Sehnsucht nach Glück - im Gestern, im Morgen, im Jetzt!

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15. März 2015/ Montag

Leon, 23 Jahre alt, kein Schulabschluss, keine Ausbildung, kein Führerschein, ein Straßenkind, ohne Geld und ein richtiges Zuhause. Das sind Tatsachen, die ins Auge stechen, die wahr sind. Doch da ist auch der kleine Leoni, der innen drin goldig ist, ein Träumer und nach Geborgenheit und Zuneigung Sehnsucht hat. Er ist da drin ein Sonnenschein, ein Mensch voller Glanz und Stolz und Würde. Deswegen haben mich die Tatsachen nicht gestört, sie waren für mich etwas, das zu jeder Zeit geändert werden konnte, nicht wesentlich. Ich liebe den Menschen da innen drin, der sich mir anvertraut hat, sich mir geöffnet hat und der nach mir die Hand gestreckt hat, weil er zum ersten Mal wieder Wärme gespürt hat. Denn ja, ich liebte ihn. Nun hat er einen Job, er hat sich um seine gesundheitlichen Beschwerden gekümmert, er hat die alte Zeit (Omas Tod) zu Grabe getragen und er versteht sich besser mit seiner Adoptivfamilie. Seine Wohnung ist aufgeräumt, seine Seele ist in Obhut. Er hat es geschafft. Ich habe daneben gestanden, während er sich selbst aus der Scheiße gezogen hat … und das ist gut so. Doch als wir an dem einen Abend, den Freitag auf Samstag dieses große Dramagespräch hatten, da ist etwas zwischen uns gefallen, das etwas in Gang gebracht hat und ich würde sagen, auch zerstört hat. Es ging um das Thema Kinder kriegen. Zuerst fragte er mich mittendrin, ob ich Kinder haben will und ich sagte ja. Da fing er an dieses Vorhaben als unmöglich aufzuzählen, da ich doch seit Jahrzehnten mit Tabletten vollgestopft sei und in meinem Körper so viele Ablagerungen davon seien, dass es nicht gut für das Kind sei und er das Risiko nicht eingehen würde. Auf der anderen Seite sei er durch Drogen, Alkohol und schlechte Lebensführung ebenfalls im Arsch, so dass er sagen würde, ein Kind in die Welt zu setzen sei unverantwortlich. Nach dieser Feststellung fühlte ich mich so schmutzig und so in die Enge getrieben, dass ich in diesem Augenblick am liebsten woanders gewesen wäre. Es war ein KOSchlag. Plötzlich hatte ich das Gefühl, Leon liebt mich nicht wirklich. Er schaute sich meinen inneren Müll an und erklärte diesen Müll für eine gegebene, nicht veränderbare Sache. Er will mit mir nach wie vor quasi schlafen. Ich fühle mich aber nun eher wie eine Hure als die Louise Maria, mit der er die ewige Liebe teilen will. Ich dachte am Anfang, er liebt mich mit meiner Krankheit und er will trotz diesem Monster in mir etwas mit mir aufbauen; er wolle alles von mir, er wolle, dass trotzdem die Welt uns gehört … nach dem Motto: Wir holen uns gegenseitig raus. Wir bräuchten nur Zeit, dachte ich. Doch er … er hat mich bereits verurteilt und im Stich gelassen. Er fickt die Hure in mir ohne Skrupel, ohne Angst vor Verlusten. Er sieht mich, die Louise Maria nicht … und indem er mir ins Ohr flüstert, er liebe mich, sagt er es eigentlich zu sich selbst. Ich habe ihm durch meine unbeschwerte Liebe geholfen, seinen Müll anzuschauen