Das Nibelungenlied

Текст
0
Отзывы
Читать фрагмент
Отметить прочитанной
Как читать книгу после покупки
Das Nibelungenlied
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

Das Nibelungenlied

Übersetzt von Felix Genzmer

Anmerkungen und Nachwort von Bernhard Sowinski

Reclam

1965, 1992, 2021 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Covergestaltung: Cornelia Feyll, Friedrich Forssman

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2021

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN 978-3-15-961908-8

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-978-3-15-014190-8

www.reclam.de

Inhalt

 Das NibelungenliedWie Kriemhild bei den Burgunden aufwuchsWie Sigfrid erzogen wardWie Sigfrid nach Worms kamWie Sigfrid mit den Sachsen strittWie Sigfrid Kriemhild zum ersten Male sahWie Gunther gen Island zu Brünhild fuhrWie Gunther mit seinen Gefährten nach Island kamWie Sigfrid zu den Nibelungen, seinen Recken, fuhrWie Sigfrid nach Worms gesandt wardWie König Gunther zu Worms mit Frau Brünhild Hochzeit feierteWie Sigfrid sein Weib zu seinem Heimatlande brachte und wie sie daheim ihre Hochzeit feiertenWie Gunther Sigfrid und Kriemhild nach Worms einlud, wo man ihn später erschlugWie Kriemhild mit ihrem Mann zum Hofgelage zogWie sich die Königinnen überwarfenWie man zu Worms Fehde ansagteWie Sigfrid ermordet wardWie Kriemhild ihren Mann beklagte und wie man ihn begrubWie Kriemhild dort blieb und ihr Schwäher von dannen rittWie der Nibelungenhort nach Worms gebracht wardWie der König Etzel nach Frau Kriemhild zu Worms seinen Boten sandteWie Kriemhild von Worms schied, als sie zu den Hunnen fuhrWie Kriemhild und Etzel in der Stadt Wien Hochzeit feiertenWie der König Etzel und Frau Kriemhild zu ihren Gefreundten nach Worms sandtenWie die Boten zum Rheine kamen und wie sie von dort schiedenWie die Könige zu den Hunnen zogenWie sie mit Else und Gelfrat stritten und wie es ihnen da gelangWie der Markgraf die Könige mit ihren Recken in seinem Hause empfing und wie er sie dann versorgteWie die Nibelunge zu Etzels Burg kamen und wie sie da empfangen wurdenWie er nicht vor ihr aufstandWie die Könige mit ihren Recken schlafen gingen und was ihnen da geschahWie die Herren zur Kirche gingenWie Blödel mit Dankwart in der Herberge strittWie Dankwart die Nachricht seinen Herren zum Hofe brachteWie Iring erschlagen wardWie die drei Könige mit ihrer Schwester über die Sühne redetenWie Rüdeger erschlagen wardWie Dietrichs Recken alle erschlagen wurdenWie Dietrich Gunther und Hagen bezwang

  Anmerkungen

 LiteraturhinweiseTextausgabenAusgewählte Forschungsliteratur

 NachwortDas Nibelungenlied um 1200SagengeschichtlichesAufbau und ErzählstrukturDas Erzählkonzept der NibelungengeschichtenSigfrid und seine LiebesgeschichteKriemhilds Liebe und RacheHagens GegenspielZur Rezeption des NibelungenliedesZur vorliegenden Übersetzung

Das Nibelungenlied

Erstes Abenteuer

Wie Kriemhild bei den Burgunden aufwuchs

 1 Uns sind in alten Mären Wunder viel gesagtvon Helden, reich an Ehren, von Kühnheit unverzagt,von Freude und Festlichkeiten, von Weinen und von Klagen,von kühner Recken Streiten mögt ihr nun Wunder hören sagen.

 2 Es erwuchs in Burgunden ein edles Mägdelein,dass in allen Landen kein schöneres mochte sein:Kriemhild war sie geheißen; sie ward ein schönes Weib.Um sie mussten der Degen viel verlieren Leben und Leib.

 3 Geliebt zu werden ziemte der minniglichen Maid.Viel Recken sie begehrten; keinem war sie leid.Schön ohne Maßen, so war ihr schmucker Leib.Der Jungfrau edle Sitten wären eine Zier für jedes Weib.

 4 Sie pflegten drei Könige, edel und reich:Gunther und Gernot, denen keiner gleich,und Giselher, der junge, ein ausgewählter Degen.Die Maid war ihre Schwester; die Fürsten hatten sie zu pflegen.

 5 Ute ihre Mutter, die reiche Herrin, hieß.Ihr Vater, der hieß Dankrat, der das Erbe hinterließnach seines Lebens Ende, an Kraft ein mächtiger Mann,der auch in seiner Jugend großer Ehren viel gewann.

  6 Die Herren waren milde, von Herkunft hochgeboren,maßlos kühn an Kräften, die Recken auserkoren,dort bei den Burgunden; so war ihr Land genannt.Sie wirkten starke Wunder später noch in Etzels Land.

