KÖNIG SALOMONS DIAMANTEN

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KÖNIG SALOMONS DIAMANTEN
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HENRY RIDER HAGGARD

König Salomons Diamanten

Roman

Apex-Verlag

Impressum

Der Roman King Salomon's Mines von H. R. Haggard ist gemeinfrei.

Copyright © dieser Ausgabe by Apex-Verlag.

Übersetzung: Volker H. Schmied (bearbeitet von Christian Dörge).

Lektorat: Dr. Birgit Rehberg.

Cover: Christian Dörge/Apex-Graphixx.

Satz: Apex-Verlag.

Verlag: Apex-Verlag, Winthirstraße 11, 80639 München.

Verlags-Homepage: www.apex-verlag.de

E-Mail: webmaster@apex-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten.

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Das Buch

KÖNIG SALOMONS DIAMANTEN

Der Autor stellt sich vor

Erstes Kapitel: Ich begegne Sir Henry Curtis

Zweites Kapitel: Die Sage von Salomons Minen

Drittes Kapitel: Umbopa tritt in unsere Dienste

Viertes Kapitel: Auf Elefantenjagd

Fünftes Kapitel: Unser Marsch durch die Wüste

Sechstes Kapitel: Wasser! Wasser!

Siebtes Kapitel: Salomons Straße

Achtes Kapitel: Wir betreten Kukuana-Land

Neuntes Kapitel: Twala der König

Zehntes Kapitel: Die Hexenjagd

Elftes Kapitel: Wir wirken Wunder

Zwölftes Kapitel: Vor der Schlacht

Dreizehntes Kapitel: Der Angriff

Vierzehntes Kapitel: Der Grauen letzter Widerstand

Fünfzehntes Kapitel: Good wird krank

Sechzehntes Kapitel: Der Platz des Todes

Siebzehntes Kapitel: Salomons Schatzkammer

Achtzehntes Kapitel: Wir geben die Hoffnung auf

Neunzehntes Kapitel: Wir nehmen Abschied von Ignosi

Zwanzigstes Kapitel: Gefunden

Allan Quatermain: Die echten Minen König Salomons

Das Buch


Allan Quatermain, einer der bekanntesten Großwildjäger Afrikas, macht sich gemeinsam mit Sir Henry Curtis und Captain Good auf die Suche nach den sagenumwobenen Diamantenminen König Salomons. Diese sollen in einer unerforschten Gebirgsregion liegen, die noch keinen Weißen Fuß betreten hat und die von den Kukuanas beherrscht wird, einem gefährlichen Eingeborenenstamm, dessen straff disziplinierte, spartanisch organisierte Kriegsheere als unbesiegbar gelten...

Die hinreißende Beschreibung dieser Expedition - erstmals 1950 mit Stewart Granger und Deborah Kerr verfilmt (Regie: Compton Bennett/Andrew Marton) – wirkte so überzeugend, dass zahlreiche Abenteurer sich daraufhin auf Schatzsuche begaben und tatsächlich in Metapos und nahe am Tokwe-Strom (wo Haggard diesen Roman ansiedelte) Gold- und Diamanten-Bergwerke, Heerstraßen und Ruinen phönizischer Kolonien fanden!

Der Apex-Verlag veröffentlicht König Salomons Diamanten als durchgesehene Neuausgabe.

