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Kleine Romane und Novellen

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– »Was willst du machen? fuhr Giacomo fort.«

– »Ich komme von Seiten meines Obristen, Euch, wie man sagt, sein Ultimatum zu bringen.«

– »Gut, sagte Giacomo

– »Nun also, wenn es gut ist, sagte André, so habt die Gewogenheit, mir nur die unbedeutendste Sache herabzulassen, damit ich heraufsteige, man könnte zum Beispiel sagen, ein Seil; dann zieht mich so herauf. Nicht? Er machte die Gebärde eines Menschen, der einen Wassereimer aus einem Brunnen zieht.«

Giacomo machte einige Schritte und zog aus dem Gebüsche, worein es versteckt geblieben war, das unnütz gewordene Seil, ließ es an einem Ende zu André hinab, der es fest um seinen Körper schlang, dann umfing er es mit seinen beiden Händen über dem Kopfe; als er durch diese doppelte Vorsicht sich festgemacht fühlte, gab er das Zeichen mit den Worten: Vorwärts, he!!! Giacomo bewies, dass er den Ausruf vollkommen verstanden hatte, indem er das Seil an sich zog. André fing also seine Himmelfahrt an, an dem Ende des Stricks herum wirbelnd, gleich einem Fadenknäuel, den eine Frau aufhaspelt. Endlich, auf dem Gipfel angelangt, legte Giacomo das Seil unter seinen Fuß, damit es nicht hinabglitte, und reichte André die Hand, welcher, sich mit aller Kraft seiner Fäuste daran festklammernd, eine letzte Anstrengung machte und sich fast im nämlichen Augenblick neben dem Banditen befand, – danke, Kamerad, sagte er, band das Seil, welches ihm zum Gürtel diente, los, und verwischte zugleich die Spuren der Unordnung, die das Hinabstürzen und die Himmelfahrt in seiner militärischen Toilette hervorgebracht hatte, mit derselben kleinlichen Sorgfalt und demselben Phlegma, als wenn, sich darum handelte, augenblicklich bei der Musterung zu erscheinen; danke, und wenn Ihr je in einen ähnlichen Fall kommen solltet, so ruft André Frochot, und wenn er auf hundert Schritte in der Runde ist, so könnt Ihr auf ihn zählen.

– »Gut, sagte Giacomo.Jetzt an Euren Auftrag.«

– »Ah! sagte André, jetzt ist’s mit dem Lachen vorbei. Meine Instruktionen waren in meinem Tschako, und mein Tschako ist bei allen Teufeln. Der Andere ist wohl gegangen ihn zu suchen, setzte er hinzu, indem er einen Blick auf den Schlund warf; allein ich fürchte, dass er ihn nicht zurückbringt.«

– »Erinnerst Tu dich, was sie enthielten? fragte Giacomo

– »Das kann ich am Finger her zählen.«

– »Laß hören.«

– »Sie sagten, hört wohl auf – André nahm die ernste und wichtige Miene eines Gesandten an – Sie sagten, dass alle Banditen mit dem Leben davon kommen werden und dass nur ihr Anführer gehängt werden solle.«

– »Bist Du dessen gewiss.«

– »Ob ich dessen gewiss bin? haltet Ihr mich etwa vielleicht für einen Spaßmacher. Ich sage Euch die Sache Wort für Wort, und stehe Euch für das, was ich sage, bei der Ehre André’s

– »Dann kann die Sache in Ordnung kommen, sagte Giacomo. Folge mir.«

André gehorchte. Zehn Minuten später kamen der Bandit und der Soldat auf dem Plateau an, das wir am Anfang dieser Geschichte beschrieben haben; sie fanden hier die Räuber am Boden liegend und Maria mit dem Rücken an den Felsen gelehnt und ihr Kind säugend.

