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Die Braut von Messina

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Die Braut von Messina
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Die Braut von Messina
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Personen

Donna Isabella, Fürstin von Messina.

Don Manuel und Don Cesar, ihre Söhne.

Beatrice.

Diego.

Boten.

Chor, bestehend aus dem Gefolge der Brüder.

Die Ältesten von Messina, reden nicht.

Über den Gebrauch des Chors in der Tragödie

1. Aufzug 2. Aufzug 3. Aufzug 4. Aufzug

Erster Aufzug.1

Die Scene ist eine geräumige Säulenhalle, auf beiden Seiten sind Eingänge, eine große Flügelthüre in der Tiefe führt zu einer Kapelle.

Erster Auftritt

Donna Isabella in tiefer Trauer, die Ältesten von Messina stehen um sie her.

Isabella
 
  Der Noth gehorchend, nicht dem eignen Trieb,
  Tret' ich, ihr greisen Häupter dieser Stadt,
  Heraus zu euch aus den verschwiegenen
  Gemächern meines Frauensaals, das Antlitz
  Vor euren Männerblicken zu entschleiern.
  Denn es geziemt der Wittwe, die den Gatten
  Verloren, ihres Lebens Licht und Ruhm,
  Die schwarz umflorte Nachtgestalt dem Aug
  Der Welt in stillen Mauern zu verbergen;
  Doch unerbittlich allgewaltig treibt
  Des Augenblicks Gebieterstimme mich
  An das entwohnte Licht der Welt hervor.
 
 
  Nicht zweimal hat der Mond die Lichtgestalt
  Erneut, seit ich den fürstlichen Gemahl
  Zu seiner letzten Ruhestätte trug,
  Der mächtigwaltend dieser Stadt gebot,
  Mit starkem Arme gegen eine Welt
  Euch schützend, die euch feindlich rings umlagert.
  Er selber ist dahin, doch lebt sein Geist
  In einem tapfern Heldenpaare fort
  Glorreicher Söhne, dieses Landes Stolz.
  Ihr habt sie unter euch in freud'ger Kraft
  Aufwachsen sehen, doch mit ihnen wuchs
  Aus unbekannt verhängnißvollem Samen
  Auch ein unsel'ger Bruderhaß empor,
  Der Kindheit frohe Einigkeit zerreißend,
  Und reifte furchtbar mit dem Ernst der Jahre.
  Nie hab' ich ihrer Eintracht mich erfreut;
  An diesen Brüsten nährt' ich beide gleich,
  Gleich unter sie vertheil' ich Lieb' und Sorge,
  Und beide weiß ich kindlich mir geneigt.
  In diesem einz'gen Triebe sind sie Eins,
  In allem Andern trennt sie blut'ger Streit.
 
 
  Zwar, weil der Vater noch gefürchtet herrschte,
  Hielt er durch gleiche Strenge furchtbare
  Gerechtigkeit die Heftigbrausenden im Zügel,
  Und unter eines Joches Eisenschwere
  Bog er vereinend ihren starren Sinn.
  Nicht waffentragend durften sie sich nahn,
  Nicht in denselben Mauern übernachten.
  So hemmt' er zwar mit strengem Machtgebot
  Den rohen Ausbruch ihres wilden Triebs;
  Doch ungebessert in der tiefen Brust
  Ließ er den Haß – der Starke achtet es
  Gering, die leise Quelle zu verstopfen,
  Weil er dem Strome mächtig wehren kann.
 
 
  Was kommen mußte, kam. Als er die Augen
  Im Tode schloß und seine starke Hand
  Sie nicht mehr bändigt, bricht der alte Groll
  Gleichwie des Feuers eingepreßte Gluth,
  Zur offnen Flamme sich entzündend, los.
  Ich sag' euch, was ihr Alle selbst bezeugt:
  Messina theilte sich, die Bruderfehde
  Löst' alle heil'gen Bande der Natur,
  Dem allgemeinen Streit die Losung gebend,
  Schwert traf auf Schwert, zum Schlachtfeld ward die Stadt.
  Ja, diese Hallen selbst bespritzte Blut.
 
