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Amerikanische Wald- und Strombilder. Erster Band.

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Hiergegen ließ sich Nichts einwenden, Curtis war sehr gern damit zufrieden, und seinem Wunsche nach wären sie augenblicklich aufgebrochen; Fanny hatte aber noch so viel zu ordnen, so viel zu besorgen, daß der Nachmittag heranrückte, und erklärte nun, als der Vater vorschlug, den nächsten Morgen abzuwarten, »sie wünsche bei einer Freundin, die etwa auf der Hälfte Weges zwischen hier und dem Richter wohnte, zu übernachten, wo auch Mr. Curtis gern gesehen sein würde, da sie dort schon viel von ihm gesprochen.«

Wie hätte Curtis dem holden Mädchen die erste Bitte abschlagen können? was Fanny wünschte, geschah; um drei Uhr etwa brachen sie, herzlichen Abschied von Allen nehmend, auf, und der alte Peterson gab noch, da er der dringenden Arbeiten wegen nicht selber mitreiten konnte, der Nichte einen Zettel6 für den Friedensrichter, der – freilich etwas unorthographisch, doch hinreichend war, jenen mit seinen Wünschen bekannt zu machen.

Wohl noch eine Stunde vor Dunkelwerden erreichten sie die Farm, in welcher Fanny die Nacht zu bleiben wünschte, wurden hier auf das Freundlichste bewillkommt, und schienen sogar erwartet zu sein, obgleich Curtis nicht begreifen konnte, wie das möglich war; die Unterhaltung ward übrigens sehr lebhaft geführt und Fanny ließ sich besonders viel von einem jungen Deutschen erzählen, der eben aus den Ozark-Gebirgen zurückkam und hier ebenfalls eingekehrt war, weil schwerdrängende Wetterwolken eine stürmische Nacht verkündeten.

Curtis fühlte sich übrigens sehr abgespannt; drei Nächte lang hatte er fast jedes Schlafes entbehrt, und die fortwährende Aufregung, in der er sich befunden, mußte überdies noch dazu beitragen, die Ermattung und Erschlaffung seines ganzen Nervensystems zu entschuldigen. Der Farmer bemerkte auch bald seine Müdigkeit, winkte ihm seitab, und führte ihn in die Ecke zu seinem Lager von weichgebreiteten Hirschfellen, auf das er sich warf, und hier bald dem Schlummergott, der ihm so lange treulos gewesen, in die Arme sank.

In der Nacht machten die Hunde einmal einen fürchterlichen Lärmen, und Curtis träumte, es fiele wieder ein Stein im Kamin herunter; er wachte aber nicht davon auf, und erst ein unruhiges Umherlaufen im Haus, und ein Auf- und Zuschlagen der Thüren erweckte ihn.

Es war schon heller Tag, die Sonne schien durch die Seitenspalten des Blockhauses, als sie eben die dunkelwogenden Fichtenwipfel überstieg, und der Deutsche schnürte vor dem Kamin die wollene Decke zusammen, um seine Wanderung, den Fluß hinunter, fortzusetzen; Fanny konnte aber auch noch nicht auf sein, denn er sah sie nirgends.

Mit außerordentlicher Geschicklichkeit, die auch wirklich nur dem daran gewöhnten Hinterwäldler eigen ist, kleidete er sich jetzt unter der Bettdecke soweit an, daß er aufstehen und seine Toilette vor den übrigen Mitgliedern der Familie vollenden konnte und trat nun ebenfalls zum Feuer.

Fanny ließ noch immer Nichts von sich sehen.

»Mr. Curtis,« sagte endlich der alte Farmer, als er die ungeduldigen Blicke bemerkte, die der feurige Liebhaber nach den Gardinen warf, hinter denen die Geliebte noch immer weilte; »Mr. Curtis, wissen Sie es schon?«

»Wissen Sie?« frug Curtis überrascht – »wissen? was?«

»Sie wissen also Nichts davon?« sagte jener kopfschüttelnd.

»Von was denn, um Gotteswillen?«

»Hm!« sagte der Alte —

»Mr. Peterson, Sie bringen mich in Verzweiflung; was ist vorgefallen? was soll ich wissen? so reden Sie doch – wo ist Fanny?«

William, Petersons ältester Sohn, winkte dem Ungeduldigen auf bedeutungsvolle Art und verließ das Haus. Curtis drückte sich den Hut auf den Kopf und folgte ihm schnell – ihm ahnte Schreckliches.