und ihm die Kraft gegeben, den Müll umzuwandeln statt sich selbst zu zerstören. Er hat es geschafft. Und jetzt chillt er zufrieden, teilt Freude und Glück mit seinen Freunden und der Familie. Wir hatten Abstand in der Zwischenzeit. Leon stand nun wieder auf seinen eigenen Beinen, ich habe meine Mission getan. Wie ich mich jetzt fühle? Ich habe einen Kloß im Hals, meine Augen füllen sich mit Tränen. Ich bin enttäuscht, denn ich glaubte zum ersten Mal seit langem wieder an die Liebe. Er aber hat mich benutzt … Ich liebe ihn nach wie vor … ich sehe meinen Schatz an und ich lächle innerlich, weil ich merke, ja, er liebt sich selbst, er sorgt für sich gut und ihm geht es gut. Leon geht es gut. Er hat sich an mir entlang aus dem Dreck gezogen. Nun schaut er mich an und sagt, komm lass uns eine Beziehung führen … während ich noch im Sumpf stecke. Er sagt zu mir, lass uns lieben, und was macht er? Er fickt mich. Dabei liebt er sich selbst und ich liebe mich selbst, aber wir uns nicht. Ja warum lieben wir UNS nicht mehr? Weil Leon uns zu kranken Wesen erklärt hat, die sich damit abfinden müssen und sich nun gegenseitig mit Sex ganz einfach trösten können. Ich bin damit nicht einverstanden. Ich habe die Krankheit in mir, aber ich glaube, dass ich trotz dessen alles noch erreichen kann und ich nicht die Krankheit bin, sie geht vorbei: So liebe und akzeptiere ich mich selbst. Ich habe Hoffnung, Zuversicht und ich glaube. Ich brauche keinen Trost, denn ich bin nicht tot. Ich brauche keine Pseudoliebe, um nicht alleine zu sein, denn ich kann alleine sein. Und ich kann nicht mit jemandem etwas aufbauen, der das Dunkle und Böse als Realität anerkennt. Die Realität (der Schatz) ist unsichtbar und das Dunkle und Böse ist dafür da, um das Unsichtbare hervorzubringen, also die sichtbaren Früchte der unsichtbaren Schätze (die inneren Stärken, die Ressourcen, die Werte). Meine Krankheit und Leonis dunkle Vergangenheit/ Gegenwart sind für mich wie der Ackerboden … eine Zwischeninstanz, aber nicht das Endstadium. Leon hat uns aber für unfruchtbar erklärt … und sozusagen festgestellt: Da ist nichts und das wird nichts. Ich aber liebe mich. Da ist diese Glut, dieses Feuer der Liebe. Das bedeutet für mich, dass ich an den unsichtbaren Schatz in mir fest glaube. Für mich ist dieser unsichtbare Schatz bereits jetzt Realität und alles, was man bei mir als dunkel, chaotisch und krank erlebt, was derzeit eben sichtbar ist, das zählt nicht! So möchte ich auch von anderen geliebt werden. Denn etwas sichtbar Schönes zu erreichen bedeutet, es bereits in sich zu tragen. Und wenn es noch nicht sichtbar ist, will ich mir nicht einreden lassen, es sei nicht da, oder ich hab versagt oder ich schaff es nicht. Ich möchte am liebsten sagen: Leute helft mir nicht mein Leben zu verändern oder fangt nicht an mich zu drängen, etwas aus mir zu machen, sondern zeigt mir jeden Tag, dass ihr mich tief im Innern liebt, meine wahre Realität seht. Ich bin nicht meine sichtbaren Erfolge, ich bin nicht der Dreck und Schmutz, der immer da ist. Ich bin immer da drunter.

