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La San Felice Band 11

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Nachdem er aber im Kampfe das Beispiel des Muthes und des Patriotismus gegeben, hatte er in der Kammer auch als gewandter Redner geglänzt, indem er einen seiner Collegen Namens Massimo Rotondo der Unredlichkeit und gemachter Unterschleife anklagte.

Man hatte dieses Beispiel als ein gefährliches betrachtet und ihn, um diesen unruhigen Ehrgeiz zu befriedigen, als Commissär der Republik nach Altamura geschickt.

Hier konnte; er jenem inquisitorischen Geiste, welcher das Erbtheil des Priesters zu sein scheint, freien Spielraum lassen, und anstatt unter den Bürgern Eintracht und Brüderlichkeit zu predigen, hatte er gegen vierzig Royalisten festnehmen und in ein Kloster einsperren lassen, um ihnen gerade in dem Augenblick, wo der Cardinal gemeinschaftlich mit Cesare sich anschickte die Stadt zu belagern, den Proceß zu machen.

Unter seinen Befehlen – denn er vereinigte in sich die dreifache Eigenschaft des Priesters, des republikanischen Commissärs und des Anführers – standen siebenhundert Mann von Avigliano und mit Beihilfe seines Collegen hatte er Altamura um eine gewisse Anzahl Geschütze und ganz besonders um eine Menge Standbüchsen verstärkt, welche auf den Mauern und auf dem Kirchthurm aufgepflanzt wurden.

Am 6. Mai machten die Altamuresen eine Recognoscirung nach außen und überrumpelten dabei zwei Ingenieure Namens Vinei und Olivieri, welche die Zugänge zur Stadt studierten. Es war dies für die sanfedistische Armee ein großer Verlust.

Am Morgen des 7. schickte der Cardinal daher einen Officier Namens Raffaelo Vecchione als Bevollmächtigten nach Altamura, um Mastrangelo und Palomba gute Bedingungen vorzuschlagen, wenn sie die Stadt übergeben wollten.

Überdies verlangte er die am Tage vorher gefangengenommenen beiden Ingenieure zurück.

Mastrangelo und Palomba gaben keine Antwort oder vielmehr sie gaben eine sehr bedeutsame. Sie ließen nämlich den Parlamentär nicht wieder fort.

Am Abend des 8. Mai befahl der Cardinal Cesare, mit seinen gesamten Linientruppen und einem Theil der irregulären Truppen Altamura zu blockieren, wobei er ihm jedoch ausdrücklich empfahl, vor seiner, des Cardinals Ankunft nichts Weiteres zu unternehmen.

Als die übrigen Truppen aus benachbarten Gegenden und die herbeigeströmten Freiwilligen Cesare an der Spitze seiner Division abmarschieren sahen, fürchteten sie, man würde Altamura plündern, ohne daß sie dabei wären. Nun aber hatten sie an die Plünderung von Cotrone ein zu gutes Andenken bewahrt, als daß sie eine solche Ungerechtigkeit gestattet hätten. Sie hoben daher das Lager selbst auf und marschierten hinter Cesare drein, so daß der Cardinal blos mit einer Garde von zweihundert Mann und einem Piqnet Cavallerie zurückblieb. Er bewohnte in Matera den Palast des Herzogs von Candida.

Auf der Hälfte des Weges nach Altamura erhielt Cesare den Befehl des Cardinals, sofort mit seiner ganzen Cavallerie in das Gebiet der Terza einzurücken, um hier gewisse Patrioten festzunehmen, welche die ganze Bevölkerung revolutioniert hatten, so daß die Bourbonisten sich genöthigt gesehen, die Stadt zu verlassen und Zuflucht in den Dörfern und auf dem Lande zu suchen.

Cesare gehorchte sofort und übertrug das Commando über seine übrige Mannschaft seinem Lieutenant Vicenzo Durante, der seinen Weg weiter fortsetzte. Dann ließ er zu der festgesetzten Stunde und an dem bestimmten Orte, das heißt um zwei Uhr und an dem Gasthause von Canita die Truppen Halt machen.

Hier führte man ihm einen Mann vom Lande vor, welchen er erst für einen Spion der Republikaner hielt, der aber beim Lichte besehen weiter nichts war, als ein armer Teufel, der seinen Backtrog verlassen und an demselben Morgen von einer Abtheilung Republikaner gefangengenommen worden.

