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Denkwürdigkeiten eines Fechtmeisters

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– Hören Sie unsere Pferde? sagte Georg zu mir.

– Was machen sie?

– Sie stampfen und wiehern, das will so viel sagen, daß wir uns bereit halten müssen.

– Aber ich glaubte die Wölfe fortgegangen, sie heulen nicht mehr.

– Nein, sie sind fertig und sie lecken sich. Ha! sehen Sie, da sind sie; Achtung, ihr Anderen.

In der That, acht oder zehn Wölfe, die uns in der Dunkelheit so groß wie Esel schienen, traten plötzlich in den und umgebenden Lichtkreis, dann, ohne Zögern, ohne Heulen, stürzten sie gerade auf uns los, und, anstatt zu versuchen unter unseren Wagen durchzugehen, sprangen sie tapfer hinauf, um uns von vorn anzugreifen. Dieser Angriff war rasch wie ein Gedanke, und kaum hatte ich Zeit gehabt, sie zu bemerken, als wir schon mit ihnen im Kampfe waren; inzwischen, sei es nun Zufall, oder sei es, daß sie gesehen hatten, von welchen! Punkte der Schuß ausgegangen war, keiner griff meinen Wagen an, so daß ich den Kampf besser beurtheilen konnte, als wenn ich einen direkten Antheil daran genommen hätte.

Der von Georg vertheidigte Wagen zu meiner Rechten ward von drei Wölfen angegriffen, wovon der eine, kaum: angelangt, durch einen Lanzenstich von dem Greise durchbohrt, und der andere durch einen von mir abgefeuerten Flintenschuß getödtet wurde; es blieb demnach nur noch einer übrig, und da ich Georg sein Beil gegen ihn erheben sah, so bekümmerte ich mich nicht weiter darum, und wandte mich nach dem Wagen zur Linken, auf welchem sich David befand.

– Dort standen die Sachen minder glücklich, obgleich ihn nur zwei Wölfe angegriffen hatten, denn wie man sich erinnern wird, war David an der linken Schulter verwundet; er hatte zwar einen der beiden Wölfe durch einen Lanzenstichs getroffen, aber da, wie es schien, das Eisen keinen Lebenstheil berührt, so hatte der Wolf in den Schaft der Lanze gebissen und ihn zerbrochen, so daß David einen Augenblick lang nur einen Stock in der Hand behalten hatte. Im selben Augenblicke war der andere Wolf herbei gestürzt, und hatte sich in die Stricke geklammert um bis zu David zu gelangen. Sogleich stieg ich von dem einen Wagen auf den anderen, und in dem Momente, wo David sein Messer; zog, zerschmetterte ich seinen Gegner durch einen Pistolenschuß den Kopf; was den anderen anbetrifft, so wälzte er sieh im Schnee, indem er vor Wuth brüllte und in die Lanze biß, ohne das sechs oder acht Zoll weit aus seiner Wunde hervorstehende Holz derselben herausreißen zu können.

Während dieser Zeit that Iwan seiner Seits Wunder, und ich hatte einen Flinten- und zwei Pistolenschüsse gehört, die mir anzeigten, daß unsere Gegner an meiner äußersten Linien eben so gut empfangen waren, als zu meiner Linken und zu meiner Rechten. In der That, nach Verlauf eines Augenblicken durchrannen von neuem vier Wölfe den Lichtkreis, aber dieses Mal um zu fliehen, und nun richteten sich zu unseren Erstaunen zwei oder drei von denen, die wir für todt oder tödtlich verwundet hielten, wieder auf, und sich fortschleppend und eine breite Blutspur hinter lassend, folgten sie ihren Gefährten und verschwanden mit ihnen, so daß im Ganzen nur drei Feinde de auf dem Schlachtfelde blieben.

Ich Wand« Mich nach Georg um, unter dessen Wagen zwei Wölfe ausgestreckt lagen; das war der, den er mit einem Lanzenstiche durchbohrt, und der, den ich durch einen Flintenschuß getödtet hatte.