– »Gute Nachricht, meine Freunde, sagte Giacomo bei seiner Ankunft, die Franzosen bieten euch das Leben an. Die Räuber sprangen auf ihre Füße; Maria erhob melancholisch den Kopf.«

– »Allen? fragte ein Bandit.«

– »Allen, antwortete Giacomo

– »Ohne Ausnahme? sagte sanft Maria

– »Was liegt diesen braven Leuten daran, ob es eine Ausnahme habe, versetzte Giacomo ungeduldig, wenn diese Ausnahme sie nicht angeht.«

– »Gut, gut, erwiderte Maria, ergeben den Kopf senkend, ohne eine andere Bemerkung zu machen.«

– »Das heißt, fiel einer der Räuber ein, es gibt eine Ausnahme, wie Ihr sagt, und diese Ausnahme betrifft den Hauptmann.«

– »Kann sein, erwiderte Giacomo

– »Und dieser Mann ist es, der?«

– »Ja, sagte Giacomo

Der Bandit blickte seine Kameraden an, und auf allen Gesichtern einen mit seinem Gedanken übereinstimmenden Ausdruck sehend, nahm er schnell seinen Karabiner an die Achsel und schlug auf André an.

– »Blut Christi, was machst Tu? rief Giacomo aus, André mit seinem Körper deckend.«

– »Ich will, erwiderte der Bandit, diesen Heiden lehren, sich mit einem solchen Auftrag zu befassen.«

– »Was hat denn dieser lustige Kamerad dass sagte André, sich auf seine Fußspitze erhebend und den Banditen über die Achsel Giacomo’s anblickend; kommt ihn dies häufig an?«

– »Lass, lass, Luigi, fuhr Giacomo fort, mit seiner Hand einen Wink gebend; lass deinen Karabiner in Ruh: denn es ist Deine Meinung, es zurückzuweisen, aber es ist vielleicht nicht die der Truppe.«

Es ist die Meinung Aller, nicht wahr? rief Luigi, sich gegen seine Kameraden wendend, ans.

»Ja, ja, antworteten sie alle zugleich; ja leben und sterben mit dem Anführer. Es lebe der Anführer! Es lebe der Vater! Es lebe Giacomo! Maria sprach Nichts, aber zwei Tränen der Dankbarkeit flossen über ihre Wangen herab.«

– »Tu hörst? sagte Giacomo, sich wieder gegen André wendend.«

– »Ja, ich höre, antwortete André, aber ich verstehe nicht.«

– »Nun gut, diese Männer sagen, dass sie mit mir leben oder sterben wollen, denn ich bin der Anführer.«

– »Verzeiht, erwiderte André, und seine beiden Beine anziehend, brachte er die Hand an die Stirne und machte den militärischen Gruß. Ich hatte nicht die Ehre Euch zu kennen. Ehre dem Ehre Ehre gebührt.«

– »Recht, sagte Giacomo, mit einem Ausdruck von Adel und Stolz, die einem König Ehre’ gemacht hätte; und jetzt, da du mich kennst, kehre zu deinen, Obrist zurück und sage ihm, dass in der ganzen Bande Giacomo’s, die vor Hunger stirbt, kein einziger Mann ist, der sein Leben auf Kosten seines Hauptmanns hätte erkaufen wollen.«

– »Nun gut, was ist daran zu verwundern? antwortete André, seinen Schnurrbart streichend, es beweist nur, dass es überall gute . . . Kinder gibt; so steht die Sache.«

– »Jetzt, wenn ich dir einen Rat geben soll, sagte Giacomo mit Unruhe, die Gesichter seiner Leute betrachtend, so ist es der, nicht mehr länger hier zu bleiben, oder ich stehe für Nichts.«

– »Wohl gesprochen, antwortete André, mit einer Miene tiefer Verachtung um sich blickend, man hat keine Lust, einen Vertrag in deiner Baracke abzuschließen. Zudem scheint sie mir nicht überreichlich mit Lebensmitteln versehen zu sein.«

Der Hauptmann zog die Augenbrauen zusammen.

André sah ihm gerade ins Gesicht, wie um zu sagen: Nun gut! weiter? Und als einmal das Gesicht des Anführers seinen gewöhnlichen Ausdruck wieder angenommen hätte, kehrte er ihm den Rücken zu, und entfernte sich langsam, sich in hüpfenden Marsch setzend, und mit halblauter Stimme singend:

 
Und wenn der Gendarm
Ein traurig Leben hat,
So hat ein vornehm Leben
Der Feldsoldat.
Wirbelt die Trommel,
Mädchen, muss davon.
Wirbelt die Trommel,
Dann zieht die Nation.
 

Als er die letzte Zeile aus gesungen hatte, bog er sich um den Felsen, und verschwand aus den Augen Giacomos und seiner Bande. Erst zehn Minuten nachher drehte er sich wieder um, so sehr fürchtete er, man möchte diese Bewegung der Neugierde für Furcht auslegen.

