Читать книгу: «Seewölfe Paket 19», страница 20

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Caligula wollte aufbegehren, aber die Queen hielt ihn wieder zurück – durch einen einzigen Blick. Er bedeutete: Laß nur, mit dem Kerl werde ich auch allein fertig. Mit einer knappen Gebärde gab sie Caligula und den drei anderen Kerlen von ihrem Schiff zu verstehen, daß sie sich heraushalten sollten.

Die vier Männer wichen etwas zur Seite. Larsky trat in die sich öffnende Lücke und stand jetzt so dicht vor der Queen, daß sein Oberkörper ihre Brust zu berühren drohte.

„Wer bist du überhaupt?“ fragte er und grinste unverschämt.

Die Kerle, die sich hinter seinem Rücken heranschoben, lachten.

„Die Black Queen“, erwiderte sie. „Und du?“

„Larsky. Das hier sind meine Freunde T-Bone, Lee Crapper und Norimbergo und die anderen – ach, es würde zu weit führen, sie alle vorzustellen. Du lernst sie auch so noch kennen.“ Er grinste immer noch, und wieder lachten die anderen.

Die Queen erwiderte das Grinsen. „Und du bist hier der größte Maulheld, was, Larsky?“

„Ich möchte von dir wissen, was du willst.“

„Euch allen einen schönen guten Tag wünschen.“

„Uns sonst?“

„Etwas kaufen, das habe ich wohl schon gesagt“, erwiderte sie seelenruhig. „Aber vielleicht habe ich auch etwas anzubieten.“

„Das habe ich mir schon gedacht“, sagte er. „Teufel, du hast die größte, prächtigste Galion, die ich je gesehen habe.“

Schallendes Gelächter in der Kneipe. Die Kerle schienen sich prächtig zu amüsieren. Auf eine Abwechslung wie diese hatten sie schon lange gewartet.

Auch Annamaria, Amintores vermeintliche Tochter, war zugegen, aber sie hielt sich im Hintergrund. Es war ihr zuwider, wie die Kerle sich an die Black Queen heranarbeiteten. Hoffentlich haut sie ihnen ein paar runter, dachte sie.

„Laß mal sehen, was du außer deinem Vorschiff noch alles zu bieten hast“, sagte T-Bone, ein knochiger Kerl mit großen Zähnen. Er drängelte sich vor, schob sich neben Larsky und griff nach dem Lendenschurz der Queen. „He, ich gebe einen doppelten Rum für dich aus, wenn du mich als ersten an Bord läßt!“

Es gab ein scharfes, klatschendes Geräusch, und T-Bone zog die Hand zurück. Seine Miene war verwirrt. Damit hatte er nicht gerechnet. Blitzschnell hatte die Queen ihm mit unerwarteter Härte auf die Finger geschlagen.

Larsky lachte. „Du bist nicht ihr Typ, T-Bone“, sagte er. „Sie ist wählerisch. Laß mich mal ran. Hallo, Queen, schick deine Aufpasser ruhig weg. Ich gebe eine Runde Wein für sie aus, und wir haben unsere Ruhe. Na, ist das ein Angebot?“

„Ja.“ Sie ließ ihn heranrücken, dann schoß ihre Hand überraschend hoch. Es klatschte zum zweitenmal, Larsky rieb sich die schmerzende Wange – die mit der Messernarbe.

„Ich habe Ohrfeigen, Boxhiebe und Tritte anzubieten“, sagte die Queen kalt. „Für den Fall, daß mich noch jemand mit einer billigen Hafenhure verwechselt. Also, wer ist der nächste?“

„Ich“, antwortete ein Bulle von Kerl, der sich hinter Larsky und T-Bone gehalten hatte. „Lee Crapper. Manoleto, räum den Tresen. Ich lege die schwarze Hure flach und versohle ihr den Hintern. Das hat sie für ihre Frechheit verdient.“

Manoleto war der Wirt. Übersetzt bedeutete der Name soviel wie „Dreckfinger“, nicht etwa „Manuelito“ oder „Manuel“, wie man beim ersten Hinhören vermuten mochte. Manoleto hatte nie saubere Hände, und das hatte ihm den Beinamen eingebracht. Kurzum, er war einer der schmierigsten und schlitzohrigsten Kerle, die es in Punta Gorda und auf ganz Hispaniola gab.

