunden habe.

Sarah sitzt in der oberen Etage auf der gepolsterten Fensterbank, hat die Beine an ihren Oberkörper gezogen und sieht nach draußen.

„Ist etwas passiert?“ Alarmiert schaut sie mich an.

„Nein, alles in Ordnung. Ich habe dich nur gesucht, da ich etwas mit dir besprechen wollte.“

Neugierig und auch ein wenig irritiert schaut sie mich an. Doch ich spreche nicht sofort weiter. Stattdessen setze ich mich so hin, dass sie ihren Rücken an meine Brust lehnen kann.

„Ich dachte mir, dass wir einen kleinen Urlaub machen“, sage ich schließlich. „Meine Mutter hat ein Haus in Tarpon Springs, in das wir für ein paar Tage fahren können.“

„Das hört sich wunderbar an“, stellt sie fest. „Aber musst du dich nicht um ein paar wichtigere Sachen kümmern?“, fragt sie ein wenig zögerlich.

Ich drehe Sarah so, dass sie mich ansehen kann. Das, was ich ihr jetzt sage, ist die Wahrheit. Obwohl ich es selber nicht glauben kann. Doch ich will, dass sie es versteht und weiß, dass ich es genauso meine, wie ich es sage.

„Du bist das Wichtigste in meinem Leben. Wichtiger als irgendwelche Geschäfte, wichtiger als Geld, wichtiger als mein Leben. Ich liebe dich und ich will nicht, dass dir etwas geschieht.“ Kaum habe ich ausgesprochen, küsse ich sie. So will ich meine Aussage noch unterstreichen.

Diese Frau hat sich einen Platz in meinem Herzen gesucht und ich werde alles dafür tun, dass ich den Rest meines Lebens mit ihr verbringen kann.

„Ich hoffe, dass wir uns bald wiedersehen“, erklärt mein Vater, als wir uns einige Stunden später von den beiden verabschieden, und zieht Sarah für eine Umarmung zu sich.

Nicht zum ersten Mal bin ich froh darüber, dass sie sich so gut mit meinen Eltern versteht und die beiden sie in der Familie aufgenommen haben. Das macht die nächsten Schritte für mich nur noch einfacher. Und dabei geht es nicht nur um meine Geschäfte, sondern auch um unsere Beziehung.

„Das würde mich auch freuen“, sagt sie nun und verabschiedet sich dann von meiner Mutter.

Ich beobachte meine Mom dabei, wie sie Sarah etwas ins Ohr flüstert, ehe diese nickt. Als Nächstes wirft sie mir einen mahnenden Blick zu, den ich nur zu genau kenne.

Sie will mir stumm zu verstehen geben, dass ich es besser nicht versaue. Das habe ich aber auch gar nicht vor.

„Ich habe nicht gedacht, dass ihr nach ein paar Tagen wieder verschwindet“, stellt mein Vater fest, nachdem er sich neben mich gestellt hat.

„Ich auch nicht, aber es muss sein.“

Mein Vater nickt und zeigt mir so, dass er meine Entscheidung verstehen kann.

Nachdem Sarah sich von allen verabschiedet hat, steigen wir ins Auto und machen uns auf den Weg. Mit dabei habe ich ein paar meiner Männer, die uns in zwei dunklen Wagen folgen.

Ich werde kein Risiko eingehen, auch wenn ich will, dass wir wie ein normales Paar ein paar ruhige Tage verbringen. Doch ihre Sicherheit geht vor meine Wünsche.

6

Sarah

Ich war noch nie in Tarpon Springs. Ich weiß, dass einige meiner Kollegen schon in der Stadt waren und auch, dass zwei Abteilungsleiter hier ein Haus haben. Deswegen kenne ich die Stadt nur aus Erzählungen. Doch nach allem, was ich bis jetzt gehört habe, soll es dort wunderschön sein.

Wie ich nun allerdings selber feststellen kann, ist dies noch weiter untertrieben. Toli fährt am Hafen entlang, in dem kleine Fischerboote verankert liegen. Die Bewohner der Stadt stehen auf dem Bürgersteig oder sitzen auf den Bänken. Sie trinken einen Kaffee und unterhalten sich.