– Laden Sie rasch wieder, sagte er zu mir, das sind alte Bekannte, deren ganze Schliche ich kenne; laden Sie rasch wieder, wir werden sie nicht so wohlfeilen Kaufes los sein.

– Wie sagte ich zu ihm, indem ich augenblicklich seinen Rath in Ausführung brachte. Ihr glaubt, daß wir ihrer noch nicht entledigt sind?

– Hören Sie, antwortete Georg, da, das sind sie, die sich rufen; und dann; da, da . . . und er streckte seine Hand nach dem Horizonte aus.

In der That, auf das uns nahe Geheul antwortete ein fernes Geheul, so daß es einleuchtend war, daß der alte Führer recht hatte, und daß dieser erste Eingriff nur ein Vorpostengefecht gewesen.

In diesem Momente wandte ich mich um, und sah gleich zwei glühenden Fackeln die Augen eines Wolfes leuchten, der, auf den Kamm der Verschüttung gelangt, von dort aus seine Blicke in unser Lager senkte. Ich legte an, aber in dem Augenblicke, wo der Schuß losging, stürzte er sich mitten unter die Pferde, und fiel an die Gurgel von einem derselben geklammert. Zu gleicher Zeit ließen sich zwei oder drei unserer Gefährten von ihren Wagen gleiten, aber auf der Stelle ertönte die Stimme des alten Georg, der ausrief:

– Es ist nur ein Wolf da, also auch nur ein Mann nötig, alle anderen auf ihren Posten. – Und Sie, fuhr er, sich an mich wendend, fort, laden Sie rasch wieder und trachten Sie nur dann zu schießen, wenn Sie des Schusses gewiß sind.

Zwei Wann stiegen wieder auf die Wagen, und der dritte glitt mit dem Leibe auf der Erde und sein langen Messer in der Hand, zwischen den Füßen der Pferde durch, die vor Entsetzen stampften und sich wie Unsinnige gegen die sie einschließenden Wagen warfen. Nach Verlauf eines Augenblicks sah ich eine Klinge leuchten, die sogleich wieder verschwand; nun ließ der Wolf das Pferd los, das sich mit Blut bedeckt auf seine Hinterfüße aufrichtete während man eine gestaltlose Masse sich auf dem Boden wälzen sah, ohne daß man weder den Mann von dem Wolfe, noch den Wolf von dem Manne zu unterscheiden vermogte; das war etwas Fürchterliches. Nach Verlauf eines Augenblickes erhob sich der Mann wieder; wir stießen ein Freudengeschrei aus, denn unser aller Herz war beklommen gewesen.

– David, sagte der Kämpfer sich schüttelnd, hilf mir dies Luder fortschaffen; so lange es im Kreise liegt, ist es unmöglich, die Pferde zu beruhigen.

David stieg herab, schleppte den Wolf bis an den Wagen, auf welchem sich sein Vater befand, und hob ihn mit Hilfe seines Gefährten hinauf. Nun packte ihn Georg bei den Hinterläufen, wie er es mit einem Hasen gemacht haben würde und schleuderte ihn nebst den zwei oder drei bereits da liegenden anderen aus dem Kreise; hierauf sich zu dem Fuhrmanne wendend, der sich auf den Boden gesetzt hatte, während daß David wieder auf seinen Wagen stieg, sagte er zu ihm:

– Nun! Nikolaus, gehst Du nicht wieder an Deinen Posten?

– Nein, alter Georg, nein, sagte der Fuhrmann, den Kopf schüttelnd, ich habe genug.

– Seid Ihr denn verwundet? rief Louise ans, indem sie halb ans der Telegue herauskam.

– Ich kann es Ihnen nicht recht sagen, meine liebe Dame, antwortete Nikolaus, ich weiß nur so viel, daß ich glaube, ich habe mein Theil.