Er warf Crapper einen huschenden Blick zu und zog sich dann schleunigst zurück. Er bangte mehr um seine Flaschen und Fässer als um die allgemeine Ordnung, die in diesem Hafen ohnehin nur symbolisch existierte.

Crapper griff nach dem Arm der Queen und wollte sie zu sich heranreißen. Er überragte sie um eine halbe Kopfeshöhe, und seine Muskelpakete hatten gewaltige Ausmaße. Caligula und die drei Piraten der „Caribian Queen“ trafen Anstalten, sich jetzt doch auf diesen Kerl zu stürzen, aber wieder war es die Queen, die die Initiative ergriff.

Sie ließ sich am Arm zu Crapper heranreißen, aber dann bückte sie sich gedankenschnell und warf ihn über ihre Schultern hinweg zu Boden. Es dröhnte, und Crappers Sturz war so hart, daß er ein entsetztes Keuchen ausstieß. Manoleto duckte sich hinter die Theke. T-Bone, Larsky, Norimbergo und die anderen Bewohner von Punta Gorda griffen zu den Waffen.

Doch die Queen hatte plötzlich wie durch Zauberei den Säbel in der linken und die Pistole in der rechten Faust.

„Schluß der Vorstellung“, sagte sie. „Ich bin nicht hier, um mit euch zu kämpfen, aber wenn ich angegriffen werde, wehre ich mich.“ Sie wartete, bis Crapper wieder auf den Beinen war, dann wandte sie sich erneut an ihn. „Ich bin bereit, mich mit dir zu duellieren. Vielleicht wird es Zeit, daß jemand in diesem Elendsnest ein Exempel statuiert. Daß ihr in totaler Freiheit lebt, ist noch lange kein Grund dafür, Fremde zu belästigen und anzufallen, die mit friedlichen Absichten erschienen sind.“ Ihre Stimme nahm noch einen etwas schärferen, schneidenderen Klang an. „Männer von Punta Gorda – ihr habt euch in mir getäuscht!“

3.

In seiner überschäumenden Wut hätte sich Lee Crapper am liebsten auf die Black Queen gestürzt, aber etwas hielt ihn zurück. Was war es? Die erstaunliche Kraft dieser Frau? Ihre Intelligenz, ihre Entschlossenheit? Sie schien hart, grausam und unduldsam zu sein, und ihre handfesten Argumente wirkten überzeugend. Für einen Moment sah er sie noch haßerfüllt an, dann aber senkte er den Blick. Ihr Mut hatte über seine Wildheit gesiegt.

„Ich verzichte auf ein Duell“, sagte er. „Ich schlage mich nicht mit Frauen.“

„Gut, Crapper.“ Sie steckte die Waffen weg und hielt ihm die rechte Hand hin. „Dann nichts für ungut. Du mußt dich aber auch davon überzeugen, daß nicht jede Frau eine billige Hure ist.“

Erst zögerte er, dann ergriff er die ihm angebotene Hand und drückte sie fest. Er hob den Kopf und grinste. „Einverstanden.“ Er drehte sich zu den anderen um. „He, Larsky, T-Bone, Norimbergo – was ist? Wollt ihr nicht auch mit der Black Queen Frieden schließen?“

Ja, sie wollten. Sie gaben ihre feindselige Haltung auf und folgten Crappers Beispiel. Es war kein Schwächebeweis, es war nur richtig, diese ungewöhnliche Frau gebührend zu empfangen und zu feiern. Teils leutselig, teils verlegen grinsend, traten die Kerle vor die Queen hin und schüttelten ihr artig die Hand, einer nach dem anderen. Die Queen stellte ihnen Caligula und die drei anderen von der „Caribian Queen“ vor, und dann tat sie das, was in dieser Lage genau richtig war: Sie bestellte eine Runde für alle.

Manoleto atmete auf. Er zapfte ein neues Faß an und füllte vor lauter Erleichterung die Humpen, Mucks und Pints bis zum Rand, was sonst ganz gegen seine Gewohnheiten war.