 
  Des Staates Bande sahet ihr zerreißen,
  Doch mir zerriß im Innersten das Herz —
  Ihr fühltet nur das öffentliche Leiden
  Und fragtet wenig nach der Mutter Schmerz.
  Ihr kamt zu mir und spracht dies harte Wort:
  "Du siehst, daß deiner Söhne Bruderzwist
  "Die Stadt empört in bürgerlichem Streit,
  "Die, von dem bösen Nachbarn rings umgarnt,
  "Durch Eintracht nur dem Feinde widersteht.
  " – Du bist die Mutter! Wohl, so siehe zu,
  "Wie du der Söhne blut'gen Hader stillst.
  "Was kümmert uns, die Friedlichen, der Zank
  "Der Herrscher? Sollen wir zu Grunde gehn,
  "Weil deine Söhne wüthend sich befehden?
  "Wir wollen uns selbst rathen ohne sie
  "Und einem andern Herrn uns übergeben,
  "Der unser Bestes will und schaffen kann!"
 
 
  So spracht ihr rauhen Männer, mitleidlos
  Für euch nur sorgend und für eure Stadt,
  Und wälztet noch die öffentliche Noth
  Auf dieses Herz, das von der Mutter Angst
  Und Sorgen schwer genug belastet war.
  Ich unternahm das nicht zu Hoffende,
  Ich warf mit dem zerrißnen Mutterherzen
  Mich zwischen die Ergrimmten, Frieden rufend —
  Unabgeschreckt, geschäftig, unermüdlich
  Beschickt' ich sie, den Einen um den Andern,
  Bis ich erhielt durch mütterliches Flehn,
  Das sie's zufrieden sind, in dieser Stadt
  Messina, in dem väterlichen Schloß
  Unfeindlich sich von Angesicht zu sehn,
  Was nie geschah, seitdem der Fürst verschied.
 
 
  Dies ist der Tag! Des Boten harr' ich stündlich,
  Der mir die Kunde bringt von ihrem Anzug.
  – Seid denn bereit, die Herrscher zu empfangen
  Mit Ehrfurcht, wie's dem Unterthanen ziemt.
  Nur eure Pflicht zu leisten seid bedacht,
  Für's Andre laßt uns Andere gewähren.
  Verderblich diesem Land und ihnen selbst
  Verderbenbringend war der Söhne Streit;
  Versöhnt, vereinigt, sind sie mächtig gnug,
  Euch zu beschützen gegen eine Welt
  Und Recht sich zu verschaffen – gegen euch!
 

(Die Ältesten entfernen sich schweigend, die Hand auf der Brust.

Sie winkt einem alten Diener, der zurückbleibt.)

Zweiter Auftritt

Isabella. Diego.

Isabella
 
  Diego!
 
Diego
 
         Was gebietet meine Fürstin?
 
Isabella
 
  Bewährter Diener! Redlich Herz! Tritt näher!
  Mein Leiden hast du, meinen Schmerz getheilt,
  So theil' auch jetzt das Glück der Glücklichen.
  Verpfändet hab' ich deiner treuen Brust
  Mein schmerzlich süßes, heiliges Geheimniß.
  Der Augenblick ist da, wo es ans Licht
  Des Tages soll hervorgezogen werden.
  Zu lange schon erstickt' ich der Natur
  Gewalt'ge Regung, weil noch über mich
  Ein fremder Wille herrisch waltete.
  Jetzt darf sich ihre Stimme frei erheben,
  Noch heute soll dies Herz befriedigt sein,
  Und dieses Haus, das lang verödet war,
  Versammle Alles, was mir theuer ist.
 
 
  So lenke denn die alterschweren Tritte
  Nach jenem wohlbekannten Kloster hin,
  Das einen theuren Schatz mir aufbewahrt.
  Du warst es, treue Seele, der ihn mir
  Dorthin geflüchtet hat auf beßre Tage,
  Den traur'gen Dienst der Traurigen erzeigend.
  Du bringe fröhlich jetzt der Glücklichen
  Das theure Pfand zurück.
 

(Man hört in der Ferne blasen.)

 
                           O eile, eile
  Und laß die Freude deinen Schritt verjüngen!
  Ich höre kriegerischer Hörner Schall,
  Der meiner Söhne Einzug mir verkündigt.
 

(Diego geht ab. Die Musik läßt sich noch von einer entgegengesetzten

Seite immer näher und näher hören.)

