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Der Graf von Moret

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XIII.
In welchem bewiesen wird, dass Niemand sicher ist. aufgehängt zu werden, selbst dann nicht, wenn er schon den Strick um den Hals hat

Die Außenwerke waren in den Händen der Franzosen, es blieb aber noch das Hauptfestungswerk zu nehmen, welches gefüllt mit Soldaten war, gespickt mit Kanonen, bestrichen durch das Fort Montabon, erbaut auf einer unzugänglichen Felsenkuppe. Jenes Fort war nur auf einem Stege zu erreichen, auf welchem ein Mann hinter dem andern gehen musste.

Man hatte die Kanonen zurücklassen müssen, weil man sie weder aus der engen Talsohle, noch an den steilen Bergabhängen fortbringen konnte.

Es galt also, die Lunette ohne andere Unterstützung, als jene wohlbekannte französische »Furia« anzugreifen, die schon damals ein Schrecken der Italiener war.

Die Feldherren und die Blüte des Adels, stolz darauf, unter den Augen des Königs zu sterben, welcher der Schlacht an der Seite des Kardinals von einer kleinen Erhöhung herab zusah, die nicht außerhalb des Bereichs der feindlichen Geschütze lag; die Feldherren und die Blüte des Adels, sagen wir, marschierten, ihre Hüte auf der Spitze ihrer Degen, vor den Truppen einher.

Die Soldaten folgten; sie fragten nicht, ob man sie zur Schlachtbank führe; ihre Offiziere gingen voran und das genügte ihnen.

Der König sah die Lücken, welche in den Reihen der Truppen durch die feindlichen Kugeln gerissen wurden; er rief den Mutigen Beifall zu, aber gleichzeitig erwachte in ihm der Instinct der Grausamkeit, wie er in dein Tiger bei dem Anblicke des Blutes erwacht.

Als er den Marschall d'Ancre tödten ließ, mussten ihn seine Garden emporheben, damit er die blutende Leiche betrachten könne; denn er War zu klein, um ohne diese Hilfe zu dem Fenster hinaussehen zu können.

Man gelangte an die Schanzen; Sturmleitern wurden angelegt und der Sturm begann.

Montmorency ergriff eine Fahne und stieg zuerst auf die Mauer; zu alt, um ihm zu folgen, blieb Bassompierre im Kugelregen mitten unter den Truppen, und feuerte sie durch begeisterte Worte an.

Einige Leitern brachen unter der Last der Stürmenden, so sehr drängte Jeder vorwärts, um der Erste zu sein, der den Fuß auf die Zinne des Walles setzte.

Die Belagerten hatten sich aus Allem Waffen gemacht. Die Einen gaben auf Armeslänge Feuer auf die Stürmenden, die Anderen stachen mit Piken zwischen die Rüstungen hinein, und hin und wieder zeigte ein empor springender Blutstrahl oder ein von der Leiter hinabstürzender Mann, dass sie gut getroffen hatten; noch Andere warfen Pflastersteine auf die Köpfe der Feinde hinab.

Plötzlich bemerkte man eine große Verwirrung unter den Verschanzten, und gleich darauf hörte man weit hinter dem Festungswerke Gewehrfeuer und lautes Geschrei.

»Mut, Freunde,« rief Montmorency, indem er zum dritten Male den Versuch machte, den Wall zu erklimmen, »es ist der Graf von Moret, der uns zu Hilfe kommt.«

Und von Neuem begann er, blutend und verwundet, wie er war, den Sturm und riß Alle, die ihn sehen und hören konnten, mit sich fort.

Der Herzog hatte sich nicht getäuscht; es war wirklich der Graf von Moret, der seine Diversion machte.

Der Graf war, wie wir erzählt haben, um drei Uhr Morgens abmarschiert, und hatte Latil als Kapitän und Galaor als Adjutanten zur Seite.

Sie kamen an den Bergstrom, in welchem Wilhelm Coutet beinahe ertrunken wäre, aber das Wasser war jetzt gesunken und außerdem mit einer Eisdecke überzogen, so dass der Strom mit leichter Mühe überschritten werden konnte, wenn man von Klippe zu Klippe sprang.