KÖNIG SALOMONS DIAMANTEN

Dieser ehrliche, wenngleich anspruchslose Bericht

von einem bemerkenswerten Abenteuer

wird hiermit voller Ehrfurcht gewidmet

vom Erzähler

ALLAN QUATERMAIN

allen großen und kleinen Jungs, die ihn lesen

Der Autor stellt sich vor

Jetzt, da das Buch gedruckt ist und der Öffentlichkeit übergeben werden soll, empfinde ich seine Unzulänglichkeit in Stil und Inhalt besonders schwer. Was den Inhalt betrifft, kann ich nur sagen, dass es keinen Anspruch erhebt, ein vollständiger Bericht all dessen zu sein, was wir unternommen und erlebt haben. Es gibt vieles, was mit unserer Reise ins Kukuana-Land zusammenhängt und das ich kaum gestreift habe. Dazu gehören die seltsamen Legenden, die ich über die Kettenpanzer gesammelt habe, welche uns in der großen Schlacht von Loo das Leben retteten, ebenso wie die Sagen von den Schweigenden oder Kolossen am Eingang zur Stalaktitenhöhle. Außerdem, wäre es nach mir gegangen, so wäre ich auch gerne auf die unterschiedlichen Dialekte der Zulus und der Kukuanas eingegangen; einige von ihnen sind meiner Meinung nach äußerst aufschlussreich. Vorteilhaft wäre es auch gewesen, einige Seiten der heimischen Flora und Fauna des Kukuana-Landes zu widmen. Und schließlich und endlich noch das Interessanteste, worauf nur gelegentlich angespielt worden ist: die hervorragende Organisation der Streitkräfte des Landes, die meines Erachtens das militärische System der Chakas im Zululand übertrifft, das diese neu eingeführt hatten; gestattet es doch eine sehr schnelle Mobilmachung und zwingt nicht zu einer in jeder Hinsicht verderblichen Ehelosigkeit.

Ich habe letztlich auch kaum von den Stammes- und Familienbräuchen der Kukuanas gesprochen - viele von ihnen sind höchst merkwürdig - oder von ihrer Kunstfertigkeit, Metalle zu schmelzen und zu schweißen. Diese Wissenschaft hatten sie zu einer beachtlichen Vollkommenheit entwickelt; ein gutes Beispiel dafür sind ihre tollas, die schweren Wurfmesser; die Rücken dieser Waffen sind aus gehämmertem Eisen, und die Schneiden aus erstklassigem Stahl sind mit großer Fertigkeit an die Eisenrücken angeschweißt.

Tatsache ist, ich war mit Sir Henry Curtis und Captain Good einer Meinung, das Beste sei es, die Geschichte ehrlich und schlicht zu erzählen und all die oben erwähnten Dinge vorläufig zu übergehen, um später einmal von ihnen zu berichten, wenn immer es sich ergibt. Selbstverständlich bin ich inzwischen gerne bereit, jedem, der sich für derartige Sachen interessiert, genaueste Auskunft darüber zu geben, soweit es in meiner Kraft steht. Und nun habe ich mich nur noch wegen meines schwerfälligen Stils zu entschuldigen. Ich bin es eben mehr gewohnt, mit einem Gewehr als mit einer Feder umzugehen, und ich möchte keine großen literarischen Geistesflüge und blumenreichen Ausdrücke vorspiegeln, wie ich sie in Romanen finde - ich lese zuweilen gerne einen Roman. Ich nehme an, solche Flüge und Floskeln sind sehr beliebt, und bedaure, dass ich damit meinen Lesern nicht dienen kann. Gleichzeitig glaube ich, dass die einfachsten Dinge die eindrucksvollsten und Bücher leichter verständlich sind - wie die Bibel -, die in einer schlichten Sprache geschrieben sind.

Freilich, vielleicht habe ich gar kein Recht, über solche Dinge eine Meinung zu äußern. Ein scharfer Speer, so sagt ein kukuanasches Sprichwort, bedarf keines Schliffs; und nach dem gleichen Grundsatz wage ich zu hoffen, dass eine wahre Geschichte, so merkwürdig sie sein mag, nicht mit Wortspielereien ausgeschmückt zu werden braucht.

