KÖNIG SALOMONS DIAMANTEN

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Viertes Kapitel: Auf Elefantenjagd

Nun, es liegt mir ferne, all die Vor- und Zwischenfälle ausführlich zu schildern, die sich auf unserem Marsch hinauf nach Sitandas Kraal zugetragen haben, nahe dem Zusammenfluss des Lukanga und Kaluwke. Es war eine Reise von mehr als tausend Meilen ab Durban. Etwa die letzten dreihundert davon mussten wir zu Fuß zurücklegen. Zu verdanken hatten wir das der schrecklichen Tse-Tse-Fliege, die dort in großen Mengen auftritt und deren Stich, ausgenommen für Affen und Menschen, tödlich ist.

Ende Januar hatten wir Durban verlassen, und in der zweiten Maiwoche schlugen wir nahe Sitandas Kraal unser Lager auf. Unterwegs erlebten wir viele und mannigfaltige Abenteuer, wie sie aber letzten Endes jedem afrikanischen Großwildjäger begegnen. Ich werde daher mit einer Ausnahme, die ich gleich in allen Einzelheiten erzählen werde, diese Erlebnisse hier nicht zu Papier bringen, damit diese Geschichte nicht allzu ermüdend wirkt.

In Inyati, der abgelegenen Handelsstation im Matabeleland, dessen König Lobengula (ein großer und grausamer Schurke) ist, trennten wir uns schweren Herzens von unserem bequemen Wagen. Lediglich zwölf Ochsen waren uns von dem schönen Zwanziger-Gespann übriggeblieben, das ich in Durban gekauft hatte. Einen hatten wir durch einen Kobrabiss eingebüßt, drei waren infolge Wasser- und Futtermangel eingegangen, einen hatten wir richtiggehend verloren, und die anderen fraßen ein Giftkraut, tulip genannt, und verendeten. (Anmerkung des Übersetzers: tulip ist eine hellfarbige, lilienartige Pflanze von der Gattung Tulipa.) Fünf weitere waren aus dem gleichen Grund erkrankt, doch gelang es uns, sie durch einen Aufguss von gekochten tulip-Blättern zu kurieren, den wir ihnen einflößten. Wenn dies rechtzeitig genug geschieht, stellt es ein wirksames Gegengift dar.

Den Wagen und die Ochsen ließen wir also in der Obhut von Goza und Tom, unserem Kutscher und dem Führer, beide zuverlässige Burschen, zurück, und baten einen würdigen schottischen Missionar, der an diesem wilden Ort lebte, ein Auge auf die beiden zu haben. Dann brachen wir, begleitet von Umbopa, Khiva, Ventvögel und einem halben Dutzend Träger, die wir an diesem Ort angeheuert hatten, zu unserer abenteuerlichen Suche zu Fuß auf. Ich erinnere mich, beim Aufbruch waren wir alle schweigsam. Jeder von uns, glaube ich, hätte wohl gerne gewusst, ob er unseren Wagen wiedersehen werde. Ich für meinen Teil rechnete auf keinen Fall damit. Eine Zeitlang marschierten wir stumm dahin, bis Umbopa, der vorausging, ein Zululied anstimmte; ein Lied, wie einige kühne Männer, des Lebens und der Langeweile müde, zu einer großen Wildnis aufbrachen, Neues zu entdecken oder zu sterben. Und da, siehe und höre! Als sie tief in die Wildnis eingedrungen waren, entdeckten sie, dass es gar keine Wildnis war, sondern ein wunderschöner Ort mit lauter jungen Frauen, fettem Vieh, jagdbarem Wild und Feinden, um sie zu töten.

Da lachten wir alle und nahmen es als ein gutes Omen. Umbopa war ein fröhlicher Wilder, doch von würdevollem Benehmen, und wenn er nicht gerade eine seiner schwärmerischen Anwandlungen hatte, verstand er es mit erstaunlichem Geschick, einen aufzumuntern. Wir alle hatten ihn von Tag zu Tag lieber.

Doch nun zu dem einen Abenteuer; es ist ein Bericht, mit dem ich mich gleich selbst beschenke, da ich Jagdgeschichten über alles liebe.