An dem andern Ufer angekommen, durcheilten sie rasch den Raum, der sie von den Bergen trennte; hier fand der Graf den Fußsteig, den er schon einmal gegangen war, und er und seine Leute verfolgten denselben.

Die Nacht war finster, aber der frischgefallene Schnee erhellte den Weg.

Der Graf, welcher die Beschwerlichkeiten desselben kannte, hatte sich mit langen und starken Stricken versehen. Jeden dieser Stricke hielten vierundzwanzig Mann, die am Rande des steilen Abhanges marschierten; glitt Einer von ihnen aus, so wurde er von den anderen Dreiundzwanzig gehalten, und wenn er den Strick nicht losließ, konnte er bald wieder festen Fuß fassen.

Daneben marschierten andere Vierundzwanzig, denen die Ersteren gewissermaßen als Geländer dienten.

Als man sich der Schmugglerhütte näherte, befahl der Graf von Moret das tiefste Stillschweigen. Ohne dass man wusste, weswegen dieser Befehl gegeben wurde, schwiegen Alle.

Der Graf berief nun zwölf Mann zu sich, teilte ihnen mit, von was für Leuten die Hütte, die sie vor sich sähen, bewohnt sei und trug ihnen auf. ihren Gefährten leise den Befehl mitzuteilen, die Hütte zu umzingeln. Ein einziger dieser Banditen, den man entschlüpfen ließ, konnte Alarm im feindlichen Lager schlagen und den Zweck der ganzen Unternehmung vereiteln.

Galaor, der die Örtlichkeit kannte, nahm zwanzig Mann, um den Hof zu umzingeln, mit zwanzig anderen bewachte Latil den Eingang und mit einer gleichen Anzahl stand der Graf von Moret vor dem Fenster, welches in die Stube ging und aus dem die Banditen sich hätten flüchten können. Das Fenster war beleuchtet, ein sicheres Zeichen, dass Gäste in der Hütte waren.

Der Rest der Truppe erhielt den Auftrag, sich längs des Weges aufzustellen, um keinem der Banditen die Möglichkeit der Flucht zu lassen.

Das Thor des Hofes war geschlossen; Galaor kletterte mit der Schlauheit und Gewandtheit eines Affen hinüber und öffnete es von innen.

In einem Nu war der Hof von Soldaten angefüllt, welche, die Muskete bei Fuß. warteten. Latil ordnete seine Leute in zwei Glieder vor der Tür, und befahl ihnen, auf jeden Fliehenden zu feuern.

Der Graf hatte sich vorsichtig dem Fenster genähert, um zu sehen, was im Innern der Hütte vorgehe; aber die Hitze, die darinnen herrschte, hatte die Scheiben mit einer Dunstschichte überzogen, die sie undurchsichtig machte.

Eine der Scheiben, die wahrend einer der zahlreichen Raufereien zerbrochen worden sein mochte, war durch ein Stück Papier ersetzt.

Der Graf von Moret kletterte auf den Fenstersims, durchlöcherte das Papier mit der Spitze seines Dolches und wurde hierdurch zum Zuschauer einer sonderbaren Szene.

Drinnen lag der Schmuggler, welcher Wilhelm Coutet damals benachrichtigt hatte, dass die Banditen den Reisenden auf der Spur seien, gebunden und geknebelt auf einem Tische, und die Banditen hatten ihn nach Art eines Gerichtshofes soeben verurteilt; da diese Urteile ohne Appellation waren, so handelte es sich nur noch darum, ob der Unglückliche erschossen oder aufgehängt werden sollte.

Die Meinungen hierüber waren so ziemlich geteilt, aber, wie man wissen wird, sind die Spanier ökonomische Leute. Einer von ihnen machte geltend, dass man unmöglich den Mann durch Pulver und Blei hinrichten könne, ohne fünf bis sechs Musketenschüsse daran zu wenden; das sein aber ebenso viele verlorene Ladungen, die man bei Gelegenheit besser brauchen könne, während, wenn man einen Menschen aufhänge, man nichts weiter brauche, als einen Strick, welcher noch überdies nach der Exemtion, als der Strick eines Gehängten, drei- und vierfach im Werte steige.

