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Der Wahnsinnige

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Alle besonderen Umstände des unglücklichen Duells, wie ich sie in Monktons Zimmer zu Neapel in der französischen Zeitung gelesen hatte, fielen mir bei dieser Erzählung ein, und meine Vermutungen in Bezug auf den im Schuppen entdeckten Leichnam wurden zur Gewissheit.

»Alles das verstehe ich«, war meine Antwort. »Der im Schuppen liegende Körper ist der Leichnam des Mannes, den Sie an der Pforte fanden. Aber sagen Sie mir, weshalb dem Unglücklichen bis jetzt ein ehrliches Begräbnis versagt worden ist.«

»Warten Sie, warten Sie« fuhr er fort. »Der Pater Superior hörte mich schreien und kam heraus. – Wir gingen zur Pforte zurück, hoben den großen, schweren Mann auf, und betrachteten ihn genauer. Tot, natürlich tot war er, wie ein Stück Holz. Wir untersuchten seine Kleidung, und fanden ein Blättchen Papier-, das mittelst einer Nadel an den Rockkragen befestigt war. Ah, mein Sohn, Sie erschrecken? Ja, ja, ich dachte mir-es wohl, dass Sie erschrecken würden.«

Ich stutzte allerdings. Das Papier war ohne Zweifel jenes in der unbeendigten Schilderung des Sekundanten erwähnte Blatt, welches er aus seinem Taschenbuche gerissen und, mit einer kurzen Angabe über die Todesart des Verstorbenen, an dessen Kleidung befestigt hatte. Wenn es noch eines Beweises über die Identität des Leichnams bedurfte, so lieferte ihn dieser Umstand.

»Was glauben Sie, dass auf dem Papier geschrieben stand?« fuhr der Kapuziner fort. »Wir lasen und schauderten. Der Tote hatte sein Leben in einem Duell verloren. Der Elende war bei der Begehung einer Todsünde umgekommen, und diejenigen, welche ihn umgebracht hatten, oder dabei gegenwärtig gewesen waren, verlangten von uns frommen Männern, den Dienern des Himmels und Kindern des heiligen Vaters – verlangten von uns, ihn zu beerdigen! Wir waren empört, als wir dies lasen. Wir stöhnten, rangen die Hände, rauften uns den Bart aus – und«

»Halt, halt!« unterbrach ich ihn, als ich sah, dass der alte Mann sich bei seiner Erzählung unnötig erhitzte und vom Gegenstande abkam – »warten Sie einen Augenblick. Haben Sie jenes Blättchen Papier aufbewahrt, und kann ich es sehen?«

Der Kapuziner war im Begriffe mir zu antworten, als er plötzlich stutzte. Ich sah ihn seine Blicke nach einer andern Richtung wenden, und hörte zugleich, dass hinter mir eine Tür leise geöffnet und wieder geschlossen wurde.

Mich umblickend, gewahrte ich einen andern Mönch in der Sakristei – einen mageren großen Mann mit schwarzem Bart, in dessen Gegenwart mein alter Freund mit der Schnupftabaksdose plötzlich eine sehr demütige Haltung annahm. Ich vermutete, dass es der Pater Superior sei, und fand dies durch seine ersten Worte bestätigt.

»Ich bin der Superior dieses Klosters«, sagte er mit ruhiger, klarer Stimme, während er mir, kalt und scharf beobachtend, gerade in das Gesicht blickte. »Ich habe den letzten Teil Ihrer Unterredung gehört, und wünsche zu wissen, weshalb Sie so dringend verlangen, das am Körper des Toten gefundene Papier zu sehen.«

Die Kaltblütigkeit, mit der er gestand gehorcht zu haben, und der ruhige, befehlende -Ton, mit dem er seine Frage aussprach, setzten mich etwas in Verlegenheit. Ich wusste nicht recht, wie ich ihm antworten sollte. Er sah mein Zögern, aber schrieb es einem unrichtigen Grunde zu, und gab dem alten Kapuziner ein Zeichen sich zu entfernen. Demütig seinen langen und grauen Bart streichend, bewegte sich mein ehrwürdiger Freund langsam der Türe zu, und verließ das Gemach mit einer tiefen Verbeugung.

