Sprüche der Väter. Das Weisheitsbuch im Talmud

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Sprüche der Väter. Das Weisheitsbuch im Talmud
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Sprüche der Väter

Das Weisheitsbuch im Talmud

Übersetzt, erklärt und herausgegeben von Bernhard Lang

Reclam

2020 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2020

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN 978-3-15-961815-9

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-014042-0

www.reclam.de

Inhalt

  Sprüche der Väter Erstes Kapitel Zweites Kapitel Drittes Kapitel Viertes Kapitel Fünftes Kapitel Sechstes Kapitel

  Anhang Zu dieser Ausgabe Anmerkungen Gliederung und Entstehung Glossar rabbinischer Wörter Stimmen aus der Literatur Literaturhinweise Nachwort

[5]Sprüche der Väter

Pirke Avot

[7]Erstes Kapitel

(Vorwort)

1 Mose empfing das Tora(-Amt) vom Sinai und gab es weiter an Josua; Josua gab es weiter an die Ältesten, die Ältesten an die Propheten, die Propheten an die Männer der großen Synagoge. Diese gaben dreifachen Rat:

Zögert beim Urteilsspruch!

Bildet aus der Schüler viele!

Pflanzt eine Hecke um die Tora!

2 Schimon der Gerechte, einer der Letzten der großen Synagoge, lehrte:

Die Welt steht auf der Dinge drei:

auf Tora und Tempeldienst und frommer Tat.

3 Antigonos aus Socho empfing (das Tora-Amt) von Schimon dem Gerechten.

(Wie die Schüler den Weisen dienen sollen)

Er gab den Rat:

Seid nicht wie Sklaven, die ihrem Herrn dienen, nur um pars zu erhalten.

[Seid vielmehr wie Sklaven, die ihrem Herrn dienen, ohne pars zu erhalten.

Ehrfurcht vor dem Himmel sei bei euch!]

[8]4 Josse ben Joëser aus Zereda und Josse ben Jochanan aus Jerusalem empfingen (das Tora-Amt) von ihm.

(Wie man die Weisen unterstützen soll)

Josse ben Joëser aus Zereda sprach (die Bitte aus):

Dein Haus sei ein Haus der Begegnung für Weise!

Beschmutze dich mit dem Staub ihrer Füße,

dann trinke mit Durst ihre Worte!

5.1 Josse ben Jochanan aus Jerusalem sprach (die weitere Bitte aus):

Weit steh dein Haus offen,

dort seien die Armen angetroffen!

Mit einer Frau flüstere nicht viel!

5.2 [»Mit der eigenen Frau«, sagt man; um wie viel mehr gilt dies von der Frau eines andern. Daher sprachen die Weisen: Jedes Mal, wenn ein Mann mit der Frau viel flüstert, bringt er Unheil auf sich; er vernachlässigt die Worte der Tora und erbt am Ende die Gehenna.]

6 Jehoschua ben Perachja und Mattai aus Arbel empfingen (das Tora-Amt) von ihnen.

(Wie man das Studium beginnt)

Jehoschua ben Perachja gab den Rat:

Einen Lehrer dir nimm,

einen Kameraden gewinn!

Beurteil jeden nach seiner besseren Seite!

[9]7 Mattai aus Arbel gab den (weiteren) Rat:

»Vom bösen Nachbarn halte Abstand«,

den Bösen nimm dir nicht zum Freund!

An der Vergeltung (Gottes) zweifle nie!

8 Jehuda ben Tabai und Schimon ben Schetach empfingen (das Tora-Amt) von ihnen.

(Rat für die Rechtsprechung)

Jehuda ben Tabai gab den Rat:

Mach dich (als Richter parteiischen) Rechtshelfern nicht gleich!

Wenn vor dir die Streitenden stehn,

betrachte sie beide als schuldig.

Gehn sie hinweg von dir, betrachte sie beide als schuldlos,

denn sie nahmen das Urteil auf sich.

9 Schimon ben Schetach gab einen (weiteren) Rat:

Sei gründlich im Zeugenverhör,

doch vorsichtig mit deinen Fragen;

sonst lernen sie lügen daraus!

[10]10 Schemaja und Avtaljon empfingen (das Tora-Amt) von ihnen.

(Rat und Warnung für die Weisen)

Schemaja gab den Rat:

Liebe die Arbeit!

Hasse den Rabbi-Titel!

Meide die Obrigkeit!

11 Avtaljon warnte:

Ihr Weisen, achtet wohl auf eure Worte:

Sonst trifft euch die Strafe der Verbannung

an einen Ort schlechten Wassers!