Diese weise Ansicht trug den Sieg davon.

Der arme Teufel, der gebunden auf dem Tische lag, begriff so gut die Hoffnungslosigkeit seiner Lage, dass er auf das Beifallsgeschrei, welches die Wahl des Strickes begleitete, nur die Worte aller christlichen Sterbenden murmelte: »Herr, in Deine Hände empfehle ich meinen Geist!«

Ein Strick ist ein Ding, das man nirgendwo lange zu suchen braucht, namentlich nicht in einer Herberge, bei welcher Ställe sind.

Nach fünf Minuten gab ein Maultiertreiber, der nicht böse darüber war, ohne besondere Unkosten dem Schauspiele einer Hinrichtung beizuwohnen, einen Strick her.

Man knüpfte die Laterne, welche von der Zimmerdecke herabhing, von ihrem Haken los; der Bandit, welcher die ökonomische Idee des Strickes gehabt hatte, nahm diesen aus den Händen des Maultiertreibers, zog ihn durch den Haken, gab das eine Ende einem seiner Kameraden in die Hand und machte an dem anderen Ende eine Schlinge mit einem laufenden Knoten.

Nun wurde der Verurteilte vom Tische gehoben, seine Banden teilweise gelöst und man legte ihm die Schlinge um den Hals, ohne dass er besonderen Widerstand leistete, so sehr war er überzeugt, dass ihm ein solcher nichts nützen würde.

Dann hörte man inmitten eines unheimlichen Schweigens den eintönigen Befehl:

»Zieht an!«

Aber kaum war dieser Befehl ausgesprochen, als sich von der Seite des Fensters ein Geräusch wie von zerreißendem Papier hören ließ, sich durch die in der Papierscheibe gemachte Öffnung ein mit einer Pistole bewaffneter Arm in das Zimmer streckte, ein Schuss aus dieser Pistole fiel, und der Mann, welcher beschäftigt war, die Schlinge um den Hals des Verurteilten zu befestigen, zum Tode getroffen niederstürzte.

In demselben Augenblick wurden die Fensterflügel durch einen kräftigen Fußtritt aufgestoßen und der Graf von Moret, gefolgt von seinen Leuten, sprang in das Zimmer, während zu gleicher Zeit die Türe, die nach der Gasse und jene, welche nach dem Hofe führte, sich öffneten und vor beiden Öffnungen die Flintenläufe der Soldaten blitzten.

In einem Nu war der Verurteilte seiner Bande entledigt, und sank aus der Ohnmacht des Todeskampfes in die der sinne bewältigenden Freude.

»Dass es Niemand versuche, sich von hierzu entfernen!« rief der Graf von Moret; »wer es versucht, zu fliehen, ist dem Tode verfallen!«

Niemand wagte es, sich zu rühren. .

»Freund,« fuhr der Graf fort, indem er sich an den Schmuggler wendete, dem er soeben das Leben gerettet hatte, »ich bin der Reisende, den Du vor etwa zwei Monaten so großmütig von der Gefahr benachrichtigt hast, welche ihm drohte, und für den Du dadurch Dein Leben wagtest. Es ist nur gerecht, dass jetzt die Rollen wechseln und dass die Tragödie zu Ende gespielt werde; zeige mir die Elenden, welche uns damals verfolgt haben; der Prozess wird nicht lange Zeit in Anspruch nehmen.«

 

Der Schmuggler ließ sich das nicht zweimal sagen; er bezeichnete acht Spanier; dem neunten war eben durch die Kugel das Gehirn zerschmettert worden.

Die Banditen, welche sich verurteilt sahen, und auf Rettung nicht hoffen durften, tauschten rasch einen Blick des Einverständnisses mit einander aus und warfen sich mit dem Entschlusse der Verzweiflung, den Dolch in der Hand, auf die Soldaten, welche die Tür bewachten.

