Mansfield Park

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Mansfield Park
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Аудиокнига
Читает Benedict Cumberbatch, Cast Full, David Tennant
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10. Kapitel

Eine Viertelstunde, zwanzig Minuten vergingen, und Fannys Gedanken kreisten noch immer um Edmund, Miss Crawford und ihre eigene Person, ohne daß jemand sie unterbrach. Sie begann sich zu wundern, daß man sie so lange allein ließ, und horchte begierig, ob sie nicht bald den Klang ihrer Schritte und Stimmen vernähme. Sie lauschte, und endlich hörte sie auch etwas. Stimmen und Schritte näherten sich. Sie hatte sich jedoch gerade überzeugt, daß es nicht die waren, auf die sie wartete, als Miss Bertram, Mr. Rushworth und Mr. Crawford aus dem Waldweg hervortraten, den sie selbst gekommen war, und alsbald vor ihr standen.

«Miss Price, ganz allein!» und «Fanny, wie kommt das?» waren die ersten Begrüßungen. Sie erzählte ihre Geschichte. «Arme, kleine Fanny!» rief ihre Cousine. «Wie schlecht sie dich behandelt haben! Wärest du lieber bei uns geblieben!»

Darauf ließ sie sich mit einem Herrn zu jeder Seite auf der Bank nieder und nahm mit großer Lebhaftigkeit die unterbrochene Unterhaltung wieder auf, die sich nach wie vor um die Verschönerungsmöglichkeiten drehte. Man hatte noch nichts beschlossen, aber Henry Crawford war voller Ideen und Pläne, und was immer er vorschlug, wurde unverzüglich gutgeheißen, zuerst von Miss Bertram und hierauf von Mr. Rushworth, dessen Tätigkeit hauptsächlich darin zu bestehen schien, den anderen zuzuhören; er selber riskierte kaum einen eigenen Gedanken außer dem Wunsch, daß sie die Besitzung seines Freundes Smith gesehen hätten.

Als auf diese Weise einige Minuten vergangen waren, fiel Miss Bertrams Blick auf das Gittertor, und sie äußerte das Verlangen, auf diesem Wege weiter in den Park vorzudringen, um einen noch gründlicheren Überblick zu gewinnen. Das war ein vortrefflicher Gedanke, es war, Henry Crawfords Ansicht nach, die beste, die einzig richtige Art, erfolgreich vorzugehen – und er sah auch schon, keine halbe Meile entfernt, eine kleine Bodenerhebung, die ihnen genau die erforderliche Aussicht auf das Haus bieten würde. Sie mußten also unbedingt durch das Tor zu dem Hügelchen gelangen; aber das Tor war verschlossen. Mr. Rushworth wünschte, er hätte den Schlüssel bei sich; er war ganz nahe daran gewesen, an den Schlüssel zu denken, er nahm sich fest vor, niemals wieder ohne den Schlüssel auszugehen! Doch damit war das Hindernis nicht behoben; und da Miss Bertram absolut nicht geneigt war, auf ihren Plan zu verzichten, erklärte Mr. Rushworth schließlich rundheraus, daß er zurückgehen und den Schlüssel holen wollte. Und schon machte er sich auf den Weg.

«Es ist zweifellos das gescheiteste, was wir tun können, wenn wir schon so weit vom Haus sind», sagte Mr. Crawford, nachdem er verschwunden war.

«Ja, es ist nichts anderes zu machen. Aber jetzt sagen Sie ehrlich, finden Sie Sotherton nicht viel ärger, als Sie erwartet hatten?»

«Nein, wirklich nicht, ganz im Gegenteil. Ich finde es besser, großartiger, in seiner Art stilvoller, wenn auch der Stil an sich vielleicht nicht der beste ist. Um ganz ehrlich zu sein», fuhr er mit gedämpfter Stimme fort, «ich persönlich werde Sotherton nie wieder mit soviel Vergnügen besuchen wie jetzt. Mir wird es in einem Jahr wohl kaum schöner erscheinen.» Nach einem Augenblick der Verlegenheit erwiderte die Dame:

«Sie sind zu sehr Weltmann, um nicht mit den Augen der Welt zu sehen. Wenn alle anderen Sotherton verschönert finden, werden Sie bestimmt auch so denken.»