Nachdem André abgetreten war, blieben die Banditen stumm und unbeweglich an dem Orte, wo er Jeden verlassen hatte. Endlich stand Giacomo auf, und entfernte sich, ohne ein Wort zu sagen. Jetzt suchte Jeder von ihnen irgend ein Mittel, den Hunger zu bekämpfen, der sie verzehrte; die Einen fanden einige Wurzeln, Andere wilde Früchte, wieder Andere versuchten, junge Schösslinge zu essen. Maria allein blieb, an einen Felsen gelehnt, sitzen; sie fühlte, dass sie noch Milch für ihr Kind habe.

Nach Verlauf von zwei Stunden kam Giacomo zurück; er hielt einen jener mit Eisen beschlagenen Stocke in der Hand, mit welchen die römischen Ochsenhirten ihre Herden treiben, und in der andern das Seil, das wir schon eine so tätige Rolle in dem Laufe dieser Geschichte haben spielen sehen, und das ein notwendiges Zugehör zu ihrer Entwicklung schien.

– »Macht Eure Vorbereitungen, sagte er: wir gehen weiter.«

– »Wann? riefen die Banditen aus.«

– »Diese Nacht, antwortete Giacomo.

– »Ihr habt einen Durchgang gefunden?«

– »Ja.«

Freude zeigte sich wieder auf allen Gesichtern, denn keiner zweifelte an dem Worte des Hauptmanns.

Maria erhob sich, und ihr Kind Giacomo darbietend, sagte sie: küsse es doch.

Giacomo küsste das Kind mit der Miene eines Mannes, der befürchtet, sich auf der Regung einer menschlichen Schwäche ertappen zu lassen; dann streckte er seine Hand gegen Morgen aus.

– »In einer halben Stunde wird es Nacht sein, sagte er.«

Jeder untersuchte seine Waffen, brachte eine neue Ladung in den Lauf, und setzte den Ladestock auf.

– »Seid ihr bereit? fragte Giacomo

– »Wir sind es.«

– »So gehen wir.«

Sie begaben sich jetzt auf den Weg, einem Pfade folgend, der in entgegengesetzter Richtung zu dem führte, auf welchem André gekommen war. Ein leichter Fußpfad, der aber so eng war, dass ein einziger Mann ihn gegen zehn hatte verteidigen können, führte zum Fuße der Berges, auf welchem die Banditen ihre Zuflucht genommen hatten. Dieser Fußpfad war dem wachsamen Auge des Obristen nicht entgangen; auch hatte er an seinem äußersten Ende ein Piquet und hundert Schritte von diesem Posten eine Schildwache aufgestellt. Deshalb wendete sich der Anführer, der voran marschierte, als er in diesen Fußpfad einbog, gegen seine Leute um, und befahl ihnen Stille mit jener kurzen und gebieterischen Stimme, welche anzeigt, dass es ums Leben geht, wenn man nicht pünktlich einer solchen Aufforderung gehorcht. Jeder hielt seinen Atem an sich. In diesem Augenblick stieß das Kind einen Klageton aus.

 

Giacomo drehte sich um, sein Auge funkelte im Schatten, wie das des Tigers. Maria gab dem Kind ihren versiegten Busen: es fasste ihn gierig und schwieg. Man setzte den Marsch fort. Nach zehn Minuten ließ das Kind, das sich in seiner Erwartung betrogen sah, einen Schrei hören.

Giacomo stieß eine Art Gebrülle auslas weder ihn noch seine Bande verraten konnte, denn wem es gehört hätte, würde es eher für das Schreien eines Wolfs, als für die Stimme eines Menschen gehalten haben.

Maria drückte zitternd ihren Mund fest auf den ihres Sohnes; man machte wieder einige Schritte, aber das Kind, vom Hunger gequält, fing an zu weinen.

Jetzt machte Giacomo einen Satz bis zu ihm, und ehe Maria es hätte zurückhalten oder verteidigen können, ergriff ex es bei einem Bein, und es schwingend, wie ein Hirte seine Schleuder, zerschlug er ihm den Kopf an einem Baum.