Aber sie hatten es mit einer überlegenen Macht zu tun; wie man weiß, leitete Latil die kleine Schar, welche an der Außentür aufgestellt war, und er selbst stand, eine Pistole in jeder Hand, auf der Schwelle.

Mit zwei Schüssen, die fast zu gleicher Zeit abgefeuert wurden, tödtete er zwei Mann; die sechs anderen kämpften eine Weile mit den Leuten Latil's und denen des Grafen von Moret; man hörte durch einige Minuten das Klirren des Eisens, unartikulierte Schreie, Flüche, noch zwei Schüsse, dann den dumpfen Fall mehrerer menschlicher Körper und Alles war zu Ende.

Sechs Banditen lagen in ihrem Blute und die drei, welche lebten, befanden sich, an Händen und Füßen gebunden, in der Gewalt der Soldaten.

»Man hat diesen Strick aufgetrieben, um einen ehrlichen Menschen zu hängen; man schaffe noch zwei andere herbei, damit diese Schurken aufgeknüpft werden,« gebot der Graf von Moret.

Die Maultiertreiber, denen sich die Ausficht eröffnete, drei Menschen daran hängen zu lassen, was jedenfalls ein aufregenderes Schauspiel war, als einen einzigen hängen zu sehen, boten bereitwillig ihre Stricke an.

»Latil,« sagte der Graf. »Euch beauftrage ich damit, diese drei Herren aufhängen zu lassen. Was die andere ehrenwerte Gesellschaft betrifft, so lasset zehn Mann hier zurück, um sie zu bewachen; es soll Niemand ein Leid geschehen, es darf aber auch Niemand vor morgen Mittag die Hütte verlassen.«

»Und wo werde ich wieder mit Euch zusammentreffen?« fragte Latil.

»Dieser brave Mann,« sagte der Graf, auf den Schmuggler zeigend, der auf so wunderbare Weise dem Stricke entgangen war, »wird Euch führen, nur müsst Ihr eilen, um uns einzuholen.«

Dann wandte er sich zu dem Schmuggler.

»Es ist derselbe Weg, mein Freund,« sagte er, »den wir in jener Nacht zogen; sind wir in Susa, dann erhaltet Ihr zwanzig Pistolen. – Latil, Ihr habt zehn Minuten für Euer Geschäft.«

Latil verbeugte sich.

»Vorwärts!« befahl Moret seinen Soldaten; »wir haben hier eine halbe Stunde verloren und müssen sie nun wieder einbringen.«

Die Truppe marschierte ab.

Nach zehn Minuten wurde sie von Latil wieder eingeholt, der sein »Geschäft« besorgt hatte.

Auf der Brücke von Giavon stieß er zu dem Grafen; der Schmuggler wollte sich hier seinem Lebensretter zu Füßen werfen, dieser hielt ihn jedoch zurück.

»Es ist gut.« sagte er; »es ist gut! Jetzt ist keine Zeit mit Redensarten zu verlieren; wir müssen trachten, in einer Stunde in Susa zu sein.«

Und die Soldaten verdoppelten ihre Schritte.

XIV.
Die weiße Feder

Man kennt den Weg, welchen der Graf von Moret zu verfolgen hatte; es war derselbe, den er schon einmal mit Isabella von Lautrec und der Frau von Coëtman gereist war.

Das strengste Schweigen war befohlen, und man hörte kein anderes Geräusch, als das des Schnees, welcher unter den Füßen der Soldaten knirschte.

Um einen Felsen biegend, bekam man Susa zu Gesicht; die Umrisse seiner Türme zeichneten sich im roten Scheine der Morgendämmerung am Himmel ab.

Die Position auf dem Walle, der sich an das Gebirge lehnte, war aufgegeben und der Weg, wenn man den schmalen Streif, auf welchem nicht zwei Mann neben einander gehen konnten, so nennen will, führte etwa zehn Fuß über den Wallmauern dahin.

Man konnte sich mit leichter Mühe auf den Wall hinabgleiten lassen.

Die Lunette, welche die französische Armee angreifen musste, nachdem sie die beiden Redouten genommen hatte, war ungefähr drei Meilen von Susa entfernt, und da man an einen Angriff von der Gebirgsseite durchaus nicht dachte, war der Punkt, auf welchem der Graf von Moret jetzt anlangte, unbewacht.