»Mr. Curtis,« sagte William, als er hinter der Fenz, da wo sie das Haus nicht mehr sehen konnten, stehen blieb – »Mr. Curtis, ich habe einen Auftrag an Sie auszurichten?«

»Auftrag – von wem?«

»Von Miß Fanny Lowland!«

»Von meiner Braut?«

»Von Miß Fanny Lowland.«

»Mann Gottes, ist sie denn nicht mehr im Hause? ist sie wieder heimgekehrt?«

»Nein; sie ist zum Friedensrichter,« sagte William.

»Zum Friedensrichter?« rief Curtis plötzlich beruhigt, »ja das ist was anderes; aber so lange hätte sie doch noch warten können, bis ich mich angezogen hatte. Ja da muß ich gleich nach – «

»Bitte,« sagte William und hielt den Forteilenden zurück – »ich habe auch noch ein kleines Briefchen an Sie abzugeben.«

»Einen Brief? von wem?«

»Von Miß Fanny Lowland!«

»Von meiner Braut?«

»Von Miß Fanny Lowland.«

»Der Mensch macht mich noch wahnsinnig,« dachte Curtis, und riß dem Lächelnden das zusammengefaltete Papier aus der Hand. Es war versiegelt, und enthielt, mit Bleistift geschrieben, die folgende, tröstliche Nachricht.

»Dear Sir

Kaum darf ich hoffen, daß Sie mir eine List verzeihen, zu der mich freilich nur die Nothwehr gezwungen hat. Ich liebe einen jungen Mann, einen Advocaten aus Cincinnati, und mein Onkel hätte mir noch Jahrelang seine Einwilligung versagt, da hörte ich von Ihrer Ankunft. Schon am Tag vorher, ehe Sie unser Haus betraten, war die Nachricht gekommen, daß Sie bei Smeiers um die Hand der Tochter angehalten, und da zwischen dort und unserem Hause nur drei Farmen lagen, von denen nur auf zweien heirathsfähige Mädchen lebten, so konnten wir mit Gewißheit darauf rechnen, Sie gestern bei uns zu sehen. Mein Plan war augenblicklich gefaßt; durch Sie mußte ich die schriftliche Erlaubniß meines Onkels bekommen, mich zu verheirathen – ich sandte meinem Bräutigam durch einen sicheren Neger Kunde, und versuchte nun selbst, Ihr Herz für mich zu gewinnen. Ich will aber nicht eitel sein, ich will es nicht meinen Reizen zuschreiben, die mir das Ihrige so schnell eroberten; doch sei dem wie ihm wolle, mein Plan gelang, ich erhielt das Papier; Sie selber führten mich in die Arme meines Bräutigams, der Sie am vorigen Abend erst mit dem Stein erschreckte, und dann gegen Morgen kam, mich abzuholen. Ich bin, wenn Sie diese Zeilen erhalten, – sein Weib.«

Curtis starrte mehrere Secunden verblüfft in das Antlitz seines Begleiters – dann fuhr er fort zu lesen.

»Zürnen sie mir nicht, aber ich war stets ein wildes, unfolgsames Kind, und verdiente weder Sie noch ihren kleinen Neger, noch die hundert und fünfzig Dollar – leben Sie wohl und machen Sie eine Andere glücklich.«

»P. S. Meine Cousinen wußten Nichts von meiner List, auch Peterson's haben es nicht erfahren, nur William, der junge Mann, der Ihnen diesen Brief übergiebt, ist im Geheimniß – ihm können Sie vertrauen. Er hat zwei liebenswürdige Schwestern; und da Sie gerade an Ort und Stelle sind – doch einem Manne von Ihrer Erfahrung – «

Curtis warf den Brief auf die Erde und trat ihn so lange mit den Hacken seines Stiefels in den weichen Erdboden hinein, bis er auch nicht die Spur mehr davon entdecken konnte; dann wandte er sich wild gegen den jungen Mann und wollte seinem Grimm in tobenden Worten Luft machen; dieser legte jedoch warnend und beschwichtigend den Finger auf den Mund, trat lächelnd näher und sagte leise, des Ärgerlichen Arm ergreifend:

»Pst, Mr. Curtis – Blatt vor den Mund – um Gottes Willen Blatt vor den Mund; bis jetzt weiß die Sache keiner als wir Beide, denn Miß Fanny oder – Mrs. Grey kommt, wenn sie zurückkehrt, wahrscheinlich nicht hier wieder vorbei – also stillgeschwiegen, das ist das Gescheidteste, was Sie unter den Verhältnissen thun können. Mit einem Mädchen, das Sie nicht liebt, wären Sie überdies nie glücklich geworden.«

»Ich will ihr nach« knirschte Curtis.

