Immerwährend Mein Marquess

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Immerwährend Mein Marquess
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IMMERWÄHREND MEIN MARQUESS
FÜR ALLE ZEITEN GELIEBT FÜR ALLE ZEITEN GELIEBT
DAWN BROWER
Übersetzt von CAROLIN KERN

Dies ist ein fiktionales Werk. Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse sind Produkte der Vorstellung der Autorin oder fiktiv benutzt und sollten nicht als real aufgefasst werden. Jede Ähnlichkeit zu tatsächlichen Schauplätzen, Organisationen oder Personen, lebend oder verstorben, ist rein zufällig.

Infinitely My Marquess © 2018 Dawn Brower

Cover und Bearbeitung: Victoria Miller

Übersetzung © 2020 Carolin Kern

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buchs darf ohne schriftliche Zustimmung benutzt oder vervielfältigt werden, weder elektronisch noch in Druckform, außer es handelt sich um kurze Zitate in Rezensionen.

Dieses Buch ist für alle, die an die Liebe glauben und hoffen sie eines Tages zu finden. Manchmal muss man einfach daran glauben und manchmal ist sie bereits die ganze Zeit da gewesen. Glaub weiterhin und eines Tages wird die Liebe dich finden.

DANKSAGUNGEN

Wie immer, danke an meine Cover-Künstlerin Victoria Miller. Du bist fabelhaft, wie immer. Ebenfalls danke an Elizabeth Evans—du machst das Schreiben spaßig. Ich danke dir, dass du mir hilfst und alle meine groben Entwürfe liest.

PROLOG

England 1795

Hochzeitsglocken schallten durch die Landschaft, kündigten die bevorstehende Hochzeit von Lord Victor Simms, dem zweiten Sohn des Duke of Ashthorne, und Lady Penelope Everly an. Es war für keinen von beiden die erste Heirat. Der kleine Ryan Simms war begeistert endlich eine Mutter zu haben. Es waren nur sein Vater und er gewesen, so lange er sich erinnern konnte. Bald hätte er eine Mutter und ebenfalls zwei Schwestern—Delilah und Mirabella. Delilah war zwei Jahre älter als Ryan und hatte das schwärzeste Haar, das er jemals gesehen hatte. Mirabella hatte rotes Haar und war ein Jahr jünger als er. Ryan hatte einen Monat vor der Hochzeit seinen siebten Geburtstag gefeiert.

»Wie geht es dir, mein Junge?« Sein Vater lehnte sich herunter und zerzauste sein Haar. »Bist du glücklich?«

»Ja, Papa«, antwortete er. Er wollte seinem Vater sagen, dass er niemals glücklicher war, aber er wusste nicht, ob er das konnte. Sein Vater schien eine hellere Stimmung zu haben und er wollte ihn nicht an traurigere Zeiten erinnern. Seine Berührung war immer sanft, aber er war zumeist trübsinnig gewesen. Sogar ein Junge von sieben Jahren erkannte Trauer, und obwohl er seine Mutter niemals gekannt hatte, vermisste Ryan sie dennoch jeden Tag. Lady Penelope konnte sie nicht ersetzen, aber sie könnte dieses Loch teilweise ausfüllen.

»Ich bin froh«, sagte sein Vater. »Es fühlt sich wundervoll an Freude in unseren Leben zu haben. Nun lauf los und setz dich zum Kindermädchen. Sei ein guter Junge.«

Ryan tat, was sein Vater gesagt hatte und rannte, um bei seinem Kindermädchen auf der Kirchenbank zu sitzen. Delilah und Mirabella waren bereits dort. Sie saßen mit geraden Rücken und feierlichen Ausdrücken auf ihren Gesichtern da. Waren sie nicht froh wieder Teil einer vollständigen Familie zu sein? Warum schienen sie so—unglücklich?

Lady Penelope schritt den Gang hinab und gesellte sich zu Ryans Vater. Der Vikar sagte eine Menge Dinge, welche Ryan nicht vollauf verstand, aber es kümmerte ihn nicht wirklich. Es zählte nur, dass er schließlich wieder eine Familie hatte. Eine, die immer für ihn da sein würde, ihn mit Liebe, Aufmerksamkeit und ganz vielen Umarmungen überschüttete. Er wünschte sich wirklich, dass er jemanden hätte, der ihn öfter umarmte. Er hatte einmal eine Mutter und ihren Sohn gesehen. Bis zu diesem Tag hatte er nicht gewusst, was ihm fehlte. Die Frau hatte ihren Jungen in ihre Arme gezogen, ihn umarmt und geküsst, als ob er für sie das Kostbarste wäre.