Ungefähr einen Vierzehntage-Marsch von Inyati entfernt zogen wir durch ein besonders hübsches Fleckchen gut bewässertes Waldland. Die kloofs in den Hügeln waren mit dichtem Busch bewachsen, dem idoro-Busch, wie ihn die Eingeborenen nennen, sowie an einigen Stellen mit wachteen-beeche, dem Wart-ein-bisschen-Dorn. Außerdem gab es hier in großer Zahl den schönen machabell-Baum, beladen mit erfrischenden gelben Früchten voll ungeheuer großer Kerne. Dieser Baum ist der Elefanten Lieblingsnahrung, und es fehlte nicht an Anzeichen, dass es hier herum diese großen Biester gab; denn man sah nicht nur ihre zahlreichen Fußspuren, sondern an vielen Stellen waren auch die Bäume niedergebrochen, ja sogar entwurzelt. Der Elefant ist ein Fresser, der vernichtet.

Eines Abends, nach einem langen Tagesmarsch, kamen wir an einen Platz von besonderer Lieblichkeit. Am Fuße eines buschbewachsenen Hügels lag ein ausgetrocknetes Flussbett, in dem jedoch, wo Lachen von kristallklarem Wasser zu finden waren, rundherum alles von Hufspuren des Wildes zusammengetreten war. Um den Hügel dehnte sich eine parkähnliche Ebene, da wuchsen Gruppen von Tafel-Mimosen, dazwischen ab und zu Machabells mit ihren glänzenden Blättern, und ringsum wogte das unendliche Meer des wegelosen, schweigenden Busches. Als wir in diesem Flussbett-Pfad auftauchten, erblickten wir plötzlich eine Schar großer Giraffen, die davongaloppierten, oder besser: mit ihrer eigentümlichen Gangart davonsegelten, ihre Schwänze hoch erhoben über ihre Rücken; ihre Hufe klapperten wie Kastagnetten. Sie waren etwa dreihundert Yards von uns entfernt und damit praktisch außer Schussweite. Aber Good, der vorausging und eine Express mit einer soliden Kugel in der Hand hielt, konnte nicht widerstehen. Er hob sein Gewehr, nahm die letzte, eine junge Kuh, aufs Korn, und mit einem unwahrscheinlichen Glück traf die Kugel das Tier genau in die Rückseite des Halses, zerschmetterte die Wirbelsäule, und die Giraffe überschlug sich Hals über Kopf wie ein Kaninchen. Ich sah nie etwas Komischeres.

»Verflucht!« - es tut mir leid, es sagen zu müssen, aber er hatte die üble Gewohnheit zu fluchen, wenn er aufgeregt war. Zweifellos eine Unsitte, die er sich als Seemann angewöhnt hatte.

»Verflucht noch mal! Ich habe sie erwischt!«

»Oh, Bougwan«, jauchzten die Kaffer; »oh! Oh!«

Sie nannten Good Bougwan, Glasauge, wegen seines Monokels.

»Oh, Bougwan!«, echote Sir Henry zurück und ich dazu.

Und von diesem Tag an genoss Good - zumindest bei den Kaffern - den Ruf eines unnachahmlichen Scharfschützen. In Wirklichkeit aber war er ein Schlumpschütze von Format. Doch, wenn immer er jetzt auch danebentraf, wir übersahen es um dieser Giraffe willen.