»Jetzt, mein Herr«, sagte der Superior ebenso kalt, wie vorher-, ,,bitte ich um Ihre Antwort.«

»Sie sollen sie so kurz als möglich haben«, versetzte ich in demselben Tone. »Zu meinem Schrecken und größten Ekel habe ich die Entdeckung gemacht, dass sich in einem zu Ihrem Kloster gehörigen Schuppen ein unbeerdigter menschlicher Leichnam befindet. Ich vermute, dass es der Körper eines Engländers ist, der im Duell das Leben verloren hat, und dessen Überreste schon seit langer Zeit gesucht werden. Zu diesem Zwecke bin ich mit seinem Neffen, dem einzigen noch lebenden Anverwandten des Erschlagenen, in diese Gegend gekommen, und wünsche das am Körper gefundene Papier zu sehen, weil ich annehmen darf, dass der Inhalt uns Gewissheit über die Identität des Leichnams geben wird. Genügt Ihnen diese Antwort, und sind Sie geneigt, mich das Papier sehen zu lassen?«

»Ihre Antwort genügt mir, und ich sehe keinen Grund, weshalb ich diesen Wunsch versagen sollte«, erwiderte der Superior; »allein ich habe noch eine Bemerkung zu machen. Sie bedienten sich in Ihrer Rede der Worte ‚Schrecken und Ekel' mit Rücksicht auf den in der Nähe unseres Klosters entdeckten Gegenstand, und diese Freiheit des Ausdrucks beweist mir, dass Sie nicht der katholischen Kirche angehören. Es steht Ihnen daher kein Recht zu, Aufklärungen von mir zu erwarten, aber ich will sie Ihnen dennoch aus Gefälligkeit geben. Der Erschlagene starb ohne Absolution bei Begehung einer Todsünde. Dies ergibt sich aus dem Inhalte des auf seinem Körper gefundenen Papiers, und durch die Wahrnehmung unserer eigenen Augen und Ohren wissen wir, dass er auf dem Gebiete des Kirchenstaates seinen Tod gefunden hat, und zwar bei einer Handlung, welche die vom heiligen Vater erlassenen und neuerdings allen Gläubigen besonders eingeschärften Gesetze gröblich verletzte. Der innerhalb dieses Klosters belegene Grund und Boden ist geweiht, und wir, als katholische Geistliche, können nicht Ketzer, Feinde des Papstes und Verächter unserer heiligen Gesetze, darin beerdigen. Außerhalb der Ringmauern unseres Klosters haben wir weder Macht noch Rechte; und hätten wir beides, so dürften wir doch nicht vergessen, dass wir Mönche nicht Totengräber sind, und dass die einzige Handlung, welche von uns erwartet werden kann, in Gebeten für den Abgeschiedenen besteht. Dies ist alles, was ich mich veranlasst fühlen kann, Ihnen über diesen Gegenstand zu sagen. Warten Sie hier einen Augenblick, Sie sollen sogleich das Papier sehen.«

Nach diesen Worten verließ er das Gemach ebenso geräuschlos, wie er gekommen war.

Ich hatte kaum Zeit, über diese kurzen, gemessenen, mich durch Ton und Sprache verletzenden Erklärungen nachzudenken, als der Superior mit dem Papier zurückkehrte. Er legte es vor mich auf den Tisch, und ich las die mit Bleistift darauf geschriebenen also lautenden Zeilen:

»Dieses Papier befindet sich auf dem Körper des verstorbenen Mr. Stephan Monkton, eines Engländers von Rang. Er wurde in einem von beiden Teilen ehrenhaft ausgeführten Duell erschossen. Der Leichnam ist vor die Tür des Klosters gelegt worden, damit er von den Bewohnern beerdigt werde, da der überlebende Kämpfer und die Sekundanten genötigt sind, ihrer Sicherheit halber die schleunigste Flucht zu ergreifen· Der Schreiber dieses und Sekundant des Gefallenen versichert auf sein Ehrenwort, dass die Kugel, welche Letzteren tötete, ganz den Gesetzen der Ehre und den vor dem Duell verabredeten Bestimmungen gemäß abgeschossen worden ist. F.«

Ich erkannte an dem unterzeichneten Buchstaben sogleich den Namen Foulons, des Sekundanten Mr. Monktons, welcher in Paris gestorben war.