Der Vikar bat seinen Vater einige Worte zu wiederholen und dann Lady Penelope. Sie taten beide, worum er gebeten hatte. Am Ende erklärte er sie für verheiratet. Jeder in der Kirche klatschte. Ein Lächeln füllte Ryans Gesicht und er klatschte mit ihnen mit.

»Er ist ein törichter Junge«, sagte Delilah, während sie ihre Nase hoch in die Luft wandte. »Ich kann nicht glauben, dass wir es jetzt jeden Tag mit ihm zu tun haben werden.«

Mirabella nickte, aber Ryan dachte nicht, dass sie Delilah überhaupt verstand. Mädchen waren ein Rätsel, bei dem er sich nicht davon abhalten konnte sich zu fragen, ob er jemals dahinterkommen würde. Besonders da er niemals zuvor mit irgendeinem davon hatte umgehen müssen. »Was heißt töricht?«

»Er begreift nicht einmal, was eine Beleidigung ist«, spottete Delilah. »Ich vermute das könnte die Dinge interessanter machen.«

Er dachte das nicht, aber im Moment kümmerte es ihn nicht zu entschlüsseln, was sie meinte. Er zuckte mit den Schultern und zupfte am Ärmel seines Kindermädchens. »Ist es schon Zeit zu gehen? Ich bin schläfrig.« Er war sieben und hatte bereits mehr getan, als er normalerweise tat. Sein Vater ließ ihn nicht oft das Haus verlassen. So als ob er befürchtete, dass er Ryan verlor, wenn er ihn aus dem Blickfeld verliert. Das Kindermädchen verhätschelte ihn auf das Geheiß seines Vaters.

»Sobald das glückliche Paar geht, können wir hinter ihnen folgen.«

Ryan nickte und wartete darauf, dass sein Vater und seine neue Mutter die Kirche verließen. Das Kindermädchen könnte ihn dann nach Hause bringen. Vielleicht könnte er in seinem Zimmer mit seinen Spielzeugsoldaten spielen. Er mochte den Frieden und die Ruhe sehr. Es hatte in letzter Zeit zu viel Lärm in seinem Zuhause gegeben. Jeder war gekommen, um für die Hochzeit vorbeizuschauen. Er hatte sogar eine neue Cousine—Lady Estella. Sie war ein winziger Säugling und konnte nicht mit ihm spielen, aber er mochte es sie anzuschauen. Das Kindermädchen half sich um sie zu kümmern, während sie zu Besuch waren, also konnte er oft einen Blick auf sie werfen.

Schließlich steuerten sein Vater und Lady Penelope den Gang hinab. Nachdem sie aus der Kirche gegangen waren, stand jeder auf, um ihnen hinaus zu folgen. Das Kindermädchen nahm seine Hand und wandte sich an Delilah und Mirabella. »Kommt mit mir, Mädchen.«

»Wir müssen nicht auf Sie hören«, sagte Delilah hochmütig.

»Jaah, nicht hören«, wiederholte Mirabella.

Das Kindermädchen ließ einen gereizten Seufzer heraus. »Ich habe keine Zeit für einen Wutanfall. Ihr zwei kommt jetzt mit mir mit, oder ich ziehe euch die Ohren lang.«

Delilah stand auf und drehte trotzig ihren Kopf. »Ich gehe hinaus, aber nicht, weil Sie es mir gesagt haben. Ich will nach Hause gehen und das werde ich.« Mirabella rannte ihr hinterher, während sie aus der Kirche gingen.

Ryan legte seine Hand in die des Kindermädchens. »Kennen sie den Weg?«

»Ich weiß nicht, Schätzchen«, sagte sie. »Wir folgen ihnen am besten. Diese zwei werden mich verrückt machen. Ziemlich bald werden wir uns nach der Ruhe sehnen und Schwierigkeiten haben uns daran zu erinnern, wie es war.«

Er nickte dem Kindermädchen zu, obwohl er nicht verstand. Warum würde er keine weitere Ruhe haben? Sollte er das nicht immer in seinem Zimmer haben? Das war sein sicherer Raum. Er vermutete, dass er es später herausfinden würde. Es war ein glücklicher Tag. Sein Vater hatte ihm das gesagt und er beschloss es zu glauben.