Die Black Queen und die Männer ließen sich an den Tischen von „El Escarabajo“ nieder, stießen miteinander an und begannen eine angeregte Unterhaltung.

„Natürlich können wir euch mit Proviant versorgen!“ rief Larsky jetzt. „Es hängt nur davon ab, ob wir uns über den Preis einigen!“

„Bestimmt“, sagte die Queen. „Ich bezahle mit Silbermünzen.“ Von den Goldstücken, die sie an Bord der „Caribian Queen“ verwahrte, erwähnte sie lieber nichts, auch nichts von dem Diamantschmuck und den ungeschliffenen, rohen Juwelen, die zu ihrem Privatschmuck gehörten. So ganz traute sie den Kerlen immer noch nicht.

Es konnte gut möglich sein, daß Larsky und seine Kumpane bei Nacht einen Überfall auf die „Caribian Queen“ unternahmen, wenn sie dort Beute witterten. In ihrem derzeitigen Zustand und mit der angeschlagenen Crew an Bord war die Galeone ziemlich leicht zu entern. Nein, die Kerle von Punta Gorda durften gar nicht erst auf den Gedanken verfallen, etwas Derartiges zu versuchen.

„Und wieviel Munition brauchst du?“ fragte Lee Crapper.

„Soviel wie möglich, ich habe mit jemandem eine Rechnung zu begleichen.“

„Wir werden sehen, was sich auftreiben läßt“, sagte Norimbergo, ein dunkelhaariger, aalglatter Bursche. „Unsere Lager wollen wir zwar nicht plündern, aber wir können dir gewiß mit Pulver und einigen Siebzehnpfünderkugeln dienen.“

„Das geringste Problem dürfte wohl die Wasserbeschaffung sein“, sagte Caligula mit galliger Miene. Er war nicht ganz einverstanden, daß die Queen mit den Kerlen dicke Freundschaft schloß. Ein bißchen Eifersucht war auch mit dabei, aber die wollte er sich lieber nicht anmerken lassen, um sich nicht lächerlich zu machen.

„Wasser gibt es gratis!“ rief T-Bone aus und zeigte lachend seine riesigen Zähne. „Wasser ist in Punta Gorda wenig gefragt! He, Manoleto, wo bleibt der Nachschub? Wein her, die Becher sind leer!“

Manoleto füllte die Becher, Mucks und Humpen. Caligula blickte mißtrauisch in seinen Humpen, er rechnete damit, Kakerlaken im Wein schwimmen zu sehen. Erstaunlicherweise war dies nicht der Fall. Dennoch blieb Manoleto in Caligulas Augen die schmierigste Ratte, der er je begegnet war. Die Stühle und Bänke, die Tische, der Tresen und der Fußboden der Kneipe „El Escarabajo“ klebten vor Schmutz, sie bereitete ihrem Namen die erforderliche Ehre.

Geschickt lenkte die Black Queen das Gespräch in die richtigen Bahnen. Sie berichtete von dem Kampf gegen den Seewolf und ließ zündende Haßtiraden auf diesen Philip Hasard Killigrew, auf Ribault, die Rote Korsarin, den Wikinger und all die anderen Korsaren von der Schlangen-Insel los.

„Dieses Lumpenpack, das vor nichts zurückschreckt, ist eine Bedrohung für alle ehrlichen Piraten der Karibik!“ rief sie aus und hieb mit der Faust auf den Tisch. „Sollten sie jemals in Punta Gorda auftauchen, eröffnet sofort das Feuer auf sie!“

„Zur Hölle mit diesen Hunden!“ brüllte Lee Crapper dazwischen. Er hatte bereits eine Gallone Wein getrunken. „Verrecken sollen sie! Wir versenken ihre Kähne, wenn sie sich hierher verirren!“ Er glaubte, die Brüste der Queen vor seinen Augen tanzen zu sehen, und ihm wurde etwas schwindlig. Vielleicht lag das aber auch noch an seinem Sturz auf die Bohlen der Spelunke.