»Um ausgelacht zu werden?« meinte William. »wollen Sie einen guten Rath annehmen, Mr. Curtis?«

Curtis sah fragend zu ihm auf.

»Sie suchen eine Frau, und werden überall abgewiesen – «

»Sir!«

»Ich meine es gut, Mr. Curtis, bei Gott, ich meine es gut, aber – gehen Sie in einen anderen Staat, wenigstens in ein anderes County. Sie wissen nicht, wie schwer es hält, Vorurtheile zu besiegen.«

»Mr. Peterson, ich werde Sie um Ihren Rath ersuchen, wenn ich dessen bedarf,« rief Curtis entrüstet, eilte zum Hause zurück, warf dort seinen Sattel auf das höchst unmuthig wiehernde Pferd, dem es gar nicht behagen wollte, einen neuen Ritt ohne vorhergenossenes Frühstück anzutreten, drückte ihm den Zaum in's Gebiß, den er sich nicht einmal die Zeit nahm festzuschnallen, schwang sich hinauf und sprengte, ohne auch Jemanden »good bye« oder ein sonstiges Abschiedswort zu sagen, wie besessen die Straße hinauf, dem Hause des Friedensrichters zu.

Der frühe Ritt aber, der kalte Nordwind, der durch den Wald dahin strich, und die noch von den Zweigen träufelnden Regenperlen, die der nächtliche Sturm in dem Nadelholz zurückgelassen, kühlte seine Wangen und – seinen Jähzorn. Er hatte zuerst im Sinn gehabt, wie ein zürnender Gott vor das Mädchen zu treten, das ihn so schändlich hintergangen, aber des jungen Peterson's Worte: »Sie werden nur ausgelacht,« schallten noch immer in seinen Ohren.

»Ausgelacht?« er hielt sein Pferd an, und blickte nachdenkend auf die Straße nieder; »ausgelacht – und hat jenes – Geschöpf – verdient, daß ich mich so um sie ärgere?« Sein Auge fiel auf die frisch eingedrückten Spuren zweier Pferde, von denen er die einen augenblicklich als die Spuren des Poneys erkannte, das Fanny gestern geritten.

Curtis – der fromme Curtis fluchte – er schwur, er wolle verdammt sein, wenn er nicht Rache – »nein – er wolle nicht verdammt sein« – sagte er plötzlich, indem er den Zügel losließ, den Hut abnahm und sich mit der Hand hinter dem Ohre kratzte.

 

»Curtis!« sprach er dann nach kleiner Weile vor sich hin, »Curtis, bist Du nicht ein rechter strafwürdiger Narr gewesen?«

Das Pferd nickte ein paar Mal mit dem Kopfe auf und nieder und wieherte – es hatte Hunger. »Hast Du Dich nicht in der Ansiedelung zweck- und ziellos umhergehetzt?« fuhr der Reiter fort, ohne des Pferdes Bewegung weiter zu beachten, »hast Du nicht nach Glaskorallen draußen im Weiten gesucht, während Du einen Diamant im eigenen Hause hegst? Curtis – Du hast diese Strafe verdient – lange hättest Du merken müssen, daß Dir Nancy gut sei, und – gestehe es Dir nur ein, Du hast es gemerkt, Du hast es gefühlt, daß sie Dich heimlich liebe, aber von schnöder Geldgier, von dem Drang mehr und mehr Dein eigen zu nennen getrieben, verachtest Du ein Herz, das Dir mit treuer Liebe entgegen schlug, und das in Leid und Freud' bei Dir ausharrte, nur um Dich zu trösten und zu pflegen.«

Er schwieg und sah wohl mehrere Minuten lang sinnend vor sich nieder, dann aber, wie von einem unwiderruflichen festbeschlossenen Gedanken durchglüht, setzte er den Hut wieder auf, ergriff den Zügel, lenkte den Braunen herum, der mit der größten Bereitwilligkeit Folge leistete, und sprengte dann »daß Kies und Funken stoben« – zurück, der eigenen Heimath zu.

Aber nicht an Peterson's Hause wollte er vorüber, deshalb verließ er bald die breite ausgehauene Countystraße und trabte durch den Wald dem Flusse zu, den er an einer bekannten Furth kreuzte; die Niederung dann durchschneidend erreichte er bald den Fuß der südlich liegenden Hügel, wo er wußte, daß er, ohne an einer Ansiedelung vorüber zu kommen, seine eigene Farm erreichen konnte, und sprengte dann mit verhängtem Zügel und so schnell ihn des Braunen Füße tragen konnten, weiter.