England 1800

»Ryan«, schrie seine Stiefmutter. Ihre schrille Stimme stach in seinen Trommelfellen, sogar aus der Entfernung, welche sie trennte. Er konnte es immer noch nicht glauben, dass er sich darauf gefreut hatte diese Frau zur Mutter zu haben. »Komm jetzt hier herunter, du dummer Junge.«

Er starrte auf die nackten Wände des Dachbodens, wo sie ihn gezwungen hatte zu schlafen. Sein hübsches Schlafzimmer war ihm weggenommen und an Delilah gegeben worden. Oh, es war nicht anfangs passiert, aber sobald sein Vater gestorben war, hatte Lady Penelope die komplette Kontrolle über ihn erlangt. Er sollte sich darauf vorbereiten nach Eton zu gehen, doch er blieb als Lady Penelopes unbezahlte Arbeitskraft stecken. Sie behauptete, dass sie nicht die finanziellen Mittel hätten, um ihn zur Schule zu schicken und ihren Mädchen die angemessene Bildung zu geben, welche sie verdienten. Also hatte sie für sie alle Hauslehrer angestellt. Er bekam seine Bildung mangels Alternative. Sie hätte es ihm nicht erlaubt sich überhaupt mit dem Lehrer zu treffen, wenn sie es hätte verhindern können; sein Großvater jedoch, der Duke of Ashthorne, bestand auf vierteljährliche Berichte. Wenn er nicht von Lady Penelope hörte, dann würden sie keine Geldmittel erhalten.

Ryan hüpfte zwei Stufen auf einmal herunter und steuerte in das Wohnzimmer. Lady Penelope saß auf der Chaiselongue und las ein Buch. Ihre zwei Töchter, Mirabella und Delilah, waren gegenüber von ihr auf Stühlen. Delilah beschäftigte sich mit einer Näharbeit und Mirabella malte mit Wasserfarben auf einer Leinwand.

»Wird aber auch Zeit«, spottete Lady Penelope. »Du musst für mich ein Feuer machen. Es wird kühl im Raum.«

Seine Stiefmutter hatte beinahe alle Diener entlassen. Ein weiterer Weg sparsam zu sein und Geld für ihre Töchter und sich auszugeben—sie waren alle selbstsüchtig. Die einzigen Angestellten, welche sie behalten hatten, waren ein Köchin und ein Fahrer. Ryan konnte nicht oben auf einer Kutsche gesehen werden, wie er sie herum fuhr. Das würde wiederum zu seinem Großvater gelangen und dann müsste sie sich für eine Menge verantworten. Was das Kochen betraf—Lady Penelope hatte versucht ihn dazu zu zwingen. Sie hatte aufgegeben, als sie erkannte, dass er schrecklich darin war. Er war niemals so dankbar gewesen in etwas furchtbar zu sein. Seit dem Tod seines Vaters vor ein paar Jahren war Ryan praktisch der Sklave seiner Stiefmutter gewesen. Er konnte es nicht erwarten, dass er zu seiner Erbschaft kam, so klein sie auch war, und so Lady Penelope dazu bringen konnte sein Zuhause zu verlassen. Sicherlich hatte sie Verwandte, bei denen sie leben konnte. Er hatte niemals jemanden so wenig gemocht wie seine Stiefmutter und zwei Stiefschwestern.

 

»Sogleich«, antwortete Ryan.

Er machte sich an die Arbeit das Anzündholz in der Feuerstelle zu entzünden. Bald leckten Flammen am Holz und Wärme breitete sich aus. Ryan stand auf und strich mit seinen Händen über seine Hose, hinterließ dabei einen Streifen aus Asche und Ruß.

»Geh und wasch dich. Du siehst erbärmlich aus.«

Ryan verkrampfte fest seinen Kiefer und nickte seiner Stiefmutter zu. Er traute sich nicht zu sprechen. Ein lautes Krachen hallte durch den Flur, gefolgt von Gebrüll: »Wo ist denn jeder in diesem verdammten Haus?«

Lady Penelope sprang auf ihre Füße, um aus dem Raum zu stürzen, aber sie schaffte keine zwei Schritte, bevor der Verursacher des Gebrülls eintrat. »Da seid ihr ja alle.« Er schaute Ryan an und runzelte die Stirn. »Was hast du überall an dir?«

Es war der Duke of Ashthorne selbst—Ryans Großvater war endlich gekommen, um nach ihm zu sehen. Er war seit dem Tod seines Vaters nicht im Haus gewesen. Er verstand ehrlich nicht, warum der Herzog ihn bei seiner Stiefmutter gelassen hatte. Zur damaligen Zeit war er froh darüber gewesen. Sein Großvater war kein netter Mann und er hatte geglaubt, dass seine Stiefmutter die Bessere der beiden Optionen war. Er hatte gedacht, dass er dort bleiben musste, bis es an der Zeit war nach Eton zu gehen. Aber das war nicht passiert.