Leon und ich. Unsere Liebesbeziehung in sechs Phasen:

Phase 1: Leon begegnet mir im Krankenhaus und merkt in meinen Augen, er hat auch einen glänzenden Schatz in sich. Seine schwere Vergangenheit ist nicht alles, merkt er, und er sehnte sich danach, mich kennenzulernen, also sozusagen auch sich selbst und den inneren Kern.

Phase 2: Ein paar Monate später fühlt er sich bereit, auf mich zuzugehen, und um mich solange zu werben, dass ich mich ihm zuwende. Er zeigt sich mir zunächst von der schmutzigsten und rauen Seite, mit dem Willen, mich nicht loszulassen, sondern zu lieben. Ich lasse mich nicht abschrecken und bleibe bei ihm und schaue jeden Tag durch seine Scherben seinen heilen Kern an – was ihm gut tut.

Phase 3: Leon spürt eine intensive Beziehung zu seinem heilen Kern und fängt an, alle Schichten, die ihn verdecken nacheinander wegzuräumen (Job, OP, Begräbnis, Familie, Freundeskreis). Es erfolgt eine 360 ° Drehung. Leon schließt Frieden mit allem, ist zufrieden und glücklich. Ich freu mich mit ihm.

Phase 4: Leon steht nun auf eigenen Beinen. Er braucht mich nicht mehr, um geliebt zu werden und um den rechten Weg zu gehen. Er schaut mich nun erneut an und fragt mich ratlos: Und nun? Wie geht es weiter? Ich ziehe mich zurück und lasse ihn jetzt los. Er ist etwas unsicher und enttäuscht, doch schnell merkt er, dass er nun alleine stehen und gehen kann, ohne Stütze, und er entdeckt, wie schön das Leben ist und wie stark er ist. Ich freu mich für ihn. Bin aber auch traurig, weil er mich zurückgelassen hat, ohne mich zu seiner Frau zu erheben.

Phase 5: Wir treffen uns. Ich merke, dass Leonis Liebe nicht mir gegolten hat, sondern ihm selbst. Es tut mir weh bestätigt zu sehen, er braucht mich nicht. Ich habe gehofft, er lasse meinen inneren Schatz nicht aus den Augen und dass er ihn wertschätzt, sich irgendwie bedankt, nicht indem er mich fickt, sondern indem er mir Zeit gibt und mir zeigt, welchen Platz ich in seinem Leben habe. Aus Verzweiflung und als Schutzreaktion lasse ich mich beim Treffen nicht ficken, nein, ich ficke ihn – und gehe dann.

Phase 6: Wir verabreden uns unverbindlich. Niemand braucht was, niemand sucht was, niemand ist für den anderen verantwortlich, niemand schuldet dem anderen was. Wir sind zwei Erwachsene, unabhängig und selbstausreichend. Keiner weiß, was uns beide noch verbindet. Der Leoni, den ich von Anfang an geliebt habe, hat sich vertrauensvoll in die Hände seiner Eltern, Familie und Freunde begeben. Endlich kann er sich annehmen, sich in den Spiegel schauen und Frieden mit allem schließen. Ich brauche ihn auch nicht, um mich zu lieben. Ich habe meine Freunde, Familie und seelische Begleiter.

Und nun?