Unterwegs aber überdachte er in zürnendem Sinnen die Körbe – die ganze Korbhandlung, die er erhalten, und grollte mit dem Schicksal, das ihn dazu verdammt habe, überall seine Hoffnungen zertrümmert, seine Pläne untergraben zu sehen. War es aber das Schicksal, das Alles dieses verübt? war es ein böses Fatum, das über seinen Handlungen wachte und die schönsten Keime noch in der Blüthe erstickte? – nein – er hatte sonst in Allem Glück, seine Erndten gehörten stets zu den besten, sein Viehstand wuchs mit jedem Jahre stärker, als er es selber zu hoffen wagte; keinem anderen Ansiedler am Fourche la fave zerriß der Panther weniger Kälber oder der Bär weniger Schweine, und kein Haus war weniger vom kalten Fieber heimgesucht gewesen, als gerade Curtis; dabei war er ein ordentlicher, fleißiger und braver Mann, nicht streitsüchtig, aber tapfer und unerschrocken, wo es galt, seinen Mann zu stehen, und bei der Arbeit unermüdlich.

Woher nun konnte es kommen, daß er von allen Mädchen, um die er anhielt, verschmäht wurde, die noch überdies zu all den obigen Eigenschaften seine Verhältnisse kannten, die in diesen anspruchslosen Gegenden wirklich an Wohlhabenheit grenzten. Kaum glaublich ist es, aber die Ursache lag einzig und allein in jener Angewohnheit, von seinem kleinen Neger und seinem baaren Gelde zu sprechen; er war verlacht und verspottet worden, und irgend Eines der Mädchen hätte lieber einen anerkannten Schuft geheirathet, als einen Mann, der sich einmal – lächerlich gemacht.

Curtis fühlte das jetzt selbst, und er beschloß hinfüro die Aufzählung seines Eigenthums zu verschieben, bis er darum gefragt werde – »doch« – fuhr er dann in seinem Selbstgespräche fort – »was bedarf ich dessen weiter – Nancy liebt mich auch mit meinen Schwächen, denn sie kennt meine guten Eigenschaften ebenfalls, und ich werde jetzt das Glück zu Hause finden, das ich, Thor der ich war, vergebens unter Fremden suchte.«

Diese Nacht lagerte er bei einem alten Jäger, der, ziemlich abgeschieden von anderen Ansiedelungen, sich dicht am Flussesufer eine kleine Hütte gebaut hatte, Viehzucht trieb und dabei jagte. Er fand dort gastliche Aufnahme und Nahrung für sich und sein Pferd; schlief auch, da er die Gewißheit hatte, der Alte könne Nichts von seinem Unglück erfahren haben, sanft und ruhig die Nacht, und war am andern Morgen, als die Sonne eben erst den äußersten Hügelsaum vergoldete, schon wieder unter Weges.

Ihn trieb jetzt die Sehnsucht heim, wie sie ihn vor wenigen Tagen fortgetrieben, und freudig und stürmisch klopfte sein Herz, als er endlich das eigene Dach hinter den maigrünen Maulbeerbäumen, die dem Hofe Schatten gaben, hervorschimmern sah.

Der Braune wieherte ebenfalls vor Freuden, als er den heimischen Trog erblickte, und Curtis streichelte ihm im Mitgefühl den schöngeformten Hals. – Ha – da war Nancy – sie hatte das bekannte Wiehern des Braunen gehört, und war in die Thür gesprungen, das heimkehrende Paar zu begrüßen, das heißt, nicht etwa den Braunen und dessen Herrn, sondern den Herrn und dessen – Frau; sie blieb auch etwas überrascht in der Thüre stehen, als sie Mr. Curtis allein zurückkehren sah; dieser aber drückte dem treuen Thier die Hacken in die Seite, sprengte bis dicht vor die Pforte, blieb dort plötzlich mit einem Ruck halten, und sagte:

»Guten Morgen, Nancy?«

»Ei guten Morgen, Mr. Curtis,« rief das fröhliche Mädchen, »Sie scheinen ja heute gewaltig guter Laune zu sein; ich dachte aber Sie brächten Gesellschaft?«

»Wie gehts Nancy?« frug Mr. Curtis, ohne jedoch auf die letzte Bemerkung weiter zu achten, indem er immer noch vor dem Hause hielt, und zu ihr aufsah – »wie ist es die Tage über gegangen?«

»Danke – gut, Mr. Curtis – sehr gut – aber warum steigen Sie denn nicht ab? wo bleibt denn der Besuch? ich habe das ganze Haus gescheuert und gekehrt.«