»Hallo, Großvater«, begrüßte Ryan ihn. »Ich habe ein Feuer für die Damen gemacht.« Er sagte nicht, dass Lady Penelope ihn dazu gezwungen hat. Das hätte ihm einige Schläge mit ihrer liebsten Peitsche eingebracht. Seine Stiefmutter hatte eine böse Seite, die mit jedem bösartigen Wesen konkurrierte. Nicht um alles in der Welt verstand er, was sein Vater jemals in der Frau gesehen hatte. Ihre zwei Töchter wurden rasch auch zu Miniaturversionen von ihr.

»Dafür gibt es Diener, Junge.« Er blickte sich im Raum um. »Geh und hol mir einen. Wir werden bei dem, was ich im Sinn habe Hilfe benötigen.«

Ryan blickte für Anweisungen zu seiner Stiefmutter. Er wusste nicht, wen er holen sollte—den Fahrer? Sie hatten keine Dienstmädchen oder Lakaien. Sie hatten Ryan, um all das zu tun. Er war nicht sicher, wie sein Großvater auf die Neuigkeiten reagieren würde, dass sein Enkel all die schmutzige Arbeit im Haus machte. Der Herzog hatte schon immer auf die in niederen Ständen herabgeschaut. Würde es verändern, wie sein Großvater ihn wahrnahm? Er hoffte nicht. Wenn es so war, würde es nichts Gutes für seine Zukunft verheißen.

»Ist das notwendig?«, fragte Lady Penelope. »Das Feuer ist bereits entzündet. Ryan ist ein guter Junge, kümmert sich um uns, und er kann Euch aushelfen, bei was auch immer Ihr benötigt.«

Er hielt sich notdürftig zurück mit den Augen zu rollen. Seine Stiefmutter war gut … Sie hörte sich so süß und unschuldig an. Ryan wusste es besser—nichts Reines oder Ehrliches wohnte in dieser Frau.

»Ich nehme es an«, stimmte der Herzog zu. »Ich werde nicht lange bleiben. Ich bin gekommen, um den Jungen zu holen.«

»Oh?«, sagte Lady Penelope mit einem Neigen ihres Kopfs. »Ich habe gedacht Ihr habt mir darin vertraut für sein Wohlergehen zu sorgen.« Sie wollte wohl eher ihren Diener nicht verlieren …

Der Herzog funkelte sie an. Dieser eine Blick schien zu sagen: Wie kannst du es wagen meine Handlungen anzuzweifeln? Ryan wollte einen Blick wie diesen perfektionieren. Dieser hatte den Mund seiner Stiefmutter schneller geschlossen als alles, was er jemals mitbekommen hatte.

»Mein Enkelsohn muss seinen angemessenen Platz in der Welt kennenlernen. Das wird hier nicht passieren. Es sieht aus, als ob mein anderer Sohn, der Marquess of Cinderbury, nur eine Tochter haben wird. Seine Frau kann keine weiteren Kinder mehr gebären, was diesen Jungen zu meinem Erben macht. Er wird eines Tages ein Herzog sein und er muss seine Verantwortung verstehen.«

»Ich verstehe«, sagte Lady Penelope. »Müsst Ihr heute fortstürzen?«

»Ja«, sagte der Herzog mit Endgültigkeit. Er wandte sich Ryan zu. »Du hast zehn Minuten zum Packen.«

Das musste Ryan nicht zweimal gesagt werden. Er rannte praktisch aus dem Raum und hoch zum Dachboden. Es gab nicht viel, was er mitnehmen wollte. Er hatte eine kleine Truhe in seinem Zimmer, die alle seine Habseligkeiten enthielt. Seine Stiefmutter dachte nicht, dass er einen richtigen Schrank verdiente. Also war alles, was er tat, seine Truhe zu ergreifen und sie die Treppe herunter zu schleppen. Er hielt nicht einmal an, um sicherzustellen, dass alles darin war. Es war egal, wenn er irgendetwas zurückließ.

Sein Großvater wartete in der Eingangshalle auf ihn. Irgendwie hatte sich der Herzog für ihn in einen streitlustigen alten märchenhaften Paten verwandelt. Seltsamerweise passte diese Beschreibung ziemlich gut zu ihm. Obwohl er nicht so alt sein mochte, wie Ryan glaubte—er war zwölf und jeder, der älter als er war, schien uralt.

»Das war viel schneller, als ich erwartet habe«, erklärte sein Großvater. »Vielleicht wirst du am Ende doch kein hoffnungsloser Fall sein. Du warst ein wehleidiges Kind, als ich dich das letzte Mal gesehen habe.«

Wenn der Herzog sich öfter bequemt hätte nach ihm zu sehen, hätte er erkannt, dass Ryan viel schneller erwachsen werden musste, als es irgendein Junge sollte. Zuerst hatte er seine Mutter verloren, bevor er verstand, was das überhaupt bedeutete, und einige Jahre danach dann seinen Vater. Sein Herz hatte sich verhärtet und er bezweifelte, dass er jemals wieder irgendetwas fühlen würde. Emotionen führten zu Herzschmerz und er hatte keinen Nutzen für das. Sein Großvater mochte jetzt sein Wohltäter sein, aber er war weit davon entfernt wohlwollend zu sein.

