Бесплатно

Der Graf von Moret

Текст
0
Отзывы
iOSAndroidWindows Phone
Куда отправить ссылку на приложение?
Не закрывайте это окно, пока не введёте код в мобильном устройстве
ПовторитьСсылка отправлена

По требованию правообладателя эта книга недоступна для скачивания в виде файла.

Однако вы можете читать её в наших мобильных приложениях (даже без подключения к сети интернет) и онлайн на сайте ЛитРес.

Отметить прочитанной
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

IX.
Das Tagebuch des Marschall van Bassompierre

Wie der Herzog von Mantua durch Vermittlung des Gesandten erfahren hatte, waren der König und der Kardinal in der Tat am 4, Januar von Paris abgereist und hatten am 15. desselben Monats in Moulins gespeist und in Varennes übernachtet, welcher letztere Ort nicht mit dem Varennes im Departement der Maas zu verwechseln ist, welches durch die Verhaftung eines Königs so berühmt wurde.

Für diesen ganzen Feldzug besitzen wir keine verlässlichere Quelle, als das Tagebuch des Marschalls von Bassompierre und aus diesem werden wir daher den historischen Teil unserer Erzählung dieses Feldzuges schöpfen.

Als der König nach dem mit dem Kardinale geschlossenen Bündnisse aus dem Kabinett Sr. Eminenz trat, fand er im Vorzimmer Herrn von Bassompierre, der gekommen war, dem wieder in Gunst getretenen Minister den Hof zu machen.

Als er ihn bemerkte, blieb der König stehen und wandte sich zu dem ihn begleitenden Kardinal zurück.

»Seht, Herr Kardinal,« sagte er, »da ist Einer, der uns gewiss begleiten und uns gut dienen wird.«

Der Kardinal lächelte und machte ein Zeichen der Zustimmung.

»Es ist das die Gewohnheit des Herrn Marschalls,« sagte er.

»Möge Ew. Majestät mir verzeihen, dass ich die Regeln der Etikette verletze, indem ich frage, wohin ich folgen soll?«

»Nach Italien,« erwiderte der König, »wohin ich mich persönlich begebe, um vorerst Casale zu entsetzen. Haltet Euch zur Abreise bereit, Herr Marschall; ich nehme außer Euch noch den Marschall Créqui mit, welcher jene Gegenden kennt, und ich hoffe, dass wir von uns reden machen werden.«

»Sire,« sagte Bassompierre, sich verbeugend, »ich bin Euer ergebener Diener, und würde Euch bis an das Ende der Welt und selbst in den Mond folgen, falls es Euch belieben sollte, da hinaufzusteigen.«

»Wir werden weder so weit reisen, noch so hoch hinaufsteigen, Herr Marschall. Jedenfalls ist der Ort des Zusammentreffens Grenoble; wenn Euch noch etwas mangelt, um in das Feld zu ziehen, wendet Euch an den Herrn Kardinal.«

»Sire,« entgegnete Bassompierre, »mit Gottes Hilfe wird mir nichts mangeln, besonders wenn Eure Majestät dem alten Schelm Lavieuville den Befehl erteilen. mir meinen Gehalt als Generaloberst der Schweizer auszuzahlen.«

Der König lachte.

»Wenn Lavieuville Euch nicht bezahlt.« sagte er gnädig, »so werdet Ihr Euren Sold aus den Händen des Kardinals empfangen.«

»Wirklich?« sagte Bassompierre mit einer Miene, welche ziemlich deutlich den Zweifel ausdrückte.

»Ja, wirklich!« sagte Se. Eminenz, »und es wäre gut, wenn Ihr mir auf der Stelle Eure Quittung gäbet, da wir keine Zeit zu verlieren haben, und in drei oder vier Tagen abreisen werden. Ihr sollt mit Eurem Gelde in der Tasche von hier weggehen.«

»Herr Kardinal,« sagte Bassompierre mit jener Miene eines großen Herrn, die er so gern annahm, »ich trage niemals Geld bei mir, außer wenn ich mich zum Spiele des Königs begebe; ich werde, wenn es Euch beliebt, die Quittung hier zurücklassen, und einen meiner Leute nach dem Gelde schicken.«

Als der König weggegangen war, schrieb der Marschall die Quittung und ließ des andern Tages das Geld in Empfang nehmen.