Doch erblickten bei Tagesanbruch einige Schildwachen die kleine Truppe auf den Bergabhängen und schlugen Lärm.

Der Graf von Moret hörte ihr Geschrei, sah ihre hastigen Bewegungen und begriff, dass keine Zeit zu verlieren sei; er sprang eilig von der Klippe und ließ sich auf den Wall hinabgleiten.

Sich umwendend, sah er Latil dicht hinter sich.

Auf die Rufe der Schildwachen waren die piemontesischen Soldaten, welche zunächst ihre Stellungen hatten, herbeigelaufen, und bildeten eine Schar von etwa hundert Mann, der man nicht Zeit lassen durfte, sich zu verstärken.

Kaum sah der Graf zwanzig Mann um sich, als er sich mit denselben gegen das Thor von Susa warf.

Die Soldaten Carl Emanuels, welche eine lange Reihe französischer Soldaten über die Felsen daher ziehen sahen, und die Anzahl ihrer wie vom Himmel gefallenen Feinde nicht schätzen konnten, leisteten nur schwachen Widerstand, da sie jedoch erwogen, wie wichtig es sei. dass der Herzog und sein Sohn, die im Passe kämpften, von der Gefahr benachrichtigt würden, schickten sie einen Reiter ab, um diese Botschaft zu überbringen.

Der Graf von Moret erblickte den Boten, wie er sich von der Stadtmauer ablöste und in der Richtung des Passes entfernte; er erkannte augenblicklich die Absicht des im sausenden Galopp dahin sprengenden, aber er vermochte es nicht, sich derselben zu widersetzen.

Es war dies für ihn nur ein Grund mehr, sich des Thores von Susa zu bemächtigen, durch welches Ludwig XIII., wenn die Festungsvorwerke erstürmt sein würden, seinen Einzug halten musste.

Er warf sich also, wie wir bereits mitteilten, mit den wenigen Soldaten, die schon von den Felsen niedergestiegen waren, auf die Verteidiger dieses Thores.

Der Kampf währte nicht lange.

In dem Momente, wo sie es am wenigsten erwarteten, überrascht, die Zahl ihrer Feinde nicht kennend, an einen Verrat glaubend, flohen die Picmontesen, so gute Soldaten sie auch sein mochten, unter Alarmgeschrei teils in die Stadt, teils in die Berge.

Der Graf von Moret bemächtigte sich des Thores, versammelte daselbst seine ganze Truppe, ließ vier Kanonen gegen die Stadt richten, beorderte fünfzig Mann zur Bewachung des Thores und zur Bedienung der Geschütze und ging mit den vier hundertfünfzig Mann, die ihm blieben, ab, um nach der getroffenen Verabredung die Befestigungswerke im Rücken anzugreifen.

Bald hörte man die Kanonen donnern und sah die Pulverwolken über dem Gipfel von Montabon aufsteigen.

Die beiden Armeen waren also handgemein.

Der Graf von Moret befahl seinen Leuten, ihre Schritte zu verdoppeln; als er sich den Verschanzungen auf eine kurze Entfernung genähert hatte, sah er, wie eine ziemlich beträchtliche Truppe sich von der piemontesischen Armee loslöste und ihm entgegenging.

An der Spitze dieser Truppe ritt der Oberst, welcher sie kommandierte.

Die Truppe zählte beinahe eben soviel Soldaten, als der Graf unter seinen Befehlen hatte.

Latil näherte sich dem Grafen.

»Ich erkenne,« sagte er, »den Offizier, welcher die Soldaten führt; es ist der Oberst Belon, ein sehr tapferer Mann«

.»Nun?« fragte der Gras.