»Ich brauche nicht viel«, sagte er seinem Großvater. »Ich bin bereit, wenn Ihr es seid.«

Er nickte Ryan zu und sie steuerten hinaus zu seiner Kutsche. Keiner von beiden hielt an, um sich von Lady Penelope oder ihren Töchtern zu verabschieden. Ryan, weil er sie alle hasste, und der Herzog machte sich wahrscheinlich keine Gedanken um sie. Auf mancherlei Weisen war er ihnen ähnlich. Er hatte Erwartungen und würde sichergehen, dass Ryan diese erfüllte, aber zumindest würde sein Großvater ihn auf seine Zukunft vorbereiten. Seine Stiefmutter hatte ihn als Sklaven benutzen wollen. Es war ein Tausch, den er mehr als willentlich machen würde. Manche Dinge waren es wert, dass man sie riskierte. Nicht, dass ihm sein Großvater eine große Wahl ließ. Er musste zurück zu seinem Anwesen gehen und alles darüber lernen ein Herzog zu sein. Er hoffte er verwandelte sich nicht in einen gereizten alten Mann wie ihn.

Die Kutsche ratterte auf der Auffahrt. Das winzige Haus, das ihm einst etwas bedeutet hatte, wurde kleiner und kleiner, als die Kutsche die Straße herunter rollte. Zu einer Zeit hatte er geglaubt, dass es ihm ein wirkliches Zuhause sein würde, mit einer Familie, die ihn liebte. Manche Dinge sollten nicht sein und er hatte niemals eine vernarrte Mutter in seinem Leben gehabt. Zumindest hätte Penelope nicht länger Kontrolle über ihn. Es war seine Vergangenheit und er wollte sie oder seine Stiefschwestern niemals wieder sehen.

Seine Stiefmutter konnte sein Haus der Kindheit haben. Er würde viel lieber eine Distanz zwischen ihnen behalten und vergessen, dass sie existierten. Sein Großvater würde ihn zu einem Mann formen, der fähig war die komplette Kontrolle über sein Leben zu haben. Ryan versuchte einen Teil in seiner Seele zu finden, der glücklich und rein verblieb, aber Penelope hatte das aus ihm gelöscht, nachdem sein Vater starb. Jetzt war alles, was er tun konnte, weiterzumachen und zu versuchen ein besserer Mensch zu sein als die um ihn herum. Er schwor, dass keine Frau jemals wieder Macht über ihn haben würde …

KAPITEL EINS

Kent 1816

Die Kutsche ratterte, während sie über die Straße reiste. Die Sonne strömte durch die Fenster, hob die samtausgeschlagenen Sitze hervor. Lady Annalise Palmer starrte aus dem Fenster auf die verschiedenen Bäume, während sie reisten. Nicht dass die Landschaft besonders atemberaubend war, obwohl sie etwas Anreiz bot, sondern weil sie, sobald sie ihr Ziel erreichten, über ihren Empfang nicht sicher sein konnte. Sie hatte ihrer Stiefschwester Estella, die neue Viscountess of Warwick, geschrieben und erklärt, warum sie so gehandelt hatte, wie sie es getan hat; jedoch bedeutete das nicht, dass sie ihr vergeben hatte. Sie hatte einen Brief von Estella erhalten, mit welchem diese sie eingeladen hatte Manchester Castle zu besuchen. Annalise konnte nicht anders, als sich zu fragen, warum sie in Kent waren und nicht auf Warwicks Anwesen.

»Musstest du wirklich hier hinaus reisen, um Estella zu sehen?«, fragte ihr Bruder Marrok, der Marquess of Sheffield. »Ich hasse lange Kutschfahrten.«

»Nicht so sehr wie ich«, antwortete sie bitter. »Du bist ein schrecklicher Reisegefährte.«

»Sei froh, dass ich zugestimmt habe dich zu begleiten. Vater hätte dich sonst nicht aus dem Kloster gelassen.« Marrok gähnte laut. »Er ist noch immer ziemlich wütend wegen deines Anteils daran Estella zu helfen Warwick zu heiraten.«

Ihr Vater, der Duke of Wolfton, hatte keine Ahnung davon, was sie alles getan hatte, um Estella zu helfen. Er dachte, dass sie ihr Gelder geschickt hatte, um davon zu leben, aber sie hatte weitaus mehr getan. Ihr Vater war kein guter Mann und hatte sein Bestes getan, um sicherzustellen, dass Estella für den Rest ihres Lebens elend bleiben würde. Annalise hatte ihr früher helfen wollen, aber hatte nicht gewusst, wie es möglich sein könnte. Der Herzog beobachtete jeden ihrer Schritte, und auch wenn sie es versucht hätte, hätte er einen Weg gefunden es zu verhindern. Sie hatte schlauer als er sein müssen und das verlangte eine enorme Menge Geduld. Ihre Machenschaften hatten sich ausgezahlt, als sie einen Weg gefunden hatte Estella mit dem Mann, den sie liebte, zusammenzubringen.