Am Abend desselben Tages, an welchem der Kardinal zu Ludwig XIII. gesagt, ein König dürfe nie sein Wort brechen, hatte er den beiden Königinnen und Monsieur alle ihnen vom Könige versprochenen Summen auszahlen lassen.

L'Angely erhielt die dreißigtausend Livres, die ihm der König versprochen hatte, und St. Simon das Dekret als königlicher Stallmeister mit einem Gehalte von fünfzehntausend Livres jährlich.

Nachdem die Rechnungen des Königs dergestalt geordnet waren, hatte der Kardinal auch seine Gnadengaben ausgeteilt; Charpentier, Rossignol und Cavois wurden bedacht, aber so reichlich auch das Geschenk an den Letzteren ausfiel, vermochte es dennoch nicht sein Weib zu trösten, welches die Entlassung des Kardinals als die Hoffnung auf eine lange Reihe ruhiger, ungestörter Nächte erweckt, die das einzige Ziel ihres Strebens waren, und bei der sie, wie wir sahen, durch das Gebet ihrer Kinder unterstützt wurde. Zum Unglück aber wird Gott so mit Bitten bestürmt, dass er selbst bei den Vernünftigsten nicht immer Zeit findet, sie zu erfüllen.

Die arme Frau Cavois litt unter einem solchen Augenblick der Überhäufung Gottes mit Geschäften, und Cavoi's sollte sie, indem er dem Kardinal folgte, abermals zur Strohwitwe machen; zum Glück befand sie sich indes guter Hoffnung.

Der König hatte seinem Bruder den Titel eines General-Lieutenants gelassen, aber von dem Augenblicke an, wo es beschlossen war, dass der Kardinal den König begleiten sollte, galt es als ausgemachte Sache, dass Richelieu die Leitung des Krieges übernehmen werde und die General-Lieutenantsstelle eine bloße Sinecure sei.

Obwohl daher Monsieur sein Gefolge nach Montargis vorausgeschickt hatte, sagte er in Chavagnes dem Marschall Bassompierre, er wolle nicht, dass es den Anschein haben solle, als sei er gefühllos gegen die ihm von seinem Bruder zugefügte Beleidigung und er werde sich daher in sein Fürstentum Dombes zurückziehen und dort die weiteren Befehle des Königs erwarten,

Bassompierre drang sehr in ihn, um ihn von diesem Entschlusse abzubringen, aber er vermochte dagegen nichts auszurichten.

Niemand täuschte sich übrigens über diesen Entschluss Monsieur's und Jeder schrieb ihn seiner Feigheit zu, die sich unter der Maske beleidigten Stolzes verbarg.

Der König war in Eile durch Lyon gereist, wo die Pest wütete, und hatte erst in Grenoble angehalten.

Montag den 19. Februar schickte er den Marquis von Thoiras nach Vienne, wo er zu der Armee stoßen und die Wege für die Artillerie ausforschen sollte.

Der Herzog von Montmorency hatte seinerseits dem Könige mitteilen lassen, dass er sich in Briancon mit ihm vereinigen werde.

Hier fingen aber ernste Verlegenheiten an.

Die beiden Königinnen waren unter dem Vorwand, dass ihnen die Gesundheit des Königs Besorgnisse einflöße, in Wirklichkeit aber in der Absicht, den Einfluss des Kardinals zu untergraben, Ludwig XIII. nachgereist, um ihn in Grenoble einzuholen; aber er hatte ihnen sagen lassen, sie mögen in Lyon ihre Reise beenden, und sie wagten nicht, sich seinem Befehle zu widersetzen. Von Lyon aus richteten sie aber alles mögliche Übel an, indem sie die Mitwirkung Créqui's und des Herzogs von Guise, von denen der Erste den Übergang über die Gebirge unterstützen, der Letztere die Flotte herbeiführen sollte, lähmten.