– Eugen! rief mir Louise zu, Eugen! helfen Sie mir doch, diesen armen Mann verbinden; er verliert all sein Blut.

Ich reichte Georg meine Flinte, sprang vom Wagen herab, und eilte zu dem Verwundeten..

Wirklich, es war ihm ein Theil des Kinnbackens abgerissen, und das Blut floß reichlich aus einer tiefen Wunde, die er am Halse hatte. ich war einen Augenblick bange, daß die Hauptschlagader verletzt sein mögte; ich nahm, ohne zu wissen, ob ich gut oder übel thäte, eine Hand voll Schnee, und legte sie auf seine Wunde. Der von der Kälte ergriffene Patient stieß einen Schrei aus und fiel in Ohnmacht; ich glaubte, er sei todt.

– O! mein Gott, rief Louise ans, vergib mir, denn ich bin die Ursache von alle diesem Unglücke.

– Zu uns! Excellenz, zu uns, rief Georg aus, da sind die Wölfe.

–Ich überließ den Verwundeten Louisens Pflege, und stieg rasch wieder auf meinen Wagen.

Dieses Mal konnte ich keinen Einzelheiten folgen, denn ich hatte für meine eigene Rechnung genug zu thun, als daß ich mich um die anderen bekümmert hätte. Wir wurden von Mindestens zwanzig Wölfen angegriffen; ich schoß nach einander meine beiden Pistolen auf Schußweite ab, und ergriff hierauf ein Beil, welches Georg mir zureichte. Meine beiden abgeschossenen Pistolen waren zu Nichts mehr nütze, ich steckte sie demnach in meinen Gürtel, und begann das Werkzeug, mit dem ich bewaffnet war, nach besten Kräften spielen zu lassen.

Der Kampf dauerte beinahe eine Viertelstunde; während einer Viertelstunde hätte Jemand, der dem Kampfe zugesehen, gewiß eines der fürchterlichsten Schauspiele das man sehen kann, vor Augen gehabt. Endlich nach Verlauf dieser Zeit hörte ich auf unsrer ganzen Linie ein langes Siegesgeschrei ausstoßen; ich machte eine letzte Anstrengung. Ein Wolf hatte sich an das Strickwerk meines Wagens angeklammert, um bis zu mir zu kommen; ich führte einen fürchterlichen Schlag auf seinen Kopf, und obgleich das Beil auf dem Schädelknochen abglitt, so machte ihm dasselbe doch eine so tiefe Wunde an der Schulter, daß er losließ, und rückwärts zu Boden fiel.

Nun, wie das erste Mal, sahen wir die Wölfe entfliehen, heulend durch den erleuchteten Raum zurückjagen, und hierauf in der Finsterniß verschwinden, aber dieses Mal, um nicht wiederzukehren.

Jeder von uns warf nun einen schweigenden und finstern Blick um sich; drei von unseren Leuten waren mehr oder minder verwundet, und sieben oder acht Wölfe lagen hier oder da ausgestreckt; es war erwiesen, daß ohne das Mittel, welches wir gefunden hatten, das Schlachtfelde zu erleuchten, wir wahrscheinlich alle verzehrt worden wären.

Die Gefahr selbst, welche wir ausgestanden hatten, machte uns die Nothwendigkeit noch fühlbarer, so schnell als möglich die Ebene wieder zu erreichen. Wer konnte die neuen Gefahren voraussehen, welche die nächste Nacht herbeiführen würde, wenn wir gezwungen wären, dieselbe in dem Gebirge zuzubringen?

Wir stellten demnach unsere Verwundeten, nachdem wir ihre Wunden verbunden hatten, als Schildwachen auf die Wagen, denn ob es gleich wahrscheinlich war, wie es das sieh immer mehr und mehr entfernende Geheul der Flüchtlinge anzeigte, daß wir ihrer gänzlich entledigt waren, so wäre es doch unvorsichtig gewesen, uns nicht immer auf unserer Hut zu halten; nachdem diese Vorsichtsmaßregel genommen, machten wir uns wieder daran, unseren Weg auszugraben.