  7 Zu Worms an dem Rheine sie saßen in ihrer Kraft.Aus ihren Landen diente viel stolze Ritterschaftin rühmlichen Ehren all ihres Lebens Zeit.Voll Jammers später sie starben durch zweier edler Frauen Streit.

  8 Die drei Könige waren, wie ich gegeben an,hohes Heldenmutes. Ihnen waren untertanauch die besten Recken, von denen man gesagt,starke und vielkühne, in scharfen Kämpfen unverzagt.

  9 Das war von Tronje Hagen und auch der Bruder sein,Dankwart, der gar schnelle, von Metz Herr Ortwein,die beiden Markgrafen, Gere und Ekkewart,Volker von Alzei, in allen Kräften wohl bewahrt.

 10 Rumolt war Küchenmeister, ein auserwählter Degen,Sindold und Hunold; die alle mussten pflegendes Hofes und der Ehren, den Königen untertan.Sie hatten noch manchen Recken, den ich nimmer nennen kann.

 11 Dankwart war der Marschall. Da war der Neffe seinTruchsess des Königs: von Metz Herr Ortwein.Sindold, der war Mundschenk, ein auserwählter Degen;Kämmerer war Hunold. Sie konnten hoher Ehren pflegen.

 12 Von des Hofes Glanze und ihrer großen Kraft,von ihrer hohen Würde und ihrer Ritterschaft,die die Herren da übten in Freuden all ihr Leben,davon könnte euch wahrlich niemand volle Kunde geben.

 13 In diesen hohen Ehren träumte Kriemhilden,wie sie zöge einen Falken, einen starken, schönen, wilden,den ihr zwei Aare erkrallten: da sie das musste sehn,ihr konnt auf dieser Erde nie ein größer Leid geschehn.

 14 Den Traum sie da sagte ihrer Mutter Uten.Die konnte nicht besser deuten ihn der Guten:»Der Falke, den du ziehest, das ist ein edler Mann.Ihn wolle Gott behüten; sonst ist es bald um ihn getan.«

 15 »Was sagt ihr vom Manne, vielliebe Mutter mein?Ohne Reckenminne, so will ich immer sein.So schön will ich bleiben bis an meinen Tod,dass ich von Mannesminne nie gewinnen möge Not.«

 16 »Lehn ab es nicht so gänzlich«, die Mutter sprach also;»sollst du je auf Erden von Herzen werden froh,das ist von Mannesminne. Du wirst ein schönes Weib,wenn Gott dir bescheret noch eines guten Ritters Leib.«

 17 »Dies Wort in Ruhe bleibe, Herrin mein, fürwahr!Es ist an manchem Weibe oft schon worden klar,wie Liebe mit Leide am Ende lohnen kann.Ich muss sie meiden beide; so ficht kein Missgeschick mich an.«

 18 Kriemhild hielt im Mute von Minne frei den Sinn.Sie lebte, die viel Gute, manchen Tag dahin,so dass sie niemand wusste, den sie wünschte zum Mann,bis sie doch mit Ehren einen kühnen Ritter gewann.

 19 Das war derselbe Falke, den sie im Traume sah,den ihr gedeutet die Mutter. Wie rächte sie es daan ihren nächsten Magen, die ihn geschlagen tot!Durch des einen Sterben kam mancher Mutter Kind in Not.

 

Zweites Abenteuer

Wie Sigfrid erzogen ward

 20 Da wuchs in den Niederlanden eines reichen Königs Kind,sein Vater, der hieß Sigmund, seine Mutter Sigelind,in einer reichen Feste, weithin wohlbekannt,drunten an dem Rheine; Santen war sie genannt.

 21 Ich sag euch von dem Degen, wie so schön er ward.Er blieb vor jeder Schande immer wohl bewahrt.Ruhmreich und kräftig ward bald der kühne Mann.Hei, was an hohen Ehren auf dieser Erde er gewann!

 22 Sigfrid war geheißen der schnelle Degen gut.Er erprobte viele Reiche in kraftbeherztem Mut.Seines Leibes Stärke bracht ihn in manches Land.Hei, was an schnellen Degen er bei den Burgunden fand!

 23 Bevor der kühne Degen erwachsen war zum Mann,da hatt er solche Wunder mit seiner Hand getan,davon in aller Zukunft man singen mag und sagen,dass wir von dem verschweigen müssen viel in diesen Tagen.

 24 In seinen besten Zeiten, zu seinen jungen Tagen,mochte man viele Wunder von Sigfrid schon sagen,wie Ehren ihm erwuchsen, wie schön ward sein Leib.Drum dachte sein in Minne manches anmutige Weib.

 25 Man erzog ihn mit der Sorgfalt, die ziemt dem edeln Mann;durch sein eignes Wesen viel Tugend er gewann.So ward er zur Zierde für seines Vaters Land,dass man in allen Dingen wahrhaft herrlich ihn erfand.