Isabella
 
  Erregt ist ganz Messina – Horch! ein Strom
  Verworrner Stimmen wälzt sich brausend her —
  Sie sind's! Das Herz der Mutter, mächtig schlagend,
  Empfindet ihrer Nähe Kraft und Zug.
  Sie sind's! O meine Kinder, meine Kinder! (Sie eilt hinaus.)
 

Dritter Auftritt

Chor tritt auf.

Er besteht aus zwei Halbchören, welche zu gleicher Zeit, von zwei entgegengesetzten Seiten, der eine aus der Tiefe, der andere aus dem Vordergrund eintreten, rund um die Bühne gehen und sich alsdann auf derselben Seite, wo jeder eingetreten, in eine Reihe stellen. Den einen Halbchor bilden die ältern, den andern die jüngern Ritter; beide sind durch Farbe und Abzeichen verschieden. Wenn beide Chöre einander gegenüber stehen, schweigt der Marsch, und die beiden Chorführer reden.2

Erster Chor. (Cajetan.)
 
  Dich begrüß' ich in Ehrfurcht,
  Prangende Halle,
  Dich, meiner Herrscher
  Fürstliche Wiege,
  Säulengetragenes herrliches Dach.
 
 
  Tief in der Scheide
  Ruhe das Schwert,
  Vor den Thoren gefesselt
  Liege des Streits schlangenhaarigtes Scheusal.
  Denn des gastlichen Hauses
  Unverletzliche Schwelle
  Hütet der Eid, der Erinyen Sohn,
  Der furchtbarste unter den Göttern der Hölle!
 
Zweiter Chor. (Bohemund.)
 
  Zürnend ergrimmt mir das Herz im Busen,
  Zu dem Kampf ist die Faust geballt,
  Denn ich sehe das Haupt der Medusen,
  Meines Feindes verhaßte Gestalt.
  Kaum gebiet' ich dem kochenden Blute.
  Gönn' ich ihm die Ehre des Worts?
  Oder gehorch' ich dem zürnenden Muthe?
  Aber mich schreckt die Eumenide,
  Die Beschirmerin dieses Orts,
  Und der waltende Gottesfriede.
 
Erster Chor. (Cajetan.)
 
  Weisere Fassung
  Ziemet dem Alter,
  Ich, der Vernünftige, grüße zuerst. (Zu dem zweiten Chor.)
 
 
  Sei mir willkommen,
  Der du mit mir
  Gleiche Gefühle
  Brüderlich theilend,
  Dieses Palastes
  Schützende Götter
  Fürchtend verehrst!
  Weil sich die Fürsten gütlich besprechen,
  Wollen auch wir jetzt Worte des Friedens
  Harmlos wechseln mit ruhigem Blut,
  Denn auch das Wort ist, das heilende, gut.
  Aber treff' ich dich draußen im Freien,
  Da mag der blutige Kampf sich erneuen,
  Da erprobe das Eisen den Muth.
 
Der ganze Chor
 
  Aber treff ich dich draußen im Freien,
  Da mag der blutige Kampf sich erneuen,
  Da erprobe das Eisen den Muth.
 
Erster Chor. (Berengar.)
 
  Dich nicht hass' ich! Nicht du bist mein Feind!
  Eine Stadt ja hat uns geboren,
  Jene sind ein fremdes Geschlecht.
  Aber wenn sich die Fürsten befehden,
  Müssen die Diener sich morden und tödten,
  Das ist die Ordnung, so will es das Recht.
 
Zweiter Chor. (Bohemund.)
 
  Mögen sie's wissen,
  Warum sie sich blutig
  Hassend bekämpfen! Mich ficht es nicht an.
  Aber wir fechten ihre Schlachten;
  Der ist kein Tapfrer, kein Ehrenmann,
  Der den Gebieter läßt verachten.
 
Der ganze Chor
 
  Aber wir fechten ihre Schlachten;
  Der ist kein Tapfrer, kein Ehrenmann,
  Der den Gebieter läßt verachten.
 
Einer aus dem Chor. (Berengar.)
 
  Hört, was ich bei mir selbst erwogen,
  Als ich müßig daher gezogen,
  Durch des Korus hochwallende Gassen,
  Meinen Gedanken überlassen.
 