Nichts entmutigte indes den Kardinal; so lange er den König unter seinem Einfluss hatte, bildete dieser seine Stärke. Er hoffte, dass die Gegenwart des Königs und die persönliche Gefahr, der er sich dadurch aussetzte, dass er selbst die Alpen im Winter überschritt, aus den benachbarten Provinzen die nöthigen Verstärkungen herbeiziehen würde, und es wäre das auch ohne die hindernden Einwirkungen der beiden Königinnen der Fall gewesen.

In Briancon erwies es sich, dass die Umtriebe der Königinnen nur zu wirksam gewesen waren. Nichts von alle dem, was sich hier hätte vorfinden sollen, war eingetroffen, weder Lebensmittel, noch Maultiere, noch Munition; von der Artillerie waren nur 12 Kanonen zur Stelle.

In der Kasse befand sich im Ganzen die Summe von 200,000 Livres, so sehr waren die durch den Kardinal aufgenommenen Millionen durch allerhand Ansprüche und unnöthige Ausgaben zusammengeschmolzen.

Gegenüber hatte man den listigsten und gewissenlosesten Fürsten als Feind.

Alle diese Hindernisse vermochten nicht den Kardinal auch nur einen einzigen Augenblick aufzuhalten. Er versammelte die besten Ingenieure und suchte mit ihnen die Mittel, Kriegsgeräte und Lebensmittel durch Menschenkräfte über die Gebirge tragen zu lassen.

Carl VIII. hatte zuerst Geschütze über die Alpen transportiert, aber das geschah in der guten Jahreszeit. Man musste zwischen Bergen manövrieren, die im Sommer beinahe unzugänglich waren, um so mehr aber im Winter. Man band die Kanonen mit Stricken an Winden, welche an den Lafetten befestigt waren; dann wurden die Winden gedreht und die Soldaten mussten an den Stricken ziehen. Die Kugeln wurden in Tragkörben fortgeschafft; die Munition, das Pulver und das übrige Kriegsgerät verwahrte man in kleinen Fässern, mit denen man die Maultiere beläd, die man sich um schweres Geld verschafft hatte.

Innerhalb sechs Tagen war das Alles über die Berge bis nach Oulx geschafft; der Kardinal selbst war bis nach Chaumont vorgedrungen, wo er in Eile Nachrichten sammelte, und Erkundigungen über die Genauigkeit der ihm durch den Grafen von Moret gewordenen Mitteilungen einzog.

Als die Munition revidiert wurde, fand es sich, dass jeder Mann nur sieben Patronen hatte.

»Was liegt daran,« sagte er, »da Susa schon bei dem fünften Schuss fallen wird?«

Mittlerweile war das Gerücht aller dieser Rüstungen zu Carl Emanuel gedrungen, aber der König und der Kardinal befanden sich bereits in Briancon, während Jener sie noch in Lyon glaubte. Er schickte seinen Sohn Victor Amadeus nach Grenoble, um den König daselbst zu erwarten; als der Prinz aber dort ankam, war der König schon nach dem Süden weitergereist.

Victor Amadeus begann nun eine förmliche Jagd auf den König und holte ihn erst in Oulx ein, wo er in dem Augenblicke ankam, als die letzten Kanonen von den Berghängen heruntergeschleift wurden.

Er bat um Audienz; der König bewilligte dieselbe; er empfing ihn, wollte aber von Geschäften nicht mit ihm reden und,wies ihn an den Kardinal.

Victor Amadeus reiste augenblicklich nach Chaumont ab.

