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Doktor Bernhard Zehlen war Professor der Mathematik und in seinem Fache kompetent, wie er bei zahlreichen Gelegenheiten bewiesen. Sein ganzes Leben lag klar und mathematisch bewiesen in einzelnen Abschnitten vor, oder vielmehr hinter ihm – denn er zählte 54 Jahre –, und jeder dieser Abschnitte war am Ende gleichsam mit einem befriedigten »Quod erat demonstrandum« versehen. Da war zuerst die Gymnasial-, sodann die Studienzeit, und die hieraus resultierende Privatdozentenperiode mußte folgerichtig mit dem Professorenamt ihren Abschluß finden – quod erat demonstrandum ...

Was aber dann kam, das war – wenn es erlaubt ist, den etwas kühnen Vergleich zu gebrauchen – die Achillesferse von Doktor Bernhards Logik, und eine genügende Begründung der Tatsache, daß er, der 54jährige Greisenalterskandidat, ein um zwei Dritteile jüngeres Mädchen heiratete, hätte er auf Befragen schwerlich beizubringen vermocht.

Hättet ihr dagegen seine junge Gattin gefragt, warum sie dem Professor ihr achtzehnjähriges Händchen gereicht, so hätte sie euch ohne Besinnen Antwort erteilen können, wenn ich auch bezweifle, daß sie es getan hätte ... Denn die gewiß vollkommen logische Begründung ihrer Handlungsweise bildeten die 50000 Taler, welche das Vermögen ihres Gatten betrug ... Zahlen beweisen.

»Das ist der sicherste Beweis eines gefühllosen und selbstsüchtigen, eines schlechten Charakters«, werdet ihr sagen. Aber zeigt mir ein junges Mädchen von heute, das, selbst arm, die Bewerbungen eines vermögenden älteren Mannes zurückweist – vielleicht einzig auf Grund einer törichten Jugendliebe!

Und bei Franziska fiel selbst dieser letzte Grund fort, denn die heftige Neigung, welche ein junger, außer dem Bewußtsein künftigen Schlachtenruhmes auch noch anderer Gefühle bedürftiger Fähnrich dem sechzehnjährigen Pensionat-Backfisch gewidmet, blieb völlig unerwidert, während die Briefe des Unglücklichen, die er trotz verzweifelter Anstrengungen der Vorsteherin, die sie gern in Flammen aufgehend gesehen hätte, an seine Flamme gelangen zu lassen wußte, zum Entzücken sämtlicher Genossinnen laut und pathetisch verlesen wurden.

Wirklich, Franziska war nicht schlecht, als sie an den Traualtar trat, nur unvollendet war sie, und unentwickelt ihr Charakter, der sich am tiefsten in ihren Augen aussprach, Franziska war nicht schön; vielleicht nicht einmal hübsch für diejenigen, welche nur in unmöglichen Madonnengesichtern das Ideal weiblicher Schönheit erblicken; aber die weiße Stirn, auf welche die aschblonden Locken neckisch herabfielen, das kunstlose Stumpfnäschen und der rote Mund, den das Lächeln eines naiv-sinnlichen Mutwillens umspielte, eines Mutwillens, der wie ein Hauch die ganze mittelgroße, üppig-schlanke Gestalt umwehte – das alles war von dem duftigsten Zauber der Jugend verschönt, – und dann schauten aus dem lachenden Gesichtchen diese Augen …

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