Nachdem einige der Boys abkommandiert worden waren, die leckersten Stücke Giraffenfleisch herauszuschneiden, gingen wir daran, in der Nähe eines Wassertümpels - und zwar etwa hundert Yards rechts davon - eine scherm zu errichten. Dies geschieht auf folgende Weise: man schlägt ein Quantum Dornbüsche und baut sie als kreisrunde Hecke auf. Dann wird der so eingezäunte Platz eben gemacht und, falls greifbar, aus dürrem tambouki-Gras in der Mitte ein Lager bereitet; außerdem werden ein oder mehrere Feuer angezündet. Die scherm war beizeiten fertig, der Mond ging auf, und unser Abendessen aus Giraffensteak und gerösteten Markknochen war zubereitet. Mit welch einem Genuss machten wir uns über die Markknochen her, obwohl es ein schönes Stück Arbeit war, sie aufzubrechen! Ich kenne keinen größeren Leckerbissen als Giraffenmark, es sei denn Elefantenherz, und das hatten wir am nächsten Tag. Wir aßen unser einfaches Mahl bei Mondlicht und machten nur ab und zu eine Pause, um Good für seinen Meisterschuss zu danken. Dann zündeten wir unsere Pfeifen an und spannen ein Garn. Wir müssen ein eigenartiges Bild abgegeben haben, wie wir so um das Feuer kauerten. Ich mit meinem kurzgeschnittenen, grauen, senkrecht nach oben stehenden Haar und Sir Henry mit seinen ziemlich langen blonden Locken bildeten einen auffallenden Gegensatz, zumal ich mager, klein und dunkelfarbig bin und neun und einen halben Stein wiege (ein Stein sind 14 englische Pfund), während Sir Henry groß, breit und hellfarbig ist und fünfzehn wiegt. Aber wenn man alle Einzelheiten unserer Lage in Betracht zieht, so bot wahrscheinlich doch Captain Good den seltsamsten Anblick von uns dreien. Da saß er auf einem ledernen Jagdsack und sah aus, als ob er gerade von einer gemütlichen Tagesjagd in zivilisierter Gegend hierhergekommen wäre. Auf's i-Tüpfelchen adrett, sauber und gut gekleidet. Er trug einen Jagdanzug aus braunem Tweed, dazu einen passenden Hut und blitzblanke Gamaschen. Wie üblich war er glatt rasiert, sein Monokel und die falschen Zähne präsentierten sich in makellosem Glanz - alles in allem war er der ordentlichste Mensch, mit dem ich jemals in der Wildnis zusammengekommen bin. Er hatte sogar einen Kragen um, aus weißer Guttapercha, von denen er immer einen Vorrat dabei hatte.

»Schauen Sie, die wiegen so wenig«, sagte er arglos zu mir, als ich einmal mein Erstaunen darüber ausdrückte, »und ich sehe gerne immer wie ein Gentleman aus.«

Ach, wenn er die Zukunft vorausgesehen und seine Kleidung darauf eingerichtet hätte!

Nun saßen wir drei also in dem hellen Mondlicht, plauderten darauf los und beobachteten die Kaffer, die wenige Yards von uns ihr berauschendes daccha aus einer Pfeife saugten, deren Mundstück aus dem Horn einer Elenantilope angefertigt war, bis sich einer nach dem anderen von ihnen in seine Wolldecke rollte und an das Feuer schlafen ging, alle, ausgenommen Umbopa, der ein wenig abseits saß, sein Kinn in die Hand gestützt und tief in Gedanken. Ich merkte schon lange, dass er sich nicht viel mit den anderen Kaffern abgab.

Da - auf einmal, drang aus der Tiefe des Busches hinter uns ein Laut woof woof!

»Das ist ein Löwe«, sagte ich, wir sprangen hoch und lauschten. Kaum standen wir auf den Beinen, als von dem etwa hundert Yards entfernten Tümpel das kreischende Trompeten eines Elefanten herüber klang. »Indlovu! Indlovu! Elefant! Elefant!«, flüsterten die Kaffer, und wenige Minuten später sahen wir eine Prozession riesiger Schattengestalten sich langsam vom Wasser her gegen den Busch zu bewegen. Good wollte sofort los, er brannte auf ein Gemetzel und dachte wohl, es wäre ebenso leicht, Elefanten zu schießen wie eine Giraffe zu erlegen. Ich packte ihn am Arm und drückte ihn auf den Boden.

 

»Das hat keinen Sinn«, flüsterte ich, »lasst sie.«

»Es scheint, wir sind in einem Wildparadies. Ich schlage vor, wir bleiben ein bis zwei Tage hier und gehen auf die Pirsch«, sagte Sir Henry unvermittelt.

Ich war recht überrascht, denn bisher war Sir Henry immer dafür gewesen, so rasch wie möglich voran zu kommen; ganz besonders, seit wir in Inyati ermittelt hatten, dass tatsächlich vor zwei Jahren ein Engländer namens Neville dort seinen Wagen verkauft hatte und das Land hinauf weitergezogen war. Doch seine Jagdleidenschaft, so nehme ich an, behielt für eine Weile die Oberhand.

Good griff die Idee begeistert auf, denn er war seit langem darauf aus, einen dieser Elefanten zu schießen. Um die Wahrheit zu sagen, ich auch. Es wäre mir wider den Strich gegangen, eine Herde wie diese entkommen zu lassen, ohne auf sie nur einen Schuss abzugeben.