Dieser Prinz, in der Schule der List erzogen, wollte dieselbe auch gegenüber dem Kardinal anwenden; zum Unglück für ihn befand sich diesmal die List dem Genie, die Schlange dem Löwen gegenüber.

Bei den ersten Worten, die der Prinz sprach, begriff Richelieu, dass der Herzog von Savoyen, als er ihm seinen Sohn sandte, die einzige Absicht hatte, Zeit zu gewinnen, aber in jener Angelegenheit, wo der König sich vielleicht hätte überlisten lassen, blieb der Kardinal vollkommen Herr des Termins.

 

Victor Amadeus fragte im Namen seines Vaters, ob man ihm Zeit lassen wollte, sein dem Gouverneur von Mailand gegebenes Wort: dass er den französischen Truppen den Durchzug verwehren würde, auf gütlichem Wege zurückzunehmen.

Bevor er aber noch ausgesprochen hatte, unterbrach ihn der Kardinal.

»Verzeihung, mein Prinz,« sagte er, »aber der Herr Herzog verlangt da Zeit, um ein Wort zurückzunehmen, das er nie hätte geben sollen.«

»Wieso?« fragte der Prinz.

»Weil er sich bei Gelegenheit seines letzten Vertrages mit Frankreich gegen den König, meinen Gebieter, mündlich verbindlich gemacht hat, ihm freien Durchzug durch seine Staaten zu gewähren, im Falle Se. Majestät für nöthig halten sollten, seinen Verbündeten in Italien Unterstützung zuzuführen.«

»Ich habe aber,« erwiderte der Prinz zögernd, »diese Klausel in dem Vertrage zwischen Frankreich und Piemont nicht bemerkt.«

»Wisst Ihr, warum man sie nicht in den Vertrag aufgenommen, sondern sich mit dem Ehrenworte Eures Vaters begnügt hat? Es geschah das aus Rücksicht für ihn, weil er uns begreiflich zu machen suchte, der König von Spanien würde auf ein solches Frankreich zugestandenes Privilegium eifersüchtig sein, und es gleichfalls für sich in Anspruch nehmen wollen.«

»Aber,« bemerkte Victor Amadeus, »der Herzog, mein Vater, verweigert ja dem Könige von Frankreich den Durchzug nicht.«

»Dann,« sagte der Kardinal lächelnd, denn er erinnerte sich an alle Details des ihm vom Grafen von Moret gesandten Schreibens, »dann geschah es wahrscheinlich nur zur Ehrenbezeigung für uns, dass Se. Hoheit der Herzog von Piemont den Pass von Susa befestigen und fast sperren ließ; dann wollte er wahrscheinlich unsere Wege dadurch erleichtern, dass er, nicht zufrieden mit den Schwierigkeiten, welche das Terrain an und für sich bietet, noch Felsstücke von außergewöhnlicher Größe auf den schmalen Pfad rollen ließ; dann beschäftigt er auch wohl in der Absicht, Blumen auf unsere Wege zu pflanzen, dreihundert Arbeiter mit Hacke und Schaufel, die er selbst und sein erhabener Sohn von Zeit zu Zeit durch Versprechungen und Drohungen zur größeren Eile aneifern? Mein Prinz, verstellen wir uns nicht; reden wir offen miteinander! Ihr verlangt Zeit, damit Don Gonzales seinerseits Zeit gewinne, Casale zu nehmen, dessen Besatzung heldenmütig Hungers stirbt; wir aber, deren Pflicht und deren Interesse es ist, dieser Besatzung zu Hilfe zu kommen, wir sagen Euch: Monseigneur, der Herzog, Euer Vater, ist uns den freien Durchzug schuldig und er wird ihn uns gewähren. Es bedarf zweier Tage, bis unser Kriegsgerät von Oulx hierher gelangt; es ist jetzt elf Uhr Morgens; übermorgen um dieselbe Stunde werden wir die piemontesische Grenze überschreiten und auf Susa marschieren; einen Tag später werden wir die dortigen Festungswerke angreifen; haltet das für abgemacht. – Und nun, mein Prinz, da Ihr keine Zeit zu verlieren habt, um Euch zu entschließen, ob Ihr uns den Durchzug frei lassen wollt, oder um Vorbereitungen zu treffen, falls Ihr die Absicht habt, Euch demselben zu widersetzen, halte ich Euch nicht mehr zurück. Einen ehrlichen Frieden oder einen ehrlichen Krieg!«

»Ich fürchte, dass das kein guter Krieg ist, Monseigneur!« sagte Victor Amadeus, sich erhebend.

