Бесплатно

Aus zwei Welttheilen, Erster Band.

Текст
0
Отзывы
iOSAndroidWindows Phone
Куда отправить ссылку на приложение?
Не закрывайте это окно, пока не введёте код в мобильном устройстве
ПовторитьСсылка отправлена

По требованию правообладателя эта книга недоступна для скачивания в виде файла.

Однако вы можете читать её в наших мобильных приложениях (даже без подключения к сети интернет) и онлайн на сайте ЛитРес.

Отметить прочитанной
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

»Da! rief er, während er vor sich auf den feuchten Boden niederzeigte – da und da – und da sind die Spuren der Bestie, wenn Ihr denn meinen Worten nicht mehr glauben wollt; hier ist die Stelle wo sie die Fänge in die Lockspeise einschlug, als die Klappe wahrscheinlich zufiel. – Wollt Ihr mehr Beweise daß ich Euch nur eine Thatsache verkündet und nicht etwa eine – Lüge in den Bart geworfen habe? Pest und Gift! das hat mir Einer der schleichenden Hallunken, die mich in der Ansiedlung immer nur so scheu von der Seite anblinzen, wenn ich einmal hinaufkomme, zum Possen gethan; – herausgelassen, muthwillig herausgelassen ist das Raubthier, und weiß es Gott, Dem der seine Hand in so schmählich schändlicher Art an Ben Holiks Eigenthum gelegt hat, wäre besser, er hätte den Washita in seinem Leben nicht gesehen, als daß er mir, hab' ich ihn erst aufgespürt, wieder vor die Augen käme!«

»Hm, das ist eine wunderliche Geschichte, brummte der Alte, wer zum Henker soll sich die Mühe geben, Euch die Wölfe aus der Falle zu lassen? Und müßte er nicht die ganze Nacht gerade hinter Euch her gekrochen sein, um den einzigen Zeitpunkt, wo er es unentdeckt thun konnte, so genau abzupassen?«

Ben erwiederte nichts, sondern stieg aus der Falle und suchte auf dem Holz nach irgend einem Zeichen, das ihn vielleicht hätte auf die richtige Spur bringen können. Das trockene Holz bot seinem Auge aber nichts, von dem geleitet, es hätte weiter forschen können – nur die Spuren von Haaren entdeckte er bald, auch die Fährten des Raubthieres, wo es vom letzten Stamm hinab auf die weiche Erde gesprungen und dann wieder die andere Seite der Schlucht hinauf in geradester Richtung seinen Schlupfwinkeln zugeflohen war. Nirgend ließ sich dabei die Spur eines menschlichen Fußes erkennen – nur ein Paar unnatürlich tief in die Erde eingedrückte Steine, die der Blick des Jägers bald erkannte, lenkten seine Aufmerksamkeit auf sich – sie waren, selbst da wo sie mit Erde bedeckt lagen, noch vollkommen trocken – Der, der sie eingetreten, mußte also erst vor ganz kurzer Zeit hier herübergeschritten sein.

Holik zeigte sie dem alten Mann und dieser gab auch zu daß es ihm selber so vorkäme, als ob da Jemand gegangen sei, an die Erkennung einer genauern Fährte war aber nicht zu denken. – Oben auf dem Hügelkamm zog sich ein starrer Felsstreifen meilenweit über den Berg hin, und zweigte überall in rauh steinige Schluchten aus. Wem hier daran gelegen war seine Spur zu verheimlichen, konnte das leicht genug, und die beiden Männer sahen sich auch endlich genöthigt jeden derartigen Versuch als nutzlos aufzugeben.

Die Neger wurden zurückgeschickt, und Sutton folgte ihnen, selber in keineswegs rosiger Laune, allein, denn Ben Holik wollte jetzt vor allen Dingen den Wald nach der Richtung hin durchstreifen, wohin die muthmaßlichen Fährten liefen, möglich doch, daß ihm sein gutes Glück – er stampfte mit dem Fuß als er die Worte sprach – den Thäter gerade in den Weg führte.

Er fand nichts – den ganzen Tag durchkreuzte er den Wald, und als er Abends müd' und matt in die Ansiedlung zurückkehrte, mußte er noch ertragen daß man ihn bemitleidete und sich, anscheinend theilnehmend, in der That aber nur neugierig, nach den näheren Umständen erkundigte; ja Metcamp erbot sich sogar höchst freundlich wieder mit ihm zu gehen und die Spur noch einmal aufzunehmen, – er hätte, wie er selber den alten Sutton dabei versicherte – eine ungeheuere Uebung in Fährtefolgen, und war überzeugt, er könne ihr nachgehen. Ben Holik aber hielt sich, was den Wald betraf, für einen eben so guten Mann wie irgend einer dessen Füße je in Moccasins staken, und lehnte das Anerbieten artig wohl, aber rund ab.