- Allan Quatermain

Erstes Kapitel: Ich begegne Sir Henry Curtis

Es ist schon merkwürdig, dass ich in meinem Alter - ich bin jetzt über Sechzig - noch zur Feder greife, um zu versuchen, eine Geschichte zu schreiben. Ich bin nur gespannt, was für eine Geschichte dabei herauskommt, sofern ich überhaupt bis zum Ende der Reise durchhalte! Ich habe in meinem - wie mir scheint - langen Leben viele nützliche Dinge getan, vielleicht, weil ich schon in jungen Jahren arbeiten musste. In einem Alter, in dem andere Jungen die Schule besuchten, verdiente ich mir bereits meinen Lebensunterhalt in der alten Kolonie und in Natal. Seit dieser Zeit habe ich gehandelt, gejagt, gekämpft oder geschürft. Und es sind jetzt erst acht Monate, dass ich mir mein Haus gebaut habe. Es ist ein großes Gebäude, das ich jetzt besitze - ich weiß noch gar nicht, wie groß -, aber ich glaube nicht, dass ich selbst dafür die vergangenen fünfzehn oder sechzehn Monate noch einmal durchmachen würde, nein, selbst nicht, wenn ich wüsste, dass ich heil davonkäme, mein Ziel, ein eigenes Haus und was weiß ich noch alles erreichen würde. Nun ja, ich bin ein furchtsamer Mensch und hasse Gewalttätigkeit; mehr noch, ich bin der Abenteuer beinahe überdrüssig. Ich möchte bloß wissen, warum ich eigentlich dieses Buch schreiben will, es schlägt nicht in mein Fach. Ich bin kein Schriftsteller, auch wenn ich mich sehr stark dem Alten Testament und den Ingoldsby-Legenden widme. Ich will versuchen, meine Gründe darzulegen, nur um zu sehen, ob ich welche habe.

 

Erster Grund: Weil Sir Henry Curtis und Captain Good mich baten.

Zweiter Grund: Weil ich hier in Durban durch den Schmerz in meinem linken Bein ans Bett gefesselt bin. Seit damals, da mich der verdammte Löwe erwischt hat, leide ich darunter, und jetzt ist es besonders schlimm und schwächt mich mehr denn je. An einem Löwenzahn muss irgendein Gift sein; wie käme es sonst, dass einem bereits geheilte Wunden immer wieder aufbrechen, im Allgemeinen - beachten Sie - in der gleichen Jahreszeit, in der man verwundet worden ist? Es ist schon bitter, wenn einem Mann wie mir, der im Laufe seines Lebens fünfundsechzig Löwen zur Strecke brachte, der sechsundsechzigste das Bein wie ein Tabak-Priemchen zerkaut. Diese Episode unterbricht jedoch den geordneten Ablauf der Schilderung, da andere wichtige Vorfälle und Tatsachen übergangen werden; ich bin ein ordnungsliebender Mensch und mag so etwas nicht. Dies nur nebenbei.

Dritter Grund: Weil ich möchte, dass mein Junge Harry, der an einem Londoner Hospital studiert, um Doktor zu werden, etwas bekommt, das ihn unterhält und ihn wenigstens für eine Woche von Dummheiten fernhält. Die Arbeit an einem Krankenhaus muss mit der Zeit an Reiz verlieren und recht langweilig werden; Leichen sezieren muss man ja einmal satt bekommen. Und da diese Geschichte, mag sie sein wie sie will, nicht langweilig sein wird, kann sie ein oder zwei Tage ein wenig Leben in den Alltag bringen, wenn Harry von unseren Abenteuern liest.

Vierter und letzter Grund: Weil ich die seltsamste Geschichte erzählen werde, an die ich mich erinnern kann. Es mag sonderbar klingen, so etwas zu behaupten, zumal keine Frau darinnen vorkommt - ausgenommen Foulata. Halt, doch! Da ist Gagool, wenn das ein Weib war und nicht ein Teufel. Indessen, sie war mindestens hundert Jahre alt und daher nicht mehr im Heiratsalter, so dass ich sie hier nicht zähle. Auf jeden Fall kann ich mit Sicherheit behaupten, dass in der gesamten Story kein Unterrock vorkommt.

Nun, ich komme besser zur Sache. Es wird ein hartes Stück Arbeit werden, und mir ist, als ob ich bis zu den Achseln im Schlamm versinken würde. Aber sutjes, sutjes, wie die Buren sagen; ich weiß wirklich nicht, wie sie es schreiben. Ein starkes Gespann wird schließlich durchkommen, wenn es nicht zu dürr ist. Mit ausgehungerten Ochsen wird man nie etwas erreichen. Also, los geht's.

Ich, Allan Quatermain, aus Durban, Natal, ein Gentleman, schwöre und sage aus - so begann ich meine eidliche Zeugenaussage vor dem Polizeirichter über den traurigen Tod des armen Khiva und Ventvögels; doch das scheint mir nicht die richtige Art und Weise zu sein, ein Buch zu beginnen. Und außerdem: bin ich ein Gentleman? Was ist ein Gentleman? Ich weiß es nicht genau, und bisher hatte ich es nur mit Niggern zu tun gehabt - nein, ich werde dieses Wort Nigger streichen, denn ich mag es nicht: ich habe Eingeborene gekannt, die Gentleman sind, und das gleiche wirst du sagen, Harry, mein Junge, sobald du mit der Geschichte zu Ende bist, und ich habe niederträchtige Weiße mit einem Haufen Geld, frisch aus der Heimat noch dazu, gekannt, die es nicht sind.