«Ich fürchte, ich bin in mancher Hinsicht weniger Weltmann, als für mich gut wäre. Meine Gefühle sind nicht so flüchtig, gewisse Erinnerungen vermag ich nicht so leicht zu überwinden, wie man es von einem Weltmann erwartet.»

Darauf folgte ein kurzes Stillschweigen, bis Miss Bertram wieder begann: «Sie haben die heutige Fahrt offenkundig sehr genossen. Ich habe mit Freude gesehen, wie gut Sie sich unterhalten haben. Sie und Julia haben den ganzen Weg lang gelacht.»

«Wirklich? Ja, ich glaube, wir haben viel gelacht, aber ich habe keine Ahnung mehr worüber. Doch! Jetzt fällt es mir ein. Ich habe ihr ein paar komische Geschichten von einem alten irischen Reitknecht meines Onkels zum besten gegeben. Ihre Schwester lacht gerne.»

«Sie halten sie für leichtherziger als mich.»

«Sie ist leichter zu amüsieren», erwiderte er, «und somit …» mit feinem Lächeln – «was man eine angenehmere Gesellschaft nennt. Ich hätte nicht hoffen dürfen, Sie während einer zehn Meilen langen Fahrt mit ein paar irischen Anekdoten zu unterhalten.»

«Von Natur aus bin ich vielleicht ebenso fröhlich wie Julia, aber jetzt habe ich manches zu bedenken.»

«Zweifellos – und es gibt Situationen im Leben, in denen übermäßige Heiterkeit Gefühllosigkeit bedeuten würde. Aber Ihre Aussichten sind zu glücklich, um trübe Gedanken zu rechtfertigen. Die Welt liegt hell und strahlend vor Ihnen.»

«Meinen Sie das wörtlich oder bildlich? Wörtlich, nehme ich an. Ja, gewiß, die Sonne scheint, und der Park dort sieht recht freundlich aus. Aber dieses unglückselige Eisentor, dieser Zaun, dieser Graben beengen und bedrängen mich. Ich komme mir vor wie ein Vogel im Käfig.» Sie sprang auf und näherte sich dem Tor, während er folgte. «Mr. Rushworth braucht auch gar zu lange, um den Schlüssel zu holen!»

«Und Sie würden sich natürlich um keinen Preis ohne den Schlüssel und Mr. Rushworths freundliche Genehmigung hinauswagen; sonst könnten Sie ohne große Schwierigkeit über das Gitter steigen. Mit meiner Hilfe wären Sie sofort drüben – wenn Sie nur wirklich frei sein wollten, wenn Sie sich zu dem Gedanken durchringen könnten, daß es nicht ‹verboten› ist.»

«Verboten! Unsinn! Natürlich kann ich hier hinauskommen, und jetzt tue ich es auch. Mr. Rushworth muß ja jeden Augenblick wieder da sein – und wir bleiben in Sehweite.»

«Ja, und falls er uns nicht sofort erblickt, wird Miss Price so freundlich sein, ihm zu bestellen, daß er uns dort bei dem Hügelchen im Eichenhain findet.»

Fanny, die das alles als erschreckend ungehörig empfand, machte unwillkürlich den Versuch, es zu verhindern. «Du wirst dir wehtun, Maria!» rief sie. «Du wirst dich an den Eisenspitzen verletzen … dein Kleid zerreißen … du wirst ausgleiten und in den Graben fallen! Bitte tu es nicht!»

Doch während sie noch sprach, war ihre Cousine schon drüben und rief ihr lachend zu:

«Danke für deine Fürsorge, liebste Fanny, aber mein Kleid und ich, wir sind heil und ganz! Und somit Lebewohl!»

Fanny blieb wieder allein zurück, und es war ihr nicht wohler zumute. Alles was sie gehört und gesehen hatte, bedrückte sie tief; sie konnte ihre Cousine nicht begreifen und war sehr böse auf Mr. Crawford. Die beiden schlugen einen abseits führenden Weg ein, auf dem sie nach ihrer Meinung niemals zu dem Hügel gelangen konnten, und waren bald ihrem Blick entschwunden.