Aber auch die anderen beteiligten sich an den Flüchen und den Verwünschungen, die gegen den Seewolf und dessen Männer ausgestoßen wurden. Natürlich hatten sie alle schon von jenem legendären Killigrew gehört, der den Spaniern und Portugiesen hier wie in der Alten Welt das Leben erschwerte.

Sie wußten auch, daß der Seewolf ein fairer Kämpfer war, der jeden Schnapphahn und Galgenstrick verachtete. Sein Zorn richtete sich gegen alle jene, die grundlos wehrlose Seeleute und Eingeborene überfielen, wie es auch die Kerle von Punta Gorda zu tun pflegten.

Von „ehrlichen Piraten“ zu sprechen, wie es die Queen tat, war da schon ein Hohn. Aber die Kerle gingen ihr auf den Leim und erklärten sich mit ihr solidarisch. Ihre Blicke schienen an ihren Lippen zu hängen. Sie war eine gute Rednerin und verstand es, Kerle wie diese für ihre Sache zu gewinnen.

Eben das wollte sie – für ihre Ziele werben und sich den Rücken stärken. Ein oder zwei Niederlagen bedeuteten nichts. Sie folgte unbeirrt ihrem Weg, der sie zur Herrscherin der gesamten Karibik erhob.

„Es lebe die Black Queen!“ schrie Larsky.

„Hurra!“ brüllte Lee Crapper und hob seinen Becher. „Drei Hurras für die Queen! Und nieder mit dem Seewolf!“

„Hurra!“ schrien die Kerle wüst durcheinander. Die Black Queen spürte, wie ihr Selbstvertrauen wieder wuchs. Natürlich versprach sie sich nicht zuviel von der Zustimmung der Kerle. Auch in El Triunfo hatte man sie so gefeiert – und doch hatte sie sich in den Siedlern getäuscht.

Nur der eine oder andere, so wußte sie, würde sich auf ganz bestimmte Weise für ihre Zwecke einsetzen lassen. Noch wußte sie nicht genau, wie ihr nächster Zug war, aber sie ahnte, daß sich die Dinge in dieser Beziehung von selbst entwickelten.

Gilbert Sarraux und Joao Nazario hatten sich an einem Nebentisch niedergelassen. Es behagte ihnen nicht, sich mit Kerlen wie Larsky, T-Bone, Crapper und Norimbergo um die schwarze Frau zu scharen, sie hielten sich lieber etwas im Hintergrund und sondierten erst einmal die Lage.

Nazario drehte sich immer wieder zu Annamaria um und winkte ihr zu. Er wollte sie zu einem Glas Wein einladen. Schon seit langem versuchte er, sie allein zu treffen und für sich zu gewinnen. Doch sie schien Amintore, diesem häßlichen Zwerg, in ewiger Treue verbunden zu sein.

Nazario grinste dem Mädchen zu.

„Na, wie ist es, trinken wir zusammen einen Becher Wein?“ fragte er.

„Ich mag keinen Wein, und ich muß gleich wieder weg“, sagte sie.

„Hast du gesehen, wie diese Black Queen mit den Kerlen aufgeräumt hat?“

„Ja“, erwiderte sie. „Toll war das. Ich bewundere sie.“

„Möchtest du lieber einen Rum?“

„Keinen Rum. Ich gehe.“ Sie wandte sich ab und schritt lautlos davon. Nazario blickte auf ihre Hüften und auf ihre Beine, wollte sich erheben, um ihr zu folgen, wurde aber von dem Bretonen zurückgehalten.

„Laß das, Joao“, zischte er. „Willst du Ärger?“

„Sie ist genau mein Fall“, sagte der Portugiese. „Irgendwann kriege ich sie, und es ist mir egal, ob Amintore und die alte Vettel es erfahren oder nicht.“

„Das solltest du dir reiflich überlegen“, sagte Sarraux. „Aber hör gut zu, ich habe eine Idee.“

„Heraus damit“, sagte sein Freund. „Willst du das Schiff der Black Queen entern und ausmisten? Laß die Finger davon, die Sache ist zu heiß. Sie hat trotz allem zu viele Leute an Bord.“