»Als guter Christ und Priester des Herrn verabscheue ich den Krieg, aber als Politiker und Minister Frankreichs halte ich ihn zuweilen, wenn auch nicht für eine gute, so doch für eine notwendige Sache. Frankreich ist in seinem Rechte, und wird dasselbe zu wahren wissen; wehe dem Staate, der sich zum Kämpfer für die Lüge und Hinterlist herabwürdigt. Gott sieht uns, er wird uns richten.«

Der Kardinal machte eine Verbeugung gegen den Prinzen, ihm andeutend, dass eine längere Unterredung nutzlos wäre und dass sein Entschluss, Casale zu entsetzen, unwiderruflich sei, welche Hindernisse sich auch auf seinem Wege dahin anhäufen möchten.

X
Zu welchem der Leser einem alten Bekannten begegnet

Kaum hatte Victor Amadeus sich entfernt, als der Kardinal zu einem Tische ging, und folgenden Brief niederschrieb:

»Sire!

»Wenn Ew. Majestät, wie ich zu Gott hoffe, ohne Unfall die Transportirrung unserer Armee über die Berge überwacht haben, ersuche ich Euch, anzuordnen, dass die Kanonen, die Pulverwagen und sämtliches Kriegsgerät sofort nach Chaumont abgehe, und lege die demütige Bitte bei, Ew. Majestät wolle sich gleichfalls schleunigst hierher begeben, da der Tag des Angriffes, wenn Ew. Majestät nicht anders befiehlt, auf Mittwoch den 6. März festgesetzt ist. Ich habe in meiner Unterredung mit dem Prinzen von Piemont in dieser Beziehung das Wort Ew. Majestät verpfändet und ich hoffe, dass Ew. Majestät, wenn nicht besonders triftige Gründe Euch zum Gegenteile zwingen, dieses Wort einlösen werden.

»Ich erwarte daher mit Ungeduld eine Antwort Ew. Majestät, noch sehnlicher aber Ew. Majestät selbst.

»Ich schicke Euch einen Menschen, Sire, auf den Ihr Euch in allen Dingen verlassen könnt, sogar als Reisegefährten, für den Fall, als Ew. Majestät beisteht und inkognito reisen wollten. Ich verbleibe

»Ew. Majestät

»getreuester Unterthan und ergebenster Diener

»Armand Kardinal Richelieu.«

Als dieser Brief gefaltet und gesiegelt war, rief der Kardinal:

»Stephan!«

Sogleich öffnete sich die Tür des Zimmers und unser alter Bekannter aus dem Gasthaus »zum gefärbten Barte« erschien auf der Schwelle. Doch glich er nicht jenem Stephan, den wir in das Kabinett des Kardinals in Chaliot bleich, mit schlotternden Beinen, eintreten sahen, wie er sich an der Mauer halten musste, um nicht zu fallen. Stephan hielt jetzt den Kopf hoch, den Körper stramm, sein mächtiger Schnurrbart war aufgedreht, seinen Hut hielt er in der rechten Hand, und die Linke ruhte aus dem Knauf seines mächtigen Raufdegens.

Es waren aber auch vier Monate seit dem Augenblicke verstrichen, wo er, zu gleicher Zeit von den Degen Pisani's und Souscarières getroffen, auf die Dielen Meister Soleil's ohnmächtig niedersank – und Stephan Latil besaß eine gute Natur.