Ein paar Minuten lang war ringsum nichts zu sehen und zu hören, das Wäldchen schien ihr allein zu gehören. Fast hätte sie meinen können, daß Edmund und Miss Crawford es verlassen hätten, wäre es nicht undenkbar gewesen, daß Edmund sie so völlig vergäße.

Rasche Schritte rissen sie aus ihren trüben Gedanken auf, jemand näherte sich eilig auf dem Mittelweg. Sie erwartete, Mr. Rushworth zu erblicken, doch es war Julia, die erhitzt und atemlos auftauchte und bei Fannys Anblick mit enttäuschtem Gesicht ausrief: «Heda! Wo sind sie alle? Ich dachte, Maria und Mr. Crawford wären hier.»

Fanny erklärte die Situation.

«Ein feiner Trick, das muß ich sagen! Ich sehe sie nirgends.» Sie spähte eifrig durch das Gitter.

«Aber sehr weit können sie nicht sein, und was Maria zuwege bringt, kann ich auch, sogar ohne männliche Hilfe.»

«Aber, Julia, Mr. Rushworth wird gleich mit dem Schlüssel da sein. Bitte, warte doch auf ihn!»

«Ich denke nicht daran. Für heute habe ich von der Familie Rushworth genug. Ich habe mich gerade erst von der gräßlichen Alten freigemacht. Mein liebes Kind, was ich ausgestanden habe, während du hier so friedlich und erholsam im Grünen sitzest!

Du hättest an meiner Stelle sein sollen! Aber du verstehst es bei solchen Gelegenheiten immer, dich zu drücken.»

Das war eine höchst ungerechte Behauptung, doch Fanny widersprach nicht. Julia war von heftigem Wesen und augenblicklich sehr aufgebracht, aber Fanny wußte, daß sie sich bald beruhigen würde, und fragte deshalb nur, ob sie nicht Mr. Rushworth gesehen hätte.

«Ja doch, wir sind ihm begegnet. Er rannte, als ginge es um sein Leben, und hat sich gerade nur Zeit genommen, uns zu erklären, wohin er läuft und wo ihr alle seid.»

«Und jetzt hat er sich ganz umsonst so abgehetzt – der Arme!» «Das ist Fräulein Marias Sache. Ich sehe gar nicht ein, warum ich für ihre Sünden büßen soll. Von der Mutter konnte ich nicht loskommen, solange Tante Norris um die Haushälterin herumgetanzt ist, aber vor dem Sohn kann ich ausreißen.»

Und schon schwang sie sich über den Zaun und ging rasch davon, ohne Fannys Frage, ob sie etwas von Miss Crawford und Edmund gesehen hätte, zu beachten. Doch der Gedanke an die beiden beschäftigte Fanny nicht mehr ausschließlich, weil sie Mr. Rushworths Rückkehr geradezu mit Grauen entgegensah. Sie fand, daß ihm großes Unrecht angetan wurde, und war ganz unglücklich, daß es nun ihr oblag, ihm das Vorgefallene zu berichten. Julia war kaum fünf Minuten lang verschwunden, als er auftauchte, und obwohl Fanny ihre Geschichte so schonend wie möglich erzählte, war er offenkundig über alle Maßen gekränkt und erzürnt. Zuerst sprach er kein Wort; nur seine Miene drückte sein fassungsloses Erstaunen und seinen Ärger aus. Er ging zum Tor und blieb dort stehen, als wüßte er nicht, was er nun beginnen sollte.

«Sie haben mich eigens gebeten, hier auf Sie zu warten – Maria hat mir aufgetragen, Ihnen zu bestellen, daß Sie sie dort beim Hügel antreffen …»

 

«Ich glaube, ich gehe gar nicht weiter», meinte er verdrossen. «Ich sehe nichts von den beiden – bis ich zum Hügel komme, sind sie wieder woanders. Ich habe genug vom Herumlaufen.»

Und er ließ sich mit der düstersten Miene neben Fanny nieder.