Maria blieb einen Augenblick blass mit empor gesträubten Haaren und starren Augen, dann in einer mechanischen und stieren Bewegung sich bückend, raffte sie den zerschellten Leichnam des Kindes vom Boden auf, legte ihn in ihre Schürze, und folgte aufs Neue der Bande, deren Leitung Giacomo schon wieder übernommen hatte.

In diesem Augenblicke machte er sich eine Stelle zu Nutze, wo der Berg gangbar war, schlüpfte mit dem Instinkt eines wilden Tiers zwischen den Felsen, den Tannen, dem hohen Grase hin, wo jedem lebendigen Geschöpfe außer einer Schlange der Durchgang verschlossen schien.

Eine Stunde lang marschierte man auf diese Art, wenn ein solcher Gang, wo man bald wie Gemsen von Fels zu Fels springen, bald wie Schlangen auf dem Boden kriechen musste, ein Marsch genannt werden kann. Endlich kam man auf einem Teil des Berges an, welcher senkrecht abgeschnitten war; dieser Art von Plateau gegenüber, und zwanzig Fuß von da auf der andern Seite dehnte sich ein ungefähr ähnliches Plateau: der Schlund, der diese zwei Gipfel trennte, hatte sich ohne Zweifel in Folge einer vulkanischen Erschütterung gebildet: allein die Menschen konnten sich nicht erinnern, je diese beiden Zwillingsberge in einen einzigen vereint gesehen zu haben.

Hier angelangt, sahen die Banditen einander unruhig an. Alle kannten diesen Teil ihres Bezirks wohl, und oft war einer von ihnen, seit sie von den Soldaten eingeschlossen waren, bis zu dieser Stelle gekommen, hatte mit dem Auge den Abgrund untersucht, der sich vor seinen Füßen öffnete, und die Entfernung gemessen, die ihn von jenem rettenden Boden trennte; hatte sich hierauf schwermütig zurückgezogen, den Kopf unter der Wucht des Gedankens gebeugt, dass es für jeden Andern als eine Gemse unmöglich sei, einen solchen Raum zu überspringen.

Dennoch war es der Rand dieses Abgrundes, wo Giacomo anhielt; die Banditen bildeten alsbald einen Halbkreis um den Mann her, dessen Genie ihr Leben schon einmal durch Auskunftsmittel erhalten hatte, welche sie nie aufgefunden hätten, und der sie in diesem Augenblicke ohne Zweifel durch ein neues Mittel aus der’ Gefahr ziehen wollte. In der Tat schien er durchaus keine Verlegenheit zu fühlen; er rollte das Seil in seiner ganzen Länge auf, rief einem seiner Leute, band es ihm mit dem einen Ende an die Faust, und mit dem andern es fest in der Mitte des eisenbeschlagenen Stocks, mit dem er sich versehen hatte, anknüpfend, schwang er diesen über seinem Kopf wie einen Wurfspieß, und schleuderte ihn auf die andere Seite.

Die Banditen, gewöhnt, in der Dunkelheit der Nacht, , wie bei der Helle des Tages zu sehen, folgten dem Flug der Lanze; sie sahen sie zwischen zwei Zwillingseichen, die auf dem jenseitigen Plateau wuchsen, hindurch gleiten, und sich zitternd in die Erde einsenken. Jetzt machte Giacomo das Ende des Seils von der Faust des Banditen los. Alsbald riß er das Eisen des Stocks durch eine Kraftanstrengung vermittelst des Seils aus der Erde, und zog ihn gegen sich bis zu den beiden Eichen: hier wurde er durch die horizontale Lage, die er angenommen hatte, festgehalten. Giacomo zog, so stark er konnte; das Seil wurde angespannt, der Stock widerstand: dies hatte der Bandit gewollt.

Jetzt befestigte er das andere Ende des Seils, welches er nicht losgelassen hatte, schlang es dreimal um den Stamm einer Eiche, knüpfte es mit mehreren Schleifen, schlang es noch zweimal herum, und knüpfte es von Neuem; sich nunmehr auf den Rand des Abgrundes setzend, erfasste er das Seil, das wie eine Brücke ihn hinübertrug, mit beiden Händen, und begann durch die Kraft der Fäuste, die Füße in den Abgrund hängend, diesen sonderbaren Übergang.

Die Banditen, schnaubend und mit offenem Munde, folgten ihm mit den Augen.