Sarraux hatte sich über den Tisch zu ihm vorgebeugt. „Ich meine etwas ganz anderes. Wir gehen dabei nicht das geringste Risiko ein. Es ist immer wichtig, die Ohren offenzuhalten und eine Situation gewinnbringend auszunutzen, das weißt du.“

„Ja. Aber auf was willst du hinaus?“

„Diese Queen haßt den Seewolf.“

„Sie will ihn töten“, sagte Nazario. „Aber ich spiele nicht den Handlanger für sie. Schlag dir das aus dem Kopf.“

„Laß mich doch erst mal ausreden“, raunte der Bretone. „Daß der Seewolf ein höllisch gefährlicher Gegner ist, weiß ich selbst. Ich habe auch nicht im Sinn, ihn meuchlings zu ermorden oder so. Ich zähle nur zwei und zwei zusammen. Die Queen hat gesagt, daß der Seewolf noch auf Tortuga sei, und sie ist für jeden Hinweis über seine nächsten Züge dankbar. Außerdem hat sie Silbermünzen.“

Nazario grinste jetzt. „Aber sie kann keinen ihrer Kerle nach Tortuga schicken, denn deren Visagen sind dort bekannt. Ist es das, was du meinst?“

„Richtig, genau das. Wir aber sind noch nie auf Tortuga gewesen. Man kennt uns dort nicht.“

„Und wir könnten die Lage ein bißchen auskundschaften“, sagte Nazario. „Es dürfte uns nicht schwerfallen, Wissenswertes für die Queen zu erfahren. Darauf trinken wir noch einen, Gilbert. Und anschließend sprechen wir mit der Queen.“

„Aber erst, wenn sich die anderen verzogen haben“, sagte der Bretone. Keiner sollte auf eine ähnliche Idee verfallen, denn außer dem Portugiesen duldete er keine Partner, mit denen es zu teilen galt.

So warteten sie ab, bis es Larsky und dessen Gefolgschaft einfiel, im trunkenen Zustand mit den wenigen Mädchen anzubändeln, die vor der Kneipe im Sonnenlicht auf und ab spazierten und die Wärme genossen. Bei der Queen konnte keiner von ihnen landen, weder auf die rauhe noch auf die freundliche Art, das hatten sie inzwischen eingesehen. Folglich verschafften sie sich ihr Vergnügen auf die übliche, problemlose Weise.

Gilbert Sarraux und Joao Nazario traten an den Tisch der Black Queen.

Caligula blickte lauernd auf und fragte: „Was ist? Habt ihr auch Schiffszwieback und Hartwurst zu verkaufen? Oder wollt ihr eure Pulvervorräte loswerden?“

„Weder das eine noch das andere“, erwiderte Sarraux. „Aber was wir anbieten, ist gegen gute, harte Silbermünzen zu haben. Am liebsten nehmen wir Piaster an.“

Die Queen sah sie eher mitleidig an. „Kannst du dich nicht deutlicher ausdrücken? Wer bist du überhaupt? Ein Franzose? Bei Franzosen weiß man nie, ob sie die Wahrheit sprechen.“

„Das stimmt“, entgegnete Sarraux zu ihrer Überraschung. „Aber ich bin Bretone, und das ist ein Unterschied. Mein Wort gilt, und ich löse meine Versprechen stets ein.“

„Bei mir ist es nicht anders“, fügte Joao Nazario hinzu. „Vielleicht hast du Verwendung für zwei harte Burschen wie Gilbert und mich. Wir könnten gewisse Kohlen für dich aus dem Feuer holen – gegen gute Bezahlung, wie schon gesagt.“

Die Queen wies auf zwei Stühle. „Nehmt Platz. Mir ist da etwas eingefallen.“

„Wir könnten nach Tortuga segeln“, sagte Sarraux.