Dieser Metcamp hatte für ihn etwas Unheimliches in Blick und Ton. War er selber so parteiisch oder eifersüchtig, ohne allen sonstigen Grund den Menschen zu hassen, und wäre es nicht –

»Verzeih mir Gott die Sünde!« unterbrach Ben selber seine Gedanken als er wieder zum Walde zurückschritt, denn Betsy konnte und wollte er in diesem Zustand von Aufregung und getäuschter Hoffnung nicht vor die Augen kommen – »verzeih mir Gott die Sünde daß ich von einem Menschen, der mir bis jetzt wissentlich noch kein Leid gethan hat, Unrechtes denke, aber dieser Metcamp kommt mir immer vor wie mein böser Geist und wenn es einen Menschen in der weiten Gotteswelt gäbe, dem ich den Bubenstreich zutrauen möchte – so ist es Der. Aber wart! mein Bursche, bist Du's gewesen, so hast Du ein Paar so scharfe Augen auf Deiner Fährte, wie sie in der Ansiedlung nur zu finden sind, und wer weiß dann, ob wir nicht noch einmal ein Paar Worte im Vertrauen reden!«

Ben war ein seelensguter, herzlicher und schwer zu kränkender Mann – wie es fast alle recht kräftig kernige Naturen von so riesigem Körperbau sind, aber leichenbleich färbte ihm doch der Zorn die Wangen als er den Ort wieder erreichte, wo er das Ziel seiner Wünsche, nach dem er Wochenlang gestrebt, endlich gefangen gehalten, und dann ihm eine tückische Hand den Becher, den er gerade zum Munde führen wollte, entrissen und zu Boden geschleudert hatte.

Was aber half ihm der ohnmächtige Zorn – er fand keine weiteren Anzeichen; die Spuren des Geflohenen waren so schlau verdeckt daß er anfing es dem geschniegelten Städter nicht einmal mehr zuzutrauen, und seinen Verdacht von Einem zum Andern der jungen Leute unter seinen Bekannten schweifen ließ, die, wie er recht gut wußte, ihn um sein Glück bei Betsy beneideten und ihn dadurch vielleicht abhalten wollten ihre Hand zu erringen. Es blieb aber auch immer nur wieder bei dem Verdacht; eine Gewißheit konnte er auf keiner Seite erlangen.

Das Schlimmste bei der Sache war übrigens auch das noch, daß ihm diese, seine beste Falle dadurch für eine geraume Zeit unbrauchbar geworden, denn in die ging, wenigstens nicht eher als bis einmal ein Wolkenbruch jedes Zeichen der gefangen gewesenen Bestie abgewaschen, kein Wolf wieder hinein – und welche Falle lag so vortrefflich wie gerade diese!

Wolfs Ben war übrigens nicht der Mann, der sich durch eine ihm in den Weg geworfene Schwierigkeit so leicht hätte abschrecken lassen; noch standen ihm drei andere Fallen und selbst in dieser Schlucht konnte er, wenigstens weiter oben, eine neue anlegen. Mit unermüdlichem Fleiß arbeitete er also auf's Neue, lag Tag und Nacht draußen und hielt von jetzt an eine so scharfe Wacht in seinem gewöhnlichen Jagdrevier, daß kein Kaninchen, viel weniger denn ein Menschenkind unbeachtet durchschlüpfen konnte. Voll neuer Hoffnung dachte er nun mit jedem Morgen den Fang eines zweiten Wolfes begrüßen zu können – aber vergebens. Was er auch that blieb fruchtlos, und Ben wurde zuletzt so schwermüthig und menschenscheu, daß er gar nicht mehr aus seinem Wald heraus mochte, sondern jetzt, mit dem einen und einzigen Ziel vor Augen, fast nichts anderes dachte, als einen Wolf lebendig zu fangen.

Die Ansiedlung besuchte er gar nicht mehr, oder doch nur bei Nacht, wo er nicht zu fürchten brauchte, daß Betsy's Blick auf ihn fiel – denn nachgerade fing er an sich zu schämen ein so »schlechter Jäger« zu sein und er meinte, die Leute müßten ihm das Alle an den Augen ansehen.

Drei Wochen waren solcher Art verflossen und wenn Ben's Herz auch wohl immer und unverändert dasselbe geblieben war, so hatten doch die Sachen in der Ansiedlung indessen eine ganz andere Wendung genommen.