Die Entdeckung und der Beweis der Identität des Körpers waren jetzt vollständig, und es blieb nichts mehr zu tun, als Alfred davon in Kenntnis zu setzen und den Leichnam fortzuschaffen. Ich traute meinen Sinnen kaum, als ich sah, dass der anscheinend unerreichbare Zweck durch den reinsten Zufall vollständig erreicht worden war.

»Der Beweis, den dieses Papier liefert, lässt keinen Zweifel übrig«, sagte ich, es zurückgebend. »Der Gegenstand unserer bisherigen Nachforschungen ist gefunden. Darf ich fragen, ob Hindernisse irgendeiner Art im Wege stehen würden, wenn der Neffe des Verstorbenen wünschen sollte, den Leichnam seines Oheims mit sich nach der Familiengruft in England zu führen?«

»Wo befindet sich der Neffe?« fragte der Superior.

»Er erwartet jetzt meine Rückkehr in der Stadt Fondi.«

»Kann er sein verwandtschaftliches Verhältnis nachweisen?«

»Gewiss. Seine Papiere werden darüber keinen Zweifel lassen.«

»Er mag die Erlaubnis der Zivilbehörde dazu einholen, und darf dann versichert sein, dass von uns kein Hindernis in den Weg gelegt werden wird.«

Ich hatte keine Lust, mit dem finsteren alten Mann länger zu sprechen, als durchaus nötig war. Überdies neigte sich der Tag, und da ich wünschte, Fondi noch an demselben Abende zu erreichen, so musste ich eilen. Mit der Versicherung meines Dankes und dem Bemerken, dass ich im Laufe der nächsten Tage zurückkehren würde, nahm ich deshalb Abschied von dem Superior und verließ die Sakristei.

An der Klosterpforte stand mein alter Freund mit der Dose, meiner wartend, um mich hinauszulassen.

»Gott segne Sie, mein Sohn«, sagte er, mir zum Abschiede auf die Schulter klopfend. »Kehren Sie bald zu Ihrem geistlichen Vater zurück, der Sie lieb hat, und vergessen Sie nicht, ihm eine kleine Quantität von dem köstlichen Tobak mitzubringen.«

V

Ich eilte nach dem Dorfe zurück, wo die Maultiere meiner warteten, ließ sie satteln, und erreichte Fondi noch vor Sonnenuntergang.

Als ich die Treppe unseres Gasthofes hinaufstieg, befand ich mich in nicht geringer Verlegenheit, auf welche Weise die gemachte Entdeckung meinem Freunde am zweckmäßigsten mitzuteilen sei. Wenn es mir nicht gelang, ihn gehörig vorzubereiten, so konnte die Wirkung bei seiner Gemütsverfassung höchst nachteilig sein. Ich öffnete die Tür seines Zimmers, ohne zu wissen, was ich tun sollte; und als ich ihm endlich gegenüber stand, überraschte mich die Art seines Empfanges dergestalt, dass ich die Fassung ganz verlor.

Jede Spur von Anspannung war aus seinen Zügen ganz verschwunden. Die Augen leuchteten, und auf den Wangen brannte hohe Röte. Er sprang auf und stieß meine dargebotene Hand zurück.

»Sie haben mich nicht wie einen Freund behandelt«, sagte er mit Heftigkeit. »Sie hatten kein Recht, die Nachforschung ohne meine Begleitung fortzusetzen – kein Recht, mich hier allein zurückzulassen. Ich tat Unrecht, Ihnen zu vertrauen; Sie sind nicht besser als die anderen.«

 

Inzwischen hatte ich mich von meinem Erstaunen etwas erholt, und war im Stande ihm zu antworten, ehe er weiter reden konnte. Aus Gründen mit ihm zu streiten, oder mich überhaupt zu verteidigen, wäre in seinem jetzigen Zustande ganz nutzlos gewesen, und ich beschloss deshalb alles zu wagen, und ihm die Neuigkeit ohne weiteres mitzuteilen.