Er erzählte nun dem Lieutenant Vicenzo Durante, er habe zweihundert Mann Patrioten, theils zu Fuße theils zu Pferde, gesehen, welche den Weg nach Matera eingeschlagen, aber in der Nähe einer kleinen Anhöhe nicht weit von der Landstraße Halt gemacht hätten.

Der Lieutenant Durante glaubte nun mit Recht, daß dieser Hinterhalt den Zweck habe, seine Leute in der Unordnung des Marsches zu überfallen und ihm seine Artillerie und ganz besonders seinen Mörser zu nehmen, welcher der Schrecken aller belagerten Städte war.

In Abwesenheit seines Chefs zögerte Durante einen Entschluß zu fassen , als ein von dem die Avantgarde commandirenden Capitän abgesendeter Reiter ihm meldete, daß diese Avantgarde bereits mit den Patrioten handgemein geworden und ihn deshalb um Beistand bitten ließe.

Nun befahl der Lientenant seinen Leuten, ihren Schritt zu beschleunigen, und sah sich bald den Republikanern gegenüber, welche die Wege, auf welchen die Cavallerie angreifen mußte, weidend, sich auf dem steilsten Fußwege des Gebirge bewegten, um in einem gegebenen Augenblick den Sanfedisten in den Rücken zu fallen.

Letzte faßten sofort auf dem Gipfel eines Hügels Posto und Fra Pacifico pflanzte seine Artillerie auf.

Gleichzeitig entsendete der die calabresische Cavallerie commandirende Capitän etwa hundert Mann Gebirgsbewohner als Tirailleurs gegen die Patrioten, um sie von vorne anzugreifen, während er mit seiner Cavallerie den Rückzug nach der Stadt abschneiden wollte.

Die kleine Schaar, welche nur so lange Aussicht auf Erfolg hatte, als ihr Vorhaben unbekannt war, hatte keine mehr, sobald sie dasselbe entdeckt sah. Deshalb machte sie sich auf den Rückweg und zog sich in die Stadt zurück.

Von diesem Augenblick an stand es der sanfedistischen Armee frei, ihren Weg weiter fortzusetzen.

Gegen neun Uhr Abends war Cesare mit seiner Cavallerie wieder zurück. Gleichzeitig traf auch der Cardinal wieder bei der Armee ein.

Es fand nun zwischen ihm und den ersten Anführern eine Conferenz statt, in deren Folge man übereinkam, Altamura ohne weiteren Verzug anzugreifen.

Demzufolge traf man sofort alle Anstalten, um sich wieder in Marsch zu setzen, und bestimmte, daß Cesare noch vor Tagesanbruch ausbrechen sollte.

Dieses Manöver ward ausgeführt und um neun Uhr Morgens stand Cesare in Kanonenschußweite vor Altamura.

Eine Stunde später langte der Cardinal mit dem übrigen Theile der Armee an. Die Altamuresen hatten außerhalb ihrer Stadt auf der Höhe der dieselbe umgebenden Gebirge ein Lager gebildet.

Der Cardinal beschloß, um den Punkt zu ermitteln, auf welchem er angreifen sollte , die Runde um die Festungswerke zu machen. Er ritt einen Schimmel und übrigens machte sein purpurrothes Costüm ihn weithin kenntlich.

Die Folge hiervon war, daß er von den Republikanern erkannt und von allen, die ein weittragendes Gewehr besaßen, zum Zielpunkt gewählt ward. Es dauerte nicht lange, so begannen die Kugeln um ihn herum zu hageln.

Als der Cardinal dies sah, hielt er sein Pferd an, nahm sein Fernrohr zur Hand und blieb in dem Feuer fest und unbeweglich halten.

Alle, die ihn umgaben, riefen ihm zu, er solle sich zurückziehen, er aber antwortete: »Zieht Ihr Euch selbst zurück. Es sollte mir sehr leid thun, wenn einer von Euch meinetwegen verwundet würde.«

»Aber Sie, Monsignore, Sie!« rief man ihm von allen Seiten zu.

»O, mit mir ist das etwas Anderes.« antwortete der Cardinal, »Ich habe mit den Kugeln einen Pakt geschlossen.«

Und in der That ging in der Armee das Gerücht, der Cardinal trage einen Talisman und die Kugeln hätten keine Macht über ihn. Für das Ansehen und die Popularität Ruffo’s war es wichtig, daß ein solches Gerücht Glauben fand.