Der »Stadtherr«, wie ihn die übrigen Jäger gewöhnlich nannten, bekam Briefe aus Alabama, die seine Rückreise dorthin so rasch als möglich verlangten. Sein Onkel war plötzlich gestorben – er zum Universalerben eingesetzt, und jetzt natürlich genöthigt die dortigen Verhältnisse, die durch eine bedeutende Sklavenzucht noch weit mehr Aufmerksamkeit erforderten, selber zu ordnen. Er mußte also ohne weiteres Zögern zurück, und seine im Anfang langsam genug eingeleitete Werbung um die liebliche Waldblume, des alten Suttons Töchterlein, wurde nun zum raschen Heirathsantrag. Mr. Metcamp hielt noch an dem nämlichen Tag um des Mädchens Hand an, und wenn auch Betsy unbedingt nein sagte, sprach doch der Vater, dem der jetzt um so reichere Schwiegersohn desto mehr zu behagen schien, ein um so entschiedeneres Ja, versicherte seinen künftigen Eidam »das Mädchen ziere sich nur, wolle erst angegangen sein, und bat ihn sich um das keine Sorge weiter zu machen.«

Metcamp hätte allerdings lieber eine freundlichere Antwort der Tochter, wenigstens keine so ganz bestimmt abgeneigte gehabt; da es aber nun einmal nicht anders ging, schien er sich auch hineinzufinden, hoffte durch Freundlichkeit zuerst ihr Wohlwollen, dann vielleicht ihre Liebe zu gewinnen – wenigstens sagte er das dem Vater, – und beschloß jeden Falls an demselben Abend an dem er den Brief erhalten, eine Art Fest zu geben, wozu sämmtliche Bewohner der Ansiedlung eingeladen wurden, und was er dadurch zu einer Art Verlobungsfest zu stempeln gedachte.

Der Abend kam heran und das Gerichtshaus (ein leer stehendes und aus Stämmen roh aufgeführtes Gebäude, das in früherer Zeit einmal zu einer Gerichtssitzung gedient, und davon den Namen, und später auch noch das Versprechen erhalten hatte, bei nächster Gelegenheit zu einer Schule benutzt zu werden, jetzt aber nur zur Aufbewahrung des Mais diente), war zu dieser Begebenheit gar festlich und brillant hergerichtet. Viele Pfund Wachslichter – aus dem rohen gelben Wachs gegossen, wie es die Jäger den gefällten Bienenbäumen entnehmen – erleuchteten den ziemlich großen Raum, der Boden war von allen Maishülsen gereinigt und rings herum Bänke gestellt für die Damen, wie auch ein Tisch mit einem Stuhl oben darauf in die Ecke geschoben, auf dem der einzige Musikant – ein Violinspieler – seinen Sitz nehmen sollte. Kurz, es war Alles nur Mögliche angewandt, den Raum so behaglich als möglich zu machen, und wer am späten Abend die Fröhlichkeit der äußerst zahlreich versammelten Gäste gesehen hätte, wäre gewiß mit dem Resultat zufrieden gewesen.

Nur Betsy war traurig – sie dachte an ihren armen Ben, der jetzt wahrscheinlich draußen allein im Walde herumirrte, und wollte nicht Theil nehmen an Tanz und Lustbarkeit. Nur mit Mühe wurde sie in den Tanzsaal selber gebracht, dort aber wies sie jede Aufforderung auf das entschiedenste zurück, und blieb ruhig, dem fröhlichen Treiben zuschauend, auf ihrem gleich im Anfang eingenommenen Platz.

 

Benjamin Holik war aber nicht draußen im Wald, wie sein armes, hier in der lustigen Schaar nur um so viel betrübteres Liebchen in ihrem Schmerz geglaubt. Der alte Sutton hatte ihn sogar, wie sich das übrigens von selbst verstand, da man Niemanden ausschloß, noch besonders dazu eingeladen, Ben jedoch die Einladung abgelehnt.

In der Nähe mußte er aber doch weilen – geschäftige Freunde brachten ihm bald die Nachricht daß es ein Verlobungsfest sein werde, was man hier feiern wolle, und er gedachte erst doch noch einmal zu sehen, mit eignen leiblichen Augen zu sehen daß ihn Betsy – seine Betsy auch wirklich ganz und gar vergessen habe und dann – ei dann zog er nach Texas. – Onkel Sam warb gerade für den beginnenden Krieg, und solche Leute wie er war – Ben brauchte keinen Spiegel sich das selber zu sagen – fanden rasche und freudige Aufnahme im Dienst.

Scheu und furchtsam, daß ihn Niemand erkenne und seinen Schmerz errathe, umschlich er wohl eine Stunde lang das Haus und horchte den munteren, kreischenden Tönen der Violine. Näher hinan zu gehen daß er einen Blick hineinwerfen konnte, mochte er nicht. Da kamen endlich ein Paar seiner Bekannten aus dem Haus heraus, blieben vor der Thür stehen und schritten dann zusammen dicht an dem Orte vorüber wo sich Ben versteckt hielt, ihren Wohnungen zu.