Die Schüler, die euch folgen,

trinken davon und finden den Tod –

und des Himmels Name wird entweiht.

12 Hillel und Schammai empfingen (das Tora-Amt) von ihnen.

Hillel gab die Weisung:

Sei von Aarons Schülern einer:

ein Freund des Schalom, dem Schalom auf der Spur (Ps 34,15),

ein Freund der Menschen,

ihr Führer zur Tora!

[11]13 Derselbe (Hillel) sprach (die aramäischen Sprüche):

»Der Ruhm ist da, der Ruf ist weg.«

»Wer nicht vermehrt, vermindert.«

Wer nicht lernt (geduldig), ist des Todes schuldig.

[Wer sich der Krone bedient, schwindet dahin.]

(Hillels drei Fragen)

14 Derselbe (Hillel) fragte:

Wenn nicht ich, wer für mich?

Wenn ich (nur) für mich, was bin ich?

Wenn nicht jetzt, wann dann?

(Ratschläge für die Freunde der Weisen)

15 Schammai gab den Rat:

Für das Studieren finde stets eine Zeit!

Rede wenig, tu aber viel!

Mit freundlicher Miene empfang jedermann!

16 Rabban Gamliël gab den (weiteren) Rat:

»Einen Lehrer dir nimm!«

Über den Zweifel erheb dich!

Verzehnte nicht oft nach bloßer Schätzung!

[12](Was ist das Ergebnis des Studiums?)

17 Sein Sohn Schimon berichtete:

Mein Lebtag war ich unter Weisen, unter ihnen wuchs ich auf:

Ich fand nichts Besseres als Schweigen (und Gelassenheit).

Aufs Tun, nicht aufs Studieren kommt’s an.

Wer viel Worte macht, schafft Sünde.

18 Rabban Schimon ben Gamliël lehrte:

Durch der Dinge drei ist der Welt Bestand beschieden:

durch Recht, durch Treue und durch Frieden.

[13]Zweites Kapitel

(Lebensregeln für alle)

1 Rabbi (Jehuda ha-Nasi) lehrte:

Welcher Weg ist der rechte,

den der Mensch soll wählen?

Jeder (Weg), der ihn zu Tugend und Ehre führt

und beiträgt zur Ehre (Gottes) durch Menschen.

Nimm das kleine Gebot so ernst wie das große:

du weißt ja nicht, welchen Lohn die Gebot(serfüllung) dir bringt!

Drum wäg ab Verlust und Gewinn der Erfüllung,

wie auch Verlust und Gewinn der Übertretung!

Merk auf der Dinge drei,

dann fällst du nicht in Sünde.

Bedenke, was über dir ist:

ein sehendes Auge,

ein lauschendes Ohr

und der Eintrag all deiner Taten im Buche.

(Lehren und Regeln für die Weisen)

2 Rabban Gamliël, Sohn des Rabbi Jehuda ha-Nasi, lehrte:

Schön ist das Torastudium verbunden mit Arbeit und Familie;

 

die Mühe um beide lässt das Sündigen vergessen.

[14]Ist mit der Tora kein Handwerk verbunden,

gibt man sie schließlich auf, und Sünde folgt.

Wer um die Gemeinschaft (der Weisen) sich müht,

der müh sich um sie im Namen des Himmels.

[»Da der Väter Verdienst euch stützt,

deren Gerechtigkeit ewig besteht,

schreib ich euch gut viel Lohn,

als hättet ihr ihn selber verdient.«]

(Unechte und echte Freundschaft)

3 Vor Mächtigen seid auf der Hut!

Sie kommen zu einem nur, wenn sie selber in Not.

Als Freunde erscheinen sie, wenn ihr Vorteil es heischt,

doch stehn sie keinem bei, wenn die Not ihn bedrängt.

4.1 Derselbe (Gamliël) gab diesen Rat:

Mach seinen Willen zu deinem,

dass deinen er mache zu seinem!

Beug deinen Willen vor seinem,

dass er beuge den Willen der andern vor deinem!

[15](Regeln für die Weisen)

4.2 Hillel stellte diese Regeln auf:

Du sollst dich nicht absondern von der Gemeinschaft (der Weisen)!

Du sollst dir nicht trauen bis zum Tag deines Todes!

Du sollst nicht urteilen über deinen Kollegen,

damit du nicht selbst in seine Lage kommst (und von ihm beurteilt wirst)!