»In Ordnung, meine Herzensjungen«, sagte ich. »Ich denke, wir haben eine kleine Ruhepause nötig. Aber jetzt sollten wir uns aufs Ohr legen, denn wir müssen bei Morgengrauen aufbrechen, dann können wir sie vielleicht beim Weiden überraschen, ehe sie weiterziehen.«

Allgemeine Zustimmung, und wir trafen unsere Vorbereitungen zum Schlafen. Good zog seine Kleider aus, schüttelte sie aus, steckte sein Monokel und das Gebiss in die Hosentasche, und nachdem er alles fein säuberlich zusammengefaltet hatte, legte er sie zum Schutz gegen die Nachtfeuchtigkeit unter die eine Ecke seiner wasserdichten Plane, die er als Bettdecke verwendete. Sir Henry und ich machten weniger Umstände und sanken bald unter unsere Decken zusammengeringelt in einen traumlosen Schlaf, der den Reisenden belohnt.

Einmal, zweimal, drei - Was war denn das?

Urplötzlich brach in die Stille der Nacht ein heftiges Gebalge, das aus Richtung des Wassers herüberklang. Und im nächsten Moment barsten beinahe unsere Trommelfelle durch ein schauererregendes Gebrüll. Ein Irrtum über den Ursprung war ausgeschlossen. Nur ein Löwe konnte so einen Krach machen. Wir sprangen alle hoch und starrten in die Finsternis; endlich machten wir eine Masse verschlungener Körper aus - eine Mischung von Gelb und Schwarz, die sich taumelnd und kämpfend auf uns zu bewegte. Wir packten unsere Gewehre, schlüpften in die veldschoens, das sind Schuhe aus ungegerbter Haut, und stürzten aus der scherm. Mittlerweile war der Klumpen gestürzt, hatte sich ein über das andere Mal am Boden überschlagen, und als wir hinkamen, war alles vorbei, der Kampf war zu Ende, alles war still.

Jetzt sahen wir, was geschehen war. Im Gras lag ein Schwarzantilopenbulle, wohl die schönste aller afrikanischen Antilopen, mausetot, und aufgespießt auf seinem mächtigen gekrümmten Gehörn ein prächtiger, dunkelmähniger Löwe, ebenfalls tot. Offensichtlich war folgendes geschehen: die Schwarzantilope war zur Tränke an das Wasserloch gekommen, wo der Löwe, ohne Zweifel der gleiche, den wir gehört hatten, auf der Lauer gelegen war.

Während die Antilope trank, sprang sie der Löwe an, wurde aber von den spitzen gekrümmten Hörnern angenommen und aufgespießt. Ich sah schon früher einmal so etwas Ähnliches. Der Löwe, außerstande, sich zu befreien, zerfleischte dem Bullen Hals und Rücken. Die Antilope, wahnsinnig vor Schmerz und Todesangst, hetzte dahin, bis sie tot zusammenbrach.

Nachdem wir die Tiere ausgiebig begutachtet hatten, riefen wir die Kaffer, um unter unserer Anleitung ihre Kadaver zu unserer scherm zu schleppen. Dann gingen wir wieder schlafen und wachten bis zum Morgengrauen nicht mehr auf.

Kaum war es hell, waren wir munter und machten uns für die Pirsch fertig. Wir nahmen unsere drei achtkalibrigen Büchsen mit, dazu ausreichend Munition und unsere großen Wasserflaschen voll dünnem Tee, der, wie ich immer wieder feststellen konnte, das beste ist, um sich aufzumöbeln. In aller Eile schlangen wir einen kleinen Morgenimbiss hinunter, dann brachen wir auf. Umbopa, Khiva und Ventvögel begleiteten uns. Die anderen Kaffer bekamen den Auftrag, den Löwen und die Antilope zu enthäuten und letztere zu zerlegen, bis wir zurückkehrten. Unschwer machten wir die breite Elefantenfährte aus. Ventvögel erklärte, nachdem er die Spuren geprüft hatte, dass sie von zwanzig bis dreißig Elefanten stammten, die meisten von ihnen ausgewachsene Bullen. Nun hatte sich die Herde die ganze Nacht hindurch in gleicher Richtung fortbewegt. Es war neun Uhr und bereits sehr heiß, bevor wir durch zerbrochene Bäume, zertretene Blätter und Rinde sowie dampfende Exkremente wussten, dass wir nicht mehr weit von ihr sein konnten. Bald darauf bekamen wir die Herde auch zu Gesicht. Sie zählte, wie Ventvögel gesagt hatte, zwischen zwanzig und dreißig Tiere. Sie hatten ihre Morgenmahlzeit beendet und standen nun, mit ihren großen Ohren klatschend, etwa zweihundert Yards von uns in einer Senke. Es war ein großartiger Anblick. Ich nahm eine Handvoll trockenes Gras und warf es in die Luft, um zu sehen, was für einen Wind wir hatten; denn hatten sie uns erst einmal gewittert, waren sie auf und davon, ehe wir einen Schuss abgeben konnten. Der Wind war günstig, er wehte von den Elefanten her auf uns zu. So schlichen wir vorsichtig weiter, und dank des Dickichts konnten wir uns bis auf etwa vierzig Yards an die Biester heranpirschen. Direkt vor uns, mit der Breitseite, standen drei herrliche Bullen, einer von ihnen mit riesigen Zähnen. Ich flüsterte den anderen zu, dass ich den mittleren aufs Korn nehmen würde, Sir Henry zielte auf den linken und Good visierte den Bullen mit den großen Zähnen an.