Ben drückte sich, so gut das gehen wollte, hinter den Stamm eines dort stehenden Hickory und der Eine der Männer sagte, als sie eben dicht neben ihm waren:

»Betsy hat doch, so lange ich im Haus war, keinen Schritt getanzt.«

»Den ganzen Abend noch nicht, und hat es ein für alle Mal rund abgeschlagen, erwiederte der Andere – ich glaube noch nicht einmal daß sie ihn nimmt.«

»Ah, bah – sagte der Erste wieder – da müßte man die Mädchen nicht kennen – der hat Geld, und da –«

Die weiteren Worte wurden in der Entfernung unverständlich, aber was brauchte Ben auch noch weiter zu hören. Das letzte war schändliche Verleumdung.

»Noch keinen Schritt getanzt,« jubelte der junge Jäger in sich hinein – »also doch nicht falsch, doch nicht treulos, doch ihren Ben noch nicht vergessen – aber – was kann's Dir auch helfen armer Ben – Du hast doch kein Glück – Betsy ist doch für Dich verloren – und wenn sie Dich nicht vergessen könnte – ach dann wär's nur so viel schlimmer für sie – Besser für Dich selber aber nimmer und nimmer.«

Die Büchse, die er nicht weit von da in einem dichten Busch hineingestellt, hob er vom Boden auf, noch einen Blick nach dem hell erleuchteten Hause warf er zurück, und still und schweigend wanderte er den Fußpfad entlang dem nächsten Hügelrücken zu. – Es litt ihn – die Nacht wenigstens – nicht in der Ansiedlung, und er wollte draußen am Feuer schlafen.

Ein Platz war endlich an einer klaren Quelle, die hier dem felsigen Boden rein entquoll, bald gefunden, eine Flamme entzündet, und in die Decke gehüllt lag er, den Kopf auf einen untergeschobenen Stein gelegt, und schaute sinnend und ernst zu den freundlich auf ihn niederblitzenden Sternen empor.

Im Wald war es merkwürdig still, selbst die Frösche quakten nicht so toll und wild durcheinander, wie er das sonst wohl gehört, den leisen Schritt des Opossums, das zu nächtlichem Hühnerraub nach den bewohnten Ansiedlungen schlich, konnte er deutlich und bestimmt hören, und dort hinten – er hob den Kopf und lauschte einen Augenblick – wahrlich es war ein Wolf, der weit drüben auf dem scheidenden Gebirgsrücken sein klägliches Abendlied heulte.

»Winsle nur, Bestie!« murmelte er endlich und sank in seine frühere Stellung zurück, »winsle, aber bleib mir außer Schußnähe; auf Deines Gleichen und auf – noch Einen, hätt' ich besonders heut Abend Appetit.«

Eine halbe Stunde lag er wohl so noch, und suchte seine Gedanken wieder auf die früher durchträumten Pläne zu richten – es war aber nicht möglich – das immer näher und näher kommende Geheul des Wolfes lenkte seine Aufmerksamkeit immer wieder dort hin, und jetzt – alle Wetter, das war gar nicht so weit entfernt – antwortete eine andere Stimme aus einer hinter ihm liegenden Schlucht, wo auch, wie sich bald auswies, das ganze Rudel steckte.

Er sprang rasch von seinem Lager auf und griff nach der Büchse; der Mond stieg eben hinter den düstern Schatten der fernen Bergesketten hell und freundlich empor – die alte Jagdlust erwachte und verdrängte, für den Augenblick wenigstens, jeden anderen Gedanken.

Er befand sich auf einem äußerst günstigen, ziemlich offenen und vom Mond hell beschienenen Fleck und zwar gerade mitten zwischen dem Rudel und dem vereinzelten, jetzt zu diesem zurückkehrenden Wolf – das Feuer war niedergebrannt, und die noch glimmenden Kohlen schreckten die Bestien auch nicht ab, da fortwährend brennende Stämme im Wald liegen und Hirsch und Wolf daran gewöhnt sind Feuer auf ihrem Pfad zu finden. Ein vom Winde niedergeworfener Stamm der die Höhe hinunter, nach dem Thale zu lag, gewährte ihm dabei einen trefflichen Hinterhalt. –

»Wart Kannaille, murmelte er, griff seine Büchse auf und glitt hinter den Stamm – komm mir nur aus dem Busch vor, und freu' Dich dann auf Ben Holiks Kugel.«

Er hob sein Gewehr auf den Stamm, richtete die Mündung nach der Gegend zu, von der er den einzelnen Wolf erwartete, – denn das Rudel bleibt in solchem Fall gewöhnlich so lange auf dem einmal behaupteten Platz, bis der Vereinzelte dazu gestoßen ist – und harrte dann lange und geduldig – der Wolf wollte sich aber immer noch nicht sehen lassen.

