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Der Graf von Monte Christo

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»Sieh da,« sagte der Graf mit seinem eigentümlichen Lächeln, »nicht übel für einen Menschen, der am Morgen um sieben Uhr erschossen werden sollte.«

Vampa schaute den schlafenden Albert mit einer gewissen Bewunderung an; man sah, daß er für einen solchen Beweis von Mut nicht unempfindlich war.

»Sie haben Recht, Heer Graf.« sagte er, »dieser Mann muß zu Ihren Freunden gehören.« Dann sich Albert nähernd und ihn an der Schulter berührend: »Exzellenz, ist’s gefällig aufzuwachen?«

»Ah! ah!« sagte Albert, »Ihr seid es, Kapitän? Ihr hättet mich, bei Gott! sollen schlafen lassen: ich hatte einen entzückenden Traum; es träumte mir, ich tanze Galopp bei Torlonia mit der Gräfin G*** (Er zog seine Uhr, welche er behalten hatte, um selbst zu beurteilen, wie viel Zeit abgelaufen.) Halb zwei Uhr Morgens . . . warum des Teufels wecktet Ihr mich zu dieser Stunde?«

»Um Ihnen zu sagen, daß Sie frei sind, Exzellenz.«

»Mein Lieber,« erwiderte Albert mit vollkommener Geistesfreiheit, »beachtet in Zukunft die Maxime von Napoleon dem Großen: »»Weckt mich nur wegen schlimmer Nachrichten.«« Hättet Ihr mich schlafen lassen, so würde ich meinen Galopp beendigt haben und wäre Euch mein Leben lang dankbar . . . Man hat also mein Lösegeld bezahlt?«

»Nein, Exzellenz.«

»Warum bin ich frei?«

»Einem dem ich nichts verweigern kann, hat Sie reclamirt.«

»Hier an diesem Orte?«

»Hier an diesem Orte.«

»Ah! bei Gott, dieser Jemand ist sehr liebenswürdig.«

Albert schaute umher, erblickte Franz und rief:

»Wie, Sie, mein lieber Freund, Sie treiben die Ergebenheit so weit?«

»Nein, nicht ich, sondern der Herr Graf von Monte Christo.«

»Ah! bei Gott! Herr Graf,« sprach heiter Albert, während er seine Cravate und seine Manchetten ordnete, »Sie sind wahrlich ein kostbarer Mann, und ich hoffe, daß Sie mich als Ihren ewig Verbundenen absehen werden, einmal wegen der Wagen Angelegenheit und dann für diesen Vorfall,« und er reichte die Hand dem Grafen, welcher bebte, während er ihm die seinige gab, aber sie ihm dennoch gab.

Der Bandit schaute diese Szene mit erstaunter Miene an: er war offenbar gewohnt, seine Gefangenen vor ihm zittern zu sehen, und hier fand er einen, dessen heitere Laune keine Veränderung erlitten hatte Franz aber war entzückt, daß Albert selbst einem Banditen gegenüber die Ehre der Nation aufrecht erhalten hatte.

»Mein lieber Albert,« sagte er zu ihm, »wenn Sie sich beeilen wollen, so haben wir noch Zeit, die Nacht bei Torlonia zu beschließen. Sie nehmen Ihren Galopp wieder auf, wo Sie ihn unterbrochen haben, und werden somit keinen Groll gegen den edlen Herrn Luigi bewahren, der sich in der Tat bei dieser ganzen Angelegenheit auf das Artigste benommen hat.«

»Ah! gewiss,« versetzte Albert, »Sie haben Recht wir können um zwei Uhr dort sein. Herr Luigi, ist irgend einer andern Förmlichkeit zu entsprechen, um von Euerer Exzellenz Abschied zu nehmen?«

»Keiner, mein Herr,« antwortete der Bandit, »Sie sind frei, wie die Luft.«

»Dann wünsche ich Ihnen ein lustiges Leben. Kommen Sie, meine Herren, kommen Sie!«

Und von Franz und dem Grafen gefolgt, ging Albert die Treppe hinab und durchschritt den großen viereckigen Saal. Alle Banditen standen und hatten den Hut in der Hand.

»Peppino,« sprach der Kapitän, »gib mir die Fackel.«

»Was macht Ihr denn?« fragte der Graf.