»Sie werden gerechter gegen mich sein«, sagte ich, »wenn Sie hören, welche Dienste ich Ihnen während meiner Abwesenheit geleistet habe. Wenn mich nicht alles trügt, so ist der Gegenstand, zu dessen Auffindung wir Neapel verlassen haben, uns näher, als —«

Während ich sprach, verließ die Röte seine Wangen. Irgendetwas in meinem Gesicht oder im Tone meiner Stimme hatte seinem durch die Reizbarkeit der Nerven erhöhten Scharfblicke mehr verraten, als ich wünschte. Die Augen starr auf mich richtend und meinen Arm ergreifend, flüsterte er mir mit ängstlicher Spannung zu:

»Sagen Sie mir die reine Wahrheit. Haben Sie ihn gefunden?«

Es war zu spät, um jetzt noch zu zögern, und ich antwortete deshalb bejahend.

»Beerdigt oder unbeerdigt?« rief er mit erhöhter Stimme, meinen Arm noch fester drückend.

»Unbeerdigt.«

Kaum war das Wort über meine Lippen, als das Blut wieder in sein Gesicht stieg, seine Augen zu funkeln begannen, und er in ein lautes, triumphierendes Gelächter ausbrach, das mich unbeschreiblich erschreckte.

»Was habe ich Ihnen gesagt? Was denken Sie jetzt von der alten Prophezeiung?« rief er, meinen Arm loslassend und heftig bewegt im Zimmer auf und abgehend. »Gestehen Sie, dass Sie Unrecht hatten! Gestehen Sie es nur, so wie ganz Neapel es gestehen soll, sobald ich ihn erst sicher im Sarge habe!«

Sein Lachen wurde immer wilder. Vergebens suchte ich ihn zu beruhigen Endlich brach er in Tränen aus. Dieser Bewegung überließ ich ihn und eilte aus dem Zimmer.

Als ich nach einiger Zeit zurückkehrte, saß er ruhig in seinem Lehnstuhle und las einen der vor ihm auf dem Schoße liegenden Briefe. Mit einer fast weiblichen Sanftmut in Blick und Bewegungen stand er auf, ging mir entgegen und reichte mir mit um Vergebung bittender Miene die Hand.

Jetzt war er ruhig genug, um alles hören zu können. Ich verschwieg ihm daher nichts, mit alleiniger Ausnahme des Zustandes, in welchem ich den Leichnam gefunden hatte. Über seine Teilnahme an den ferner zu tuenden Schritten erlaubte ich mir keine Bestimmung, und bat ihn nur, mir die Fortschaffung des Leichnams allein zu überlassen und sich mit der Einsicht der Foulonschen Schrift zu begnügen, nachdem er vorher die Versicherung von mir erhalten hatte, dass die in den Sarg gelegten menschlichen Überreste wirklich diejenigen seien, zu deren Auffinden wir ausgegangen waren.

»Ihre Nerven sind nicht so stark wie die meinigen«, sagte ich zur Entschuldigung dieses Verlangens; »deshalb muss ich Sie bitten, mir die Leitung alles dessen, was noch zu tun ist, so lange zu überlassen, bis der Sarg mit seinem Inhalte sich in Ihrer eigenen Verwahrung befindet. Sobald dies der Fall ist, werde ich mich allen Ihren ferneren Anordnungen unterwerfen.«

»Mir fehlen die Worte, um Ihnen für Ihre Güte zu danken«, erwiderte er; »kein Bruder hätte so viel Geduld mit mir gehabt und mir so großen Beistand geleistet. Wir werden voneinander scheiden«, sagte er leise und langsam, »wenn der leere Platz in Wincots Gruft ausgefüllt sein wird. Dann werde ich mit Ada vor den Altar in der Kapelle treten, und wenn meine Augen den ihrigen begegnen, werden sie das verzerrte Gesicht nicht mehr sehen.«

Nach diesen Worten legte er den Kopf in die Hand, seufzte, und begann mit tonloser Stimme die Strophen der alten Prophezeiung zu wiederholen. Ich versuchte ihn von diesem Gegenstande abzubringen, allein er beachtete nicht, was ich sagte, und fuhr fort zu sprechen.