 26 Er war nun erwachsen und zu Hof zu gehn bereit.Die Leute sahn ihn gerne; manche Frau und manche Maidwünschten, dass sein Wille ihn immer zöge dahin.Ihm waren hold gar viele; das spürte wohl des Degens Sinn.

 27 Nie ließ ohne Obhut man reiten ihn als Kind.Ihn ließ mit Kleidern zieren seine Mutter Sigelind.Sein pflegten auch die Weisen, denen Ehre wohlbekannt.Drum mochte er wohl erwerben beides: die Leute wie das Land.

 28 Nun war er reif an Kräften, dass er Waffen trug;was dazu er brauchte, das hatte er genug.Schon sann er zu werben um manches schöne Weib.Die dachten wohl mit Ehren an des kühnen Sigfrids Leib.

 29 Da ward von König Sigmund den Mannen kund gemacht,er hätte mit lieben Freunden ein hohes Fest bedacht.Die Kunde man da brachte in andrer Könige Land.Den Fremden und den Freunden gab er Ross und Gewand.

 30 Wen man finden konnte, der Ritter sollte sein,von Art seiner Magen, die Edelknaben fein,den lud man nach dem Lande zu der Festlichkeit,dass mit dem jungen König das Schwert er nähme zur selben Zeit.

 31 Von dem hohen Feste konnte man Wunder sagen,Sigmund und Sigelind mochten davon tragenviel Ehre durch Geschenke, die verteilte ihre Hand.Drum sah man viele Fremden zu ihnen reiten durch das Land.

 32 Vierhundert Schwertdegen sollten gekleidet seinmit dem jungen König. Manch schönes Mägdeleinwar rastlos am Werke; sie waren ihm alle hold.Viele edeln Steine legten die Frauen in das Gold.

 33 Die wollten sie mit Borten auf die Gewande nähnden stolzen Schwertdegen; das musste so geschehn.Der Wirt ließ Sitze bauen für manchen kühnen Mannzu einer Sonnenwende, bei der die Festlichkeit begann.

 34 Da ging zu einem Münster so mancher schmucke Knechtund mancher edle Ritter. Die Alten taten recht,dass sie den Jungen dienten, wie man ihnen einst getan;sie hatten ihre Kurzweil und auch viel Freude daran.

 35 Gott man da zu Ehren eine Messe sang.Mit Macht von den Leuten da jeder vorwärtsdrang,wie sie zu Rittern wurden nach Ritterbrauch gemachtmit also hohen Ehren, dass nie man schaute mehr an Pracht.

 36 Sie eilten, wo sie fanden gesattelt Rosse vielin dem Hofe Sigmunds; da gabs ein Ritterspiel,dass man ertosen hörte Palas und Saal.Die hochgemuten Degen erhoben mächtigen Schall.

 37 Von Alten und von Jungen man hörte manchen Stoß;es ward vom Schäftebrechen das Getöse groß.Splitter sah man fliegen bis zum Palas hinan;von mancher Recken Hände ward voll Eifers dies getan.

 38 Der Wirt gebot es zu lassen. Man führte die Rosse fort.Nun sah man auch zerbrochen viel starke Schilde dort,viele edeln Steine gestreut auf das Feldvon lichten Schildes Spangen; die hatte da ein Stoß zerschellt.

 39 Da gingen des Wirtes Gäste, wo man sie sitzen hieß.Von vieler edeln Speise Ermattung sie verließ,vom allerbesten Weine, den man in Fülle trug.Den Fremden und Bekannten bot man Ehre da genug.

 40 So viel auch bei Kurzweil den Tag sie brachten zu,viele fahrenden Leute kamen nicht zur Ruh.Sie dienten um die Gaben, die man da reichlich fand.Drum ward ihr Lob zur Zierde König Sigmunds ganzem Land.

 41 Der Fürst hieß verleihen Sigfrid, dem jungen Mann,Lande und Burgen, wie einst er selbst getan.Seinen Schwertgenossen gab viel seine Hand.Da freute sie die Reise, dass sie gekommen in das Land.

 42 Die Festlichkeit währte bis an den siebenten Tag.Siglind, der reichen, von Alters ob es lag,um des Sohnes willen zu verteilen rotes Gold.Sie konnte es wohl verdienen, dass ihm die Leute waren hold.

 43 Gar wenig man an armen Fahrenden da fand:Rosse und Kleider verschleudert ihre Hand,als hätten sie zu leben nur eines Tages Zeit.Man sah bei Ingesinde nie größre Freigebigkeit.

 44 Mit preislichen Ehren schloss die Festlichkeit.Mächtige Herren hörte man sagen nach der Zeit,dass sie den Jungen wollten haben zu ihrem Herrn.Sigfrid, dem gar schmucken, lag solches Begehren fern.

 45 Solange beide lebten, Sigmund und Sigelind,nicht wollte die Krone tragen ihr geliebtes Kind.Doch wollt er Herr werden aller Gewalt im Land,die irgend furchtbar dünkte den Degen kühn und vielgewandt.