»Ich führe Sie zurück, das ist die geringste Ehre, die ich Euerer Exzellenz erzeigen kann.«

Und er nahm die Fackel aus den Händen des Hirten und ging seinen Gästen voran, nicht wie ein Diener, der ein knechtisches Werk vollzieht, sondern wie ein König, der seinen Botschaftern voranschreitet. An der Thüre angelangt, verbeugte er sich und sprach:

»Und nun, mein Herr Graf, wiederhole ich meine Entschuldigungen, und ich hoffe, daß Sie mir wegen dessen, was geschehen ist, nicht ferner grollen werden.«

»Nein, mein lieber Vampa,« sagte der Graf; »Ihr sühnt überdies Euere Irrthümer auf eine so artige Weise, daß man versucht ist, Euch dafür, daß Ihr sie begangen habt, Dank zu wissen.«

»Meine Herren,« sprach der Banditenanführer. Sich nach den jungen Männern umwendend, »vielleicht kommt Ihnen mein Anerbieten nicht sehr lockend vor, aber wenn Sie je Lust in sich verspüren, mir einen zweiten Besuch zu machen, so werden Sie, wo ich auch sein mag, stets willkommen sein.«

Franz und Albert grüßten. Der Graf ging hinaus, ihm folgte Albert. Franz blieb bis zuletzt.

»Euere Exzellenz hat noch etwas zu Sage?« sagte Vampa lächelnd.

»Ja, ich gestehe es,« erwiderte Franz, »ich wäre neugierig, zu erfahren, in welchem Werke Ihr mit so großer Aufmerksamkeit laset, als wir hierher kamen.«

»Ja den Commentaren Cäsars,« sagte der Bandit, »es ist mein Lieblingsbuch.«

»Nun, kommen Sie nicht?« fragte Albert.

»Doch wohl, hier bin ich,« antwortete Franz. Und er verließ den Gang ebenfalls. Man machte einige Schritte in der Ebene.

»Oh! verzeihen Sie, sagte Albert umkehrend: »wollt mir erlauben, Kapitän?« Und er zündete seine Cigarre an der Fackel von Vampa an.

»Nun so geschwinde als möglich, mein Herr Graf,« sprach er; »es ist mir ungeheuer viel daran gelegen die Nacht bei dem Herzog von Bracciano zu beschließen.«

Man fand den Wagen, wo man ihn gelassen hatte. Der Graf sagte ein einziges arabisches Wort zu Ali und die Pferde liefen im stärksten Galopp. Es war zwei Uhr, als die Freunde wieder im Tanzsaale erschienen: ihre Rückkehr machte das größte Aufsehen; da sie aber mit einander kamen, so hörte jede Unruhe, die man über Albert gehabt hatte, im Augenblick auf.

»Madame, sprach der Vicomte von Morcerf, auf die Gräfin zuschreitend, »Sie haben gestern die Güte gehabt, mir einen Galopp zu versprechen, ich komme etwas spät, um Sie an diese entzückende Zusage zu erinnern; doch hier ist ein Freund. dessen Wahrheitsliebe Sie kennen: er wird Ihnen bestätigen, daß ich nicht Schuld daran bin.«

Und da die Musik in diesem Augenblick das Signal zum Walzer gab, so schlang Albert seinen Arm um die Hüften der Gräfin und verschwand mit derselben im Wirbel der Tänzer. Während dieser Zeit dachte Franz an das seltsame Schauern, das den ganzen Leib des Grafen in dem Augenblick durchlaufen hatte, wo er gewisser Maßen genötigt gewesen war, Albert die Hand zu geben.

Fünfzehntes Kapitel.
Das Rendezvous

Am andern Tage, nachdem er aufgestanden war, machte Albert seinem Freunde mit dem ersten Worte den Vorschlag, den Grafen zu besuchen. Er hatte ihm zwar bereits gedankt, aber er begriff, daß ein Dienst wie der Graf ihm einen geleistet, wohl zwei Danksagungen wert war. Franz, den ein mit Furcht gemischter Zauber zu dem Grafen von Monte Christo hinzog, wollte Albert nicht allein zu diesem Manne gehen lassen und begleitete ihn. Beide wurden eingeführt; nach fünf Minuten erschien der Graf.