»Monktons Geschlecht wird erlöschen!« wiederholte er, »aber nicht mit mir. Das Verhängnis droht nicht mehr meinem Haupte. Ich werde dem unbeerdigten Toten sein Grab geben, und den leeren Platz in Wincots Gruft ausfüllen – und dann, dann beginnt ein nettes Leben mit Ada!«

Dieser Name schien ihn zur Besinnung zurückzuführen. Er schob sein Schreibpult näher an sich, legte die Briefe hinein, und nahm einen Bogen Papier heraus.

»Ich will an Ada schreiben«, sagte er, an mich gewendet, »und ihr die frohe Nachricht mitteilen. Ihre Freude darüber wird fast noch größer sein als die meinige.«

Nur diejenigen, welche selbst mit den italienischen Behörden zu tun gehabt haben, können sich eine Vorstellung davon machen, wie sehr unsere Geduld von jedem Beamten, mit dem wir in Berührung kamen, auf die Probe gestellt wurde. Man schickte uns von einem Bureau in das andere, starrte uns an, fragte uns aus, und machte sehr bedenkliche Mienen – nicht etwa deshalb, weil wirkliche Schwierigkeiten vorhanden waren, sondern lediglich, weil jeder Beamte, mit dem wir zu tun hatten, es für notwendig erachtete, seine eigene Wichtigkeit dadurch zu dokumentieren, dass er die Erreichung unseres Zweckes so viel als möglich erschwerte.

Nach reiflicher Überlegung hielt ich es für das Beste, mich nach Rom zu wenden, wo, wie mir bekannt war, die Leichname hoher kirchlicher Würdenträger einbalsamiert zu werden pflegten, und wo deshalb solche chemische Hilfe zu erlangen sein musste, wie wir in unserer Lage nötig hatten. Ich schrieb an einen Freund in Rom, schilderte ihm den Zustand des Körpers, die unbedingte Notwendigkeit, dass er fortgeschafft werde, und gab die Versicherung, dass unsererseits keine Kosten gespart werden sollten, sofern wir nur die gewünschte Hilfe erlangen könnten. Auch hier zeigten sich viele absichtlich in den Weg gelegte Schwierigkeiten, die jedoch durch Geduld und Geld besiegt wurden, so dass endlich zwei Männer von Rom anlangten, um das Geschäft zu unternehmen.

»Es ist unnötig, hier eine umständliche Beschreibung desselben zu geben; genug, die Verwesung wurde durch Anwendung chemischer Mittel soweit aufgehalten, dass der Leichnam in den Sarg gelegt und mit erster Gelegenheit nach England geführt werden konnte. Nachdem zehn Tage diesem Zwecke geopfert worden waren, hatte ich endlich die Freude den Schuppen leer zu sehen, beschenkte den alten Kapuziner zum Abschiede reichlich mit Schnupftabak, und konnte nunmehr mit meinem Freunde den Rückweg nach Neapel antreten. Kaum ein Monat war seit unserer Abreise verflossen, und jetzt kehrten wir dahin zurück, nachdem ein Unternehmen glücklich ausgeführt worden war, das alle unsere Bekannten als wahnsinnig und unmöglich verlacht hatten.

Das Nächste, was jetzt geschehen musste, war, ein Schiff zu finden, das den Sarg nach England transportieren konnte. Leider war jedoch in diesem Augenblicke durchaus kein Fahrzeug zu ermitteln, das nach einem britischen Hafen segelte, und es blieb also, um die schnelle Beförderung dahin zu erreichen, nichts übrig, als ein besonderes Schiff zu diesem Zwecke zu mieten. Mit Ungeduld der Abreise entgegensehend und fest entschlossen, den Sarg nicht eher aus den Augen zu lassen, als bis er mit seinem Inhalte an dem in der Gruft zu Wincot für ihn offenen Platze deponiert worden sei, zauderte Monkton keine Minute, zu diesem Mittel zu greifen. Nach langem Suchen fanden wir eine sizilianische Brigg, die in wenigen Tagen zur Reise ausgerüstet werden konnte, und mein Freund mietete sie augenblicklich. Keine Kosten wurden gespart, um sie schnell in Stand zu sehen, und der geschickteste Kapitän und die beste Mannschaft, die sich schnell in Neapel finden ließen, wurden gegen hohen Lohn gedungen.