 
  Wir haben uns in des Kampfes Wuth
  Nicht besonnen und nicht berathen,
  Denn uns bethörte das brausende Blut.
 
 
  Sind sie nicht unser, diese Saaten?
  Diese Ulmen, mit Reben umsponnen,
  Sind sie nicht Kinder unsrer Sonnen?
  Könnten wir nicht in frohem Genuß
  Harmlos vergnügliche Tage spinnen,
  Lustig das leichte Leben gewinnen?
  Warum ziehn wir mit rasendem Beginnen
  Unser Schwert für das fremde Geschlecht?
  Es hat an diesem Boden kein Recht.
  Auf dem Meerschiff ist es gekommen
  Von der Sonne röthlichem Untergang;
  Gastlich haben wir's aufgenommen
  (Unsre Väter! Die Zeit ist lang),
  Und jetzt sehen wir uns als Knechte,
  Unterthan diesem fremden Geschlechte!
 
Ein Zweiter. (Manfred.)
 
  Wohl! Wir bewohnen ein glückliches Land,
  Das die himmelumwandelnde Sonne
  Ansieht mit immer freundlicher Helle,
  Und wir können es fröhlich genießen;
  Aber es läßt sich nicht sperren und schließen,
  Und des Meers rings umgebende Welle,
  Sie verräth uns dem kühnen Corsaren,
  Die die Küste verwegen durchkreuzt.
  Einen Segen haben wir zu bewahren,
  Der das Schwert nur des Fremdlings reizt.
  Sklaven sind wir in den eigenen Sitzen,
  Das Land kann seine Kinder nicht schützen.
  Nicht, wo die goldene Ceres lacht
  Und der friedliche Pan, der Flurenbehüter,
  Wo das Eisen wächst in der Berge Schacht,
  Da entspringen der Erde Gebieter.
 
Erster Chor. (Cajetan.)
 
  Ungleich vertheilt sind des Lebens Güter
  Unter der Menschen flücht'gem Geschlecht;
  Aber die Natur, sie ist ewig gerecht.
  Uns verlieh sie das Mark und die Fülle,
  Die sich immer erneuend erschafft,
  Jenen ward der gewaltige Wille
  Und die unzerbrechliche Kraft.
  Mit der furchtbaren Stärke gerüstet,
  Führen sie aus, was dem Herzen gelüstet,
  Füllen die Erde mit mächtigem Schall;
  Aber hinter den großen Höhen
  Folgt auf der tiefe, der donnernde Fall.
 
 
  Darum lob' ich mir niedrig zu stehen,
  Mich verbergend in meiner Schwäche.
  Jene gewaltigen Wetterbäche,
  Aus des Hagels unendlichen Schlossen,
  Aus den Wolkenbrüchen zusammen geflossen,
  Kommen finster gerauscht und geschossen,
  Reißen die Brücken und reißen die Dämme
  Donnernd mit fort im Wogengeschwemme,
  Nichts ist, das die Gewaltigen hemme.
  Doch nur der Augenblick hat sie geboren,
  Ihres Laufes furchtbare Spur
  Geht verrinnend im Sande verloren,
  Die Zerstörung verkündigt sie nur.
  – Die fremden Eroberer kommen und gehen;
  Wir gehorchen, aber wir bleiben stehen.
 

Die hintere Thüre öffnet sich; Donna Isabella erscheint zwischen ihren Söhnen Don Manuel und Don Cesar.

 
Beide Chöre. (Cajetan.)
 
  Preis ihr und Ehre,
  Die uns dort aufgeht,
  Eine glänzende Sonne!
  Knieend verehr' ich dein herrliches Haupt.
 
Erster Chor. (Berengar.)
 
  Schön ist des Mondes
  Mildere Klarheit
  Unter der Sterne blitzendem Glanz,
  Schön ist der Mutter
  Liebliche Hoheit
  Zwischen der Söhne feuriger Kraft;
  Nicht auf der Erden
  Ist ihr Bild und ihr Gleichniß zu sehn.
 
 
Hoch auf des Lebens3
  Gipfel gestellt,
  Schließt sie blühend den Kreis des Schönen,
  Mit der Mutter und ihren Söhnen
  Krönt sich die herrlich vollendete Welt.
 