»Schadet Nichts, Nancy,« sagte Mr. Curtis, und sah sinnend auf den – kleinen Neger nieder, der höchst bedeutungsvoll vor ihm stand und dem Pferde nach dem Zügel griff – »ja Bob,« rief er diesem dann zu, »führ ihn fort und füttere ihn gut, ich reite nun sobald nicht wieder aus, der Braune soll sich eine Woche pflegen, denn zu Richter Houstons nebenbei können wir zu Fuße gehn. Höre Nancy,« wandte er sich dann an das junge Mädchen – »ich hab Dir viel zu erzählen, und muß Dich um etwas fragen.« —

»Mich? – ei um was denn?«

»Sollst es gleich erfahren, aber – Du hast Dir ja all Deine Sonntagskleider vorgeholt? ist ein Tanz in der Nähe?«

»Ach Mr. Curtis – ich hätte Ihnen auch viel zu erzählen,« sagte Nancy, und wurde feuerroth.

»Nun Nancy? heraus mit der Sprache,« lächelte dieser, »heraus mit der Sprache – was ist's?«

»Ach, Sie werden mich auszanken!«

»Ich Dich auszanken, Nancy? habe ich Dich jemals ausgezankt?«

»Ach Gott ja, wissen Sie wohl das eine Mal, wo ich über den kleinen Neger« —

»Oh – Unsinn,« sagte Mr. Curtis.

»Es war Jemand hier während Ihrer Abwesenheit,« fuhr Nancy fort.

»So? wer denn? aber was wolltest Du mir denn erzählen?«

»Mr. Pelter, Sir, – der junge Mr. Pelter.« —

»So? wollte er das Joch Ochsen kaufen, wegen dem er sich schon fast die Füße abgelaufen hat?«

» – Nein – er – er hat,« sagte Nancy zögernd und bis in die Haare hinauf erröthend – »er hat um meine Hand angehalten.«

Curtis zuckte wie von einem Blitzstrahl getroffen zusammen, und blickte dem Mädchen so wild, so stier in's Auge, daß dieses erschreckt einen Schritt zurücktrat und ausrief:

»Mr. Curtis!«

Es war aber auch nur ein Moment, dann geschah ihm das, was uns armen Sterblichen nicht selten geschieht, wenn ein Unglück so schnell dem andern folgt, daß wir kaum Zeit behalten, über das erste nachzudenken, während schon das zweite und dritte nachbricht – die ganze Sache kam ihm komisch vor – er schlug ein fürchterliches Gelächter auf und fing dann wie wahnsinnig an zu pfeifen.

Nancy sah ihn erschrocken an – was konnte dem Manne wohl fehlen? sein ganzes Benehmen war ihr schon sonderbar erschienen – sollte er – es wäre schrecklich – übergeschnappt sein? —

»Bob!« rief Curtis seinen kleinen Neger an —

»Jes Massa.«

»Sattle den Rappen, der Braune mag sich ausruhen, ich muß fortreiten.«

»Aber Mr. Curtis« – sagte Nancy.

»Und wann wollt Ihr Euch verheirathen, Nancy?«

»Sobald Sie zurückkamen – heute« – stotterte Nancy.

»Willst Du mir einen Gefallen thun, Nancy?«

»Gern – von Herzen gern – welchen?«

»Willst Du noch bei den Kindern bleiben und auf das Haus acht geben, bis ich, vielleicht in acht Tagen, zurückkehre?«

»Das will ich mit Freuden, aber – wo wollen Sie denn hin?« —

»Nach Tenessee hinüber, vielleicht nach Kentucky,« sagte Curtis, und trat vor die Thüre, denn in diesem Augenblick brachte Bob den Rappen.

»Good bye Nancy« – sagte Jeremias, als er sich in den Sattel schwang.

»Good bye Mr. Curtis,« sagte Nancy, als sie ihm kopfschüttelnd nachblickte. Jeremias aber setzte wieder, wie vor einigen Tagen, über den Bach weg und pfiff sich ein munteres Lied, bog aber diesmal anstatt links, rechts in die Countystraße ein, und murmelte, als er dem feurigen Rappen den Hacken fester in die Seite drückte:

»Das müßte doch mit dem Henker zugehen, wenn ich keine Frau kriegen könnte.«

Jeremias Curtis zog nun über den Arkansas, und wie es hieß, sogar über den Mississippi hinüber.