»Jetzt«, raunte ich.

Wumm! wumm! wumm! ballerten die drei schweren Büchsen, und Sir Henrys Elefant krachte zu Boden wie ein Hammer - ein glatter Herzschuss. Meiner ging auf die Knie, und schon dachte ich, es würde gleich aus mit ihm sein, doch im nächsten Moment war er wieder hoch und raste auf uns zu und gerade in Höhe von mir vorbei. Ich jagte ihm den zweiten Lauf in die Rippen, und das warf ihn zu Boden. Eilig lud ich zwei neue Patronen nach, rannte nahe an ihn heran, und eine Kugel in das Hirn beendete den Todeskampf des armen Tiers. Dann wandte ich mich um, zu sehen, wie es Good mit seinem Riesenbullen ergangen war, den ich vor Wut und Schmerz trompeten gehört hatte, als ich meinem den Fangschuss gab. Der Captain war in größter Aufregung. Sein Bulle hatte, von der Kugel getroffen, gewendet und seinen Angreifer geradewegs angenommen, der gerade noch Zeit fand, auszuweichen. In blinder Wut raste das Tier an ihm vorbei in Richtung unseres Lagers. Mittlerweile war die Herde in panischer Angst in der anderen Richtung davongetrampelt.

Wir berieten kurz, ob wir dem verwundeten Tier oder der Herde folgen sollten, und schließlich entschieden wir uns zu letzterem. Wir waren der Meinung, dass wir diese Riesenzähne zum letzten Mal gesehen hätten. Ich habe mir seither oft gewünscht, es wäre so gewesen.

Den Elefanten zu folgen war leicht, denn sie hatten eine Fährte, breit wie ein Fahrweg, zurückgelassen. In wilder Flucht hatten sie den dichten Busch wie tambouki-Gras zusammengetrampelt.

Die Herde einzuholen war aber eine andere Sache. Wir mussten uns über zwei Stunden bei brütender Sonne weiterquälen, ehe wir sie wieder entdeckten. Mit Ausnahme eines Bullen standen die Tiere auf einem Haufen beisammen, und ich konnte aus ihrem unruhigen Benehmen und der Art, wie sie ihre Rüssel hochhielten, um Witterung aufzunehmen, erkennen, dass sie vor weiterem Unheil auf der Hut waren. Ein einzelner Bulle stand etwa fünfzig Yards abseits von der Herde, für die er offensichtlich Wache hielt. Von uns war er rund sechzig Yards weg. In der Befürchtung, dass er uns sehen oder wittern würde, wenn wir versuchten, näher heranzukommen, und die Herde dann erneut los jagte, zumal das Gelände sehr offen war, nahmen wir zu dritt diesen Bullen aufs Korn, und auf meinen geflüsterten Befehl feuerten wir. Die drei Schüsse hatten Wirkung, und er brach tot zusammen. Und wieder stampfte die Herde los - zu ihrem Unglück aber war etwa hundert Yards weiter eine Nullah, ein ausgetrockneter Wasserlauf mit Steilufern, eine Stelle, die sehr der ähnlich war, an der der kaiserliche Prinz im Zululand den Tod gefunden hatte. Da hinein stürzten sich die Elefanten, und als wir das Ufer erreichten, fanden wir sie in wilder Verwirrung bemüht, das andere Ufer zu erklimmen. Ihr Kreischen und Trompeten erfüllte die Luft, wie sie sich, ganz ähnlich so vielen menschlichen Geschöpfen, in der Panik des Selbsterhaltungstriebes gegenseitig behinderten und wegdrängten. Das war für uns die günstigste Gelegenheit. Wir feuerten, so schnell wir laden konnten, und erlegten fünf der armen Kreaturen. Wir hätten ohne weiteres die ganze Herde kassieren können, hätte sie nicht plötzlich den Versuch, das jenseitige Ufer zu erklimmen, aufgegeben und wäre die Nullah hinuntergestürmt. Wir waren viel zu müde, ihr weiter zu folgen. Vielleicht waren wir auch das Blutbad leid, acht Elefanten sind für einen Tag eine recht schöne Beute.