Du sollst nichts sagen, was nicht gehört werden soll,

denn am Ende wird’s doch gehört!

Du sollst nicht sagen: »Habe ich Zeit, so werde ich lernen«;

denn du hast nie Zeit!

5 Derselbe (Hillel) sprach (diese Sprüche):

[Der Tor versteht sich nicht auf Sündenfurcht;

der Weltmensch ist nicht fromm.]

Der Schüchterne taugt nicht zum Lernen,

zum Lehren nicht, wer aufbraust.

Wer viel Handel treibt, wird niemals weise.

Wo es an Männern fehlt, bemühe dich, ein Mann zu sein!

[16](Eine Anekdote)

6 Einmal sah er (Hillel) einen Totenschädel auf dem Wasser schwimmen und richtete an ihn dieses Wort:

»Weil du ertränkt hast, ertränkt man dich;

und zuletzt ertrinken deine Ertränker!«

(Worte für die Freunde der Weisen)

7 Derselbe (Hillel) sprach die Sprüche:

»Viel Fleisch, viel Gewürm.«

»Viel Güter, viel Sorgen.«

»Viel Frauen, viel Magie.«

»Viel Mägde, viel Unzucht.«

»Viel Knechte, viel Raub.«

Viel Tora, viel Leben.

Wer einen guten Namen erwirbt,

erwirbt ihn zum Nutzen (im Diesseits).

Wer Worte der Tora erwirbt,

erwirbt das Leben der künftigen Welt.

8.1 Rabban Jochanan ben Sakkai empfing (das Tora-Amt) von Hillel und Schammai. Er mahnte:

Hast du viel Tora(gebote) erfüllt,

so bilde dir nichts darauf ein;

denn (zur Gebotserfüllung) bist du erschaffen!

[17](Jochanans fünf Schüler)

8.2 Jochanan ben Sakkai hatte der Schüler fünf:

Rabbi Eliëser ben Hyrkanos,

Rabbi Jehoschua ben Hananja,

Rabbi Josse, den Priester,

Rabbi Schimon ben Netanel,

Rabbi Elasar ben Arach.

8.3 Er (Jochanan) erteilte ihnen dieses Lob:

Rabbi Eliëser ben Hyrkanos – eine gekalkte Zisterne, wo kein Tropfen versiegt!

Rabbi Jehoschua – selig, die ihn gebar!

Rabbi Josse – ein Frommer!

Rabbi Schimon ben Netanel – mit Sündenfurcht begabt!

Rabbi Elasar ben Arach – ein kräftig sprudelnder Quell!

Auch diesen Spruch hat er gesprochen:

Lägen alle Weisen Israels auf der einen Waagschale

und Eliëser ben Hyrkanos auf der andern:

trotz aller würde die seine sinken.

[18]Doch Abba Scha’ul überliefert (Jochanans) Spruch in anderer Gestalt:

Lägen alle Weisen Israels auf der einen Waagschale,

dazu noch Rabbi Eliëser ben Hyrkanos mit ihnen,

Rabbi Elasar (ben Arach) aber auf der andern:

trotz aller würde die seine sinken.

(Das Gespräch mit den fünf Schülern)

9.1 Er (Jochanan) sagte zu ihnen:

Geht hinaus und schaut: Was zeichnet die gute Wesensart (eines Menschen) aus, an den man sich anschließen soll?

Rabbi Eliëser sprach: (Er hat) ein gütiges Auge.

Rabbi Jehoschua: (Er ist) ein guter Gefährte.

Rabbi Josse: (Er ist) ein guter Nachbar.

Rabbi Schimon: Er achtet auf die Folgen.

Rabbi Elasar (ben Arach): (Er hat) ein gutes Herz.

Da gab (der Meister) zur Antwort:

Ich sehe: Elasar ben Arachs Worte übertreffen die euren;

in seinem Wort sind eure Worte enthalten.

[19]9.2 Er (Jochanan) sagte zu ihnen:

Geht hinaus und schaut:

Was zeichnet die schlechte Wesensart (eines Menschen) aus,

vor dem man sich hüten soll?

Rabbi Eliëser sprach: (Er ist) einer mit geizigem Auge.

Rabbi Jehoschua: (Er ist) ein schlechter Gefährte.

Rabbi Josse: (Er ist) ein schlechter Nachbar.

Rabbi Schimon: Er borgt und gibt nicht zurück.

[Von einem Menschen borgen ist wie von Gott borgen, wie es heißt (Ps 37,21): »Der Böse borgt und gibt nicht zurück; der Gerechte gönnt und verschenkt.«]

Rabbi Elasar (ben Arach): (Er hat) ein böses Herz.