Auf jeden Fall, ich wurde als Gentleman geboren, obwohl ich Zeit meines Lebens nichts als ein armer reisender Händler und Jäger gewesen bin. Ob ich ein Gentleman geblieben bin, weiß ich nicht, darüber musst du urteilen. Der Himmel weiß, ich habe mir die größte Mühe gegeben. Ich habe in meinem Leben viele Menschen getötet, aber stets in Notwehr. Niemals habe ich jemanden grundlos getötet oder gar meine Hand mit unschuldigem Blut befleckt. Der Allmächtige gab uns unser Leben und, glaube ich, auch den Auftrag, es zu verteidigen. Ich habe wenigstens immer darnach gehandelt, und ich hoffe, es wird nicht Klage wider mich erhoben, wenn meine Stunde schlägt. Tja, ja, es ist eben eine grausame und gottlose Welt, und für einen Angsthasen bin ich in recht viele Kämpfe verwickelt gewesen. Ich kann dies nicht rechtfertigen, aber auf jeden Fall habe ich nicht gestohlen - obgleich ich einmal einen Kaffer um eine Herde Vieh gebracht habe. Doch dieser Bursche hatte mir einen bösen Streich gespielt, und es hat mich seither bei meinem Geschäft gequält.

Nun, es sind jetzt etwa achtzehn Monate her, dass ich Sir Henry Curtis und Captain Good zum ersten Mal begegnet bin. Das ging so zu. Ich war auf Elefantenjagd jenseits Bamangwato gewesen und hatte Pech gehabt. Alles ging bei dieser Expedition schief, und zu guter Letzt packte mich ein böses Fieber. Sobald es mir einigermaßen gutging, treckte ich zu den Diamantenfeldern hinunter, verkaufte das Elfenbein, das ich hatte, zusammen mit meinem Wagen und den Ochsen, entlohnte meine Jäger und nahm die Postkutsche zum Kap. Eine Woche verbrachte ich in Kapstadt. Ich hatte alle Sehenswürdigkeiten gesehen, einschließlich der Botanischen Gärten, die, wie mir scheint, einen großen Nutzen für das Land bedeuten, und das neue Haus des Parlaments, das meiner Meinung nach nicht seinesgleichen hat. Inzwischen fand ich, dass man mir im Hotel das Fell über die Ohren zog, und so entschloss ich mich, mit der Dunkeld, die im Hafen auf die von England fällige Edinburgh Castle wartete, nach Natal zurückzufahren. Ich nahm mir eine Schlafkoje und ging an Bord. Am gleichen Nachmittag wurden noch die Natal-Passagiere von der Edinburgh Castle an Bord übernommen, und wir lichteten die Anker und stachen in See.

Unter den Passagieren, die an Bord kamen, befanden sich zwei, die meine Neugierde weckten. Der eine, ein Gentleman von etwa dreißig, war vielleicht der Mann mit dem mächtigsten Brustkasten und den längsten Armen, den ich je sah. Er hatte blonde Haare und einen dichten blonden Bart, offene Gesichtszüge, und große graue Augen saßen tief in seinem Kopf.

Ich sah nie einen besser aussehenden Menschen, und irgendwie erinnerte er mich an einen alten Dänen. Nicht, dass ich viel über die alten Dänen wüsste, ich erinnere mich nur eines dänischen Zeitgenossen, der mich um zehn Pfund geprellt hat; aber ich entsinne mich, einmal ein Bild von einigen dieser Leute gesehen zu haben, die, wie ich annehme, eine Art weiße Zulus waren. Sie tranken aus großen Hörnern, und ihre langen Haare hingen über die Rücken hinunter. Als ich meinen Freund, der an der Kajütentreppe stand, erblickte, dachte ich, er hätte zu diesem Bild Modell gesessen haben können, wenn man sein Haar nur ein Stück wachsen ließe, eines der Kettenhemden über seine breiten Schultern streifte und ihm eine große Streitaxt sowie ein Trinkhorn gäbe - ganz ein alter Däne. Am Rande vermerkt, so merkwürdig es erscheinen mag, hier bewies sich, wie das Blut durchschlägt.