«Es tut mir so leid», sagte sie. «Es ist wirklich schade …» Und sie wünschte, sie könnte ihm etwas Tröstlicheres sagen.

Nach kurzem Schweigen fing er wieder an:

«Ich finde, sie hätten auf mich warten können.» «Maria dachte, Sie würden nachkommen.»

«Wenn sie auf mich gewartet hätte, brauchte ich ihr nicht nachzulaufen.»

Das ließ sich nicht leugnen, und Fanny schwieg. Nach einer neuerlichen Pause fuhr Mr. Rushworth fort: «Sagen Sie bitte, Miss Price, gehören Sie auch zu den Bewunderern von Mr. Crawford? Ich für mein Teil kann nichts Besonderes an ihm sehen.»

«Ich finde ihn gar nicht hübsch.»

«Hübsch! Einen so kleingeratenen Mann kann wahrhaftig niemand hübsch nennen! Er mißt nicht einmal fünf Fuß und neun Zoll, es würde mich nicht wundern, wenn es nur acht Zoll über fünf Fuß wären. Nein, er sieht nach nichts aus. Meiner Ansicht nach sind diese Crawfords kein erfreulicher Zuwachs. Wir sind sehr gut ohne sie ausgekommen.»

Ein leiser Seufzer entfuhr Fannys Brust. Sie fand keinen Anlaß, ihm zu widersprechen.

«Wenn ich mich geweigert hätte, den Schlüssel zu holen, wäre das noch eine gewisse Entschuldigung. Aber ich bin sofort darum gelaufen, sobald sie ihn nur verlangt hat.»

«Ja, Sie waren überaus gefällig und sind auch sehr rasch gegangen – aber es ist doch ziemlich weit von hier bis zum Haus, und dann noch ins Haus hinein … Und wissen Sie, wenn man ungeduldig wartet, verliert man jedes Zeitgefühl; eine halbe Minute scheint dann fünf Minuten zu dauern.»

Mr. Rushworth stand auf und ging wieder zum Tor hinüber. «Ich wollte, ich hätte den Schlüssel bei mir gehabt», murmelte er. Fanny meinte in seinem unschlüssigen Herumstehen Anzeichen einer versöhnlicheren Stimmung zu erkennen. Das gab ihr den Mut, es noch einmal zu probieren, und sie sagte sanft: «Es ist schade, daß Sie ihnen nicht nachgehen wollen. Maria dachte, sie würden von jenem Punkt dort einen besseren Blick auf das Haus haben. Jetzt werden sie beratschlagen wollen, und dazu ist doch Ihre Anwesenheit vonnöten. Ohne Sie kann nichts entschieden werden.»

Fanny entdeckte, daß es leichter war, einen Gesellschafter loszuwerden, als ihn zurückzuhalten. «Na, wenn Sie wirklich meinen, daß ich gehen soll …» sagte er. «Es wäre ja auch dumm, den Schlüssel für nichts und wieder nichts geholt zu haben.» Damit schloß er das Tor auf und verließ sie ohne weitere Zeremonien.

Jetzt kehrten Fannys Gedanken wieder zu den beiden zurück, die sie so lange allein ließen, und in einem Anfall von Ungeduld beschloß sie, sich auf die Suche nach ihnen zu machen. Sie folgte eine Strecke weit dem unteren Weg und wollte gerade in einen anderen einbiegen, als Miss Crawfords unverkennbares Lachen ihr Ohr traf. Die Stimmen wurden lauter, und bei der nächsten Wegbiegung traten ihr die beiden entgegen. Sie kehrten aus dem Park zurück, wohin ein unverschlossenes Seitentürchen sie sehr bald, nachdem sie Fanny verlassen, gelockt hatte; sie waren in diesem Teil des Parks herumgewandert und auf die vielbesprochene Allee gestoßen, die Fanny den ganzen Tag lang so sehnsüchtig zu erreichen gehofft hatte; dort waren sie dann unter einem Baum gesessen. Das war ihre Geschichte, und man sah ihnen an, daß sie die Zeit sehr angenehm verbracht hatten und sich der Dauer ihrer Abwesenheit gar nicht bewußt waren. Fanny mußte sich mit Edmunds Beteuerungen trösten, daß er sie innig herbeigewünscht habe und sicher gekommen wäre, um sie zu holen, wenn sie nicht vorher schon so müde gewesen wäre. Es genügte nicht ganz, um sie über die Kränkung hinwegzubringen, daß er sie eine volle Stunde lang allein gelassen, wo er doch nur von ein paar Minuten gesprochen hatte, und es beschwichtigte auch nicht ihre Neugier, wovon sie wohl die ganze Zeit geredet haben mochten. Und alles endete zu ihrer Enttäuschung und Betrübnis damit, daß sie in wortlosem Einverständnis ihre Schritte zum Haus zurücklenkten.