Da gab (der Meister) zur Antwort:

Elasar ben Arachs Worte übertreffen die euren;

in seinem Wort sind eure Worte enthalten.

10 Ein jeder von ihnen sprach der Worte drei:

Rabbi Eliëser (ben Hyrkanos):

(Die Goldene Regel und weitere Ermahnungen)

Deines Nächsten Ehre sei dir lieb wie die eigene!

Werde nicht gleich zornig!

Bekehr dich einen Tag vor deinem Tod!

[Wärm dich am Feuer der Weisen!

Doch sei auf der Hut vor ihrer Glut,

[20]sonst verbrennst du dich gleich!

Ihr Biss ist der des Fuchses,

ihr Stich der des Skorpions,

ihr Zischen das der Schlange –

jedes Wort wie glühende Kohlen.]

11 Rabbi Jehoschua:

(Lehrwort über den Bösen)

Geiziges Auge, böser Trieb und Menschenhass: (diese drei) vertreiben einen Menschen aus der Welt.

12 Rabbi Josse:

(Kaufmannsregel und weitere Ermahnungen)

Deines Nächsten Geldbeutel sei dir lieb wie der eigene!

Strenge dich an, Tora zu lernen,

denn sie fällt dir als Erbschaft nicht zu!

Alles, was du tust, sei im Namen des Himmels getan!

13 Rabbi Schimon:

(Wie man beten soll)

Sei gewissenhaft beim Sprechen des »Höre (Israel)!« und der anderen Gebete!

Betest du, so sei dein Beten kein äußeres Muss,

vielmehr ein inneres Flehen um Barmherzigkeit vor dem »Ort«, gepriesen sei er!

[Denn es heißt (Joel 2,13): »Er ist barmherzig und gnädig,

langmütig und reich an Erbarmen.«]

Sei kein Böser in den eigenen Augen!

[21]14 Rabbi Elasar (ben Arach):

(Wie man studieren soll)

Studiere mit Wachheit, was dem Epikureer zu antworten ist!

Wisse, vor wem du dich abmühst und wer dein Arbeitgeber ist!

…*

15 Rabbi Tarfon lehrte:

»Zu viel Arbeit, zu wenig Zeit.«

Die Arbeiter sind träge, (trotz) hohen Lohns.

Und der Hausherr drängt.

16 Derselbe (Tarfon) lehrte auch dies:

Es besteht keine Pflicht, das Werk zu vollenden,

doch steht’s dir nicht frei, es liegen zu lassen.

*Hast du viel Tora gelernt, so ist treu der Herr, der dir Arbeit gibt – er zahlt dir Lohn für die Mühe.

[22]Drittes Kapitel

(Lehren für alle)

1 Akavja ben Mahalalel lehrte:

Merk auf der Dinge drei,

dann wirst du nicht fehlen und fallen:

Wisse, woher du gekommen,

wohin du musst gehn,

vor wem einst Rede und Antwort stehn!

Woher du gekommen? – Aus stinkendem Tropfen!

Wohin du musst gehen? – Zur Stätte des Staubs,

zu Maden und Würmern!

Vor wem einst Rede und Antwort stehn? –

Vor ihm, aller Könige König, dem Heiligen, gepriesen sei er!

2.1 Rabbi Hananja, der Vorsteher der Priester, gab die Weisung:

Bete beständig für das Wohl der Regierung! Denn gäbe es keine Furcht vor ihr, wir hätten einander schon »lebend verschlungen« (Ps 124,3).

2.2 Rabbi Hananja ben Tardejon lehrte:

Sitzen zwei beieinander und es fallen nicht Worte der Tora – dann ist’s eine »Sitzung von Taugenichtsen«! [23][Denn es heißt (Ps 1,1): »Er sitzt nicht in der Sitzung der Taugenichtse.«]

Sitzen aber zwei beieinander und tauschen aus Worte der Tora, so lagert bei ihnen die Schechina.

[Denn es heißt (Mal 3,16): »Die den HERRN fürchten, sprechen dann einer zum andern. Der HERR lauscht und hört’s. Im Merkbuch vor seinem Angesicht wird es denen zugutegeschrieben, die den HERRN fürchten und seines Namens gedenken.«]

3 Rabbi Schimon lehrte:

Wenn drei an einem Tisch essen und keine Toraworte sprechen – wie ein »Totenopfermahl« (Ps 106,28) ist’s!