Sie sahen ihn, eine Hand nach der andern vorsetzend, ebenso leicht vorrücken, als wenn seine Füße einen Stützpunkt gehabt hatten.

Endlich berührte er den jenseitigen Rand, klammerte sich an der Wurzel einer der Eichen fest, und eine letzte Anstrengung machend, befand er sich auf dem gegenüberliegenden Plateau.

Nun untersuchte er den Stock, der das Seil festhielt, aufmerksam, und da er ihn fest angehalten fand, wandte er sich gegen seine Leute, und gab ihnen ein Zeichen, zu ihm zu stoßen.

Es waren brave und kühne Gebirgsleute, die keine Sekunde zauderten, voll Vertrauen in ihre Kräfte: wo einer hinübergekommen war, mussten Alle hin, und Alle kamen hinüber.

Maria wartete bis zuletzt. Als die Reihe an sie gekommen war, nahm sie das untere Ende ihrer Schürze zwischen die Zähne, ergriff das Seil, und ohne irgend ein Zeichen von Furcht noch Schwäche zu geben, ging sie hinüber, wie die übrigen.

Der Hauptmann atmete wieder, denn alle seine Leute waren gesund und munter um ihn her, und er hatte ihnen das Leben gerettet, das sie sich geweigert hatten, auf Kosten des seinigen zu erhalten. Jetzt warf er einen Blick voll unbeschreiblicher Verachtung auf die militärischen Posten, deren Feuer von Strecke zu Strecke glänzten. Dann sagte er das einzige Wort: vorwärts; und Jeder setzte sich in Marsch voll Muts und Eifer.

Eine Stunde darauf erblickten sie ein Dorf und stiegen gegen dasselbe hinab. Giacomo trat bei einem Bauern ein, nannte sich und sagte, dass er und seine Leute Hunger hätten; man beeiferte sich, ihnen Alles herbeizubringen, was sie nötig hatten; Jeder versah sich mit Lebensmitteln und ging wieder weg. Nach Verlauf von zwanzig Minuten waren sie von Neuem wieder im Gebirge und außer aller Furcht verfolgt zu werden. Giacomo hielt an und untersuchte die Stelle, an der sie sich befanden.

– »Wir werden die Nacht hier zubringen, sagte er, jetzt wollen wir essen.«

Dieser Befehl wurde mit Bereitwilligkeit vollzogen; denn wiewohl Jeder fast vor Hunger starb, so hatte doch «einer gewagt, zu essen, ehe vom Hauptmann die Erlaubnis dazu gegeben worden war. Die Lebensmittel wurden daher auf einen Haufen gelegt, die Banditen setzten sich im Kreise umher und Jeder ging fünf Minuten nachher mit einer solchen Wut an die Arbeit, dass es augenscheinlich war, es liege Allen vom Ersten bis zum Letzten am Herzen, die verlorene Zeit wieder nachzuholen. Plötzlich stand Giacomo auf: Maria war nicht mehr bei der Bande.

Er machte eilends einige Schritte in der Richtung, in welcher sie gekommen waren; dann stand er schnell stille. Er hatte Maria am Fuße eines Baums erblickt: sie lag auf den Knien und grub mit ihren Händen ein Grab, um ihr Kind darin niederzulegen.

Giacomo ließ das Stück Brot, das erhielt, fallen, betrachtete sie einen Augenblick, ohne es zu wagen, sie anzureden, und kam traurig und schweigend, zu seiner Truppe zurück! Das Mahl war beendigt; Giacomo stellte eher aus Gewohnheit als aus Furcht eine Wache aus, und erlaubte dann Jedem, sich zur Ruhe zu legen.

Er selbst breitete, sich bei Seite machend, seinen Mantel auf dem Boden aus, und gab seinen Leuten ein Beispiel, das sie, niedergedrückt von Mattigkeit, wie sie waren, nicht säumten zu befolgen.

Der Bandit, welcher auf dem Posten war, wachte kaum seit einer Viertelstunde, und schon fing er an zu fühlen, dass die Mattigkeit über seine Pflicht den Sieg davon trüge; seine Augen schlossen sich wider seinen Willen, und er war genötigt, fortwährend auf- und abzugehen, um nicht stehend einzuschlafen, als eine Stimme sanft und traurig seinen Namen aussprach. Er drehte sich um und erkannte Maria.