Nancy aber, die allerdings versprochen hatte, bei den Kindern, keineswegs aber ledig zu bleiben bis er zurückkehre, schloß nicht mit Unrecht, daß dies wohl noch eine Zeit lang dauern könne, und da es, wie sie schon mehrere Sonntage gehört hatte, nicht gut wäre, daß der Mensch allein sei, besonders in den dichten Wäldern des fernen Westens, so verband schon am zweiten Tage nach Curtis plötzlicher Abreise der benachbarte Friedensrichter die beiden Liebenden, und »der junge Mr. Pelter« zog, da »die Heerden doch unmöglich so lange ohne männliche Aufsicht bleiben konnten,« indessen als Verwalter auf Curtis Farm.

Hoffentlich bekomme ich recht bald und recht günstige Nachrichten über Curtis zweiten Zug, und werde dann sicherlich nicht ermangeln, dem freundlichen Leser mitzutheilen, ob Curtis eine Frau bekam.

Schulen in den Backwoods

Schulen und Urwald sind eigentlich zwei einander sehr entgegengesetzte Begriffe. Die wild und schauerlich rauschenden Baumwipfel und das Erlernen von Gegenständen, die gerade in ihrem Schatten am wenigsten anwendbar sind, stehen sich einander fast zu unvereinbar und schroff gegenüber; es ist aber hiermit wie mit der Fabel von dem Baume, der dem Menschen erlaubte ein kleines Stück Holz, nur so viel als er zum Stiel einer Axt gebrauchte, zu nehmen, und sich bald darauf durch diesen ihm so gering erschienenen Span angegriffen und gefällt sah. So ist es mit den Schulen im Urwald: zuerst sammeln sich in roh aufgeschlagener Hütte, im Schatten und unter dem Schutz der Wildnisse, die Kinder und jungen Leute aus den vereinzelten Ansiedlungen und Jägerwohnungen; aber ihre Fähigkeiten wachsen – bald stehen ihnen die sie umstarrenden Riesenstämme zu beengend und hemmend im Weg und die herrlichen Bäume fallen, der Wald wird gelichtet, das Land urbar gemacht, Farmen und Städte springen auf und der Pflug durchfurcht den Platz, Lastwagen knarren über die Stelle wo noch vor wenigen Monden der Bär sein stilles und ungestörtes Lager aufgeschlagen, wo kein Laut das feierliche Waldesschweigen gebrochen hatte, als der gellende Schrei des Panthers und der schauerliche Ruf der Eule und des Whip-poor-will.

Es ist eine traurige Wahrheit, der Poesie des Lebens folgt die trockene, ernste Prosa, der fröhlichen Jugendzeit das gesetzte, sorgenvolle Alter, den bunten, glänzenden Luftschlössern des Kindes die düsteren, kalten Gebäude des Mannes mit ihren zugigen Gängen und rauchenden Kaminen, dem Brautstand die Ehe, dem freien, sorglosen Waldleben der Pflug und die Egge des Landmanns und die dumpfige Schreibstube des Gelehrten und Kaufmanns. Die Leute sagen: die Welt wird besser, der Segen der Civilisation spricht aus den wallenden Getreidefeldern und den friedlich rauchenden Hütten des Landmanns, aus den blühenden Städten und belebten Landstraßen, die sich zwischen grünen Hecken und blühenden obstbäumen hinziehen; aber die Natur trauert. Aus tausend qualmenden Fabrikschlünden wälzt sich erstickender Kohlendampf und legt sich wie giftiger Mehlthau auf die grünen Matten, der Staub der Landstraßen bedeckt Blätter und Blüthen, und gespalten und aufgerissen lechzt die schmachtende Erde, des kühlen Schattens ihrer Wälder beraubt, nach Thau und Erquickung.

»Die Welt ist civilisirt und hat ihren großen Endzweck, sich zu vervollkommnen, erreicht,« so sagen die Weißen; der Indianer aber wickelt sich schweigend in seine Decke, wirft noch einen trauernden Blick auf diese Civilisation, die ihm freilich, da sie sein Alles, seine Heimath, sein Glück zerstörte, Verwüstung erscheint, und – stirbt. – Die Welt ist civilisirt.

 

Doch ich spreche hier Gefühle aus, welche in Europa wohl wenig Anklang finden möchten; die Welt ist civilisirt und die Leute kennen sie hier nicht anders – sie sind sich »nur des einen Triebes bewußt,« und es ist auch vielleicht recht gut so; das wilde Leben muß der Cultur, die rohe Kraft dem höheren Geiste weichen, und die Gebeine des Indianers düngen mit dem Wald, der einst seine Heimath war, den Acker des weißen Mannes.