»Ich wünschte, dass der Herr Graf mir erlauben mögen, ihn zum Gefangenen zu machen.«

»Das, ich Dir dies erlaube? Ventre-Saint-Gris! Ich wünsche nichts sehnlicher; aber wie willst Du es anfangen?«

»Nichts ist leichter als das, Monseigneur! Wenn Ihr ihn mit seinem Pferde stürzen seht, greift heftig an; seine Soldaten werden ihn für todt halten und auseinander stieben. Eilt dann auf die Fahne zu, und sucht Euch derselben zu bemächtigen. Ich nehme den Obersten auf mich, da er drei- bis viertausend Pistolen Lösegeld in Aussicht stellt, während die Eroberung der Fahne nur Ruhm bringt, und daher Euch besser ansteht, Monseigneur!«

»Mir also die Fahne,« rief der Graf von Moret, »und Dir der Oberst!«

»Es bleibt dabei! Lasset jetzt die Trommeln rühren und die Trompeten blasen.«

Der Graf von Moret erhob seinen Degen und sogleich wirbelten die Trommeln und die Trompeten schmetterten in die Lüfte.

Latil nahm vier Mann mit sich, welche geladene Musketen in der Hand hielten und bereit waren, ihm dieselben zu reichen, sobald er einen Schuss abgefeuert hatte, und dann wieder zu laden, was damals ein sehr zeitraubendes Geschäft war.

Übrigens schien sich die savoyardische Truppe bei den Tönen der französischen Trommeln und Hörner zu beleben. Der Oberst Belon hatte einige Worte an sie gerichtet, welche sie mit Vivatrufen erwiderten, worauf sie sich zum Angriffe in Bewegung setzten.

Die zwei Truppen waren nur noch fünfzig Schritte von einander entfernt.

Die piemontesische hielt an, um Feuer zu geben.

»Das ist der Augenblick, Monseigneur,« sagte Latil zu dem Grafen, »gehet nur gerade auf die Fahne los.«

Er hatte noch nicht ausgesprochen, als ein Kugelregen über den Köpfen der Franzosen dahinsauste, die unbeweglich in guter Ordnung stehen blieben.

»Schießt niedrig!« rief Latil. – Und selbst das gute Beispiel gebend, nahm er das Pferd des Obersten auf's Korn. Er feuerte in dem Augenblicke, wo der Oberst die Zügel seines Pferdes nachließ, um anzugreifen.

Das Pferd erhielt die Kugel in die Schulter; der Schmerz trieb es in wilden Sätzen vorwärts, und zwanzig Schritte von der französischen Linie entfernt stürzte es zusammen.

»Mir der Oberst, Euch die Fahne!« rief Latil noch einmal, und stürzte mit erhobenem Degen auf den Obrist zu.

Die französischen Soldaten hatten Feuer gegeben und nach der Anweisung Latil's tief gezielt, so dass beinahe alle Schüsse trafen. Der Graf benützte die Unordnung in den feindlichen Reihen, um sich mitten in dieselben zu stürzen.

In wenigen Sprüngen war Latil an der Seite des Obersten Belon, welcher unter seinem Pferde lag, und von dem Sturz noch ganz betäubt war. Er setzte ihm die Spitze des Degens an die Kehle.

Der Oberst versuchte es, die Hand an seinen Gürtel zu bringen, in welchem er einen Dolch hatte.

»Eine einzige Bewegung, Oberst Belon,« sagte Latil. »und Ihr seid eine Leiche.«

»Ich ergebe mich!« seufzte der Oberst, Latil seinen Degen reichend.

»Auf Gnade und Ungnade?«

»Auf Gnade und Ungnade!«

»Nun, dann, behaltet Euren Degen; man entwaffnet einen so tapferen Offizier nicht! Wir werden uns nach dem Kampfe wieder sehen; sollte ich getödtet werden, dann seid Ihr frei!«

Mit diesen Worten half er dem Oberst unter seinem Pferde hervor, und als er ihn aufrecht stehen sah, warf er sich auf die Piemontesen.

Was Latil vorhergesehen, war eingetroffen; die Piemontesen hatten, als sie ihren Anführer fallen sahen, und nicht wussten, ob er oder sein Pferd getödtet sei, sich einschüchtern lassen; außerdem griff der Graf von Moret mit einer solchen Heftigkeit an, dass sich die feindlichen Reihen vor ihm öffneten und es ihm gelang, sich der Fahne zu bemächtige», obwohl eine kleine Schar mutigerer Soldaten sie hartnäckig verteidigte, und um ihren Besitz viel Blut floss.