Das Resultat der von dem Cardinal unternommenen Recognoscirung war, daß alle Wege und selbst alle Fußsteige, welche nach Altamura führten, von der Artillerie beherrscht und daß dieselben überdies noch durch Barricaden vertheidigt wurden.

Demzufolge beschloß man, sich einer der Altamura beherrschenden, von den Patrioten besetzten Höhen zu bemächtigen.

Nach einem erbitterten Kampfe setzte sich auch die Cavallerie von Lecce, das heißt die hundert Mann, welche Cesare mitgebracht, in den Besitz einer dieser Höhen, auf welcher Fra Pacifico sofort seine auf die Mauern gerichtete Feldschlange und seinen auf die inneren Gebäude gerichteten Mörser aufpflanzte.

Zwei andere Geschütze wurden auf andere Punkte gerichtet; ihr kleiner Caliber machte sie aber mehr geräuschvoll als gefährlich.

Das Feuer begann, aber obschon gut angegriffen, war die Stadt doch auch gut vertheidigt.

Die Altamuresen hatten geschworen, sich unter ihren Wällen zu begraben und schienen vollkommen geneigt zu sein, Wort zu halten. Die Häuser stürzten, von den Haubitzen zerschmettert und in Brand gesteckt, zusammen, die Väter und Ehemänner aber blieben, als ob sie die Gefahren ihrer Kinder und ihrer Frauen vergessen hätten, als ab sie das Geschrei der sie zu Hilfe rufenden Sterbenden nicht hörten, fest auf ihren Posten, schlugen alle Angriffe zurück und bei einem Ausfalle die besten Truppen der sanfedistischen Armee, das heißt die Calabresen, in die Flucht.

Cesare kam sofort mit seiner Cavallerie herbeigeeilt und deckte den Rückzug. Es bedurfte des Einbruches der Nacht, um den Kampf zu unterbrechen.

Diese Nacht ward von den Altamuresen fast ausschließlich damit zugebracht, daß sie sich über ihre Vertheidigungsmittel besprachen.

In der Belagerungsfrage unerfahren, hatten sie nur eine gewisse Anzahl Wurfgeschosse zusammengebracht. Kanonenkugeln und Kartätschen hatte man noch für einen Tag, die Flintenkugeln aber fehlten.

Die Einwohner wurden deshalb aufgefordert, Alles, was sie an Blei und sonstigem schmelzbaren Metall besaßen, auf den Markt abzuliefern.

Die Einen brachten demgemäß das Blei ihrer Fenster, die Anderen das ihrer Dachrinnen. Man brachte Zinn, man brachte Silberzeug. Ein Geistlicher brachte sogar die Orgelpfeifen seiner Kirche. Die angezündeten Schmelzöfen machten das Blei, das Zinn und das Silber flüssig und die Schmelzer verwandelten es in Kugeln.

 

Mit dieser Arbeit verging die Nacht, bei Tagesanbruch hatte jeder Belagerte vierzig Schüsse abzufeuern. Was die Artilleristen betraf, so berechnete man , daß sie ziemlich für zwei Drittheile des Tages mit Munition versehen wären.

Um sechs Uhr Morgens begann die Kanonade und das Kleingewehrfeuer wieder.

Mittags meldete man dem Cardinal, daß man aus den Wunden mehrerer Verwundeten silberne Kugeln gezogen.

Um drei Uhr Nachmittags bemerkte man, daß die Altamuresen mit Kupfergeld, dann mit Silber- und dann mit Goldmünzen kartätschten. Die Munition ging aus und Jeder brachte Alles, was er an Gold und Silber besaß, denn er wollte sich lieber freiwillig ruinieren, als sich von den Sanfedisten plündern lassen.

Während aber der Cardinal diesen Enthusiasmus, der so durch die Geschichte bestätigt wird, bewunderte, berechnete er auch, daß die Belagerten, wenn sie auf diese Weise ihre letzten Hilfsquellen erschöpften, sich nicht mehr lange halten könnten.

Gegen vier Uhr hörte man eine gewaltige Explosion, als ob hundert Musketenschüsse auf einmal abgefeuert würden.