Nun kommt Gott ins Spiel. Er ist die Quelle der Liebe zu mir selbst. Er sagt mir, du bist im Kern heil und ganz. Als ich vor zweieinhalb Jahren erlebte, wie alles weg war und nur Asche zurückblieb, da klagte ich Gott an und fragte Ihn: „Warum? Warum hast Du mir alles weggenommen und mich bis auf die kleinsten Zellen verflucht?“ Ich habe gedacht, Er liebt mich nicht. Ich wühlte in der Erde, quasi in der Asche – da war sie nicht. Mich umgab Dunkelheit, Trümmer, ein sinnloses Dahinvegetieren, ich hatte das Gefühl, ich werde zersetzt und sterbe. Alles, was ich anpflanzte, ging dahin. Alles, was ich anfing, schaffte ich nicht zu Ende zu führen. Ich dachte, ich habe versagt, ich bin nichts wert und meine Existenz sei ein einziger Fehler. Ich hatte nichts mehr in mir, was ich lieben konnte. Meine Erfolge aus der Vergangenheit zählten nichts, denn ich war leer, aus meinem Herzen ist mir alles rausgerissen worden, nichts als Schmerz blieb zurück. Ich suchte nach Hilfe, doch niemand schaffte es mir zu helfen. Ich dachte nur: Alles Sichtbare ist weg, also gibt es mich auch nicht mehr. Ich konnte mich nicht vom Boden erheben, weil da nichts war. Wohin mit mir? Leere, Schmerzen, Schmutz und Dreck … wozu leben? Ein Kampf ums Überleben. Ich brauchte etwas Sichtbares, um zu kämpfen. Ich mietete mir einen Schrebergarten und kämpfte mit dem Unkraut und den Wetterverhältnissen. Es nahm kein Ende. Ich war einsam. Mittendrin im Jahr hörte ich auf und kündigte den Garten. Ich habe kapiert, nicht in der Erde und dem Acker liegt die Antwort; sie muss in mir liegen. Hätte ich in dem Garten etwas eingepflanzt, um es wachsen zu lassen und zu ernten, so hätte ich mein Inneres betrogen: Denn ich musste etwas in mir drin pflanzen. Was ich erlebte war aber was anderes. Ich schaute mich eines Tages aufmerksam an und entdeckte … ich muss nichts suchen und anpflanzen. Ich habe einen Schatz gefunden, der meinen Namen trug und ich spürte Liebe zu mir. Diese Entdeckung hauchte mir neues Leben ein. Plötzlich war in mir ein helles Licht. Von da an spürte ich, ich bin doch da. Und ich schaute zu den Sternen und war wieder eins mit Gott. Kein Mensch konnte mir durch zureden dieses Licht anzünden. Ich musste es erleben. „Du bist im Kern heil und ganz. Ich liebe dich. Alles was da zwischen uns liegt, was drüber wächst oder nach der Ernte wieder von der Oberfläche verschwunden ist, das macht nichts aus. Du bist da, ich bin da. Ich liebe dich, du liebst mich.“ Ja, das passierte im letzten Sommer. Dann musste ich mich meiner letzten Prüfung stellen: Meiner Krankheit. Ich wurde noch mal in die Schlucht geworfen. Doch am Ende kam ich heil heraus, ich habe ganz schnell wieder das Gleichgewicht gefunden, mit Gott, und umgab mich dabei mit Freunden, die es bestätigten. Bis dann Leon kam … Er sagte mir: Ich liebe dich. Und ich wollte weglaufen, denn niemand kann mich lieben wie Gott. Ich wollte mich weiterhin so lieben wie Gott mich liebt. Doch Leon sagte, habe keine Angst, vertraue mir. Ja und letzte Woche, da hat er mich verletzt, indem er nicht meinen Kern sah und ihn nicht liebte wie Gott, sondern all das, was alle in mir sahen. Ich suchte das Alleinsein, um wieder mit Gott eins zu sein/ werden. Dabei ging eine Tür zu Leon zu und ich möchte ihn eigentlich da nicht mehr rein lassen. Gestern waren wir wie zwei Fremde, wir hatten trotzdem Sex – eine Lüge.

 

Heute werden wir uns wieder sehen. Er kommt zu mir nach Hause … ich möchte ihn, wie gesagt am liebsten nicht mehr zu mir rein lassen. Aber ich will es noch einmal wissen. Wie sollen wir uns begegnen? Vielleicht sollten wir einmal über die Beziehung zu Gott sprechen?“ Ich war bei dir, als du dich durch Schichten von Dreck hindurch gewühlt hast, um dein inneres Licht da tief drin anzuzünden. Und als ich dir von meinem Wunsch nach einem Kind, irgendwann mal, erzählt habe, da sagtest du, wir sind beide krank und es wäre nicht richtig. Ich hatte plötzlich das Gefühl, als hättest du über meine leuchtende Flamme Wasser geschüttet und gleichzeitig auch über deine. Das tat weh und trennte mich von dir. Du warst sauer, nicht mehr auf dich, die Familie oder die dunkle Vergangenheit, sondern auf Gott. Du hast uns dadurch beide quasi zusammengeschlagen und dann bist du in deine Trauer abgestürzt, ja geflüchtet, zu deinem alten Leben, zu den falschen Freunden und der verlogenen Familie. Ich war fertig mit der Welt. Ich fühlte mich von dir mies behandelt und grob zurückgelassen. Musste mein Gleichgewicht mit Gott wieder allein finden, langsam meine Flamme wieder entzünden … Du hast mich enttäuscht. Und nun weiß ich nicht, ob es uns gut tut zusammen zu sein. Jetzt kommt es darauf an, ob wir das Gleiche fühlen, die Liebe zu Gott und uns selbst. Lieben wir uns selbst durch die Augen von Gott? Oder sehen wir nur das, was zu sehen ist durch unsere menschlichen Augen und fangen an, uns gegenseitig umzukrempeln? Oder wegzustoßen? Sex ist für mich nicht ficken. Denn beim Sex verbindet sich Gott mit der Erde, ich und du und am Ende ist mehr als Orgasmus da – es bleibt eine Erfüllung, eine Flamme der Liebe. Sex ist nur dann richtig, wenn wir uns echt lieben. Wir waren beide vor der Aktion am Freitag auf dem Weg Vertrauen aufzubauen. Dann haben wir uns verloren. Du wolltest danach weiter geliebt werden, ich hatte die Befürchtung, du übergießt mich wieder mit kaltem Wasser und tust mir weh.“

