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Der Fatalist

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XV

Wie wir Beide herumgeirrt und herumgekreist, ist gar nicht wiederzugeben! Die Laternen halfen uns gar nicht; sie durchdrangen nicht im Geringsten jenes weiße, beinahe helle Dunkel, das uns umgab. Wir verloren uns häufig, obgleich wir einander zuriefen und beständig ich: »Tegleff! Ilia Stepanitsch!« – Semen: »Herr Tegleff! Ew. Wohlgeboren!« schrieen. Der Nebel hatte uns so verwirrt gemacht, daß wir wie im Schlafe herumtaumelten; wir wurden Beide bald heiser: die Feuchtigkeit drang bis in die Brust hinein. Mit großer Mühe erreichten wir, Dank den Lichtern an den Fenstern, unser Haus. Unser gemeinschaftliches Suchen hatte zu Nichts geführt, wir störten uns einander, und deshalb beschlossen wir daß jeder unabhängig von dem Andern seinen Weg verfolgen sollte. Seinen ging nach links, ich nach rechts und ich hörte bald seine Stimme nicht mehr. Der Nebel schien in meinen Kopf gedrungen zu sein, ich taumelte sinnlos umher und schrie bloß: »Tegleff, Tegleff!«

»Hier!« erhielt ich plötzlich zur Antwort.

Gott! wie ich froh war! Wie stürzte ich nach der Richtung, aus welcher die Stimme kam . . . Eine menschliche Gestalt erschien vor mir . . . ich lief auf sie zu, . . . endlich!

Aber statt Tegleffs sah ich einen andern Officier vor mir, der bei derselben Batterie stand und Telepneff hieß.

»Sind Sie es, der mich geantwortet hat?« fragte ich.

»Und sind Sie es, der mir gerufen hat?« fragte er seinerseits.

»Nein, ich rief Tegleff!«

»Tegleff? Dem bin ich ja eben begegnet. Was für eine dumme Nacht! Man kann nicht den Weg nach Hause finden!«

»Sie haben Tegleff gesehen? Wo ging er hin ?«

»Ich glaube dahin!« Der Officier wies mit der Hand in den Nebel. »Aber man kann sich jetzt gar nicht mehr zurecht finden. Wissen Sie z. B. wo das Dorf liegt? Die einzige Rettung läge darin, daß man einen Hund bellen hörte – eine dumme Nacht! Erlauben Sie meine Cigarre anzuzünden . . . mit ihrem Feuer kann man sich wenigstens den Weg beleuchten.«

Der Officier war, wie ich bemerkte, ein wenig angeheitert.

»Tegleff hat Ihnen nichts gesagt?« fragte ich.

»Allerdings! Ich sagte ihm: Wie geht’s, Freund? er aber: Lebe wohl, Freund! Wie, lebe wohl?«

Weßhalb lebe wohl? Ich will, fuhr er fort, mich gleich erschießen! Ein sonderbarer Kauz!«

Der Athem versagte mir. »Sie sagten mir, er habe Ihnen . . .«

»Ein sonderbarer Kauz!« wiederholte der Officier und ging weiter.

Ich war vor Bestürzung, in die mich die Eröffnung des Officiers versetzt, noch nicht zu mir gekommen, als mir mein eigener Name, mehrere Male aus vollem Halse gerufen, zu Ohren drang. Ich erkannte die Stimme Semens. Ich antwortete . . . Er kam zu mir.

XVI

»Nun,« fragte ich, »hast Du Ilia Stepanitsch gefunden ?«

»Ja wohl!«

»Wo?«

»Nicht weit von hier!«

»Wie hast Du ihn gefunden? lebt er?«

»Aber natürlich! Ich habe ja mit ihm gesprochen. (Mir wurde es leichter um’s Herz.) . . . Er sitzt da unter einer Birke, im Mantel . . . sonst bemerkte ich nichts. Ich melde ihm: Belieben Sie, Ilia Stepanitsch, nach Hause zu gehen – Alexander Wassiliewitsch ist Ihretwegen sehr besorgt. Er aber antwortet: Er macht sich unnütze Sorge. Ich will in freier Luft bleiben! Mir thut der Kopf weh; gehe nach Hause! Ich komme später!«

»Und Du bist dann fortgegangen!« schrie ich auf und schlug die Hände zusammen.

»Wie denn-anders? Der Herr hat mir ja zu gehen befohlen! Wie konnte ich bleiben?«

Die ganze frühere Angst überfiel mich wieder.