»Mein Herr Graf,« sagte Albert ihm entgegengehend, »erlauben Sie mir, Ihnen diesen Morgen zu wiederholen, was ich gestern schlecht ausgedrückt habe: nie werde ich vergessen, unter welchen Umständen Sie mir zu Hilfe gekommen sind, und stets werde ich mich erinnern, daß ich Ihnen das Leben zu verdanken habe.«

»Mein lieber Nachbar,« antwortete der Graf lachend, »Sie übertreiben Ihre Verbindlichkeiten gegen mich denn Sie sind mir nicht mehr schuldig, als eine kleine Ersparnis von zwanzigtausend Franken an Ihrem Reisebudget. Sie sehen, daß es nicht der Mühe wert ist, davon zu sprechen. Empfangen Sie Ihrer Seits meine Komplimente,« fügte er bei, »Sie besitzen eine bewunderungswürdige Ungezwungenheit und Leichtigkeit des Benehmens.«

»Was wollen Sie, Herr Graf?« entgegnete Albert, »ich bildete mir ein, ich hätte schlimme Händel gehabt, und ein Duell wäre daraus erfolgt, und ich wollte ich dem Banditen Eines begreiflich machen: daß man sich in allen Ländern der Welt schlägt, daß jedoch nur die Franzosen sich lachend schlagen. Nichtsdestoweniger, da meine Verbindlichkeit Ihnen gegenüber nicht minder groß ist, komme ich, um Sie zu fragen. ob ich Ihnen nicht durch mich, durch meine Freunde und:meine Bekannten in irgend einer Beziehung nützlich sein könnte? Spanischen Ursprungs, nimmt mein Vater, der Vicomte von Morcerf, eine hohe Stellung in Spanien und in Frankreich ein: verfügen Sie über mich und über alle Menschen, die mich lieben.«

»Ich gestehe, Herr von Morcerf,« erwiderte der Graf, »ich erwartete Ihr Anerbieten und nehme es von ganzem Herzen an. Bereits war es meine Absicht, »Sie um einen großen Dienst zu bitten.«

»Um was?«

»Ich bin nie in Paris gewesen, ich kenne Paris nicht.«

»Wirklich!« rief Albert, »Sie konnten bis jetzt leben, ohne Paris zu sehen? Das ist unglaublich.«

»Und dennoch ist es so. Doch ich fühle, daß eine längere Unkenntnis dieser Hauptstadt der intelligenten Welt etwas Unmögliches ist. Mehr noch: ich hätte die seit langer Zeit unerläßliche Reise vielleicht bereits gemacht, wäre ich mit irgend Jemand bekannt gewesen, der mich in diese Welt eingeführt haben würde, in der ich mich keiner Verbindung erfreue.«

»Oh! ein Mann wie Sie!« rief Albert.

»Sie sind sehr gütig. Dach da ich eben kein anderes Verdienst von mir kenne, als daß ich mit Ihren reichsten Banquiers in die Schranken zu treten im Stande bin, und da ich nicht nach Paris gehe, um an der Börse zu spielen, da hielt mich dieser kleine Umstand zurück. Ihr Anerbieten hat aber nunmehr meinen Entschluß zur Reise gebracht. Machen Sie sich anheischig, mein lieber Herr von Morcerf (der Graf begleitete diese Worte mit einem seltsamen Lächeln), machen Sie sich anheischig, wenn ich nach Frankreich gehe, mir die Thüren dieser Welt zu öffnen, in der ich so fremd sein werde, wie ein Hurone oder ein Cochinchinese?«

»Oh! was das betrifft, mein Herr Graf, ganz gut und mit der größten Freude, um so mehr (mein lieber Franz, spotten Sie nicht zu sehr über mich). als ich nach Paris durch einen mir so eben zugekommenen Brief zurückgerufen werde, worin für mich von einer Verbindung mit einem sehr angenehmen Hause die Rede ist, das in den schönsten Verhältnissen zu der ganzen Pariser Welt steht.«

 

»Verbindung durch Heirat?« versetzte Franz lachend.

»Oh! mein Gott, ja. Wenn Sie nach Paris zurückkommen, finden Sie mich als einen gesetzten Mann und vielleicht als Familienvater. Nicht wahr, das wird sich zu meinem natürlichen Ernste gut machen? In jedem Falle wiederhole ich Ihnen, Graf, ich und die Meinigen gehören Ihnen mit Leib und Seele.«

»Ich nehme es an,« sprach der Graf, »denn ich schwöre Ihnen, es fehlte mir nur eine solche Gelegenheit, um Pläne zu verwirklichen, welche ich seit geraumer Zeit wiederkaue.«

Franz zweifelte nicht einen Augenblick, diese Pläne wären diejenigen, über welche der Graf in der Grotte von Monte Christo ein Wort hatte fallen lassen, und er schaute den Grafen, während er sprach, fest an, um auf seinem Gesichte irgend eine Enthüllung der Entwürfe, die ihn nach Paris führten, zu erhaschen; aber es war sehr schwierig, in das Innere dieses Mannes einzubringen, besondere wenn er es mit einem Lächeln verschleierte.