Latil stürzte sich in das dichteste Handgemenge. Mit donnernder Stimme rief er: »Moret! Moret! Ein guter Degenstoß für den Sohn Heinrichs IV.!« Und jedem so verkündeten Hiebe oder Stiche folgte die Tat, welche ein Piemontese meistens mit dem Leben bezahlte,.

Endlich halte der Graf von Moret die Fahne mit der linken Hand ergriffen, während er mit der rechten den Fahnenträger durchbohrte; er schwang das Siegeszeichen hoch in die Luft und rief:

»Frankreich hat gesiegt! Es lebe der König L u d w i g XIII.!«

Dieser Ruf wurde von allen Franzosen wiederholt, und die Schar, welche ausgeschickt worden war, sich dem Andrange des Grafen von Moret zu widersetzen, eilte in vollem Laufe den Festungswerken zu; sie war jedoch um ein Drittheil verringert.

»Verlieren wir jetzt keine Minute, Monseigneur,« sagte Latil zu dem Grafen; »verfolgen wir sie, indem wir fortwährend schießen; möglich, dass wir keinen Einzigen von ihnen tödten, aber es ist durchaus notwendig, dass unsere Freunde unser Feuer hören.«

Und in der Thai haben wir gesehen, dass das Feuer dieser Truppe den Mut der großen Armee verdoppelte.

Von vorn durch Montmorency, Bassompierre und Créqui, im Rücken durch den Grafen von Moret und Latil angegriffen, fürchteten der Herzog von Savoyen und sein Sohn, umzingelt und gefangen genommen zu werden. Sie warfen sich daher, indem sie dem Grafen von Verrue die Verteidigung der Befestigungswerke übergaben, auf ihre Pferde und sprengten davon.

 

Zunächst befanden sie sich nun mitten unter den Soldaten des Obersten Belon welche fliehend den Wällen zuliefen, und von den unablässig feuernden und schreienden Franzosen verfolgt wurden.

Die zwei Reiter, welche den Bergen zu lenkten, zogen die Aufmerksamkeit Latil's auf sich, der in ihnen Personen von Bedeutung zu erkennen glaubte und sich auf die Seite, nach welcher sie die Richtung nahmen, wendete, um ihnen den Weg abzuschneiden. In dem Augenblicke jedoch, als er das Pferd des Herzogs bei dem Zügel fassen wollte, sah er einen Blitz, der ihn blendete, vor seinen Augen vorüber zucken, und fühlte gleich darauf einen heftigen Schmerz an der linken Schulter. Ein spanischer Offizier im Dienste des Herzogs, der seinen Herrn in Gefahr sah, gefangen genommen zu werden, hatte sich auf Latil geworfen und ihm eine ziemlich tiefe Wunde mit dem Degen beigebracht.

Latil stieß, weniger aus Schmerz als aus Zorn, sich seine Beute entgehen zu sehen, einen Schrei aus, und warf sich, den Degen in der Hand, auf den Spanier.

Obwohl der Degen Latil's kürzer war, als der seines Gegners, war Latil doch in wenigen Augenblicken Herr über diesen geworden, und der Spanier stürzte, mit zwei Wunden in der Brust, nieder, indem er rief: »Rettet Euch, mein Fürst!«

Bei diesen Worten sprang Latil, wie von einer Tarantel gestochen, empor, und verfolgte die beiden Reiter, welche jedoch auf ihren schnellen und ausdauernden Gebirgspferden bald einen solchen Vorsprung erlangt hatten, das: Latil jeden Gedanken an eine weitere Verfolgung aufzugeben gezwungen war.

Latil kehrte, wütend darüber, das, er sich eine so schöne Beute hatte entgehen lassen, zurück; aber es blieb ihm noch der spanische Offizier, der sich ihm auch auf Gnade und Ungnade ergab.