Dann hörte das Feuer auf.

Der Cardinal argwohnte eine Hinterlist, und aus dem, was er sah, schließend, daß die Republikaner, wenn man ihnen nicht einige Erleichterungen zur Flucht gewährte, sich, wie sie geschworen, unter den Mauern ihrer Stadt begraben würden, ließ er, indem er that, als wolle er seine Truppen auf einem einzigen Punkte vereinigen, um auf diesen den Angriff desto furchtbarer zu machen, dasjenige von den Stadtthoren, welches man das Thor von Neapel nannte, völlig frei.

In der That waren Nicolo Palomba und Mastrangelo die Ersten, welche, diesen Ausweg benützend, die Stadt verließen.

Von Zeit zu Zeit warf Fra Pacifico eine Bombe in das Innere der Stadt, um die Bewohner fortwährend an die Gefahr zu erinnern, welche sie den nächstfolgenden Tag erwartete.

Die in traurigem, geheimnißvollem Schweigen befangene Stadt gab jedoch auf diese Herausforderung keine Antwort. Alles war darin stumm und unbeweglich wie in einer Stadt der Todten.

Gegen Mitternacht wagte eine Patrouille Chasseurs sich dem Thore von Matera zu nähern, und kam, als es dasselbe ohne Vertheidigung sah, auf den Einfall, es in Brand zu stecken.

Jeder begann sich demgemäß nach etwas Brennbarem umzusehen. Man errichtete dicht an dem schon von den Kanonenkugeln durchlöcherten Thor einen Scheiterhaufen und verwandelte es in Asche, ohne daß von Seiten der Stadt irgend ein Hinderniß entgegengesetzt worden wäre.

Man meldete dies dem Cardinal, welcher, irgend einen Hinterhalt befürchtend, Befehl gab, die Stadt nicht zu betreten. Zugleich ließ er, um die Stadt nicht ganz zu ruinieren das Feuer des Mörsers einstellen.

Freitags am 10. Mai kurz vor Tagesanbruch befahl er der Armee, sich in Bewegung zu setzen, und nachdem er sie in Schlachtordnung ausgestellt, ließ er sie gegen das verbrannte Thor vorrücken. Durch die Oeffnung dieses Thores aber war Niemand zu sehen. Die Straßen waren so verlassen und einsam wie die von Pompeji.

Der Cardinal liest nun zwei Bomben und einige Granaten in die Stadt werfen, in der Erwartung, daß beim Explodieren derselben sich irgend eine Bewegung kundgeben würde. Alles aber blieb still und regungslos.

Endlich ging die Sonne über der gruftähnlichen Einöde auf, jedoch ohne etwas in dem umfangreichen Grabe zum Leben zu erwecken.

Nun befahl der Cardinal drei Regimentern Chasseurs, durch das verbrannte Thor einzurücken und die Stadt von einem Ende zum andern zu durchreiten, um zu sehen, was geschehen würde.

Die Ueberraschung des Cardinals war groß, als man ihm meldete, daß Niemand weiter in der Stadt geblieben sei, als die Bewohner, welche zur Flucht zu schwach gewesen, die Schwachen, die Kranken, die kleinen Kinder und ein Kloster voll junger Mädchen.

Plötzlich aber sah man einen Mann zurückkommen, auf dessen Gesicht die Kennzeichen des größten Entsetzens zu lesen standen.

Es war dies der Capitän der ersten von dem Cardinal auf Entdeckung ausgesendeten Compagnie und welchem er befohlen, alle möglichen Nachforschungen anzustellen, um die Ingenieure Vinci und Olivieri, eben so wie den Parlamentär Vecchione ausfindig zu machen.

Die Nachrichten, die er brachte, waren folgende:

Als man die Kirche San Francisco betrat, hatte man frische Blutspuren gefunden. Man war diesen Spuren gefolgt. Sie hatten in einen Keller geführt, welcher mit todten oder an ihren Wunden sterbenden Royalisten angefüllt war. Es waren dies die vierzig Verdächtigen, welche Nicolo Palomba hatte festnehmen lassen und die zwei und zwei aneinandergekettet am Abend vorher in dem Augenblick, wo man jene hundertfache Salve gehört, auf welche tiefes Schweigen gefolgt, in dem Refectorium von San Francisco in Masse füsiliert worden.