»Doch sagen Sie« Graf,« versetzte Albert, der entzückt darüber war, daß er einen Mann wie Monte Christo in seiner Welt vorstellen sollte, »ist es nicht einer von den Luftentwürfen, wie man tausende auf der Reise macht, welche jedoch, auf Sand gebaut, von dem ersten Hauche des Windes fortgetragen werden?«

»Nein, bei meiner Ehre, ich gehe nach Paris. Ich muß dahin gehen.«

»Wann dies?«

»Wartet werden Sie selbst dort sein?«

»Ich?« erwiderte Albert, »in Vierzehn Tagen oder spätestens drei Wochen, gerade so viel ich Zeit zur Rückkehr brauche.«

»Wohl! ich gebe Ihnen drei Monate: Sie sehen ich mache das Maß lang.«

»Und in drei Monaten werden Sie an meine Thüre klopfen?« rief Albert voll Freude.

»Wollen Sie ein Rendezvous Tag für Tag, Stunde:für Stunde? Ich sage Ihnen, daß ich von einer verzweifelten Pünktlichkeit bin.«

»Tag für Tag, Stunde für Stunde!« sprach Albert, »das ist mir äußerst angenehm.«

»Wohl, es sei!«

Und er streckte die Hand nach einem in der Nähe des Spiegels hängenden Kalender aus und fuhr dann fort:

»Wir haben heute den 21sten Februar (er zog sein:Uhr) es ist halb elf Uhr Morgens Wollen Sie mich am 21. Mai um halb elf Uhr Morgens erwarten?«

»Vortrefflich! das Frühstück wird bereit sein.«

»Was wohnen Sie?««

»Ja der Rue du Helder, Nro. 27.«

»Sie sind Junggeselle und ich belästige Sie nicht?«

»Ich wohne im Hotel meines Vaters, aber in einem völlig abgesonderten Hintergebäude.«

»Gut.«

Der Graf nahm seine Schreibtafel und schrieb: Rue du Helder, Nro. 27, am 21sten Mai um halb elf Uhr Morgens.

»Und nun seien Sie unbesorgt,« sagte der Graf »der Zeiger Ihrer Uhr wird nicht pünktlicher sein, als ich.«

»Und sehe Sie noch vor meiner Abreise?« fragte Albert.«

»Je nachdem: wann reisen Sie?«

»Morgen Abend um fünf Uhr.«

»Dann sage ich Ihnen Lebewohl. Ich habe Geschäfte in Neapel und werde erst Samstag Abend oder Sonntag am Morgen zurückkommen. Und Sie,« fragte der Graf Franz, »reisen Sie ebenfalls, Herr Baron?«

»Ja.«

»Nach Frankreich.«

»Nein, nach Venedig. Ich bleibe noch ein oder zwei Jahre in Italien.«

»Wir werden uns also nicht in Paris sehen?«

»Ich befürchte, die Ehre nicht zu haben.«

»Auf, meine Herren, glückliche Reise,« sagte der Graf zu den zwei Freunden und reichte jedem eine Hand.

Es war das erste Mal, daß Franz die Hand dieses Mannes berührte; er bebte, denn sie war eisig wie die eines Toten.

»Zum letzten Male frage ich Sie,« sprach Albert, »nicht wahr, es ist auf Ehrenwort abgemacht? Rue du Holder, Nro. 27, am 21sten Mai um halb elf Uhr Morgens?«

»Am 21sten Mai um halb elf Uhr Morgens, Rue du Holder, Nro. 27.«

Hiernach grüßten die jungen Männer den Grafen und entfernten sich.

»Was haben Sie denn?« sagte Albert, in sein Zimmer zurückkehrend, zu Franz, »Sie sehen ganz sorgenvoll aus?«

»Ja, ich gestehe, der Graf ist ein seltsamer Mann,« antwortete Franz-. »und nur mit Unruhe sehe ich das Rendezvous, das er Ihnen in Paris gibt.«

»Mit Unruhe dieses Rendezvous! Ah! Sie sind verrückt, mein lieber Franz!« rief Albert.