 
  Selber die Kirche, die göttliche, stellt nicht
  Schöneres dar auf dem himmlischen Thron;
  Höheres bildet
  Selber die Kunst nicht, die göttlich geborne,
  Als die Mutter mit ihrem Sohne.
 
Zweiter Chor. (Bohemund.)
 
  Freudig sieht sie aus ihrem Schooße
  Einen blühenden Baum sich erheben,
  Der sich ewig sprossend erneut.
  Denn sie hat ein Geschlecht geboren,
  Welches wandeln wird mit der Sonne
  Und den Namen geben der rollenden Zeit.
 

(Roger.)

 
  Völker verrauschen,
  Namen verklingen,
  Finstre Vergessenheit
  Breitet die dunkelnachtenden Schwingen
  Über ganzen Geschlechtern aus.
 
 
  Aber der Fürsten
  Einsame Häupter
  Glänzen erhellt,
  Und Aurora berührt sie
  Mit den ewigen Strahlen
  Als die ragenden Gipfel der Welt.
 

Vierter Auftritt

Isabella (mit ihren Söhnen hervortretend)
 
Blick' nieder, hohe Königin des Himmels,
Und halte deine Hand auf dieses Herz,
Daß es der Übermuth nicht schwellend hebe;
denn leicht vergäße sich der Mutter Freude,
Wenn sie sich spiegelt in der Söhne Glanz,
Zum Erstenmal, seitdem ich sie geboren,
Umfass' ich meines Glückes Fülle ganz.
Denn bis auf diesen Tag mußt' ich gewaltsam
Des Herzens fröhliche Ergießung theilen;
Vergessen ganz mußt' ich den einen Sohn,
Wenn ich der Nähe mich des andern freute.
O, meine Mutterliebe ist nur eine,
Und meine Söhne waren ewig zwei!
– Sagt, darf ich ohne Zittern mich der süßen
Gewalt des trunknen Herzens überlassen? (Zu Don Manuel.)
Wenn ich die Hand des Bruders freundlich drücke,
Stoß' ich den Stachen nicht in deine Brust? (Zu Don Cesar.)
Wenn ich das Herz an seinem Anblick weide,
Ist's nicht ein Raub an Dir? – O, ich muß zittern,
Daß meine Liebe selbst, die ich euch zeige,
Nur eures Hasses Flammen heft'ger schüre.
 

(Nachdem sie Beide fragend angesehen.)

 
  Was darf ich mir von euch versprechen? Redet!
  Mit welchem Herzen kamet ihr hieher?
  Ist's noch der alte unversöhnte Haß,
  Den ihr mit herbringt in des Vaters Haus,
  Und wartet draußen vor des Schlosses Thoren
  Der Krieg, auf Augenblicke nur gebändigt
  Und knirschend in das eherne Gebiß,
  Um alsobald, wenn ihr den Rücken mir
  Gekehrt, mit neuer Wuth sich zu entfesseln?
 
Chor. (Bohemund.)
 
  Krieg oder Frieden! Noch liegen die Loose
  Dunkel verhüllt in der Zukunft Schooße!
  Doch es wird sich noch, eh wir uns trennen, entscheiden;
  Wir sein bereit und gerüstet zu beiden.
 
Isabella (im ganzen Kreis umherschauend.)
 