»Ich bedaure nichts«, sagte sie. »Estella hat meine Hilfe benötigt.«

»Ich widerspreche dir nicht. Vater ist ein Arsch—Estella hätte niemals weggeschickt werden sollen.« Marrok streckte seine Arme über seinem Kopf aus. »Jedenfalls, wie lange sind wir bereits in dieser verfluchten Kutsche?«

Zumindest war ihr Bruder nicht zu einer Kopie ihres Vaters geworden. Oh, er war keinesfalls perfekt, aber er hatte keinen grausamen Charakterzug. Marrok hatte keine Geduld für Blödheit und ertrug keine Narren. Er konnte jemanden mit einem Blick oder wenigen ausgewählten Worten gehörig in die Schranken weisen, wenn er beschloss sich die Mühe zu machen. Kurz gesagt, er stellte die Beschreibung eines düsteren Mannes in den Schatten und tatsächlich hatte er es perfektioniert. Annalise liebte ihren Bruder, aber sogar sie konnte ihn nur eine bestimmte Zeit ertragen. Sie bemitleidete die Frau, die er eines Tages beschloss zu heiraten. Es würde ziemlich schwierig sein mit ihm zusammenzuleben. Teufel, es gab da kein ziemlich—er war ein rechter Esel an einem guten Tag. Sie riss ihren Blick vom Fenster, wandte sich ihm zu und beantwortete seine Frage: »Ungefähr so lange, wie das vorige Mal, als du gefragt hast. Du bist schlimmer als ein kleines Kind.«

»Nicht mehr als du.« Er lehnte sich herüber und spähte aus dem Fenster. »Aber ich meine es ernst. Sollten wir nicht bereits dort sein?«

Während er die Worte sprach, kam das Manchester Castle in Sicht. Das Bauwerk war majestätisch und ein atemberaubender Anblick. Das Wolfton Stammhaus hatte seine eigene Schönheit an sich, aber auf eine andere Art als das Manchester. Dieses Schloss schien heller—irgendwie fröhlicher. Vielleicht war sie ein wenig launenhaft oder möglicherweise sehnte sie sich nach der Freiheit für sich selbst zu sein. Wegen den Erwartungen ihres Vaters musste sie immer Theater spielen und vorgeben sich um nichts und niemandem zu scheren.

»Oh, dem Himmel sei Dank.« Marrok lehnte sich in seinem Sitz zurück. »Bald kann ich meine Beine richtig ausstrecken.«

Annalise rollte mit ihren Augen, obwohl sie es ihm nicht wirklich verübelte. Jeder Zentimeter ihrer Muskeln war vom stundenlangen Sitzen in der Kutsche steif. Es wäre gut endlich das verdammte Ding zu verlassen und ein klein wenig zu gehen. Die Kutsche bog auf den langen Pfad, der zum Schloss führte. Sie rollte über eine Unebenheit und warf Annalise aufwärts. Schmerz schoss durch ihr Gesäß und ihr Kreuz hoch, als sie auf dem Sitz landete. »Autsch«, jaulte sie, nicht in der Lage es zu unterdrücken.

 

»Ich bin geneigt zu wetten, dass du auch froh bist, dass wir fast angekommen sind.« Marrok gluckste vergnügt. »Gib es zu.«

»Ich hasse dich«, murmelte sie.

»Nein, tust du nicht«, erwiderte Marrok, lachte dann wieder. »Du betest mich an und das wissen wir beide.« Er zwinkerte ihr zu. »Mach dir keine Sorgen, ich werde dich nicht zwingen zu kriechen und dich zu entschuldigen, dass du gemein warst.«

»Als ob ich das würde«, erwiderte sie. »Da kannst du ewig warten und das würde dennoch nicht passieren.« Annalise konnte ihre Lippen nicht daran hindern sich nach oben zu neigen. Marroks Ausgelassenheit hatte sie aus ihrer bitteren Stimmung gehoben. Sie machte sich zu viele Sorgen um nichts. Estella hätte sie nicht nach Manchester eingeladen, wenn sie ihr ihre Handlungen nicht vergeben hätte. Lord Warwick war in ihrem Plan ihn an Bord von Estellas Schiff zu platzieren nicht—viel—geschadet worden. Ihnen beiden war es ohne einander miserabel gegangen. Nun konnten sie glücklich sein, so wie sie es die ganze Zeit hätten sein sollen.