 46 Ihn durfte niemand schelten, seit er die Waffen nahm.Zur Ruhe kam gar selten der Recke lobesam.Es suchte nichts als Streiten seine starke Hand.Die ward zu allen Zeiten in fremden Reichen wohlbekannt.

Drittes Abenteuer

Wie Sigfrid nach Worms kam

 47 Den Herren traf da selten irgendein Herzeleid.Er vernahm die Kunde, dass eine so schöne Maidbei den Burgunden wäre, wie man nur wünschen kann,von der er noch viele Freuden und viel Mühsal auch gewann.

 48 Von ihrer stolzen Schönheit ging die Kunde weit;und auch ihr Hochgemüte zu der gleichen Zeithatte bei der Jungfrau so mancher Held erkannt.Das lockte viele Degen hin in König Gunthers Land.

 49 So viele um ihre Minne man auch werben sah,Kriemhild in ihrem Sinne selber nie geschah,dass sie jemand wollte haben zum trauten Mann.Noch fremd geblieben war ihr, dem bald sie wurde untertan.

 50 Da sann auf hohe Minne der Siglinde Kind.Aller andern Werben, das ging in den Wind.Er mochte wohl verdienen schöner Frauen Leib.Bald ward die edle Kriemhild des kühnen Helden Sigfrid Weib.

 51 Ihm rieten seine Magen und auch manch andrer Mann,wenn auf stete Minne sich richtete sein Plan,dass er eine wählte, die an Rang gleich ihm käme.Da sprach der edle Sigfrid: »Kriemhild alsdann ich nehme,

 52 die edele Jungfrau aus Burgundenlandin ihrer großen Schönheit. Das ist mir wohlbekannt,kein Kaiser sei so mächtig; hätt er ein Weib im Sinn,ihm zu minnen ziemte diese reiche Königin.«

 53 Diese Märe hörte da König Sigmund.Davon sprachen seine Leute. Dadurch ward ihm kundder Willen seines Sohnes. Das war ihm bitter leid,dass er werben wollte um diese herrliche Maid.

 54 So vernahm es auch die Mutter, die edle Sigelind.Sie musste schwere Sorge haben um ihr Kind:sie meint ihn zu verlieren durch Gunthers Heeresbann.Die Werbung man dem Degen sehr zu widerraten begann.

 55 Da sprach der starke Sigfrid: »Viellieber Vater mein,ohn aller Frauen Minne wollte ich immer sein,ich würbe denn, wo mein Herze innige Liebe hat.«Was man auch reden mochte, es gab dawider keinen Rat.

 56 »Willst du davon nicht lassen«, der König sprach also,»so bin ich deines Willens doch im Innern frohund will zum Ziel dir helfen, wie ichs am besten kann.Doch hat der König Gunther gar manchen übermütigen Mann.

 57 Wenns niemand anders wäre als Hagen, der Degen;der weiß voll Übermutes der Hoffahrt zu pflegen,so dass ich sehr befürchte, dass es uns werde leid.Solche Mär erzählt man von den Recken weit und breit.«

 58 »Wie kann uns das hindern?« hub da Sigfrid an.»Was ich nicht in Freundschaft von ihnen erbitten kann,das mag mit ihren Kräften erwerben meine Hand;ich trau mich zu erzwingen beides, Leute und Land.«

 59 »Die Rede ist mir schmerzlich«, sprach König Sigmund;»denn wenn diese Märe am Rheine würde kund,dann dürftest du nimmer reiten in das Land:Gunther und Gernot, die sind mir lange bekannt.

 60 Mit Gewalt erwerben kann niemand die Maid«,sprach der König Sigmund. »Da weiß ich wohl Bescheid.Wollen wir aber mit Recken reiten in das Land,unsern besten Freunden gebe ich die Fahrt bekannt.«

 61 »So ist mir nicht zumute«, sprach da Sigfrid,»dass mir Recken sollen zum Rheine folgen mit,wohl auf einer Heerfahrt; das wäre mir gar leid,sollt ich so erzwingen diese herrliche Maid.

 62 So soll sie erwerben allein meine Hand:Ich will mit zwölf Gefährten in König Gunthers Land;dazu sollt Ihr mir helfen, Vater Sigmund.«Da gab man seinen Degen zu Kleidern Stoff, grau und bunt.

 63 Da vernahm auch diese Kunde seine Mutter Sigelind.Sie begann zu trauern um ihr liebes Kind.Sie war in schwerer Sorge vor König Gunthers Heer.Die Königin, die edle, darüber weinte sie sehr.

 64 Da kam der Herr Sigfrid, wo die Frau er sah,hin zu seiner Mutter. Gütig sprach er da:»Um meinetwillen sollt Ihr nimmer weinen, Frau:sorglos jeden Helden zu bestehn ich mich getrau.