Als sie zur Treppe kamen, die zur Terrasse hinaufführte, erschienen oben Mrs. Rushworth und Mrs. Norris, die jetzt, anderthalb Stunden nachdem man das Haus verlassen hatte, gerade bereit waren, sich in die Wildnis zu begeben. Mrs. Norris hatte ihre Zeit gut angewendet. Mochten alle möglichen Widerwärtigkeiten das Vergnügen ihrer Nichten getrübt haben – sie hatte jedenfalls einen äußerst befriedigenden Vormittag verbracht: Die Haushälterin, der sie die schmeichelhaftesten Komplimente über die Fasane machte, hatte sie schließlich in die Meierei geführt, ihr alle Kühe gezeigt und sich das Rezept für ihren berühmten Rahmkäse entlocken lassen; hierauf schloß sie eine sehr lohnende Bekanntschaft mit dem Gärtner: sie hatte ihn über die Krankheit seines Enkels ins Bild gesetzt, ihn davon überzeugt, daß es das Nervenfieber wäre, und ihm ein sicheres Mittel dagegen versprochen; und er hatte ihr zum Dank dafür seine kostbarsten Stecklinge vorgeführt und ihr überdies eine ganz aparte Sorte Heidekraut verehrt.

Nun kehrten sie alle zusammen ins Haus zurück, um dort auf verschiedenen Sofas herumzusitzen und die Zeit bis zur Rückkehr der anderen und der Ankündigung des Mittagessens, so gut es ging, mit gleichgültigem Geschwätz und Journalen zu vertrödeln. Es wurde ziemlich spät, bis die Fräulein Bertram mit ihren beiden Rittern erschienen. Ihr Streifzug schien nicht sehr angenehm verlaufen zu sein und hatte offenkundig nicht die geringsten nützlichen Ergebnisse gezeitigt. Nach ihrer eigenen Aussage waren sie die ganze Zeit hintereinander hergerannt, und als sie sich endlich zusammenfanden, war es, soviel Fanny bemerken konnte, zu spät, um die Harmonie wiederherzustellen, und jedenfalls zu spät, um etwas Zweckmäßiges zu beschließen. Ein Blick auf Julia und Mr. Rushworth zeigte Fanny, daß sie nicht die einzige hier war, die ein enttäuschtes Herz im Busen trug, denn beide blickten düster drein. Mr. Crawford und Miss Bertram wirkten dagegen um so heiterer, und es schien Fanny, daß er sich während des Essens ganz besondere Mühe gab, um den Groll der beiden anderen zu besänftigen und die allgemeine gute Laune wiederherzustellen.