Während dieser Zeit war innerhalb der Befestigungswerke große Unordnung entstanden. Der Herzog von Montmorency welcher, der Erste, auf die Wälle gesprungen war, wusste sich da zu behaupten, und scheuchte mit wuchtigen Schwertstreichen Jeden zurück, der es versuchte, sich ihm zu nähern; auf diese Weise hielt er für die ihm Nachfolgenden den Platz frei. – Piemontesen und Savoyarden stürzten sich wie reißende Ströme nach den Ausgangsthoren, welche gegen Susa lagen. Aber auf dieser Seite begegneten sie dem Grafen von Moret. Die Stärke dieser Truppe nicht kennend, machten sie nicht einmal den Versuch, mit ihr zu kämpfen, und flohen, vor jeder Gruppe französischer Soldaten zerstiebend, wie das Wasser des Bergstromes an jeder Felsenklippe zerstiebt.

Der Graf von Moret drang in die Redoute auf der entgegengesetzten Seite, mitten in die Verschanzungen und von dem Feinde noch umgeben, traf er auf den Herzog von Montmorency; die beiden tapferen Männer erkannten und umarmten einander.

Dann, sich noch immer umschlungen haltend, erschienen sie aus der Zinne des Walles, jeder ein Siegeszeichen schwingend; der Herzog die französische Fahne, die er zuerst auf den feindlichen Wällen aufgepflanzt hatte, Moret das erbeutete savoyische Banner, So grüßten sie den König, indem sie die beiden Fahnen vor ihm senkten und mit lauter Stimme riefen:

Es lebe Ludwig XIII.!«

»Dass nun Niemand mehr vor dem Könige die Redoute betrete!« befahl der Kardinal. »Es wird Belohnungen geben für Die, welche sich bereits in derselben befinden!«

Schildwachen wurden sofort an den Eingängen aufgestellt, und Montmorency ging selbst mit dem Grafen von Moret, um dem Könige und dem Kardinal die Pforte zu öffnen.

Beide hielten zu Pferde ihren Einzug und die Waffen in der Hand, zum Zeichen, dass sie als Eroberer einzogen und die Besiegten nur auf ihre Gnade angewiesen seien.

Der König wandte sich zuerst zu dem Herzog von Montmorency.

»Ich weiß. Herr Herzog,« sagte er, »was das Ziel Eures Ehrgeizes ist; nach Beendigung des Feldzuges werden wir trachten, Euer Schwert gegen ein anderes zu vertauschen, mit welchem Ihr Euch zwar nicht besser schlagen werdet, als Ihr es jetzt tut, das Euch aber, da es die goldenen Lilien aus seiner Klinge trägt, den Vorrang vor den Marschällen von Frankreich geben wird.«

Montmorency verbeugte sich; das Versprechen war ein bestimmtes, und das Schwert des Connetables, wie wir bereits erwähnten, das Einzige, wonach der Herzog strebte.

»Sire,« sagte der Graf von Moret, dem Könige die savoyische Fahne darreichend, welche er dem Regimente des Obersten Belon entrissen hatte, »erlaubt mir, zu den Füßen Ew. Majestät dieses Feldzeichen niederzulegen, welches ich erobert habe.«

»Ich nehme es an,« sagte Ludwig XIII., »und gebe Euch dafür diese weiße Feder von meinem Hut, welche Ihr zum Andenken an Euren Bruder, und als Erinnerung an unsern Vater, tragen möget, dessen Hut in der glorreichen Schlacht bei Ivry durch drei solche Federn geschmückt war.«

Der Graf von Noret wollte ehrfurchtsvoll die Hand des Königs küssen, aber Ludwig XIII. breitete seine Arme aus und die beiden Brüder umarmten einander herzlich.

Dann nahm der König von seinem Hut, demselben, den, ihm der Herzog von Montmorency gegeben hatte, eine der drei weißen Federn und reichte sie dem Grafen von Moret samt der Diamantagraffe, an der sie befestigt war.

Am selben Tage um fünf Uhr Abends hielt Ludwig XIII. seinen Einzug in Susa, nachdem ihm die Behörden der Stadt die Schlüssel der Thore auf einer silbernen Platte entgegengebracht hatten.

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