Die Aussicht auf die baldige Eröffnung der Feindseligkeiten hatte seinem Gesicht den Ausdruck einer erhöhten Fröhlichkeit gegeben, welche dem Kardinal nicht entging.

»Stephan,« sagte er, »es handelt sich darum, sofort zu Pferde zu steigen, wenn Du es nicht vorziehst, zu Fuße zu gehen; aber mache das wie Du willst, nur sorge dafür, dass dieser Brief, welcher von der höchsten Wichtigkeit ist, sich vor zehn Uhr Abends in den Händen des Königs befinde.«

»Wollen Ew. Eminenz mir sagen, wie spät es jetzt ist?«

Der Kardinal zog seine Uhr.

»Es ist nahe an Mittag.«

»Und der König ist in Oulx?«

»Ja.«

»Um acht Uhr wird der König den Brief in Händen haben, oder ich bin in die Dora gestürzt.«

»Trachte, nicht in den Fluss zu fallen, was mir Kummer machen würde, und sieh zu, dass der König den Brief rechtzeitig bekommt, was mir im Gegenteil Freude bereiten würde.«

»Ich hoffe Ew. Eminenz zufriedenzustellen.«

Der Kardinal kannte Latil als einen Mann von Wort; er fügte daher seinen Weisungen nichts hinzu, und machte dem Manne ein Zeichen, dass er entlassen sei.

Latil lief sogleich in den Stall, wählte ein gutes Pferd, schwang sich hinauf, ließ es bei dem Hufschmied schärfen und jagte auf dem Wege nach Oulx dahin.

Er fand den Weg übrigens besser, als er sich vorgestellt hatte, da er durch die Pioniere ein wenig ausgebessert worden war, um ihn für die Artillerie, die in Kurzem auf demselben passieren sollte, minder beschwerlich zu machen.

Um vier Uhr war er in St. Laurent, um halb acht Uhr in Oulx.

Der König speiste und wurde dabei von St. Simon bedient, welcher Baradas in seinen Funktionen und in der Gunst des Königs nachgefolgt war. L'Angely stand am anderen Ende der Tafel; er war von Kopf bis zu Fuß neu gekleidet.

Kaum hatte man dem Könige einen Boten des Kardinals gemeldet, als er befahl, denselben sogleich zu ihm zu führen.

Latil war, obwohl er die Formen der Etikette streng zu beobachten wusste, doch nicht der Mann, sich von der königlichen Majestät einschüchtern zu lassen.

Er trat also mutig in den Saal ein, näherte sich dem Könige, ließ sich auf ein Knie nieder, und reichte Sr. Majestät den Brief des Kardinals, den er auf den Rand seines Filzhutes gelegt hatte.

Ludwig XIII. sah ihm mit einer Art Erstaunen zu, denn Latil befolgte die strenge ehemalige Hofetikette.

»Aber,« fragte er, indem er den Brief nahm, »wer hat Euch dieses feine Benehmen gelehrt?«

»Wurden nicht auf diese Weise die Briefe Eurem erhabenen Vater, glorreichen Andenkens, gereicht, Sire?«

»In der Tat, aber die Mode ist doch schon etwas veraltet.«

»Da die Achtung vor der Majestät dieselbe geblieben ist, hätte es auch die Etikette bleiben sollen.«

»Du scheinst mir für einen Soldaten etwas zu streng auf Etikette zu halten.«

»Ich war in meiner Jugend Page des Herzogs von Epernon und zu jener Zeit hatte ich oft die Ehre, Sr. Majestät Heinrich IV. Briefe überreichen zu dürfen.«

»Page des Herzogs von Epernon?« wiederholte der König.

»Als solcher stand ich auf dem Tritt von dem Wagen des Königs in jener unseligen Stunde, als ihn der Stahl des Mörders traf. Haben Ew. Majestät nicht von einem Pagen erzählen hören, der den Mörder aufhielt, indem er ihn bei seinem Mantel erfasst hatte und diesen nicht losließ trotz der Messerstiche, mit denen der Mörder seine Hände zerfleischte?«

»Ja. Solltest Du zufällig dieser Page gewesen sein?«

Latil zog seine Handschuhe von Dammhirschleder ab und zeigte dem Könige seine mit Narben bedeckten Hände.