»Führe mich sofort zu ihm! – hörst Du! sofort! Ach, Semen, Semen! Das habe ich von Dir nicht erwartet! Du sagst, er sei nicht weit von hier?«

»Ganz nah! – dort, wo das Birkenwäldchen anfängt – da sitzt er. . . Vom Flusse, vom Ufer werden es kaum dreißig Schritte sein. Wie ich am Flusse entlang ging, habe ich ihn auch gefunden!«

»Gehen wir hin! Führe mich!«

Semen ging voran. »Kommen Sie nur hierher – wir brauchen nur zum Flusse hinunterzugehen – da findest wir ihn sofort!«

Doch statt zum Flusse zu kommen, kamen wir auf eine Wiese und stießen auf einen leeren Stall.

»Halt!« rief Semen, »ich habe Sie wohl zu sehr nach rechts geführt! – Man wird sich mehr nach links halten müssen.

« Wir gingen in dieser Richtung – und geriethen in so hohes und dichtes Unkraut, daß wir nur mit Mühe wieder herauskommen konnten . . . ich erinnerte mich gar nicht, solches Unkraut in der Nähe unseres Dorfes gesehen zu haben!

Dann fühlten wir plötzlich Morastgrund unter unseren Füßen, es zeigten sich runde Mooserhöhungen, die mir ebenfalls unbekannt waren. Wir gingen zurück und befanden uns einer kleinen Anhöhe gegenüber, auf der eine Strohhütte stand – es schnarchte Jemand darin. Ich und Semen riefen mehrmals hinein – hinten regte sich etwas, Stroh knisterte und eine rauhe Stimme rief: »Ich halte Wache!« Wir gingen wieder zurück . . . Feld, überall Feld – Feld ohne Ende!

Ich war dem Weinen nahe. . . die Worte des Narren im König Lear: »Die Nacht wird uns Alle zu Thoren und Tollen machen.« kamen mir in den Sinn.

»Wo sollen wir nun hingehen?« fragte ich Semen in Verzweiflung »Uns, gnädiger Herr, hat der Waldteufel irre geführt . . . « antwortete der außer Fassung gekommene Diener. »Das ist nicht umsonst . . . Das geht nicht mit rechten Dingen zu.«

– »Ich wollte ihn schelten – doch in diesem Augenblicke hörte ich einen vereinzelten schwachen Schall, der sofort meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Es war ein schwacher Knall, gerade wie wenn Jemand einen dicken Pfropfen aus einem langen Flaschenhalse zieht. Der Schall war nicht weit von dem Orte, wo ich stand, ausgegangen. Warum dieser schwache Schall solchen Eindruck auf mich gemacht, mir von so besonderer Art schien – weiß ich nicht zu sagen, doch folgte ich sofort seiner Richtung.

Semen ging hinter mir her. Nach einigen Augenblicken dämmerte etwas Hohes, Breites schwarz durch den Nebel.

»Das Wäldchen! da ist es, das Wäldchen!« rief freudig Semen. . . da, da sitzt ja auch der Herr unter der Birke . . . wo ich ihn verlassen, da sitzt er noch . . . Ja wohl, das ist er!l«

Ich strengte meinen Blick an – wirklich, da saß Jemand unter der Birke, auf die Erde gebückt und den Rücken uns zugekehrt. Ich lief auf ihn zu und erkannte Tegleffs Mantel, Tegleffs Gestalt, seinen auf die Brust geneigten Kopf . . . »Tegleff,« rief ich – doch antwortete er nicht.

»Tegleff!« wiederholte ich und legte die Hand auf seine Schulter.

Da neigte sich plötzlich sein Oberkörper, dem Drucke meiner Hand, als wenn er ihm nicht unerwartet käme, nachgebend, vorn über und er fiel auf das Gras. Ich und Semen hoben ihn sofort auf und kehrten sein Gesicht nach oben. Es war nicht bleich, aber leblos, bewegungslos; die weißen, festgeschlossenen Zähne kamen zum Vorschein – die Augen, offen, doch starr, noch mit ihrem gewöhnlichen, schläfrigen und verschiedenen Blicke . . .

»Gott!« rief Semen und zeigte mir seine mit Blut bedeckte Hand. . . »Das Blut kam unter dem aufgeknöpften Mantel Tegleffs hervor – es floß aus der linken Seite seiner Brust.