In den Vereinigten Staaten von Nordamerika geht diese Umgestaltung mit rasend schnellen Schritten vor sich, und wie bei einer Feuersbrunst die Flamme zu gleicher Zeit züngelnd nach tausend verschiedenen Stellen hinüberleckt und weit und weiter um sich greift, so bricht sich auch Aufklärung und Cultur im Norden, Westen und Süden Bahn durch die Wildniß, und noch von den Wigwams der Ureinwohner umgeben, entsteigen blühende Pflanzungen und Kirchen und Schulen vor den Blicken des erstaunten Indianers dem Boden.

Die Bevölkerung der verschiedenen Staaten ist namentlich in den letzten zehn Jahren ungeheuer gewachsen; nach einer Zählung vom Januar 1840 belief sich die Gesammt-Einwohnerzahl auf 17,062,566 Seelen, die jetzt auf 23 Millionen gestiegen ist. Unter diesen waren 386,245 freie Neger und Abkömmlinge von Negern, oder sogenannte coloured persons, ferner 2,487,213 Sklaven und 14,189,108 freie Weiße. Von den letzten 14 Millionen waren 6,439,700 zwanzig und über zwanzig Jahre alt, und von diesen konnten noch 549,693 weder schreiben noch lesen. Hieran waren aber bis jetzt größtentheils die Kriege und Kämpfe mit den Eingebornen Schuld, denn die kühnen Pionniere des Westens, allein und unbeschützt zwischen ihnen feindlich gesinnten Stämme vorgedrungen, konnten, wenn sie wirklich die Kenntnisse dazu besaßen, keine Zeit darauf verwenden ihre Kinder zu unterrichten, so lange es galt, Tag und Nacht ihr eigenes Leben und Eigenthum gegen den schlauen und wilden Feind zu schützen; jetzt aber, wo dieser, mehr und mehr verdrängt, bald nur noch in der Erinnerung der alten Leute und in den Sagen und Erzählungen der Nachwelt leben wird, ändert sich auch dieses. Der Wald ist sicher und die Kinder dürfen allein das schützende Haus verlassen, um der meilenweit entfernten Schule zuzueilen.

Die Anzahl von Schulen in Nordamerika ist beträchtlich; Universitäten und höhere Schulen giebt es 173, Real- und Vorbereitungsschulen 3242 und von den geringeren im ganzen Lande zerstreuten Instituten für die ersten Anfangsgründe, von sogenannten Abcschulen, 47,209. Auf die erstern werden dabei 16,233, auf die mittlern 164,159 und auf die letztern 1,845,244 Schüler gerechnet, wozu noch 468,264 auf Staatskosten oder Freischüler gezählt werden müssen. Die Universitäten und Schulen der östlichen und selbst der südlichen Staaten sind übrigens den europäischen zu ähnlich, um hier besonders viel über sie zu sagen, die westlichen oder Backwoodsschulen aber zeichnen sich dagegen durch so viel Eigentümliches aus, daß sie allerdings eine kurze Beleuchtung verdienen, die manchem nicht uninteressant erscheinen wird.

Vom Staate selbst ist für die Erziehung der Kinder immer die sechzehnte Section (640 Acker) jedes Townships7 bestimmt, und wird das »Schulland« genannt. Dieses soll nur zum Nutzen der Schulen und des ihnen vorgehenden Lehrers verwendet werden; in den westlichen Staaten aber, den sogenannten Backwoods, geschieht wenig mehr mit diesem Landstrich, der, wie es sich trifft, bald aus dem herrlichsten, bald aus dem schlechtesten Boden besteht, als daß höchstens ein kleines Blockhaus, das Schulgebäude, darauf errichtet wird und der Schullehrer, welcher eine solche Stelle selten auf länger als ein oder zwei Jahre, oft nur für eine Jahreszeit, den Winter, übernimmt, ein kleines Stückchen davon urbar macht und Kartoffeln oder Mais hineinpflanzt, was denn vielleicht im nächsten Jahr, wenn sich sein Nachfolger nicht darum bekümmert, so verwächst und verwildert, daß es, ordentlich wie zornig darüber, seinem Naturzustande auf kurze Zeit entrissen gewesen zu sein, mit dem tollen Gewirr von Unterholz und Schlingpflanzen gar nicht wieder zu lichten ist. Sonst beschützen es aber die in der Nähe lebenden Ansiedler insofern, daß sie den Flötzern (rafters) nicht gestatten, sich von diesem Landstrich, wenn er gerade bequem an einem Wasserlauf liegen sollte, Stämme zu holen und diese den Fluß hinabzuschwemmen, gegen welchen Erwerbszweig sie sonst, wenn es blos Onkel Sams8 Grund und Boden wie Holzung betrifft, höchst nachsichtig sind.