Die Kutsche kam zum Stehen und Marrok drückte die Tür auf, bevor der Fahrer es konnte. In solch großer Eile war er das Gefährt zu verlassen und seine Füße auf festen Boden zu stellen. Annalise kicherte leicht bei seinen Handlungen. Manche Dinge änderten sich nie. Marrok hatte Reisen immer gehasst, aber er erinnerte sich daran, wie man ein Gentleman war. Er drehte sich um und griff nach ihrer Hand, um ihr zu helfen ebenfalls auszusteigen. »Ich danke dir, lieber Bruder.«

»Wie immer, liebste Schwester.« Er zwinkerte. »Du weißt, dass du auf mich zählen kannst.«

Sie gingen zur Eingangstür hoch und sie glitt auf, bevor sie die Möglichkeit hatten mit dem Klopfer dagegen zu pochen. Ein großer schlanker Mann begrüßte sie. »Wie kann ich Euch helfen?«

»Wir sind hier für einen Besuch bei Lady Warwick«, erwiderte Annalise. »Ich habe eine Einladung von ihr erhalten.«

»Lady Annalise Palmer, nehme ich an«, sagte der große Mann. »Und Ihr seid, Sir? Ich war mir nicht bewusst, dass sonst jemand die junge Dame begleiten würde.«

»Ich bin ihr Bruder, der Marquess of Sheffield.« Marrok hob eine Braue. »Haben Sie wirklich erwartet, dass meine Schwester alleine reist?«

»Nein«, erwiderte der Mann. »Ich dachte möglicherweise eine Zofe, aber nicht ein anderer Standesgenosse. Bitte kommt herein. Ich werde dafür sorgen, dass ein Lakai sich um Eure Koffer kümmert.« Der Butler—zumindest nahm Annalise an, dass er das war—schloss die Tür hinter ihnen, als sie eintraten. »Wollt Ihr Euch von Eurer langen Reise erholen, oder wollt Ihr Lady Manchester und Lady Warwick im Wohnzimmer für Tee Gesellschaft leisten?«

»Ich würde lieber spazieren gehen«, erwiderte Marrok. »Ich bin von der Untätigkeit ruhelos.«

»Wie Ihr wünscht, my Lord«, erwiderte der Butler. »Es wird der Haushälterin Zeit geben Eure Gemächer vorzubereiten.« Er wandte sich an Annalise. »Und Ihr, my Lady?«

Sie begann zu denken, dass sie Estella hätte schreiben sollen, bevor sie abgereist war, um sie wissen zu lassen, dass Marrok mit ihr kam. »Ich würde gerne den Damen für Tee Gesellschaft leisten.« Sich auszuruhen konnte warten, bis sie sich mit ihrer Stiefschwester getroffen hatte. Sie wäre andererseits nicht in der Lage sich angemessen zu entspannen.

»Dann folgt mir bitte«, erwiderte der Butler.

Er führte sie einen langen Gang hinab in einen großen Raum. Er glich keinem Wohnzimmer, in welchem sie jemals gewesen war. Es gab nicht einmal Stühle im Raum, aber es gab einen langen Tisch. »Ihr findet die anderen Damen am anderen Ende des Raums. Der Butler drehte sich um und ging, ließ Annalise zurück, um sich alleine durchzuschlagen. Der Mann war ziemlich unhöflich …

Sie ging weiter hinein und konnte die entfernten Geräusche von Metall, das auf Metall knallte, hören, rasch gefolgt von weiblichem Lachen. Annalise neigte bei den Geräuschen ihren Kopf. Wie interessant … Sie beschleunigte ihren Schritt in die Richtung, wo sie es herkommen hörte. Nachdem sie um die Ecke kam, fand sie die Gründe für das Lachen. Estella war inmitten eines Fechtduells mit einer anderen Dame. Annalise hatte die andere Frau nie zuvor gesehen und konnte nicht sicher sein wer sie war, aber sie ahnte, dass es Lady Manchester war.