Toli bleibt auf der Hauptstraße, bis wir den Stadtrand erreicht haben. Dort hält er vor einem Haus an, was sich direkt am Wasser befindet.

Es ist ein idyllisches kleines Einfamilienhaus, was perfekt in seine Umgebung passt. Die Wände bestehen aus weißem Holz und der Vorgarten ist übersät von bunten Blumen.

„Es ist schon eine Weile her, dass ich das letzte Mal hier war. Meine Eltern sind im Sommer immer für drei Wochen mit mir hergekommen. Da war ich aber noch in der Grundschule.“

„Du bist wirklich zur Grundschule gegangen? Irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass du zu Hause in Kämpfen und Schießen unterrichtet wurdest.“

„Das habe ich automatisch gelernt. Aber ich bin auf eine Privatschule gegangen“, erklärt er mir, bevor er aussteigt und um den Wagen herum geht.

Neugierig folge ich ihm und betrete das Haus, nachdem Toli die Tür geöffnet hat. Von innen sieht das Haus genauso gemütlich aus wie von außen. Die Inneneinrichtung ist in besch und hellen Pastelltönen gehalten. Die dicken Kissen auf dem Sofa sorgen dafür, dass ich mich am liebsten in sie hinein sinken lassen würde.

„Gefällt es dir hier?“, fragt Toli und tritt hinter mich. Besitzergreifend schlingt er seine Arme um meinen Körper, sodass ich meinen Körper an seine Brust lehnen kann.

„Es ist wunderschön?“, flüstere ich. Dabei lasse ich meinen Blick zur Terrassentür schweifen, auf dessen anderer Seite sich ein kleiner Garten erstreckt.

Als Toli mir gesagt hat, dass seine Mutter hier ein Haus besitzt, bin ich von einem riesigen Anwesen ausgegangen. Und zwar von dem gleichen Typ Anwesen, wie auch die anderen sind. Deswegen bin ich nun umso überraschter, dass es sich hierbei um ein ganz normales Haus handelt.

„Und dennoch denkst du über etwas nach“, stellt er als nächstes fest. „Ich spüre es. Du scheinst gerade ganz woanders zu sein. Was beschäftigt dich?“

Einen Moment betrachte ich noch die Aussicht. Ich versuche so Zeit zu schinden und mir eine Antwort auf seine Frage parat zu legen. Doch ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Deswegen drehe ich mich schließlich doch zu ihm herum.

Seine aufmerksamen Augen sind auf mich gerichtet. Innerlich kämpfe ich mit mir selber. Ich will mich nicht darüber unterhalten, doch ich weiß, dass ich ihm von der Unterhaltung mit meiner Schwester erzählen muss. Auch wenn ich keine Ahnung habe, wie er reagiert. Doch ihn geht es genauso etwas an, wie mich auch.

Wird er sich von mir trennen, weil es vielleicht zu viel für ihn ist?

Schließlich hat er auch so schon genug um die Ohren. Als neues Oberhaupt der Mafia hat er mehr als genug Probleme. Da will er sich bestimmt nicht auch noch mit diesem Mist herumschlagen, den meine Familie hervorgerufen hat. Und als die Frau an seiner Seite ist es meine Aufgabe, ihm diesen zusätzlichen Stress zu ersparen.

Doch während unserer gemeinsamen Zeit, die wir bis jetzt zusammen verbracht haben, habe ich ihn auch sehr gut kennengelernt. Deswegen weiß ich, wie hartnäckig er sein kann. Wenn ich es ihm jetzt nicht sage, wird er mich so lange damit löchern, bis ich mit der Sprache herausrücke. Und dann wird es bestimmt nicht einfacher werden. Also beschließe ich, dass ich es ihm sagen werde. Auch deswegen, weil ich hoffe, dass er vielleicht eine Lösung für das Problem hat. Ich habe nämlich ehrlich gesagt keine Ahnung mehr, was ich machen soll.

Also erzähle ich ihm in kurzen Sätzen davon. Dabei kann ich nicht für mich behalten, wie sehr mich das alles mitnimmt. Es war nie ein Geheimnis, dass ich andere Ansichten habe als meine Eltern. Allerdings habe ich immer versucht sie wenigstens ruhig zu stellen. In diesem Fall wird mir das jedoch nicht gelingen.