„Du hast es genau erfaßt. Aber wichtig dabei ist, ob ihr zwei schon einmal dort gewesen seid. Kennt man euch dort?“

„Nein“, entgegnete der Bretone mit listigem Grinsen. „Und das ist auch der Grund, warum wir uns entschlossen haben, dich anzusprechen. Wir haben gehört, wie du über Tortuga und den Seewolf geredet hast – und wir fragen uns, ob es nicht doch einen Weg gibt, diesem Oberhurensohn das Handwerk zu legen.“

„Es gibt ihn“, sagte sie, und ihre Miene verhärtete sich. „Aber man muß einen Feind in allen Einzelheiten kennen, wenn man ihn besiegen will.“ Ihr Blick fixierte zuerst den Bretonen, dann den Portugiesen. „Nur eins ist mir noch nicht klar. Warum seid ihr so scharf darauf, die Machenschaften des Seewolfs auszuspionieren?“

„Weil wir dafür von dir bezahlt werden“, erwiderte Nazario prompt. Er ließ sich langsam auf einem der Stühle nieder, sein Freund folgte seinem Beispiel. „Wir handeln aus reinem Eigennutz“, fuhr Nazario fort. „Wir sind knapp bei Kasse und brauchen Geld. Vielleicht können wir uns von dem, was du uns gibst, ein Boot kaufen.“

„Eine eigene Pinasse“, sagte Sarraux. „Das war schon immer unser Traum. Bislang sind wir immer nur bei anderen mitgefahren, wenn es auf Beutezug ging. Das haben wir langsam satt.“

„Ich verstehe“, sagte die Queen. „Und ihr kriegt die Piaster von mir, aber nur, wenn ihr meinen Auftrag erfolgreich ausführt.“

„Wie lautet er denn?“ fragte Nazario. „Wir heften uns dem Seewolf an die Fersen. Das ist es doch, was du willst, oder?“

„Wir werden dich nicht enttäuschen“, versprach Sarraux. Die Augen der Black Queen wurden schmal. „Es gab auf Tortuga einen Mann namens Emile Boussac, den ich dummerweise aus El Triunfo gerettet hatte. Er betrieb Erkundungsarbeit hinter den feindlichen Linien, Spionage sozusagen. Aber er trieb ein doppeltes Spiel – und dafür mußte er mit dem Leben bezahlen.“

Sarraux und Nazario tauschten einen Blick. Sie brauchten nicht danach zu fragen, wer diesen Boussac getötet hatte. Es gehörte kein Scharfsinn dazu, es zu erraten. Außerdem verriet die Miene, mit der Caligula die Queen ansah, auch einiges.

„Wir suchen uns unsere Partner gut aus“, sagte Sarraux, der jetzt ebenfalls ernst geworden war. „Und wir arbeiten immer nur mit einem Verbündeten zusammen. Eine Kriegslist ist richtig – aber kein Verrat. Wir kapieren, wovor du uns warnen willst, aber du brauchst keine Sorge zu haben. Wir eifern diesem Boussac nicht nach.“

Wieder taxierte die Queen die beiden Männer, dann sagte sie: „Ihr werdet lachen – ich glaube euch. Also schön, dann hört jetzt zu, welchen Auftrag ich für euch habe. Ihr braucht dazu einen Einmaster, aber den können wir hier in Punta Gorda leicht auftreiben, denke ich.“

„Wir könnten die Pinasse von Dodger ausleihen“, sagte Sarraux. „Er benutzt sie sowieso nie und hockt nur immer in seinem Baumhaus.“

„Ist die Pinasse seetüchtig?“ fragte die Queen.

„Sie braucht nur ein bißchen kalfatert und gepönt zu werden“, entgegnete Nazario. „In einem halben Tag schaffen wir das.“

„In Ordnung.“ Die Queen beugte sich vor und begann, ihnen ihr Vorhaben auseinanderzusetzen. Bald waren Sarraux und Nazario sich einig: Was sie auf Tortuga zu erledigen hatten, waren „kleine Fische“, sie würden kaum Schwierigkeiten dabei haben. Der Lohn war hoch: zwanzig Achterstücke, echte Goldmünzen aus Spanien, wenn alles klappte. Sie durften aber mit niemandem darüber sprechen, der Auftrag war geheim. Sarraux und Nazario legten einen Eid darauf ab. Sie setzten Verschwörermienen auf und sprachen die letzten Einzelheiten mit der Black Queen durch.

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9783954397785
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