Es war ein schöner Nachmittag, an dem wir absegelten. Zum ersten Male seit meiner Bekanntschaft mit Monkton sah ich ihn heiter. Er sprach und scherzte über allerhand Gegenstände, und lachte mich aus wegen meiner angeblichen Furcht vor der Seekrankheit. In Wahrheit empfand ich keine solche Furcht, sondern gab mir nur den Schein, um meinem Freunde die mir unerklärliche Unruhe und Beängstigung zu verbergen, die mich bereits in Fondi gequält hatte und die jetzt wiederkehrte. Alles schien unsere Fahrt zu begünstigen, und ein jeder auf dem Schiffe war in der heitersten Laune. Besonders jubelten die Matrosen, meistens Sizilianer und Malteser, über eine so kurze und einträgliche Reise auf einem so gut ausgerüsteten Schiffe. Nur ich fühlte mich von einer Niedergeschlagenheit bedrückt, gegen die ich vergebens ankämpfte, und für die ich keinen vernünftigen Grund auffinden konnte.

Spät am Abend des ersten Tages machte ich eine Entdeckung, welche keineswegs geeignet war, mir die fehlende Gemütsruhe wiederzugeben. Monkton befand sich in der Kajüte, wo die Kiste mit dem Sarge stand, und ich auf dem Verdecke. Es herrschte fast völlige Windstille, und träumerisch betrachtete ich die schlaff herabhängenden Segel, die, von Zeit zu Zeit durch ein Lüftchen bewegt, gegen die Masten schlugen, als der Kapiteln sich mir näherte, mich bei Seite zog, und mir zuflüsterte:

»Es geht unter der Mannschaft etwas vor. Haben Sie nicht bemerkt, dass die Leute kurz vor Sonnenuntergang plötzlich still und schweigsam wurden?«

Ich erwiderte bejahend, denn es war mir nicht entgangen.

»Unter ihnen befindet sich ein maltesischer Schiffsjunge«, fuhr der Kapitän fort, »ein gewandter aber verschmitzter Bursche, der, wie ich in Erfahrung gebracht, den Leuten gesagt hat, dass in der Kiste Ihres Freundes, unten in der Kajüte, ein Leichnam liege.«

Bei diesen Worten sank mir aller Mut. Ich kannte den unvernünftigen Aberglauben der Seeleute, besonders der italienischen Matrosen, und hatte deshalb aus Vorsicht das Gerücht verbreitet, dass die Kiste eine sehr kostbare Marmorstatue enthalte, auf die Mr. Monkton großen Wert lege, und dass er sie aus diesem Grunde so sorgsam hüte.

»Der Schlingel will nicht sagen, auf welche Weise er die Nachricht erlangt hat«, bemerkte der Kapitän weiter. »Meine Sache ist es nicht, in Geheimnisse dringen zu wollen; allein ich möchte Ihnen raten, die Leute zusammentreten zu lassen, und den Burschen in ihrer Gegenwart Lügen zu strafen, gleichviel, ob er die Wahrheit gesagt hat oder nicht. Diese Menschen sind abergläubische Narren, die sich vor Geistern, Leichnamen und dergleichen Dingen fürchten. Manche sagen, dass sie, wäre ihnen das Vorhandensein eines Toten an Bord bekannt gewesen, keinen Fuß auf das Schiff gesetzt haben würden, andere murren nur; aber wenn Sie oder Ihr Freund nicht den Buben der Unwahrheit zeihen, so fürchte ich, dass wir mit den Leuten viele Umstände haben werden, sobald schlechtes Wetter eintreten sollte. Sie haben sich bereit erklärt, ihn selbst mit dem Tauende zu peitschen, wenn Sie oder Ihr Freund auf Ehrenwort versichern, dass er gelogen habe; im anderen Falle aber wollten sie ihm glauben.«

Der Kapitän schwieg und schien eine Antwort von mir zu erwarten; allein ich konnte ihm keine geben. Dem Kapitän für seine Aufmerksamkeit dankend, sagte ich nur, dass ich mir die Sache überlegen wollte, und bat ihn, meinem Freunde von der Entdeckung nichts mitzuteilen. Mürrisch gelobte er Schweigen, und verließ mich.