23. März 2015/ Montag

Heute habe ich versucht, uns beiden einen Weg vorzuschlagen, um da herauszukommen. Ich wollte mich kurz treffen, um sich in die Augen zu sehen, sich trotzdem zu umarmen und um sich einen Kuss zu geben. Ich dachte, wir machen einen Spaziergang und lassen uns dann ein paar Tage in Ruhe. Damit wir uns sammeln und ruhig überlegen können. Doch Leon will lieber bei den Eltern sein und sich dann mit einem Freund treffen … und er sagte mir, wenn es zwischen uns so ist wie die letzten Tage, dann will er nicht mehr. Das war ein Schlag ins Gesicht. Da fällt mir nichts mehr ein. Er liebt mich?

Ich glaube, es ist eher vorbei.

Ich schaue mich in der Wohnung um und sehe den Dreck der letzten Woche an. Überall sind Zeichen von ihm, Reste der Diskussionen und Unordnung.

06. April 2015/ Montag

Meditation: Sich jeden Morgen in der Stille im Schneidersitz setzen, die Augen zu machen, die Hände auf die Knie lagern und Gedanken und Gefühle kommen lassen. Heute habe ich dabei folgendes erkannt. Wenn man emotional mitten in Schmerzen ist oder gedanklich Kopf Kino hat, dann fühlt man sich niedergeschlagen und traurig. Man schaut in die Welt hinaus und sieht nur Schlechtes und Böses. Zu Hause herrscht dann meist Unordnung und Kälte, alles fliegt herum. Man möchte verzweifeln, fühlt sich hilflos und man meint, darin unterzugehen, wie in einem Sumpf. Alles tut weh, stinkt, wirkt vernichtend. Doch dann erinnere ich mich an das Bild von dem heiligen Tempel, der in jedem Menschen im Innern ist und wo Gott wohnt. Da ist es immer sauber, heile, ausgeglichen und schön warm. Man braucht dafür nichts tun. Wenn man meditiert, so kommt man mit diesem Ort in Berührung und ein Licht geht an. Man spürt alles Schmutzige und Böse noch einmal mehr. Doch indem man sich auf diesen Tempel konzentriert, geht alles langsam weg. Man spürt wieviel Kraft hoch steigt und wie die Energie einen ganz erfüllt. Plötzlich weiß man was zu tun ist: Mit dem Blick auf Gott öffnen sich die Augen für sich auf, als auch für den nächsten und man übernimmt Verantwortung. Wenn das Herz anfangen würde zu denken, würde es aufhören zu schlagen.