Wo Ansiedler nun ganz allein und nachbarlos leben, die z. B. in den Sümpfen des östlichen Theiles von Arkansas und Missouri, wo sie vielleicht 15, ja 20 und noch mehrere Meilen wandern müssen, ehe sie die Spuren menschlichen Wirkens und Fleißes erblicken können, da hört denn freilich jedes Schulgehen der Kinder auf, oder hat vielmehr noch gar nicht angefangen; die Knaben durchstreifen den Wald und jagen und fischen, und die Mädchen bleiben daheim bei der Mutter und spinnen die Baumwolle, welche ihnen der Vater dann und wann von seinen »Zügen« in das nächste Städtchen mitbringt, oder die sie auch wohl selbst in einem kleinen Feld neben dem Hause gezogen haben. Nähern sich aber diese Ansiedlungen einander auf 5 bis 6 Meilen, dann fangen die Farmer an sich nach einem Schullehrer umzusehen; gewöhnlich treibt Einer von ihnen irgendwo einen wandernden Yankee, manchmal auch einen Deutschen auf, und der Grund zur Civilisation wird gelegt.

Haben sie den Schullehrer erst, dann stellt sich ihnen auch die Nothwendigkeit heraus, ein Haus zu bauen, wobei dieser gleich mit Hand anlegen kann, die Nachbarn werden also zusammenberufen und in wenig Tagen steht die kleine anspruchslose Hütte fertig mit Dach und Thüre da. Zwar befindet sich das Kamin noch sehr im Naturzustande, und eine Diele fehlt gänzlich, es ist ja aber »nur die Schule,« und da kommt das nicht so genau darauf an.

Sind nun in dem District, aus welchem die Kinder gemeinschaftlich die Lectionen besuchen sollen, recht gescheute Leute, die sich berufen glauben, dem Manne, der ihr junges Amerika bilden soll, einmal ernstlich auf den Zahn zu fühlen, so wird ein Examen angesetzt, in welchem der Lehrer einige sehr verfängliche Fragen über Grammatik und amerikanische Geschichte vorgelegt bekommt, und ihm verschiedene entsetzlich klingende, und zu diesem Zweck besonders ausgesuchte fünf- bis sechssylbige Wörter zum Buchstabiren aufgegeben werden; hat er diese Fragen zur Genüge beantwortet und kann er (auf schöne Schrift wird weniger gesehen) besonders recht schnell und klein schreiben, so ist sein Ruf begründet, die Männer betätigen, daß er »knows a heap,« oder mit andern Worten ein sehr gescheuter und gebildeter Mann sei, und am nächsten Montag beginnt die Schule.

Von diesem Augenblick an ist der Schullehrer heimathlos, denn er geht nun aus einer Hand in die andere, d. h. er »boardet« oder wohnt in dieser Woche bei dem, in der Woche bei einem andern Farmer und hat nirgends einen Platz, den er sein eigen nennen könnte, das Schulhaus selbst ausgenommen, das sich übrigens stets in einem nichtsweniger als wohnlichen Zustand befindet. Sein Gehalt beträgt von 10 bis 15, oft sogar 20 Dollars den Monat, und täglich hat er dafür seinen Zöglingen sechs, auch sieben Stunden zu geben. Diese kommen Morgens, wenn sie über eine Meile entfernt wohnen, was auch fast bei allen der Fall ist, auf ihren kleinen, indianischen Poneys angallopirt, binden diese an die das Schulgebäude umgebenden Büsche, nehmen ihre Bücher und ihr Mittagbrod, das sie in einer Blechbüchse bei sich tragen, mit hinein, und setzen sich auf die zu ihrem Nutz und Frommen roh aufgeschlagenen Bänke von weichem – Holz.

Fenster hat das Zimmer oder vielmehr das Haus (denn das ganze Haus besteht nur aus einem Zimmer) nicht, die Thür bleibt deßhalb offen, um das nöthige Licht hereinzulassen; zum Schreiben aber läuft ein zwischen zwei Stämmen an der einen Seitenwand schräg befestigtes Brett hin, welches dadurch erhellt wird, daß man den Zwischenraum zwischen den gerade über demselben befindlichen Blöcken nicht ausgefüllt hat, was, wenn man diese Spalte nur an der Süd- oder Südostseite anbringt, dem Zweck ziemlich entspricht, da es von der Wetterseite her hineinregnen würde.

6Der Zettel lautete wörtlich: »Plees Sir – merry the too young peepel; yoors M. Peterson.«
7Das Township selbst besteht aus einem Quadrat von sechzehn Sectionen.
8Launige Bezeichnung der U. (nited) S. (tates). Uncle Sam.
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