»Genug«, erwiderte Estella nach einem weiteren Klappern der Florette. »Wenn wir das weitermachen, wird dein Ehemann kommen und uns beide verdreschen.«

Die andere Dame entspannte ihren Fechtarm und rümpfte dann ihre Nase. »Das würde Garrick nicht wagen.«

»Nein?« Estella hob eine Braue. »Er hat uns beide eine volle Stunde belehrt, bevor er zugestimmt hat uns fechten zu lassen. Ich bezweifle irgendwie, dass er es schätzen würde, wenn ich dich es übertreiben lasse.«

»In Ordnung«, stimmte die Dame zu. »Garrick wäre verärgert. Aber ich denke es ist sicher zu sagen, dass dein Ehemann ihn niemals Hand an dich anlegen lassen würde.«

»Das ist auch wahr.« Estellas Lachen hallte durch den Raum. Sie ging hinüber zu einem nahen Tisch und legte ihr Florett ab, nahm dann eine Teekanne zur Hand und goss etwas in eine Tasse. »Glaubst du dieser Tee ist noch warm?«

»Ich weiß es nicht«, antwortete die Dame. »Aber es ist mir egal. Ich bin plötzlich am Verhungern.« Sie nahm ein Teegebäck und schob es praktisch in ihren Mund, schnappte dann die Teetasse aus Estellas Hand und trank den Inhalt. »Das ist unglaublich.«

»Die Schwangerschaft macht komische Dinge mit einer Frau.«

»Ich möchte nicht stören …« Annalise trat in Sicht. »Der Butler …«

»Annalise«, rief Estella aus und eilte an ihre Seite, zog sie dann in eine Umarmung. »Du bist hier.« Sie trat zurück. »Bist du gerade erst angekommen?«

Annalise wusste nicht recht, was sie davon halten sollte, dass ihre Stiefschwester mit der Gräfin focht—denn das musste sein, wer die andere Dame war. Sie schienen eine freundschaftliche Beziehung zu haben, die Annalise beneidete. Sie klebte ein Lächeln auf ihr Gesicht und nickte Estella zu. »Vor ein paar Momenten. Marrok ist bei mir, aber du weißt, wie er ist. Er musste ein wenig gehen, bevor er zur Ruhe kommen kann.«

»Ich bin froh, dass er mit dir hier ist. Ich habe mir Sorgen gemacht, dass du alleine reist«, sagte Estella. »Komm, lass mich dir Hannah vorstellen. Sie war ziemlich beschäftigt mit ihrem Tee und ihrem Gebäck, aber du musst ihre Unhöflichkeit verzeihen. Ein Baby auszutragen hat sie gelegentlich gefräßig gemacht.« Estella führte sie hinüber an die Seite der Dame. »Lady Manchester—Hannah, ich möchte dir meine Stiefschwester vorstellen, Lady Annalise Palmer.«

Lady Manchester stellte ihre Teetasse ab und knickste. »Bitte verzeihen Sie mir«, sagte die betreffende Dame. »Was sie sagt ist wahr. Es überkommt mich oft und normalerweise ziemlich unerwartet.« Sie lächelte warm. »Es ist mir ein Vergnügen Sie kennenzulernen.«

»Es freut mich ebenfalls Sie kennenzulernen.« Annalise lächelte die Frau an. »Und es gibt keinen Grund sich zu entschuldigen. Es ist Ihr Zuhause und Sie können innerhalb dessen Wände gerne tun, was sie möchten. Außerdem, falls ich jemals genug Glück haben werde ein Kind zu haben, hätte ich gerne, dass die Menschen meine Wünsche respektieren.«

»Möchten Sie Tee?«

Von den Bemerkungen ausgehend, die zuvor über den Tee gemacht wurden, musste er furchtbar sein. Annalise war gefangen zwischen unhöflich zu sein und kalten Tee zu sich zu nehmen. Das Gebäck sah ziemlich köstlich aus. Ihr Bauch knurrte bei diesem Gedanken. »Welche Art Kuchen ist das?«

»Oh«, sagte Lady Manchester vergnügt. »Das sind Zitronentörtchen. Ich hatte schreckliche Gelüste nach diesen und der Koch war nett genug sie jeden Tag für mich zu machen.«

»Erlauben Sie?« Annalise gestikulierte in deren Richtung. Sie wollte der Dame nicht ihren momentan liebsten Leckerbissen wegnehmen.

»Bedienen Sie sich«, sagte sie und presste eine Hand auf ihren Bauch. »Ich fühle mich nicht gut. Ich denke ich werde mich für ein Weilchen hinlegen.«

Annalise nahm eines der Törtchen und nahm einen Bissen davon. Der Zitronenkuchen war süß und säuerlich—absolut köstlich. Sie konnte verstehen, warum Lady Manchester diese jeden Tag verschlang. Sie passten wahrscheinlich auch gut zum Tee. Sie starrte den Tee an und erwog eine kalte Tasse einzuschenken, verwarf die Idee gleich wieder. Sie war nicht so durstig …

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