 65 Doch helfet mir zur Reise nach Burgundenland,dass ich mit meinen Recken habe solch Gewand,wie es so stolze Helden in Ehren mögen tragen.Dank dafür will ich Euch von Herzen immer sagen.«

 66 »Willst du davon nicht lassen«, sprach Frau Sigelind,»so helf ich dir zur Reise, mein einziges Kind,mit der besten Kleidung, die je ein Ritter trug,dir und deinen Gefährten; ihr sollt von allem haben genug.«

 67 Da neigte sich ihr mit Züchten der vielkühne Mann.Er sprach: »Zur Fahrt will ich niemand nehmen anaußer zwölf Gefährten, prächtig anzusehn.Ich will gern versuchen, wie es um Kriemhild möge stehn.«

 68 Da saßen schöne Frauen den Tag und die Nacht;wenig war auf Muße eine von ihnen bedacht,bis sie gefertigt hatten Sigfrids Kleiderstaat.Der wollte für seine Ausfahrt weiter haben keinen Rat.

 69 Sein Vater gab zur Zierde ein ritterlich Gewand,darin er reiten sollte zum Burgundenland.Ihre lichten Brünnen, die waren auch bereit,und ihre festen Helme; ihre Schilde waren schön und breit.

 70 So kam für ihre Ausfahrt die Zeit nun heran.Wie es ihnen ergehen würde, zu sorgen man begann,ob sie wieder kommen würden in ihr Land.Da belud man für die Degen Pferde mit Waffen und Gewand.

 71 Schön waren die Rosse, das Reitzeug golden rot.Dünkte sich jemand höher, das wäre keine Not,als Sigfrid es wäre und auch seine Mannen.Urlaub er begehrte, zu reiten nun nach Worms von dannen.

 72 Den gewährten traurig König und Königin.Er tröstete sie beide mit minniglichem Sinn.Er sprach: »Um meinetwillen traget keine Pein!Um mein Leben sollt Ihr immer ohne Sorge sein.«

 73 Trauer schuf es den Recken; es weinte manche Maid.Mich dünkt, dass im Herzen sie ahnten das Leid,dass ihnen viele Freunde darum lägen tot.Sie hatten Grund zur Klage; das schuf ihnen einstmals Not.

 74 Am siebenten Morgen zu Worms auf den Strandritten nun die Kühnen. All ihr Gewandwar von rotem Golde; geziert ihr Reitzeug war.Die Rosse gingen in Ordnung in des Herren Sigfrids Schar.

 75 Neu waren ihre Schilde, stark sowie breit,und licht ihre Helme, als mit dem GeleitSigfrid zu Hofe ritt in Gunthers Land.Man schaute an Helden nie so herrliches Gewand.

 76 Die Schwertspitzen reichten nieder auf den Sporn;sie führten scharfe Speere, die Ritter auserkorn.Sigfrid führte einen wohl zwei Spannen breit,der mit seinen Schneiden gar gefährlich war im Streit.

 77 Goldrote Zäume hielt ihre Hand;mit seidnen Brustriemen kamen sie in das Land.Das Volk allenthalben sie anzustaunen begann.Gunthers Mannen liefen viele zu ihnen da heran.

 

 78 Die hochgemuten Recken, Ritter sowie Knecht,eilten ihnen entgegen – sie taten, wie es recht –und empfingen die Gäste in ihrer Herren Land;sie nahmen ihnen die Rosse und die Schilde von der Hand.

 79 Zu dem Stall man wollte die Rosse führen fort.Doch Sigfrid sprach, der starke, zu den Helden dieses Wort:»Lasst uns noch die Pferde eine Weile stehn!Das ist meine Absicht: wir wollen bald von hinnen gehn.

 80 Man soll auch unsre Schilde davon nimmer tragen.Wo ich den König finde, kann mir das jemand sagen,Gunther, den reichen, aus Burgundenland?«Da sagte es ihm einer, dem genau es war bekannt.

 81 »Wollt Ihr den König finden, das kann wohl geschehn:in jenem weiten Saale hab ich ihn gesehnunter seinen Degen. Wollt Ihr gehn hinan,so könnt Ihr bei ihm finden manchen auserwählten Mann.«

 82 Inzwischen auch dem König gebracht die Kunde war,auf seinem Hofe wäre eine wackre Ritterschar,die lichte Brünnen trüge und herrliches Gewand.Sie kannte noch niemand in der Burgunden Land.

 83 Den König nahm es wunder, woher gekommen andie herrlichen Recken, so glänzend angetanund mit so schönen Schilden, neu sowie breit.Dass niemand es sagen konnte, das tat dem König Gunther leid.

 84 Antwort gab ein Recke, der hieß Ortwein –stark sowie mutig mochte er wohl sein –:»Wenn wir sie nicht erkennen, so sollt Ihr holen gehnmeinen Oheim Hagen; den wollen wir sie lassen sehn.