Nachdem dies geschehen, hatte man sie todt oder noch athmend ohne Unterschied in dieses unterirdische Gewölbe geworfen.

Dies war das Schauspiel gewesen, welches den von dem Cardinal in die Stadt gesendeten Officier mit Entsetzen und Bestürzung erfüllt hatte.

Als der Cardinal hörte, daß einige dieser Unglücklichen noch athmeten, begab er sich sofort selbst in die Kirche San Francisco und befahl, daß alle, todt oder lebendig, aus dem Gewölbe, in welches man sie geworfen, herausgeschafft würden.

Nur drei, die nicht tödtlich getroffen waren, wurden nach sorgfältiger Pflege vollkommen wieder hergestellt; fünf oder sechs andere, welche noch athmeten, starben im Laufe des Tages, ohne auch nur wieder zur Besinnung gekommen zu sein.

Die drei, welche am Leben erhalten wurden, waren: der Pater Maestro Lomastro, Exprovinzial der Dominicaner, welcher fünfundzwanzig Jahre später an Altersschwäche starb, Emmanuele de Mazzio di Madeira und der Parlamentär Don Raffaelo Vecchione, der erst im Jahre 1820 oder 1821 als Angestellter im Kriegsministerium starb.

Die beiden Ingenieure Vinci und Olivieri befanden sich unter der Zahl der Todten.

Die royalistischen Schriftsteller gestehen selbst, daß die Plünderung und Verwüstung von Altamura etwas Grauenvolles war. »Wer kann jemals,« sagt jener Vicenzo Durante, Cesares Lieutenant, welcher die Geschichte jenes unglaublichen Feldzuges von 1799 geschrieben – »wer kann jemals an diese arme Stadt denken, ohne daß ihm die Thränen der Trauer und des Mitleids in die Augen treten? Wer kann jene unendliche dreitägige Plünderung beschreiben, welche gleichwohl die Habgier des Soldaten nicht zu befriedigen vermochte?

Calabrien, die Basilicata und Apulien bereicherten sich mit den Trophäen von Altamura. Alles ward den Einwohnern genommen, welchen man weiter nichts ließ, als die schmerzliche Erinnerung an ihre Rebellion.«

Drei Tage lang erfuhr Altamura alle Gräuel, welche im Bürgerkrieg den mit Sturm genommenen Städten beschieden zu sein pflegen. Die daheimgebliebenen alten Leute und Kinder wurden erwürgt, das Nonnenkloster entweiht. Die liberalen Schriftsteller und unter andern Coletta suchen in den neueren Zeiten vergebens ein Unglück, welches dem Altamura’s gleichkäme, und sehen sich, um einen Vergleich zu finden, genöthigt, bis auf Sagunta und Carthago zurückzugehen.

Es mußte erst eine furchtbare That war den Augen des Cardinals selbst geschehen, ehe dieser wagte Befehl zum Einstellen des Gemetzels zu geben.

Man fand einen Patrioten in einem Keller versteckt. Man führte ihn vor den Cardiual, der auf dem Marktplatze, mitten unter Leichen mit den Füßen in Blut stehend, von brennenden und einstürzenden Häusern umgeben, an einem improvisierten Altare ein Dankgebet verrichtete.

Dieser Patriot hieß Graf Filo. In dem Augenblick, wo er sich verneigte, um den Cardinal um sein Leben zu bitten, feuerte ein Mann, welcher sich für einen Verwandten des Ingenieurs Olivieri, den man, wie wir bereits erwähnt, unter den Todten gefunden, ausgab, aus nächster Nähe einen Schuß auf ihn ab. Der Graf Filo stürzte todt zu den Füßen des Cardinals und dessen Purpurgewand mit seinem Blute bespritzend nieder.

Dieser unter den Augen des Cardinals vollführte Mord gab Ruffo einen Vorwand, um allen diesen Gräueln ein Ende zu setzen. Er ließ Generalmarsch schlagen. Alle Officiere und Priester erhielten Befehl, die Stadt zu durchwandern, und der Plünderung und den Mordthaten, welche schon drei Tage dauerten, Einhalt zu thun.

In dem Augenblick, wo dieser Befehl ertheilt ward, sah man einen Reiter in der Uniform seines neapolitanischen Officiers herangaloppiert kommen. Vor dem Cardinal machte er Halt, stieg ab und überreichte ehrerbietig einen Brief von der Hand der Königin.