– »Luigi, sagte sie, ich bin es: fürchte Nichts.«

Luigi grüßte sie ehrfurchtsvoll.

– »Armer Junge! fuhr sie fort, du sinkst vor Mattigkeit und Schlaf nieder und sollst wachen.«

– »Es ist der Befehl des Hauptmanns, sagte Luigi.«

– »Höre, entgegnete Maria, ich kann nicht schlafen, wenn ich auch wollte. Sie zeigte ihm ihre ganz rote Schürze. Das Blut meines Kindes hält mich wach. Tu weißt, ob ich ein sicheres Auge habe: gib mir deinen Karabiner, ich werde an deiner Stelle Wache stehen und mit Anbruch des Tages werde ich dich aufwecken. Es sind zwei Stunden Schlaf, die ich dir anbiete.«

– »Aber wenn es der Hauptmann wüsste, sagte Luigi, der vor Lust brannte, den Vorschlag anzunehmen.«

– »Er wird es nicht wissen, versetzte Maria

– »Ihr steht mir dafür?«

– »Ich stehe dir dafür.«

Der Bandit übergab ihr seinen Karabiner und bewies, in kurzer Zeit, die er dazu anwandte, eine bequeme Stelle zu suchen, wie groß seine innere Überzeugung sei, dass man überall gut schlafen könne.

Zehn Minuten später zeigte sein lauter Atemzug an, dass er die wenige Zeit, die ihm noch bis Aufgang der Sonne übrig blieb, zu Nutze zog.

Maria blieb eine Viertelstunde beinahe unbeweglich, dann den Kopf über die Achsel gegen die Männer zurückwendend, überzeugte sie sich, dass Alle in tiefen Schlaf versunken seien. Nun verließ sie ihre Stelle und begab sich ohne Geräusch mitten unter sie; so leicht, dass sie ein Geist zu sein schien, der am Boden streifte; bei Giacomo angelangt, senkte sie den Lauf ihres Gewehrs, legte die Mündung an die Brust Giacomo’s, und drückte los.

– »Was ist’s? riefen die Banditen, vom Schlaft aufgeschreckt.«

– »Nichts, sagte Maria. Luigi, dessen Stelle ich einnehme, hat vergessen, mir vorher zu sagen, dass sein Karabiner geladen sei, und da ich aus Unachtsamkeit den Finger an den Drücker gebracht habe, ist der Schuss losgegangen.

Zeder legte den Kopf wieder auf seinen Arm, um von Neuem zu schlafen.

Giacomo hatte keinen Seufzer, keinen Klagelaut ausgestoßen: die Kugel war ihm durch das Herz gegangen.

Maria lehnte den Karabiner Luigi’s an einen Baum, schnitt Giacomo den Kopf ab, legte ihn in ihre Mit dem Blut ihres Sohnes noch ganz befleckte Schürze und stieg das Gebirge hinab.

Den folgenden Tag meldete man dem Obrist, dass ein junges Mädchen, die vorgebe, Giacomo getötet zu haben, ihn zu sprechen verlange. Der Obrist ließ sie in sein Zelt treten. Maria stand vor ihm still, ließ das Ende ihrer Schürze los und der Kopf des Banditen rollte auf die Erde.

Obgleich gewöhnt an die Eindrucke des Schlachtfeldes schauderte dennoch der Obrist zusammen; dann seine Augen gegen dieses junge Mädchen erhebend, das ernst und blass wie eine Bildsäule der Verzweiflung war, fragte er sie:

– »Aber wer seid Ihr denn?«

– »Gestern war ich seine Frau. . . heute bin ich seine Witwe!«

– »Man lasse ihr dreitausend Dukaten auszahlen, sagte der Obrist.

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Vier Jahre später starb eine Nonne des Klosters zum heiligen Kreuz in Rom in großem Geruch der Heiligkeit; denn außer dem exemplarischen Leben, das sie geführt, seit sie ihr Gelübde abgelegt hatte, hatte sie als ihre Mitgift eine Summe von dreitausend Dukaten mitgebracht, welche das Kloster bei ihrem Tode erbte.

Die nähern Umstände ihres früheren Lebens waren völlig unbekannt; man wusste nur, dass Schwester Maria in Calabrien geboren war.

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