Toli hört mir zu und sagt kein Wort dazu. Er verzieht nicht einmal das Gesicht. Erst, als ich geendet habe, holt er tief Luft.

„Ich bin mir sicher, dass sie ihre Meinung ändern wird, sobald sie uns gemeinsam gesehen hat. Sie ist deine Schwester, da ist es doch gut, dass sie sich Sorgen macht, dass du nicht an den falschen Mann gerätst.“

„Du kennst Robyn nicht“, murmle ich und verziehe das Gesicht. „So schlimm?“

„Ich sage es mal so: Ich habe mein Handy ausgeschaltet, da ich mir sicher bin, dass mich meine Eltern früher oder später deswegen anrufen werden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie es erfahren. Wenn Robyn gegen etwas ist, setzt sie alles in Bewegung, um ihren Willen durchzusetzen. So war sie schon immer und so wird sie auch immer sein. Und in diesem Fall ist sie gegen unsere Beziehung. Auch wenn sie wohl nicht so ganz verstanden hat, dass ich kein kleines Kind mehr bin.“

„Aber vielleicht sagt Robyn es ihnen ja auch überhaupt nicht“, überlegt er weiter.

Ich schlucke die Worte hinunter, die mir auf der Zunge liegen. Ich sehe Toli an, dass er noch einen kleinen Funken Hoffnung hat, dass wir es ihr erst erklären können. Obwohl ich nicht so genau weiß, was es da zu erklären gibt. Wir lieben uns einfach. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass diese Chance sehr gering ist.

„Lass uns über etwas anderes sprechen“, fordere ich ihn auf.

Ich habe keine Lust mehr, über meine Schwester oder meine Eltern zu reden. Und daran lasse ich auch keinen Zweifel.

Einen Moment sieht er mich so an, als würde er mir stumm sagen wollen, dass wir mit diesem Thema noch nicht fertig sind. Und das sind wir wirklich nicht. Allerdings ziehe ich es vor, mich jetzt mit etwas anderem zu beschäftigen.

Als ich schon die Befürchtung habe, dass er noch etwas deswegen sagt, nickt er schließlich. Erleichtert darüber atme ich auf.

Während der nächsten drei Tage schafft Toli es mit seiner Aufmerksamkeit mich auf andere Gedanken zu bringen. Die meiste Zeit des Tages liegen wir an dem kleinen Pool, der sich ebenfalls auf dem Grundstück befindet und lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen. Wir albern im Wasser herum, gehen spazieren, holen uns etwas zu essen und setzen uns dabei auf eine der Bänke, die sich im Hafen befinden. In dieser Zeit sind wir ein ganz normales Paar. So wie alle anderen. Auch wenn ich dabei immer im Hinterkopf habe, dass seine Männer sich in der Nähe befinden und so jederzeit einschreiten können, wenn sie der Meinung sind, dass Gefahr droht. Und auch Viktor ist aufgetaucht.

Ich weiß, dass zwischendurch sein Vater anruft. Ich sehe es an der Art, wie Toli jedes Mal die Augen verdreht, wenn sein Handy klingelt.

Gleichzeitig spüre ich, dass er sich Gedanken über das Problem mit meinen Eltern macht. Dabei soll er das überhaupt nicht. Er hat schon genug, um was er sich kümmern muss. Und dieses Problem ist definitiv meines. Ich gehöre nämlich nicht zu den Frauen, die bei dem kleinsten Problem zu ihrem Mann rennen.

„Blende ihn einfach aus“, befiehlt Toli mir, nachdem er meinen nachdenklichen Blick in die Richtung von Viktor gesehen hat.

Wir sitzen auf dem Rasen und lassen unsere Füße im Wasser baumeln.

Ich habe mich zwar mittlerweile daran gewöhnt, doch das bedeutet nicht, dass ich es nicht noch immer merkwürdig finde, immer einen Bodyguard in der Nähe zu haben. Er ist für meine Sicherheit da, doch das macht es nicht einfacher.

„Das ist nicht so einfach“, stelle ich deswegen fest.