Später erfuhr ich nämlich, dass Sir Henry Curtis, so hieß dieser baumlange Kerl, dänischer Abstammung war. Er erinnerte mich noch stark an jemanden, aber damals fiel mir nicht ein, an wen.

Der andere, der neben Sir Henry stand und sich mit ihm unterhielt, war klein, stämmig, dunkel und besaß eine ganz andere Physiognomie. Meine erste Vermutung war: ein Seeoffizier; ich weiß nicht warum, aber es ist schwer, sich bei einem Seemann zu irren. Ich habe im Laufe meines Lebens mit einigen von ihnen Jagdausflüge unternommen, und sie haben sich immer als die besten, kühnsten und nettesten Kameraden erwiesen, die ich je traf, obgleich einige von ihnen arg lästerlich fluchen.

Ich stellte einige Seiten vorher die Frage, was ein Gentleman sei. Ich will die Frage jetzt beantworten: ein Offizier der Königlichen Flotte ist in der Regel einer, mag es natürlich auch unter ihnen mal ein schwarzes Schaf geben. Ich stelle mir vor, dass es gerade das weite Meer und der Hauch von Gottes Winden sind, die ihre Herzen reinigen und die Bitterkeit aus ihrem Herzen blasen und sie so machen, wie man sich Männer vorstellt.

Na, um darauf zurückzukommen, ich hatte wieder einmal recht. Ich ermittelte: der dunkle Mann war Seeoffizier, Leutnant von 31 Jahren, der nach siebzehnjähriger Dienstzeit im Rang eines Kapitäns aus Ihrer Majestät Dienste wegen mangelnder Beförderungsmöglichkeiten verabschiedet worden war - eine Ehre, die absolut nichts einbrachte. Das also haben die Männer, die der Königin in Treue dienen, zu erwarten: hinausgestoßen zu werden in die teilnahmslose Welt, ihren Lebensunterhalt gerade dann zu suchen, wenn sie ihr Geschäft wirklich zu verstehen beginnen und in der Blüte ihrer Mannesjahre stehen. Ich schätze, sie machen sich nichts daraus, für meinen Teil aber habe ich mir lieber mein Brot als Jäger verdient. Das Kleingeld ist zwar manchmal arg knapp, dafür bekommt man nicht so viele Tritte. Er hieß, wie ich an Hand der Passagierliste herausfand, Good - Captain John Good. Er war breitschultrig, von mittlerer Größe, dunkel, kräftig und im Übrigen ein ziemlich seltsamer Vogel. Er war unwahrscheinlich ordentlich, immer ganz glatt rasiert und trug stets im rechten Auge ein Monokel. Es schien hier angewachsen zu sein, denn er trug es weder an einer Schnur, noch nahm er es je heraus, ausgenommen, um es einmal zu putzen. Anfangs glaubte ich, er schlafe auch damit, entdeckte aber später, dass dies denn doch ein Irrtum gewesen war. Wenn er zu Bett ging, steckte er es nämlich mit seinen falschen Zähnen in die Hosentasche. Ja, seine falschen Zähne, oben wie unten, sie waren wunderschön. Meine eigenen sind nicht die besten, und so verstieß ich öfters gegen das 10. Gebot. Doch eben habe ich wieder vorgegriffen.

Kaum waren wir auf hoher See, brach der Abend herein und mit ihm sehr schlechtes Wetter. Eine scharfe Brise kam von Land auf und eine Art schottischer Nebel, nur noch schlimmer, die jeden bald von Deck vertrieben. Was die Dunkeld betraf, war sie ein flachbodiges Schiff mit geringem Tiefgang und schlingerte daher heftig. Fast schien sie kentern zu wollen, ließ es aber dann doch sein. Es war völlig unmöglich, herumzulaufen; so stand ich nahe bei der Maschine, wo es warm war, und vergnügte mich damit, ein mir gegenüber aufgehängtes Pendel zu beobachten, das langsam vor- und rückwärts schwang, im Rhythmus, wie das Schiff schlingerte. Es zeigte so den Neigungswinkel an, den das Schiff bei jedem Überholen annahm.