 85 Ihm sind kund die Reiche und alles fremde Land.Kann er sie erkennen, so gibt ers uns bekannt.«Ihn ließ der König holen mit den Mannen sein.Züchtiglich trat er am Hofe vor dem König ein.

 86 Was der Herrscher wolle, so fragte da Hagen.»Es sind zu meinem Hause gekommen fremde Degen,die niemand hier kennet; habt im fremden LandIhr sie schon gesehen, so gebt es, Hagen, uns bekannt!«

 87 »Das tu fürwahr ich gerne.« Zum Fenster trat er da;mit prüfendem Blicke er auf die Gäste sah.Wohl gefiel ihm ihr Geräte und auch ihr Gewand;doch waren sie ihm fremde in der Burgunden Land.

 88 Er sprach, woher auch kämen die Recken an den Rhein,sie möchten Fürsten selber oder Fürstenboten sein.»So schön sind ihre Rosse, ihre Kleider sind so gut.Woher sie auch geritten, sie haben einen hohen Mut.«

 89 Also sprach da Hagen: »Soweit ichs sagen mag,sah ich auch nimmer Sigfrid bis auf diesen Tag,so will ich doch glauben, wie es damit auch geht,dass er es ist, der Recke, der dort so herrlich vor uns steht.

 90 Er bringet uns Märe her in dieses Land:die kühnen Nibelungen schlug des Helden Hand,die reichen Königssöhne Schilbung und Nibelung;er wirkte große Wunder mit seines starken Armes Schwung.

 91 Als der Held alleine ohn alle Hilfe ritt,fand er vor einem Berge – so teilte man mir mit –beim Nibelungenhorte manchen kühnen Mann.Sie waren ihm noch fremde, bis er die Kunde dort gewann.

 92 Der Hort König Nibelungs, der wurde da getragenaus einem hohlen Berge. Nun hört Wunder sagen,wie ihn teilen wollten die Nibelungen dann!Das sah der Degen Sigfrid. Der Held zu wundern sich begann.

 93 Er kam so nahe ihnen, dass er die Recken sahund ihn auch die Degen. Einer sagte da:›Hier kommt der starke Sigfrid, der Held aus Niederland.‹Viel seltsame Dinge er bei den Nibelungen fand.

 94 Den Recken wohl empfingen Schilbung und Nibelung,Einmütig baten die edeln Fürsten jung,den Schatz ihnen zu teilen, den vielkühnen Mann.Sie baten ihn so lange; und er gelobte es alsdann.

 95 Er sah viel edle Steine, wie wir hörten sagen –hundert Lastwagen könnten es nicht tragen –,noch mehr des roten Goldes von Nibelungenland.Das sollte alles teilen des vielkühnen Sigfrids Hand.

 96 Sie gaben ihm zum Lohne König Nibelungs Schwert.Doch ward der Dienst ihnen gar übel gewährt,den ihnen da leisten sollte der vielkühne Mann:er bracht es nicht zustande. Da griffen sie den Helden an.

 97 Den Schatz musste er liegen lassen ungeteilt.Der beiden Könige Mannen kamen zum Kampf geeilt.Mit ihres Vaters Schwerte, das Balmung war genannt,erstritt von ihnen der Kühne den Hort und das Nibelungenland.

 98 Sie hatten da als kühne Freunde zwölf Mann,die stark wie Riesen waren. Was focht ihn das an?Die schlug alsbald im Zorne Sigfrids starke Hand;und siebenhundert Recken bezwang aus Nibelungenland

 99 er mit dem guten Schwerte, geheißen Balmung.In ihrem starken Schrecken gar manche Recken jung,den vor dem Schwert sie hatten und vor dem kühnen Mann,das Land mit den Burgen machten sie ihm untertan.

 100 Dazu die reichen Könige, die schlug er beide tot.Durch Alberich kam er darauf in große Not:seine Herrn wollt schleunig rächen seine Hand,bevor die große Stärke er an Sigfrid erkannt.

 101 Da konnt ihn nicht bestehen der kräftige Zwerg.Wie die wilden Löwen liefen sie an den Berg,wo er die Tarnkappe Albrich abgewann.Da ward der Herr des Hortes Sigfrid, der vielkühne Mann.

 102 Die da gewagt zu kämpfen, die lagen alle erschlagen.Den Schatz ließ alsbald er hinbringen und tragen,woher Niblungs Mannen zuvor ihn gebracht.Alberich, der starke, ward zum Kämmerer gemacht.

 103 Er musst ihm Eide schwören. Er diente ihm als Knecht;jeder Art Dienste leistet’ er ihm recht.«So sprach Hagen von Tronje: »Das hat er getan.Also große Kräfte nie ein Recke noch gewann.

 104 Noch eine Mär weiß ich; die ist mir wohl bekannt:Einen Linddrachen erschlug des Helden Hand.Dann badet’ er in dem Blute. So ward dem Recken wertdie Haut von solcher Härte, dass keine Waffe sie versehrt.