Wir hatten erwartet, dass sich mit dem anbrechenden Morgen der Wind erheben würde, aber es geschah nicht. Gegen Mittag wurde die Luft unerträglich schwül und das Meer spiegelglatt. Ich sah den Kapitän oft und ängstlich den Horizont betrachten, und entdeckte in weiter Ferne ein einzelnes schwarzes Wölkchen. Auf meine Frage an ihn, ob uns dieses Wölkchen Wind bringen werde, erwiderte er nur ganz kurz: »Mehr als wir brauchen!« und befahl dann zu meinem Erstaunen den Matrosen, die Segel einzuziehen. Die Art und Weise, in der dieses Manöver ausgeführt wurde, zeigte recht deutlich die Stimmung der Leute. Langsam, mürrisch und brummend verrichteten sie die Arbeit, während der Eifer des Kapitäns, seine Flüche und Drohungen, mit denen er sie antrieb, mir keinen Zweifel ließen, dass uns Gefahr bevorstehe. Ich blickte wieder nach dem Horizont, und bemerkte jetzt, dass sich das kleine, schwarze Wölkchen in eine große, dunkle Nebelmasse verwandelt, und dass sich auch die Farbe der See verändert hatte.

»Der Sturm wird über uns hereinbrechen, ehe wir wissen, wo wir sind«, sagte der Kapitän zu mir. »Gehen Sie hinunter in die Kajüte, hier sind Sie nur im Wege.«

Ich stieg hinunter zu Monkton und bereitete ihn auf das Kommende vor. Noch sprachen wir darüber, als der Sturm losbrach. Das kleine Fahrzeug erdröhnte einen Augenblick, als wollte es auseinanderbrechen, drehte sich mit uns wie im Kreise herum, und lag dann wieder still. Gleich darauf kam aber ein neuer Windstoß, der uns von den Sitzen schleuderte; ein betäubendes Krachen ertönte, und eine Flut von Wasser drang in die Kajüte ein. Durchnässt stiegen wir auf das Verdeck. Das Schiff lag auf der Seite.

 

Ehe ich in der dort herrschenden Verwirrung unsere Lage deutlich übersehen konnte, ließ sich aus dem Vorderteil des Schiffes eine Stimme vernehmen, die alles Geschrei der übrigen Matrosen augenblicklich zum Schweigen brachte. Ich verstand nur zu wohl den unheilvollen Sinn der Worte, obgleich sie in italienischer Sprache gerufen wurden. Das Schiff hatte ein Leck bekommen, und das Wasser drang ein wie ein Mühlstrom. Auch unter diesen gefährlichen Umständen verlor der Kapitän seine Geistesgegenwart nicht. Er ergriff eine Axt, um den Vordermast abzuhauen, und befahl einigen Matrosen, ihm dabei zu helfen, während er den übrigen gebot, die Pumpen in Bewegung zu setzen.

Kaum waren diese Worte über seine Lippen, als der offene Aufruhr ausbrach. Mit einem wilden Blicke auf mich erklärte der Rädelsführer, dass die Passagiere tun könnten, was ihnen beliebte, aber dass er und seine Kameraden entschlossen seien, in die Boote zu gehen und das Schiff zu verlassen, das mit seinem Leichnam auf den Grund fahren möchte. Während er sprach, erhob sich ein Gebrüll unter den Matrosen, von denen einige höhnisch auf einen Gegenstand hinter mir deuteten. Ich wandte mich um und gewahrte Monkton, der bisher an meiner Seite gestanden hatte, nach der Kajüte zurückkehren. Augenblicklich folgte ich ihm; allein das Wasser und die Verwirrung, sowie die auf der schiefen Lage des Schiffes entspringende Unmöglichkeit, ohne Hilfe der Hände zu gehen, verhinderte mich ihn einzuholen. Als ich endlich unten anlangte, lag er über die Kiste gestreckt, ohne das einströmende Wasser und die drohenden Bewegungen des Fahrzeuges zu beachten. Mich ihm nähernd, erkannte ich in seinem Auge wieder jenes warnende Funkeln, und auf seiner Wange die verräterische Röte.

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