Er hatte sich mit einer kleinen, einläufigen Pistole erschossen, die neben ihm lag. Der schwache Schall, den ich gehört, war der Widerhall dieses verhängnißvollen Schusses gewesen! —

XVII

Tegleffs Selbstmord setzte seine Kameraden nicht in Erstaunen. Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß nach Ihrer Meinung Tegleff als »Fatalist« irgend einen unerwarteten Streich ausführen müßte, doch gerade diesen hatte man schwerlich von ihm erwartet. In seinem Briefe an den Batterie-Chef bat er diesen zunächst, den Seconde-Lieutenant Ilia Tegleff aus der Regimentsliste, als durch Selbstmord getödtet, streichen zu lassen, und fügte hinzu, daß man in seiner Chatouille mehr baares Geld finden werde, als seine etwaigen Schulden betragen möchten; ferner lag in dem Couvert ein zweites, unversiegeltes Schreiben an eine hohe Persönlichkeit, die damals die ganze Garde commandirte, das er derselben zu überreichen bat. Diesen zweiten Brief lasen wir natürlich alle; einige von uns nahmen selbst Abschrift davon. Tegleff hatte augenscheinlich viel Mühe auf die Abfassung dieses Briefes verwendet. – . . Sie, Ihre . . . Hoheit (so fing, glaube ich, der Brief an), »sind so strenge und bestrafen die kleinste Nachlässigkeit und geringste Abweichung von der Form, wenn vor Ihnen, bleich und zitternd, ein Officier erscheint – ich aber werde Jetzt vor unserm gemeinsamen, unbestechlichen Richter erscheinen, der unermeßlich mächtiger, als selbst Ihre . . . Hoheit ist – und doch erscheine ich vor ihm einfach, im Mantel, selbst ohne Halstuch.« Einen schweren, unangenehmen Eindruck machte diese Phrase auf mich, deren jedes Wort, jeder Buchstabe, von der kindischen Hand des Verstorbenen mit der größten Sorgfalt niedergeschrieben war. Wie konnte er es denn der Mühe werth erachten, fragte ich mich, solchen Unsinn in solchem Augenblicke zu ersinnen? Tegleff schien aber gerade diese Phrase gefallen zu haben, er hatte auf sie die Häufung von Schwulst und Beiworten à la Marlinski, wie es damals Mode war, verwandt. Etwas weiter erwähnte er der Verfolgungen seitens des Schicksals, seitens der Menschen, seines Berufes, den er nicht ausgefüllt habe, des Geheimnisses, das er mit sich in’s Grab nehme, der Menschen, die ihn nicht verstanden hätten. Er führte selbst Verse eines Dichters an, der von den Menschen sagte, daß sie das Leben – wie die Hunde ihre Halsbänder trügen und sich wie Kletten an das Laster hängen . . . dies Alles war überdies mit orthographischen Fehlern untermischt. Dieser Brief des armen Tegleff, den er vor seinem Tode geschrieben, war, man muß es, gestehen, schrecklich abgeschmackt – und ich kann mir das verachtende Erstaunen der hohen Persönlichkeit, an die er gerichtet war, lebhaft denken – ich kann mir vorstellen, mit welchem Tone sie: »Schlechter Officier! Unkraut muß ausgerottet werden« – ausgerufen hat.

 

Nur am Schlusse des Briefes hatte sich ein aufrichtiger Schrei dem Herzen Tegleffs entrungen: »Ach! . . . Hoheit,« so schloß der Brief – »ich war eine Waise – Niemand war da, um mich in meiner Jugend zu lieben – Alle stießen mich von sich – das einzige Herz aber, das sich mir hingegeben – das habe ich selbst gebrochen!«

In der Manteltasche fand Semen Tegleffs Notizbuch, von dem er sich nie trennte. Doch beinahe alle Blätter waren ausgerissen, nur eines war geblieben, auf dem folgende Berechnung stand:

Napleon, geb. den 15. Aug. 1769
1769
8 (Aug.d. 8. Mon.)
—–
Im Ganzen 1792
—–
1
7
9
2
—–
Im Ganzen 19!
Napoleon starb den 5. Mai 1825
1825
5
5 (Mai d. 5. Mon.)
—–
1835
1
8
3
5
—–
Im Ganzen 17!
Ilja Tegleff, geb. den 7. Jan. 1811
1811
7
1 (Jan. d. 1. Mon.)
—–
Im Ganzen 1819
—–
1
8
1
9
—–
Im Ganzen 19!
Ilja Tegleff gest. d. 21. Juli 1834
1834
21
7 (Juli d. 7.Mon.)
—–
1862
1
8
6
2
—–
Im Ganzen 17!

Der Arme! Der fatale Irrthum in Betreff des Todesjahres seines großen Vorbildes war allerdings des Fatalisten Schuld, und Annahmen solcher Art hatten ihn vielleicht bestimmt, gerade in der Artillerie Carrière machen zu wollen. —

Als Selbstmörder begrub man ihn außerhalb des Kirchhofes – und Niemand dachte mehr an ihn.

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