»Ob verrückt, ob nicht, es bleibt doch so.«

»Hören Sie, und es ist mir lieb, daß sich eine Gelegenheit bietet, Ihnen dies zu sagen: ich habe Sie sehr kalt gegen den Grafen gefunden, während mir sein Benehmen gegen Sie tadellos, ja sogar höchst zuvorkommend erschien. Haben Sie etwas Besonderes gegen ihn einzuwenden?«

»Vielleicht.«

»Sollten Sie ihn irgendwo gesehen haben, ehe Sie ihm hier begegneten?«

»Allerdings.«

»Wo?«

»Versprechen Sie mir, nicht ein Wort von dem zu sagen, was ich Ihnen mitteilen werde?«

»Ich verspreche es Ihnen.«

»Gut. Hören Sie.«

Hierauf erzählte Franz seinem Freunde den ganzen Verlauf seines Ausflugs nach der Insel Monte Christo, wie er dort mehrere Schmuggler gefunden und unter diesen Schmugglern corsische Banditen. Er verweilte bei allen einzelnen Umständen der feenhaften Gastfreundschaft, die ihm der Graf in seiner Grotte von Tausend und eine Nacht hatte angedeihen lassen: er sprach vom Abendbrot, vom Haschisch, von den Statuen, von Wirklichkeit und Traum, und wie am Morgen als Beweis und als Erinnerung an alle diese Ereignisse nichts mehr übrig geblieben, als eine kleine Yacht, welche er am Horizont nach Porto Vecchio segeln sah. Dann ging er auf Rom über, auf die Nacht im Colisseum, auf des Gespräch, das er in Beziehung auf Peppino zwischen ihm und Vampa gehört, und wobei der Graf verspochen, die Begnadigung des Banditen zu erlangen, ein Versprechen, das er, wie die Leser selbst beurteilen konnten, vollkommen hielt.

Endlich gelangte er zu dem Abenteuer der vorhergehenden Nacht, zu seiner Verlegenheit, als er gesehen, daß ihm sechs bis sieben hundert Piaster fehlten, um die erforderliche Summe vollständig zu machen, und endlich zu dem Gedanken, der ihn erfaßt, sich an den Grafen zu wenden, was erwähnter Maßen einen zugleich so malerischen und befriedigenden Erfolg gehabt hatte.

Albert hörte Franz mit der größten Aufmerksamkeit zu.

»Nun,« sagte er, als sein Freund geendigt hatte, »was finden Sie daran auszusetzen? Der Graf ist Reisender, der Graf hat ein eigenes Schiff, weil er reich ist. Gehen Sie nach Portsmouth oder Southampton, und Sie werden die Häfen voll von Yachten sehen, welche reichen Engländern gehören, die dieselbe Phantasie haben. Um zu wissen, wo er bei seinen Ausflügen anhalten soll, um nicht aus der abscheulichen Küche zu essen, welche mich seit vier Monaten, Sie seit vier Jahren vergiftet, um nicht in den niederträchtigen Betten zu liegen, in denen man nicht schlafen kann, läßt er sich ein Absteigequartier auf Monte Christo einrichten; hat er sein Absteigequartier eingerichtet, so befürchtet er, die toscanische Regierung könnte ihm den Abschied geben, wodurch seine Ausgaben verloren gehen würden, und kauft die Insel und nimmt den Namen davon an. Mein Freund, durchsuchen Sie Ihre Erinnerungen und sagen Sie mir, wie Viele von unseren Bekannten die Namen von Gütern annehmen, die sie nie besessen haben?«

»Aber die corsischen Banditen, die sich bei seiner Mannschaft befanden?«

»Was ist darüber zu staunen? Nicht wahr, Sie wissen besser, als irgend Jemand, daß die corsischen Banditen keine Räuber, sondern einfach Flüchtlinge sind, welche irgend eine Vendetta aus ihrer Stadt oder aus ihrem Dorfe verbannt hat; man kann also mit ihnen zusammen sein, ohne sich zu compromittiren. Ich meines Teils erkläre, daß ich, wenn ich je nach Corsica gehe, ehe ich Mich dem Gouverneur oder dem Präfecten vorstellen lasse, mit den Banditen von Colomba Bekanntschaft mache, vorausgesetzt, man kann ihrer habhaft werden, denn ich finde Sie entzückend.«