So machten wir uns nach einer kurzen Rast, die Kaffer hatten inzwischen die Herzen zweier erlegter Elefanten herausgeschnitten, auf den Heimweg. Mit unserem Tagwerk sehr zufrieden, waren wir übereingekommen, die Träger am nächsten Tag herauszuschicken, die Zähne zu holen.

Kurz nachdem wir die Stelle passiert hatten, wo Good den patriarchalischen Bullen angeschossen hatte, kreuzte eine Herde Elenantilopen unseren Weg. Wir schossen jedoch nicht auf sie, da wir genug Fleisch hatten. So trabten sie an uns vorbei und hielten hinter einem kleinen Buschstück etwa hundert Yards entfernt, drehten sich um und beaugapfelten uns. Good, begierig, sie aus größerer Nähe zu sehen, da er noch nie Elenantilopen aus so geringer Entfernung hatte beobachten können, gab sein Gewehr Umbopa und, von Khiva gefolgt, bummelte er auf das Gebüsch zu. Wir setzten uns, um auf ihn zu warten, keineswegs böse, eine Entschuldigung für eine kurze Rast zu haben. Die Sonne ging gerade in ihrem rötesten Schein unter, und Sir Henry bewunderte mit mir dieses reizende Schauspiel, als wir plötzlich das Trompeten eines Elefanten hörten und dessen riesige, drohende Gestalt mit erhobenem Rüssel und Schwanz als Silhouette gegen den großen feurigen Sonnenball sahen. Wenige Sekunden später: Good und Khiva jagten in Sätzen auf uns zu, verfolgt von dem angeschossenen Bullen - denn er war es. Wir wagten in diesem Augenblick nicht zu schießen - es hätte bei der Entfernung auch wenig Wert gehabt aus Furcht, einen von ihnen zu treffen. Da geschah etwas Entsetzliches. Good stürzte, Opfer seiner Leidenschaft für zivilisierte Kleidung. Hätte er wie wir auf seine langen Hosen und Gamaschen verzichtet und in einem Flanellhemd und einem Paar veldtschoens gejagt, es wäre alles gut gegangen. So aber behinderten ihn seine langen Hosen bei diesem verzweifelten Wettlauf mit dem Tod, und er glitt, rund sechzig Yards von uns, aus, da seine Stiefelsohlen auf dem trockenen Gras spiegelglatt geworden waren. Unmittelbar vor dem Elefanten stürzte er auf das Gesicht.

Uns stockte der Atem, denn wir wussten, jetzt war er verloren. Doch rannten wir, so schnell wir konnten, ihm entgegen. In drei Sekunden war alles vorbei, doch anders als wir dachten. Khiva, der Zuluboy, sah seinen Herrn stürzen, und als kühner Bursche, der er war, drehte er sich um und schleuderte seinen Speer dem Elefanten direkt gegen den Schädel. Er blieb im Rüssel stecken.

Vor Schmerz aufkreischend packte das Biest den armen Zulu, schleuderte ihn auf die Erde, stellte einen riesigen Fuß etwa in der Mitte auf seinen Körper, schlang den Rüssel um den Oberkörper und riss ihn in zwei Teile.

Wahnsinnig vor Entsetzen, stürzten wir vorwärts und feuerten wieder und wieder, bis der Elefant auf den Überresten des Zulus zusammenbrach.

Good aber erhob sich und rang seine Hände über den Tapferen, der sein Leben für ihn gegeben hatte. Ich bin ein alter Mann, aber ich hatte einen Kloß in der Kehle. Umbopa stand da und betrachtete den riesigen toten Elefanten und die verstümmelte Leiche des armen Khiva.

»Ah, na«, sagte er nach kurzem Sinne, »er ist tot, aber er starb wie ein Mann!«

Unser Marsch durch die Wüste

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