10. April 2015/ Freitag

Heute, beziehungsweise gestern hatte ich einen schlechten Tag … das bedeutet, alles um mich herum war belastend, ich fand kaum Platz für Gutes, denn von überall her kam nicht Energie, sondern Pflichten, Aufgaben, Regeln, Vorschriften und Probleme mit Konflikten. Ich wollte nur nach Hause, zurück zum heilen Kern. Wo kann ich mein Akku aufladen?, fragte ich mich. Hilfe! Zu nehmen weiß jeder, aber dafür im Gegenzug den anderen positiv aufladen, das fällt schwerer. Positiv aufladen heißt nicht Geld geben oder materiell zu entschädigen. Es heißt den anderen so sehen wie er/sie da tief innen drin ist und ihn/sie zu fördern. Es heißt aber andauernd, hilf mir hier, hilf mir da, zeig mir, lehr mich, begleite mich, und so weiter. Doch wer ist für mich da? Wer wäscht, spült saugt und putzt Staub für mich? Wer kocht für mich, zieht mich an und hört mir zu, wenn ich was hab? Wer geht für mich arbeiten, um Rechnungen zu bezahlen und um für das Auto und die Wohnung aufzukommen? Wer fördert meine Talente, sieht meine Potenziale, gibt mir Raum zur Entfaltung? Wer freut sich mit mir über meine Leistungen, Erfolge, bestandene Herausforderungen? Wer baut mich wieder auf, wenn ich Schmerzen habe, offene Wunden oder wenn ich mich verletzt fühle? Wer sagt mir jeden Tag, alles wird gut? Und lächelt? Wer nimmt mich an die Hand und unternimmt etwas Schönes mit mir? Ja, das alles gebe ich mir selbst. Aber auch nicht ganz – ich bekomme die Kraft dazu durch die Berührung mit Gott in mir innen drin. Indem ich die Begegnung mit ihm suche, stelle ich mich zunächst meinem heilen Kern entgegen. Ich spüre Erleichterung, Liebe, eine Quelle, die einfach ohne mein Zutun fließt und alles erneuert. Dann begegne ich meinem Körper. Oft ist er müde, tut weh, hat Hunger oder Durst oder stinkt und muss gewaschen werden. Wenn diese beiden Phasen durchlaufen werden, kommt die Zuwendung dem Umfeld zu; ob es die Katze ist im Moment, oder mein Schatz oder eben seit kurzem der Job im Supermarkt, wo ich einfach nur putze. Nach Arbeitsschluss bin ich bereit für die Gesellschaft, das heißt Papierkram ordnen/ erledigen oder sich für ein Ehrenamt engagieren und so weiter. Am Nachmittag dann, kommt das Essen und Ausruhen. Eventuell muss dann der Haushalt gemacht werden oder noch eingekauft werden. Danach bin ich für Sachen bereit, wie zum Beispiel mit Leoni zu kuscheln oder ein Film zusammenzugucken oder sich mit Freunden zu treffen oder einfach nur ein Buch zu lesen oder zu baden. Am Ende des Tages kommt noch ein stilles Gebet zu Maria und Gott und dann kommt auch schon die Schlafenszeit … alles wird an seinen Platz gelegt, der Körper kommt zur Ruhe. Nun, das ist der Tag wie ich ihn für mich gestalte, um mit mir in Balance zu leben. Ich mache mir gerade Gedanken wie es ist, wenn ich Leoni jetzt doch in mein Leben lasse? Mit ihm teile ich ein Stück der Krankheit, mit ihm teile ich Gott und mit ihm teile ich Sex. Was heißt ich liebe dich, wenn er mir oder ich ihm das sage? Heißt das, ich akzeptiere deine Krankheit, ich liebe genauso wie du Gott und ich habe gerne mit dir Sex? Ehrlich gesagt, ist mir egal was die anderen über ihn sagen. Soll er doch für diese Menschen ein Vollidiot sein, ein Drogendealer oder ein einfacher Arbeiter ohne Schulabschluss und ohne Ausbildung. Ja, er war/ ist krank und ja er hat nichts außer sich. Sein Leben ist ein Scherbenhaufen, so dass er den Glauben an sich selbst verloren hat. Aber Gott, weißt Du was? Ich liebe ihn. Nur weiß ich im Moment nicht, wie ich mit ihm umgehen soll. Ich muss auch an mich denken, weil mein Leben ebenfalls ein Scherbenhaufen ist. Ich baue mir gerade alles langsam auf. Ich kann ihn nicht mittragen. Er