  Und welcher furchtbar kriegerische Anblick!
  Was sollen Diese hier? Ist's eine Schlacht,
  Die sich in diesen Sälen zubereitet?
  Wozu die fremde Schaar, wenn eine Mutter
  Das Herz aufschließen will vor ihren Kindern?
  Bis in den Schooß der Mutter fürchtet ihr
  Der Arglist Schlingen, tückischen Verrath,
  Daß ihr den Rücken euch besorglich deckt?
  – O diese wilden Banden, die euch folgen,
  Die raschen Diener eures Zorns – sie sind
  Nicht eure Freunde! Glaubet nimmermehr,
  Daß sie euch wohlgesinnt zum Besten rathen!
  Wie könnten sie's von Herzen mit euch meinen,
  Den Fremdlingen, dem eingedrungnen Stamm,
  Der aus dem eignen Erbe sie vertrieben,
  Sich über die der Herrschaft angemaßt?
  Glaubt mir! Es liebt ein Jeder, frei sich selbst
  Zu leben nach dem eigenen Gesetz;
  Die fremde Herrschaft wird mit Neid ertragen.
  Von eurer Macht allein und ihrer Furcht
  Erhaltet ihr den gern versagten Dienst.
  Lernt dies Geschlecht, das herzlos falsche, kennen!
  Die Schadenfreude ist's, wodurch sie sich
  An eurem Glück, an eurer Größe rächen.
  Der Herrscher Fall, der hohen Häupter Sturz
  Ist ihrer Lieder Stoff und ihr Gespräch,
  Was sich vom Sohn zum Enkel forterzählt,
  Womit sie sich die Winternächte kürzen.
  – O meine Söhne! Feindlich ist die Welt
  Und falsch gesinnt! Es liebt ein Jeder nur
  Sich selbst; unsicher, los und wandelbar
  Sind alle Bande, die das leichte Glück
  Geflochten – Laune löst, was Laune knüpft —
  Nur die Natur ist redlich! Sie allein
  Liegt an dem ew'gen Ankergrunde fest,
  Wenn alles Andre auf den sturmbewegten Wellen
  Des Lebens unstet treibt – Die Neigung gibt
  Den Freund, es gibt der Vortheil den Gefährten;
  Wohl Dem, dem die Geburt den Bruder gab!
  Ihn kann das Glück nicht geben! Anerschaffen
  Ist ihm der Freund, und gegen eine Welt
  Voll Kriegs und Truges steht er zweifach da!
 
Chor. (Cajetan.)
 
  Ja, es ist etwas Großes, ich muß es verehren,
  Um einer Herrscherin fürstlichen Sinn,
  Über der Menschen Thun und Verkehren
  Blickt sie mit ruhiger Klarheit hin.
  Uns aber treibt das verworrene Streben
  Blind und sinnlos durchs wüste Leben.
 
Isabella. (zu Don Cesar)
 
  Du, der das Schwert auf seinen Bruder zückt,
  Sieh dich umher in dieser ganzen Schaar,
  Wo ist ein edler Bild als deines Bruders? (Zu Don Manuel.)
  Wer unter Diesen, die du Freunde nennst,
  Darf deinem Bruder sich zur Seite stellen?
  Ein Jeder ist ein Muster seines Alters,
  Und Keiner gleicht, und Keiner weicht dem Andern.
  Wagt es, euch in das Angesicht zu sehn!
  O Raserei der Eifersucht, des Neides!
  Ihn würdest du aus Tausenden heraus
  Zum Freunde dir gewählt, ihn an das Herz
  Geschlossen haben als den Einzigen;
  Und jetzt, da ihn die heilige Natur
  Dir gab, dir in der Wiege schon ihn schenkte,
  Trittst du, ein Frevler an dem eignen Blut,
  Mit stolzer Willkür ihr Geschenk mit Füßen,
  Dich wegzuwerfen an den schlechtern Mann,
  Dich an den Feind und Fremdling anzuschließen!
 
Don Manuel
 
  Höre mich, Mutter!
 
Don Cesar
 
                     Mutter, höre mich!
 