 

Mit Anbruch des Tages war die Verschüttung von einer Seite bis zur anderen durchbrochen.

Nun gab Georg den Befehl anzuspannen. Vier unserer Fuhrleute beschäftigten sich mit dieser Arbeit, während die vier andern den todten Wölfen ihre Pelze abstreiften, welche besonders in der Jahreszeit, in welcher wir uns befanden, einigen Werth hatten; aber in dem Momente der Abfahrt bemerkte man, daß das vom Wolfe gebissen Pferd zu schwer verwundet worden war, um ferner irgend einen Dienst zu leisten, ja daß es auch nur den Weg hätte fortsetzen können.

Nun lieh sich der Fuhrmann, dem es angehörte, eine meiner Pistolen, und es in eine Ecke führend, zerschmetterte er ihm den Kopf.

Nachdem dieses geschehen, begaben wir und schweigend und traurig wieder auf den Weg. Nicolaus befand sich immer noch in einen beinahe hoffnungslosen Zustande, und Louise, welche ihn unter ihre Obhut genommen, hatte ihn neben sich in den Schlitten setzen lassen; die anderen lagen auf ihren Wagen, und wir gingen bei den Gespannen zu Fuße.

Nach Verlauf von drei oder vier Stunden der Fahrt, während welcher die Wagen mehr als zwanzig Male beinahe in den Abgrund gestürzt wären, langten wir an einem kleinem Gehölze an, das die Fuhrleute mit großer Freude erkannten, denn es war nur drei oder vier Stunden von dem ersten Dorfe entfernt, welchem man auf dem asiatischen Abhange des Uralgebirges begegnet; wir hielten demnach still, und da das Bedürfnis nach Erholung allgemein war, so befahl Georg, einen Halt zu machen.

Jeder legte Hand ans Werk, selbst die Verwundeten; in zehn Minuten waren die Pferde abgespannt, drei oder vier Tannen abgehauen, und ein großes Feuer angezündet. Dieses Mal mußte der Bär noch die Kosten des Mahles decken, da es uns aber nicht an Kohlen zum Braten fehlte, so aß Jedermann davon, selbst Louise.

Hierauf, als ob jeder Eile hätte, aus diesem verwünschten Gebirge zu kommen, begaben wir uns sogleich, nachdem die Mahlzeit der Pferde und die unsrige beendigt war, wieder auf den Weg. Nachdem wir anderthalb Stunden gefahren, bemerkten wir an der Wendung eines Hügels mehrere Rauchsäulen, die aus der Erde zu kommen schienen, das war das so sehr ersehnte Dorf, welches mehr als einer unter und niemals zu erreichen geglaubt hatte, und in welches wir gegen vier Uhr Abends einfuhren.

Es befand sich daselbst nur eine elende Herberge, deren ich mich unter allen anderen Umständen nicht zum Stalle für meine Hunde hätte bedienen möge, die und aber jetzt ein Palast schien.

Bei unserer Abfahrt am anderen Tage ließen wir Georg fünf hundert Nabel zurück, indem wir ihn baten, dieselben unter sich und seine Kameraden zu vertheilen.