„Ich weiß, aber wir werden einen Weg finden, der dich nicht einschränkt und dennoch dafür sorgt, dass dir nichts passiert.“ Toli fährt sich über den Nacken. „Ich werde ihm auftragen, den Jungs zu sagen, dass sie sich im Hintergrund aufhalten sollen. Aber ich hoffe, dass du es verstehst, dass ich sichergehen will, dass dir nichts geschieht. Vor allem jetzt, wo ich die Leitung von meinem Vater übernommen habe, gibt es da draußen sicherlich mehr als genug Leute, die mir eins auswischen sollen. Obwohl, das ist vielleicht nicht ganz richtig. Die gab es vorher auch schon.“

Kaum hat er ausgesprochen umgreift er meinen Hals und küsst mich. Ich weiß, dass er es nur gut meint. Deswegen protestiere ich auch nicht. Denn eins steht fest: Einem anderen Mann würde ich die Meinung sagen. Doch ich habe mich dafür entschieden an seiner Seite zu bleiben. Auch wenn das bedeutet, dass ich nun immer einen Schatten haben werde. Und vielleicht finde ich sogar einen Weg, wie ich die Jungs irgendwie in meine Shoppingtouren einschließen kann.

7

Anatoli

Mir ist durchaus bewusst, dass es für Sarah schwer ist, sich damit abzufinden, dass immer mindestens einer meiner Männer in ihrer Nähe ist und auf sie aufpasst. Und das ist etwas, was ich verstehen kann. Sarah kommt aus einer anderen Welt. Sie ist mit Freiheiten groß geworden, die ich so nie hatte, beziehungsweise die Frauen in meinen Kreisen so nie hatten. Sie kennt es, dass sie jederzeit das Haus verlassen und einkaufen gehen kann. Und zwar ohne Bodyguard. Und auch wenn ich weiß, dass das nicht gerade eine kleine Umstellung ist, so hoffe ich doch, dass sie es schafft, damit klarzukommen.

„Ich will, dass die Männer sich in so einer großen Distanz zu Sarah aufhalten, dass sie nicht das Gefühl hat, verfolgt zu werden. Dennoch sollten sie jederzeit einschreiten können, an jedem Ort, an dem Sarah sich aufhält“, weise ich meinen Freund an, während ich am großen Fenster stehe und Sarah beobachte, die in der Sonne liegt.

„Hat sie deswegen etwas zu dir gesagt?“ Viktor zieht die Augenbrauen nach oben, während er sich auf das Sofa sinken lässt.

„Nein, ich glaube auch nicht, dass sie das machen würde. Stattdessen sucht sie gerade ihren eigenen Weg, um sich mit allem zu arrangieren. Ich glaube, das war auch der Grund dafür, dass sie Blair in dem Club die Stirn geboten hat“, überlege ich. „Doch das heißt nicht, dass sie ständig daran erinnert werden soll, dass ihr jedem an den Fersen hängt.“

„Es geht um gestern Abend“, stellt Viktor fest, nachdem er mich kurz angesehen hat.

„Unter anderem auch das, ja“, stimme ich ihm zu. „Es hat mir nur wieder vor Augen geführt, dass ich sie nicht verlieren will, nur weil sie nicht damit klarkommt und ihr altes Leben deswegen wiederhaben will. Aber es ist nicht nur das. Sie soll trotzdem frei sein. Ich will sie nicht einsperren.“

„Aber ich wette, dass dir dieser Gedanke schon das eine oder andere Mal durch den Kopf gegangen ist.“ Während Viktor spricht, hat sich ein dreckiges Grinsen auf sein Gesicht geschummelt. Ich hingegen verdrehe nur die Augen.

Ja, ich leugne nicht, dass ich schon darüber nachgedacht habe. Doch nicht, um ihr die Freiheit zu nehmen, auf jeden Fall nicht für einen längeren Zeitraum. Ich will sie nicht im goldenen Käfig gefangen halten, wenn sie das nicht will. Nein, ich bin mir sicher, dass es ihr gefallen würde, wenn ich auf diese Weise mit ihr spielen würde. Aber das werde ich Viktor nicht sagen. Es geht ihn nämlich überhaupt nichts an, was wir im Schlafzimmer machen.