[Denn es heißt (Jes 28,8): »Denn all ihre Tische sind voll Unrat und Gespei, und ohne ›Ort‹.«]

Wenn aber drei an einem Tische essen und Toraworte sprechen – dann ist’s, als würden sie essen vom Tisch des »Ortes«, gepriesen sei er!

[Denn es heißt (Ez 41,22): »Und er sprach zu mir: Dies ist der Tisch, der vor dem HERRN steht.«]

(Rätsel, Sprüche und Lehren aus der Schule)

4 Rabbi Hananja ben Hachinai lehrte:

Wer nachts wacht,

allein durch die Straßen strolcht,

sein Herz auf Müßiggang richtet,

der, fürwahr, verwirkt sein Leben.

[24]5 Rabbi Nechonja ben Hakkana sprach (den Rätselspruch):

Wer auf sich nimmt der Tora Joch,

dem nimmt man ab des Königs Joch

und das Joch des Alltagstuns.

Wer von sich wirft der Tora Joch,

dem legt man auf des Königs Joch

und das Joch des Alltagstuns.

6 Rabbi Halafta aus Kfar Hananja lehrte:

Sind’s zehn, die beisammen sitzen im Bemühen um die Tora,

so weilt bei ihnen die Schechina.

[Denn es heißt (Ps 82,1): »Gott steht auf in der Gottesversammlung.«

Wieso gilt das auch für fünf? Weil es heißt (Ps 82,1): »In der Gottesmitte richtet er.«

Wieso auch für drei? Weil es heißt (Am 9,6): »Seine Vereinigung hat er auf Erden gegründet.«

 

Wieso auch für zwei? Weil es heißt (Mal 3,16): »Die den HERRN fürchten, sprechen einer zum andern; der HERR merkt auf und hört, und ein Buch der Erinnerung wird vor ihm geschrieben für die, die den HERRN fürchten und seines Namens gedenken.«

Wieso auch für einen Einzigen? Weil es heißt (Ex 20,24): »An jedem Ort, wo ich meinen Namen kundtue, werde ich zu dir kommen und dich segnen.«]

[25](Bitte um Spenden)

7.1 Rabbi Elasar aus Bartota sprach diese Bitte aus:

Gib ihm, was sein, denn du und was dein, sind sein.

[Denn so heißt es (in der Erzählung von) David (1 Chr 29,14): »Alles kommt von dir, und aus deiner Hand geben wir’s dir.«]

(Worte für die Weisen und ihre Schüler)

7.2 Rabbi Ja’akov lehrte:

Wer seines Weges geht und (Gelerntes) wiederholt, das Wiederholen unterbricht und ausruft: »Wie schön ist dieser Baum, wie schön der Acker da« – mit ihm ist es so gut wie aus.

8 Rabbi Dostai erfuhr von Rabbi Jannai diesen Spruch des Rabbi Meïr:

Wer ein Wort seines Lehrtexts vergisst, von dem gilt: Mit ihm ist es so gut wie aus.

[Denn es heißt (Dtn 4,9): »Hüte dich und nimm dich gar wohl in Acht, dass du keines der Worte vergisst, die deine Augen gesehen.« – Man fragt: Gilt dies auch, wenn der Lehrtext für ihn zu schwer ist? Die Lehre lautet (Dtn 4,9): »Lass sie aus deinem Herzen nicht weichen alle Tage deines Lebens.« Also ist’s mit ihm nur aus, wenn er sie mit Absicht aus dem Herzen entfernt.]

[26]9.1 Rabbi Hanina ben Dosa lehrte:

Bei wem Sündenfurcht vor Weisheit geht,

dessen Weisheit ist von Dauer.

Bei wem Weisheit geht vor Sündenfurcht,

dessen Weisheit wird nicht dauern.

9.2 Derselbe (Hanina) lehrte auch dies:

Wer mehr Werke hat als Weisheit,

dessen Weisheit ist von Dauer.

Wer mehr Weisheit hat als Werke,

dessen Weisheit wird nicht dauern.

(Was die Weisen über ihre Freunde sagen)

10.1 Derselbe (Hanina) lehrte auch dies:

Auf jedem, auf dem der Menschen Geist mit Wohlgefallen ruht,

auf dem ruht auch des »Ortes« Wohlgefallen.

Auf jedem, auf dem der Menschen Geist nicht ruht mit Wohlgefallen,

auf dem ruht auch des »Ortes« Wohlgefallen nicht.