Sollte die Bestie etwas gemerkt haben – aber der Wind war doch günstig. – Holik ließ seine Büchse auf dem Stamm liegen, hielt beide Hände trichterförmig an den Mund – und heulte kläglich. – Der Laut war täuschend ähnlich nachgeahmt, und schallte gar wehmüthig durch den düstern Wald.

Wenn aber auch keine Stimme von dort, wo der einzelne Wolf sein mußte, antwortete, so war Ben doch ein viel zu alter Jäger um nicht auf seiner Hut zu sein, oder sich durch Uebertreibung einen einmal gewonnenen Vortheil zu verderben. Leise griff er wieder nach der Büchse, blieb ruhig im Anschlag liegen, und erwartete das Resultat.

Das sollte auch nicht lange ausbleiben. – Der Wolf antwortete allerdings nicht mehr, aber nur weil er zu nahe war, und als Ben mit gespannter Aufmerksamkeit selbst dem leisesten, unbedeutendsten Geräusche lauschte, hörte er plötzlich im trocknen Laub der benachbarten Baumgruppe rasche, aber vorsichtige Schritte. – Trap, trap, trap, trap – und das Thier stand – noch einmal – es windete wieder. Hatte es vielleicht den Rauch in die Nase bekommen. Der Wolf betritt übrigens jedesmal vorsichtig einen freien Platz, weil er wahrscheinlich nicht allein Gefahr fürchtet, sondern auch vielleicht selber nach Beute ausschaut.

Ben konnte genau von wo er stand die Schritte hören, den Platz selbst aber noch nicht mit seinem Blick durchdringen, wagte deshalb auch nicht sich zu bewegen, weil er nicht wissen konnte ob des Raubthiers Augen nicht gerade in diesem Moment dorthin gerichtet waren, wo er lag. Heulen durfte er auch nicht wieder – die Entfernung mußte jedenfalls zu gering sein, als daß die scheue Bestie nicht den Betrug hätte merken und den falschen Rufer erkennen sollen. Es blieb ihm Nichts anderes übrig als jetzt ruhig und regungslos abzuwarten, bis das Thier in's Mondenlicht heraustreten würde.

Da wurde plötzlich hinter ihm – ein klein wenig nach rechts, das Rudel wieder laut und ein triumphirendes Lächeln zuckte über Ben's Antlitz – es machte aber auch eben so schnell einem Ausdruck peinlicher Spannung Platz, denn in dem nämlichen Moment schon trat der Wolf, der durch den letzten Lockton bestimmt schien, aus dem düstern Schatten vor, auf den freien, nur mit einzelnen Bäumen bewachsenen Raum.

Ben's Herz schlug fast hörbar, aber sein Arm lag fest wie Eisen – ruhig richtete er das todtbringende Rohr nach dem Feind und suchte mit dem scharfen Blick dessen dunkle Gestalt auf das Korn seiner Büchse zu bringen. Doch vergebens – in dem matten ungewissen Licht schmolz Korn und Ziel so ineinander daß er um's Leben nicht hätte genau bestimmen können wo die Kugel sitzen würde, und fehlen – nein das durfte er nicht.

Vorsichtig hob er den Lauf gegen den helleren Himmel, wo er das Korn deutlich gegen einen der funkelnden Sterne konnte abstechen sehen, legte sich dann fest in den Kolben, fuhr nieder, und so wie er die Gestalt des noch immer regungslos und jetzt seitwärts in's Thal schauenden Thieres voll im Korn hatte, berührte sein Finger den Drücker.

Der Schuß schmetterte dröhnend durch den Wald und Ben sprang blitzesschnell empor.

»Siehst Du, Kannaille, sagte er da, als er den dunkeln Körper regungslos im, vom Mondlicht hell beschienenen Laube liegen sah – siehst Du – ich habe Dir's prophezeiht. – Das ist doch wenigstens ein Trost, einem solchen herumschleichenden Schuft das Handwerk gelegt zu haben. Panther und Bären – ich wollte daß Gottes Strahl all das Lumpengesindel träfe, das so wie Du, Bestie, das Licht scheut, im Dunkeln herumschleicht und Unheil anrichtet, wohin es den Fuß gesetzt und seinen Athem gehaucht!«

Ben war bei den obigen Worten, die er mit fest zusammengebissenen Zähnen in den Bart murmelte, ruhig auf seinem Platz stehen geblieben und hatte, nach Jägerart, vor allen Dingen die Büchse wieder geladen, hob sie jetzt mit einem noch leise gemurmelten Fluch auf die Schulter, und schritt langsam der Stelle zu, wo der so glücklich erlegte Feind im Laube ausgestreckt lag.