»Aber Vampa und seine Truppe sind Banditen, welche die Leute festnehmen, um zu rauben; das werden Sie wohl nicht leugnen?« versetzte Franz. »Was sagen Sie zu dem Einfluß des Grafen auf dergleichen Leute?«

»Ich sage, mein Lieber: insofern ich aller Wahrscheinlichkeit nach diesem Einfluß das Leben zu verdanken habe, ist es nicht meine Sache, dies zu scharf zu beurteilen. Statt ihm, wie Sie, ein Hauptverbrechen daraus zu machen, werden Sie es gutheißen, wenn ich ihn entschuldige, nicht weil er mir das Leben gerettet, was ein wenig übertrieben ist, sondern weil er mir viertausend Piaster erspart hat, eine Summe, welche gerade zwanzig tausend Franken unseres Geldes gleichkommt, eine Summe, zu der man mich sicherlich in Frankreich nicht angeschlagen hätte, was zum Beweise dient,« fügte er lachend bei, »daß der Prophet in seinem Vaterlande nie etwas gilt.«

»Wohl! gerade das ist es: aus welchem Lande ist der Graf? welche Sprache spricht er? was sind seine Existenzmittel? woher kommt sein ungeheures Vermögen? wie war der erste Teil seines verhängnißvollen unbekannten Lebens beschaffen? wer hat über den zweiten die düstere, menschenfeindliche Tinte verbreitet? Das wünschte ich an Ihrer Stelle zu wissen.«

»Mein lieber Franz, erwiderte Albert, »als Sie beim Empfang meines Briefes sahen. daß Sie seines Einflusses bedurften, sagten Sie zu dem Grafen: »»Albert von Morcerf, mein Freund, ist in Gefahr. Helfen Sie mir ihn dieser Gefahr entziehen;«« nicht wahr?

»Ja.«

»Dann fragte er: »»Wer ist Herr Albert von Morcerf? woher hat er seinen Namen? woher sein Vermögen? was sind seine Existenzmittel? was ist sein Vaterland? wo ist er geboren?«« sprechen Sie, hat er Sie alles Dies gefragt?«

»Ich muß gestehen, nein.«

»Es ist ganz einfach gegangen; er hat mich den Händen von Vampa entzogen, wo ich, wie Sie sagen, trotz meines scheinbar ungezwungenen Wesens eine ziemlich schlechte Rolle spielte; nun. mein Lieber, wenn er mich im Austausch für einen solchen Dienst bittet, für ihn das zu tun, was man jeden Tag für den nächstenden besten italienischen oder russischen Fürsten tut, der durch Paris reist, das heißt, ihn in der Welt vorzustellen . . . soll ich ihm dies verweigern? Stille doch Franz, Sie sind verrückt.«

Es ist nicht zu leugnen, alle gute Gesinde waren dies Mal, wider die Gewohnheit, auf der Seite von Albert.

»Machen Sie es, wie Sie wollen, mein lieber Vicomte,« versetzte Franz nach kurzem Stillschweigen, »denn Alles, was Sie mir da sagen, ist, ich muß es gestehen, dem Anscheine nach völlig richtig; aber darum dünkt es mir nicht minder wahr, daß der Graf ein äußerst seltsamer Mann ist.«

»Der Graf von Monte Christo ist ein Menschenfreund; hat er Ihnen nicht gesagt, in welcher Absicht er nach Paris kommt? nun wohl, er kommt, um sich um den Monthyon-Preis zu bewerben, und wenn es nur meiner Stimme bedarf, damit er denselben erhält, so werde ich sie ihm geben. Hiernach wollen wir diesen Gegenstand ruhen lassen, mein lieber Franz, uns zu Tische setzen, und dann Sanct Peter einen letztere Besuch machen.«

Es geschah, wie Albert sagte, und am andern Tage um fünf Uhr Nachmittags trennten sich die jungen Leute, Albert von Morcerf, um nach Paris zurückzukehren, Franz d’Epinay, um vierzehn Tage in Venedig zuzubringen.

Doch ehe Albert in den Wagen stieg, übergab er dem Aufwärter im Gasthofe, so sehr befürchtete er, sein Gast könnte beim Rendezvous fehlen, eine Karte für den Grafen von Monte Christo, auf welche er unter die Wort: »Vicomte Albert von Morcerf,« die Wort geschrieben hatte:

Am 21sten Mai, um halb elf Uhr
Morgens, Rue du Helder, Nro. 27
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