 105 Nun sollen wir den Helden empfangen desto bass,dass wir uns nicht zuziehn seinen starken Hass.Er ist so kühnes Sinnes; man soll hold ihm nahn.Er hat mit seinen Kräften so manches Wunder schon getan.«

 106 Da sprach der reiche König: »Du sprichst, mein ich, wahr.Nun sieh, wie heldenmäßig er steht vor Streitgefahr,er und seine Degen, der wunderkühne Mann.Wir wollen ihm entgegen hinuntergehn und ihn empfahn.«

 107 »Das mögt Ihr«, sprach Hagen; »Ehre ziemt ihm schon:er ist von hoher Abkunft, eines reichen Königs Sohn,er steht so da, der hehre; mich dünkt – das wisse Christ! –dass es nichts Kleines wäre, darum er hergeritten ist.«

 108 Da sprach der Herr des Landes: »So sei er uns willkommen!Er ist kühn und edel; das hab ich wohl vernommen.Das soll er auch genießen im Burgundenland.«Da ging der König Gunther hin, wo Sigfrid er fand.

 109 Der Fürst und seine Recken empfingen so den Gast,dass mit hohen Ehren begann seine Rast.Drum neigte sich ihnen der Vielkühne da.Züchtiglich stehen vor seinen Recken man ihn sah.

 110 »Mich wundert«, sprach der König, zu seinem Gast gewandt,»von wannen Ihr, edler Sigfrid, kommt in unser Land,oder was Ihr begehret zu Worms an dem Rhein?«Da sprach der Gast zum König: »Das soll Euch unverhohlen sein.

 111 Mir ward gesagt die Märe in meines Vaters Land,dass hier bei Euch wären – das hätt ich gern erkannt –die allerkühnsten Recken – so hab ichs oft vernommen –die je gewann ein König; darum bin ich hergekommen.

 112 Auch hörte ich Euch selber Mannheit zugestehn,so dass man keinen kühnern König je gesehn.Das rühmen viel die Leute in diesem ganzen Land.So will ich nimmer ruhen, bis ich es selber habe erkannt.

 113 Ich bin auch ein Recke und soll die Krone tragen.Ich will das gern erreichen, dass sie von mir sagen,dass mit Recht ich hätte die Leute wie das Land.Dafür sei meine Ehre und auch mein Haupt gesetzt zum Pfand.

 114 Seid Ihr nun so tapfer, wie Euch die Kunde zeiht,so frag ich nicht, ob es jemand sei lieb oder leid.Ich will von Euch erzwingen, was Euch gehöret an;Land sowie Burgen, das soll mir werden untertan.«

 115 Den König nahm es wunder und sein Volk umher,als er vernommen hatte des Helden Begehr,dass er die Absicht hätte, zu nehmen ihm sein Land.Das hörten seine Degen; da wurden sie gar zornentbrannt.

 116 »Wie hätt ich das verdienet«, sprach Gunther, der Degen,»dem mein Vater lange in Ehren obgelegen,dass wirs verlieren sollten ob jemandes Kraft?Wir ließen übel sehen, dass wir auch pflegen Ritterschaft.«

 117 »Ich will davon nicht lassen«, sprach der kühne Mann.»Mag sein, dass durch deine Kräfte Friede das Land gewann;ich will sein nun walten und auch des Erbes mein.Doch gewinnt es deine Stärke, so soll es dir untertänig sein.

 118 Dein Land und auch das meine sollen gleich viel wiegen:wer von uns beiden den andern kann besiegen,dem soll es alles dienen, die Leute und auch das Land.«Dawider schnell alleine der Herr Gernot Worte fand.

 119 »Wir wollen es nicht vollbringen«, sprach da Gernot,»dass wir Lande erzwingen, darum jemand totläge von Reckenhänden. Wir haben ein reiches Land,das dient uns mit Rechten und niemand besser zugewandt.«

 120 In grimmigem Zorne da standen die Freunde sein;da war auch darunter von Metz Herr Ortwein.Der sprach: »Diese Sühne ist mir von Herzen leid;wider Euch hat Sigfrid unverdient erhoben Streit.

 121 Ob Ihr und Eure Brüder auch hättet keine Wehrund ob er auch führte ein großes Königsheer,ich wollte wohl erstreiten, dass der kühne Mannden Übermut, den großen, wohl mit Rechten gäbe dran.«

 122 Darob grimmig zürnte der Held aus Niederland:»Vermessen nicht erhebe wider mich die Hand!Ich bin ein reicher König, du eines Königs Mann.Dir ziemt es nicht zum Streite wider meinesgleichen zu treten an.«

 123 Nach Schwertern rief da eifrig von Metz Herr Ortwein.Er mochte Hagens von Tronje Neffe wahrlich sein.Dass der so lang geschwiegen, das war dem König leid.Eingriff da aber Gernot, der Recke kühn und kampfbereit.