Und das ist noch ein Punkt, der sich in der letzten Zeit eindeutig für mich geändert hat. Bei meinen früheren Affären hatte ich nämlich kein Problem damit. Wenn es sein musste und es meinen Zwecken diente, habe ich es sogar ihren Eltern unter die Nase gerieben. Bei Sarah werde ich diesen Schritt jedoch nicht gehen. Ganz davon abgesehen bin ich auch der Meinung, dass es mich keinen Schritt nach vorne bringen würde, wenn es um ihre Eltern geht.

„Ich habe mal eine etwas andere Frage an dich. Aber weißt du schon, was du mit ihren Eltern machst? Sie werden nicht sehr angetan von dir sein. Auch wenn du ihnen vielleicht nicht sagen wirst, wer du wirklich bist“, spricht Viktor weiter.

Mit dieser Feststellung kommt er auf das einzige Thema zu sprechen, bei dem ich wirklich einmal keine Ahnung habe, was ich machen soll.

„Ich könnte mich als einen absoluten Vorzeigeschwiegersohn präsentieren“, überlege ich und zucke mit den Schultern. „Einer, der mit beiden Beinen fest im Leben steht. Doch ich werde mich auch nicht verstellen.“

„Schwiegersohn?“ Viktor zieht die Augenbrauen nach oben.

Kurz überlege ich, ob ich etwas dazu sagen soll, doch darauf wartet er nur. Er will mir nur den nächsten Kommentar dazu um die Ohren hauen. Deswegen ziehe ich es vor, zu schweigen.

„Du stehst mit beiden Beinen fest im Leben. Allerdings nicht so, wie sie das von einem Vorzeigeschwiegersohn erwarten werden“, erinnert er mich, dabei muss er das eigentlich überhaupt nicht. „Das ist so überhaupt nicht deine Art. Weißt du überhaupt, wie das geht?“

„Nein, das ist nicht meine Art und ehrlich gesagt habe ich mir auch nie Gedanken darüber gemacht, dass es vielleicht so sein könnte. Aber um ihre Eltern zu besänftigen würde ich das machen. Es hat Vorrang, dass sie endlich Ruhe geben und wir uns ein Leben aufbauen können.“

„Und was würdest du am liebsten machen?“, fragt er weiter.

„Am liebsten würde ich ihnen gepflegt die Meinung sagen und ihnen sagen, dass es Konsequenzen haben wird, wenn sie sich auch weiterhin einmischen.“

Bei diesen Worten spannt sich mein Kiefer an. Doch es ist die Wahrheit. Ich habe noch nie eine Rolle gespielt, um irgendwen zu beruhigen oder ihm das zu zeigen, was er sehen wollte. Ich will Sarah aber auch nicht gewaltsam von ihren Eltern wegholen. Auch wenn mein Gefühl mir sagt, dass sie früher oder später von ihren Eltern vor die Wahl gestellt werden wird. Ich ziehe es jedoch vor, das für mich zu behalten.

Nachdenklich sieht er mich an. Doch bevor er dazu kommt, noch etwas dazu zu sagen klingelt mein Handy. Im ersten Moment bin ich erleichtert darüber, da es so von dieser Unterhaltung ablenkt, auf die ich nämlich keine Lust habe. Diese Erleichterung verschwindet jedoch sofort wieder, als ich einen Blick auf das Display meines Telefons werfe.

Iwan.

Ich weiß nicht, was er will. Die Chancen stehen allerdings sehr gut, dass er mir unter die Nase halten will, wie toll er meine Geschäfte führen kann und das ich dort nicht vermisst werde. Und schon gar nicht von ihm oder seiner hinterhältigen Schwester. Aber in diesem Moment ist es mir das erste Mal wirklich egal.

Ich habe Sarah an meiner Seite und mein Vater hat mir die Kontrolle über alle Geschäfte überlassen, die sich in diesem Land abspielen. Während er noch immer an der kurzen Leine gehalten wird und sich das wahrscheinlich auch nicht so schnell ändern wird. Und das sind zwei Punkte, von denen ich mir sicher bin, dass sie ihm nicht gefallen werden, sobald er davon erfährt.