»Das Pendel zeigt falsch an, es ist nicht richtig beschwert«, sagte eine ziemlich verdrießliche Stimme hinter mir. Ich sah mich um, hinter mir stand der Seeoffizier, den ich bemerkt hatte, als die Passagiere an Bord kamen.

»So? Und warum glauben Sie das?«, fragte ich.

»Glauben? Ich glaube nicht. Wenn nämlich«, fuhr er fort, als sich das Schiff nach einem starken Überholen wieder aufrichtete, »der Kahn wirklich so geschlingert hätte, wie das Ding da anzeigt, dann würde es bestimmt nie wieder schlingern, das ist's. Aber das sieht diesen Handelsmarineschiffen ähnlich, die sind ja immer so verflucht nachlässig.«

Da läutete gerade die Dinnerglocke, und ich war heilfroh, denn es ist schrecklich, einem Offizier der Königlichen Marine zuhören zu müssen, wenn er auf dieses Thema zu sprechen kommt. Ich weiß nur ein Ding, das noch schlimmer ist: einen Kapitän der Handelsmarine seine offene Meinung über die Offiziere der Königlichen Marine äußern zu hören.

Captain Good und ich gingen miteinander zum Dinner hinunter. Sir Henry Curtis saß schon bei Tisch. Er und Captain Good saßen nebeneinander, und ich saß ihnen gegenüber. Der Captain und ich kamen bald in ein Gespräch über die Jagd und so weiter; er stellte mir eine Menge Fragen, denn er ist sehr interessiert an allen Dingen, und ich beantwortete sie, so gut ich konnte. Bald kam er auf Elefanten zu sprechen.

»Oh, Sir«, rief jemand, der neben mir saß, »da sind Sie gerade an den richtigen Mann gekommen. Wenn überhaupt jemand, dann dürfte Jäger Quatermain in der Lage sein, Ihnen über Elefanten zu erzählen.«

Sir Henry, der bisher unserem Gespräch ganz still gefolgt war, fuhr sichtlich zusammen.

»Entschuldigen Sie, Sir«, sagte er und bog sich weit über den Tisch. Er hatte eine leise, tiefe Stimme, eine sehr angenehme Stimme, die, so schien mir, aus mächtigen Lungenflügeln kam.

»Verzeihen Sie, Sir, aber ist Ihr Name Allan Quatermain?«

Ich bejahte.

Der Riese schwieg wieder, ich hörte jedoch, wie er »Schicksal« in seinen Bart murmelte.

Bald darauf ging das Dinner zu Ende, und als wir gerade den Speiseraum verlassen wollten, kam Sir Henry auf mich zu und fragte mich, ob ich Lust hätte, mit ihm in seiner Kajüte eine Pfeife zu rauchen. Ich nahm die Einladung an und folgte ihm zur Deckkabine der Dunkeld. Es war eine sehr gute Kabine. Eigentlich waren es zwei Kabinen gewesen, aber als Sir Garnet oder einer von diesen vornehmen Stutzern auf der Dunkeld die Küste entlang fuhr, hatte man die Zwischenwand einfach herausgeschlagen und sie nie wieder eingebaut. In der Kabine stand ein Sofa, davor war ein kleiner Tisch. Sir Henry schickte den Steward nach einer Flasche Whisky. Wir drei setzten uns und zündeten unsere Pfeifen an.

 

»Mister Quatermain«, sagte Sir Henry Curtis, als der Steward den Whisky gebracht und die Lampe angezündet hatte, »im vorvorigen Jahr um diese Zeit waren Sie, glaube ich, an einem Ort namens Bamangwato im Norden von Transvaal.«

»Stimmt«, antwortete ich, ziemlich überrascht, dass dieser Gentleman meine Unternehmungen so genau kennen sollte, die meines Wissens für die Allgemeinheit doch nicht von besonderem Interesse sein konnten.

»Handelsgeschäfte haben Sie dorthin geführt, nicht wahr?« schaltete sich Captain Good in seiner lebhaften Art ein.