Isabella
 
  Nicht Worte sind's, die diesen traur'gen Streit
  Erledigen – Hier ist das Mein und Dein,
  Die Rache von der Schuld nicht mehr zu sondern.
  – Wer möchte noch das alte Bette finden
  Des Schwefelstroms, der glühend sich ergoß?
  Des unterird'schen Feuers schreckliche
  Geburt ist Alles, eine Lavarinde
  Liegt aufgeschichtet über dem Gesunden,
  Und jeder Fußtritt wandelt auf Zerstörung.
  – Nur dieses Eine leg' ich euch ans Herz:
  Das Böse, das der Mann, der mündige,
  Dem Manne zufügt, das, ich will es glauben,
  Vergibt sich und versöhnt sich schwer. Der Mann
  Will seinen Haß, und keine Zeit verändert
  Den Rathschluß, den er wohl besonnen faßt.
  Doch eures Haders Ursprung steigt hinauf
  In unverständ'ger Kindheit frühe Zeit,
  Sein Alter ist's, was ihn entwaffnen sollte.
  Fragte zurück, was euch zuerst entzweite;
  Ihr wißt es nicht, ja, fändet ihr's auch aus,
  Ihr würdet auch des kind'schen Haders schämen.
  Und dennoch ist's der erste Kinderstreit,
  Der, fortgezeugt in unglücksel'ger Kette,
  Die neuste Unbill dieses Tags geboren.
  Denn alle schweren Thaten, die bis jetzt geschahn,
  Sind nur des Argwohns und der Rache Kinder.
  – Und jene Knabenfehde wolltet ihr
  Nicht jetzt fortkämpfen, da ihr Männer seid? (Beider Hände fassend.)
  O, meine Söhne! Kommt, entschließet euch,
  Die Rechnung gegenseitig zu vertilgen,
  Denn gleich auf beiden Seiten ist das Unrecht.
  Seid edel, und großherzig schenkt einander
  Die unabtragbar ungeheure Schuld.
  Der Siege göttlichster ist das Vergeben!
  In eueres Vaters Gruft werft ihn hinab,
  Den alten Haß der frühen Kinderzeit!
  Der schönen Liebe sei das neue Leben,
  Der Eintracht, der Versöhnung sei's geweiht.
 

(Sie tritt einen Schritt zwischen beiden zurück, als wollte sie ihnen Raum geben, sich einander zu nähern. Beide blicken zur Erde, ohne einander anzusehen.)

 
Chor. (Cajetan.)
 
  Höret der Mutter vermahnende Rede,
  Wahrlich, sie spricht ein gewichtiges Wort!
  Laßt es genug sein und endet die Fehde,
  Oder gefällt's euch, so setzet sie fort.
  Was auch genehm ist, das ist mir gerecht,
  Ihr seid die Herrscher, und ich bin der Knecht.
 
Isabella. (nachdem sie einige Zeit innegehalten und vergebens eine
Äußerung der Brüder erwartet, mit unterdrücktem Schmerz.)
 
  Jetzt weiß ich nichts mehr. Ausgeleert hab' ich
  Der Worte Köcher und erschöpft der Bitten Kraft.
  Im Grabe ruht, der euch gewaltsam bändigte,
  Und machtlos steht die Mutter zwischen euch.
  – Vollendet! Ihr habt freie Macht! Gehorcht
  Dem Dämon, der euch sinnlos wüthend treibt,
  Ehrt nicht des Hausgotts heiligen Altar,
  Laßt diese Halle selbst, die euch geboren,
  Den Schauplatz werden eines Wechselmords.
  Vor eurer Mutter Aug zerstöret euch
  Mit euren eignen, nicht durch fremde Hände.
  Leib gegen Leib, wie das thebanische Paar,
  Rückt auf einander an, und wuthvoll ringend,
  Umfanget euch mit eherner Umarmung.
  Leben um Leben tauschend siege Jeder,
  Den Dolch einbohrend nicht des Andern Brust,
  Daß selbst der Tod nicht eure Zwietracht heile,
  Die Flamme selbst, des Feuers rothe Säule,
  Die sich von eurem Scheiterhaufen hebt,
  Sich zweigespalten von einander theile,
  Ein schaudernd Bild, wie ihr gestorben und gelebt.
 

(Sie geht ab. Die Brüder bleiben noch in der vorigen Entfernung von einander stehen.)

1Die Eintheilung in Aufzüge und Auftritte, die sich in der ersten und in allen bisherigen Ausgaben nicht findet, ist dem von Schiller revidirten Hamburger Bühnenmanuscript entnommen.
2Anmerkung. Der Verfasser hat bei Übersendung des Manuscripts an das Theater zu Wien einen Vorschlag beigefügt, wie die Reden des Chors unter einzelne Personen vertheilt werden könnten. Der erste Chor sollte nämlich aus Cajetan, Berengar, Manfred, Tristan und acht Rittern Don Manuels, der zweite aus Bohemund, Roger, Hippolit und neun Rittern Don Cesars bestehen. Was jede dieser Personen nach des Verfassers Plane zu sagen haben würde, ist bei dieser Ausgabe angedeutet worden.
3Anmerkung. Nach der Absicht des Verf. sollte die Stelle: "Hoch auf des Lebens – ihrem Sohn" auf dem Theater wegbleiben.
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