 124 Er sagte zu Ortwein: »Halt dein Zürnen an!Uns hat der Herr Sigfrid solches noch nicht getan.Wir können es wohl noch schlichten in Güte, das ist mein Rat,und ihn zum Freunde haben. Das ist die rühmlichere Tat.«

 125 Antwort gab da Hagen: »Es mag uns sein zum Leidund allen andern Degen, dass er ritt zum Streitjemals her zum Rheine. Er hätt es lassen sollen.Ihm hätten meine Herren solch ein Leid nicht antun wollen.«

 126 Da sprach aber Sigfrid, der kraftvolle Held:»Wenn Euch, was ich gesprochen, Herr Hagen, missfällt,so will ich lassen sehen, dass die Hände meinwerden gar gewaltig bei den Burgunden sein.«

 127 »Das denke ich zu wenden«, sprach da Gernot.Allen seinen Degen zu reden er verbotetwas Übermütiges, was ihm wäre leid.Da gedachte auch Sigfrid an die gar herrliche Maid.

 128 »Was ziemt uns zu streiten?« sprach weiter Gernot.»Wenn darob nun Helden müssen liegen tot,wir hätten wenig Ehre, täten wir es schon.«Darauf gab ihm Antwort Sigfrid, König Sigmunds Sohn.

 129 »Warum wartet Hagen und auch Ortwein,dass er ablehnt zu kämpfen mit den Freunden sein,deren er so viele hier zu Lande hat?«Sie mussten die Rede meiden; das war Gernots Wille und Rat.

 130 »Ihr sollt uns sein willkommen«, sprach Giselher, das Kind,»und Eure Heergesellen, die mit Euch gekommen sind.Wir wollen gern Euch dienen, ich und die Magen mein.«Da hieß man den Gästen schenken König Gunthers Wein.

 131 Da sprach der Herr des Landes: »Was uns gehöret an,erbittet Ihrs mit Ehren, das sei Euch untertan,und sei mit Euch geteilet, Leben und Gut.«Da ward dem Herren Sigfrid ein wenig sanfter zumut.

 132 Da ließ man sie behalten all ihr Wehrgewandund gab ihnen Herberge, die beste, die man fand,allen Knappen Sigfrids ein gut Gemach allda.Den Gast fortan man gerne bei den Burgunden sah.

 133 Man bot ihnen große Ehre danach manche Tage:tausendfach vermehren müsst ich, was ich sage.Das hat verdient seine Stärke; ihr sollt wohl wissen das.Man sah wohl selten jemand, der wider ihn empfunden Hass.

 134 Der Kurzweil sich beflissen die Herrscher und ihre Mannen;stets war er der Beste, was sie auch begannen.Gleichtun konnt ihm niemand: so groß war seine Kraft,ob den Stein sie warfen oder schleuderten den Schaft.

 135 Wenn so vor den Frauen nach höfischem Brauchdie wackeren Ritter der Kurzweil pflegten auch,da sah man immer gerne den Helden aus Niederland.Er hatt auf hohe Minne seine Sinne gewandt.

 136 Alsbald an dem Hofe fragten die schönen Fraun,wer sei der fremde Recke, so stolz anzuschaun:»Sein Wuchs ist so herrlich, gar reich sein Gewand.«Da sprachen ihrer viele: »Das ist der König aus Niederland.«

 137 Was man beginnen mochte, dazu war er bereit.Er trug in seinem Herzen eine minnigliche Maidund einzig ihn die Jungfrau, die nimmer er geschaut.Sie sprach im Geheimen von ihm gar vieles lieb und traut.

 138 Wann immer auf dem Hofe die Jugend das Spiel begann,Ritter sowie Knappen, so schaut es eifrig anKriemhild durch die Fenster, die Königin hehr.Keine Kurzweil brauchte zu solchen Zeiten sie mehr.

 139 Wüsst er, dass ihn schaute, die er im Herzen trug,davon hätt er Kurzweil immerdar genug.Könnt auch er sie schauen, glauben ihr mirs könnt:ihm wäre auf dieser Erde nie ein besser Los gegönnt.

 140 Wenn er bei den Recken auf dem Hofe stand,wie es noch jetzt die Leute zur Kurzweil tun im Land,so stand da so minnig der Siglinde Kind,dass ihm in Herzensliebe manche Frau war wohlgesinnt.

 141 Auch er dacht zuweilen: Wie soll das geschehn,dass ich die edle Jungfrau könnte mit Augen sehn,die ich von Herzen minne, wie ichs lang getan?Sie ist mir gar fremde. Drum muss ich traurig sein fortan.

 142 Wenn die mächtigen Fürsten ritten in das Reich,so mussten stets die Ritter mit ihnen allzugleich.Mit diesen ritt auch Sigfrid. Das war den Frauen leid.Er hatte durch hohe Minne viel Beschwerde allezeit.

 143 So wohnt er bei den Herren – das ist gewisslich wahr –in König Gunthers Lande ein volles Jahr,da er die Minnigliche die ganze Zeit nicht sah,durch die einst viele Liebe und auch viel Leides ihm geschah.

Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»