Tee und Kaffee wurden sehr bald nach dem Mittagessen serviert, denn die lange Heimfahrt ließ keine Zeitverschwendung zu. Von dem Augenblick an, da sie sich zu Tisch setzten, war alles nur noch eine hastige Folge gesellschaftlicher Nichtigkeiten, bis schließlich der Wagen vor der Tür stand, und Mrs. Norris – die nach vielem Herumzappeln von der Haushälterin noch einige Fasaneneier und einen Rahmkäse geschenkt bekam – sich nach überströmenden Dankes- und Höflichkeitsbezeugungen zum Gehen bereit erklärte. Im gleichen Augenblick trat Mr. Crawford an Julia heran und sagte: «Ich hoffe, meine Reisegefährtin wird mir nicht untreu – es sei denn, daß sie sich vor der kühlen Nachtluft fürchtet.» Die Aufforderung kam unverhofft, wurde aber sehr gnädig aufgenommen, und Julias Tag schien ebenso glücklich zu enden, wie er begann. Miss Bertram hatte es anders erwartet und war etwas enttäuscht, aber die Überzeugung, daß in Wahrheit sie die Bevorzugte sei, tröstete sie, so daß sie imstande war, Mr. Rushworths Artigkeiten mit der passenden Miene über sich ergehen zu lassen. Ihm gefiel es zweifellos besser, ihr in den Wagen zu helfen, als sie auf den Kutschbock zu heben, und er fand seine Selbstzufriedenheit wieder.

«Na, Fanny, das war ein schöner Tag für dich», sagte Mrs. Norris, als sie durch den Park davonfuhren. «Nichts als Lustbarkeiten von früh bis spät! Du mußt deiner Tante Bertram und mir sehr dankbar sein, daß wir uns bemüht haben, dir dieses Vergnügen zu verschaffen. Heute hast du dich einmal nach Herzenslust amüsiert.»

Maria war just übellaunig genug, um prompt zu erwidern: «Sie scheinen auch nicht gerade schlecht abgeschnitten zu haben, Tante. Ich sehe da allerlei Pakete auf Ihrem Schoß, und zwischen uns steht ein Korb oder etwas Ähnliches, woran ich mir schon den Ellbogen blau geschlagen habe.»

«Es ist nur ein hübsches, kleines Heidekrautstöckchen, Kind, das mir der nette, alte Gärtner geradezu aufgedrängt hat – aber wenn es dich stört, nehme ich es gleich auf meine Knie. Da, Fanny, du kannst dafür dieses Paket halten. Paß auf, laß es nicht fallen. Es ist ein Rahmkäse, genau wie der ausgezeichnete Käse, den wir zum Dessert hatten. Diese brave, alte Mrs. Whitaker wollte sich nicht zufrieden geben, bis ich nicht einen Käse angenommen hatte. Ich habe mich so lange wie möglich gesträubt, bis ihr beinahe die Tränen kamen – aber ich weiß, daß euere Mama gerade solchen Käse besonders gern ißt. Diese Mrs. Whitaker ist ein Juwel! Sie war ganz entsetzt, als ich sie fragte, ob am ersten Gesindetisch Wein getrunken wird, und sie hat zwei Hausmädchen entlassen, weil sie weiße Kleider trugen. Paß auf den Käse auf, Fanny. Nein danke, das andere Paket und den Korb kann ich schon alleine halten.»

«Was haben Sie denn noch mitgehen lassen, Tante?» fragte Maria, die durch die Komplimente an die Adresse Sothertons versöhnlicher gestimmt wurde.

«Mitgehen lassen! Was für ein Ausdruck, liebes Kind! Es sind nur vier oder fünf Eier von diesen prächtigen Fasanen, die Mrs. Whitaker mir beinahe mit Gewalt aufgezwungen hat; sie wollte sich absolut nicht abweisen lassen und sagte, es müßte mir doch eine angenehme Zerstreuung sein, da ich so ganz allein lebe, ein paar von den schönen Geschöpfen um mich zu haben. Ich werde der Geflügelmagd sagen, daß sie die nächste Bruthenne auf die Eier setzt, und wenn die Küken ausschlüpfen, kann ich sie zu mir übersiedeln und mir ein Gatter für sie ausborgen. In meinen einsamen Stunden wird es mir eine große Freude sein, mich mit den Tierchen zu befassen, und wenn ich Glück mit ihnen habe, soll euere Mutter auch ein paar bekommen.»

Es war ein wunderbarer Abend, still und milde, und die Fahrt so angenehm wie möglich. Doch als Mrs. Norris nichts mehr zu sagen hatte, herrschte im Wagen tiefes Schweigen. Niemand war mehr in Stimmung, und die Frage, ob der heutige Tag mehr Freude oder Pein gebracht hätte, mochte jedes Gemüt hinlänglich beschäftigen.

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