(Wie sich die Freunde der Weisen nicht verhalten sollen)

10.2 Rabbi Dossa ben Harkinas lehrte:

Schlaf am Morgen, Wein am Mittag, kindisches Geschwätz, mit Weltvolk zusammensitzen – das alles treibt den Menschen fort aus der Welt.

[27](Über Irrlehrer)

11 Rabbi Elasar aus Modeïn lehrte:

1 Wer Heiliges entweiht,

2 Festtage schändet,

3 die Tora frech auslegt,

4 den Bund unseres Vaters Abraham bricht,

5 seinen Nächsten öffentlich bloßstellt,

(von dem gilt:) Hat er auch sonst gute Werke getan –

Anteil an der künftigen Welt hat er nicht.

(Gedankenkette: Frohsinn, Leichtsinn, Keuschheit)

12 Rabbi Jischmaël gab den Rat:

Sei frohen Sinns und dienstbereit!

Empfange jeden Menschen mit Freuden!

13 Rabbi Akiva (Akiba) lehrte:

Lachen und Leichtsinn führen zu liederlichem Leben.

»Der Tora (Dornen-)Zaun ist die Masora.«

Der Zaun des Reichtums ist der Zehnt,

Gelübde sind der Zaun der Keuschheit,

der Weisheit Zaun – Gelassenheit.

[28]14 Derselbe (Akiva) lehrte:

(Gottes Liebe zum Menschen und zu Israel)

Ein Geliebter ist der Mensch, als Ebenbild erschaffen!

Noch mehr der Liebe: es ward ihm offenbart,

dass er als (Gottes) Ebenbild erschaffen ward.

[Ist doch gesagt (Gen 9,6): »Als Gottes Ebenbild schuf er den Menschen.«]

Geliebt ist Israel, genannt des »Ortes« Sohn;

noch mehr der Liebe: Es ward ihm offenbart,

dass sie des »Ortes« Söhne sind.

[Ist doch gesagt (Dtn 14,1): »Söhne seid ihr des HERRN, eures Gottes.«]

Geliebt ist Israel: Ein Kleinod ward ihm gegeben!

Noch mehr der Liebe: Es ward ihm offenbart,

dass ihm das Kleinod ward gegeben,

durch das die Welt erschaffen ward.

[Ist doch gesagt (Spr 4,2): »Eine gute Lehre gab ich euch, verlasst nicht meine Tora.«]

(Wie Gott mit dem Menschen umgeht)

15 Alles ist vorhergesehen, doch Willensfreiheit ist gegeben.

Mit Großmut wird die Welt gerichtet – stets mit Blick auf die Zahl der (guten) Werke.

[29]16 [Derselbe (Akiva) lehrte auch dies:]

Alles ist nur geborgt –

»ein Netz ist ausgebreitet über alles, was lebt«.

Offen steht das Geschäft, der Händler gibt auf Kredit.

Offen liegt das Buch, es schreibt hinein die Hand.

Beständig, jeden Tag, gehn die Kassierer um.

Sie nehmen zurück vom Menschen, ob er’s erwartet oder nicht,

auf Unterlagen stützen sie sich.

Das Gericht bringt (zuletzt) die Treue ans Licht.

Und alles ist bereit zum (festlichen) Mahl.

(Eine Bitte um Unterstützung)

17.1 Rabbi Elasar ben Asarja lehrte:

»Keine Tora, kein Alltagstun.«

Kein Alltagstun, keine Tora.

Keine Weisheit, keine (Gottes-)Furcht,

keine (Gottes-)Furcht, keine Weisheit.

Kein Wissen, keine Einsicht,

keine Einsicht, kein Wissen.

Kein Mehl, keine Tora,

keine Tora, kein Mehl.

[30](Worte aus der Schule)

17.2 Derselbe (Elasar ben Asarja) lehrte:

Wessen Weisheit größer ist als seine Werke,

wem der wohl gleicht?

Einem Baum, der viele Äste hat und wenig Wurzeln.

Es kommt der Sturm, er reißt ihn aus und wirft ihn um.

Wessen Taten aber größer sind als seine Weisheit,

wem der wohl gleicht?

Einem Baum, der wenig Äste hat, doch viele Wurzeln.

Stürmen alle Winde der Welt auch gegen ihn heran,

sie können von der Stelle ihn nicht rücken.

18 Rabbi Elasar ben Hisma lehrte:

»Vogelnester« und »Menstruation« gehören zum Corpus der Halacha. Zeiten und Ziffern sind Zukost zur Weisheit.

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