XXV

Von diesem Augenblicke an ging Alles gut, denn wir befanden und in jenen weiten Ebenen Sibiriens, welche sich bis an das Eismeer erstrecken, ohne daß man auch nur einer einzigen Erhöhung begegnete, die auch nur den Namen eines Hügels verdiente. Vermöge des kaiserlichen Befehles, mit welchem Iwan versehen, waren die besten Pferde für uns; und Furcht vor ähnlichen Unfällen als die, deren Opfer wir beinahe geworden wären, begleiteten und des Nachts eine Bedeckung von zehn oder zwölf mit Flinten oder Lanzen bewaffneter Männer, welche an den beiden Seiten unseres Schlittens her galoppierten. Auf diese Weise fuhren wir durch Ekatarinenburg, ohne uns bei seinen prachtvollen Edelsteinläden aufzuhalten, welche dasselbe wie eine Zauberstadt glänzen lassen, die uns um so fabelhafter schien, da wir aus einer Schneewüste kamen, in der wir während dreier Tage nicht einmal den Schutz einer Strohhüten gefunden hatten; hierauf Tiumen, wo eigentlich Sibirien anfängt; endlich kamen wir in das Thal des Tobol, und sieben Tage, nachdem wir die schrecklichen Uralgebirge verlassen, fuhren wir bei einbrechender Nacht in die Hauptstadt Sibiriens ein.

Wir waren vor Ermüdung erschöpft, aber aufrecht erhalten durch das Gefühl ihrer Liebe, welche in dem Maaße wuchs, als sie sich dem Gegenstande derselben näherte, wollte sich Louise nicht länger aufhalten, als um ein Bad zu nehmen. Gegen zwei Uhr Morgens reisten wir wieder nach Koslowo, einer kleinen, an der Irtisch gelegenen Stadt ab, welche zu dem Aufenthaltsorte von etwa zwanzig Gefangenen bestimmt war, unter deren Zahl, wie wir bemerkt, sich der Graf Alexis befand.

Wir stiegen bei dem den Ort befehligenden Kapitän ab, und dort, wie überall, that der kaiserliche Befehl seine Wirkung. Wir erkundigten und nach dem Grafen, er befand sich immer noch zu Koslowo, und seine Gesundheit war so gut, als man es nur wünschen konnte. Ich war mit Louisen übereingekommen, daß ich zuerst zu ihm ginge, um ihn von ihrer Ankunft zu benachrichtigen. Ich verlangte dem zu Folge von dem Gouverneur eine Erlaubniß, um ihn zu besuchen, die mir ohne Schwierigkeit bewilligt wurde. Da ich nicht wußte, wo der Graf wohnte, und die Sprache den Landen nicht verstand, so gab man mir einen Kosaken mit, um mich hinzuführen.

Wir kamen in ein durch hohe Palisaden geschlossenes Quartier der Stadt, von dem alle Ausgänge durch Schildwachen bewacht waren, und das aus ohngefähr zwanzig Häusern bestand. Der Kosak blieb vor einem derselben stehen, und gab mir ein Zeichen, daß es dieses wäre. Ich pochte mit außerordentlichem Herzklopfen an diese Thür, und hörte Alexis Stimme, welche antwortete: Herein. – Ich öffnete die Thür, und fand ihn ganz angekleidet auf seinem Bette liegen, der eine Arm hing herab, und ein Buch war neben ihm auf den Boden gefallen.

Ich blieb auf der Thürschwelle stehen, indem ich ihn anblickte, und die Arme: nach ihm ausbreitete, während er erstaunt aufstand, und mich nicht gleich erkannte.

– Nun! ja, ich bin es, sagte ich zu ihm.

– Wie! Sie! Sie!

–Und er sprang von seinem Bette auf, und schlang den Arm um meinen Hals; dann, mit einer Art von Entsetzen zurückweichend, rief er aus:

– Großer Gott! und Sie auch, sind Sie verbannt, und bin ich unglücklich genug, die Ursache zu sein . . .

– Beruhigen Sie sich, sagte ich zu ihm, ich komme aus Liebhaberei hierher.

Er lächelte bitter.

– Aus Liebhaberei in die Tiefe von Sibirien, neun hundert Stunden weit von St. Petersburg! Erklären Sie mir das . . . oder vielmehr . . . vor Allem . . . können Sie mir Nachricht von Louisen geben?

– Vortreffliche und ganz frische; ich komme von ihr.

– Sie kommen von ihr! Sie haben sie seit einem Monate verlassen?

– Vor fünf Minuten.