Es war ein großer, kräftiger Wolf, kohlschwarz und nur mit dem einen kleinen herzförmigen weißen Fleck auf der Brust, der im Mondenlicht ordentlich zu glühen schien – die Kugel mußte ihm gerade durch den Kopf gefahren sein – er rührte und regte sich nicht.

»Ich habe ihn nicht einmal zucken sehen, sagte der Jäger leise, und bog sich zu ihm nieder, um nach dem Kugelloch zu fühlen. Ueber den ganzen Kopf strich er hinüber und herüber, dort war aber nichts, auch kein Schweiß – und die gegen das Mondenlicht gehaltene Hand weiß und rein. Wunderlicher Schuß! brummte der Jäger – ei zum Henker, 's ist einerlei wo die Kugel sitzt, wenn sie nur sitzt, und da ich den Schuft – Hallo! unterbrach er sich plötzlich – lebt der Bursche noch?«

Er stand mit gespannter Aufmerksamkeit die Büchse im Anschlag, jede Bewegung des Raubthiers beobachtend, und allerdings gab dies jetzt wieder Lebenszeichen von sich, warf einmal den Kopf auf, und schnellte sich dann auf dem linken Vorderlauf in die Höhe.

Ben hatte aber zu manches Stück Wild erlegt, als daß ihn diese Bewegung auch nur einen Augenblick länger über den Zustand des Wolfes in Zweifel lassen konnte. Im ersten Augenblick fuhr er allerdings noch einmal, und wie unwillkürlich mit der Büchse an den Backen – das war aber auch nur ein Moment – im nächsten warf er sie fort und sprang plötzlich in keckem Muth auf das, von der Minute an sich wieder ganz kräftig und rasend sträubende Thier.

»Hoho, mein Bursche! rief der junge Jägersmann dabei, und lachte mit wilder Freude in sich hinein, während er seinen Arm mit eiserner Gewalt um den wüthend dagegen ankämpfenden Körper des Wolfes schlang – hoho – einfach gecreast2 – hahahaha – ja strample nur, strample nur Herz, der Falle entgehst Du nicht – wenn Du nicht im Stande wärst, aus der Haut zu rutschen.«

Das Thier, das nun sein volles Bewußtsein wieder erlangt hatte, schien jetzt erst zu begreifen in welcher höchst mißlichen Lage es sich eigentlich befinde und suchte mit aller ihm zu Gebote stehender Kraft um sich zu beißen, und durch Treten und Kratzen seine Freiheit wieder zu gewinnen. Doch vergebens, Ben hielt es wie in einem eisernen Schraubstock und drückte sich dabei so mit dem ganzen Gewichte seines schweren Körpers darauf, daß der arme also ertappte Wolf endlich und als auch seine Kräfte vollständig erschöpft waren, wenigstens für kurze Zeit ruhig liegen mußte.

 

Was aber nun thun? – den Wolf tödten? das wäre allerdings mit nur wenig Schwierigkeiten verknüpft gewesen, denn Ben trug sein haarscharfes Jagdmesser im Gürtel. Aber war nicht jetzt sein Ziel erreicht? – einen lebendigen, gesunden, unbeschädigten Wolf wollte er haben, und den hielt er in diesem Augenblick hier unter sich so fest als ob er ihn im Leben nicht wieder loslassen wollte. Doch wie ihn binden und festhalten? nicht einmal einen Lederriemen führte er bei sich, nichts als seinen Gürtel und wie hätte er es überhaupt wagen dürfen auch nur den Versuch zu machen? Ließ er dem Wolf nur ein wenig Luft so gab es nachher einen Kampf, in dem er ihn entweder ernstlich beschädigen, oder gar frei lassen mußte – das eine fast so schlimm wie das andere. Und das schwere Thier bis zur Ansiedlung tragen? – er hätte ohne den Wolf eine halbe Stunde gebraucht sie zu erreichen – viel weniger mit ihm – aber es blieb ihm weiter keine Wahl.