wiederum kann mir in meinem Leben nicht viel helfen. Er muss jetzt auch an sich denken. Mein Leben wäre in Butter, wenn ich einfach nur Routine in den Alltag rein bekommen würde. Ich weiß nicht, wie ich Leoni in diesen Alltag einbauen soll. Wir leben nicht zusammen, das heißt wir sind auf das Telefon angewiesen und auf freie Zeit, in der wir Lust haben aufeinander. Er sucht viel Aufmerksamkeit, sagt mir oft „Ich liebe dich“ und er möchte alles von mir wissen. Ich liebe ihn auch, aber wenn ich ihn in mein Leben einbauen soll, dann muss er mich schon heiraten und mit mir etwas aufbauen wollen und das bedeutet, all das, was er/ich an Heil und Liebe in sich/mir spürt, auch außerhalb von uns herstellen muss, aufbauen, um einander auch körperlich zu begegnen, ob am Esstisch, im Café oder auf der Straße. Wir sind beide Hartz IV-Empfänger, das heißt, wir sind nirgendwo im Einsatz, um die Welt zu verbessern. Im Moment verbessern wir uns selbst, wir schauen zu, dass wir gesund werden. Die Liebe, die wir zueinander spüren, steht auf der Probe. Wir sehen Krankenhäuser, wir haben kein Geld zum Leben, wir leben am Rand der Gesellschaft. Wir sind jeder für den anderen Last, keiner kann dem anderen helfen. Dies auszuhalten ist schwer. Am Ende ist es wahrscheinlich so, dass wir uns gegenseitig verbessern wollen und uns dann hassen … Ich hoffe nicht! Wie kann ich sagen, ich liebe dich ohne für den anderen die Verantwortung zu übernehmen? Wir sind zu schwach. Ich bin zu schwach für Leoni, weil ich noch nicht mal für mich sorgen kann. Was heißt dann „Ich liebe dich“? Vielleicht müssen wir das so stehen lassen. Wir lieben einander, doch im Moment brauchen wir eben Ärzte und unsere Eltern und Freunde, die uns unterstützen und uns hoch kommen helfen. Wir müssen auf die Beine kommen, klarkommen, stark werden. Und wie finden wir zusammen? Gott, wenn Leoni und ich zusammengehören, für immer, dann gib uns eine Chance, gib uns ein Zeichen, zeig uns einen Weg. Ich fühle mich im Moment einsam, habe Angst Leon zu verlieren, gleichzeitig aber auch die Berührung zu mir selbst. Ich brauche eine Arbeit, die mich würdigt, um Achtung vor mir selbst zu bewahren. Denn wie soll ich lieben, also Liebe schenken und nicht dafür sorgen, dass es da draußen ein Stückchen besser wird? Ich möchte zum Heil der Welt beitragen, um meiner Familie, meinen Freunden und meinem Mann sagen zu können: Alles wird gut, ich liebe mich und dich und schau, da überall ist es schön, ist es gut, ich glaube an Gott, an das Gute in der Welt! Nur weißt Du was, Gott? Seit meiner Krise in Düsseldorf sehe ich eher nur Böses. Die Menschen sind böse, die Welt ist böse, überall Vergeltung, überall Betrug, überall Nutznießer, die noch mehr Schmutz und Dreck verursachen und Ungerechtigkeiten verstreuen, überall Leute, die nach dem Sahnehäubchen greifen, um sich aufzupeppen. Es tut weh im Kopf und im Herzen und das macht krank. All das zu sehen macht krank, man sieht keinen Sinn sich dafür zu opfern, sich dafür zu engagieren und sich dafür den Arsch aufzureißen. Viele ergreifen die Flucht nach vorn und tun nur so als würden sie für eine bessere Welt arbeiten, aber eigentlich denken sie nur an sich selbst, um einen Mangel zu stillen. Ja, aber in Wirklichkeit möchte ich das alles nicht so sehen. Ich möchte an Gutes glauben, an Dich, Gott. Jeden Tag diese schreckliche Realität sehen und dann trotzdem das Gute, das Glänzende und Gesunde zu fördern. Ich bitte Dich, lieber Gott, hilf mir dabei. Hilf mir bitte, denn ich bin so schwach. Hilf mir, wenigstens meinen glänzenden Kern zu sehen und zum Leuchten zu bringen, nicht für die Welt, für mich und für Dich.

 
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