»Ja. Ich nahm eine Wagenladung Waren mit, schlug mein Lager außerhalb der Siedlung auf und blieb dort, bis ich alles verkauft hatte.«

Sir Henry saß mir gegenüber in einem Madeira-Stuhl und stützte die Arme auf den Tisch. Nun schaute er hoch und heftete seine großen grauen Augen voll auf mein Gesicht. Da flackert eine merkwürdige Angst in ihnen, dachte ich.

»Haben Sie zufällig da oben einen Mann namens Neville getroffen?«

»Oh, ja; er spannte für vierzehn Tage direkt neben mir aus, um seinen Ochsen etwas Ruhe zu gönnen, bevor er ins Innere weiterzog. Vor ein paar Monaten bekam ich von meinem Rechtsanwalt einen Brief mit der Frage, ob ich wüsste, was aus ihm geworden ist. Ich habe damals nach bestem Wissen und Gewissen geantwortet.«

»Ja«, sagte Sir Henry, »Ihr Brief wurde mir zugeschickt. Sie schrieben, der Gentleman namens Neville habe anfangs Mai Bamangwato verlassen, und zwar mit einem Wagen, einem Fuhrmann, einem Voorlooper und einem Kaffernjäger namens Jim. Angeblich hätte er beabsichtigt, wenn möglich bis Inyati, dem vorgeschobensten Handelsposten in der Makabelegegend, zu trecken. Dort wollte er seine Wagen verkaufen und zu Fuß weitergehen.

Sie schrieben auch, dass er seinen Wagen tatsächlich verkauft habe, denn sechs Monate später sahen Sie den Wagen im Besitz eines portugiesischen Händlers, der Ihnen erzählte, dass er ihn in Inyati von einem Weißen, dessen Namen er vergessen hatte, gekauft hätte. Der Weiße sei mit einem eingeborenen Diener zu einer Jagdexpedition ins Innere aufgebrochen, wie er glaube.«

»Ja.«

Es folgte eine Pause.

»Mr. Quatermain«, sagte Sir Henry plötzlich, »ich nehme an, Sie wissen nichts Näheres oder haben keine weiteren Anhaltspunkte, die auf die Beweggründe für die Reise meines.... von Mr. Nevilles Reise hindeuten; er ging nach Norden, aber wohin genauer - was war das Ziel?«

»Ich habe etwas läuten gehört«, antwortete ich und schwieg sofort wieder. Das war ein Thema, über das ich nicht zu sprechen wagte.

Sir Henry und Captain Good blickten einander an, und Captain Good nickte.

»Mr. Quatermain«, sagte ersterer, »ich werde Ihnen gleich eine Geschichte erzählen und erbitte Ihren Rat, vielleicht auch Ihre Hilfe. Der Agent, der mir Ihren Brief übersandte, schrieb mir, ich möchte mich unbedingt darauf verlassen, da Sie - wie er versicherte - gut bekannt und in Natal allgemein geachtet wären. Besonders bekannt aber für Ihre Verschwiegenheit.«

Ich verbeugte mich leicht und trank einen Schluck Whisky mit Soda, um meine Verlegenheit zu verbergen, denn ich bin ein bescheidener Mensch - und Sir Henry fuhr fort.

»Mr. Neville war mein Bruder.«

»Ach!«, sagte ich und sprang auf, denn nun wusste ich, an wen mich Sir Henry erinnert hatte, als ich ihn zum ersten Mal sah. Sein Bruder war zwar um ein gutes Stück kleiner und trug einen dunklen Bart, aber - und jetzt fiel es mir ein - er besaß Augen von der gleichen grauen Schattierung und den gleichen scharfen, durchdringenden Blick. Auch die Gesichtszüge waren nicht unähnlich.

»Er war mein einziger und jüngerer Bruder«, setzte Sir Henry seine Erzählung fort. »Bis vor fünf Jahren waren wir wohl kaum jemals länger als fünf Monate nicht beisammen. Nun eben vor ungefähr fünf Jahren geschah das Unglück, wie es halt manchmal in Familien passiert. Wir waren heftig ins Streiten geraten, und in meinem Zorn benahm ich mich meinem Bruder gegenüber recht unschön und war äußerst ungerecht.«

Hier nickte Good sehr nachdrücklich mit dem Kopf. Das Schiff schlingerte in diesem Moment gerade stark, so dass der Spiegel, der uns gegenüber steuerbord hing, kurz dicht über unseren Köpfen war. Ich saß mit den Händen in den Taschen und schaute nach oben. So konnte ich ihn gleich allem nicken sehen.