»Betrachtet meine Hände, Sire,« sagte er.

Der König blickte den Mann eine Weile mit sichtlicher Erregung an.

»Diese Hände,« sagte er dann, »können nur die eines ehrlichen Mannes sein; reiche mir sie, mein Braver!«

Und er drückte dem Manne die rauen Hände,

»Und nun,« sagte er, »erhebe Dich!«

Latil stand auf.

»Das war ein großer König, Sire, Euer Herr Vater,« sagte er.

»Ja,« sagte Ludwig XIII., »und Gott möge mir die Gnade erweisen, dass ich ihm gleiche.«

»Die Gelegenheit dazu ist da, Sire,« sagte Latil, indem er auf den Brief zeigte, dessen Überbringer er war.

Der König öffnete den Brief.

»Ah,« sagte er, nachdem er gelesen hatte, »der Herr Kardinal meldet uns, dass er unsere Ehre verpfändet habe, und dass wir uns beeilen sollen, dieselbe auszulösen. Lassen wir ihn nicht lange warten. St. Simon, benachrichtige die Herren von Créqui und von Bassompierre, dass ich sofort mit ihnen zu sprechen wünsche.«

Die beiden Marschälle wohnten in einem Nachbarhaus; in wenigen Minuten waren sie benachrichtigt. Schomberg hielt sich in Exilles auf; Montmorency war in Saint-Lauret,

Der König zeigte ihnen den Brief des Kardinals und gab ihnen den Befehl, so schnell als möglich die Artillerie und die Munition nach Chaumont zu befördern, so dass am zweitfolgenden Tage Alles an Ort und Stelle sein sollte.

Er selbst würde sie am Dienstag Abend zu einem Kriegsrate erwarten, in welchem die Art des Angriffs für den folgenden Tag besprochen werden sollte.

Um zehn Uhr Abends, in einer finsteren, sternlosen, schneedurchwehten Nacht, reiste der König zu Pferde ab, begleitet von St. Simon und L'Angely. Da man nicht die Vorsicht gebraucht hatte, die Pferde des Glatteises wegen scharf beschlagen zu lassen, bot Latil sein eigenes Pferd dem Könige an, welcher es auch annahm; Latil selbst, welcher den Weg kannte, wollte zu Fuß gehen.

Niemals hatte der König sich wohler befunden und war mit sich selbst zufriedener gewesen, als gerade jetzt; er besaß, wie wir bereits erwähnten, wenn auch nicht die Kraft, doch wenigstens das Bewusstsein der Größe. Weshalb sollte nicht Susa das Seitenstück zu Ivry werden, wenn er statt des schwarzen Federbusches einen weißen nahm?

Latil ging dem Pferde des Königs voran, und untersuchte den Weg mit einem eisenbeschlagenen Stocke. Von Zeit zu Zeit blieb er stehen, eine gefahrlosere Stelle zu suchen, nahm dann, wenn er sie gefunden, das Pferd des Königs am Zügel und leitete es auf den ebenen Weg.

Bei jedem Posten gab der König sich zu erkennen und hinterließ für die Truppen den Befehl, nach Chaumont aufzubrechen und er genoss eines der süßesten Vorrechte der Macht, indem er sah, wie man ihm gehorchte.

Einige Zeit, bevor man nach St, Lauret kam, erriet Latil an der Scharfe der Windstöße, dass einer jener Wirbelwinde bevorstehe, welche die Gebirgsbewohner »Schneejäger« nennen. Er ersuchte den König, abzusteigen und sich zwischen St. Simon, L'Angely und ihn zu stellen; der König beharrte jedoch darauf, zu Pferde zu bleiben, indem er sagte, da er einmal Soldat geworden sei, müsse er sich auch als sicher benehmen.