– Mein Gott! rief Alexis erbleichend aus, was sagen Sie mir da?

– Die Wahrheit.

– Louise?

– Ist hier.

– O heiligen Frauenherz flüsterte er, die Hände gen Himmel erhebend, während große Thränen seine Wangen herabrollten. Dann fragte er nach augenblicklichem Schweigen, während welchem er Gott zu danken schien: Aber wo ist sie?

– Bei dem Gouverneur, antwortete ich.

– Eilen wir. – Hierauf innehaltend begann er wieder: Was ich ein Thor bin, ich vergesse, daß ich eingesperrt bin, und meinen Pferch nicht ohne die Erlaubniß den Brigadiers verlassen darf. Mein theurer Freund, fügte er hinzu, holen Sie Louisen, damit ich sie sehe, damit ich sie in meine Arme schließe; oder vielmehr bleiben Sie, dieser Mann mag hingeben. Während der Zeit sprechen wir von ihr.

Und er sagte dem Kosaken einige Worte, welcher hinausging, um sich seinen Auftrages zu entledigen.

Während dieser Zeit erzählte ich Alexis Alles, was seit seiner Gefangennehmung vorgefallen war; den Entschluß Louisens, wie sie Alles verkauft, auf welche Art man ihr diese Summe gestohlen hatte, ihre Unterhaltung mit dem Kaiser, die Güte desselben für sie, unsere Abreise von St. Petersburg, unsere Ankunft in Moskau, die Art, mit der wir daselbst von seiner Mutter und seinen Schwestern, welche die Pflege seines Kindes übernommen, empfangen worden waren; dann unsere Abreise, unsere Strapazen, unsere Gefahren, die fürchterliche Fahrt über das Uralgebirge, endlich unsere Ankunft in Tobolsk und in Koslowo. Der Graf hörte dieser Erzählung zu, wie man es bei einer Fabel macht, indem er mich von Zeit zu Zeit bei den Händen faßte, und mir ins Gesicht sah, um sich zu versichern, daß ich es auch wohl sei, der zu ihm spräche und da vor ihm säße; dann stand er ungeduldig auf, ging an die Thür, und setzte sich wieder, da er Niemand kommen sah, indem er mich um neue Einzelheiten fragte, die ich nicht mehr müde wurde, zu wiederholen, als er, sie anzuhören. Endlich öffnete sich die Thür, und der Kosak erschien wieder allein.

– Nun? fragte ihn der Graf erbleichend.

– Der Gouverneur hat geantwortet, daß Sie das dm Gefangenen gemachte Verbot: kennen müßten.

– Welches?

– Das Frauen zu empfangen.

Der Graf fuhr mit der Hand über seine Stirn, und fiel wieder in seinen Sessel zurück. Ich begann selbst zu fürchten, und betrachtete den Grafen, dessen Züge alle die heftigen, in seiner Seele kämpfenden Gefühle verriethen. Nach Verlauf eines Augenblicks des Schweigens wandte er sich wieder nach den: Kosaken um.

– Könnte ich den Brigadier sprechen? sagte er.

– Er war zu gleicher Zeit mit mir bei dem Gouverneur.

– Habt die Gefälligkeit, ihn an seiner Thüre zu erwarten, und ihn in meinem Namen zu bitten, daß er die Güte hätte, zu mir zu kommen.

Der Kosak verbeugte sich und ging hinaus.

– Diese Leute gehorchen inzwischen, sagte ich zum Grafen.

– Ja, aus Gewohnheit, antwortete er lächelnd. Aber begreifen Sie etwas Aehnliehes und Schrecklicheres? sie ist da, hundert Schritte weit von mir, sie hat neun hundert Stunden gemacht, um zu mir zu kommen, und ich kann sie nicht sehen.

– Aber ohne Zweifel, sagte ich zu ihm, waltet da irgend ein Irrthum, irgend ein falsch ausgelegter Befehl ob, man wird das ändern.