»Entweder oder,« murmelte er, »Du oder ich, Bursche, und so mag denn der Abend über mein Glück, über mein Unglück entscheiden. Zum Teufel auch, habe doch schon manchen starken Hirsch getragen, der noch einmal so schwer war wie der hier, und das blos um des elenden Wildprets wegen – werden mir heute die Kräfte nicht versagen, da es das Höchste – oder doch wenigstens einen Triumph über den schurkischen Feind gilt.«

Und mit dem raschen Entschluß nahm er seinen Halt fest um das, sich jetzt wieder mit rasender Wuth sträubende Thier, brachte den rechten Fuß unter sich, und stand, die Schulter gegen einen kleinen danebenstehenden Gumbaum stützend, langsam auf. Er hatte den Wolf mit dem Rücken gegen sich, mit dem linken Arm zwischen den beiden Vorderläufen durch gepackt, und den rechten Arm ihm fest um die Weichen geschlagen und hielt ihn so eng zusammengepreßt, daß er ihm mit seinen Zähnen gar nicht schädlich werden konnte.

Die Büchse mußte er natürlich zurücklassen, auch die Mütze war ihm bei dem Ringkampf entfallen, doch das hinderte ihn nicht; mit fest zusammengebissenen Zähnen und zum Aeußersten entschlossen, wanderte er seine wunderliche sich unaufhörlich sträubende Last im Arm, Schritt vor Schritt weiter – der fernen Ansiedlung zu.

Im alten Gerichtshaus herrschte indessen noch immer laute lärmende Fröhlichkeit, Bowle nach Bowle wohlschmeckenden süßen Stewes war gebraut, und der Raum endlich durch Kerzen, Trunk und Tanz so heiß geworden, daß man selbst das kleine, nach dem Holz hinausführende Fenster öffnete, um nur frische Luft herein zu bekommen.

Die Töne der Violine schwirrten immer rascher und gellender in Jigs und Hornpipes, die Füße der Tänzer klapperten immer behender auf dem schon blank gescharrten Boden; Metcamp war besonders ausgelassen lustig, er nannte die arme Betsy – die sich übrigens hartnäckig weigerte weder mit ihm noch einem der andern Gäste zu tanzen – nicht anders wie »sein süßes Bräutchen«, umarmte den alten Sutton ebenfalls zweimal als »Schwiegerpapa« und wußte seiner Ausgelassenheit gar keine Grenzen.

Eine kleine Unterbrechung hatte indessen stattgefunden; »Lord Howe's Hornpipe« war eben beendigt und einige Erfrischungen wurden herumgereicht. Betsy, die auf ihres Vaters Befehl die Bedienung überwachen mußte, saß unfern dem Eingang, nicht weit vom Schenktisch, und Metcamp, der sich dicht neben sie gestellt, flüsterte ihr eben einige fade Schmeicheleien in's Ohr, die ihr die zornige Röthe auf die Wangen trieben, als plötzlich Etwas mit gewaltigem Poltern von außen gegen die Thüre schlug.

»Hallo!« schrie der Bräutigam zusammenfahrend – das ist ein unhöfliches Anklopfen – »wer da?«

Die übrigen Gäste wandten sich Alle rasch und erstaunt nach dem Lärmen um, die einzige Antwort von dort her war aber ein erneutes, noch viel stärkeres Gepolter.

»Ei so hol' doch der Henker die Unverschämtheit!« rief da Metcamp; »ich will doch sehen –«

Rasch ergriff er den ledernen Riemen der an dem Drücker hing, riß daran und stieß die Thüre auf.

»Ha!« – Vor sich ein Paar stiere funkelnde, fast aus ihren Höhlen drängende Augen – ein weit aufgerissener Rachen mit blutiger, heraushängender Zunge und weißem fürchterlichen Gebiß – ein Wolfskopf wie ihn sich die Einbildung nur schrecklich und Entsetzen erregend ausmalen kann – hinter ihm aber, dicht über dem gräßlichen Rachen, das todtenbleiche, wildblickende Angesicht Ben Holik's, vom Schein der Kerzen geisterhaft beleuchtet.

»Der Wolf! – Der Wolf!« schrie da Metcamp nach einem, nur fast flüchtigen Blick auf die schauerliche Gruppe. – »Der Wolf!« und durch die hinzudrängenden Gäste brach er in wilder Hast sich Bahn, zum Fenster sprang er, und ehe nur noch irgend Jemand sein Vorhaben hätte errathen, oder ihn gar daran verhindern können, flog er mit scheuem Satz hinaus und in's Freie.

Die Hintenstehenden, die noch gar nicht sehen konnten was eigentlich die Ursache solch wunderbarer Behendigkeit gewesen, lachten; die nächst der Thüre aber fuhren ebenfalls, kaum minder als Metcamp selbst erschreckt, zurück, und starrten überrascht die wunderliche Gruppe an, aus der sie Ben Holik's todtenfahle Züge jetzt erkennen konnten.