 

Er hüllte sich indes dichter in seinen Mantel und wartete.

Der Wirbelwind trat bald ein; er pfiff gleich darauf um die Köpfe der Reisenden. St. Simon und L'Angely drängten sich zu beiden Seiten an den König. Latil ergriff mit beiden Händen den Zaum von dessen Pferd, wendete es mit dem Rücken gegen den Sturm und zwang es, stille zu stehen.

Der Sturm war schrecklich; die Reiter fühlten, wie die Pferde unter ihnen zitterten; bei großen Naturerscheinungen ist es, als ob die Tiere die Gefühle der Menschen teilten.

Die Seidenschnur, welche den Hut des Königs hielt, zerriss, und der schwarze Filzhut mit den wallenden Federn flog, einem Nachtvogel gleich, durch die Lüfte davon.

Bald bedeckte sich der Weg mit einer zwei Fuß hohen Schneelage.

In St. Lauret angekommen, fragte der König nach der Wohnung des Herzogs von Montmorency. Es war ein Uhr Morgens; der Herzog hatte sich völlig angekleidet auf sein Bett geworfen.

Als er hörte, der König sei angekommen, stürzte er aus dem Zimmer und empfing den König auf der Schwelle der Hütte, in welcher er Quartier genommen hatte.

Diese Eile gefiel dem Könige, und obwohl er dem Herzog sonst nicht sehr geneigt war, begrüßte er ihn freundlich.

Der Herzog bot dem Könige an, ihn durch eine Eskorte begleiten zu lassen.

Aber Ludwig XIII. erwiderte, dass er sich auf französischem Boden sicher glaube, dass er seine Begleitung von ihm ergebenen Leuten für genügend erachte, und dass er bloß den Herzog einlade, sich zur Stunde des Kriegsrates in Chaumont einzufinden. Das Einzige, was er annahm, war ein Hut. Als er ihn aufsetzen wollte, bemerkte er, dass drei weiße Federn daran befestigt waren. Dies erinnerte ihn an die Schlacht von Ivry.

»Das ist ein Glückszeichen!« sagte er.

Als man St. Lauret verließ, lag der Schnee so hoch, dass Latil den König bat, vom Pferde zu steigen.

Der König folgte dieser Aufforderung.

Latil schritt voran, das Pferd des Königs am Zügel führend, dann kamen St. Simon und L'Angely; zuletzt schritt der König auf dem Wege, den die drei Männer und die drei Pferde einigermaßen ausgetreten hatten.

Saint-Simon, welcher durch Dankbarkeit die Gunstbezeigungen vergelten wollte, welche er von dem Kardinal empfangen hatte, rühmte gegen den König alle diese Vorbereitungen und pries die weise Vorsicht dessen, welcher dieselben getroffen hatte.

»Ja, ja,« sagte Ludwig XIII. »der Herr Kardinal ist ein guter Diener. Ich bezweifle, dass mein Bruder an des Kardinals Stelle so für mich gesorgt haben würde.«

Nach zwei Stunden kam der König ohne irgend einen Zwischenfall, eben so stolz auf den Verlust seines Hutes, wie ein Soldat auf seine Wunde, an der Tür des Gasthauses »zum goldenen Wachholderbaum« an und befahl, den Kardinal nicht zu wecken.

»Se. Eminenz schlafen nicht,« antwortete Meister Germain.

»Und was macht er zu dieser Stunde?« fragte der König.

»Ich arbeite an der Größe Frankreichs,« sagte der Kardinal, die Tür seines Kabinetts öffnend, »und Herr von Pontis hilft mir bei diesem ehrenvollen Werke.«

Und der Kardinal geleitete den König in sein Arbeitszimmer, wo ein ungeheures Feuer brannte und eine vortreffliche Karte der Gegend auf dem Tische ausgebreitet lag.

Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»