Alexis lächelte mit zweifelhafter Miene.

– Ei nun! dann werden wir uns an den Kaiser wenden.

– Ja, und die Antwort wird in drei Monaten ankommen, und während dieser Zeit . . . Sie wissen nicht, was dies für ein Land ist, mein Gott!

Es lag in den Blicken des Grafen eine Verzweiflung die mich erschreckte.

N— Nun! wenn es sein muß, begann ich lächelnd von Neuem, so werde ich Ihnen während dieser drei Monate Gesellschaft leisten; wir werden von ihr sprechen, das wird Ihnen Geduld gewähren, dann, außerdem, wird sich der Gouverneur rühren lassen, oder wohl die Augen zudrücken.

Alexis sah mich nun auch lächelnd an.

– Hier, sagte er zu mir, darf man auf Nichts von alle dem rechnen. Hier ist Alles Eis, wie der Boden. Wenn ein Befehl da ist, so wird der Befehl ausgeführt, und ich werde sie nicht sehen.

– Das ist abscheulich, flüsterte ich.

In diesem Augenblicke trat der Brigadier ein.

– Mein Herr! rief Alexis aus, indem er ihm entgegen stürzte, eine Frau hat mit einer heldenmüthigen, erhabenen Aufopferung St. Petersburg verlassen, um zu mir zu kommen; sie kommt an, sie ist nach tausend bestandenen Gefahren hier, und dieser Mann sagt mir, daß ich sie nicht sehen könnte . . . . er, irrt sich ohne Zweifel?

– Nein, mein Herr, antwortete der Brigadier kalt; Sie wissen wohl, daß die Gefangenen mit keinem Frauenzimmer in Verbindung stehen dürfen.

– Und inzwischen hat der Fürst Trubetzkoi die Erlaubniß erlangt, die man mir verweigert; ist das etwa, weil er Fürst ist?

– Nein, mein Herr, antwortete der Brigadier, sondern weit die Fürstin seine Gattin ist.

– Und wenn Louise meine Frau wäre, rief der Graf aus, so würde man nicht dagegen sein, daß ich sie wieder sähe?

– Durchaus nicht, mein Herr.

– O! rief der Graf, wie von einer großen Last erleichtert, aus. Hierauf sagte er nach einem Augenblicke zu dem Brigadier: Wollen Sie wohl dem Popen erlauben, mein Herr, daß er zu mir kämmt, um mit mir zu sprechen?

– Er soll augenblicklich benachrichtigt werden, sagte der Brigadier.

– Und Sie, mein Freund, sagte er zu mir, indem er mir die Hände drückte, nachdem sie Louisen zum Gefährten und zum Vertheidiger gedient, wollten Sie ihr wohl auch als Zeuge und als Vater dienen?

Ich schlang die Arme, um seinen Hals, und umarmte ihn weinend, ich vermogte kein einziges Wort auszusprechen.

– Suchen Sie Louisen wieder auf, fuhr der Graf fort, und sagen Sie ihr, daß wir uns morgen wiedersehen würden.

In der That, am folgenden Tag um zehn Uhr Morgens trat Louise, geführt von mir und dem Gouverneur und der Graf Alexis, begleitet von dem Fürsten Trubetzkoi und allen den anderen Verbannten, jedes durch eine Thüre der kleinen Kirche von Koslowo ein, knieeten schweigend vor dem Altare nieder, und dort wechselten sie ihr erstes Wort mit einander aus.

Es war das feierliche Ja, welches sie für immer miteinander verband.

Der Kaiser hatte durch einen geheimen, an den Gouverneur gerichteten Brief, welchen Iwan ihm ohne unser Vorwissen übergeben, befohlen, daß der Graf Louisen nur mit dem Titel seiner Gattin versehen, wiedersehen sollte.

 

Der Graf war, wie man sieht, den Wünschen des Kaisers gern entgegen gekommen.

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