Der Cardinal erkannte sofort die Handschrift, küßte den Brief, entsiegelte ihn und las Folgendes:

»Wackere, hochherzige Calabresen!

»Der Muth, die Tapferkeit und die Treue, womit Ihr unsere Religion und euren guten König vertheidigt, der keinen andern Wunsch kennt, als Euch glücklich zu machen, haben in unserer Seele ein Gefühl so lebhafter Befriedigung und so großer Dankbarkeit erweckt, daß wir uns bewogen gesehen haben, mit unseren eigenen Händen die Fahne zu sticken, welche wir Euch anbei übersenden. [Wir brauchen auch hier nicht erst zu sagen, daß dieser nach dem Original copirte Brief ebenso wie alle von uns angeführten Documente mit der strengsten Genauigkeit übersetzt ist.]

»Diese Fahne wird ein leuchtender Beweis unserer aufrichtigen Anhänglichkeit an Euch und unserer Dankbarkeit für eure Treue sein. Gleichzeitig aber soll sie auch ein Sporn werden, um Euch anzutreiben, daß Ihr mit derselben Tapferkeit und mit demselben Eifer fortfahrt zu handeln, bis die Feinde des Staates und unserer heiligen Religion zerstreut und besiegt sind, bis ihr, eure Familien, das Vaterland ruhig die Früchte eurer Arbeit und eures Fleißes genießen können, unter dem Schutze eures guten Königs und Vaters Ferdinand und unser Aller, die wir niemals aufhören werden Gelegenheit zu suchen, um Euch zu beweisen, daß wir die Erinnerung an eure glorreichen Thaten unabänderlich in unserem Herzen bewahren.

»Fahret daher fort, wackere Calabresen, mit eurer gewohnten Tapferkeit unter dieser Fahne zu kämpfen, auf welche wie mit unseren eigenen Händen das Kreuz, das glorreiche Symbol unserer Erlösung, gestickt haben. Erinnert Euch, stolze Krieger, daß unter dem Schutze eines solchen Zeichens Ihr nicht anders als siegreich sein könnt; nehmt es zum Führer, eilet unerschrocken zum Kampfe und seid überzeugt, daß unsere Feinde besiegt werden.

»Und wir werden mittlerweile mit den Gefühlen der lebhaftesten Dankbarkeit den allerhöchsten Gebet alles Guten in dieser Welt bitten, daß es ihm gefallen möge, uns in den Unternehmungen beizustehen, welche hauptsächlich auf seine Ehre, seinen Ruhm, den unseren und unsere Ruhe abzwecken.

»Erfüllt von Dankbarkeit gegen Euch werden wir stets sein eure wohlgeneigte gute Mutter

»Palermo, den 30. April. Maria Carolina.

Hinter der Unterschrift der Königin und in einer und derselben Reihe kamen noch die folgenden:

Maria Clementina.
Leopold Borbone.
Maria Christina.
Maria Amalia.[ Später Königin der Franzosen.]
Maria Antonia.

Während der Cardinal den Brief der Königin las, hatte der Bote die von der Königin und den jungen Prinzessinnen gestickte Fahne entrollt, welche in der That prachtvoll war.

Sie war von weißem Atlas und zeigte auf der einen Seite das Wappen der Bourbons von Neapel mit der Unterschrift: »Meinen lieben Calabresen« und auf der andern das Kreuz mit der seit Constantin geheiligten Inschrift:

»In hoc signo vinces.«

Der Ueberbringer der Fahne, Scipione Lamarra, war dem Cardinal durch einen zweiten Brief der Königin als ein tapferer und vortrefflicher Officier empfohlen.

Der Cardinal ließ die Trompeten blasen, die Trommeln rühren, versammelte die ganze Armee und las mitten unter den Leichen, den eingestürzten, geplünderten Häusern und den noch rauchenden Trümmern den Calabresen laut den an sie gerichteten Brief vor und entfaltete die königliche Fahne, welche sie zu anderen Plünderungen, anderen Mordthaten und anderen Brandstiftungen führen sollte, welche die Königin zu autorisiren, welche Gott zu segnen schien.

»Unerforschliches Geheimniß!« haben wir gesagt. »Unerforschliches Geheimniß!« sagen wir nochmals.

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