»Die Glocke – die Glocke!« war aber Alles was der Jäger mit heiserer, nur den Nächsten verständlicher Stimme zu lallen vermochte – »die Glocke – ich kann – ich kann nicht mehr.«

»Heiliger Gott!« schrie da Betsy, die schon bei dem ersten Ausruf Metcamps entsetzt empor gesprungen war und ihren Augen kaum trauend, keines Wortes, keiner Bewegung mächtig, in das todtenbleiche, fürchterlich entstellte Antlitz des Geliebten gestarrt hatte, »heiliger, allmächtiger Gott! zu Hülfe – zu Hülfe!«

»Die Glocke! flehte aber nur Ben – Betsy die Glocke oder meine Arme erstarren.«

»Die Glocke? – was für eine Glocke?« fragten die Umstehenden wild durcheinander.

»Ha – die Wolfsglocke!« rief da das Mädchen – das Ganze ihr bis dahin Entsetzliche, jetzt rasch und froh begreifend – »die Wolfsglocke, nur noch einen Moment Ben – nur noch wenige Secunden und ich bin wieder da.«

Und rasch zur Thür hinaus, dicht an den klaffenden Fängen der Bestie vorbei – so dicht daß ihre Schulter die blutträufende Zunge fast berührte, glitt die Jungfrau flüchtigen Laufes in das dicht daneben gelegene Haus ihres Vaters, wo die Glocke noch in der Stube (unter der Büchse, wo er sie neulich bei seiner Zurückkunft hingethan) hing, hob sie schnell herunter und war in kaum einer Minute Zeit schon wieder zurück mit dem Verlangten.

Indessen hatten sich aber die Männer dort ebenfalls von ihrer ersten Ueberraschung erholt; der alte Sutton war zu ihnen getreten, und rasch begreifend um was es sich hier handle, wollte er Ben unterstützen und ihm den Wolf vielleicht abnehmen. Das gab aber der Jäger nicht zu, da er seiner wie des alten Mannes Sicherheit wegen nicht wagen durfte dem festen Halt, den er einmal an der Bestie hatte, zu entsagen. Kaum erschien aber Betsy mit der Glocke, so nahm sie ihr Sutton rasch aus der Hand, schlang den Riemen um des, jetzt wieder wie wüthend um sich beißenden Wolfes Hals, und schnallte ihn nicht zu fest, aber sicher genug, daß er nicht über den Kopf hinüberrutschen konnte, den Wolf jedoch auch nicht hinderte, oder gar würgte.

Was aber jetzt, nachdem dies geschehen war, thun? – wie die Bestie, da der Zweck erfüllt war, wieder loswerden? denn war es nicht möglich daß sie, in so gereiztem Zustand freigegeben, anstatt zu fliehen sich gerade gegen ihre Feinde wenden, und dort Unheil anrichten konnte, ja am Ende gar, um sie nur wieder los zu werden, doch noch getödtet werden mußte? Das Klingeln der Glocke beunruhigte den Gefangenen dabei immer mehr, seine Anstrengungen wurden wüthender, je mehr die Kräfte des armen Jägers nachließen. Zwar sprangen von vielen Seiten die Männer mit Stricken herbei und Einer machte sogar eine Schlinge, den Wolf daran zu hängen und ihm die Kehle zuzuschnüren bis er betäubt wäre und hinaus in den Wald geschafft werden könnte – das aber schienen viel zu gefährliche Experimente, denn geschah dem Thier dadurch ein Schaden, so war die ganze Anstrengung vergebens gewesen. Da rief Betsy, die in Todesangst um den Geliebten, die Hände fest gegen die Schläfe gepreßt, daneben gestanden und dem ganzen wirren Treiben zugeschaut, den tausend verworrenen Vorschlägen, wie sie gemacht und verworfen wurden, in namenloser Furcht gelauscht hatte, plötzlich aus:

2creasen nennt der amerikanische Jäger den Schuß über dem Rückgrate oder noch häufiger Hals eines Wildes, wenn die Kugel auf die oberen Halssehnen und Muskeln gedrückt hat, ohne sie zu durchschneiden, was das Thier augenblicklich zu Boden wirft, aber nur für den Moment betäubt, und nicht im mindesten beschädigt. Nach sehr kurzer Zeit erholt es sich gewöhnlich wieder, und wenn der Jäger dann nicht schnell mit Büchse oder Messer bei der Hand ist, springt es wieder auf und ist nicht selten weit aus dem Bereich der Kugel ehe der verblüffte Schütze, der sich seine schon sicher geglaubte Beute auf einmal wieder entgehen sieht, seine Sinne gesammelt hat. Die westlichen Indianer fangen auch mit diesem Schuß die wilden Pferde, wobei natürlich mehr erschossen als gefangen werden.
Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»