„Ich habe keine Zeit für dich“, fahre ich ihn an, nachdem ich das Gespräch entgegengenommen habe.

„Wenn das so ist, ist es ja gut, dass wir auf dem Weg zu dir sind“, ertönt seine Stimme.

„Was meinst du damit?“

Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden habe oder nicht. Doch gerade kommt es mir so vor, als würde ich träumen.

„Xenia und ich haben erfahren, dass du in Tarpon Springs bist und ein wenig Urlaub machst. Du weißt ja, es geht nichts über einen schönen Familienurlaub. Wir sind in ungefähr einer halben Stunde da.“

Sämtliche Muskeln in meinem Körper spannen sich an. Meine freie Hand ballt sich zu einer Faust.

„Wir sehen uns“, sagt er noch, ehe er auflegt.

„Verdammt“, schreie ich.

Ich muss mehrmals tief durchatmen, um mich unter Kontrolle zu behalten. Gerade habe ich nämlich den Wunsch, auf etwas oder jemanden einzuschlagen. Vorzugsweise meinen Cousin, der in ein paar Minuten in der Tür stehen wird.

„Möchte ich wissen, was er wollte?“

Viktor scheint sich nicht sicher zu sein, ob er eine Antwort erwartet oder nicht. Er kennt Iwan gut genug um zu wissen, dass man bei ihm mit allem rechnen muss. Er ist hinterhältig und unberechenbar, genauso wie der Rest seiner Familie. Das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass mein Vater ihn immer genau im Auge behalten hat. Aber leider konnte er das eine oder andere Mal auch so nicht die Katastrophe verhindern, auf die Iwan es abgesehen hatte. Mein Vater konnte nur noch Schadensbegrenzung betreiben.

„Es dauert nur noch ein paar Minuten, dann kreuzen er und seine reizende Schwester hier auf“, brumme ich mehr, als das ich es wirklich sage.

Ich habe immer alles unter Kontrolle. Bei Iwan kann man aber nichts unter Kontrolle haben. Und ich bin mir sicher, wenn er von Russland herfliegt, verfolgt er einen Plan. Einen anderen Grund dafür gibt es nicht.

„Was ist mit Sarah? Xenia wird keine Chance ungenutzt lassen, um sie fertig zu machen. Ich meine, ich bin mir sicher, dass Sarah es mit ihr aufnehmen kann. Allerdings kann ich gerade nicht einschätzen, ob sie das auch wirklich machen würde. Es ist schließlich deine Familie. Und da weiß sie vielleicht noch nicht, wie weit sie gehen kann und manchmal wohlgemerkt auch sollte. Und sind wir doch mal ehrlich, Xenia muss man in ihre Schranken weisen.“

„Wenn ich nicht bei ihr bin, wirst du sie keine Sekunde aus den Augen lassen. Mit Iwan werde ich fertig. Doch du hast recht. Xenia ist ein durchtriebenes Miststück. Ich will nicht, dass sie Sarah irgendetwas einredet, was sie unzweifelhaft versuchen wird. Und ich meine nur dich. Ich habe kein gutes Gefühl bei dieser Sache. Ich kenne die beiden. Und versuche herauszufinden, woher sie wissen, dass wir uns in Tarpon Springs aufhalten“, weise ich meinen Freund noch an, als ich an die Worte meines Cousins denke.

„Du weißt, dass Sarah bei mir in Sicherheit ist. Xenia und auch Iwan werden ihr nicht zu nahe kommen“, erklärt er mit angespanntem Kiefer und nickt. Auch er kennt die beiden.

„Ich weiß“, gebe ich leise von mir.

Allerdings bin ich mit meinen Gedanken schon wieder ganz woanders. In meinem Kopf überschlagen sich die Möglichkeiten auf der Suche nach dem Grund für ihr plötzliches Auftauchen.

Wir haben uns noch nie verstanden. Iwan hat in den letzten Jahren kein Geheimnis daraus gemacht, dass er an der Spitze stehen will. Doch ich weiß auch, dass ich den Grund dafür nicht so schnell erfahren werde, wenn er es nicht will.

Und das gefällt mir überhaupt nicht.

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250 стр. 1 иллюстрация
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9783754179413
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Вторая книга в серии "Russian Mafia"
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