»Ich darf wohl annehmen, dass Ihnen folgendes bekannt ist«, fuhr Sir Henry fort. »Wenn ein Mann ohne Testament stirbt, und er besitzt kein Vermögen außer Grund und Boden - Grundeigentum nennt man es in England fällt alles seinem ältesten Sohn als Erbe zu. Gerade zu dieser Zeit, da wir in Streit lebten, starb unser Vater ohne Testament. Er hatte es immer wieder aufgeschoben, bis es zu spät war. Das Resultat: mein Bruder, der keinen Beruf erlernt hatte, blieb ohne einen Penny. Selbstverständlich wäre es meine Pflicht gewesen, für ihn zu sorgen. Aber damals tobte der Streit so heftig zwischen uns, dass ich - zu meiner Schande muss ich es gestehen (er seufzte tief) - mich nicht erbot, etwas für ihn zu tun. Es lag nicht daran, dass ich ihm etwas missgönnt hätte, aber ich erwartete von ihm als dem Jüngeren, dass er versuchen würde, einzulenken. Er dachte aber nicht daran. Es tut mir leid, Mister Quatermain, dass ich Sie mit all dem beschweren muss, aber ich muss diese Angelegenheit klären, nicht wahr, Good?«

»Ganz recht, stimmt«, sagte der Captain. »Ich bin sicher,

Mr. Quatermain wird diese Geschichte für sich behalten.«

»Ganz selbstverständlich«, erwiderte ich, denn ich brüstete mich gerne meiner Verschwiegenheit, der ich, wie Sir Henry gehört hatte, einigen Ruf verdanke.

»Nun«, fuhr Sir Henry fort, »mein Bruder hatte damals ein paar hundert Pfund auf seinem Konto, und ohne mir einen Ton zu sagen, hob er diese lächerliche Summe ab, nahm den Namen Neville an und reiste in der abenteuerlichen Hoffnung nach Südafrika, dort sein Glück zu machen. Das erfuhr ich jedoch erst später. Etwa drei Jahre vergingen, und ich hörte nichts von meinem Bruder, obzwar ich ihm einige Male schrieb. Zweifellos erreichten ihn meine Briefe nicht. Aber als die Zeit verging, wuchsen meine Unruhe und meine Sorge um ihn immer mehr. Ich entdeckte, Mr. Quatermain, dass Blut dicker als Wasser ist.«

»Das stimmt«, sagte ich und dachte an meinen Jungen Harry.

»Ich stellte fest, dass ich mein halbes Vermögen opfern würde, Mr. Quatermain, wenn ich erfahren könnte, dass mein Bruder George, der einzige Verwandte, den ich habe, heil und gesund ist und ich ihn wiedersehen könnte.«

»Aber gemacht hast du's nie, Curtis!«, fiel Captain Good ihm ins Wort und streifte mit einem Blick das Gesicht des Riesen.

»Nun, Mr. Quatermain, mit der Zeit wurde ich immer besorgter und versuchte mit allen Mitteln herauszubekommen, ob mein Bruder lebte oder ob er tot war. Wenn er am Leben war, wollte ich ihn wieder nach Hause holen. Ich stellte Nachforschungen an, und Ihr Brief war einer der Erfolge. Soweit sich die Spuren verfolgen ließen, konnte man zufrieden sein, denn es zeigte sich, dass George bis vor kurzem noch am Leben war. Dennoch habe ich nicht genug unternommen. Aber um die lange Geschichte abzukürzen--------------------------

Ich entschloss mich, mich aufzumachen und selbst nach ihm zu suchen. Captain Good besaß die Freundlichkeit, mich zu begleiten.«

»Na ja«, sagte der Captain; »nichts anderes zu tun, wissen Sie. Von den Lords der Admiralität weggejagt, darf ich bei halbem Sold verhungern. Und nun, Sir, erzählen Sie uns vielleicht, was Sie von dem Gentleman namens Neville wissen.«

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